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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192402229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-02
- Tag1924-02-22
- Monat1924-02
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1924
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öt- LL. Beilage,«m Niefeer Tageblatt. Freltag, SS. Februar 1N?4, abend». 77. Jabrg. „M, i - - , Ikl MI«»«»! W W MU «Schpscher Landtag. , slk. Dr « » den, 21. Februar 1924. vor Eintritt 1« die Tagesordnung fragt Abg. Beutler (Dni, warum der von seiner Partei eingebrachte Misi» «ranenSantrag nicht auf -le Tagesordnung gestellt sei. — Präsident Winkler erklärt, die Annahme deS Antrages würde gegen Art. 37 der Verfassung verstobe». Die heutige Sitzung ist nicht „die nächste" Abg. Böttcher (Kom.) wünscht ebenfalls heute noch die Behandlung des Antrages. Der AngrtsfSmut der Deut ch- nationalen sei nicht sehr stark. Das liege daran, daß die Ne gierung augenblicklich in Berlin Versuche unternehme, eine Belassung des Ausnahmezustand- in Sachsen zu erzielen, damit die brüchige RegterungSkoalitton nicht in die Lage komme, eine Entscheidung zu sällen, durch die sie in Krisen gefahr geraten könnte. Was das Präsidium mit der Regie rung hier treibe, sei nichts als niedrigste politische Drücke- bergeret. Präsident Winkler: SS sind nicht politische Kniffe, dir nnS zu unserer Stellungnahme veranlassen, sondern das Pflichtgefühl, die Verfassung zu verteidigen. Ministerpräsident Heldt: Herr Böttcher hat behauptet, die jetzige NegierungSkoa- lttton sei brüchig und die Negierung habe nicht den Mut, zur Frage der Beibehaltung oder Aushebung des Ausnahmezu standes Stellung zu nehmen, und baß sie deshalb nicht wünsche, daß heute der Mtßtrauensantrag verhandelt werde. Demgegenüber möchte ich feststellen: T«ie Regierungökoali- tion sei durchaus nicht brüchig, sie stehe im Gegenteil fester da als im Anfang. Sie hat auch keine Veranlassung, einer Entscheidung über die Frage des Ausnahmezustandes aus dem Wege zu gehen. General von Geeilt hat an den Reichs präsidenten ein Schreiben gerichtet, worin er gebeten hat, ihn von seinem Amte zu entbinden, das er aus Grund der Verordnung vom 8. November 1923 erhalten hat. Der Reichspräsident hat dem Oberkommandierender! das zuge- lagt. Die Neichsregierung hat aber dazu noch nicht Stellung genommen, was nach dem 1. März geschehen soll. Solange das nicht geschehen ist, hat auch die sächsische Negierung keine Veranlassung, zu der Frage Stellung zu nehmen. Ans dieser Sachlage ergibt sich, daß die vom Abg. Böttcher gegen die Regierung erhobenen Borwürfe vollkommen unberechtigt sind. Das Haus beschließt, den Mibtrauevsantrag der Deutsch nationalen aus die Tagesorduung der nächste« Sitzung zu stellen. Zwei Anträge auf Genehmigung der Strafverfolgung des Abg. Siewert werden abgelehnt. Das Gesetz über die Aufwandsentschädigung der Landtagsabgeordncte« wirb ohne Aussprache in folgender Acnderung angenommen: „Einem Abgeordneten, der auf Grund der Geschäftsord nung des Landtages ausgeschlossen wird, steht auf die Dauer der Aus.chlietzung, und zwar für die gesamte Zeit vom ersten bis zum letzten Ausschlußtage keine Aufwandsentschädigung zu. Dies gilt auch für den Fall, daß der ausgeschlossene Ab geordnete in einem Ausschuß, im LandtagSvorstande oder im Aeltcstenrat durch einen anderen Abgeordneten vertreten wird." Abg. Renner (Kom.) ruft: Das ist ein Maulkorbgesetz! Präsident Winkler: Für Sie mag es ein Maulkorbgesetz sein. Für mich