Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192407096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-07
- Tag1924-07-09
- Monat1924-07
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1924
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rrnd Anzeiger Meblatt «O MMer). LraStanschrlst: T°g-Vl°tt Rlel°. Das Riesaer Tageblatt e»thält die amtliche« Bekamttmachttugea o i der SmtShmchtmtumschaft «rogenhal«, des Amtsgericht», der Amtsauwattschaft beim Amtsgerichte und de» Nate» der Stadt Riesa, de» MuauzamtS Riesa und de» Hauptzollamts Meide«. Postscheckkonto: Dresden 1SSS Lirokaff« Riesa Nr. SL .»? 158. Mittwoch, 9. Juli 1924, abends. 77. Jaljrg. Po» Riesaer ragebla« rrfHetM trSr« Laa a^end» '/,« Uhr mit «uSnahm» der Sonn» und Festtage. Peta,«»ret», argen Vorauszahlung, sür Monat 2 M. 50 Pf. durch Post. 2 LI. 25 M durch Voten. Für den Fall de» -intreten» von Produkttonlverteurrungen, Erhöhungen der Löhn« und Materialienpreise behalten wir un« da» Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Anzetaen für die Nummer des Ausgabetages sind bi« 0 Ubr vormittags aufzuaeben und im voraus zu bezahlen; eine Gewähr sür das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für die SS ww breite, S mm Hohr Lrundschrift.Zrlle <k Gilben) LS Gold-Pfennig«; di« SS mm breit« Meklamrzeil« 100 Bold.Pftnnige; zeitraubender und tabellari'cher Latz 50°/- Aufschlag Feste Tarife. Lewilligtrr Rabatt «rlischt, w«nn der Betrag verfällt, durch Klage eingezoarn werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung», und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage -Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de» Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder der Beföroerungs.inrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise». Rotationsdruck und Verlag: Langer 4 Winterlich, Niefa. Geschikttftelle: Gaetheftratze S9. Verantwortlich Mr Redaktion; Heinrich Uhlemann, Riesa; Mr Anzeigenteil; wild,lm Dittrtch. Riesa. Macdonalds Aufenthalt in Paris. sBo» unserem Berliner Vertreter.) Der englische Premierminister Macdonald hatte sich überraschend schnell entschlossen, nach Paris zu fahren, um mit seinem Äonferenzpartner Herriot eine Einigung in ' der Frage der Durchführung des Sachverständigen-Gnt- achtens und der damit zusammenhängenden politischen Probleme hcrbeizuführen. In den Berliner diplomatischen Kreisen findet jedenfalls die Tatsache grobe Beachtung, dass die Reise Macdonalds unmittelbar im Anschluss an den Schritt der amerikanischen Regierung erfolgt ist, die auf eine schleunige Durchführung des Sachvcrständigen- Gutachtcns drängt. Der Zusammenhang zwischen dem amerikanischen Schritt und der Reise Macdonalds ist ganz unverkennbar, wenn man bedenkt, daß bereits am Sorin» tag abend eine vorläufige Vereinbarung zwischen dem fran zösischen Ministerpräsidenten Herriot und dem englischen Botschafter in Paris Lord Crewe erzielt worden war. Tie Verhandlungen zwischen Herriot und MaeLonald können sich demnach nur auf die Modalitäten einer beschleunigten Durchführung der Londoner Konferenz beziehen. Was über den bisherigen Verlauf der Besprechung zwischen den Mi nisterpräsidenten Englands un- Frankreichs bekannt ge worden ist, läßt jedenfalls darauf schließen, daß bas Programm der Londoner Konferenz zu Gunsten einer schnel leren Durchführung des Sachvcrständigcn-Gutachtens er heblich beschränkt worden ist. In den Berliner Rcgierungskrciscn spricht 'man die Erwartung aus, daß nunmehr auch die angekündigte Ein ladung Deutschlands zur Londoner Konferenz ausgespro chen wird. Man war nichr wenig