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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191405137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19140513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19140513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1914
- Monat1914-05
- Tag1914-05-13
- Monat1914-05
- Jahr1914
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1914
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r al« Vs-tr»vorstch«r für tz«, 6. G,-1ick: v-cksr- «V« Köhl«, Privstus -«»am, tzMtzsl und Kaufmann Graft NGO: al« ftellverirsimidsr «q-tslsvorsteher für Ls» 1. Bs-fthr -Wpaam, KlsßwG. GchMsdsMstft« lftmff,»- ftK» mch GftGmr MitzF»; av ftM»sstr«G»d« BiMWur stift« fftsftm 4. vGakr Ku»ftrsch»cks-«»str. Oft» Händl« -off«m» »atz Ttschlsrmstr. Echls»,l; a tmtsad« vqlrGosrsteh« für »« ft. vsztrl: Kauft»»»« ftftrfta«, RsftamatWrMchnsrt a. Kl«m»«srmftr. Mftft«,' als ftsllosrlrstsndssvs-lklsvorftshsr für den S. Bezirk: Kaufmann Gcheatte, stlnnpnermeifter Weber und Prof. Dr. Kaüeabach. Schlaft der ^ffeniltchen Sitzung gegen »/.8 Uhr. —7 Sin schwerer Unglücksfall ereignet« sich fteat« vormittag in einer hiesigen Fabrik. Der Gutsbesitzer Eydam tu Poppitz wurde vou der Transmission ersaht and «a. SV Wal mit herumgeschleudert. Hierbei erlitt er aafter «rftrereu Mppenbrüchen «ad anderen innrrrn Berletzuagen eiaea Bruch des linken Unterschenkels, auch wurde ihm di« recht, Fers« abgequetscht. Mitglieder der Sanitätskolonne brachten den Berunglückten in» Krankenhaus. —X Aus ßuvrrlüsstger Quelle verlaut,t, datz General oberst tzstftr. v. Hausen nach Schluß de» Landtages auf sei»«« Wunsch von der Stellung als Kriegsminister zurück treten und aus dem aktiven Dienste der Arme« aus» scheiden wird. Au seinem Nachfolger ist allerhvchstenort» der Seneraladfutant Sr. Majestät des Königs General leutnant o. Earlowttz in Aussicht genommen. Freiherr von Hausen wurde am 17. Dezember 1846 in Dresden geboren, al» Sohn des 1879 verstorbenen Generalleutnants g. D. Freiherr Clemens von Hausen. Sein« Mutter, im Jahre 1899 gestorben, war eine geborene von Ammon, wag von Haufen besucht« di« Dresdner Kadettenanstalt. Bei» S. sächsischen Jägerbataillon trat er als Portepee- sühurtch ein, wurde 1864 Sekondeleutnant und machte die Feldzüge 18SV und 1879/71 al« Premierleutnant und Adjutant des 2. Jägerbataillon» Nr. IS mit. In den Jahren 1871—1874 besuchte er die Kriegsakademie in Berlin, war von 1875—1887 im Generalstab tätig; dann wurde er zum Oberstleutnant und Kommandeur de» 1. Jägerbataillon» Nr. 12 ernannt und erhielt 1899 seine Ernennung zum Oberst und Kommandeur de» Grenadier-Regiments Nr. 191 in Dresden, von 1892—1897 war er wieder dem General stab zugetetlt, wurde 1897 Generalleutnant und Kommandeur der 82. Division, 1999 kommandierender General des 12.Lrmr»korp», einJahr später General derJnfanterie und am 29. August 1992 erhielt er sein« Ernennung zum sächsischen Staats-und Ktieg»minister. Im Dezember 1996 wurde er 41» »uita des 1. sächs. Jägerbataillon» Nr. 12 gestellt und im Jahr« ISIS -um Generaloberst befördert. Er ist Inhaber hoher Orden, Bevollmächtigter zum Bundesrat und Ehrenbürger der Stadt Freiberg. Auch europäische Fürstlichkeiten haben dem Kriegsminister ehrende Beweise ihrer Wertschätzung ge geben. So lieft ihm der Kaiser von Rußland im Juli ISIS durch den russischen Mtnisterrestdenten in Dresden, Baron v. Wolff, eine schwerstlbern« Bowl« mit Kelle in kunstvoller russischer Arbeit überreichen. Freiherr v. Hausen ist fett 1876 mit Mari« o. Salviati vermählt. Der Ehe find drei Töchter entsprossen, von denen zwei an Offiziere »erheiratet find. — Der zum Nachfolger in Aussicht ge nommene Generalleutnant Adolf H. K. v. Earlowttz wurde am 25. März 1858 zu Riesa geboren, wo fein Vater, Georg I. v. Earlowttz, Gerichtsamtmann war. Der neue Krieg»mtnister gilt al» einer der hervorragendsten Truppenführer. Er hat die Generalstabskarrier« durchge- macht, war lang« Ehes de» sächsischen Generalstabes und Ches des Stabe» vom 12. Armeekorps. Gegenwärtig ist er militärischer Erzieher de» Kronprinzen Georg und des Prinzen Friedrich Christian. Sobald di« beiden Prinzen die Prüfung, auf die sie sich unter seiner Leitung zurzeit vorberettrn, abgelegt haben, wird er sein neue» Amt über- uchmen. Generalleutnant v. Earlowttz steht in den 59 er Jahren und ist mit einer Schwester des sächsischen Gesandten in München v. Stieglitz verheiratet. —* Die Hauptversammlung des Land wirtschaftlichen Kretsvereins Dresden wird diesmal am 18. Mai auf der «Goldenen Höhe" bei Dres den veranstaltet. Den Hauptvortrag wird Herr Professor Dr. Lehmann-Göttingen über: »Schweinemast und Aufzucht nach «eueren versuchen" halten. Im Hinblick auf die groß« wirtschaftliche Bedeutung dieses Gegenstandes und di« Behandlung desselben durch ein« erst» Autorität wird di« Versammlung lebhaften Besuch von Interessenten und Freunden der Landwirtschaft erfahren. Dazu wird auch noch beitragen, daß der wunderschön gelegene versamm- ltmgsort (Station Hänichen) von Dresden au» leicht zu erreich«» ist mit der durch ihre landschaftlichen Reize be kannten sogenannten Semmeringbahn Dresden—Possen dorf. Im Anschluß an die Hauptversammlung sind einige lehrreich« und interessante Besichtigungen geplant, so -. v. di« d« renommierten Saatzuchtwirtschast des Herrn Winkler- Rippien und d« weitbekannten dem Herrn Rittergutsbesttzer Mietzsch gehörige« vbstplautagen in Theisewitz und auch der Genossrnschaftswride Wendtfchrarsdorf; mit dem Besuch der letzteren ist ei« Ausflug nach der Talsperre Malter bequem -« verbinden. — Bet de« letzten Wahlen-« de« Handels- A«d Gew« »belämmern und dem Landeskultur rat zeigte sich folgende Wahlbeteiligung. Es beteiligten sich an den Handelskammer»»«-!«» von 26852 wahlbe rechtigten 4SVS gleich 16,6»/„ an den Gewerbekamm,rwahlen twu 188857 Wahlberechtigten 11687 gleich 6,1°/„ an den Landeskulturratsrvahln» von 52SSV wahlberechtigten 1V 824 ftlchch 87,8'/,. —ft In frei« Verbindung mit der Meißner Kirchen- und Pastoralkonferenz fand am Montag auf dem Burgkelln A» Meißen di« diesjährig« Hauptversammlung de» GDchsische« Jerusalemsvereins unter stark«Teil nah«« statt. Zunächst erstattet« d« verfitzend« He« Ktnhaarat Dr. LSetzel-vtschofswerda d«n Bericht ouf das Fahr 191H/14, tu d«m «iulettend betaut wurdi. daß d« ,Fen»sak««as»«etu «in« Mlsfiensaemink-ung nut« de» Muh«, medaa««, de« für di« christlich« Mission schwl«rigft«u Bolke, ist. Dar Güchftsch« Jrrusalnustwiwiu ist au dies« Arbeit ^nwrragstld biwtllgt.durch di« Uaterhaltun, der Station B«h Sah« apf»«« tlrtenfeld« »ei Bethlchwn, wo « «in schäaos Mtsstwiihüns «haut hat «atz «utechül», besoub rs «in»« elaheituisch«, Lehr« «atz «in« arabisch« Lehrertu de- zahlt. Sinn» sch»««, V«rlust «fuhr di« «mm,.lisch, Sach« im Rooßwb« durch den Tod des Pastors Bey« und seiner Fra» 1» B«hleh«n, di« das dortig« Pfarramt zu einem belebende» christlichen Mittelpunkt im h«llig«n Land« machten, Im allgemeinen geht es mit d« «vangelischeu Kirch, in Palästina langsam, aber sicher vorwärts. In der Tochter gemeind« »o» Veth Sahur Um el Ammed, wo vornehmlich Württemberger aus »lu« wüst« «in blühende» Stück Land geschass»» habe», ist «tue evangelische Kirche im Bau. Ur sprünglich wollt« d« «Sächsisch« Jerusalems»«.«» dieser kleinen Kirch« «in Geläut« stiften, da aber «in ungenannter Sp«ud« 1900 Pf- sä» diesen Zweck gespendet hat, will man nun von Gachftn ans das Altarbild schenken. Mit der Ausführung des Kunstwerkes soll Professor G. Winterst,in von d« Königl. Ko»stakad«»i« Leipzig betraut werden; der bereits v«rscht«d»ne beachtlich« Ktrchenbild^r geschaffen hat; u. a. das der Kirche in Bischofswerda. Schließlich wurde «och mitgeteilt, daß der verstorbene Oberamtsrtchter Gaudlttz in Bernstadt dem Sächsischen Jrrusalemsoeretn ein Legat von 599 M. oeemacht hat. D« Borstand verlor im Berichtsjahre das verdient« Mitglied Geheimrat von Kirch bach i» Dresden, dessen Andenken nochmals besonders ge ehrt wurde, von dem Bericht nahm die Versammlung Keuntuis. Sodann «stattet« Herr Pfarrer Lange-Putzkau den Kassenbericht 1S18/14, der in der Einnahme mit 1685- M., in der Ausgabe mit -886 M. und im ver mög,«»Nachweis mit 8472 M. abschloß. 7963 M. wurden Mission»- und Lehrzwecken zugeführt. Von dem gegen wärtig zur Anfügung stehenden Geld, sollen erhalten Veth Sahur 8699 M., das armenische Waisenhaus 1999 M., das Syrische Waisenhaus in Jerusalem, das Aussätzige». asyl in J«usalem und das neue Krankenhaus in Jaffa je 899 M., di« obenerwähnte Ackerbaugemeinde Um el Ammed 590 M. und di« Murestanschule tu Jerusalem 200 M. Bet der vorstand-wahl erfolgt« dl« Wiederwahl der ausschetdenden Vorstandsmitglieder und die Neuwahl des Herrn Prästdenden des «vang^luth. Landeskonflstoriums Dr. Böhme. Schlieftlich hielt noch Pastor Piegler au« Auer bach «inen Vortrag über seine Palästinareise. Er kenn zeichnete, obwohl « sich al« Alleinreisender einmal mit einem Gummtknüttel seiner Haut vor halbwüchstgen Arabern wehr«, mußte, da« heilige Land als ziemlich sicher und klagte, daß di« deutschen Theologen Palästina mehr würdigen möchten als Gegenstand ihre» Interesses. Die Evangelischen in Jaffa und Haifa würden besser stehen, wenn sie nicht mit dem Templerorden und den Gemeinschaften zusammen arbeiteten. Bedauerlich sei es, daß rin «bbrechen der alten Stadtmauer von Jerusalem geplant sei in Rücksicht aus elektrisch« Bahnen. Es dürfte übrigens schwer falle», der alten festen Maner beizukommeu. Traurig sei es, daß an den Stätten der Geburt und des Grabe» Ehrtstt ein tür kischer Posten Mit scharfer Waffe stehe, um Prügeleien zwischen den christlichen Konfessionen dort zu vermeiden. Da» sogenannte «Tote M«r" biete landschaftlich viel des Schönen, der schönste Punkt des heilige" Lande» ab« sei der See Geaezareth mit Umgebung. Der Vortrag fand leb- haften Beifall. — Bei der gestrigen Ziehung der 25. Völker schlachtdenkmals.Lotterie entfielen au größeren Gewinnen: 10000 Ml. auf Nr. 165872; 500 Mk. auf Nr. 5006; 300 Mk. auf Nr. 67774; 209 Mk. auf Nr. 86483 94533 161155 192401; 100 Mk. auf Nr. 1094 12210 49214 65IS3 94324 119508 159954. — Da» Verschieben von Briefen undPost- karten in Druckfachensendungen bildet fortgesetzt die Ursache unliebsam« Briefverschleppungen und Briefverluste. Ungeachtet wiederholter Mahnungen durch die Presse und trotz unmittelbar« Einwirkung der Postanstalten auf die Absend« werden viele Drucksachenseudungen leid« immn noch in so mangelhaft« Bervackung zur Post eingeliefert, daß sie leicht zu Fallen für kleine Sendungen werden. Als besonders gefährlich in dies« Beziehung erweisen sich, wie wiederholte Feststellungen bestätigen, die häufig zur Versendung von Drucksachen benutzten offenen Briestlmschläge, bei denen die Absender die am oberen Rand od« an der Seite vor handene Klappe nach innen einschlagen. In den dadurch entstehenden Spalt verschieben sich unbemerkt Briefe, Post karten usw, die dann in d« Drucksache ost weite Irrfahrten machen. Im eigenen Interesse de» Publikums muß eindring lich davor gewarnt werden, Vie Klappe solch« Umschläge nach innen einzuschlagen; viel besser ist eS, die Klapppe über die Rückseite des Umschlages lose Überhängen zu lassen. Al« recht zweckmäßig haben sich Umschläge be währt, die an d« Verschlußklappe einen zungenartigen An satz haben, d« in einen äußeren Schlitz de« Umschlages ge steckt wird. Sie sichern den Inhalt vor dem Herausfallen und verhindern da» Einschieben and«« Sendungen; ihre mög lichst ausgedehnte Verwendung ist im allgemnnen Interesse zu wünschen. Verhältnismäßig häufig verschieben sich auch Briefe ufw. in Zeitungen, die unter Streifband verschickt werden. Es ist dringend zu raten, die Streifbänder so fest wie möglich um die Zeitungen zu legen, nachdem diese umschnürt worden sind. — Der Bezirksverband der Bienenzüchter Großenhain u. U. hielt am Sonntag nachmittag im Roten Hause in Großenhain seine Hauptversammlung ab, zu d« Mitglied« d« Vereine Großenhain, Lenz, Lampert-walde, Gröditz, Streumeu, Zabeltitz, Nünchritz und Riesa zahlreich erschienen waren. D« Vorsitzende begrüßte insbesondere dm Vertret« de» Henn Amt-Hauptmann», Herrn Reaierunasassessor von Trützschler. Besonderen Willkommen« grüß enwot « dem ueunngetretrnen Bruderverein Riesa. Rach ein« längeren Debatte über die hiesige Honigverkauf-« stelle von d« man «ehr Absatz erwartete hielt d« 1. Bor» fitzache des Landesvereins, Herr Lehmann aus Rauschwitz -ei Elstra einen interessanten Vortrag üb« die .Verjüngung des Bims", indem « als besonder-wichtig die Drohnen- und Königinzucht betonte. Dn Landesverein hat bereits in Grillen burg ein« mustergültige velegstatio» begründet, i» der jedes Mitglied seine Königin«« von Drohn« bester Zucht beftüch- t« lass« kann. Reich« Beifall lohnte dm Neon« für seine fleißig« Darbietungen. Ferner waw d« Wunsch rege, daß das kaufend« Publikum durch Reklame noch viel mehr über echt« und gefälscht« Honig aufgeklärt werden müsse. Jeder Imker möge seine Honigbüchsen mit sein« NamenRnschrift verschen; dmn Honig Ist eineBertrauenSsache! Nach dem Kassen bericht durch dm Kassier« Herrn Gemeindevorstand Fritzsche aus Streumen ging man ausführlich auf Verbesserung der Bimmweide ein. Allgemein war die Bersammlung der lieber« zeuguna, daß die Gemeinden durch Anpflanzung von Honigenden Sträuchern an Wegen und unbebauten Plätzen großen Segen stiften könnten. Die bisherigen Vorstandsmitglied« wurden einstimmig wiedergewählt. Möge die» Jahr reich an Honig werden! —S Die Meißner Konferenz führt« am Dienstag ihre Tätigkeit zu Ende. In den zeitigen Morgenstunden wurde im Dom «in Festgottesdienst gehalten, bei oem Herr Superintendent V.TordeS- Leipzig die Predigt bot und ein« Kollekte für drn Allgemeinen Kirchenfond« erfolgte. Um 10 Uhr eröffnet« der Vorsitzende Herr Geh. Kirchenrat UniversttätSprofessor v. Heinrici-Leipzig di« außer ordentlich stark besuchten Beratungen. Er begrüßt« besonders den Berteter des König!. Ministeriums dr« Kultus und öffentlichen Unterricht« Geheimrat Müller und den Repräsentanten des evan gelisch-lutherischen Landeskonsistoriums Geh. Konsistorialrat v. Kohl schütter, deren Erscheinen da« Zusammengehören der Behörden mit der Konferenz betone. Weiter gedachte der Vorsitzende in ehrender Weise der verstorbenen Vorstandsmitglieder der Konferenz Geh. Rat von Kirchbach und Fürstenschulrektor a. D. Geh. Schulrat Dr. Peter und führte sodann aus, daß zum Verständnis der brennenden Zeit fragen man sich erinnern müsse, daß wir in einer Zeit de» Ueber- ganaes leben. Die Schwere einer solchen Zeit empfinde man erst recht, wenn man sich klarmacht, daß es den Kampf um große geistige Güter gilt gegenüber der Abwendung von bisherigen Autoritäten und dem Suchen nach einem absolut Neuem. Die wichtigste Auf gabe der Kirche in der gegenwärtigen Zeit sei Klarheit in der großen Gärung. Sie dürfe sich nicht in dem Gewirr der Stimmen verlieren und müsse festhalten an dem Worte: „Gedenke dessen, was Gott euren Vätern getan hat". Die Kirche habe gegenwärtig in freudiger Erkenntnis der Geschichte große gemeinsame Güter zu pflegen. In diesem Sinne sei der starke Besuch der Konferenz eine hocherfreuliche Erscheinung. — E» folgte ein wissenschaftlicher Vor trag ve» Herrn Professor v. AlthauL-Leipzig über »Religion und Moral". Der Gelehrte wie» nach, daß die religiöse Sittlichkeit am reinsten dem Endbegriff der Sittlichkeit entspricht und sich ent schieden ethisch fortgesetzt real betätigt. Die Verbindung von Re ligion und Moral, wie sie in der evangelischen Ethik i» die Er scheinung tritt, kann die Sittlichkeit zur höchsten Vollendung bringen. Den folgenden Punkt der Tagesordnung bildete das aktuelle Themar „Die Stellung der Kirche zur Aus trittsbewegung". DaS grundlegende Referat hierzu gab Herr Pfarrer Dittrich auL Chemnitz, darin hauptsächlich einleitend feststellend, daß die gegenwärtige Kirchenaustrittsbewegung eine künstlich entfachte Sache ist, betrieben von dem monistischen „Komitee Konfessionslos" in Verbindung mit dem „Zentralverband prole tarischer Freidenker", denen die Liebknecht'sche Agitation zum politi schen Kirchenstreik an die Seite trat. In Sachsen hat diese Be wegung — entsprungen teilweise dem ReligwnShaß und dem Antichristentum auf der Grundlage der Häckel'schen monistischen Idee und des Materialismus alter Schule, teilweise einer ehrlichen Stellungnahme zum Ersurter Programm oder der Parteitaktik zur Schädigung deS Staates — fast nur proletarisches Gepräge ge tragen und sich vorläufig al» ein Fehlschläg erwiesen. Dabet bars aber nicht verkannt werden, daß die Bewegung nur auf Zeit ruht, denn die tiefer liegenden Ursachen sind noch nicht behoben. Weiter wandte sich der Redner den Ursachen für die völlige Kirchen, entfremdung des „arbeitenden Volkes" zu und wicS dabei auf eine Reihe Momente hin, von denen folgende erwähnt seien: Das Bei spiel der Gebildeten hat seit mehr als einem halben Jahrhundert entkirchlichend gewirkt. Die Arbeiterbewegung der 50 er Jahre ist in Verbindung mit dem kirchenfeindlichen Liberalismus antiknchlich geblieben (Religionslosigkeit der Führer, sozialdemokratische Presse). Die Einwirkung in jener Richtung ist ein« solche, daß es dem ein zelnen Arbeiter schwer, wen« nicht gänzlich unmöglich wird, sich thr zu entziehen; er nimmt eine» Strudel modernster Gedanken kritiklos hin. Die Beherrschung seines ganzen Denkens durch die Fragen seines Arbeitslebens, die Unsicherheit seiner Lage und die Abhängigkeit vom Kapital macht den Glauben de« Arbeiters zum Diesseitsglauben, seine Sittlichkeit zur Massensittlichkeit und lasse ihn inbezug auf Religion und Kirche fragen: „Was uützen sie mir? Wie bessern sie mein Los? Wie stehn sie zur Arbeiterbewegung und zum Klassenkampf?" Zu diesen Fragen hat die Kirche ver säumt, Stellung zu nehmen. Die Kirche hat für den so gearteten Arbeiter kein Wort gehabt, wohl aber viele gegen ihn gesprochen. Weil di« Kirche immer von den Herrschenden in Beschlag genommen war, ist sie verdächtig al» Klassenkirche, verhaßt als Staatskirche. So kommt die Austrittsbewegung nicht überraschend. Daß sie nicht früher auftrat, Ist immerhin ein Zeichen treuer Erzteherarbeit, tief wurzelnder Ueberlieferung und wirksamster Kraft des Evangeliums im Volke. Die Austrittsbewegung tut der Kirche als Scheidung weh, sie ist ihr bedeutsam als Klärung und wird von ihr willkommen geheißen, veil sie nun denZugangverschafftzu den lang« verschlossen gewesenenArbetterreihen. Nach diesen freimütigen Feststellungen wandte sich der Redner dann der Er örterung der nunmehrigen Ausgaben der Kirche zu und forderte Anwesenheit der Diener der Kirche in den Austrittsversammlungen, Kennzeichnung der Religion als Gewissenssache, Warnung vor dem Kirchenaustritt au» rein äußerlichen Gründen, Bezeichnung der Re ligion nicht al« Privat- sondern als Volkssache, Zugeben von Fehlern und Verfehlung, Verteidigung gegen Verdrehung und Ver- dächtigung, Einstimmung der unverkürzten Verkündigung des Evangelium« auf die Arbeiterseele, keine Beteuerung der Arbeiter freundlichkeit, aber Hinweis auf die soziale Arbeit der evangelischen Kirche in der Innern Mission. Der Arbeiterbewegung soll von derKirche ihr volles Recht gelassen und nur gezeigt werden, daß diese Bewegung nur dann gesund verläuft, w«m sie sich von christlichem Geiste erfüllen läßt. Di« Kirche braucht «ine rührige Apologetik der Geistlichen und Laien, lebendig verbundene und kirchlich und sozial pflichttreue Gemeinden, Recht fertigung durch Einheit, Freiheit und Wahrheit und christlichen Re ligionsunterricht für alle Kinder des Volte«, aber ohne Bekenntnis zwang bei Konfirmation und Taufe und ohne Zwang zum Abend- mahlsgang. Es muß in der Kirche alle« ferngehalten werden, was nach Polizei und Zwang in kirchlichen Dingen auSsieht, und aus denktrchlichenOrdnungenstndallesozialen Härte» zu entfernen. Zum Schluß betonte der Redner, daß die Landes kirche in ihrer Gesamtheit de« Lande» evangelische« Gewissen za sein und darum da» Wort zu den ernsten Fragen und Bewegungen oer Zett zu ergreifen hat. Sie muß die sittlichen Triebkräfte darin prüfen und anerkennen und sittlich« Schaden und Mißstände rück sichtslos und unparteiisch brandmarken und bekämpfen. Mit Treue im Wort, im Gebet, im Glauben und in der Liebe ist die Kirchs im Kampfe argen die AuStrittSbewegung die Stärkere. Diese AuS- führungen losten lebhaften Anklang au» und die Debatte zeigte, daß die Konferenz im großen Ganzen mit den Ausführungen de« Redner« einverstanden war. Einen entsprechenden Beschluß faßte man nicht. Nach gemeinsamen Gebet und Gesang ging man mit gemeinsamen Richtlinien für ein« wichtige Zettfrage - auseinander. —y Dor der vierten Strastammer de» Dresdner Kgl. Land gerichts hatte sich der 2S Iah« alte, mehrfach bestraft« Arbeit«
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