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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190404108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-10
- Monat1904-04
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1904
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Vez«g--Vrei» t> d« Haaptexpedittou oder der« Autgabe- stell« avgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimalig« täglich« Zustelluug in« Han« ^l 8.7b. Durch die Post bezog« für Dentlch- laud n. OesterE vierteljährlich ^l 4.50, für di« übrig« Länd« laut Zeitung-preiSlift«, «edütttoa «n» UxpeHMa«: Joha»»iSgaff« S. Fernsprecher 1KS «. LA. UilialerPedMaueu: Alfred tzahu.vuächandig., UntversttätSstr.8 (Fmispr. Nr. 404-^ L. Lüsche, Kathariu«- skraße 14 (Fernsprecher Nr SV35» ». König«. Platz ? (Fernsprecher Nr. 7K0K Haupt-AUtale DreStze«: Marienstraßr 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filtale Berit«: CarlDnackrr, tzerzg l.BayrHofbuchhandla„ Lützowstraße 10(FernsprechertzlmtvI Nr.400S.) MpMerIaMaü Anzeiger. Nmtsölatt -es Königlich« Land- und ves Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, ves Nates «nd -es Nolizeiamtes her Ltadt Leipzig. Anzeigen-Pret- die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen mit« de« NedaMonSprich (4gespalten) 7b -H, nach d« Familteuiiach- richten (vgespalt«) bO Tabellarisch« und Hissernsatz «tsprrch«d höher. — Gebühr« für Nachweisung« und Offertenanuahme Ä Oxtra-Bellage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^4 6Ü.—, »tt Postbefördern,, 7<X—. N»»«h«eschUch Nir ««zeige«: Abend«Auögab«: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Au-gab«: nachmittag« 4 Uhr. Anzeig« sind stet« an dir Expedition zu richt«. Die Expedition ist wochmtag« nnunterbroch« geöffnet von früh 8 bi« abend- 7 Uhr. Druck und Berlag von G. Pvl- in Leipzig lJnh. vr. «., R. L W. Lltnkhardt). Nr. M. vsr Aichtigrtr vom rage. * Der Kaiser wird Montag in Malta erwartet. * Der deutsche Kronprinz bat gestern abend 7 Uhr 2b Minuten Kopenhagen verlasse«. * Die Kosten der DerstiirkungötranSport« für Süd- westafrtla sollen bis jetzt fast 10 Millionen Mart betragen. * Der Finanzdirektor Pahl in Deutsch.Südwest, afrika wird von offiziöser Seite gegen schwere Angriffe in Schutz genommen. * Ueber den Einfluß der Stilllegung einzelner Zechen auf die Lage der Bergleute im Ruhrgebiet finden jetzt Erhebungen durch die Regierung statt. Auch m Oberschlesien haben Entlassungen von Berg arbeiter« stattgefunden. * Die Nachricht vom Erlaß eine« Jesuitengesetzes sür Reuß j. 8. wird halbamtlich dementiert. * Isabella II., die am 25. Juni 1870 dem spanischen Throne entsagte, ist gestern, 73 Jahre alt, in Paris gestorben. —. Aochenreba«. Unwirtliche Aprilstürme haben in diesen österlichen Tagen di« deutsche» Gaue umbraust, und unwirtlich, unbehaglich, fast unheimlich ist eS auch in politischen Dingen gewesen. ES ist nicht eigentlich viel passiert — in der Reichshauptstadt feieru noch die Parlamente, und auch die Staatsmänner mit und ohne Amt scheinen noch ein wenig zu rasten —, aber schon dies geringe Geschehen stimmt un« nachdenklich und unfroh. Bon Süden her dringen immer wieder unfreund- liche Posten zu uns herüber. Als ausländische Skandalblätter die beunruhigende Kunde verbreiteten, daß der Gesundheitözu - stand des meerfahrenden Kaisers so gut wie alles zu wünsche« lasse, da wurden sie alsbald — und da« war recht so und dankenswert — von de« Offiziöses zur Ruhe verwiesen. Die Aufsehen erregende Ausstreuung des römischen Jesuitenblattes, daß der protestantische deutsche Kaiser, der doch noch immer sozusagen da- Haupt deS corpus svLngölicormn ist, beim Empfang deS Benediktiner-Abte« von Montecassino die dem Aberglauben geweihte Benedi ktuS Medaille um den Hals getragen habe, ist bis heute nicht halbamtlich widerlegt worden und so ist e- nicht wundersam, daß die ohnehin Eingeschüch- terten und mißtrauisch Gewordenen neuer Argwohn beschleicht. WaS nützt eS, daß in Beuthen einem unsympathischen Gegner von einem noch unsympathischeren eine Schlappe bei gebracht worden ist und daß die Beleidigungsklagen, die die von des geistlichen Berichtigungen getroffenen Zeugen angestrengt haben, dem KlerikaliSmuS neue peinvolle Ent- hüllunges verheiße»! Deshalb ist er doch Trumpf vom Tiberstrom bis zur Spree, und wen» demnächst gar noch ein römischer Nuntius in Berlin einziehen sollte, um in dieser sonst so rationalistischen, von Skepsis und Auf klärung seit alter« angekränkelten Luft der Spitzführer des diplomatischen Korps zu werden, dann ist eS viel leicht erreicht, wovon der gekrönte Priester dieser Tage beim Empfang der Abordnung des Comitös deutscher Katholikentage sprach: daun werden wohl nach römischer Auffassung — wie eS in der jetzt von der „Germania" ver öffentlichten Antwort de« Papste- heißt — „die religiösen Angelegenheiten Eure- Vaterlandes noch immer besser geordnet werden". Ganz zufrieden gestellt wird die streitbare Papst kirche auch dann noch nicht sein (spricht doch in der näm lichen Allokution der Papst erst von der „in manchen Punkten Sonntag den 10. April 1904. 98. Jahrgang. wiederhergestellten Eintracht"), kann sie nach der ganzen Natsr ihrer Ansprüche gar nicht sein, und daß man trotz solcher Aussichten immer wieder der Unersättlichen staatliche Gerechtsame preiSgibt, daS ist eS, WaS mit steigendem Druck ans den Gemütern der Besten lastet. Die Curie wird immer mehr fordern, um — wir zitieren wieder Papst PiuS — „die Rechte der Kirche zu verteidigen", und schließ lich werden unsere wesentlichsten Kulturgüter bedroht sein ... Aber nicht nur von Süden her wehe« unwirtliche Winde; auch aus der berlinischen Wetterecke bläst eS nicht eben er freulich. Es sind wieder einmal ein paar neue Gesetze fällig; an sich kleine und nicht allzu beträchtliche, aber als Stim mungssymptome von nicht zu verachtender Bedeutung. Um zu beweisen, daß, wie wir als Studenten sangen, „herrlich auf- erstanden ist das deutsche Reich", hat Preußen dem Abgeord netenhaus« einen Lotteriegesetzentwurf vorgelegt, der mit seinen drakonischen Bestimmungen gegen die „ausländischen", soll heißen außerpreußischen, Lotterien fürtrefflich in die Zeit der 307 Vaterländer hineinpaßte. Um aber darzutun, daß der führende Bundesstaat auch sonst an der Spitze der Civilisation marschiere, kündigt der „Reichsanzeiger m partidu«", der „Lokalanzeiger" nämlich, an: Dem BundeSrat würde demnächst als Prinzipalantrag Preußens ein Gesetzentwurf zugehen, der die Herabsetzung der Totalisatorsteuern befürwortet. So kämpft man im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte beharrlich und treu gegen Spiel und Wette: „Preußen in Deutschland voran!" Wie flüchtige Sonnenblicke inmitten der Stürme sind die Verhandlungen erschienen, die vom Montag bis Mittwoch die sächsische Sozialdemokratie in Chemnitz gepflogen hat. Auch in Chemnitz haben die Genossen einander mit Scheltreden regaliert; auch dort ist, wiewohl man ausdrück lich die Dresdner Brünnlein nicht wieder aufrühren wollte, der Haß der schwieligen Fäuste und, wa» noch schlimmer ist, der Haß der Halbgebildeten gegen die Leute von akademischer Vergangenheit siedendheiß aufgewallt. Aber das ist nichts Neue- mehr, und zu Grunde gehe» — darin habe» Saars macher wie Sozis Recht — wird die Sozialdemokratie daran noch nicht. Aber al- Stationen auf dem langen Wege zu ihrer Abbröckelung und Umwandlung in neue Formen wird man die Chemnitzer Tagung ebenso betrachten müssen wie neulich deS Abgeordneten Wolfgang Heine Absage an die stets infallible Parteibureaukratie. Auch die Sozialdemokratie ist eben in den Fluß der Zeiten gestellt, und deshalb sollten wir alles unterlassen, was die innerlich so feindlichen Brüder wieder zu einer kompakten Masse zufammenschweißen könnte. DaS ist die beste antisozialdemokratische Politik; ob die Gesamtorganisation der Arbeitgeber, die der Zentralverband der Industriellen in der nächsten Woche zu Stande bringen will, auch diese Politik machen wird, scheint uns vorläufig bei der Führung noch ein wenig zweifelhaft... Die frostig unbehagliche Osterstille ist von Krieg und Kriegsgeschrei nicht unterbrochen worden; demnächst aber werden die schmetternden Drommeten wohl ertönen. In Südwestafrika muß die Entscheidung jetzt dicht bevorstehen. Nachdem in der vorigen Woche die notwendigen Vorberei tungen beendet sind, ist die Hauptabteilung von Okahandja nach Osten aufgebrochen, und nun kann jeder Augenblick die Nachricht von einem großen Kampfe bringen. In Ostasien aber wird es wohl auch fürderhin noch still bleiben, wie in der letzten Zeit: zu diesem Krieg gehört — für Kämpfende und Zuschauer — Geduld, Geduld und abermals Geduld. DaS bemerkenswerteste von den Begebnissen äußerer Politik ist noch die Zusammenkunft deS italienischen Mi nisters des Aeußern mit seinem österreichisch ungarische» Kollegen. Erschütternd ist freilich auch da- nicht. Die Führer der äußeren Politik der Dreibundmächte haben eS von jeher geliebt, persönlich Fühlung miteinander zu gewinnen. Der neue Herr in Italien, Tittoni, hatte den Grafe» GoluchowSki bis jetzt noch nicht kennen gelernt. E« ist begreiflich, daß er die Ge legenheit nun wahrnimmt, zumal Herr Tittoni — im Gegensatz zu seinem Vorgänger — dem österreichischen Kollegen durch seine Politik sich aufs beste empfohlen hatte. Eine besondere Bedeutung gewinnt die Ministerzusammenkunft durch daS, WaS ihr voraufging: die Begegnung unseres Kaisers mit dem König von Italien, die dann den herzlichen Depeschen austausch zwischen dem König und Kaiser Franz Josef ver anlaßte. Zwischen Oesterreich und Italien hingenWolken trüber Mißstimmungen: Jrredenten und Balkanfrage waren schuld daran. Nun haben die Monarchen vor aller Welt kund getan, daß sie diese Dinge nicht auf das Bundesverhältnis abfärben lassen wollen, und die Ministerzusammenkunft wird so zum Schlußpunkt der aufs neue bekundeten Festigkeit des Drei bundes. Im Einzelnen werden die konferierenden Minister wohl noch von dem und jenem reden, „was brauset und was sauset". Herr v. GoluchowSki wird Herrn Tittoni nachdrück lich und glaubwürdig versichern, daß Oesterreich am Balkan keine eigensüchtige Politik treibe, der Italien mit irgend welchem Mißtrauen gegenüberstehen müßte. Herr Tittoni dagegen wird dem Grafen GoluchowSki ebenso glaubwürdig versichern, daß die italienisch«. Regierung mit der Jrredenta nichts zu schaffen haben wolle, daß sie weder sie unterstützen noch ermuntern werde. Das Wort wird wohl auch eine gute Statt finden, da Herr Tittoni durch die Tat bewiese» hat, daß er in diesem Stücke die Sünden des Kabinetts Zanardelli meiden will. Ueber die Zollfragen aber werden die beiden Minister sich schwerlich mehr sagen können, als daß sie den besten Willen hätten, dem Partner gerecht zu werden. Alles in Allem: Keine weltbewegende internationale Angelegenheit, aber — wnr DreibundSstandpuukte gesehen — sozusagen und immerhin «in erfreuliches Familienereignis. Vie nächste vettiebr- uncl vetuks- räbiung. Aus Statistikerkreisen wird uns von berufenster Seite ge schrieben: Dem Vernehmen uach will das Reichs amt des Innern von einer Verbindung der für 1905 in Aussicht genommenen Berufs- und Betriebszählung mit der Ende 1905 stattfindenden Volkszählung Abstand nehmen und im Sommer 1905 eine besondere Berufszählung neben der regelmäßigen, im Dezember 1905 stattfindenden Volks zählung veranstalten. Im Kreise statistischer Fachleute sind schon früher schwere Bedenken gegen die Vornahme zweier so großer Zählungen in einem und demselben Jahre laut geworden. Man ist dabei zu dem Vorschläge gelangt, die Berufszählung auf den Sommer des Jahres 1907 zu verschieben. Hierfür sprechen im wesentlichen folgende Er wägungen. Bestem Vernehmen nach steht es fest, daß die Volkszählung im Jahre 1905 zu dem üblichen Termin, Anfang Dezember, statlfinden soll. Hiergegen ist mit Rück sicht auf die bisher eingehaltenen Perioden und die Ver gleichbarkeit der Winterzähluna mit Winterjählungen nichts einzuwenden. Ferner scheint es festzustehen, daß die Berufs- und Betriebszählung nicht im Winter, sondern im Sommer ver anstaltet werden soll und zwar im Hinblick auf die am 5. Juni 1882 und 14. Juni 1895 vorgenommenen Ge werbezählungen. Demnach würde nur die Frage offenbleiben, ob die geplante nächste sommerliche Berufs- und Betriebs zählung :m Jahr 1905 oder in einem andern Jahre vor genommen werden soll. Wenn das Reichsamt des Innern das Jahr 1905 gewählt hat, so geschah dies wahrscheinlich in dem Bestreben, vom Jahre 1895 eine zehnjährige Periode für gewerbliche Erhebungen ru gewinnen. Hiergegen ist an sich nichts einzuwenden. Aber weil die Erfahrungen des Jahres 1895 und auch allgemeine Erwägungen gegen die Vornahme zweier großer Zählungen in einem Jahre sprechen, dürfte der Verschiebung auf daS Jahr 1907 nichts wesent liches entgegenstehen. Da würde mau wiederum an das Jahr 1882 anknüpfen und eine 25 jährige Periode gewinnen, an die .von 1907 ab 10 jährige Perioden sich anschließen könnten. Soviel gegen die Vornahme zweier Zählungen in einem Jahre spricht, soviel spricht, namentlich vom Stand punkte der Großstädte aus, für die Vornahme einer Zählung etwa in der Mitte zwischen zwei Volkszählungen. Daß duseS Bedürfnis vorliegt, lehren die Erfahrungen aller großen Städte. Einige davon veranstalten schon innerhalb der Reichs volks ählungen selbständige, städtische Zählungen, um dem außerordentlichen Wandel auf dem Gebiete der Bevölkerungs-, Wohnungs- und Grundstücksstatistik, der in großen Städten in einem fünfjährigen Zeitraum einzutreten pflegt, wenigstens einigermaßen statistisch beobachtend folgen zu können. So veranstalten Hamburg, Chemnitz, Plauen, Mannheim und andere Städte jährliche städtische Zahlungen. Die Gründe, die vom großstädtischen Standpunkte aus gegen die Vornahme zweier Zahlungen in einem Jahre sprechen sind im wesent lichen folgende: 1. Die finanzielle Belastung eine« Jahreshaushalte«; 2. Die Schwierigkeit, zweimal m einem Jahre Zähler ehrenamtlich zu gewinnen; 3. Die Unmög lichkeit, den riesenhaften Stoff zweier Zählungen in so kurrer Zeit auch für die städtischen Zwecke auSzubeuten; 4. Die Rücksicht auf daSPublikum, welches kein BeAändni« dafür hat, daß neben den sonstigen periodischen Zählungen von derselben Behörde in demselben Jahre zweimal nahezu das selbe erfragt wird. Die Gründe, die vom gleichen Stand punkte aus für die Verlegung der Berufszählung in ein Jahr zwischen zwei Volkszählungen sprechen, sind im wesentlichen die nachstehenden: 1. Die gleichmäßigere Verteilung der finanziellen Belastung; 2. Die gleichmäßigere Verteilung der Arbeitslast; 3. Die gleichmäßigere Verteilung des außerordentlichen Personals; 4. Die Gewinnung eines geeigneten Zeitpunkte« zur Beobachtung der groß städtischen Entwicklung innerhalb de- großen Zeiträume« von fünf Jahren; 5. Die Möglichkeit, da- großstädtische Leben auch einmal zu einem Sommerzeitpunkte zu beobachten und diese Beobachtungen in Ruhe aufzuarbeiten und zu verwerten. ver Mtttaitd Oer fierero. * Zur Vorgeschichte deS Herero-Aufstande- ist höchst bemerkenswert, daß er zwar für die Ansiedler und Mission im allgemeinen ganz unerwartet gekommen ist, nicht aber für einzelne Offiziere im Schutzgebiete. Davon legt Zeugnis ab ein Brief, welchen die in Karibik ver heiratete Tochter des Missionars Juhl am 13. Januar an ihre Verwandten in Deutschland gerichtet hat. Ta heißt es nach der Zeitschrift „Die deutschen Kolonien": „Vor acht Tagen noch hat es kein Mensch geglaubt, als einzelne Offiziere, zum Beispiel Streitwolf, und die bei Waterberg sagten, sie könnten dem Ruf des Gouverneurs nach dem Süden nicht folgen, da die Herero unruhig seien . . ." Zu diesem Zeugnis stimmt die früher mitgeteilte Aeußerung des bei Waterberg ermordeten Regierungs- Kulturingenieurs Watermeyer, der schon am 4. Januar an seine Mutter schrieb, „daß die Herero im Aufstande be griffen sind". Die ersten verdächtigen Anzeichen müssen also noch weiter zurückliegen. Nicht ininder interessant ist übrigens ein anderer Brief, der von dem Oberhäuptling der Herero, Samuel Maharero, geschrieben ist und beweist, daß die Aufruhr pläne auch vor den Missionaren ängstlich geheim gehalten werden sollten. Der vom Missionar Brockmann ver öffentlichte Brief lautet in der Uebersetzung: „Okahandja, den 11. Januar 1904. An alle Großleute meines Landes. Ich bin der Oberhäuptling der Herero, Samuel Maharero. Ich habe ein Gesetz erlassen und ein rechtes Wort und be- Feuilleton. Zu guter Letzt. Unter diesem Titel hat Wilhelm Busch nun doch noch «inen Band Gedichte erscheinen lassen. Im Verlag von Fr. Baffermann in München, der den ganzen Wilhelm Busch verlegt hat, ist da« reife und liebenswürdige Büchlein ge druckt, da« am 15. April seinen SiegeSzug durch die deutschen Lande antreten wird. In die gewohnte Liebenswürdigkeit de« verehrten Meisters mischt si<H Heuer auch ein sarkastischer Ton, der mit gelegentlicher Schärfe die Gebrechen der Mit menschen geißelt. Düse Wendung zum Pessimismus, die natürlich loiort als Greisenhaftigkeit gedeutet werden wird, ist wohl da« Resultat einer nur allzu berechtigten Resignation. Wie dem aber auch sein mag, geistige Anregung und tief- stnnige Belehrung finden wir in diesem neuen Busch wieder in reichstem Maße. Die Freundlichkeit des Verleger« gestattet un« einige Proben zu bringen: Lall' die Rößlei» nur im Zügel, Kommst ja doch nicht allzuweit. Hinter jedem neue» Hügel Dehnt sich di« Unendlichkeit. Nenn« niemand dumm und säumig, Der da« Nächste recht bedenkt. Ich, di« Welt ist so geräumig, Und d« Kopf ist so beschränkt. W aM ja leid« Sach« »ud Geschichten, Die reizend und püaut, Nur werd« sie do» Timten und von Nicht« Niemals Verehrter Freund, so sei denn nicht vermessen, Sei zart und schweig' auch Du. Bedenk': Man liebt den Käse wohl, indessen Man deckt ihn zu. * Man ist ja von Natur kein Engel, Bielmehr ein Welt- und Menschenkind, Und ring«umher ist «in Gedrängel Bon solchen, die dasselbe sind. In diesem Reich gebogner Flegel, Wer könnte sich de« Leben« srru'n, Würd' e« versäumt, schon früh die Reget Der Rücksicht kräftig einzubläu'a. E« saust der Stock, es schwirrt die Rute. Du darfst nicht zeigen, wa« Du bist. Wie schad, o Mensch, daß Dir da« Gut« Im Grund« so zuwider ist. Ich schnürte meinen Ranz« Und kam zu einer Stadt, Allwo es mir im ganz« Recht gut gefall« hat. Nur eine« macht beklonnnr» So freundlich sonst der Ort; Wer heut« angekommrn, Geht morge» wieder fort. Bekränzt mit Trauerweiden, «orüberzieht der Fluß, Den jeder beim Berscheid« Zuletzt passieren muß. Wohl dem, der ohne Grau«, In Lieh« treu bewährt, Zu irnen dunklen Auen Getroft hinüber fährt I Zwei Blinde, müd' vom Wandern, Sah ich am Ufer stehn, Der eine sprach zum andern: Leb' wohl, auf Wiederseh'nl Kunst. Urher den Unglücksfall von Defreggers in No« wird den „Munch. N. Nachr." von privater Seite mitgetciit: Die Droschke, in welcher der Künstler fuhr, stieß in einer engen Straße mit einem elektrischen Straßenbahnwagen zusammen. Die Hinterräder der Droschke brachen, Professor von Defregger wurde aus dem Wagen auf daS Straßenpflaster geschleudert. Er wurde sofort in die nahe liegende Klinik de« Hospitals von San Giacomo geführt, wo rin Bruch de« rechten Oberarmknochrn« nahe der Schulter kon statiert, der Arm eingerichtet und verbunden wurde. Darauf wurde Professor von Defregger ins Hotel zurückgebracht, wo er sich nun in Behandlung des Chefarztes des genannten Spital« sowie des deutschen Botfmaftsarztr« Ehrhardt befindet. Die Aerzte erklären, daß der Unglücksfall keine bleibenden Folgen hinterlassen wird. Da« Befinden de« Patienten ist andauernd sehr zufrieden stellend, seine baldige Wiederherstellung ist zu erwarten. Wet««rer Kunst. Die Zeitung „Deusichland" meldet: Bon der Leitung de« Großherzogl. Museums für Kunst und Kunst- aewerbe wird im Oberlichtsaale de« Museum« zu Weimar eine Aus stellung weimarischer Künstler geplant, die am 1k. April statlfinden wird. Die Einladungen dazu sind an sämtliche Künstler dieser Stadt ergangen, ohne Rücksicht auf deren Zugehörigkeit zu dieser oder jener Kunstrichtung um eine rege Beteiligung zu bewerkstelligen und da« ganze künstlerische Leben Weimar« in einer Ausstellung vereinigt zeigen z« können. Der Einlieferungstermin wnrd« auf den 11. April festgesetzt. Die Werke, die zur Ausstellung eingrsandt werden, unter- liegen einer Jury von 8 Leeren; diejenigen Werke, die nach deren Urteil nicht im Oberlichtfaal Platz finden soll«, können in der zweiten Etage ausgestellt werden, für die keine Jury besteht. -kk Friedrich Watland, einer der ältesten Porträtmaler Wien«, ist 88 Jahre all, am Freitag dort gestorben. - »»« Lei»,teer MnNkiimuue erfährt ein« tlluftrativ» Wt-dergab« >m l„terfan««n»n Heft (7) de« „Munstaemerbedtatt»«" tverlaa von G. U. Geemenu t» aetnete), U, Mir den Interessent^, nahe legen «Nichten. Literatur. 0.L. Talstaj und der Krieg. Herr Georges Bourdon, der Petersburger Berichterstatter des „Figaro", ist eigens nach Jasnaja Poljana gereist, um den Grafen Lew Nikolajewitsch Tolstoj über den russisch-japanischen Krieg auszufragen. Herr Georges Bourdon hätte sich die Mühe und den weiten Weg sparen können, da er über Tolstojs Antwort von vornherein nicht in, Zweifel sein konnte: es war vorauszusehen, daß der Weise von JaSnaja Poljana diesem, wie allen anderen Kriegen das Todesur teil sprechen und sich selbst durch patriotische Anwandlungen nicht halten lassen würde, seinen Abscheu vor dem Menschenschlachten laut und eindringlich knndzugrben. Bemerkenswert ist höchstens die Schärfe uud die Entschiedenheit, mit der Tolstoj immer wieder seine „antikrieaerischen Anschauungen" betont«: „Diese Schlachten zwischen den Menschen", sagte er, „sind etwa« sehr Trauriges. Raffeunterschiede kenne ich nicht. Ich bin vor allem für „den Menschen"; und welchen Gewinn kann der Mensch von diesem Kriege hab«? DaS Unglück ist, daß er zeigt, wie die Menschen d« Begriff der Pflicht vergtssen, wen» sie ihn überhaupt noch kenn«. Hoher al« di« Pflicht« gegen die Familie, gegen das Vaterland, arg« den Mensch«, steht die Pflicht gegen Gott oder, wenn da« Wort Ihn« nicht gefällt, gegen da« All. Dieses All, das ich Gott nenne, steht über persönlichen Zänkereien Was ich auch denken mag —, daß ich zu einem Ganzen gehöre, kann ich doch nicht verhindern. Aber dir Menschen vergrffen diese einfachen Begriffe; sie lesen da« Evangelium nicht mehr, dieses wunderbar« Buch. Und darum führen sie Kriege, ohne sich zu sagen, daß die erste Pflicht, dir tzauptpflicht denkender Wesen die Ab schaffung de« Kriege« istl" Dann wetterte Tolstoj gegen da«, was wir in Europa unter Zivilisation versieben: er will und kann durchaus nicht zugeben, daß es sich beim russisch-japanisch« Kriege um ein« Konflikt zwischen europäischer Zivilisation nud orientalischer Barbarei handle, und daß man der sogenannt« Zivilisation den Sieg wünschen müsse. „Weshalb soll ich denn di« Zivilisation nach Europa vrrlegen?" sagte er. „Weil die Europäer sich künstliche Be dürfnisse geschaffen hab«, und weil sie nun ihr G«te a»w«d«n, um sie zu befriedigen? Weil sie die Eisenbahnen, den Telegraph, da« Telephon u. a. erfunden haben? Ich halte all' diese Errungen schaften der sogenannt« Zivilisation für barbarisch« Erstudnng«.
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