erstaunt, als in der vergangenen Woche die bereits mehrfach angckündigte Ein ladung ausgeblieben 'ist und im Anschluß daran erheb- l liehe Meinungsverschiedenheiten zwischen England lind l Frankreich aufkauchten. Es scheint demnach, daß in der Frage der Teilnahme Deutschlands an der Konferenz jeden falls noch einige Schwierigkeiten zu überwinden sind. Am Montag abend hatte der deutsche Botschafter in Paris, Dr. v. Hocich, eine Unterredung mit dem französischen Ministerpräsidenten Herriot, die geeignet sein dürfte, eben falls die Aufmerksamkeit der poütilchen Kreise auf sich zu ziehen. Von der Art der Beteiligung Deutschlands an der Londoner Konferenz dürfte sehr viel abhäugcn, zumal cs darauf ankommt, daß die deutsche Regierung in den Stand verseht wird, ihre Forderungen zur sofortigen Besprechung zu bringen. Zwischen Herriot und Macdonald besteht eine gewisse Schictsalsgcmeinschast, und cs ist daher anzunehmen, oaß sie im Grunde ihres Herzens sich vollständig einig sind und mehr die Gegensätze der in ihren Ländern arbeitenden ! Diplomatien zu den neuen Schwierigkeiten geführt hatten, herriot wird am Donnerstag im Senat einen sehr schweren Stand haben, aber er scheinr entschlossen zu sein, auch über die Opposition dcS Senats hinweg seine Politik durch zusetzen. Wenn Herriot zu Fall kommen sollte, würde Mac- vonald ebenfalls damit rechnen müssen, das; die liberale Partei, von deren Unterstützung er abhängig ist, ihm die Gefolgschaft verweigert und seinen Sturz herbeiführt. , Pelde Staatmänncr sitzen auf sehr wackligen Stühlen, und sie selbst werden am wenigsten dazu beitragen, ihre schwachen Unterlagen zu zertrümmern. Es ist daher da mit zu rechnen, das; Macoonald in vollem Einvernehmen mit Herriot Paris verlassen wird und die Londoner Kon- ferenz am 16. Juli beginnen kann. Nur ganz unvorher- »usehcnde Ereignisse müßten eintrctcn, falls die jetzige Besprechung zu einem anderen, ganz überraschenden Er gebnis kommen sollte. An eine etwaige Verlegung der Lon doner Konferenz nach Brüssel ist im Augenblick gar nicht zu denken, da damit eine erhebliche Verzögerung der Ent scheidungen cintreten würde, was unter allen Umständen vermieden werden soll. Nach den in Berlin vorliegenden Informationen dürfte die belgische Regierung zwar alles versuchen, um noch nachträglich große Schwierigkeiten in dem Programm der Londoner Konferenz hcrbeizuführen, aber damit würde dem belgischen Standpunkt rn keiner Weise gedient sein. Bemerkenswert ist die Zurückhaltung der italienischen Politik, die offenbar auf England und Frankreich große Rücksichten nimmt. Mussolini hat zum Glück gleich Herriot und Macdonald im eigenen Lande so große Schwierigkeiten zu überwinden, daß er kaum in der Lage sein wird, auf der Konferenz in London einen störenden Einfluß auszuüben. Anders wäre es gewesen, wenn der italienische Ministerpräsident zur Stärkung seiner Autorität genötigt gewesen wäre, in London gegen England und Frankreich aufzutrcten. In einem solchen Falle wäre nicht mit einer raschen Lösung zu rechnen, da nach alter Erfahrung immer diejenigen die meisten Schwierigkeiten bereiten, die am allerwenigsten als wirklich Interessierte guftretcn. ' Macdonalds Ankunft in Paris. * Paris. Macdonald ist gestern nachmittag 4 Uhr auf dem Nordbahnhofe angekommen. Anwesend waren der englische Botschafter Lord Crewe, die Mehrzahl der Ka tz.uettsmitglieder, sowie eine Unmenge von Journalisten. Macdonald schüttelte die sich ihm entgegenstreckenden Hände. Er wurde in den Empfangssalon geführt, wo der Innenminister das Wort zu einer kurzen Begrüßungsan sprache ergriff. Fünf Minuten später langte Herriot ganz außer Atem an und fallt dem englischen Ministerpräsi denten wortlos in die Arme. Tie beiden Ministerpräsidenten umarmen sich verschiedene Male. Auf der Straße kommt das Auto, in dem sie Platz genommen haben, nur langsam vorwärts. lLs ist dickt von Menschen zunläumt. Mötz lich bricht die Menge in die Rufe aus: E.