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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040421011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-21
- Monat1904-04
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 28 Reklame» nnt«r dem Redak1ton«strich (ägespaltra! 7b <j. nach den Faiiiilu-uuach- richten 6 gespalten! 50 rabellarischer und Zifferniatz entsprechend höher. — Gebühren Mr Nachweisungen und Osfrrteaaunahm« 25 -rz. Extra-veil^-ea (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, obar Poftbrsvrdrruag ^tz 60.—, m t t Postbesördernug 70,—. «nnahmeschlntz kür Anzeige»» Abrod-Aufgabe: vormittag« IO Udr. Morgen-Au«gabr: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen stad stet« an die Ekpedttioa zu richte». Dir Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pall in Leipzig (Juh. l)r. B, N. L W. «linkhardt^ Sir. 2V1. Donnerstag den 21. April 1904. 98. Jahrgang. Var Aicbiigrtr vom läge. * In der Budgetkommission des Reichstages erklärte gestern der Reichsschatzsekrelär Frbr. v. Stengel, die Borlage betr. die Reich sfinanzresorm sei der dritte und vorläufig letzte Versuch zur Verbesserung der finanziellen Verhältnisse deS Reichs. * In dem Prozeß gegen den König Leopold von Belgien wurde die Klage der Gräfin Lonyay, sowie der Gläubiger der Prinzessin Luise von Coburg auf Herausgabe deS Nachlasses der verstorbenen Königin von Belgien abgewiesea. * Die Zahl der ausständigen Angestellten der «ugar »scheu Staats eis en bahnen beträgt bereits 36 000. Uebei tttattechMcden Scdiltr Oer religiöse» empfinde»«. Berlichingen darf die Lauterkeit protestantischer Ge- sinnung und Gesittung ungestraft schmähen, aber eine derbe Kennzeichnung des heiligen Rockes von Trier wurde gestraft, denn er »st eine „Einrichtung" der katholischen Kirche. Das geltende Strafgesetzbuch will es so. Es ge währt weder den Religionsgemeinschaften, noch dem Glauben des einzelnen einen stets eingreifenden Schutz; es verzichtet auf grundsätzliche Regelung und stellt dafiir ein,,eine durch äußerliche Momente eng begrenzte Tat- bestände auf. Ein solches Gesetz mutz in seiner Anwendung unbillige Urteile hervorbringen und die Tagespreise liefert dafür immer neue Beispiele. Die zu erwartende Reform des Strafgesetzbuches darf daher vor dem Abschnitt: „Ver gehen, welche sich auf die Religion beziehen", nicht halt machen, wenn auch gerade dieses heikle Gebiet den Kamps der Meinungen entfesseln wird. Es ist deshalb zu be grüßen, daß jetzt schon grundsätzlich neue Gedanken auf- treten, Vorarbeiten zur künftigen Reform. Eine solche Vorarbeit will der Landgerichtsassessor vr. Jauck liefern in einem Aufsatz, der in der Zeit schrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft, Bd. 24, Seite 349 ff. abgedruckt ist. Ter Verfasser sucht, indem er den Mangel des gelten den Strafrechts hcrvorhebt, eine grundsätzliche Stellung. Er lehnt ab strafrechtlichen Schutz der Religion als solcher, der Kirche, ihrer Einrichtungen und Bräuche. Sie be dürfen nach seiner Meinung des Schutzes nicht. Wenn und soweit ste überhaupt lebenskräftig sind, sind sie stärker als jeder Angriff. Anderseits nützt ihnen der Schutz nichts. Nur insoweit sind sie angreifbar, als sie nicht mehr in der Ueberzeugung der Bekenner wurzeln, insoweit aber auch unhaltbar; kein Zwang kann dem Abfall wehren. Strafrechtsschutz ist Zwang, wie die Geschichte lehrt, eben- so unfähig, Religionen zu zerstören, wie sie zu erhalten. Gegenstand des Schutzes soll ebenso wenig sein der reli giöse Friede. Tas Lcbenselement der meisten Religionen ist Ausbreitung, der Kampf gegen Andersgläubige. Der Staat kann diesen Drang zur Entfaltung nicht mih- billigen, keinesfalls unterdrücken. Das Strafrecht kann der Religion nur in einem Punkte seinen Schutz angedeihen lassen, in dem religiösen Empfinden der Einzelperson, der Religiosität. Das ist der Grundgedanke der Arbeit. Im religiösen Gefühls leben kann ein Zwang schwerlich positiv, wohl aber negativ, zerstörend ausgeübt werden. Einen solchen Zwange, den viele Angriffe auf den Glauben enthalten, kann man sich schwer entziehen. Der Spötter und Reli- qionsverächter hat leicht gewonnenes Spiel, man schämt sich vor ihm seines Glaubens. Der Schutz religiösen Emp findens rechtfertigt sich als Schutz der geistigen Freiheit, der ungehemmten Entfaltung des religiösen Seelen- lebens. Um dieses Ziel zu erreichen, muß der Gesetzgeber übe» den religiösen Fragen stehen; er muß dem Kampfe für und gegen die Religion, das Bekenntnis, freie Bahn lassen. Nur muß er die Linie ziehen, bis zu welcher der Kampf gehen darf, über die hinaus das religiöse Emp finden, die innere Freiheit des ernsten Menschen leiden muß. Aus dem Inhalte der Meinungen ist die Grenze nicht zu entnehmen; nicht nur das christliche, jedes reli giöse Empfinden, das nicht unsinnig oder unsittlich ist, muß des Schutzes teilhaftig sein. Also liegt die Grenze in der Kampfcsweise, in der Form. Der Ausdruck der eignen, der Angriff auf frenide Religiosität soll zwar jedem frei stehen, allein die Achtung vor dem Empfinden des anderen muß die Kampfcsweise beherrschen, es darf nicht durch den Ausdruck der Mißachtung, des Spottes ge kränkt, nicht herabgcwürdigt werden. Mit solchen Kampfesmitteln wird die Freiheit der Ueberzeugung des anderen angegriffen, nicht sein Denken, sondern sein Ge- fühl reagiert. Der Verfasser will daher mit Strafe be droht wissen: wer vorsätzlich das religiöse Empfinden anderer durch Kundgebung von Verachtung verletzt. Damit ist dem Schuhbedürfnis nur in einer Richtung noch nicht genügt. Die Religionsausübung als äußere Betätigung religiösen Empfindens muß auch gegen An- griffe geschützt sein, die nicht Verachtung ausdrllcken. Frei- lich kann nicht jeder Akt religiöser Schwärmerei unter Strafrechtsschutz gestellt werden. Da anderseits der Schub nicht auf bestimmte Religionsgemeinschaften be schränkt werden darf, ist die Grenze schwer zu ziehen. Nach Jauck verdient die gebräuchliche Art der Religionsübung den Schutz; es soll gestraft werden, wer vorsätzlich die ge bräuchlichen Akte der Betätigung religiösen Empfindens verhindert oder stört. Der Verfasser verkennt nicht, daß seine Fassung dem Richter nur die grundsätzliche Stellung des Gesetzgebers kennzeichnet, in der Anwendung des Grundsatzes aber weitesten Spielraum läßt. Allein die Strafrechtsreform wird voraussichtlich nach dem Vorgänge des Bürgerlichen Gesetzbuches manche Schranke niederreißen, die man früher als Schutz gegen richterliche Willkür für unentbehr- lich hielt; sie wird den Strafrichter nicht nur berufen zur Einordnung der Straftal unter die Paragraphen des Gesetzes, sondern zum Richten. Man darf hoffen, daß der deutsche Richterstand dann zeigen wird, wie viele dem Volke unverständliche Urteile nicht ihm, sondern dem gel- tendcn Rechte zur Last fielen, das er nicht beugen durfte Mag man hierüber auch anders denken, sehr dankens wert ist sicherlich die grundsätzliche Auffassung der Arbeit. Sie gibt dem staatlichen Strafrecht die hohe, freie Stellung, die es im Streite der Meinungen allein ein nehmen darf. Sie stellt es nicht in den Dienst einer Staatsreligion. Die Einzelperson wird geschützt, jede in gleichem Maße. Die notwendige Folge dieser Stellung ist vollkommene Toleranz. Gewährt so der Staat gleich weit entfernt von Unduldsamkeit wie von Gleichgültigkeit gegen die religiösen Ueberzeugungen dem gesunden Glaubensleben in allen Bekenntnissen einen wirksamen Strafschuh, so erfüllt er ein Gebot der Moral und der staatlichen Sclbsterhaltung. Ohne Zweifel zeigt der Auf satz den richtigen Weg und das ist um so bemerkenswerter, je weniger von der jetzigen Reichsregierung die Ini tiative zum Einschlagen eines solchen Weges erwartet Werden kann. vr. Ll. ver «ngarircbe Lirenbabner-Rllrrtand. * Der Streik der Mfenbahnangestellten wurde durch die Enttäuschung hervorgerufen, die ver vor einigen Tagen dem ungarischen Abgeordnetenhause vorgelegte Gesetzentwurf über die GehaltSregulierung der Eisenbahn beamten bei diesen verursacht hat. Die Ausständigen ver langen eine Gehaltserhöhung >n der Höhe, die in einer Denk- schrist angegeben wird. Falls ihnen dieses Zugeständnis gemacht und den Führern de« Ausstandes General amnestie erteilt wird, sind sie bereit, den Ausstand zu be endigen. Wie verlautet, wandte sich der Präsident der Staats bahnen an den Rektor des Polytechnikums mit dem Ersuchen, der Verwaltung Polytechniker zur Verfügung zu stellen, welche ihr Examen bestanden haben und als Lokomotivführer ver wandt werden können. Die Orient-Expreßzüge PariS-Konstantinopel sind in der Nacht nach beiden Richtungen, wenn auch mit großen Verspätungen, abgegangen. Ueber den Ausbruch deS Streiks werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Am Dienstag nachmittag erhielt der StationSchef-Stellvertreter deS WestbahnhofeS, Johann Sarlai, einer der Führer der Bewegung, die Verständigung, daß erseinerStelleenthoben sei. Diese Nachricht verbreitete sich mit Blitzesschnelle unter den Eisenbahnern. Als dann auch bekannt wurde, daß außer Sarlai noch 4 andere Beamte und Angestellte gemaßregelt worden seien, gingen mehrere Mit glieder des ZentralcomitsS daran, den Ausstand in Scene zu setzen. Sie fuhren nach der Vorortstation Rakos, um den Palotaer Personenzug, der in Pest fahrplan mäßig um 8 Uhr 20 Minuten eintreffen sollte, auf zuhalten. Dies geschah um 8 Uhr abends. Al« der Zug in Rakos eingefahren war, wurde das Zugpersonal von dem Beschluß des Comitss verständigt. Im nächsten Augenblick sprangen Lokomotivführer, Heizer und Kon dukteure vom Zuge ab und erklärten nicht weiter fahren zu wollen. Der Zug blieb im Rakoser Bahnhof stehen und wurde in Pest vergebens erwartet. Nun gaben die Aus standsleiter von der Rakojer Station au« nach allen Stationen das sogenannte Siebener-Signal. Es ist dies ein Notsignal und bedeutet: „Alle Züge aufhalten." Damit war der Krieg offiziell erklärt. Sämtliche fällige Züge blieben in Palota stehen. Die Reisenden waren nicht wenig überrascht, als man ihnen er klärte, daß sie nicht weiter befördert werden. E« blieb ihnen nicht« anderes übrig, al« sich in ihr Schicksal zu fügen und die Strecke von Palota nach der Hauptstadt mit anderen Fahrgelegenheiten zurllckzulegen. Inzwisch en herrschte im Rakoker Bahnhöfe bewegtes Leben. Bald hatten sich dort ungefähr lOOO Eisenbahnangestellte versammelt, die ihrer Erregung in lärmender Weise Ausdruck gaben. Man hörte Nufe: „Wir arbeiten nicht eher, al- bis wir Brod genug haben, um unseren Hunger zu stillen!" Kurz darauf machten fick zahlreiche Angestellte daran, den auf dem Bahnhofe stehenden Zug abzu montieren, waS sie auch ungehindert ausführten, worauf sie sich ruhig zerstreuten. Nur ein Mann, der Unterbeamte Lenbardt, wurde später verhaftet. Meldungen aus der Provinz besagen, daß auch dort der Ausstand bereits begonnen hat, sodaß 36000 Eisenbahner streiken. Von allen Seiten sieht man Militär zu den Bahnhöfen einrücken, um den Dienst aufrecht zu erhalten. Die