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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192404221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-04
- Tag1924-04-22
- Monat1924-04
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1924
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Riesaer H Tageblatt und iLlbeblatt und llluikiaeri. Postscheckkonto: Dresden 1SM «irokafse Ri-fa Nr. «i. und Anzeiger lLldeblatt »ud AuMger). N?'20^ Das Riesaer Tageblatt enthält die amtlichen Bekaantmachnngen der LmtShau-tmannschaft Großenhain, des Amtsgerichts, der Amtsauwallschaft beim Amtsgerichte und des RateS der Stadl Riesa. de- Fjnon-nmea Ri-k» nnd den jtz>e„»e,aU<,»,ta Mielke» «4. Tieuslnsi, 2S. April 1NL4, abends. 77. Jahr«. ' Da« Niesaer Tageblatt erscheint jede» La, abend«"'/^ U^r mit" Ausnahme der Sonn, und Festtag». vezogSpreiS, «egen Vorauszahlung, für Monat April 2 M. 50 Pf. durch Post, 2 M. 25 Pf. durch Boten. Für den Fall de» Eintretens von ProduktionSverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Anzeige» für die Rümmer d«S Ausgabetages sind bis 9 Uhr vormittags aufzugeben und im voraus zu bezahlen: eine Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Platzer, wird nicht übernommen. Grundpreis für die 39 mm breite, 8 mm hohe Grundschrist-Zeil« (6 Silben) 25 Gold-Pfennige: die 89 mm breite Neklamezeile lOO Gold-Pfennige; zeitraubender nnd tabellari'chcr Lag 50°,, Aufschlag. Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Betrag versällt, durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. ZahlungS- und Erfüllungsort: Rie'a. Achttägige llnteihallungSbeilage „Erzähler an der Elbe". — Fm Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der VesöroerungS 'nrichlungen - hat der Bezieher ninen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Festung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Langer L Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Goettzestrake 59. Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilbelm Dittrich. Riesa. . , " - — ——. — Nm die Entscheidung. Ernster haben wohl nie die Glocken dem deutschen Volke Ostern gekündet, die Frohbotschaft von neuem Werden, von Ringen und Siegen, als in diesem Jahre. Die Ent scheidung der Revaratiouskonlmission ist gefallen. Drei Reichsminister haben die Festtagspause benutzt, um der Oefsentlichkeit zu sagen, was sie halten von der entschei- dungsschwcren Zeit, was sie geleitet bei ihrer Stellung nahme zu der Arbeit der Sachverständigen. Die Fran- zosen sagen, daß der nichts erreicht, der zu viel beginnt, oder zu deutsch, daß der nichts beweise, der zu viel be weisen will. Man mag es verstehen, daß das Herz den Mund zuin Reden zwingt, und der wäre ein schlechter Deutscher, der in diesen Tagen nicht den Herzschlag höher fühlte, da die Erkenntnis mehr und mehr zum Gemeingut wird, daß ein Neues am Werden ist, daß die Geschichte dereinst feststellen wird, daß dieses Jahr 1924 die Wende ist, der Beginn einer neuen Epoche, die allerdings nicht mit dem Traum des unhaltbaren Pazifismus enden wird. Ernste Zeiten fordern ernste Menschen. Nichts wäre un heilvoller, als würde man jetzt die Sachvcrständigcnarbcit nmwerten zur leichten Münze der Wahlagitation, nichts verhängnisvoller, als wenn das schnell fertige Wort das Urteil fällen würde, das entscheidet über Deutschlands zukünftige Weltgeltung, vor allem auch über Deutschlands Weltreputation, bei der cs gilt, alles zu gewinnen oder alles zu verlieren. ' Uebcr die Tragbarkeit der Lasten wird bei den Einzcl- aerhandlungen zu entscheiden fein. Tie Sachlage ist heilte -o, daß das Sachverständigengutachten als Grundlage der Reparationsverhandlungcn angenommen ist und daß die deutsche Regierung nun ungesäumt die Gesetzentwürfe vvr- zubereiten hat, welche das Fundament für die Durchfüh rung des Votums abgcben müssen. Diese Vorarbeiten wer den nahezu alle Ressorts beschäftigen, Finanz- nnd Ver-- kchrsmiilisterium in erster Linie. So weit die Entschei dung bereits gefallen ist, mag fie sich der Kritik des All tags und der Erörterung entziehen. Bedeutungsvoller erscheint es, den Schwierigkeiten ins Auge zu sehen, die sich ergeben über die rem wirtschaftliche Frage der Tra- gungsmöglichkeit der Lasten hinaus, Schwierigkeiten, die nicht nur aus Seite der ÄerhandlungSgegncr, sondern auch iu der innerdeutschen politischen Entwicklung selbst liegen. Unannehmbar ist für Deutschland — darüber ist kein Mort zu verlieren — die These Ponicarßs, welche die Sanktions und Faustpfandpolitik glaubt, auch nur für für beschränkte Zeit fortsctzcn zu können. Eine solche Beweisführung ist unvereinbar mit der klaren Sprache der Sachverständigen. Sache jeder deutschen Negierung wird es sein — nicht nur in Persönlichen Zwiegesprächen — mit aller Würde und Deutlichkeit den Satz an die Spitze zu stellen, der auch die Einl- itung des Sachverständigengutachtens bildet. Ohne die Wiederherstellung der deutschen Wirt schafts-Souveränität undohne dleRäumnng des Einbruchsgebietes ist die Durchführung des Gutachtens unmöglich Glaubt Frankreich sich nicht zu der Schlußfolgerung der Dawesleute bekennen zu können, dann fällt auf Frankreich allein die Schuld für das Scheitern aller Bemühungen. Tas ist nichts an deres wie der Gedankengang Macdonalds, der sich fern hält von den Winkelzügen Poincares. DieBasisaller Verhandlungen ist und muß sein Vertrauen — nicht Gewalt. Ter gerechter denkende Maedonald ist derselben Ansicht und zieht daraus auch die Kon- seauenzcn: zeigt sich, daß Deutschland das Vertrauen miß braucht, dann wird es sich nach zwei .Fahren der englisch französischen Entente gegenüber sehen. Gut — aber wir Deutsche haben deshalb keine Ursache dem englischen Ar beiter- und Regicrungsführer besonders zuzujubeln. Mae- üonald ist ein nüchtern denkender Engländer, der aller dings krankt an den Utopien des Sozialismus. Darüber sich näher auszulassen, besteht im Augenblicke keine Ver anlassung; nur so viel soll andeutungsweise gesagt sein, daß Marschall Foch über die Geschehnisse in naher Zu kunft anders denkt wie der Pazifist und Vötkcrbündler Mac- donald. Wie England mit Frankreich fertig wird, ist nicht Sache Deutschlands; nur das ist unsere Aufgabe, darüber zu wachen, daß etwaige Konflikte nicht auf Deutschlands Rücken ausgetragen werden. In der Zielrichtung einer solchen Politik liegt cs, wenn Deutschland mit aller Be stimmtheit erklärt, daß die Durchführung des Gutachtens nach der augenblicklichen Auffassung Poinearss unmöglich ist. Dazu bedarf es keiner Proteste — nur Bestimmtheit hat cS notwendig. Fedes Wort am Verhandlungstisch ist un nötig, wenn nicht die Voraussetzung der Sachverständigen erfüllt wird. Mit anderen Worten: eine Erfüllungs politik schlechthin und um jeden Preis kann nnd darf es nicht geben. Daneben erheben sich allerdings Schwierigkeiten in der inneren Politik, für die nicht minder das Frankreich Poincares die Verantwortung zu tragen hat. Die durch das Sachverständigengutachten notwendig werdenden Ge setzentwürfe sind verfassungsändernde; sie bedürfen also einer Zweidrittelmehrheit im Reichstag. Wird der neue Reichstag diese Mehrheit aufüringen können? Wer die Frage stellt, wird sie nicht zu bejahen wagen. Schon daraus er gibt sich die Verantwortungsschwere für die Führung der deutschen Politik und der deutschen Regierung. Mit schönen Worten hat der Reichspräsident der Jahr hundertfeier Kants gedacht. Ter Kantschr Freiheitsbcgriff ist aber ein anderer als der des Erfurter Programms. Es ist die Freiheit aus der Selbstüberwindung, aus dem kate gorischen Imperativ der Pflicht, aus lchchster sittlicher Verantwortung. Deutschland braucht Kant's und Fichte's Geist in diesen Tagen: cS braucht die strenge Linie, wohl wissend, daß am Ende dieser Lirtwtchuus. «ur das be freiende Entweder — Oder stehen kmn. Lassen wie diese gewaltige ZukunftSmiision nicht untergeben im Strudel des Wahlkampfes! Ihre GralSkrast soll des deutschen Volkes beste Ostergabe sein. * Lr. Schacht üder die Arbeit der Sachverständiger». )l Paris. Rcickisbankvräsident Tr. Schacht hat einen Berichterstatter der Excessior emvfanaeii, dem er n. a. er klärte, die Arbeit der Sachverständigen sei anfaebant auf finanziellen nnd wirtschaftlichen Grundsätzen von unantast barer Folgerichtigkeit. Es scheine ihm jedoch, daß bei der Abschätzung der von Deutschland in den ersten Jahren zu zahlenden Summen die Zahlungsfähigkeit überschätzt worden sei; er befürchte im Anfang Schwierigkeiten, namentlich was die Finanzierung der Sacblieserungen nnbetresfe; alles hange allerdings von der zukünftigen wirtschaftlichen Ent wicklung Deutschlands ab. Ec sage das ohne Hinter gedanken, denn eS sei seine llebcrzeugung, daß Deutschland ein hervorragendes Interesse daran habe, loyal seine Ver pflichtungen zu erfülle». Was die Vcrhandluugeu zwischen Deutschland und der Entente andetresfe, glaube er. daß es onzuempsehlen sei, sich nicht in Einzelheiten zu verlieren. Es sei notwendig, daß, wenn nicht rin definitives Abkommen, so doch wenigstens eine allgemeine Lösung erfolg:: einige strittige Punkte untergeordneiec Bedeutung könne man dann ia später regeln. Alan dürfe leinen Augenblick aus v?m Auge verlieren, von welcher Bedeutung eS sci, daß Deutsch land mit den alliierten Mächten, besonders aber mit Frank reich wieder in normale wirtfchaitliche Beziehungen trete. Es wäre von großem Wert, wenn eine Regelung schon vor den Wahlen in Deutschland und in Frankreich erfolgen könnte, denn die Durchführung des Abkommens lei das sicherste Mittel, die politischen Leidenschaften zu dämpscn. Wenn man aber zu diesem Ziele gelangen wolle, müsse man die diplomatischen Violen durch persönliche Aussprachen zwischen Mannern ersetzen, deren Kompetenz anerkannt fei und die von der Größe ihrer Mission überzeugt seien. Frankreichs Haltung gegenttver dem Sachverstandigenbcricht. )s Paris. Nach einer von der Agentur Havas ver breiteten halbamtlichen Erklärung sind die französischen offi ziellen Kreise der Ansicht, die am Donnerstag von -er Rc- parationskommission getroffene Entscheidung werde gewin nen, wenn sie vervollkommnet und präzisiert würde. Zwei felsohne werde die französische Delegation bei der Repara- tionskommission unverzüglich offiziell über den Standpunkt des französischen Ministerpräsidenten unterrichtet werden (nach dem Petit Journal sollte diese Mitteilung au Louis Barthou am Sonntag abgehen. Tie französische Regierung habe die Initiative ergriffen, Sachverständigenausschüsse cinzusetzen, und sie habe nicht gezögert, das Verdienst ihrer Arbeiten anzucrkennen und ihre Schlußfolgerung en kloe an- zunchmen. Die französische Regierung wolle also heute nichts davon zurücknehmeu, jedoch müßten die alliierten Regie rungen vor eine klare und formelle Entscheidung der Ncpa- rationskommissio» gestellt werden, die in der Zukunst zu keinerlei Zweideutigkeiten Anlaß gebe. Tie Reparations kommission habe nun in ihrer Ennchciüung vom 17. April ohne andere Präzisierung die Schlußfolgerungen und die Me thode» des SachverstänLigenplaneS, soweit sie ihrer Kompe tenz unterstehen, angenommen, andererseits aber den alliier ten Negierungen die Schlußfolgerungen zur Annahme emp fohlen, die ihrer Kompetenz unterstehen. Es bestehe also ein Interesse, daß die Neparationskommission ausdrücklich er kläre, was bei der Ausführung des sehr verwickelten Planes den interessierten Parteien zur Durchführung zustehe, nämlich der Reparationskommission, den alliierten Regierungen und Deutschland selbst. Nach Ansicht der Sachverständigen habe tatsächlich die Neparationskommission alle Befugnisse, ge wisse Organisationen des neuen Planes zu fixieren. Aber die Sachverständigen hätten eine grundsätzliche Regel ausge stellt, über die die französische Regierung nicht feilschen könne, sie müsse aber wissen, ob die französisch-belgischen Organisa tionen im Ruhrgebiet aufgegeben oder ob sie erst in dem Maße, in dem sie die wirtschaftliche Einheit Deutschlands stören, umgewandelt werden sollen, wenn Deutschland den anempfohlenen Plan zur Ausführung gebracht hat. Die deutsche Regierung müsse vor allem die erforderlichen ge setzgeberische» Maßnahmen erlassen und die nötigen Organi sationen für die Bildung der Emissionsbank und für die Reichsciscnbahngesellschast durchführen, sie müsse die indu strielle Hypothek vermitteln, die Steuern erhöhen ustv. Also erst, me«n das Deutsche Reich einen sichtbaren Beweis seines Willens gegeben habe, an dem endgültigen Plan der Nepa rationskommission mitznarbciten, könnten Frankreich und Belgien ansgcfordert werden, das wirtschaftliche Pfand im Ruhrgebiet gegen ein anderes, weitergehendrs Kontrollsysicm auszutansche«. Dann werde unvermeidlich die Frage der Garantien und der Sanktionen aufgeworfen, die die Sachverständigen nicht behandelt hätten, da diese Maßnahmen einen politischen Cha rakter hätten. Die frauzSfischc Negierung nun wolle, bevor sie die Druckmittel aufgebe, über die sie jetzt verfüge, sich von vornherein mit den anderen alliierten Mächten über die Sanktionen verständigen, die nach gemeinsamem Abkommen für den Fall getroffen werden müßten, daß Deutschland bei der Ausführung der neuen Bedingungen versage, in London dagegen wolle man sich erst «ach einer etwaigen Verfehlung -eS Deutschen Reiches nnd zwar nach Kenntnis des Charak ters derselben darüber auSi'vrcchen. Es ici klar, daß Poiu- carü darauf bestehen würde, seine Tbcic zum Siege zu führen, wenn die Stunde der Verhandlungen zwischen den alliierten Negierungen gekommen sei. Er werde daS mit umso größerer Ueberzeugung 'un, als die Erfahrung gezeigt habe, daß man keine Sanktionen onzuwcndcn brauchic, wenn die Alliierten entschloßen waren, sie durckzusühren. Frankreich, das Pfänder im Nnhracbict besitze, deren Wirksamkeit bewiesen lei, würde sehr naiv handeln, wenn eS sie gegen ein einfaches Versprechen der deutschen Mitarbeit aufgäbe und ohne versichert zu ein. daß das Deutsche Reich sich nicht noch einmal seinen Verpflichtungen entziehen werde. Frankreich zeige sein Entgegenkommen genügend dadurch, daß es die Empfehlungen der Sachverständigen annchme, man. könne ihm al!o nickst die unerläßlichen Garantien ver weigern, deren Berechtigung die Sachverständigen sogar an erkannt hätten. Volksentscheid über den Achtstttttderrtaft. * Berlin. Der Allgemeine Deutsche GewerkschaktL- bund beschloß auf Antrag de^ Tentichcii Tcxiilarbeitcr- verbaudeS, die Frage des Achtstundentages aus dem Wege über den Volksentscheid zur Entscheidung zu bringen. Eine Kommission, in der auch der Allgemein? freie Auge- stklltenbnnd und der Allgemeine Dentiche Benmtcnbund vertreten find, ist mit den technischen Vorbereitungen bc- scbästigt. Tie sreigeiverkicbgstlickeu Spivenverbändc wollen nickt ein besonderes Gesetz über den Achtstundentag zur Volksabstimmung stellen, sondern die Ratifikation des Washingtoner Abkommens LcS Völkerbundes verlangen, das d-e grundsätzliche Festlegung des Achtstundentage« enthält. Auch dieses Abkommen läßt Ausnahmen zu. die aber nicht so weit geben, wie cS in der neuen Arbeitszeit- Verordnung der RcichSregierung der Fall ist. Tie Gewerkschaftsvertreter zur Lohnerhöhung. X Berlin. Der Vizekanzler Tr. Jarres emvfing am Sonnabend in Bertrctuna des Reichskanzlers die Vertreter der Svitzenorganisationrn der Gewcrlscha-tcn. An der Besprechung nahmen außerdem teil der RcichSarbeits- miuistcr Tr. Bronns, der NeichSfincm-minister Tr. Lukber und der RcicbSwirtichastSminister Hamm. In dcr Be sprechung wandten sich die Gewerkschaften aegen die Aus- fassuna, daß jede Lohnerhöhung notwendig eine Gefährdung für die Aufrechterhaltung der Währung nach 'ich ziehen müsse, und vertraten den Standpunkt, daß ein: Reibe anderer Momente, insbesondere die noch nicht überall genügend durchgcsübrte Rationalisierung der Wirtschaft, daS Vorhandensein zu vieler unproduktiver Zwischenglieder und zu hoher Gcwinngncten, die Preis- nnd LiescrnngSbedin- aungen dcr Kartelle, die noch nicht überall überwundenen Gewohnheiten ans dcr Inflationszeit nnd eine vielfach unzweckmäßige Handhabung der Kreditgewährung in höherem Maße die Währung gefährdeten. Tic augen blickliche Erholung bestimmter W:rt>cdcfits-wcige derube ans den llebergeiviunen gcwisicr VolkS'chichten, denn die Erholung erstrecke sich iast nur auf die ausgesprochene Luxusindustrie lz. B. auch Leder-, Holz-, Textilindustrie). Notwendig sei eine allgemeine Senkung der Warenpreise, die heute noch künstlich hochgehalten würden. Eine Niedrig- »iraltuug dcr Löhne hemme die technische Entwicklung und beeinträchtige die Arbeitsleistung. Tie Vertreter der Gewerkschaften forderten endlich nachdrücklich die zwingend gewordene Erhöhung der Ecwerbslo'en»ttuterstütznngssäke. die beute schon vorwiegend aus den Pflichtbeiträgen gedeckt würden; eine nennenswerte Beanspruchung von Staats mitteln werde durch eine Erhöhung nicht cintretcu. Seitens der ReichSregicrung wurde die Notwendigkeit einer baldigen Erhöhung der Erwerbslosen Unter stützungssätze anerkannt, üver das erforderliche und mögliche Ausmaß der Erhöhungen gingen allerdings die Auslassungen auseinander. Auch in dcr allgemeinen Beurteilung der wirtschaftlichen Lage stimmte die ReichSregicrung mit den Gewerkschaftsvertretern im wesentlichen überein und betonte, daß von ihrer Seite alles geschehen werde, um dem Ziele einer Preissenkung und Erhöhung der Kaufkraft der Löhne und Gehälter näher zu kommen. Tiefem Ziele würde vor allem eine zweckentsprechende Handhabung dcr Eiu- und AuSsuhrkontrollc, der Kcirtellgesebgcbuna und der Kreditpolitik dienen. Eine vorzeitige Erhöhung der Noininatlöhue. ohne doß bereits die Handels- und damit Znhluugsbilauz gegenüber dem Ausland wesentlich ver bessert und jede überflüssige Kaufkraft in allen Bevölkerungs schichten beseitigt wäre, würde allerdings unhaltbar zu einer neuen Inflation führen. Blutige Schlägereien zwischen Jugenvbiindler» und KorrMMristerr. )( Berlin. Wie die Blätter melden, wurde Bukow in der Mark am Ostersonntag dcr Schauplatz grofter Schlägereien zwischen Kommunisten und rechtsradikalen Jngendbündlern, wobei em Mitglied der Rechtsradikalen erstochen nnd ein Kommunist durch Messerstiche schwer verletzt wurde. Dem Lokalan.zeiger zufolge wurde bei der Schlägerei «och ein »Wettes Mitglied des rechtsradikalen Jugendbundrs schwer verletzt, daß es ini Krankenhaus am Ostermontag seine» Verletzungen erlegen ist. Tie Abteilung 1» deS Berliner Polizeipräsidiums hat mehrere Beamte »nr Untersuchung des Tatbestandes nach Bukow entsandt.
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