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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192409161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-09
- Tag1924-09-16
- Monat1924-09
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1924
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MWAMUMM verbunden mit MNkMM 0» AMM Wl K. Ls. am 1». und 14. September 1VL4. (Schluß.) Der Keftsonntaq. Gleichwie am Sonnabend der Himmel leuchtende Sonnenstrahlen zur Erde berniedersenkte, so zeigte der Wetterallgewaltige auch während de« aanzen Sonntage« ein freundliches Gesicht, sodaß auch die fiir diesen Tag vorgesehenen Veranstaltungen restlos dnrchgesiihrt werden konnte». Schon in den frühen Morgenstunden herrschte in den Straßen wieder lebhafter Verkehr. Der Spiel» mann«»ug geleitete gemeinsam mit VegrüßungSabordnungen die noch während de« Vormittags von auswärts vier angekommenen Turner und sonstigen Festgäste nach dem Städtischen Sportplatz, woselbst die volkstümlichen JnbiläumStvettkämpse oon Turnern und Turnerinnen in einer großen Reih« volkstümlicher Hebungen zum AuStrag gebracht wurden und zu denen sich zahlreiche Schaulustige eingefuuden batten. Zu der Stunde, als die Kircheugtocken zum Kirchgang riefen, batte sich am Kriegerkreuz auf dem Friedhöfe der Dereinsvorsitzende mit einer Mitaliederabordnung zu einer schlichten, ernsten Gedenkfeier für die entschlafenen Turn freunde versammelt. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit und treuen Gedenkens wurde am Kriegerkreuz ein Kranz mit Schleif» niedergelegt. Vormittag« von V,11 Ubr an fand auf dem vlbertplatz und anschließend auf dem Rasenplatz Platzmufik statt, zu welcher der Jubelverein die Reicbswebrkopellr freundlichst zur Verfügung gestellt batte. Daß diese Veranstaltung von der Einwohnerschaft freudigst begrüßt worden war, bewies der äußerst starke Zuspruch. Jung und Alt war gekommen und ergötzte sich an den schönen musikalischen Darbietungen. Nachmittags I Ubr versammelten sich die Vereins. aMehörigen und die Jugend» und Kinderabteilungen im „Wettiner Hoi", um gemeinsam nach dem Turnplatz an der Goetbestraße zu marschieren, woselbst dir den Festzug bildenden zahlreichen Vereine und Abordnungen mit ihren Fahnen Ausstellung genommen batten Kurz nach '/,2 Ubr setzte sich der imposante Feftzng durch die Schulstrab« nach dem Albertplatz in Bewegung. Auf der daselbst errichteten Tribüne batte Herr Erster Bürgermeister Dr. Scheider mit den übrigen Herren des EhrenauSschusseS Matz genommen. Weibe der neuen BereinSfahne. Ter feierliche Weiheakt wurde eingrleitet mit dem vom Männergesangverein „Ampbion" dargebotenen Weibegesang: Sanctus aus der deutschen Messe ll von Fr. Schubert, nachdem die zu weihende neue Verelnsfahne von 4 Ehren jungfrauen nach dem Weideplatz getragen worden war. Herr Erster Bürgermeister Dr. Scheider rief auch von dieser Stelle aus allen nach hier gekommenen Frsttril- nebmern, insonderheit denen, die erst am Sonntag ein getroffen waren, ein „Herzlich willkommen in Riesa" zu. Fräulein Gertrud Knobloch sprach sodann sehr aus- SruckSvoll das folgende Weibcgedicht: Noch