Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192406233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-06
- Tag1924-06-23
- Monat1924-06
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1924
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mesaer G Tageblatt ««d MebM mir Aiyeiger). «<-!-. Das M«,mr MIM «e -mM«m B-Ia.°,m-chu-,m " ' ' ' der Am.Shanptmanvschaft Grojsenhatu, des Amtsgerichts, der Amtsanwaltschaft beim Amtsgerichte and de» 144. Montag, 23. Jnni 1924, abenvs. 77. Jahrg. Da« Riesa« Tageblatt erscheint jede» Tag abend« '/,S Uhr mtt Nurnahme der Sonn- und Festtag«. Bezugspreis, argen Vorauszahlung, für Monat 2^i^5^Pf. durch Post, 2 durch Boten. Für den Fall de« Eintreten« von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienprelse behalten wir uns da« Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Anzeigen für die Nummer de« Ausgabetage« sind bi» 9 Ubr vormittags aufzugeben und im voraus zu bezahlen: eine Gewähr siir da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für die 39 mm breite, 3 mm hohe Grundschrist.Zetle (S Silben) 2Ü Gold-Pfennige; di« 89 mm breite Reklamezeile IÜO Gold-Pfennige; zeitraubender und tabellarischer Satz 50"/, Aufichlag. Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Bettag verfällt, durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung--und Erfüllungsort: Nlela. Achttägige Unterhaltungsbeilage .Erzähler an der Elbe". — Im Falle höher« Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderung;-inrichtu'ngen — har der"Bezicber ttinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Langer t- Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Gaethrstratze ÜS >L Lerantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: sllr Anzeiaenltil: Wilbelm Dittrich. Riesa. M WWMM »er LE» AilMU BPD. Die Krise der deutschen Wirtschaft hat, wie übereinstimmend in den maßgebenden Kreisen festgestellt wird, nunmehr den gefährlichsten Grad ihres Höhepunktes erreicht. Schwere Gefahren drohen dem deutschen Staats« leben, wenn es nicht gelingt, tu spätestens zwei Monaten in der Aussenpolitik vollendete Tatsachen zu schaffen und die so dringend notwendigen AnSlandSkredite flüssig zu machen. Der NeichSlankvräsidcnt Dr. Schacht, der nunmehr seit Monaten bestürmt wird, die Kreditpolitik der Rcichsbank zn ändern, befindet sich nach seinen eigenen Erklärnngen in der Lage eines Mannes, von dein Tausende Brot verlangen, obwohl seine Scheunen leer sind. Cbenfo wie die deutschen Banken im allgemeinen unter der furchtbaren Geldknappheit leiden, hat auch die Reichs bank nicht die flüssigen Mittel, unr auch nur einen ge ringen Bruchteil der immer zahlreicher auf sic herein stürmenden Kreditgesuche zu befriedigen. Die deutsche Öffentlichkeit macht sich kaum einen rechten Begriff da von, dnst sich seht ein geradezu gigantischer Kampf zwi schen den verantwortlichen Persönlichkeiten der Rcichsbank und der deutschen Wirtschaftskrise abspielt. Die Atmo sphäre ist mit äusterstcr Hochspannung geladen, und trotz« dem kann für den Augenblick nichts erfolgen, was eine Erleichterung schaffen würde. In dieser unheimlichen Lage wird die Neichsregierung in wenigen Wochen vor den Reichstag treten müssen, uni die Annahme der Gesetzentwürfe für die Durchführung der Sachverständigen-Vorschläge zu fordern. Eine Ab lehnung des Sachverständigen-Gutachten, das ist die Auf fassung aller dem RcichZkabinctt angeyörenden Minister, würde eine katastrophale Lage schaffen. Wenn eS bisher nicht gelungen ist, die in Aussicht gestellten Auslands kredite zu erhalten, so liegt das in erster Linie daran, daß die ganze Welt darauf wartet, ob der Deutsche Reichs tag die Sachverständigen-Vorschläge annimmt.' Die inter nationale Finanzwelt scheint geradezu eine Berschwörnng gegen Deutschland inszeniert zu haben, indem sie der deutschen Wirtschaft alle Kredite so lange sperrt, bis sich Deutschland dem Gutachten der Sachverständigen unter worfen hat. Man kann tatsächlich die Beobachtung machen, dah auch mit finanziellen Mitteln in der modernen Politik eine Art Krieg geführt werden kann. Deutschland ist nicht in der Lage, diesen Krieg zu führen, weil es nicht die finanziellen Waffen besitzt und gerade da-s reichste Land, die Vereinigten Staaten von Amerika, wieder einmal mit den anderen Mächten im Bunde sind. Alles wird jetzt davon abhängcn, ob die deutschnatto- nale Reichstagsfraktion der Reichsregierung die notwen dige Unterstützung gewährt, damit das Sachverständigen- Gutachten so bald wie irgendmöglich in Kraft treten kann. Es ist bereits gemeldet worden, daß sich innerhalb der Deutschnationalen Volkspartei ein Umschwung vollzieht, in dem sehr maßgebende Führer der Deutschnationalcn für die Annahme der Sachverständigen-Vorschläge eintreten. Dieser Umschwung vollzieht sich aber unter äußerst schwer- wiegenden Auseinandersetzungen innerhalb der Partei, und es ist durchaus noch nicht sicher, ob die Befürworter der Unterstützung der Regiernngspoliiik die Oberhand ge winnen werden. Tie Bedenken, die in der Deutsch nationalen Volkspartei auch jetzt noch gegenüber dem Sachverständigen-Gutachten bestehen, sind so groß, daß sie vielleicht letzten Endes den Ausschlag geben werden. Inzwischen bemühen sich die einflußreichsten Kreise der deutschen Wirtschaft, die deutschnationalen Führer zu be stimmen, ihren ganzen Einflug für die Annahme der Sachverständigen-Vorschläge in die Wagschale zu werfen. Ter Reichsvcrband der Deutschen Industrie hat, wie von maßgebenden Vertretern der deutschen Industrie hervor gehoben wird, mindestens Zweiürittel der deutschen In dustriellen hinter sich, wenn er sich mit seinem ganze» Gewicht dafür einsetzt, um die außenpolitische Lage so schnell wie möglich zu klären und der Reichsregierung den Rücken zu stärken. Darüber sind unseres Wissens! auch die Führer der Industriellen Vereinigung vollkommen klar, und sie verhehlen es auch nicht, daß ihre Haltung in erster Linie auf moralischen und vaterländischen Er wägungen beruht, und nicht etwa auf Verkennung der augenblicklichen wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Tic In dustrielle Vereinigung hat auch mit großer Offenheit die Auffassung ausgesprochen, daß die Annahme der Sach« perständigen-Vorschläge für den Augenblick wesentliche Er leichterungen für die deutsche Wirtschaft bringen würde und lediglich für die Zukunft des deutschen Staates und der deutschen Wirtschaft große Gefahren in sich berge. Der eigentliche Gegensatz zwischen der Industriellen Bereini gung und deni Reichsverband der Deutschen Industrie besteht demnach — ganz objektiv betrachtet — m erster Linie darin, ob die Notwendigkeiten des Augenblicks so zwingend wirken, für eine ferne Zukunft vollendete Tat- fachen herzustellen. Solange eS nicht möglich ist, volle Klarheit darüber zu gewinnen, was geschehen soll, wenn im kritischsten Augenblick das ganze von der Reichsregke- cung aufgcrichtete Gebäude einer Lösung der außenpoli tischen Krise zusammenbricht, wird jedenfalls der Reichs verband der Deutschen Industrie auf die RegterungS- und Parlamentskreise einen maßgebenden Einfluß ausüben und die in nationalem Sinne unverkennbar gerechtfertigte Opposition der Industriellen Vereinigung in den Hinter grund treten müssen. Die Besprechungen in CyequerS. Allgemeine Konferenz vorausfichtlich Mitte Juli in London. Son von. (Funkspruch.) Die Konferenz von CbequerS, an der Maedonald und Herriot, unterstützt von Sir Ehre Crotve nnd Perctti de la Nocca teilnahnien, dauerte von Sonnabend abend 10 llbr bis 2 Uhr morgens und wurde dann Sonntag von 9.30 vormittags bis 1,30 nacknttags fortgesetzt. Daily Herald bezeichnet die Ziisammenkuust als uneingeschränkten Erfolg. Ter größte Teil der Er örterungen sei einer eingehenden Prüfung deS Dawes- Berichtes gewidmet gewesen. VollkommneS Einvernehmen sei bezüglich der Durchführung seiner Bestimmungen erzielt worden. Alle Anstrengungen würden unternommen werden, um cs Deutschland leicht zn machen. Sowohl Herriot als auch Maedonald hätten stets deutlich zwischen der deutschen Demokratie und den deutschen Reaktionären unterschieden. Mit der ersteren würden sie bereit sein, entgegenkommend zu verhandeln. England und Frankreich würden soweit wie möglich geben, nm eine freundschaftliche Lösung zu erzielen und hofften, daß auch Deutschland ihnen soweit wie möglich entgegenkommen werde. Daily Herald folgert aus der Absicht der Teilnahme beider Premier minister an der Völkerbundsversammlnug im September, daß es wahrscheinlich sei, daß Tcntschland eingeladen werden werde, seinen Platz sowohl in der Versammlung als auch im Rate einzunchmen, und daß die Frage der Sicher heit und der Rüstungskontrolle dann vom Völkerbund ausgenommen werden werde. Der diplomatische Bericht erstatter des Daily Telegraph betont, daß in CbeqnerS ein llebereinkoinmen im Prinzip, und was unendlich wichtiger sei, im Geiste erzielt worden sei. ES frage sich, ob an der Konferenz, die Mitts Juli in London stattfindcn solle und die sich in derHanptsache, wenn nicht ausschließlich, mit der Durchführung des Tawes-BerichteS befassen werde, neben den fünf hauptsächlichen Alliierten sich auch einige der kleineren Mächte, z. B. die in der RcparationSkommission und in den DaweS-Organisationen vertretenen teilnehmen und zu Nate gezogen werden sollten. Amtliche Mitteilungen über das Ergebnis. )( Londo n. Nach Schluß der in CbeqnerS abgehaltenen Besprechungen wurde eine amtliche Mitteilung veröffentlicht, in der es heißt: Tie zwischen den Premierministern Frankreichs und Englands am Sonnabend und Sonntag in CbeqnerS abgehaltenen freundschaftlichen und nicht formelle» Erüterunge» erstreckten sich auf gewisse Fragen, die sich aus dem Dawes-Bericht ergeben und ans Maß nahmen, die zu seiner Verwirklichung notwendig sind. Be stimmte Beschlüße konnten angesichts der schwebenden Unter handlungen mit Italien und der belgischen Regierung nicht gefaßt werden. Die Unterredung zeigte eine allgemeine Uebereinstimuinng zwischen den Auffassungen Frankreichs und Englands und ans beiden Seiten der Premierminister die gemeinsame Entschlossenheit, den Schwierigkeiten in fortgesetztem Zusammenwirken cutgcgenzutreteu, die ihre beiden Länder nicht nur, sondern auch die ganze Welt bedrücken. ES herrschteUebereinstimmung darüber, daß, wenn die anderen Alliierten