bedeutet es etwas viel Schlimmeres: Ich soll wegen der Verschärfung der Geschäftsordnung auS meiner Organisation ausgeschlossen werde«. Eine längere Aussprache entspann sich bet den Nach tragskapiteln, die die staatliche« Werke betreffen. Die Kom munisten rollten hierbei die Frage der Aussperrung beim Staatlichen Steinkohlenwerke Zauckerode auf und behaupteten, die Regierung nütze ihre Macht aus, die Bergarbeiter unter die Fuchtel der Kapitalisten zu brin gen. Fiuanzministcr Reinhold pariert geschickt den kommu nistischen Angriff und wies darauf hin, daß er nicht als Ver treter irgendwelcher privaten Interessen handelte, sondern als Vertreter der Allgemein-Jnteressen, als er die Macht- Teutscher Reichstag. vüz. Berlin, Len 21. Februar 1924. Am Regierungstische: Minister für die befehlen Gebiete Dr. Höfle, Iustizminister Emminger. Präsident Lobe eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 20 Min. Tie Psalz-JnterpeUattoncu. Auf der Tagesordnung stehen die gemeinsame Inter pellation des Zentrums, der Deutschen Volkspartei und der Deutschnationalen über die Separatistenbeweguug in der bayerischen Nheinpfalz, die demokratische Interpellation über die Vorgänge in der Pfalz und der deutschnationale Antrag, de« die Verurteilung der des Hochverrats im besetzten Gebiet beschuldigten Personen fordert. Minister für die besetzte» Gebiete Dr. Höfle beantwortet die Interpellationen. Der Minister stellt mit Genugtuung fest, baß die vaterländische Gesiunuug der Be völkerung der besetzten Gebiete über jeden Zweifel erhaben ist. (Beifall.) Zur Beurteilung der Verhältnisse in der Pfalz haben die Interpellanten bereits durch chlagendeS Ma terial beigebracht. Der Separatismus als iolcher dürste im Rheinland endgültig erledigt sei». Das, was die Franzosen dabei erfahren haben, sollte doch für sie eine Warnung fein, endlich alle Hoffnungen auf den Separatismus fahren zu lassen. Aber es hat den Anschein, als ob die Franzosen jetzt einen Feldzug eröffnen gegen alle diejenigen, die in der Ab wehr gegen die Separatisten gestanden haben. Bisher wa ren die Verhältnisse auf Grund des Nyeinlandabkommens geregelt: sie waren drückend, aber einigermaßen erträglich. Inzwischen hat sich aber ein System herausgebtldet, das sür die Bevölkerung unerträglich geworden ist. Im Rheinland sind 14»lwü Besatzungstruppe«, darunter ISülM Farbige. "Neue Gelder werbe» fast jeden Tag gefordert. Es hat den Anschein, als ob die Franzosen, nachdem sie ihr Ziel durch den Separatismus nicht erreicht haben, nach anderen Mit teln suchen, um doch zum Ziel zu gelangen. 14V VOV Aus, gewiesene dürfe« noch immer nicht »nrückkehre«. (Hört! Hört!) lSVV Gefangene sind «och immer nicht befreit. Trotz dieser Bedrückung hat die Besatzungstruppe ihr Ziel nicht erreicht, darum versuchte sie es mit dem Separatismus. Der Separatismus war nur möglich, gestützt aus die französischen Bajonette. (Lebhafte Zustimmung.) Die Förderung der se paratistischen Bewegung durch die Franzosen läßt sich auch durch die Erklärung de» General» d« Metz nicht aus der Welt schassen. Als der Minister besten Erklärungen ver- liest, ertönten lebhafte Pfuirufe: Unverschämtheit, Lüge! Den separatistischen Hochverrätern konnten die deutschen Ge richte nicht beikommen, weil die Rheinlandkommission ihre schützende Hand über sie hielt. Dann wurde die deutsch« Po lizei entwaffnet. Dies« hätte genügt, in einer Nacht dem ganzen Separatismus ein Ende zu machen. Trotz aller Un- terstütuuu» de« Lranzolen wurde mit Leu Separatisten aus. mittel