siebt der deutsche Eichwald schwer erschüttert von des Krieges Sturm, Noch ringen Millionen schmerzvoll um ein hartes Leben. Und dennoch stebt das Deutschtum wie ein Felsenturm Dem Haß der Feinde stolz die Stirn zu geben. D«S Deutschtums Hort, der Deutschen Turnerschaft Sei dieses Ehrenzeichen beut geweiht. Sin Sinnbild mög es werden für die deutsche Kraft, Die unaufhaltsam vorwärts drängt in beffre Zeit. Der alten Schwester, die im wettergrauen Kleid« Noch Zeugnis gibt der längst vergangnen bessern Tage. Etelln deutsche Turnerfrauen dieses Kleinod heut zur Seite, Auf daß «in neu Geschlecht es würdig trage Voran der Jugend, die nach Schönheit strebt, Durch deutsches Turnen ihre Seele frei vom Staube macht Und rein in Taten und in Worten lebt, Denn nur Gesundheit ist der Feind der Nacht, Di« undurchdringlich lauernd uns umdroht. Durch sie, Jungdeutschland, mach uns wieder frei, Auf daß so vieler Edelmenschen schlichter Heldentod Vergebens nicht für s Vaterland gewesen sei! Im Anschluß hieran hielt Herr Pfarrer Beck die herz- «indringende Weiherede, aus der folgendes bi« wiedergegcbcn sei: Die Stunde, die uns hier zusammengeführt hat, soll sein ein Höhepunkt des Festes, das die Deutsche Turner schaft von Riesa in diesen Tagen feiert. — Ein« ernste und heilige Stundei Ernst um der großen Erinnernngen willen, die aus großer Vergangenheit berüberleuchten und uns, da» gegenwärtige Geschlecht, mahnen und grüßen. Heilig um der Zukunft unseres deutschen Vaterlandes willen, das euch, ihr deutschen Turner, bittet, bleibt treu den alten Idealen der Deutschen Turnerschaft, und ihre Kraft tragt hinein in da» Leben kommender Zeiten. Vergangenheit und Zukunft reichen sich in dieser Stunde die Hand. Urber der Vergangenheit schwebt da« alte Banner, von dem ihr beute Abschied nehmt und über der Zukunft soll sich in dieser Stunde entfalten ein neues Banner, das ihr mit treuen Gelübden und ernsten Entschlüssen begrüßt. So laßt uns, ehe wir in der entfalteten neuen Fahne ote Zu kunft grüßen, noch einmal unsere Blick« rückwärts lenken und lauschen auf Stimmen aus der Vergangenheit. Wenn deutsche Turner bedeutungsvolle Feste feiern, dann gedenken sie auch jener Zeiten, aus denen dir Deutsche Turnerschaft geboren worden ist und das sind schwere und harte Zeiten gewesen, Zeiten der Not und der Schande, der Knechtschaft und der Unterdrückung, aber auch Zeiten ermahnender Kraft und Liebe zum Vaterlande, Zeiten eine» mächtig anschwellendrn Freiheitsdranges. Auf diese Zeiten führt die Deutsche Turnerschaft ihren Ursprung zurück. Damals als Friedrich Ludwig Jahn mit Jünaltngsscharen zu Leibes übungen ins Freie zog, um ihre Körper geschmeidig und stark zu machen und tüchtig zu kommenden Kämpfen, und al» Ficht« sein« Reden an die deutsche Nation hielt und deutschen Männern und Frauen »urirfr .Es gibt nur «in« Tuaend, sich selb« zu vergeffen, nur «in Laster, an sich selbst zu denken". In diesen Zeiten schlug der Deutschen Turnerschaft ihre Geburtsftunde und Friedrich Ludwig Jahn Hub an die großen Gedanken, di« sein« Seel« be wegten, zu verkünden und zu verwirklichen, zu erschließen di« Quellen, au» denen