zustimmen, eine Konferenz tu London nicht später als Mitte Juli abgehalte» werden soll, um eine endgültige Verständigung über das einzuschlagende Verfahren herbeizusühren. Endlich besteht zwischen den beiden Premierministern Uebereinstimmung darin, daß sich beide zur Eröffnung der VölkerbnndSversammlung im September dieses Jahres zu kurzem Aufenthalt nach Genf begeben wollen. Nach Ausgabe des Communiquös haben Maedonald und Herriot beschlossen, folgenden Zusatz zu veröffentlichen: Angesichts der Schwierigkeiten, die nicht nur die beiden Länder, sonder» die ganze Welt beeinflussen, haben mir uns dahin verständigt, unter uns einen moralischen Pakt zum Zwecke fortgesetzter Zusammenarbeit zu schließen. * Herriot vom intimsten Mitarbeiter Poincarvs begleitet. X Paris. Entgegen der ursprünglichen Absicht HerriotS begleitet, wie bereits gemeldet wurde, der Direktor am Quai d'Orsay Perctti de la Nocca den wtinm-.präii> deuten ans seiner Reise nach Landon und CbeqnerS. Echo de Paris bemerkt dazu, daß Perctti der intimste Mit arbeiter Poincarvs gewesen sei. Er kenne genau die frauzösisch-englischen Verhandlungen. Ministerpräsident Herriot werde also in seiner Gegenwart nicht nberrnlcht werden können. Rian dürfe baffen, daß ibm, wenn nötig, in? Gedächtnis gcruien werde, daß die Unterredung von CbeqnerS eine freundschaftliche Fühlnnqnqhme sein solle, aber in keiner Weise sich in eine Konferenz im eiqentlichen Sinne deS Wortes verwandeln nnd zu formellen Ver. pflichtnngen führen dürfe. Ihre DewegnnqSfreiheit dürfe die Regierung erst in einem späteren Stadium aufgeben, das reichlich durchdachten Lösungen günstiger sein werde: Um die Aufgabe des Ruhrkempes. )( Paris. Ein Sonderberichterstatter des Matin. der Ministerpräsident Herriot auf der Reise nach England be gleitet, schreibt über den Stand der sranzösisch-enalischen Erörterungen angesichts der Besprechungen von CbeqnerS, was die Aufaadc deS RubrpfandcS anlanqe, io habe Poincare zugestanden. daß die wirtschaftliche Erfassung ein Ende nehmen solle, sobald der Sackoerständigcnplan in An wendung gebracht werde. Poincarö bade binzuqefügt, daß er zuverlässige Garantien haben muffe. Auch Herriot sei bereit, die industrielle Erfassung des Rubrgedietcs auf- zugcben, sobald die von den Sachverständigen vorgesehenen Pfänder übergeben seien. Aber er gehe weiter. In seiner ministeriellen Erklärung gestehe er zu. daß das Ruhrgebiet geräumt werden soll, wenn mit diesen Pfändern vernünftig« und ausreichende Garantien Hand in Hand gingen. Dies« Garantien habe Poincar« vor allem in der Fortdauer einer beschränkten Besetzung und in einer vorherigen Verständigung zwischen Frankreich und England für den Fall einer Ver fehlung erblickt. Herriot setze weniger Vertrauen in die Anwesenheit einiger Truppen, die im Falle eines Angriffs sofort zurückgezogen werden müßten. Aber er vertraue un bedingt auf die vorherige Verständigung, vorausgesetzt, daß die Mitwirkung jedes einzelnen und die anzuwcndenden Methoden im Voraus festgelegt würden. Was die Ad- rüftungsfrage anlanqe, io habe Herriot viel für die moralische Abrüstung Deutschlands getan. Abgesehen von Ausnahmen in Gestalt schwerer Fälle habe er Anweisung gegeben, die Gefangenen sreizulaffen und die anSgewiesenen Beamten wieder nach dem besetzten Gebiet zurückzubringeu Hinsichtlich der materiellen Abrüstung sei Herriot geneigt, in Zukunft, wie der FriedcnSvcrtrag cs vorsehe, die Kon trolle dem Völkerbund anzuvcrtranen, der wirksam ausge rüstet werden müßte, aber er fei nicht geneigt, einem deut schen Erprcffungsversuch nachzugeben und die Ucbcrgangs- zeit, während deren die Militärkontrollkommijsion unter dem Vorsitz des Generals Walsh unerläßliche Bestandsaufnahmen durchzuführen hätte, aufzugeben: es handele sich darum, von einem Regime des Mißtrauens den Uebergang zu finden zu einem Regime des bewaffneten Vertrauens, ohne daß irgend eines der Interessen Frankreichs in Mitleidenschest gezogen werde. Tas fei keineswegs leicht. Tenn jede Schwäche könnte falsch auSgelegt werden. Aber Herriot, der rin vorsichtiger Mann zn sein scheine und von ausgezeich neten Ratgebern umgeben fei, ließe den Gedanken au die Gefahr verschwinden, die mit einem Experiment verbünde» sei. das nicht umgangen werden konnte. Herriot reist «ach vrüffel. X Paris. Nach dem Brüsseler Korrespondenten des „Echo de Paris" wird Ministerpräsident Herriot beute Montag abend in Brüssel ankommen und vom König Albert empsangen werden. Die französisch-belgischen Be- sprechungen würden Dienstag vormittag 9 Uhr im Außen- Ministerium beginnen und sich bis zum Ende des Nach, mittags ausdehnen. SkW den lranzgWkn WeiM». Der Reichstvehrminister Dr. Gehler batte eine Unter redung mit einem Vertreter der Hearst-Presse, in der er auSführtr: Mit Beginn der Regierungskrise und Zurückdrängung der Rechtsparteien hat in Frankreich von dieser Seite ein systematischer Pressefeldzug eingesetzt, dessen deutlich er kennbare Ziele auf der Hand liegen. Es gilt, erneut die Wrltmeinung in der Frage angeblicher deutscher Rüstungen zu vergiften. Von dem Matin und der Daily Mail in Szene gesetzt, von allen französischen Zeitungen gierig auf gegriffen und auch vou der englische» Presse mehr oder minder kritiklos wiedrrgegebcn, sind eine Fülle von Nach richten, Artikeln und Telegrammen erschienen. Sie tragen Ueberschristen, wie: „Deutschlands militärische Wiederge burt", „Ausbildung der jungen JahrrSklassen", „Das Kriim- persystem", „Die Mobilmachung ist fertig!" Schließlich versteigt sich der Matin zu der Behauptung: Deutschland ist also moralisch und materiell für eine so- sortige Mobilmachung bereit. Derartige, plötzlich lawinen- artio anschwellende Meldungen sollen in der Welt de» An- schein erwecken, als ob ebenso plötzlich und gegen Deutsch lands wahre Lcbensinteressen ein fieberhafter Rüstungs wahnsinn in Deutschland eingesetzt hätte. Und das zu einer Zeit, wo Deutschland ebenso wie alle anderen am wahren Frieden interessierte Mächte für die endgültige Durchfüh. rung der brennenden wirtschaftlichen Fragen eine ruhige und unvergistete Atmosphäre benötigt. Alle diese Nach richten entbehren natürlich jeder Grundlage. Deutschland hat abgcrüstct, eS fehlt ihm jede materielle Möglichkeit, uni Krieg zn führen. Frankreich hat ein Heer von mehr alS Vvavvv Mann, Deutschland «in solches von nur 1KVOVV Mann, Frankreich hat schwere Artillerie, Tanks, Tausende von Fliegern, Deutschland keinerlei solche Waffen, ohne die «in Krieg überhaupt nicht geführt werden kann. ES wäre für die so wichtigen Entscheidungen der nächsten Wochen überaus schädlich, wenn dieser Hebfeldzug, der zu gestandenermaßen die Besprechungen HerriotS und Macdo nalds in Chcguers beeinflussen soll, von Erfolg gekrönt wäre, nnd wenn die Atmosphäre der kommenden Verhand» langen unter der Wirkung dieses Giftes stände.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite