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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040409023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904040902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904040902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-09
- Monat1904-04
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dringend verdächtig ist, einen Gelddiebstabl verübt zu haben. — In der Nikolaistraße übergab ein Unbekannter einem jungen Mann ein Paket, mit dem Auftrage, es an einen Gastwirt in Lindentyal abzuliefern, der es bestellt habe. Der Unbekannte ließ sich 1,50 auöhändigen. Wie sich herauS- stellte, hatte der Gastwirt nichts bestellt. Das Paket enthielt je ein Dutzend neue Messer und Gabeln, die von einem Diebstahl herrühren dürften. — Der angebliche Bahn bautechniker und Oberbahnmeister Karl Selchow, der hier als Heiratsschwindler auftrat und eine Frau um 6800 Mark betrog, bat, wie sich nachträglich berauSgestellt, noch eine zweite Frau unter denselben schwindel haften Angaben um 1000 gebracht. Der Betrüger ist bis jetzt nickt zu ermitteln gewesen. — Gestohlen wurde aus einem Grundstück der Gellertstraße ein Fahrrad, Marke „Trabant". Auf die Wiederherbeischaffung des Rades hat der Bestohlene eine Belohnung von 20 ausgesetzt. Letzte Depeschen und Jernsprechmel'dungen. ke. Dresden, 9. April. (Eigene Meldung.) Der verantwortliche Redakteur der „Dresdner Rundschau", Karl Hermann Martin Müller, hatte sich heute wegen Beleidigung der Generaldirektoren der Königl. Sächsischen Staatsbahnen vor dem hiesigen Landgericht zu verantworten. Die genannte Zeitung hatte das Buchholzer Eisenbahnunglück zum Gegen stand kritischer Erörterungen gemacht. Von dem Ver teidiger Rechtsanwalt vr. Große war der Prokurist Groschus aus Buchholz als Zeuge geladen, welcher aussagte. daß der Stationsschreiber Reinhardt tat sächlich überlastet gewesen sei. Ferner hatte die Ver teidigung noch den Lokomotivführer Gruhl aus Char- lottenburg als Sachverständigen zu Gunsten des Ange klagten geladen. Gruhl meinte, daß Reinhardt für den schweren Posten nicht die genügende Erfahrung gehabt habe. Der Oberbaurat Andrae gab zu, daß man jetzt sparsamer im Eisenbahnbetrieb in Bezug auf das Personal verfahre, das betreffe jedoch nur den inneren Dienst. Es könne aber nicht die Rede davon sein, daß das fahrende Publikum dadurch irgenwie in Gefahr ge setzt werde. Der Staatsanwalt beantragte eine ange messene Strafe. Das Urteillauteteauf 1000 Geldstrafe eventuell 100 Tage Gefäng- n i s. kx. Bremen, 9. April. Die auswärts verbreitete Meldung von dem Verkauf des Lloyddampfers „Hohenzollern" istnnrichtig. * Paris, 9. April. Die Königin Isabella von Spanien ist heute vormittag 9^L Uhr hier ge-, st o r b e n. * Paris, 9. April. Der Marineminister Pelletan empfing gestern die Admirale Bienaim 6 und Ravel, um ihre Aufklärungen über die jüngst veröffentlichten vertraulichen Schriftstücke der Seepräfektur Toulon entgegenzunehmen. Bienaims versicherte den Minister seiner vollen Ergebenheit und gab zwar zu, daß die Indiskretion nur von der Seepräfektur Toulon ausgegangen sein könne, erklärte jedoch, daß er nicht der Urheber dieser Indiskretion sei. Ravel versicherte, er habe in seinem Berichte nicht daran gedacht, die Ent scheidungen des Ministers kritisieren zu wollen, und be dauere, daß die Zeitungen seinen Bericht für ihren Feld- zug gegen den Minister ausgenützt hätten. — Der „Matm" will wissen, daß der Marineminister von den Er- klärungen der beiden Admirale nicht befriedigt gewesen sei und daß diese demnächst zur Disposition gestellt wer- -en würden. * Abbazia, 9. April. Das italienische Kriegsschiff „Dogali" mit dem Minister Tittoni an Bord ist heute früh vor Abbazia eingetrofsen. Um 10 Uhr vormittags machte der Minister mit dem Botschafter, Herzog von Avarna, dem Grafen Go- Iuchowski einen Besuch. * Petersburg, 9. April. In der vergangenen Nacht gerieten in einem Schuppen des Reichspost amtes durch ein fortgeworfenes Zündholz die Ben zin- und Oelvorräte in Brand. Das Feuer zerstörte auch 17 dort aufbewahrte Automobilwagen der Postverwaltung. Das Feuer konnte nur mit großer Mühe lokalisiert werden. * Petersburg, 9. April. (Rufs. Telegr.-Agentur.)' Ein Befehl der Militärverwaltung schreibt vor: Aus Freiwilligen der kaukasischen Berg- bewohner, die der Militärpflicht nicht unterliegen, und einem Daghestanschen Reiterregiment ist eine kau- kasische Reiterbrigade zur Teilnahme an dem Kriege mit Japan zu formieren. Jedes der beiden Regimenter dieser Brigade besteht aus sechs Sotnien. * Konstantinopel, 9. April. (Wiener Korr.-Bureau.) Die Botschafter der Ententemächte überreichten gestern übereinstimmend mit den Beschlüssen der fremd ländischen Gendarmeriekommission der Pforte ein Pro- memoria , in dem verlangt wird, daß bis zum 20. Mai 50 000 Pfund bei der Banque Ottomane für die ersten Jnstallationskosten und ein Monatsgehalt de- poniert werden. Es sollen ferner Maßnahmen getroffen werden, daß rechtzeitig, und zwar 15 Tage vor Monats- schluß, bei der genannten Bank die monatlichen Auslagen deponiert werden. * Konstantinopel, 8. April. Heute abend 8 Uhr wurde das türkisch, bulgarische Abkommen von dem Vertreter der Pforte und dem bulga rischen diplomatischen Agenten Natschewitsch unterzeichnet. Bulgarien verpflichtet sich, die Bil dung von revolutionären ComitLs und bewaffneten Ban- den gegen das türkische Reich zu verhindern und seine Untertanen, die in den benachbarten Provinzen revolutio- näre Handlungen vorgenommcn haben, nach Maßgabe der Gesetze zu bestrafen. Bulgarien wird außerdem die Ein fuhr an Explosivstoffen usw. nach den drei makedonischen Provinzen verhindern. Mit Rücksicht auf die mit den Ententemächten vereinbarten Durchführung an Reformen in den drei Provinzen wird der Sultan alle wegen revo lutionärer Akte Verurteilten, Verhafteten oder Verbann ten amnestieren, diese in Freiheit setzen und ihnen die Rückkehr in die Heimat gestatten, mit Ausnahme der wegen Dynamitattentaten Verurteilten. Die makedoni schen Flüchtlinge werden bei ihrer Heimkehr von der Pforte behufs Wiederaufbaues ihrer Wohnungen unter stützt werden. Die türkischen Untertanen bulgarischer Ab- kunft werden zu öffentl chen Aemtern in der Türkei zu- gelassen. Eine gemischte Kommission wird die übrigen noch schwebenden Streitfragen erledigen. Ein Vertrag Uber die Auslieferung von gemeinen Verbrechern wird Vorbehalten; ebenso alle Vereinbarungen Uber einen gegenseitigen Grenzschutz. ab« Mittäterschaft vorliegt. Er gewinnt dies« Ueberzeugung au» der Stellung de» Angeklagten zum Laadstallmeister v. Oettiagen einerseits und dem vr. Paalzow anderseits; daß dem Angeklagten di« Form des Artikel» bekannt gewesen, «gebe sich aus dem bet ihm vorgefundenen Lorrekturbogeu und au» einem an ihn gerichteten Schreiben vom IS. Februar 1900. D« Grricht»hof hat d»«halb den Angeklagten, wie schon gemeldet, wieder zu 900 Geldstrafe event. 20 Tagen Gefängnis »«urteilt, Herr» v. Oettillgen die Publt- katiou»befugni» im „Pferdesrrund", der „Lehrerzritung für Ost- und Westpreuße»" und der .Frruzzeitung" zugrsprochen und die Un brauchbarmachung der Vlatten und Formen verfügt. * vftafrtkantfche Bahn. Eine Notiz der „Schles. Zig." teilt mit, daß im Reichstage Versuche gemacht werden würden, bei der Beratung über die Vorlage betr. den Bau der Eisen bahn Dar-eS-Salaam-Mrogoro eine Erweiterung der in Aus sicht genommenen Spurweite von 0,67 w aus 1 m durch- rusetzen. Angeblich styd beide konservative Parteien im Reichstage entschlossen, ihre Zustimmung zu der Vorlage von der Verwirklichung dieser Forderung abhängig zu machen. * Der «eue Zentralvorstand der nativ »illiberalen Par tei tritt, wie bereits gemeldet, am Sonntag, 17. April, vor mittag» 11 Uhr, zu seiner ersten Beratung zusammen. Auf d« Tagesordnung stqt: Konstituier»»» des Zentralvorstandes: Jahresbericht; die politische Lage (Referent Abg vr. Satti«) und d« Entwurf eines Organisattonsstatut». Die Be teiligung au dieser ersten Sitzung de» Zentralvorstande» verspricht sehr lebhaft »uwerden.— Nach Beendigung d«Beratungen findet im „Kaiserhos^ein gemeinsames Mittagessen statt. — Der Strafvollzug gegen Redakteure. Der Vorsitzende des „Vereins Berliner Presse", Chefredakteur Vollrath, veröffentlicht in der „VolkSztg." «ine Erklärung, nach der Yustizminister vr. Schönstedt ihm und einem anveien Redakteur gegenüber versprochen habe, bei den Ge fängnisverwaltungen dafür zu sorgen, daß Redakteuren Vergünstigungen beim Strafvollzug ge währt würden. Einen Unterschied zwischen aka demisch gebildeten und anderen Redakteuren hab«, wie er gegenteiligen Behauptungen gegenüber feftstellen müße, der Justizminister nicht gemacht, nach Lage der Gesetzgebung auch nicht machen können. * Bonn, 8. April. Pfarrer Hacke »berg hat sich bereit er klärt, den Vorsitz im Rheinischen Hauptverein des Evangelischen Bunde» wetterzuführen. * Stuttgart, 8. April. In der Kommission der Ab geordnetenkammer wurde heute einstimmig ein Antrag angenonnpen, in dem die Regierung ersucht wird, im Bundesrat für unverzögerte Einbringung eines G e - setzentwurfS über Errichtung einer geordneten Vertretung der Arbeiter einzutreten. Der Minister des Innern v. Pischek erklärte, die wllrttem- bergische Regierung werde im Bundesrate für Beschien- nigung der Angelegenheit besorgt sein. Er persönlich sei der Meinung, daß eine ausschließliche Arbeitervertretung vor einer gemeinsamen Vertretung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern den Vorzug veroiene. Der Kammer waren im ganzen drei Anträge gleicher Tendenz über wiesen worden, nämlich 1) der sozialdemokratische Antrag auf Schaffung von vier Arbeiterkammern und einer Zentralstelle für Arbeiterangelegenheiten: 2) der Antrag des Zentrums, die Regierung möge im BundeSrate für die Schaffung von Arbeits- oder Jndustriekammern ein treten und, falls im Laufe der gegenwärtigen Gesetz gebungsperiode (der Antrag des Zentrums wurde im Jahre 1901 eingebracht) eine Aussicht auf reichsgesetz liche Regelung nicht zu gewinnen sei, im Rahmen des Landrechts vorgehen ; 3) ein Antrag der Deutschen Partei, die Regierung möge im Bundesrate für die Errichtung von Arbeiterkammern eintreten. Diesen Anträgen war eine ausführliche Begründung beigegeben, des Inhalts, daß die Arbeiter schon seit den kaiserlichen Erlassen von 1890 vergeblich auf eine Arbeitervertretung gewartet hätten, daß die Zeit des Wartens nunmehr aber vorbei und ein lande 8 gesetzliches Vorgehen geboten sei. Die staatsrechtlichen Einwände, die bisher von den Regie- rungen geltend gemacht wurden, seien sowohl in Bayern als in Baden fallen gelassen worden. Da aber nach An sicht der Kommission die reichsgesetzliche Regelung der landeSgesetzlichen vorzuziehen ist, so soll zunächst der Nach druck auf das reichsgesetzliche Vorgehen gelegr werden und nur für den Fall, daß der unverzögerten Regelung der Angelegenheit von Reichswegen Hindernisse in den Weg treten sollten, ein landesgesetzliches Vorgehen empfohlen werden. So kam der einstimmige Beschluß zustande, die Regte- rung zu ersuchen, „1) sie wolle im Bundesrat für die unverzögerte Ein bringung einer Gesetzesvorlage, betr. die Errichtung einer ge ordneten Vertretung der Arbeiter zum freien und friedlichen Austrag ihrer Beschwerden, auch den Staatsbehörden gegen über. eintreten; 2) für den Fall, daß die bei den Reichs behörden zur Zeit im Gang befindlichen, auf Schaffung der in Ziffer 1 bezeichneten Organisationen gerichteten Bestrebungen ohne Aussicht auf Erfolg verlaufen, dem Landtag den Entwurf eines Gesetzes vorlegen." Minister vr. v. Pischek sprach sich zum ersten Teil dieses Antrags zustimmend aus. Das Bedürfnis nach einer Arbeitervertretung sei von der Regierung längst an- erkannt, aber der allein mögliche Weg sei der der Reichs gesetzgebung. Es sei nicht zu befürchten, daß die Sache auf die lange Bank geschoben werde. Wie die Arbeiter vertretung zu gestalten sei, da« könne man als eine Frage von sekundärer Bedeutung ansehen. Er persönlich sei noch immer der Meinung, daß einseitige Arbeitervertretungen den Vorzug verdienen. Gegen ein lande-gesetzliches Vor gehen hege er auch jetzt noch dieselben staatsrechtlichen und politischen Bedenken, wie früher. Wenn aber die Kom mission den Eventualantrag annehmen wolle, so werde er sich dem nicht widersetzen. Auf alle Fälle werde die Regierung im Bundesrat für eine Beschleunigung der Sache eintreten. Eine Parallelaktion auf landesgesetz lichem Wege wäre untunlich. Fluslana. Oesterreich Ungar«. * Dir Ministerzusammenkunft in Abbazia veranlaßt das . Wiener Fremdenblatt" zu Ausführungen, die offen- bar die Ansicht der Regierungskreise zum Ausdruck bringen. Das offiziöse Blatt weist auf die Treibereien gegen Oesterreich-Ungarn hin, die bezweckten, auf die italienische Regierung im Ginne einer Ablenkung von der bisherigen Richtung der italienischen Politik erfolgreich einzuwirken. DaS Blatt konstatiert mit Befriedigung, daß alle diese Versuche vollständig gescheitert seien und daß seit dem Amtsantritt des gegenwärtigen italienischen Kabinetts die dortige öffentliche Meinung eine be stimmtere Haltung genommen habe, was umso erfreu licher sei, al» man in Oesterreich-Unaarn wünsche, mit Italien nicht nur durch die Buchstaben des Vertrage- ver- Kunden zu sein, sondern auch durch da» Einverständnis der Völker, da» auf der Erkenntnis der Gemeinsamkeit der großen Interessen de» Friedens beruhe. Die Aeuße- rungen der italienischen Presse gelegentlich der Zu- iammenkunst der Monarchen in Neapel über das Ver hältnis Italien» zu Oesterreich-Ungarn, sowie die Kom mentare der italienischenBlätter zu der Zusammenkunft deS Grasen Goluchowskr mit dem Minister deS Aeuneren Tittoni seien ein Beweis für di« etngetretene Wandlung. Argeud einer aktuellen Veranlassung sei die Zusiumne». kunft in Abbazia nicht zuzuschretben. Selbstverständlich würden beide Minister politische TageSfragen besprechen, aber auch diese, speziell die Balkanfrage hätten keinen Grund geboten, die Beaegnung herbeizufllhren. Die Balkanfrage sei augenblicklich ganz in der Reformfrage enthalten. Gelinge es, wie man hoste, den zur Verwirk lichung der Reformen eingesetzten Organen, die ihnen ge stellten Aufgaben zu erfüllen, so sei dem Lande die Ruhe gesichert und der ststu» guo bleibe gewahrt. So lange dies der Fall sei, könne auch kein Anlaß zur Einmischung austauchen. Soweit besondere Versicherungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien wünschenswert erschienen seien, wären sie seit langem auSgetauscht. Oesterreich. Ungarn und Italien wüßten, daß sie sich gegenseitig auf ihre Uneigennützigkeit bezüglich Alba- niens verlassen könnten. Der Besuch Tittonis sei nur als ein höchst erfreuliches Zeichen des freundschaftlichen Verhältnisses der beiden Mächte zu betrachten. Das „Fremdenblatt" schließt: „Jede einzelne Macht kann ver schiedenen Verbindungen angehören, ohne mit sich selbst in Widerspruch zu geraten. Die Treue für das Friedens bündnisse» braucht durch andere Beziehungen nicht er schüttert zu werden. Al» eine neue Bekräftigung dieser Treue begrüßen wir herzlichst die Begegnuna der Minister in Abbazia, wie wir die Begegnung der Monarchen in Neapel begrüßten." Frankreich. * DaS englisch-franzSfische Kolonialabkommen über Neufundland enthält folgende Bestimmungen: Frankreich gibt sein Recht auf die French shore auf, nämlich das Recht, auf dem Lande Fische herzurichten und zu trocknen. Es behält das Fischereirecht in den Gewässern der French shore läng» einem Küstenstriche von 180 Kilometer und erhält für seine Fischer das Recht, sich au der Küste mit Köder zu ver sorgen, und nicht nur Stockfische, sondern auch Hummern zu fischen. Außerdem soll der Schaden, den etwa die Reeder und Seeleute durch die Neugestaltung der Dinge erleiden sollten, durch eine französisch-englische Kommission oder eventuell durch einen vom Haager Schiedsgericht zu ernennenden Ober» schiedsrichter sestgestellt werden. Für die Abtretung der French shore wird Frankreich eine Grenzberichtigung zwischen dem Niger und dem Tschadsee zugestanden, wodurch Frankreich eine durch fruchtbares Gebiet führende Straße vom Niger nach dem Sinder-Gebiet erhält. Ferner erhält Frankreich die LoZ- Inseln, welche für England lediglich militärischen Wert hatten, sowie Stadt und Gebiet Aarbatenda am schiffbaren Gambia- Flufr, wodurch französische Schiffe französisches Gebiet an laufen können. In der Erklärung bezüglich Siams wird das Uebereinkommen von 1896 genau präzisiert. Beide Mächte erlangen vollständige Aktionsfreiheit in den westlich vom Menan- Fluß gelegenen siamesischen Provinzen. Ferner wird die terri toriale Unverletzlichkeit und der Status guo verbürgt. In der Erklärung, betreffend die Neuen Hebriden, wird die Einsetzung einer Kommission, betreffend Beilegung von Grundstreitigkeiten, beschlossen. Dänemark. * Der deutsche Kronprinz in Kopenhagen. Gestern abend 7 Uhr fand beim dänischen Kronprinzen Gala- täfel ans Anlaß des Geburtstages des Königs start, an welcher teilnahmen: König Christian, der König und die Königin von England, der deutsche Kronprinz, sämt liche Mitglieder der königlichen Familie, die Minister und Hofchargen. Der deutsche Kronprinz brachte einen Lrintspruch auf den König aus, m dem er ferner Freude über die Ehre Ausdruck gab, oei der Feier zugegen zu sein. Um 9 Uhr war das Fest beendet. An die Begleiter des Kronprinzen wurden folgende Aus zeichnungen verliehen: Hofmarschall v. Trotha er hielt das Kommandeurkreuz 1. Klasse des Danebrog- ordens, Adjutant Major v. Oppen und Oberstabsarzt Ur Widemann erhielten das Kommandeurkreuz 2. Klasse desselben Ordens. Rußland. * Ein Plehwescher Erlaß, betr. die Judenfrage, der als vertrauliches Rundschreiben an die Gouverneure, Stadthäupter und Polizeimeister gerichtet ist, kündigt eine RevisionderdiejüdischeBevölkcrung des Reiches betreffenden Gesetze an. Die Unklarheit der bestehenden Gesetze hätte zur unausbleib lichen Folge, daß die Einheitlichkeit wie die Ausführung der auf Grund dieser Gesetze namentlich von den unteren Behörden getroffenen Verfügungen ungünstig beeinflußt würden. Unter solchen Umständen wäre es nicht ganz ge- rechtfertigt, wollte inan alle schweren Folgen einer un gesetzlichen Niederlassung von Juden außerhalb dec ihnen zum Wohnsitze angewiesenen Gebiete ausschließlich die Juden allein tragen lassen. Es wäre das namentlich m jetziger Zeit ungerechtfertigt, da durch die kriegerischen Er- eignisse im fernen Osten mit den durch sie bedingten Mo bilisierungen in einigen Militärbezirken und der Ein berufung der Reserven, unter welchen sich eventuell An gehörige der ausgewiesenen jüdischen Familien befinden können, die schweren Folgen der Ausweisungen von den Betroffenen doppelt schwer empfunden werden müssen. Bis zur Wiederher st ellung des Friedens sollen daher alle Juden, die sich nach Ansicht der Orts- blhörden zu Unrecht irgendwo aufhalten, un behelligt gelassen werden. Das Rundschreiben schließt: „Ich füge hinzu, daß als unbedinflte Voraus- setzung für die Anwendung der vorstehenden Verordnung die Ueberzeugung der lokalen Behörden gelten muß, daß der zum Wonnen außerhalb des für ihn bestimmten Ge bietes zugelassene Jude die öffentliche R u h e nicht gefährden und durch seine Anwesenheit nicht die Unzufriedenheit der Bevölkerung, in deren Mitte er wohnt, erregen wird/ Afrika. Die Stimmung unter tze» voeren schildert ein im öst lichen Transvaal ansässiger Engländer m der „Morning Post" al» sehr bedenklich und besorgniserregend für Eng land. Es sei ein offene» Geheimnis, daß nicht nur eine organisierte Verschwörung bestehe, sondern daß man sogar heute schon über Geldmittel sowie über Waffen in genügender Weise verfüge. Der Waffenhandel blüh^ und außerdem seien nicht die Hälfte der Waffen nach dem Feldzüge abgegeben worden. Die Boeren betrachten sich keineswegs als besiegt, sondern legten die Friedens bedingungen ihrerseits so au», daß ein Sieg der Boerensach« dabei herauSkomme. Außerdem sei e« ihnen gelungen, di« Eingeborenen, die während de» Feldzuges aus Seiten de, SnglSnder standen, gegen England anfzuhetzen. Diese Em- geborenen beklagten sich nicht nur über ihre Entwaffnung nach dem Feldzüge, sondern auch darüber, daß man die ihnen gemachten Versprechungen nicht eingelöst habe. Viele von ihnen seien im Besitz von Requisitionsscheinen, deren Ein lösung verweigert worden wäre. Der Korrespondent der „Morning Post" hält es für unbedingt notwendig, englisch gesinnt« Ansiedler, eventuell unter Gewährung von Kronlaad, in da- Sand zu ziehen. — Dieser Beicht steht in schroffem Gegensatz zu den Erklärungen, die unlängst auf dem Voerentag in KrügerSdorp abgegeben wurden. ?erronawerSmle«mgen in Oer König!, räckrircden Armee. Offiziere. Fähnriche usw. X. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Den 8. April. Frhr. v. Odeleben, Major im Kriegsministerium, als aggr. zum 2. Feldart.-Regt. Nr. 28, Neubauer, Hauptm. beim stabe des 4. Feldart.-RegtS. Nr. 48, in das Kriegs ministerium, versetzt. Im Beurlaubten stände. Den 8. April. v. Poncet, Königl. Preuß. Ltnt. a. D., zuletzt im Neu märkischen Feldart.-Reat. Nr. S4, in der Königl. Sachs. Armee, und zwar als Ltnt. der Res. des 2. Hus.-RegtS. „Königin Carola" Nr. 19. mit einem Patente vom 1. Juli 1896 an gestellt und vom 11. April d. I ab auf ein Jahr zur Dienst leistung bei diesem Regiment kommandiert. L. Abschirdsbewilligungen. Im Beurlaubten st and«. Den 8. April. Schramm, Ltnt. der Res. des 1. Train-BatS. Nr. 12, behufs UebertrittS in Königl. Preuß. Militärdienste der Ab schied bewilligt. Der König hat dem Bezirksfeldwebel a. D. Geilhard in Lichtenstein da- AlbrechtSkreuz verliehen und den nach genannten Offizieren die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen erteilt, und zwar: der Ritter kreuzes 2. Klasie des Königlich Wurttembergischen FriedrichS- OrdenS mit Schwertern: dem Oberltnt. Prerl im 1. Pion.» Bat. Nr. 12 kommandiert zum Auswärtigen Amt in Berlin;- des Offizierkreuzes des Königlich Italienischen Kronen-OrdenS: dem Hauptm. Garke beim Stabe des 1. Feldart.-Regt». Nr. 12; des Persischen Sonnen- und Löwen-Oroens S. Klasse: dem Oberltnt. Hager im Schützen-(Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108. — Der König hat dem Major Frhrn. v. Milkau beim Stabe deS 1. Hus.-Regts. „König Albert" Nr. 18 die Erlaubnis zur Anlegung der ihm von dem Kaiser mit der Ernennung zum Ehrenritter des Johanniter-Ordens verliehenen Abzeichen erteilt. Leipriger Angelegenheiten. Sonnabend, 9. April. * Abschied des kommandierenden Generals von Treitschke. Der kommandierende General des XIX. (2. Königl. Sächs.) Armeekorps, General der Infanterie von Treitschke, wird sich am 15. d. M. von der Garnison Leipzig verabschieden. Die Auf stellung der Garnison erfolgt an diesem Tage 11 Uhr vormittags auf dem Kasernenhofe des 8. Infanterie- Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107. Zu Ehren Sr. Ercellenz findet ferner am 23. d. M. im Festsaal des Hotel „Kaiserhof" in Leipzig ein Abschieds- fest mahl statt, an dem die Generalität, die Regi- mentskommandeure und die selbständigen Bataillons, kommandeure teilnehmen werden. * Von der Universität. An Stelle des nach Greifs wald berufenen Herrn Professors vr. Engel wird im Sommersemester Herr Professor vr. Hölder über Differentialgleichungen lesen. Die angekündigte Vor lesung des Herrn Professor vr. Hölder über algebraische Gleichungen fällt aus. * Lokal;»« Leipzig - Gaschwitz Vielfach geäußerten Wünschen entsprechend, wird die Staatsbahnverwaltung im Sommerhalbjahr noch einen Lokalzug zwischen Leipzig und Gaschwitz verkehren lasten, der in Leimig nachmittags 2 Uhr 5 Min. abfährt und in Gaschwitz 2 Uhr 22 Min. an kommt. Die Rückfahrt ab Gaschwitz erfolgt um 3 Uhr 2 Min.; die Ankunft in Leipzig 3 Ubr 20 Min. Der neue Lokalzug hält auch in Connewitz und Oetzsch. -r. Mehzüge. Anläßlich der hiesigen Ostermeffe wird die sächs. Staatsbahnverwaltung Sonntag, am 17. April, wiederum einen Sonderzug nach hier ablassen und zwar von Chemnitz mit Anschluß von Limbach. Die Fahrkarten haben lOtägige Gültigkeit. Sie berechtigen zur Rückfahrt am ersten Tage nur mit einem Sonderzuge, der den hiesigen Bayerischen Bahnhof abends 10 Uhr 30 Min. verläßt und nachts 12 Uhr 30 Min. in Chemnitz eintrifft. An den übrigen GeltunaS- tagen können zur Rückfahrt die gewöhnlichen Personenzuge und zwar außer vom Bayerischen Bahnhof auch von Plagwitz- Lindenau aus über Borna oder vom hiesigen Dresdener Bahnhof über Lausigk benutzt werden. Schnellzüge sind selbst gegen Ergänzungskarten ausgeschlossen. * * Die militärische Platzmusik wird am Sonntag, den 10. ds., vom Musikkorps des 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 vor der Wohnung de» komman- dierenden Generals und Donnerstag, den 14. ds., vom Musikkorps de- 7. KönigS-Infanterie-RegimentS Nr. 106 vor der Wohnung des Stadtkommandanten ausgeführt werden. Beginn r/,12 Uhr vormittags. * Konferenz im RetchSamt des Innern. Zu unserer gestrigen Notiz schreibt uns Herr Geheimer Rat Professor vr. Bücher, daß die Angabe, die lebhafte Erörterung Uber seine Schrift Uber den Buchhandel habe u. a. die Begründung des Akademischen SchntzvereinS zur Folge gehabt, nicht den Tatsachen entspreche. Der Akademische Schutzverein sei am 14. April 1903 durch eine Versammlung der Rektoren deutscher Hochschulen zu Eisenach auf Anregung des Aerrn Geheimrat Wach begründet worden. Professor vr. BücherS Buch sei erst Ende Zuli 1903 erschienen. Als der Schutz- verein gegründet wurde, sei von dem Buche noch nicht eine Zeile geschrieben worden. * Schuljubiläum. Der Direktor der III. höheren Bürgerschule Herr Rudolf Ferdinand «Schmidt feiert nächsten Montag den 11. April das Jubiläum 25jähriger Amtstätigkeit als Schuldirektor in Leipzig. Der Jubilar war nach Absolvierung des Seminars zu Annaberg Lehrer und Oberlehrer an der hiesigen Ratdfrcischule, der höheren Schule für Mädchen und der Gewerbeschule. Am 11. April 1879 wurde er Direktor der VI. Bürgerschule, am 1. April 1896 Direktor der II. höheren Bürgerschule und am 1. April 1901 Direktor der III. Höheren Bürger schule. Im Jahre 1902 wurde ihm das Ritterkreuz 2. Klasse des Verdienstordens verliehen. * Ein MorbSdtchter. Unter der Anschuldigung, auf einem Felde bei Eilenburg einen alten Mann ermordet, beraubt und dann vergraben zu haben, stellte sich freiwillig der Polizei ein 18 Jahre alter Barbierlebriing, der au» Eilenburg gebürtig ist. Die Angaben de» Burschen waren, wie er spater selbst zuaab, erdichtet. Er war seinem hiesigen Lehrherrn an- der Lehre entlaufen und wollte dahin nicht zurückkehren. * Unfälle. Auf dem Schönauer Wege in Kleinzschocher wurde gestern nachmittag ein -jähriger Knabe von einem Radfahrer überfahren und mehrfach verletzt. Gegen den Radfahrer ist Anzeige erstattet worden. — In einem Grund stücke der Reitzenhainer Straße fiel gestern nachmittag ein 7jähriger Knabe von einem Schuppen auf das Pflaster herab und »oa sich eine schwere Verletzung am Kopfe zu, die seine Untervrinauna im Krankenhause notwendig imachte. — In der Frankfurter Straße fuhr gestern nachmittag ein Rad fahrer mit seinem Rade an ernen Straßenbahnwagen au, kam zu Falle und erlitt eine Verrenkung de- rechten ArmeS, sodaß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. fff Getbftumrbbersuch. In der Nähe der Rennbahn sprang gestern abend eine 48 Jahre alt« Modelltischler»- Chefrau, wohnhaft Schönauer Weg in 8.-Kleinzschocher, in selbstmörderischer Absicht in den Flutkanal. Die Lebensmüde wurde au» dem Wasser herau-geholt und mittel» Rettungs wagen» dem Stadtkrankenhause zugeführt. * Pstttekbertcht. Festgenommeu wurde ein« schon vielfach 1 bestrafte 28 Jahre alt« Frauensperson au- Gruduo, die Leitung: Adolf Schiebt. Verantwortlich« Redakteure: Für deutsche Politik vr. Friedrich Pnrlttz, für auswärtige Politik Emil Hühl«, für sächsisch« Anaelcgcnbciten Rudolf Szallie«, für Feuilleton Paul Zi»orlich, für den musikalischen Teil Heinrich Zöllner, für Svort Juli«» Haarfelb. Verantwortlich für den Inseratenteil Emil Abigt. sämtlich in Leipzig. Hierzu eine BetlM.
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