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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040409023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904040902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904040902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-09
- Monat1904-04
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MW M LkWM ÄMt mS AWW Nr. 1U Zmmbkllü, s. April IM. Weiü-AWck.) verirtzra«rrcb«irr. * Leipzig, 9. April. Unter dem Vorsitz deS Herrn Amts- hauptmann Heink hielt heute der der Amtshauptmannschaft Leipzig beigeorduete Berirk-ausschuß eine Sitzung ab, der eine überaus reichhaltige Tagesordnung zu Grunde lag. Von den 68 Gegenständen, die zur Verhandlung standen, waren 53 öffentlich, die übrigen, meist SchanttoncessionSgesuche, wurden in nichtöffentlicher Sitzung beraten. Die Retsekasteu für Gcmeindebeamtcn sind von verschiedenen Gemeinden des Bezirks neu geregelt bez. ortsstatutarisch bestimmt worden. Die Entschädigungen, die für notwendige Reisen der Beamten im Interesse ihrer bez. Gemeinden bezahlt werde», sind teils nach Reisestrecken, teils nach Zeit bemessen. Das Kollegium genehmigte die jene Bestimmungen enthaltenden Nachträge zu den OrtSstatuten der Gemeinden Kleindalzig, Frankenhain, RückmarSdorf (hier soll auch das Gehalt deH GemeindevorstandeS auf 600 jährlich erhöht werden), Gärnitz, Lindennaundorf, Hohenheida und Althen (hier soll außerdem das Gehalt des Gemeindevorstandes auf 300 „T erhöht werden).' Verschiedene OrlSgesetze bildeten weiterhin Gegenstände der Beratung. So hat die Gemeinde Möckern bestimmt, daß für Reinigung der Abfallwässer in der Leipziger Kläranlage vorläufig 25 für den Quadratmeter an Kosten von den Anliegern erhoben werden. Der Bezirksausschuß genehmigte dies unter der Bedingung, datz die Bestimmungen einjährige rückwirkende Kraft haben. — Ein weiteres OrtSgesetz hat die Gemeinde Probstdeuben über die Umlegung der über 3000 be tragenden Kosten für die Beschleusung des Stöhnaer Weges aufgestellt, daS gleichfalls befürwortet werden soll. — Die für die Zwangsvollstreckung in Verwaltungssachen zu er hebenden Gebühren sind von der Gemeinde Leutzsch ortS- gesetzlich so festgestellt worden, daß die Kosten für niedrige Summen noch weiter vermindert, die für höhere Summen jedoch erhöht werden. Dem pflichtete das Kollegium bei. Paunsdorf. Das Regulativ über die Aufbringung der Gemeinde-, Armen-, Kirchen- und Schulanlagen m dieser Gemeinde ist durch einen Nachtrag ergänzt worden, wonach die Steuern für die unteren Klassen gegen früher herab gesetzt werden, was der Bezirksausschuß genehmigte. Wicocritzsch. Das neue Ortsstatut dieser Gemeinde, das u. a. auch Bestimmungen über die Anlegung des jetzt 8675 betragenden Gemeindevermögens enthält, soll bedingungsweise befürwortet werden. Das im Statut vor- geschrlebene Tagegeld von 1,50 --r für Reisen des Gemeinde vorstandes wurde al« zu niedrig befunden. — Von Neuem befürwortet werden bei der oberen Verwaltungsbehörde soll auch daS Regulativ dieser Gemeinde, wonach die Besitz veränderungsabgaben von 65 auf 1 für 100 erhöht werden. Stötteritz. Zn die Zahl der berufsmäßigen Gemeinde beamten, die der Pensionierung teilhaftig werden, soll auch der Vollstreckungsbeamte ausgenommen werden, waS der Bezirksausschuß genehmigte. Ebenso stimmte er der Er höhung der Bcsitzveränderungsabgaben von 75 auf 1 für 100 in dieser Gemeinde zu. Tie Ucbernahmc Lauernder Verbindlichkeiten durch die Gemeinden Liebertwolkwitz, Zuckelha usen und Probst heida anläßlich der Erweiterung der Leipziger Wasserleitung wurde genehmigt, ebenso die Einbezirkung der Parzelle Nr. 219b des Flurbuches für Schönefeld in die Gemeinde Paunsdorf. Gewerbliche Anlage«« wurden folgende gutgeheißen: die Errichtung vor« Schweineschlächtereien bez. von Kleinvieh- fchlächlere«en durch Mißlitz in Gaschwitz, Kern in Portitz, Mußtopf in Lindenthal, Helbig in Döbitz, Thielemann in Stötteritz, Geiler in Leutzsch, Müller in Böhlitz- Ührenberg und Schubert in Wahren; die Errichtung einer Dampfseifenpulver- und Seifenfabrik durch Freiberg L Co. in Wahrer«, sowie je einer Sauggas-Motoranlage durch die Gemeinde Oetzsch in Lauer und durch Herrn Dörrner in Stötteritz. Folgende Abtrennungen vor« Grundstücke«« fanden zu stimmenden Bescheid: Blatt 22 des Grundbuches für Win dorf, 50 und 164 für Kotzschbar, 98 für Sommerfeld, 32 für Mockau, 9 für Podelwitz, 624 für Leutzsch, 20 für Mölkau, 60 und 61 für Gautzsch, 1 für Oetzsch, 23 für Göhren, 4 für Plösen, 488 für Liebertwolk witz, 69 und 113 für Stötteritz, 1 für Möckern, 13 für Neutzsch (Thekla) und 13 für Göhren. — Abgelehnt wurde nach Lage der Verhältnisse die Abtrennung vom Grundstücke Blatt 103 des Grundbuches für Probst deuben. Liebcrtwolkwitz beabsichtigt in seiner Gemarkung eine Gasanstalt zu errichten, was der Bezirksausschuß ge nehmigte. Tic Oesfentlichkeit des Fußweges, der von Böhlitz- Ehrenbecg nach Forsthaus Burgaue führt, wurde vom Bezirksausschuß ausdrücklich anerkannt und zwar entgegen der Meinung, die im Namen der Stadt Leipzig geltend ge macht worden ist. Vaurcchtliche Lrtsgesctze und Bebauungspläne. Befür wortet werden sollen: das baurechtliche Ortsgesetz, den Podel- witzer Kommunikationsweg in Wiederitzsch betreffend; der Bebauungsplan und daS OrtSgesetz der Gemeinde Wiederitzsch über die Bebauung der Flurstücke 69, 72, 73, 74, 74a, 75, 75a, 76 bis 81, 81a, 82a, 83 bis 89, 89a, 90, 90a, 91 bis 95 und 95a des Flurbuches für Kleinwiederitzsch; der Bebauungsplan für verschiedene Flurstücke in Wahren, wobei in zwei Straßen die dreigeschossige, geschloffene Bau weise zngelassen worden ist. — Genehmigung fand die lieber- nähme dauernder Verbindlichkeiten durch die Gemeinde Oetzsch, anläßlich des Vertrages des Rittergutsbesitzers KeeS mit der Gemeinde Oetzsch wegen des Wasserturmplatzes. Als Referenten waren in der heutigen Sitzung tätig außer dem Herrn Vorsitzenden und Herrn Regierungsrat Thiele die Herren Gemeindevorstände Leischnig und Schwalbe. — velegierlenlag <ler veulrchr« Ssetbebünse. 8. u. 8. Dresden, 7. April. Die heutige Versammlung eröffnet an Stelle des ab- gereisten Leiters der gestrigen Verhandlungen vr. Pauli-Bremen. Zunächst wird über Punkt 4 der Tagesordnung: „Die neue I s x Heinze und der voraussichtlicheKampfumdieSchule" be raten. Referent vr. Goldstein - Königsberg erinnert daran, daß im Reichstage die Neigung vorhanden sei, eine neue lex Heinze zu schaffen. Besonders auf national- liberaler und rechtsstehender Seite komme man solchen Bestrebungen mit großer Liebe entgegen. Ob der Reichs kanzler dci« verbündeten Klerikal-Konservativen gegen über die nötige Widerstandskraft haben werde, mutz ab- gewartet werden. Die pornographische Literatur «nuß unterdrückt werden. Darüber könne wohl kein Zweifel sein. Der Goethcbund stehe aber auf dem Standpunkte von 1900 und betrachte jede Verschärfung der Bestirn- «nungen, die die wahre Kunst zu schädigen geeignet sind, für unnötig, ja unnütz und gefährlich. Man habe jetzt schon Schutzmittel genug, um gegen wirklich unsittliche Werke vorzugehen. Indessen könne der Goethebund nicht untätig bleiben und müsse sofort eingreifen, falls der Ver- such gemacht werden soll, Kunst und Wissenschaft gefähr dende Bestimmungen zu schaffen. Auch an die Volksver treter mutz man appellieren und von ihnen verlangen, datz sie vor ihren Wählern klipp und klar ihre Stellung zur Kunst präzisieren. Das schlimmste der pornographi schen Literatur seien die Ansichtskarten, die Photographien aus dem Leben und die halbwissenschaftliche medizinische Literatur, die sich mit sexuellen Problemen beschäftigt. Hier sei ein Eingreifen nötig. Chefredakteur vr. Dietz- Hamburg hält es für tak tisch nicht richtig, datz der Goethebund jetzt schon eine Kampfstellung einnehme. Das würde die Stellung der Gegner nur erleichtern. Der Goethebund, der von ge wisser Seite als Patron der unsittlichen Literatur be zeichnet werde, verurteile die Schmutzliteratur auf das schärfste, aber er müffe sich abwartend verhalten. Jeden falls werde ihn eine neue lex Heinze auf die Schanzen rufen. Geheimrat Gurlitt - Dresden tritt dem Vorredner bei und wendet sich namentlich gegen die Schaustellung dekolletierter Schauspielerinnei« in den Schaufenstern. Der Dresdner Goethebund habe dem Polizeipräsidium seinen Rat bei der Beurteilung unzüchtiger Werke an- geboten, aber er müsse dem Präsidium den Vorwurf machen, daß es nicht energisch genug vorgehe. Den Kampf gegen die pornographische Literatur durch die Polizei halte er für minderwertig, der Kampf müsse durch Literatur und Presse geführt werden. Jedenfalls müsse der Goethebund dartnn, datz er diese Art Kunst und Wissenschaft schärfstens perhorresziert. vr. Elsaß- Stuttgart hält eine Aktion des Goethe- bundes für bedenklich. Der Goethebund sei kein Areopag der Sittlichkeit und habe nicht die Aufgabe, der Polize« nachzulaufen und ihr Direktiven zu geben, was sie für unsittlich halten soll oder nicht. Redner widerspricht den Ansichten Gurlitts und beantragt, datz der Goethebund ei«« Vorgehen in den Sittlichkeitsfragen unterlassen, da gegen seine vorjährige Petition an den Reichstag um Aufhebung der Theaterzensur zu erneuern. Prof. Kaufmann- Breslau bezweifelt, ob Reichs kanzler Graf Bülow gegenüber einem klerikal-konserva- tiven Drängen nach einer neuen lex Heinze genug Wider- standskraft haben werde, besonders, falls das Zentrum mit Forderungei« hervortreten werde. Den Skandal der lex Heinze fürchte Bülow nicht; ob Kardinal Kopv nach der Niederlage, die er soeben in Oberschlesien erlitt, nicht das Bedürfnis haben werde, diese Niederlage durch einen großen Sittlichkeitslärm zu vertuschen, könne man nicht wissen. Redner beantragt, ein gemeinsames Vorgehen bei dem Goethebunde anzuregen. In der folgenden lebhaften Debatte wurde betont, daß der Goethcbund nicht die Aufgabe habe, den Denunzian ten zu spielen, vielmehr sei es Aufgabe der Sittlichkeits- Vereine, über die Einhaltung der bestehenden Bestim- mungen zu wachen. Im allgemeinen schließt sich die Ver- sammlung den Ausführungen des Geheimrats Gur- litt an, der nochmals betont, daß er seinerseits jederzeit bereit sei, in dieser Sache den Denunzianten zu spielen. Er beantragt: „Der Tag des Goethebundes ersucht die Einzelbünde, in ihrem Wir- kungskreise gegen die Schmutzliteratur und -Kunst in geeigneter Form vorzu gehen, da diese Unkunst einen ernsten Schaden für die echte Kun st darstellt." Ge heimrat Gurlitt regt noch an, den Bürsenverein deut scher Buchhändler in Leipzig zu bitten, den Goethebund im Kampf gegen die Unsittlichkeit mit seinen sehr wirkungs- vollen Mitteln zu unterstützen. Der Antrag vr. Elsaß- Stuttgart, unterzeichnet vom Generalsekretär des Bundes vr. Wiegand und Otto Ernst lautet: „Der Dele giertentag ruft die deutschen Goethebünde angesichts des Beschlusses der Petitionskominission des Reichstags auf die Eingabe der Synode Berlin Ü erneut zur Wachsamkeit in der Abwehr aller Angriffe auf die freie Entwickelung des künstlerischen und wissenschaftlichen Lebens auf und ersucht den Vorort, sofort die frühere Petition gegen die Theaterzensur an den Reichstag zu senden." In der Ab- stimmung wird der Antrag vr. Elsatzangenom- inen. Otto Ernst warnt davor, sich an den Buch händlerverein zu wenden. Es seien dort Leute maß gebend, die keine künstlerische Grenze kennen, und man würde nicht gut tun, das ohnehin schon so gefährliche In- stitut der Buchhändlerzensur noch moralisch zu stärken. Geheimrat Gurlitt zieht darauf seinen Antrag, sich an den Börsenverein zu wenden, zurück, worauf der erste Teil des Antrages Gurlitt angenommen wird. Der Antrag Kaufmann, die ganze Angelegenheit an die Goethebünde zurückzuleitcn, wird abgelehnt. Es wird sodann der letzte Punkt der Tagesordnung, betr. dieGoethebundkorrespondenz, erörtert, vr. E l s a ß - Stuttgart bezeichnet die Schaffung eines gedruckten Korrespondenzblattes, das monatlich erscheinen könnte, nn Interesse des besseren Kontaktes zwischen den Goethebünde«« für notwendig. Man würde dadurch auch die Publikationen des Bundes der gesamten Presse zu- gänglich machen können, vr. Dietz warnt vor der Schaf fung einer ganz aussichtslosen größeren Goethebundzeit- schrift, für die kein Bedürfnis bestehe. Auch Suder mann habe vor einer solchen eigenen Zeitschrift ge warnt. Direktor Lehmann meint, dadurch, daß Suder- mann den Vorsitz im Goethebunde Berlin niedergelegt habe, seien die Bedenken gegen eine eigene Zeitschrift be seitigt. Darauf wurde der Delegiertentag geschlossen. Der nächste Delegiertentag findet inMainz statt. Zport. Reitsport. Kür -as ZukunftS-Rennen, das am 23. August iu Baden- Baden zur Entscheidung gelangende große internationale Zweijährigenrennen, sind in diesem Jahre 63 Nennungen ab gegeben worden gegen 64 im Vorjahre. Davon entfallen 25 auf Deutschland, 32 aus Frankreich. 4 auf Italien und 2 auf Oester reich. Die Siebenpsunderlaubms für alle kontinentalen Pferde, die gegen die Uebermacht der Franzosen gerichtet war, hat also, wie man siebt, keinen Einfluß auf die Beteiligung der französischen Ställe gehabt, und Maurice Ephrussi, der Besitzer des vor jährigen Siegers „Ob", C. Blanc, Beil-Picard, Baron Rothschild und andere haben sich an dem Nennungsschluß stark be teiligt. Unter den deutschen Ställen fällt das Fehlen der Puchhofer Pferde auf. Am stärksten ist der Weinbergsche Stall ver- treten, der sechs Zweijährige nannte, ihm folgen mit vier Nennungen der Stall des Trainers Johnson, während Römerhof dreifach ver treten ist; ebenso engagierte auch das fiskalische Gestüt Grabitz drei seiner Zweijährigen. Oesterreichische Farben könnten nur die zwei Vertreter deS Grafen T. Festetics an den Start des Zukunfts- Rennens tragen, während im übrigen die Ställe dieses unseres Nachbarlandes sich von den Badener Rennen zurückgezogen haben, seitdem sie durch die überlegene Konkurrenz der Franzosen nicht mehr in der Lage sind, wie früher große Triumphe leicht zu feiern. — Abermals ist die Auflösung eines Gestütes in Deutschland zu melden. Es betrifft das Thüringische Gestüt des Herrn Zersch auf dessen Besitztum Köstritz, dessen gesamter Bestand an Renn- und Zucht material zum Verkauf gelangt. Das bekannteste Pferd des Köstritzer Rcnnstalles war wohl „Frodi", der das Henckel-Rennen im Jahre 1902 ganz überraschend gegen „Wickel" und „Automobil" gewann. Außerdem trugen noch „Mengo", „Drotta", „Lodgerda" und andere Pferde des Thüringischen Gestütes die Farben ihres Besitzers ehren voll auf dem grünen Rasen, doch war außer dem Erfolg im Henckel- Rennen Herrn Zersch die Freude eines Sieges in einem größeren Rennen nicht vergönnt gewesen. — In den letzten Wochen wurden aus Frankreich und Oesterreich-Ungarn wieder mehrere bekannte Pferde nach Deutschland importiert, die auf unseren Bahnen sich noch recht nützlich machen dürften. So erwarb Herr F. W. Mayer die beiden Franzosen „Jntermede" und „Matou , von denen besonders der erstere Steepler unter den Farben des Barons Waldner in seiner Heimat recht gute Rennen gewinnen konnte. Als Zwei jähriger einer guten Klasse gehörte „Kirpon" an, der jetzt zn Weitzner nach Karlsborst in Training gekommen ist. Aus Oester reich importierte Herr C. I. Mohr die beiden Hindernispferde Couleur" und „Schogy", von denen der erstere noch während des Alager Meetings, und zwar erfolglos startete, und die beide schon am 14. resp. 21. April in Karlsborst ihr Debüt bei uns ab- legen könnten. —X. Das Przedswtt-Handteap, das österreichische „Lincolnshire" über 1600 m eröffnet morgen die Renn-Saison in der Freudenau, dem populären Rennplatz der österreichischen Residenz. Mit knapp einem Dutzend Startern wird die Besetzung des Ausglüchungsrennen nicht so stark, wir gewöhnlich, ausfallen; nichtsdestoweniger ist der Ausgang so ungewiß, wie nur je. Unter den wahrscheinlichen Startern befindet sich auch „Davensberg", ein deutschgezogener Nickel-Sohn, der sogar den Vorzug hat, von dem Reitkünstler Taral gesteuert zu werden. Erste Chancen werden namentlich den zwei Leichtgewichten „No-good" und „Radius" eingeräumt, und letzterer wurde aus Grund eines siegreichen Trials mit „Retour" sogar erheblich gewettet. Der für das vovuläre Rennen immer gut gerüstete Stall Springer hat in „Talvoltcr' auch einen ernstzunehmenden Kandidaten unter dem Reiter des deutschen Derbysiegers „Bono Modo", Lewis, im Rennen. — Auf „Fis re v", dem vorzüglichen Dreijährigen des Mons. Maurice Ephrussi, konnte der in Deutschland bekannte Jockey Clemson seinen zweiten sieg reichen Ritt in Frankreich absolvieren; der Gospodar-Sohn, der sich über Winter erheblich verbessert hat und neben dem E. Blancfchru Trio als erster Anwärter auf die klassischen Rennen Frankreichs in diesem Jahre zu gelten hat, gewann sein zweites Rennen in Maisons- Laffitte in dem init 44 000 Frcs. dotierten Prix Lagrange über 2000 m gegen „Lorlot", „Ob" und „Borgia , drei gutklaffigen Siegern großer Rennen. —L X Die Totalisatorsteuer. Dem Bundesrat wird ein Msetz» entwurf zugehen wegen Herabsetzung der Totali satorsteuern und Errichtung staatlich konzessionierter Wettbureaus. Ursprünglich war beabsichtigt, die Herabsetzung der Totalisatorsteuer schon in der dem Reichstage vorliegenden Novelle zum Stempelsteuergesetz zu beantragen, jedoch wurde davon Abstand genommen mit Rücksicht auf die weitergehenden Zwecke, die zugleich erreicht werden sollen. Um nämlich den Ertrag der neuen herabgesetzten Totalisatorffteuer sicher zu stellen, soll, wie das „Berl. Tagebl." mitteilt, der Privar- wettbetrieb verboten und unter Straf« gestellt wer den; dafür sollen amtlich konzessionierte Wett bureaus errichtet werden, ähnlich den Lotteriestellen. Der Gesetzentwurf wird als Antrag Preußens an den BundeSrat gebracht werden. Avaftfahvwefa«. Der V. Deutsche Lutomobiltag findet in der Zeit vom 18. bis 22. August in BreSlau tzatv — Die Er öffnung der Wiener A u t o m ob«la u S ft e l lu n g ist cnrf den 21. April verschoben worden. — Der Start deS französischen Auswahlrennens für den Gorbon-Bennett- Pokal wird in Mazagran, an der Kreuzung der Straßen von Rethel nach Vouziers und von ThalonS nach Attignh, erfolgen. Das Rennen wird etwa neun Stunden dauern. — Der S u r o- mobil-ClubdeTouratne beginnt, wie der .Rad-West" aus Tours berichtet wird, am 1L. Mai seinen jährlichen Wett bewerb für Tourentvagen. Dc-a Programm sicht zwei Fahrten von 253 bezw. 251 Icm vor. Mit der Konkurrenz ist eine Ausstellung der Wagen verbunden. Anmeldevgeu hab«»» bis zum 30. April zu erfolge««. Sestcdkrraal. Adntgliebe« tandgaakchS. 6. Wegen Majestätsbeleidigung wurde die 4g Fahr« ält» Frau Alma Maria F. nach einer unter Ausschluß d« Oeffent- lichkeit geführten Hauptverhandlung zu vier Monaten GefäuauiS verurteilt. Die Anzeige war von einer frühere« Saalnachbartn der F. erstattet worden, di«, nachdem sie mit der F. sich über worfen hatte, dem Ponzeioberwacbtmeister G. den Inhalt eines Gespräches mitteilte, welches sie mit der F. kurz nach den Wahle« geführt und bei dem sich die F. in beleidigender Weise über den deutschen Kaiser geäußert hatte. 6. Eine Entführung aus -em Eonnewttzer Waisenhaus« bildete den Gegenstand der Hauptverhandlung, welche gegen die Soldaten Paul Max B. und Artur B., sowie deren Schwester Karola Marta B. und ihre Freundin Anna Hedwig L. wegen Vergehens gegen 8 235 des Reichsstrafgesetzbuch- ge führt wurde. Nach dieser Gesetzesbestimmung wird derjenige, weicher eine minderjährige Person durch List, Drohung und Gewalt ihren Eltern, ihrem Vormund oder ihrem Pfleger entzieht, mit Gefängnis bestraft. Der Mutter der drei ersten An geklagten, einer Wittwe mit 7 Kindern, waren die vier Jüngsten «in Alter von 5—14 Jahren, 2 Mädchen und 2 Knaben, durch Be schluß des Amtsgerichts vom 15. August 1902 entzogen worden, weil angenommen wurde, daß bei der Mutter eine angemessene Er ziehung ihnen nicht zu teil werde. Auf Antrag deS den Kindern als Pfleger bestellten Lokalrichters Tr. wurden sie am 29. November 1902 in das Connewitzer Waisenhaus gebracht. Die ältesten der vier in Zwangserziehung gegebenen Kinder Walter und Dora entwichen alsbald aus dem Waisenhause, während der jüngste, Erich, am 7. Dezember 1902 von seinem Bruder Max entführt wurde. Am 13. Juli 1903 kam Erich aber wieder ins Waisenhaus. Nachdem ein Versuch der Mutter, ihr jüngstes Kind wieder zu erlangen, ge scheitert war, kamen Max B. sowie sein Bruder Artur mit der Schwester Marta und der L. am 2. August 1903 nach dem Waisenhause in Connewitz und wünschten den kleinen Erich zu sprechen. Als inan ihnen erwiderte, sie sollten wieder kommen, da heute kein Besuchstag sei, erklärte Artur B., seine Schwester komme von auswärts und wollte nur einmal auf fünf Minuten den Bruder sehen. Die Mädchen bestätigten das und die Oberin Th. brachte denn auch den Knaben in das Besuchszimmer. >K-ier nahm Max B. den Bruder sofort auf den Arm, raunte ihm etwas ins Ohr und entfernte sich dann Plötzlich, wobei er von seinen Geschwistern und der Th. dadurch unterstützt wurde, daß sie ihm die Türe öffneten und die Oberin hinderten, ihm zu folgen. Daß die L. hierbei die Oberin, welche das Kind am Arme zu halten versuchte, mit dem Regenschirm auf den Arm geschlagen habe, so daß sie loslassen mußte, konnte nicht erwiesen werden. Da der Gerichtshof ferner in der Angabe, die Schwester käme von auswärts, kein listiges Verhalten erblickte, wurden Artur B. und die L. von der erhobenen Anklage kostenlos freigesprochen, Max B. dagegen zu vier Wochen und seine Schwester, der noch, da sie zur Zeit der Tat das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte, der gesetz liche Strafmilderungsgrund der Jugend zur Seite stand, wegen ihrer Beteiligung an der Entführung zu einer Woche Gefängnis verurteilt. Nur aller Mit. ---- Tragödie. In Oberursel schoß sich der Sohn deS Theaterdirektors Hahn in der Wohnung einer Schauspielerin aus unglücklicher Liebe eine Kugel in den Kopf; er wurde schwer verletzt. ----- Sämtliche Zuckerbäckergehülfen i» Pest sind in den Ausstand getreten. Während der Dauer des Aus standes bleiben die Zuckerbäckerläden geschlossen. ----- Ein Pseudo-Koch. In Washington wurde ein Schwindler verhaftet, der sich den Namen des Bakterio logen Professor Koch beigelegt und Lungenkuren mit Tuberkulin zu immensen Preisen ausgeführt hatte. Feuilleton. Theater. Theater. Zwei Einakter. Ai« der Spitze des Theaterzettels stand der verhäng- nisvollc Name Abraham Dreifuß. Dann kam KarlStreckcrzu Wort, der Theaterkritiker der „Teig- sicher« Rundschau" in Berlin. Beide berührten sich inhalt- lich wie zeitlich. Sie boten Feuilletons in dramatischer Form. Man läßt sich auch diese Art angeblich drama tischer, in Wahrheit höchst undramatischer Literatur gerne einmal gefallen. Aber «nan soll nicht glauben, daß sie literarisch irgendwie ii« Betracht käme. Der (un)dramatische Scherz von Abraham Dreifuß betitelt sich „Unter vier Augen" und enthält im Wesentlichen das Musterbeispiel einer Gardinenpredigt. Das Ganze ist sozusagen ein langatmiger Satz. Der Redeschwall der jungen Gattin ist unerschöpflich. Alles wird auf die Spitze getrieben. Nur dadurch wirkt es einigermaßen witzig. Tie Kunst des Autors, dem Grund- lon die verschiedenartigsten harmonischen Färbungen zu verleihen und daS Thema des späten Nachhausekomnxens in gefälliger Weise zu variieren, verdient immerhin An erkennung. Das Ehepaar Huth spielte den kleinen Ulk sehr anmutig. Ein ganz klein wenig höher, weil ernsthafter angelegt, ßcht Karl Streckers Einakter „Tanzstund c", den der Autor ganz unzutreffend als Lustspiel bezeichnet hat. Man muß aber schon das kritische Mikroskop zur Hand nehmen, will «nan den Unterschied in der Qualität be merken. Strecker, der ein eifriger Vertreter des Echten. Gediegenen in der Kunst in tüaoretiois ist, geht in ^raxi die breite Heerstraße. Wenn der Kritiker Strecker den Dramatiker von ungefähr be gegnet, ich wette, die beiden grüßen sich nicht. Die Idee seines Schwänkleins ist: es ist kein Kunststück, zu versichern, daß man denMammon gering achte, wenn man ihn nicht besitzt. Hugo Boltermann, der Maler, verachtet das Geld und kennt nur ein Interesse: seine Kunst. Wenigstens so lange, als er keine Aussicht hat zu Gelbe zu gelangen. Als diese Aussicht sich aber eröffnet, da be rechnet er plötzlich mit erstaunlicher Gewandtheit Pro- zente und Dividende. Er heiratet seine gute Wirtin, als er erfährt, daß sie einige Tausend gutliegen hat. Aus dem Maler kann mit der Zeit ein Makler werden. Strecker hat Geist. Aber das wußten wir schon vor her. Seine Kritiken bewiesen es schon. Die Anpaffungs- sähigkeit an den Geschmack der Vielzuvielen aber scheint er auch zu besitzen. Das wußten wir noch nicht. Und diese Entdeckung hätten wir lieber nicht gemacht. Im übrigen bieten weder Dreifuß noch Strecker etwas Neues. Was Dreifuß versucht, hat in ungleich glänzen- derer Weise der Münchener Hans von Gumppenbcrg be reits ausgeführt. Als noch Wolzogens ..Buntes Theater" in der Köpenicker Straße zu Berlin in Blüte war, konnte man entzückende Sächelchen von ihm hören. Nun scheinen sie vergessen. Es ist jammerschade drum. Seine Napo- leon-Tragödie in 27 Akten und sein Drama in einem Satz bleiben Spezialitäten. Und Streckers Charakter- studie bcrübrt sich inhaltlich sowohl mit Hermann FaberS „Ewiger Liebe" — hier ist allerdings das Problem viel tiefer gefaßt — und init der Boheme des Murger. Strecker lehnte sich nicht bewußt an. Das behaupte ich auch gar nicht. Ein Autor kann auch nicht dafür verantwortlich ge macht werden, daß ein anderer ihn überholt oder bereits überholt hat, als er sein Werk begann. Aber ändern kann ers auch nicht. Des Merkchens nahmen sich Fräu lein Dalldorf und Herr Demme besonders an. Eine gänzlich Phantasie- und stimmungslose Aus führung von Humperdincks tiefempfundener Märchenoper „Hänsel und Gretel" beschloß den Abend. ?a«U Xsodorlicd. ch Amanda Lindner vom Königlichen Schauspielhause in Berlin, die kürzlich in Gotha mit Erfolg als Jvhigenie gastierte, ist zum Ehrenmitglied der Hostheaier von Koburg und Gotha ernannt worden. 8 „PompardoS Hochzeit" von KrSdsric Earmon ist von Max Neal und Wilhelm Th a l für die deutsche Bühne bearbeitet worden. Der lustige Schwank wird, wie «nan uns schreibt, in nächster Zeit an die Bühnen versendet. Neal ist bekanntlich der eine Verfasser des beliebte«« Schwankes „Der Hochtourist", während Wilhelm Thal sich als Uebersetzer einen sehr guten Namen erworben hat. Mustk. X Vom Wiesbadener Hostheater. Man meldet uns aus Wiesbaden: Während der Anwesenheit des Kaisers aus Anlaß der Einweihung der neuen Rheinbrücke findet auf Allerhöchsten Befehl am 1. Mai eine Fr st Vorstellung der hiesigen königlichen Schauspiele statt. Zur Aufführung gelangt Aubers komische Oper „Maurer und Schlosser" in völlig neuer Einrichtung unter Direktion des Prof. Mannstädt und unter Mitwirkung Wiesbadener und Berliner Künstler. YDas ntederrhetnische Mustkseft, das, wie bekannt, ab- wechselnd in Düffeldorf. Aachen und Köln abgehalten wird, findet in diesem Jahre an den Pfingsttagen, und zwar voin 22. bis 24. Mm, in Köln statt. Als Novität bringt es, nach einer hiesigen Dlättermeldung, am ersten Tage eil« neues Werk, Edward ElgarS Oratorium „Die Apostel". Leiter des Festes ist Herr Fritz Steinbach. Die Damen Frau M o r e n a - München, O. Me tz g e r »Froitzheim-Ham- bürg, St. Becker und die Herren Bertram, Karte, vr. Felix Kraus, Orello, Wüllner und Pade- retvski sind als Solisten tätig. * Dvoraks „Armtda" in Prag. Aus Prag schreibt man dem „B. B.-C.": Im tschechischen Nationaltheater hatte Anton Dvoraks Over „Armida" bei ihrer Erstaufführung einen glänzendenErfolg. Den bekannten Armida-Text, dessen Stoff dem romantischen Heldengedicht „Vs derusslemme lidersts" von Torquato Tasso entnommen ist und der sich vor und nach Gluck ziemlich gleich geblieben ist, hat der tschechische Dichter und Schriftsteller Jaroslav Vrehlichy (Pseudo nym für Praf. Frieda an der Prager tscbeckischen Univer sität) durch mannigfache Neudichtungen uno Umarbeitungen bühnenwirksamer gemacht und sehr praktisch umgestaltet. Di- Oper hat den Charakter eines Musikdramas; nur vereinzelt finden sich die geschlossenen Gesangsnummern vor. Dort, wo Dvorak das Beste seiner Eigenart geben kann, den nationalen Volkston, steht er auf der Höhe seines Schaffens, und diese Stellen der Partitur gehören^«« dem Schönsten, was der Kom ponist geschrieben hat. Die Aufführung, der auch scenisch und ,n Bezug auf Ausstattung die größte Sorgfalt zu teil wurde, erweckte in oem überfüllten Theater förmliche Begeisterung. Die Bescheidenheit gestattete dem Komponisten, wiewohl er im Hause anwesend war, nicht, sich dem jubelnden Publikum ans der Scene zu zeigen * Richard Strauß, der in Amerika große Erfolge erntet, wurde von der Universitätsstadt Morgantown (West- Virginia) zum Ehrenbürger ernannt. Die Uraufführung seiner L^mpkonis vnmertics, welche am 21. März m New Bork stattfand, hat, wie der „Frkf. Gen.-Anz." be richtet, einen Sturm von Enthusia S m u s hervor gerufen. Dieses Ereignis ist für Amerika um so bedeutender, als es wohl einzig dasteht, daß ein Werk eines europäischen Komponisten von ^traust' Bedeutung zum ersten Male in der neuen Welt zu Gehör kommt. Die neue Sinfonie wird zum ersten Male für Deutschland auf der bevorstehenden Tmi- kümtlerversammlunn zu Frankfurt a. M. aufgefuhrt werden.
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