im Lauf« der Zeiten ungezählte Jünglinge und Männer Kraft, Gesundheit, körperliche und geistige Frische, Frohsinn und Lebensmut geschöpft haben. Unauflöslich ist die Geschichte der Deutschen Turnerschaft mit dem Namen Friedrich Ludwig Jahn verbunden. Auf ihn geht all ihre Arbeit, all ihr Streben zurück. Was Jahn wollte, da« erstreben die deutschen Turner noch heute, den Leib gesund und rein zu erhalten, di« Körperkraft zu stählen, den Willen zu schulen, den Körper jo zu üben, daß <r ein tüchtige» Werkzeug des Geiste» wird. Da» ist ja einer d,r wertvollsten Erziehungsgedanken Jahn» gewesen, di« Gleichmäßigkeit der menschlichen Bildung herzuftellen, nicht, nur «inseitig den Geist auSzubilden und den Körper darüber zu vernachlässigrn, sondern durch körperlich« Er- tüchtiauna auch den Geist erstarken zu lasse» und so den ganz«» Menschen durch di, Turnkunst zu erfassen und »u «ar «iu gukvwideuUich 4vr»t«. Nach Beendigung der Weibifrier setzte sich der Festzug mit der geweihten Fabne wieder in Bewegung. Der Zug wurde eröffnet von einer Abteilung Feuerwehr, es folgt« di« berittene Abteilung dr» Militärverein« .Deutsch, Kavallerie", ihr schloffen sich an «ine Abordnung mit der Kreisfahne de» Lurnkreise» Sachsen, die Vertreter der Deutschen Turnerschaft, de» Lurnkreise« Sachsen und de« Niederelbeturngaue» r vor der neuen B«r«ln»sabn, schritt di, Borturnerschaft, unmittelbar hinter der Fahne folgten di« Gbrenjnngsranrn, der Turnverein Riesa nebft Jugend- und Kinderabteilungen. Eine» Höhepunkt im Festzug Mdstzs stss umi folaeud«. vom Liub«lv»r«in gestellt« «öd. blldstzs stss umi folaeud«. vom von «in«« «üianchfübk«-nnf»r«-«tadt entworfen« Fest^ wagen, der Tin Gruppenbildern Ideale und Höh,«ziel« der Deuts-Len Lmn.rschaft verstnnMdttcht,. Len weiteren Teil de» FZtzuae« bildeten: Gesangverein .Amphion". Nünchritz, Seerbausen, Naundorf, vobersen, Röderau, Alt» oschatz, Sornzia: ferner: der Muderverein R"ja, Fleischer, grfellenverein „Brüderschaft", di« Schtttzenaesellschakt, Verein .Erzgebirger «nd Vogtländer, Gesangverein „Orpheus", ^Sänaerkranz", die Militärverein» und »Vereinigungen. Deq Schluß bildet« eine Abteilung Feuerwehr. Im Festzug, der von mehreren Musikkapellen und Gplelmannszügen begleitet wurde, wurden 30 Fahnen und Standarten, sowie «ine Anzahl Wimpel mitgeführt. Unzählig« Schaulustige erwarteten überall in den reich geschmückten Straßen den Festzug und au« den Fenstern fast jeden Haus,« warf man den Turnern und ihren Gästen duftende Grüß« zu. Al« der Festzug auf der Festwiese im Stavtvark ein getroffen war, richtete der Vereinsvorsitzende, Herr Kauf» mann «isold, «in« kurze Ansprach« an di« Teilnehmer, Er hieß alle nochmal« willkommen und dankte ihnen berzlichst für die sa rege Anteilnahme an den Ehrentagen de« Turnverein« RIesg. Nach erfolgter Auflösung de« Feftzngr« wurden nach einer kurzen Baus« di« flatternden schmucken Fahnen der Aauvereine, hinter denen etwa 130 Turner in weißer Turnkleidung aufmarschierten, an ihren Standort gebracht. Ein erbebendes Bild von unvergeßlicher Wirkung! Eine äußerst dichte Zuschauermenge umsäumte von Anfang bi« zu End« den Turnplatz, auf dem sich nunmehr ein gar. herrliche« Bild turnerischer Betätigung entrollte. Allen Vorführungen wurde mit lebhaftestem Interesse gefolgt. Sicherlich bat der Turnverein auch mit diesem Schauturnen wieder neue Freunde gefunden. Die zwar nicht allzu schwierigen Freiübungen waren sorgfältig vorbereitet und gelangen bestens. Dasselbe darf insonderheit auch von den. Vorführungen der Turnerinnen und der Kinderabteilungen gesagt werden. Nasch hintereinander folgten sich die einzelnen Abteilungen, sodaß für den Zuschauer eigentlich keine Pause eintrat. Nach den gemeinsamen Hebungen wurde es an den Geräten lebendig. An den verschiedensten Turngeräten wurden Hebungen aller Schwierigkeitsstufen gezeigt. Erst mit eintretenoer Dunkelheit erreichte da» bewegte turnerisch« Treiben auf der Festwiese sein Ende. Auf dem Festplatz de« Stadtparks spielte die Döbelner' ReichSwehrkapelle sehr ansprechende und beifälligst aufye- nommene Konzertstücke «nd allenthalben herrschte fröhliche Turnerstimmung. Nach und nach leert« sich der Platz und die Turner! rüsteten sich zum frisch-fröhlichen Festbau, der abends im Hotel Höpfner stattfand. Im Verlause des Abends erfolgte die Verkündung dek^ Sieger bei den am Vormittag stattgefundenen volkstümliche» JumläumSwettkämpfen. Vor Ueberreichung der Eichen kränze bezw, Eichenzweige richtete der Vereinsvorsitzende an die Sieger folgende Worte: „Liebe Turner und Turnerinnen! Wir stebe» am Ende unseres Fettes, welche» innerhalb der Mauern unserer Heimatstadt eine Begeisterung bervorgerusen hat wie nie zuvor. Wettkämpfe wurden am. heutigen Morgen durchgefiibrt und mir liegt die angenehme Pflicht ob, diejenigen z» nennen, die sich in diesen Kämpfen zum Sieger durchgerungen haben. Mit dem Wunsche, daß Ihr lieben Turner und Turnerinnen die Erfahrungen in Eueren Vereinen nutzbar macht und damit den schmucken. Eichenkranz erst mit stolzer Freude tragen könnt, bringe ich Euch ein herzliches „Gut Heil" dar. So gehört nun dar Fest de» Turnvereins Riesa der Vergangenheit an. ES ist in allen seinen Teilen zur größ ten Zufriedenheit verlausen. Dies dürste den Leiterndes^ Vereins, dem ersten Vorsitzenden Herrn Kaufmann Max Eisofd, und dem ersten Turnwart Herrn Realschuloberlehrer Linke, sowie all ihren treuen Helfern der schönste Lohn sein. Siegerltft« dom volkstümlichen Wetturnen r Deutscher SechSkamPf (Turner): 1. Frenzel (Tv. 1846 Großenhain); 2. Kunze (Tv. 1846 Großenhain); 3. Lehman» (VfL. Oschatz); 8. Töpfer (Tv. 1848 Lommatzsch); 4. Nau mann (T.U.TV.-Ä. Zeithain); 5. Bopp (Tv. Riesa); 6. Böhnl (Tv. Riesa); 7. Mehner (ATV. Wermsdorf). Deutscher Bierkampf (Turnerinnen): 1. Wolf, Ruth (Tv. 1846 Großenhain); 2. Manuel, Paula (Tv. Riesa); 3. Schüller, Martha (Tv. Gröditz); 3. Gorgas (Tv. Weida); 4. Knobloch, Gertrud, 5. Arnoldi, Marie, 6. Easpari, Erna (sämtlich Tv. Riesa). Dretkampf über 80 Jahre (Turner): 1. Thümmler (Tv. Riesa). - Dreikampf SS—SO Jahre (Turner): 1. Fischer (Tv. v- 1862 Oschatz); 2. Leuschner(Tv. 1846 Großenhain): 3.Eichler (Tv. Riesa); 4. Haberkorn (Tv. Riesa); 5. Groß (Tv. Weida). Dretkampf (Jugend-Turneriunen): 1. Eichler, Margaret« (Tv. Riesa); 2. Hunger (Tv. Weida); 3. Pröbius, 4. Cech, 6. Lippert, 6. Goltz (sämtlich Tv. Riesa). Dreikampf (Jugend-Turner 16—18 Jahre): 1. Dittrich, 2. Krause, 3. Teichert (sämtlich Tv. Riesa). Dretkampf (Jugend 14-16 Jahre): 1. Schwarz, 2. Richter, 3. Schumann, 4. Straub», 5. Pötzsch, 6. Bömer, 7. Seiffert (sämtlich Tu. Riesa). Fauftballergebnifle: Lommatzsch 1.—Riesa 1. 37:39; Strehla 1.—Riesa 2. 47:50; ATV. Leipzig (Mügerlein)— Tv. Riesa (Wacker) 83:58. SchlagballergehuiS rKötzschenbroda 2.—To. Riesa 55:52 4x10a-m.Ttaffelr Verein für Leibesübungen a»i Seminar Oschatz; 4xlvo-m-Stasfel für Turnerinnen r Turnverein Riesa OertlicheS «ur SiiMsches. « Riesa, den 16. September 1924. —* Da» Mission» fest ist Gröba am ver gangenen Sonntag» wird denen, di« «S miterlebtcn, ni dt gewöhnliche Eindrücke erweckt haben. Die reich geschmückte Kirch«, der woblelnstudierte und erhebend zum Ausdruck gebrachte Chorgefana, di« mächtige Begleitung des Posaunen, chore«, alle« da« rüstete die Gemeind« zur rechten Stimmung für di, Predigt desLandeSbischof»«. Daß dieser über die Grenzen Sachsen» »Nd Deutschlands wett hinaus verehrte und vitlbtgehrt« Mann, den sich unsere Landes kirche zum Haupt gewählt bat, die Predigt zu unserem Feste zugesagt hatte, ist schon ein« Tatsache für unser kirchliche» Leben, deren nür mit aufrichtigem Danke gedacht werden kann. In der Predigt hatte er auf Grund des Vchriftworte», Apostelgeschichte 16, 8, die Frage an die Gemeinde gerichtet: Wa» sind di« rechten MisfioiiSchristen'r Zur Antwort «ad er: Menschen der Sehnsucht, Menschen der Tat, Menschen de» heiligen Geiste«. An« reicher Kenntnis der Schrift, au« tiefem Miterleben mit der seelischen Not unsere« Volke«, aus ost geradezu erschütterndem christlichen Pflichtbewusstsein heraus verstand er es, di« das ganze Leben dr« Christen umfassende Mission»pflicht dar- zuftellen. Nach der Predigt berichtet« Pfarrer Schäfer aus Kleinschönau bei Zittau von dem namenlosen Elende der indischen Witwe», da« er al« Missionar selbst geschaut hatte, und von der alleinigen Erlösung, di« die Wort- und Tatprrdigt der Mission jene» AerMfteN gebracht hüt. ZUm Schluffe richtet, der LandrSdischof noch einmal vom Altar au« da» Wort an die Gemeind» (1. Korinther 15, 58). Di» Weih«, di» üb«r der gänzen Gemeind» tn dieser Stund» lag. klang E l» ds«,G«Ezwd d«n,Gs»«^ Mäa»^i voller Urzrevungsaedanr», un» wallt, knianen, daß i dieser Gedanke fruchtbar gemacht im Lauf« der Jahrzehnt, von hundert Tausenden deutscher Männer, da« deutsche Volk körverltch und sittlich gekräftigt und e« so mit tüchtig gemacht hat, di« gewaltigen Aufgaben zu erfüllen, di« ihm wie keinem anderen Volk« gestellt waren. Und da« sei der Deutschen Turnerschaft zur Ehr« gesagt, sie hat an ihrem Teil« unermüdlich an diesen Aufgaben gearbeitet, sie bat dem deutschen Vaterland« gedient durch ihr« Arbeit, sie hat die Dolkskraft gehoben, Ne bat aber auch, di, Liebe »um Vaterlande, zur Muttersprache, zu deutschem Leben gehegt und deutsche« Volkrbewußtsein und vaterländische Ge sinnung gepflegt und großgezogen. Sie bat da« alle« aetan nicht durch lauttönende Phrasen — der deutsch« Turner liebt keine Phrasen, hohle Worte sind ihm zuwider — sondern durch die Tat, durch unermüdliche, stille, fleißige, treu« Arbeit. An dieser Arbe«» bat auch der Turnverein Riesa sein oute« Teil geleistet, ein Segen für unser« Stadt, für unserVaterland. Und Dank gebührt seinen treuen Mannen, Dank insbesondere seinen Führern, die mit fester Hand und klarem Blick die Geschicke der Riesaer Turner geleitet haben. Wir grüßen in dieser Stund« mit dankbarem Herzen und in treuer Verehrung die beiden Ehrenvorsitzenden, Herrn Kretzschmar und Herrn Hugo. Unvergeßlich wird e« bleiben, wa« sie geleistet und ihr treue« Wirken wird die Deutsche Turnerschaft in Riesa in dankbarem Gedächtnis festhalten. Und über diesem Wirken webt di« alt« Fahne, von der wir heute Abschied nehmen. Sie ist euch voran gegangen bei euren BundeSfeften, bei großen vaterländischen Feiern, si, hat sich trauernd so manche« Mal gesenkt über de» Gräbern Heimgegangener Turner, um sie batten wir un« geschart in jener stillen Trauerfeier, al« e« galt, der gefallenen Turnern zu gedenken, und di, Gedächtni«taf«l wsihten, die die Namen so vieler guter, treuer Kameraden trägt. 60 Jahr« hindurch war sie euer Banner in Freud und Leid, reiche Erinnerungen weben einen leuchtenden Ehrenkranz. Und nun wartet ein neue« Banner seiner Ent faltung und seiner Geschichte. Und in welcher Gesinnung wollen wir die neu« Fabne begrüßen? Wie unsere Vor fahren zur Zeit JahnS, so sind auch wir ein niederaewor- fenes, geknechtetes Volk, wie sie, schauen auch wir sehnsüchtig aus nach dem Morgenrot einer neuen Zeit. Unseren Vor- fahren schlug di« Stunde der Erlösung von den Ketten der Fremdherrschaft, si« erlebten in kraftvoller Erhebung den Tag der Freiheit: denn sie hatten das Vaterland lieb, sie waren nicht zerklüftet, uneinig untereinander, zerrissen durch Parteibader, das Vaterland ging ihnen über alles. Und nun wir? DaS deutsche Geschlecht der Gegenwart? Die Tatsache, daß das deutsche Volk trotz seiner großen Not un einig ist, legt sich un« schwer auf da« Herz, aber mutlos soll sie uns nicht machen, die Hoffnung darf sie uns nicht ausloschen in der Brust. Wer mutlos ist und nicht mehr bösst, gibt sich selbst auf. Der deutsche Turner aber kennt »ine Mutlosigkeit, keine Hoffnungslosigkeit. Und darum ist er ans dem rechten Weg, gerade die Deutsche Turnerschast zeigt allen anderen Volksgenossen den Weg, der aus Knecht schaft und Elend heranSfübrt. Eie zeigt ibn durch ihren Wahl- spruch „frisch, frei, fröhlich, fromm", durch ihre stille Arbeit, durch ihre Liebe zum Vaterlande, durch ihr Festhalten an den alten Idealen der Vergangenheit. Sie hat ihn bisher gezeigt und ist ihn selbst bisher gegangen unentwegt. Und daß da« auch in Zukunft so bleibe, da« soll das Gelübde, der heilige Entschluß dieser Stunde sein. Mit solchem Gelübde und Entschluß wollen wir die neue Fabne grüßen, erfüllt und durchdrungen von der Ueberzeugung, die einer der geistigen Führer unsere« Volke« mit den Worten au»gr- drückt hat: „Wißt ihr denn nicht, daß jeder große Glaub« alt sein muß? Nur alte ererbt«, von den Vorvätern schon durchlebte Wahrheiten haben die