° lebe Herriot, es lebe Macdonald! und auch: Nieder mit dem Kriege! Gegenmanifestanten rufen: Es lebe der Versailler Vertrag! und andere wieder: Es lebe der Frieden! Etwa 360 Per sonen, die die Sichcruugö'elte durchbrochen hatten, um geben das Auto in nächster Nähe und rufen: Nieder mit den; Kriege. Nach einem flüchtigen Aufenthalt im eng lischen Botschaftsgebäude haben sich die beiden Minister präsidenten nach dem Quai d'vrsch begeben und kurz vor 5 Uhr mit ihrer Aussprache begonnen. jkaS französische Komnniqnee über die Aussprache, * Paris. DaS amtliche Kommuntguce, das vom Mi nisterium des Aeußercn lwrausgegcbcn wurde, lautet: Premierminister Macdonald und Ministerpräsident Herriot haben in Anwesenheit des englischen Botschafters in Paris Lord Crewe, des ständigen Untcrstaatssckretärs Sire Grove, des Obersten Watahouse, des Sekretärs des eng lischen Ministerpräsidenten Selbh, des Ministerialrats am Ouai d'Orseh Pirctti de la Rocca, des Ministerialrates Scvdour, des ehemaligen Vertreters Frankreichs im Tach- verständigenkomitee Parmcntier und Les Kabinettchefs Her- riotS Bergrev nm 5,30 Uhr gestern nachmittag im Ka binett des Ministerpräsidenten ihre Unterhandlungen, aus gehend von den Besprechungen in Chegucrs, wieder aus genommen und bis 8 Uhr abends fortgesetzt. Die Bespre- chungen wurden gestern abend um 9,30 Uhr in der eng lischen Botschaft fortgesetzt. Paris. (Funksvruch.) Im Anschluß an die gestern abend wieder aufgenvmmcnen Besprechungen in dec eng lischen Botschaft ist folgender Bericht ausgegeben worden: Die Unterredung zwischen Macdonald und Herriot hat um 9,50 Uhr in der englischen Botschaft wieder begonnen. DieDerhandlungcn waren er st nachts 1,35 Uhr z u E n d e. Herzlicker Verlauf der Besprechungen. Paris. (Funksvruch.) Obwohl die beiden Minister präsidenten sowie die Persönlichkeiten, die ihrer Unter- rcdung beiwohnten, vollkommenes Stillschweigen bewahr ter;, will „Petit Parisieu" erfahren haben, daß die Wie deraufnahme des Kontaktes von der größ ten Herzlichkeit gewesen sei und daß nach einer offenen Aussprache über das Mißverständnis, das in Paris und Brüssel Erregnng hervorgerufen hatte, beide Staats männer übercingekommen seien, die notwendige Einigkeit auf der Konferenz von London sicherzustellcn. Was den an- gcründigten Zeitpunkt betreffe, so betrachten beide Regie rungen eine Verzögerung als nach jeder Richtung hin außerordentlich schädlich, namentlich für die Auflegung der deutschen Anleihe in Amerika. Hinsichtlich der Fest stellung etwaiger Verfehlungen Deutsch land sei cs möglich, daß ein Kompromiß zustande komme, der die Autorität der Rcparationskommission bestehen lasse, aber einen Organismus hinzufüge, der den Geldgebern ein Höchstmaß von Bürgschaften bieten könne. KAUM der FiMWiM in Miln. Reicksregierung und Eisenbahufrage. Berlin, 9. Juli. In der gestrigen Besprechung der Finanzminister der Länder in Berlin stand vor allem die Klärung der Eisenbahufrage zur Erörterung. Die Be sprechung soll neben der Vereinbarung über die Ansprüche, di« einzelne Länder nach dieser Richtung hin stellen, auch dir mannigfachen Mißverständnisse beseitigen, die durch irre führende Presseäußerungen über die Hoheitsrechte des Reiches inbezug auf die Eisenbahn entstanden sind. Von der Reichsregierung ist gevlant, nach Abschluß der Be- sprechungen und nach Erzielung eines Einvernehmens mit den Ländern eine umfassende Erklärung über die ganze Frage herauszugeben, weiche der Oeffentlichkeit noch vor der Beratung des EisenbahngesetzeS im Reichstage darüber Aufschluß geben soll, welche Maßnahmen tatsächlich geplant sind und welche Rechte das Reich auch nach der Durch führung der Sachverständigen-Vorschläge über die Eisen bahn behält. Man verhehlt fick in Regierungskreisen nicht, daß es nicht leicht sein wird, die Ansprüche der Länder und des Reiches miteinander in Einklang zu bringen. Man hofft aber, daß auch diejenigen Länder, deren Amprüche in bezug auf die Eisenbahn meitergehen, al» ursprünglich vor- gesehen war, zu der Einsicht kommen werden, daß es jetzt vor allem darauf ankommt, eine einheitliche Auffassung der Reicksregieruug und der Länder »ustandezubringen, damit die Reichsregierung in die Lage versetzt wird, die deutschen Interessen bei den internationale» Besprechungen nachdrücklichst zu vertreten. Die Erklärung der Reichs- regierung wird auch klar und unzweideutig zum Ausdruck bringen, daß es in dieser Frage Grenzen gibt, hinter die ein Zurückn>eichen seitens der Reichsregierung nicht möglich ist. Diese Erklärung soll dann die Grundlage bilden sowohl für die Verhandlungen auf der Londoner Konferenz al« aucd für die Aussprache im Reichstag. Bis zu welchem Zeitpunkt die Sachlage soweit geklart sei» wird, daß di« Reichsregierung mit ihrer Verlautbarung an di« Oeffentlich keit treten kann, steht im Augenblick noch nicht fest. Et« «euer Aufstand i« Attanieu r * Nom. Triester Nachrichten lassen »inen neuen albanischen Aufstand befürchten. Sämtliche Bei« und Groß grundbesitzer lehnen sich ans gegen Fan Nolis Agrarreform mit einer Verteilung des Grün', und Bodens unter die Bauern. Die Regierung von Tirana proklamierte Baioua gl» Haubtstadt Albani»«». Die Revision im Zeignerprozetz verworfen. / )( Leipzig. Die geaen das Urteil im Zeignervrozeß «inarlegte Revision der Staatsanwaltschaft und der An- geklagten ist vom 4. Strafsenat des Reichsgerichts der- Worten worden. Mit dieser Entscheidung ist das Urteil des Landgerichts l Leipzig vom 29. 3. d. Js., das argen Dr. Zeigner auf drei r ! Jabre Gefängnis und drei Jahre Ehrverlust lautet, rechts »/! kräftig geworden. TaS Urteil wurde gestern nachmittag fj/ gegen 8 Uhr gefällt. Jedem Angeklagten werden die Kotten seines Rechts, mittels auferlegt. Tie Kosten des Rechtsmittels der Staats- anwaltschaft bat die sächsische Staatskasse zu tragen. In der Begründung wird u. a. auSgesührt. Tie erhobenen VersahrenSrilgen. die teils von den Angeklagten, teils von der Staatsanwaltschaft erhoben werden, werden als unbe- gründet erachtet. Die Zusammensetzung des Gerichts mit 3 Mitgliedern war zulässig. Auch das Verhalten im Falle des Zeugen Brandt kann nicht beanstandet werden. Ebenso- ; wenia sind die Rügen begründet, die an die Fälle Scbmorler 4 und Trompler anknüplen. Was die Verjährung anbetrifft, s so kommt hier die sächsische Verfassung in Frage, wonach Zeigner während der ganzen Zeit der Wahlperiode als Ab- li. geordneter zn betrachten war. Wegen der Bestechung in f v Sachen der Begnadigung kam der Senat zu der Entscheidung, ,i daß es genügt, daß der Angeklagte wußte, daß er sich durch il Gewährung von Gnadengesuchen einen Vorteil verschaffen konnte. Der Angeklagte Zeigner hat sehr wohl gewußt, daß durck die Vorteile, die seitens Brandt gewährt wurden, ein« -j sür Brandt günstige Stellungnahme für die BegnadigungS- angelegenheit herbcigeführt werden sollte. Auch die Revision / des Staatsanwalts ist aus den angeführte» Gründen zu - O « verwerfen. Mit der Verwerfung der Revision tritt nnn s»s»rt N die Strafe Zeigners und Möbius in Krake W III MWM litt ßMlVMttW. Ä Im NeichStagSauSichuß für soziale Angelegenheiten , gaben verschiedene Anträge, die sich mit der Erwerbslosen fürsorge, mit den Leistungen anS der Reicksverfickernngs- ordnnng und der Fürsorgepslicht beschäftigen, Anlaß zu i einer eingehenden TiSkuision über den Bestand der Sozial versicherung. Abg. Tr. Moldenbauer <TVv.) wies daraus hin, daß die gegenwärtige Belastung der deutschen Wirtschaft durch die Beiträge zur Sozialversicherung und zur Erwerbs- losenfürsorge bei allgemeiner Betrachtung der Gesamt wirtschaft mehr als das Doppelte der Vorkriegszeit betrage. Die Anträge bedeuteten sämtlich in ihrem praktischen End- / ergebniS eine weitere erhebliche Erhöhung der Leinuogen und seien deshalb in volkswirtschaftlicher Bezievn.nq sehr >< bedenklich. — Ä-g. Hock hielt dagegen gerade vom Stand punkt einer gesunden Produktion aus eine Erhöhung der Sozialleistungen für geboten. — Auf Vorwürfe des kommu nistischen Abg. Stettcr geaen die Regierung wegen ihrer / Verordnungen über die Sozialversicherung erwiderte der Reicksarbeitsmiuifter Brauus, daß gerade die drei Ver ordnungen zur Krankenversicherung aus dem Lande, zur Vereinfachung des Verfahrens vor den Versicherungs behörden und zu den Sparmaßnahmen in der Kranken versicherung in der schwierigen Uebergangszeit die Sozial versicherung überhaupt gerettet hätten, daß diese Hilss- maßnahmen aber nicht dauernd bestehen bleiben sollten. Auch der deutschnationale Abg. Bebrcnds bestätigte die Notwendigkeit dieser Verordnung zur Rettung der Sozial versicherung. Ministerialdirektor Tr. Griehcr vom ReichS- arbeitSministerinm äußerte sich über die grundsätzlichen Aufgaben der Sozialversicherung, die nichts anderes als ein Bestandteil des LobnIystemS sei. Ohne die Sozial- Versicherung müßten die Löhne um zehn bis zwanzig Prozent höher sein. Deshalb stehe die Sozialversicherung auch in der verarmten Wirtschaft unerschüttert da. — Abg. Leopold (Dnat.) hielt ebenfalls die Sozialversicherung für unent- behrlich, wünschte aber, daß nicht durch eine zu starke Belastung der Versicherungsträger die Wirtschaft erdrosselt und damit die BeschäitignngsmögUchkeit der Arbeiter ein geschränkt werde. — Abg. Tbiele (DVp.) schlug vor, daß in der Sozialversicherung das Reich lediglich die Inflations schäden decken sollte, daß sonst aber alle Versicherungsarten ? sich wieder selbständig aus ihren eigenen Einnahmen er- halten müßten. — Diesem Vorschlag trat der Abg. Hartz (Dnat.) bei, verlangte aber, daß die Auswertung der alten Forderungen nicht durch neue Eteuerleistnngen gedeckt werde, Hoesch's «e«e Unterredung mit Herriot. Berlin, 9. Juli. Wie wir aus den Kreisen des Aus wärtigen Amtes erfahren, bat die neuerliche Unterredung »wischen dem deutschen Botschafter von Hoesch und dem französischen Ministerpräsidenten einen überraschende» be friedigenden Verlauf genommen. Der französische Minister präsident bat dem deutschen Botschafter in der Frage dec wirtschaftlichen Räumung des Ruhrgebtetes weitgehend« Zusagen gemacht, während er in der Frage dec militärische» Räumung di« Auffassung aussprach, die deutsche Regierung möge davon absehrn, die Schwierigkeiten zu vergrößern, in dem sie schon jetzt ihre Forderungen in die Debatte werfe. Herriot batte aber nicht« dagegen cinzuwenden, daß die deutsch« Regierung ihre Wünsche auk der Londoner Konferenz »ur Sprache bringen wird.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite