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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191411172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19141117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19141117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1914
- Monat1914-11
- Tag1914-11-17
- Monat1914-11
- Jahr1914
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1914
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ireignis folgenden Monat-. " und -war inSbe- en daraus ^eS reinen KrcegSbesoldung) ineS Teils desselben bewilligt werden. 2. In Kriegs- Gefangenschaft geratene oder vermißte Unteroffiziere und Mannschaften verlieren den Anspruch auf Löhnung mit Schluß des laufenden Monatsdrittels. in welchem sie ver mißt werden oder in Gefangenschaft geraten sind. ES darf aber die ganze Löhnung oder ein Teil derselben ins besondere dann bewilligt werden, wenn die Unterhaltung von Angehörigen des Gefangenen oder Vermißten daraus bestritten werden soll. 3. Bet Kriegsgefangenschaft oder Vermihtsein werden die Familienzahlungen der GebaltS- und Lohnungsempfänger unverkürzt fortgezahlt, bet Be willigung der Kricgsbesoldung — vergl. Ziffer 1 und 2 — kommen sie aber in Anrechnung. In Kriegsgefangen schaft erhalten Offiziere und die im gleichen Range stehen den Beamten von dem feindlichen Lande zur Bestreitung ihrer Verpflegung und der sonstigen Bedürfnisse einen entsprechenden Betrag. Kriegsgefangene Mannschaften und Beamte in gleichem Range erhalten keine Löhnung in Geld, sondern die zu ihrem Unterhalt notwendige Mund verpflegung, sowie Bekleidung in Natur. 4, Wenn die Angehörigen an die Ihrigen im Feindesland Geld zu senden wünschen, damit diese in die Lage versetzt wer den, sich auch mit Wäsche und dergleichen zu versorgen oder ihre Verpflegung aufzubessern, so beachte man das von der Reichspost herausgegcbene Merkblatt. 5. Es wird dringend empfohlen, den Gefangenen anstatt Liebesgaben Geld zu senden, da erfahrungsgemäß ihnen dieses sicher zugestellt wird. — Was die bei den Truppen bezw. in der Bagage befindlichen Sachen Gepäck usw. der in Gefan genschaft Geratenen betrifft, so wird dasselbe ebenso wie das der Gefallenen durch Vermittlung der stellvertreten den Intendantur desjenigen Armeekorps, in dessen Be zirk der Gefallene bezw. Gefangene fernen letzten Wohn sitz hatte, den Angehörigen zugeschickt. Meißen. Tödlich verunglückt ist der 61 jährige Aeschirrsührer Julius Ullrich. Bon einem vorüberfahrendrn Kollegen aufmerksam gemacht, daß e» Zeit sei, Licht anzu- zünden, hat er sich auf dem Bock aufgerichtet, ist herab- gefallen und hat einen Schädelbruch erlitten. Johanngeorgenstadt. Auf dem Kamme de» üöhmischen Erzgebirge- herrschte Ende voriger Woche ein heftige- Schneetreiben. Die Jugend belustigte sich bereit- auf den schneebedeckten Wiefenabhängen mit Rodeln und Schneeschuhlaufen. Zwickau. Daß 2»/, Jahre alte Kind de- Schlosser» vecher hier stürzt« vorgestern au» einem Fenster der elter lichen Wohnung au» dem vierten Stockwerk ans die Straße. Der Tod trat fosort ein. «in« Veihnacht-fpruch oder ein Weihnachtsbild beizufügen unterlassen. Ersterer wird vielleicht a» besten eigenhändig, sei eS auch vvn ungeübter Kinderhand, auf einen angesteckten Zettel geschrieben, dazu ein «er» au» einem unserer köstlichen Weihnachtlich«, doch gibt ch ja auch Kart« mit auf druckten Sprüchen in reicher Auswahl iu d« einschlägigen Geschäften. Ebenso fehlt r» nicht au gut« und billigen Reprodultion« bekannt« Weihnachtsbilder, z. v. de» von Engeln getragen« Christbaume» von Ludwig Richt« u. a. Gewiß werd« solche Bild« und Sprüche wesentlich dazu beitragen, uns«« kämpfenden Brüdern das Weihnacht-fest im FündeSland zu ein« wirklich« Fei« zu gestalt«. —* Von jetzt ab gilt für Postanweisungen nach Nicker- land dn Einzahlungskurs: 100 Guldm -- 192 M, nach Frankenländnn (ohne Rumänien) dn EinzahlungSlurS: 100 Fr. -- 90 M. —5. vor dir fünften Strafkammer de» Dresdner Kal. Land- aertcht» hatte sich gestern mittag der 88 Jahre alte Anstreicher Friedrich Hermann Zieger au» Riesa wegen Landzwang» und vergehen» argen ff 112 de« Strafgesetzbuch« zu verantworten. Der Angeklagte ist bereit« mehrfach u. a. auch wegen Beamtrnbelridi- gung bestraft. Zieger wohnt« in dem Hause de« Ofensetzer« Leh mann in Lommatzsch. Diesn gehört dem Landsturm an und sollte am 22. August beim Heere rintretrn. Der Angeklagte ist zunächst beschuldigt, Lehmann aufgrfordert zu haben, der Ein berufung »um Dienst, nicht zu folgen. Außerdem fall Zieger noch auf der Straße in Lommatzsch angedroht haben, wenn Lehmann fort zum Militär, werde sein Hau« in Brand gesetzt. Dir Anklage nimmt an, daß Zieger durch diese Androhung einet gemeingefähr lichen verbrechen« den öffentlichen Frieden gestört. Der Sach verständige bezeichnet den Angeklagten al« schwachsinnig, aber nickt für mrzurechnung«fähig. Zieger wurde zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt. 2 Monate 2 Wochen gelten al« verbüßt. Die Gehalts- und LöhnunaSverhält- Nisse gefangener Offiziere und Mannschaf ten. Um aufgetauchten Zweifeln zu begegnen, wird von «ständiger Stelle Folgendes mitaeteilt: 1. Für Offiziere, Beamte und Unteroffiziere als Gehaltsempfänger ist Ge balt zuständig: a) wenn sie in Gefangenschaft geraten, in ber Regel bis zum Ablauf des Monats, in welchem die Ge fangennahme erfolgt ist; b) wenn sie vermißt werden, bi- zum Ablauf deS dem Ereignis f/„ Ueber diese Zeit hinaus darf indessen — und zn sondere, wenn die Unterhaltung von Angehörig« bestritten werden soll — die yortgewährung d< GehaltS (das sind sieben Zehntel der KriegSI oder eines Teils desselben bewilligt werden. 2. Z Mannschaften verlieren den Anspruch auf Löhnung mit Schluß deS laufenden Monatsdrittels, in welchem sie ver- Aus Berluftliste Nr. SV der Königlich Sächsische« Armee. AuSgegrben am 17. November ISIS. (Utlürjimgrn: d. --- verwundet, ,. ». — schwer verwundet, l. v. — leicht verwundet, »erm. — vermtslt.) vrißa-e-Srsgtz-votaillo« Nr. 48. Vetter, Karl Otto, Gren. d. L. au« Bobersen — gefallen. S. Infanterie-Regiment Nr. 192, Zittau. Lamm, Eduard, Ldwehrmann au« Riesa — l. v., Kops. 7. Infanterie-Re,imeut Rr. 196, Leipzig. Hientzsch, Friedrich Fritz, Wehem. au« Priestewitz — l. v., Hand. 18. Jusauterte-Reatmeut Nr. 178, Kamenz. Berichtigungen früherer Verlustlisten. Stolle, Hermann, Res. au« Niederlommatzsch — bisher verm., ist leicht verwundet (B.-L. 46). Reserve-Iufanterte-Regiment Rr. 241. Steinert, Arno, Soldat au« Schmannewitz — l. Fuß. Kühn, Kurt, Soldat au« Lommatzsch — l. v., Kopf. Laurich, Paul, Soldat au« Nünchritz — l. v., Bein. Krüger, Alfred, Soldat au« Großenhain — v. Schurig, Paul, Soldat au« Zschieschrn — v. Kutsch«, Karl, Soldat au« Mühlberg — l. 0, Reser»e-Inf««terie-Regi»ent Rr. 248. Künz«, Kurt, Soldat au« Bröba — v. Olbnch, Paul, Soldat au« Oschatz — verm. Getth, Kurt, Soldat au« Oschatz — v. Kummer, Erhardt, Soldat au« Leuben — v. Pötzsch, Heinrich, Ldwehrmann au» Schmannewitz — gefallen, Reservr-Feltarttllrrte-Regtment Rr. 84 Neumann, Major — gefallen. Schlesier, Rudolph, Hptm. au« Schneeberg — gefall»». Rudlost, Ernst, vzwachtm au» Prestau — l. v. Zur Kriegslage. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 17. Novbr.» vor«. Auch der gestrige Tag verlief auf dem westlichen Krieg-schau- - platze im allgemeine« ruhig: Südlich Verdun und nordöstlich Lirev griffe« die Franzosen erfolglos an. Die Operationen auf dem östlichen Kriegsschauplatz« nahmen weiter eine« gü nstigen Fortgang. Nähere Nachrichten liegen noch nicht vor. oberste HeereSlew,»,. Berlin. Unter den in der Schlacht bei Kutno Gefangene« befindet sich der Gouverneur von Warschau, von Korff mit feinem Stabe. Mühlmann, -an«jochrn, Hptm. — s. v. Snof, Max, Gefr. au« Naundorf — l. v. Seidel, Emil, Kan. au« Ostrau — l. v. Kiemann, Friedrich, Sergt. au» Stöckheim — l. p. Sächsische Slaal-av-e-öri-e in uutzerlächfischeu Truppenteilen. HerrnSdorf, Georg, Musk. au« Zeithain, beim Jnf.-Reg. 166 — s. v. vermischtes. DleGranat« alSWeinkellerschlüfsel. Di« „Freiburger Zig." erzählt von einem lustig«» Vorfall, Len ein« Batterie de» Freiburger 76. Artillerieregiment» erlrbtr. Die Batterie hatte sich angeflcht« de- Feinde» in der Nähe eine» Dorfe» in ihrer Feuerstellung «ingegrabrn. Al« sie von der feindlichen Artillerie beschossen wurde, schlug «ine Granate dicht hinter der Batterie in den Erdboden ein, glücklicherweise ohne Schaden anzurichten. Die Erde spritzt« wie gewöhnlich hoch auf und mit ihr eine blutrote Flüssig keit. „Was war denn da»?- Diese Frag« konnte man auf den Gesichtern aller Kanoniere lesen. Sie wurde bald gelöst. AI« man nachgrub, stieß man auf rin Lager in der Erde vergrabener Rotwetnflaschen. Daß sich die tapferen 76 er diesen Wein recht gut schmecken ließen, braucht wohl nicht besonder» erwähnt zu werden. CK. Der schwierige Kampfplatz in den Argonnen. Eine Depesche des Großen Generalstabes hat unS von den großen Schwierigkeiten erzählt, die wir auf dem Kampfplatz in den Argonnen im Vordrin gen gegen den Feind zu überwinden haben. Aus Brie fen französischer und deutscher Soldaten/ in die er Ein blick tun konnte, schildert ein Pariser Berichterstatter diese heftigen und aufregenden Kämpfe, die zwar an Wichtigkeit in letzter Zeit durch die Schlachten im Zen trum und auf dem rechten Flügel in den Schaden ge stellt worden sind, aber an Romantik und Eigenart sonst nicht ihresgleichen haben. In diesem weiten gebirgigen Gelände- wo es nur wenige Wege und umso mehr Schlcichpfade gibt, wo Wälder und Anhöhen den freien Blick und die freie Bewegung hemmen, da wogt ein beständiger Kampf der Ueberraschung und des Hinter balte». Langsam arbeitet man sich durch die Wälder vorwärts; daS beständige Lauern wird durch plötzliche Ueberfälle auf den Feind unterbrochen- durch aufregende N ichlkämpfc und durch jene gewagten Unternehmungen- wie tir oe» Gebirgskrieg auSzeichnen. -.Häufig stoßen am Abend in der Dunkelheit plötzlich ein paar franzö sische Abteilungen vor; sie schreien Hurra und benetz- men sich so wild, daß man meint, e» würde sich ein ernsthafter Angriff entwickeln." So wird diese Art des Kampfe» in einem Brief, den man bei einem Deutschen gesunden hat, geschildert. „Aber die Franzosen ver schwinden so schnell, wie sie gekommen sind. ES war wieder nicht». Wir haben hauptsächlich gegen die sran- höfischen Alpenjäger gefochten, die eine sehr gute Truppe sind und vorzüglich für diesen Kampf geübt. Sie glei ten durch das Strauchwerk der Wälder, ohne einen Laut hören zu lassen, und kämpfen mit der größten Zähig keit. Wenn sie herankommen, da gibt es kein Pfeifen, keinen geflüsterten Befehl. Alles ist still, bis sie sich plötzlich mit der Wut von wilden Tieren auf unS stür zen. Von allen Seiten hagelt das Feuer auf unS ein, und wir denken manchmal im ersten Augenblick, in der Dunkelheit feuerten unsere eigenen Truppen airf uns. So kämpfen wir den ganzen Tag lang- stets in der Erwartung eines UeberfalleS oder eines Hinterhaltes, und müssen furchtbar auf unserer Hut sein." Zwar fehlt in diesen Kämpfen in den Argonnen die Ermüdung und Anstrengung, dre Nässe und Unbehaglichkeit, die die an dern Truppen beim langen Liegen in den Schützen gräben zu erdulden haben; dafür aber herrscht hier ein aufregende» Hin und Her, eine Atmosphäre der Spannung und der Ueberraschungen, die in diesem mo dernen Kriege bisweilen an die romantischen Abenteuer au» den Jndianergeschichten und an die Kämpfe im Ur wald denken läßt. CK. Kämpfe in Kamerun. Ein englischer Offi zier der Algerischen Feldtruppe erzählt in einem Brief au» Soratst von den Kämpfen in Kamerun und läßt in seinen Schilderungen unbeabsichtigter Weise die Tapfer keit unserer Schutztruppe in Helles Licht treten: „AIS ich Euch zuletzt schrieb, hatten wir gerade Befehl bekommen, von Zola aus vorzurücken. Wir marschierten am Nach mittag los und erreichten Zola in Eilmärschen nach sechs Tagen; wir machten durchschnittlich über 40 Kilometer den Tag, eine ganz anständige Leistung für eine Infan teriekolonne mit einem großen Wagenpark in diesem un- Wegsamen Gebiet. Wir bekamen denn auch von dem Kom mandanten ein Telegramm, das un» »u unserm Marsch beglückwünschte. Der Benue ist in diesem Jahre sehr ntckriq« und die andern Kompagnien waren schon lange auSgerückt. Wir blieben eine Woche in Zola und fühlten uns nach der guten Rast wieder gekräftigt. Unsere be rittene Infanterie brach einen Tag vor unS auf und überschritt sogleich den Kluß; wir folgten und hatten nun furchtbar anstrengende und mühselige Märsche, bi» wir die Grenze erreichten. Wir ließen Tepe, wo sich eine deutsche Truppe befand, rechts von unS liegen, über schritten nach drei weiteren schweren Tagesmärschen den Tiel und waren nun auf deutschem Gebiet. Wir waren noch keine halbe Stunde über der Grenze, als ein schweres Feuer auf der rechten Seite gegen uns eröffn«: »urde Dir machten also in verschanzter Stellung Halt, biL. Nachrichten von der berittenen Infanterie kamen. Ach, die Neuigkeiten waren wahrlich keine guten! Oberst Maclear hatte ihnen befohlen, die Deutschen auS Tepe herauszu werfen. Sie waren vor uns marschiert und wurden bald vor Tepe in einen schweren Kampf verwickelt, wobei die Deutschen die Vorhut vorbeiließen und sich dann mit aller Kraft auf die Haupttruppe warfen. Die Deutschen hatten augenscheinlich Befehl bekommen, in erster Linie die Wei ßen aufs Korn zu nehmen. Wickham und Sherlock wur den getötet: der Befehlshaber Lord M. Seymour schwer verwundet und ebenso McDonald. So waren gleich vier von den sechs weihen Offizieren kampfunfähig. Die Deut schen zogen sich dann in die Eingeborenenstadt zurück, und McDonald ließ, obwohl er verwundet war, da» Ma schinengewehr gegen sie richten und gab ihnen ein übles Lebewohl. An einer Stelle geriet die Stadt in Brand, und dabei sollen einige deutsche Verwundete im Feuer umge kommen sein. Ich glaube nicht, daß unsere berittene In fanterie den Ort nahm, denn sie hatte nicht mehr als 60 Mann, und die Deutschen verfügten über eine Schar zwischen 60 und 100 Mann, darunter fünf Offiziere. Auf diese Nachrichten hin marschierten wir in der Richtung auf Tepe und trafen nach einem entsetzlichen Marsch in zwei Stunden ein. Wir verstärkten die berittene Infan terie, die unterdessen Plänkeleien mit den Deutschen ge habt hatte. Die Verwundeten wurden auf Kanoes nach Zola gebracht. Wir stehen nun hier, während die Stellung und Zahl der Deutschen auSgekundschaftet wird. Ich glaube mit ziemlicher Sicherheit, daß eS morgen eine' Schlacht geben wird. Wir sind nur gegen 30 Kilometer von «aruS entfernt und würden dort in zwei Tagen sein können. ES wird eine harte Nuß zu knacken geben, und ich fürchte, eS wird unS teuer zu stehen kommen. Unsere einzige Hoff nung liegt in unfern Kanonen. Wenn sie in eine gute Stellung gebracht werden, dann können sie SaruS unein nehmbar machen; aber eS wird heftige Kämpfe setzen, um eine gute Stellung zu gewinnen. Niemand unterschätzt die Arbeit, die vor unS liegt." Die Befürchtungen des englischen Offiziers sollten sich bewahrheiten. Wie wir unterdessen aus amtlichen Meldungen erfahren haben, wurden die englischen Angriffe von der deutschen Schutz truppe unter schweren Verlusten für die Engländer zu rückgeschlagen. CK. In Verdun. Die Festung Verdun, um die sich immer enger der eiserne Ring der Deutschen schließt, hat ein Berichterstatter des Petit Parisien trotz aller entaegenstehenden Schwierigkeiten erreichen können, und er macht über seine Beobachtungen folgende Mitteilungen: Seit dem Beginn der Feindseligkeiten ist bisher kein Ka- nonenschuß auf die Stadt selbst abgefeuert worden. Dom Tage der Mobilisierung ab war Verdun nur noch eine un geheure Bastion. Die Zivilbevölkerung, die 18000 Ein wohner zählte, beträgt letzt nur noch weniger als 2000. Stark in seiner glänzenden Isolierung, ist Verdun eine geheimnisvolle Festung, eine Zitadelle geworden, zu der kein Fremder Zutritt erhält. Die Bastionen, die Posten ketten, die drakonischen Weisungen der Militärbehörden schützen sie gegen jede zudringliche Neugier. Ueberall be gegnet man Posten mit aufgepflanztem Seitengewehr; ohne Paß kann niemand in die Stadt gelangen, und auch mit einem solchen muß man unendliche Förmlichkeiten über sich ergehen lassen. Selbst die Generale müssen sich auS- weisen. Die Tore werden um 6 Uhr abends bis zum Morgen geschlossen; alle Läden schließen um 6, und nach 8 Uhr darf niemand auf der Straße gehen. Dann be ginnt das furchtbare und erschreckende Konzert der Ka nonen. DaS tiefe Brüllen der Mörser, der Bariton der französischen 75-Millimeter-Kanonen und der Alt der Ma schinengewehre bilden einen Höllenchor. Erst bei der Mor genröte tritt wieder der Frieden ein. DaS dauert nun seit drei Monaten an. Sehr häufig werfen die deutschen Flugmaschinen Bomben auf die Stadt, aber bisher smd noch keine großen Schäden angerichtet. Traurig war die »wang-mäßige Entfernung aller unnützen Münder; in dem Maße, wie die Deutschen vorrückten, hatten die er schreckten Bewohner der Umgegend sich in die Stadt ge flüchtet und sammelten sich in Verdun in solcher Zahl, daß Unterkunft und Nahrung für sie fehlten. Man mußte sie also entfernen. Einmal ließ man 2000 von diesen Unglücklichen in aller Eile vor der Ankunft der Deut schen abfahren. Wie durch ein Wunder gelang e» dem Zug, der sie gegen Saint-Mihiel entführte, dem feind lichen Bombardement zu entgehen. Aber welche Augen blicke der Angst hatten sie durchzumachen l Dann gab eS mehrere Tausende von Flüchtlingen au» dem Minenbecken von Brieh in Verdun, die die Züge im Sturm nahmen und in ein Handgemenge gerieten, um hinauszugelangen. In der Verwirrung kamen die Familien aanz auSein- ander, die Väter verloren die Kinder, die Männer ihre Frauen. . . CK. Straßenunfälle im dunklen London. Eme ernste Mahnung an die Bevölkerung von London wurde dieser Tage von der Londoner Polizei erlassen. Die Straßcnunfälle mit tödlichem AuSgang haben nämlich wäh rend der letzten zwei Monate eine beunruhigende Höhe erreicht, und da der Handelsverkehr in den Straßen zu gleicher Zeit abnahm, so wird die Hauptschuld dem allzu
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