des Staate» gebrauchte, um die Arbeiter in Zaucke rode zur Annahme des für ganz Deutschland gültigen Schiedsspruches zu zwingen. Er betonte, daß alle Schichten der Bevölkerung mehr arbeiten müßten, wenn unsere Wirt- schäft wieder in die Höhe kommen solle, bte Arbeiter der Staatlichen Werke könnten von den nötigen Mehrleistungen nicht ausgeschlossen werden. Sämtliche Nachtragskapttcl wur den schließlich bewilligt. Ueber die heute erledigten Kapitel soll noch eine dritte Lesung stattfinden. Verschiedene Lchulfraße«. Bei weiteren Nachtragskapitcln bemerkt Abg. Blüher (DBP.), eS sei ihm mitgetetlt worden, Prosestore« von der Technische» Hochschule abzubaue«. Er bitte die Negierung, sich zu überlegen, ob dieser Abbau wirklich burchgesührt wer- den müsse. — Aba. Ztller (Du.) schließt sich den Beden ken des Vorredners an. Der Gesetzentwurf über die Durchführung des Perso nalabbaus in den Schulen geht ohne Aussprache an den Aus schuß zur Vorberatung. — Der Entwurf eines Gesetzes zur Acnderung des Gesetzes Uber die Gemeinschaftserziehung an höhere» Schule» findet in der Ausschußfassung Annahme. Weiter begründet Abg. Börner (Dnt.) seinen Antrag: Der Landtag wolle be chließcn, baß die Negierung eine Ver ordnung erläßt, nach welcher für den Besuch von Vcrsnchsschule« der Bezirköschnlzivang nicht besteht und die Nachgeordnete» Schulbehörden angewiesen werden, Gesuchen um Ucberwei- snng von Kindern an gesetzliche Volksschule» zu entsprechen. Redner weist auf die Lurch Gerichtsurteil scstgestelltcn Vor gänge bei der VcrsuchSschule in Leipzig-Connewitz hin und auf die Feststellung, daß diese Schule eine ganz anders gear tete als die normale gesetzliche Volksschule sei. Mit dem Verbot einer Anzahl Lehrbücher sür Ge'chichte in den höhere« Schulen beschä tigte sich Abg. Siegelt (Dn ) in einem Anträge. Eine monarchistische Tendenz sei in den meisten der verbotenen Bücher nicht enthalten. In humori- stisch-iatyrischer Weile zeigt er, wie die Gedichte ans der „verrotteten militaristischen Zeit" ganz gut verwendet wer ben könnten, um den Kindern die „glorreiche" deutsche Repu blik vor Augen zu stellen. Redner beantragt, die Negierung zu ersuchen, die Verfügung des Volksbildungsministeriums vom 21. Dezember 1023 sowie eine weitere Verfügung des Wirtschastsmintstcriums unverzüglich wieder aufznhebcn. Redner begründet dann eine Anfrage über den Religions unterricht in der Volksschule und daS Eingreifen in die'cm Unterricht seitens des Bezirksschulrats Arzt in Dresden. Dieser habe sogar persönlich in den Unterricht cingegrisicn. Das habe die Elternschaft tief empört, denn Arzt sei der Vor kämpfer der religionslosen Schule. Er kann nicht Sachwalter der von ihm bekämpften Kirche sein. Wir bestreiten ihm die Berechtigung hierzu und zweifeln auch seine Befähigung an. Wir lege« Verwahrung gegen eine Beaufsichtigung des Re ligionsunterrichts dnrch einen Freidenker ein. Eine weitere Anfrage desselben Abgeordneten betrifft das Verhalten des Schulvorstandes zu Sofa in einer Wohnungsfrage. Ministerialdirektor Tr. Völker: Tie Schule dürfe nicht zu einem Orte gemacht werden, wo politische Streitig keiten ausgekochten werden. Jeder Bezirks chulrat habe nach der Verfassung den gesamten Unterricht zu überwachen, also auch den Religionsunterricht. Der Fall So!a habe sich dem Ministerium bisher noch nicht als ein Nechtsbruch dargestcllt. Ein Vertreter des Wirtschaftsministeriums begründet daS von ihm erlassene Büchcrvcrbot. Nur den Schülern seien gewisse Bücher verboten, nicht den Lehrern. Er