Kraft, Menschen zu Ge meinschaftlichkeit und Einheitlichkeit zu verbinden." Nun wohlan, so mögen auch die Wahrheiten, di« einst Turn vater Jahn in seiner Seele durchlebt hat, die er dann ver kündete und di« ihre Kraft in der Folge am deutschen Volke bewährt«, in der Deutschen Turnerschaft weiterlebrn und durch dieselbe hineinströmen in unser Volk, daß e« aesundr und erstarke und wieder srei werde. Mit solchen Wünschen, die in un» allen zugleich ernste Entschlüsse auslösen sollen, grüßen wir das neue Banner. Mög« e» von dem allmäch- tigen Gott gesegnet sein, uns entgegenzusührrn einer besseren Zukunft. So mag sich denn da« neue Banner entfalten. Wir grüßen es und ich weihe es, von euch dazu beauftragt, als ein Wahrzeichen deutscher Kraft, deutscher Schönheit, deutschem Mut, deutscher Tapferkeit. Deutsche Männer und deutsche Jüngling« sollen ihm allzeit folgen als deutsch« Turner in Gottesfurcht und Vaterlandsliebe, „frisch, frei, fröhlich, fromm". Nachdem die geweihte Fahne ihrer Hülle entledigt worden war und sich nunmehr den Festteilnehmrrn in ihrer ganzen Pracht »eiate, stimmt, der „Amphion" den „Weihe gesang" von Fr. Wagner an. Hierauf übergab Fra« Erika Eifold die neue Vrrein»- sahne mit folgenden Worten: „Im Namen der Frauen und Jungfrauen de» Turn verein» Riesa übergeb« ich die» Ehrenzeichen der Obhut des Turnrate» mit dem innigen Wunsche, daß die neue Fahne der Turnerschaft bei ihrer ernsten Arbeit an Körper und Geist voranleuchten möge in ein« bessere Zukunft. Sie sei unfern Turnern und Turnerinnen, rin Sinnbild für di« unerschütterliche Tatkraft und die heilig» Lieb« zum Vaterland«." Mit Worten herzlichsten Danke« übernahm der 1. Per- einSvorstrher die Kahne und verpflichtet« anschließend den Träger diese» kostbaren Wahrzeichen«. Herzliche Worte des Danke» an di« Stadt und an den Jubelverein, verbunden mit den besten Glückwünschen, Achteten in markigen Ansprachen, in denen si« sich mahnend an unsere Jugend wandten, der Geschäft«führer der Deut schen Turnerschaft Herr Major a. d. Bretthaupt, der Ver treter de» TurnkreiseS Sachsen Herr Studienrat Dr. Thiemer und der Vertreter de» Niederelbegaue» Herr Schulleiter Mucke. Nach diesen Ansprachen wurde durch den Vorsitzenden dr» Allgemeinen Turnverein» Riesa unter herzlichster Be glückwünschung rin Fghnennaorl überreicht. Die Riege „Vorwärts" schenkt« als jüngste Riege de» Jubelverein« «in kostbare« Fahnenband. Weiter wurden — unter sinnigen Begleitworten — Fahnennägel abgegeben vom Turnverein Altoschatz, vom Allgem. Turnverein Leipzig 1845 „al» Zeichen unserer Liebe und Freundschaft, vom Verein „Erzgebirger und Vogtländer", vom Männergesangvrrein „Siingrrkranz", von der Turnerfamili« Holrv-Bormann, vom Freiw. RrttungSkorpS Riesa, von den Vereinigten Mtlitärvereinen Riesa, Poppttz-Mergendorf und Pausitz, von der Priv, Schützengesellschaft, vom Turnverein Aussig b. Strehla, vom Evangel. Arbeiterverein, vomFleischergesellenverein „Brüder- Aast". Außerdem wurden dem Turnverein Riesa vom Männergesanaverein „Amphion" und von sonstigen Gönnern Ehrengaben überreicht. "
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