werde seine Verordnung nicht zurücknehmen. Abg. Grellmann (Tn.) begründet einen Antrag über die Aufnahme von begabten Schülern in die Sexta des Gym nasiums schon nach drei Jahren aus Klasse 8 der Volksschule. Ministerialdirektor Wölker erwidert, ein solcher Fall sei nur ein einziges Mal vorgckommen. Nach weiterer Aussprache gehen die Anträge zur Vor beratung an den Ausschuß. Die Sitzung dauert fort. — Nächste Sitzung, Donners tag, den 28. Februar, 1 Uhr. geräumt durch das einmütige Zusammenstehen der Deut schen in der Pfalz. Wir «chulden wärmste« Dank den Füh rern der politischen Parteien und den Gewerkschaften aller Richtungen, -en Geistlichen aller Konfessionen und ganz be sonders dem Bischof von Speyer. (Beifall.) Geblieben ist eine schwere Störung der Verwaltung und der allgemeinen Wohl- sahrt. Wir wünschen eine schnelle und gerechte Lösung der Reparationsfrage, diese hat aber zur Voraussetzung die Wie derherstellung der Einheit des deutschen Wirtschaftslebens, der deutschen Verkchrseinheit, der dcut'chen Verwaltung und des freien Verfügungsrcchts des Deutschen Reiches über alle seine Wirtschaftsgebiete. (Beifall.) Die von manchen Seiten gewünschte Einstellung der Bcsatzungskosten würbe nur neues Elend über die Bevölkerung des besetzten Ge bietes herbeiführen. Auf die Dauer ist die Zahlung der Bc- satzungskosten im jetzigen Ausmaß nicht möglich, aber im gegenwärtigen Augenblick sehe ich keine Möglichkeit, sie einzustellen. Die Regierung hat beschlossen, die ausgewie senen Privatpersonen in derselben Weise zu unterstützen wie die ausgcwieicnen Beamten der Gehaltsgruppen 5, 8 und 11. Die Regierung wird nicht erlahmen, mit allen Kräf ten ans eine Wicdcrgutviachnng des der rheinischen Bevöl kerung zngesttgtcn Unrechts hinznwirkcn. (Lebhafter Beifall.) Reichsjustizministcr Emminger bittet, den Antrag der Deutschnationalcn auf sofortige Aburteilung der Hochver räter im besetzten Gebiet dem NechtSansschuß zu überwei sen. Der Grundgedanke ist durchaus verständlich, die prak tische Entscheidung aber schwierig. Es muß geprüft werden, ob das gewünschte Ziel in einer Weise erreicht werden kann, wodurch nicht anderweitig Schaden gestiftet wird. Abg. G e ck-Mannheim (Soz.) betont die nationale Einig keit in diesem Abwchrkampfe. Sie sei aber geschädigt wor ben dnrch die Art, wie die nationalistische Presse, aber auch offiziöse und offizielle Acußerungen der bayerischen Negie rung die Haltung der pfälzischen Sozialdemokratie verdäch tigt haben. Dadurch sei es möglich geworden, daß in Parts die Behauptung Glaube» fand, Dreivicrtel der pfälzischen Bevölkerung ständen auf der Seite der Separatisten. An der zuverlässigen und im besten Sinne vaterländischen Hal tung der pfälzischen Sozialdemokratie könne kein Zweifel sein. Die Behauptung, der Abgeordnete Hoffmann-Kaisers- lantern habe die Loslösung der Pfalz vom Deutschen Reiche angestrebt, sei eine ungeheuerliche Verleumdung des Herrn Knilling gewesen, die allerdings nach wenigen Tagen im bayerischen Landtag zurückaenommen werden mußte. Abg. Dr. Zapf (DBP.) schildert die furchtbaren Lei den, die die pfälzische Bevölkerung unter dem Druck der französi'chen Besatzung und des Separatistenterrors erdul den mußte. Die französische Politik habe zielbewusst und ge schickt alle Mittel zur Schwächung Deutschlands benutzt. Frankreich habe das Rheinland zu einem großen Kolonial land gemacht, dessen Einwohner rechtlos seien. Der Redner appelliert an da» liberale und vernünftige Frankreich — ein solche» gebe eS auch noch —, sich zu über, legen, ob es richtig war, die nationalen Leidenschaften ganz Deutschland» in der ge chehenen Weise aufzupeitschen. Von der pfälzischen Bevölkerung sei niemals einem sranzöfischen Soldaten auch nur ein Haar gekrümmt worden Trotzdem müsse sie rechtloser leiden als selbst die Zulukasfern, Alle Bürgermeister der großen Städte seien verschwunden, auch vtele Landbürgermeister ausgewteken worden. Ter Redner stellt demgegenüber die in der vor vier Jahren erlassenen französischen Proklamation der rheinischen Bevölkerung ge machten Versprechungen, die die „Zukunft einer besseren Menschlichkeit" verwirklichen sollten. Jetzt aber werde aller Menschlichkeit ins Gesicht geschlagen. Niemand wünsche sehnlicher als di« Pälzer, daß endlich der Friede komme, vor allem aber bte Rückgabe der Menschenrechte. Aba» Dr. Helffertch (Dnat.) weist darauf hin, daß der Silberstreisen am Horizonte, von dem -er Anßenmini- ster sprach, in der treuen Pfalz zu sehen sei. wo sich die Be- völkcrung tapfer von der GotteSgeißel des Separatismus befreit habe. Aber wir dürfen uns keiner Selbsttäuschung hingeben: DaS Schwerste steht der Pfalz und dem Deutschen Reiche «och bevor. Unser Volk muß jetzt die Mahnung br- herzigen: Lerne aus der Vergangenheit, dann wirst du der Zukunft gewachsen sein! Der Befehl Ludwigs 14., die Platz zu verbrennen, wirkt heute noch nach Es ist das alte Dogma Frankreichs, nicht nur seiner Herrscher und Generale, son dern des französischen Volkes, daß der Rhein französisch werden und daß dieses Ziel mit den Mitteln brutaler Grau samkeit erreicht werden müsse. (Als der Redner einen histo rischen Rückblick auf die Entwicklung der französi'chen Nhein politik wir t, rüst der Abgeordnete Lcdebour (Soz i: Halten Sie sich doch nicht io lange mit der Veraangcnheit aus! — Pfuiruse auf der Rechten und Rufe: Raus!» Ich zeige Ihnen die Gegenwart im Spiegel der Vergangenheit. Frank reich hat einen Vertrags- und Nechtsbruch nach dem andern begangen und ihn mit advokatorischen Kniffen zu bemänteln versucht. Tie Methode der Passivität, welche die frühere Re gierung diesen französischen Nechtsbrttchen gcaenüber an wandte, wird von meinen Freunden nicht gebilligt. Wir müssen aktiv den Kamps ums Recht führen. Solange Deutsch land sich noch seiner ausländischen Bedrücker erwehren muß, spielt für uns die Frage: Monarchie oder Republik keine Rolle: wir verteidigen unser Vaterland wie es ist! (Lebh. Beifall.) Tie Separatisten fetzen sich aus dem ärgsten Ver- brechcrgesindel der ganzen Welt zusammen. Tie ll separat!» frischen „Negicrungskomwissare" in Bonn hatten nicht weni ger als 121 Vorstrafen. lHört! Hört!« Diele Verbrecher wur den von den Franzo en auf die deutsche Bevölkerung loSge- lassen. Jede Handlung gegen die Separatisten wurde als Anschlag gegen die Beiatzungstruppen mit Strafe bedroht. Als die Bedrückung unerträglich wurde, da griffen die Pfäl zer nach den Worten Schillers getrosten Mutes in den Him mel und holten herun rr ihre ewiaen Neckte. (Beifall und Unruhe.) Die Vorgänge in der Pfalz müssen der aan-en Welt zeigen, was das Versailler Tiktat in den Händen Frankreichs bedeutet, daß nicht Frankreich, sondern Deutsch land einen heiligen Anspruch bat auf Sicherheit gegen die infamste Vergewaltigung aller Alen chenrechte (Beifall.) Das System der Okkupation muss und wird ver'chwinden, wenn jeder Deutsche seine Pflicht so tut, wie die Pfälzer. Aber die P älzer verlangen Treue um Treue. Die letzte Rede deS Außenministers hat bei uns manche Besorgnis geweckt. Wir wollen keine Ketten, auch nicht die goldenen Kettendes inrer nationalen Finanzkapitals. Wir wollen nicht den Schein der Freiheit, sondern die Freiheit selbst. (Lebhafter Beifall.» Abg. Gerstenberger (Bayr. Vv t warnt vor den Bestrebungen, auch im Rahmen des Reiches die Pfalz von Bayern zu lösen. Bayern und Pfalz gehören zn'ammen. Abg. Fran Psülf (Soz.) protestiert im Namen der Frauen aeaen die Rede Helfferichs, soweit sie sich nicht acaen die französische Regierung, sondern gegen das französische Volk richtet. Es sei zu hossen, daß das sranzöüi'che Voll seine Regierung zur Ordnung ruft, denn sonst würde der Augenblick kommen, in dem Herr Helsferich mit seiner Haß rede mehr Verständnis findet, als in der gegenwärtigen Stunde. , Abg. Thomas (Komm.) hält alle Versuche, die Prole tarier der verschiedenen Länder gegeneinander auizuheueu. für aussichtslos. Nm S Uhr wird die Weitcrberatung auf Freitag 2 Uhr vertagt. Politische Tasiesiwerficht. Protest gegen den deutsch-amerikanischen Handelsvertrag. Aus Washington wird bericht.t: ^.er Senator Plummer hat gegen die in dem amer-kanüch- dcutschen Handelsverträge, wie er von b iden Länger» geblaut wird, enthaltene Klausel des MeistbegünsligungS- rcchics Protest eingelegt. - , . . Tie .Krankheit des Papstes. Nack einer Mel dung aus Rom haben die Aerzte, die den Papst während seiner letzten Erkrankung pflegten, festgcstcUt, daß er an Arterienverkalkung leidet. Nur 16 Stimmen Mehrheit für Poincars im Sena t. PoincarL hat gestern im Senat in der Frage der W-ahlreform die Vertrauensfrage gestellt. Poiucare hat nur eine Mehrheit von 16 Stimmen erhalten. Mit 156 gegen 134 Stimmen wurde ihm das Vertrauen aus gesprochen. Poinears der A l l e i n s ck ul di g e deS Fran ken stürz es. „Manchester Guardian" schreibt in einem Leitartikel zum Sturz des Franken: Pein.ares Amtszeit sei lranvtÄchiich bemerkenswert gewesen durch zwei Tinge, die Ruhrbeietznng und den Sturz d:S Franken dnrch 58 Prozent. TaS Ruhruuternehmeu sei eine nuauziel.e Ka tastrophe für Frankreich geworden, es sei Poincaces teste Karte gewesen. Englischer N o r- p o l eh r g e i z. Nachdem Ameri.a die Luftexoedition nach dem Noropot für o-e.eS Jahr auf gegeben l>at, Pjant man jetzt in England eine Expedition zum Nordpol, um sich die britischen Rechte auf dem Nord pol und den »inliegenden Gebieten zu sichern. Feierliche Annexion FinmeS. In der gestrigen Sitzung des Kabinetcs gab Mus.'olini e neu Ueber. blick über die geschichtlichen Verhandlungen Italiens mit Südslawien, die danach schon im Jahre 22 eingesetzt haben. Tie Erklärungen des Ministerpräsidenten wurden eiustrm- mig gebilligt, ebenso alte Bestimmungen deS Vertrages. Tie Ratifizierung der Vertrüge ist für beute zu erwar ten. Am 2. März findet die feierliche Annexion FiumeS m Anwesenheit des Königs statt. Gegen die Unterdrückung des Hultschina- l ä nd che n s. Ter deutsch - christlich - soz ale Abgeordnete Luschke l>at an den Papst eine Denkschrift gerichtet, in welcher die Bedruckung des vom Deutschen Reich an die dert wird°w"^ abgetretenen Hultschinaländchens geschit- Die' Deutschsaarländische Volkspartei, das Zentrum und die Sozialdemokraten haben eine Ein^ gäbe an den VölkerbundSrat gerichtet, in der sie um Ein- Zur Wahl des saarländi- u^-Mitgledes in der RcgierungSkommisston als de, gewählten Vertretung der Bevölkerung gebeten und weite, d« VölkerbundSrat möge vor seine» Entscheidung über die Saartraae diese Vertreter KSrm.,
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