Regierung ist ent schlossen, gegen die Ausständigen mit aller Strenge vorzu gehen. Die schwersten Disziplinarstrafen sollen ver hängt und zahlreiche Entlassungen vorgenommen werden. ver tuzrircb-japanirche Weg. Au» Arthur. Ueber den Untergang des „Petro- Pawlowsk" berichten Augenzeugen: Als der „P e t r o p a w l o w s k" sich an die Spitze der in Schlachtkolonne ausgestellten Schiffe begab, zeigte sich auf ihm ein Rauchwölkchen. Eine schwache Detonation erfolgte, worauf zwischen den Schornsteinen eine Rauch säule und eine riesige Flamme aufstieg. Es erfolgte eine zweite stärkere Explosion. Das Hinterteil des Panzer- schiffes hob sich über den Wasserspiegel empor, die Schrauben arbeiteten, sodann versank das Hinterteil rasch im Wasser. Fast in demselben Augenblick sank das Schiff in die Tiefe. Nach einer Mitteilung des ge retteten Midshipman Jakowlew war die Kommando brücke, auf der er stand, unter Wasser, ehe man noch einen Gedanken zur Rettung fassen konnte. Alle auf der anderen Seite der Brücke Stehenden, darunter auch der Vizeadmiral Makarow, kamen offenbar, durch die Explosion verwundet, um. Das Zerstörungswerk dauerte nicht länger als zwei Minuten, doch gelang es einem Amateur, eine photographische Aufnahme zu machen. In der Nähe befindliche Torpedoboote und das Kanonenboot „Gaidamak" eilten zur Rettung der Mannschaft herbei. Das Ereignis erschütterte alle furchtbar. Die Trauerkunde durchflog die Stadt, alle eilten an den Hafen. Niemand wollte an den Untergang Makarows glauben, alle hofften, daß er gerettet wäre. Viele behaupteten, daß am 15. April bei Port Arthur ein japanischer Kreuzer untergegangen sei und daß „Kasuga" und „Nisin" durch das indirekte Feuer am 15. April über der Wasserlinie beschädigt seien. Diese von Port Arthur aus gemachten Wahrnehmungen er- Feuilleton. Born „ArizonasLtants-)Kicker". Als im bisherigen Territorium Arizona die Freudenbot schaft aus Wa'kin.zton anlangte, daß Arizona nun auch ei» Staat sei, beschloß die Staatsregierung sofort in dankvarer Würdigung der Verdienste desjenigen Organs, das den Namen Arizona der Welt geläufig gemacht hat, den „Ari zona-Kicker" zum Staatsanzeiger zu machen. Es ist unge mein erhebend zu melden, daß trotz der Gegenwart von 12 Festflaichen Whisky und vieler Gentlemen au« Arirona der Redakteur und Verleger des „Kick rS" Ur. Llvlium- Lum sich der Bedeutung und der Pflichten seine- neuen Amte bewußt blieb und noch am Abend de- Tage« folgenden Leit artikel bracht«: I-mkics, gontlcmcn »nck dkoockze Nigers! Wir teilen euch hierdurch mit, daß der „Arizona- Kicker" heute zum „Arizona-Staats-Kicker" gemacht worden ist. Den Kopf des Kicker- umzusetzen, gebt heute nickt, weil viele Gentlemen in Unserer Office einen ver dammten Lärm machen. Außerdem wird gerade eben ein Sckuft von Nigger mit einem Ohr an den Türpfosten aenagklt, damit er beim Sckießen still halt. Der Kerl hat erklärt, Wir könnten mit Unserm neuen Staate keinen Staat macken. Und wenn Wir jetzt in den Setzer-room gingen, müßten Wir durch Vie Schußlinie, waS Wir wegen »r- rechtzeitigen Erscheinen- de- Kicker- vermeiden möchten. Wenn Wir aber auck in den Setzer-ro>>m könnten, so hätte e- keinen Zweck, denn den Gentlemen in Unserer Oisice geht bei der Schießerei die Munition aus, was sie veranlaßt hat, alle großen Lettern aus den Setzerkästen zu nehmen, um daran« Kugeln zu gießen. Für die Zukunft müssen Wir Un« da- jedoch energisch mit Hilke Unsere« neuen Staat«-Revolver« verbitten, wir auch da« Skalpieren Unseres Personal- fernerhin nickt mehr geduldet werden wird. Bei dieser Gelegenheit zeigen Wir «llen Un- befreundeten Gentlemen und Nicht- »bSnnente» an, daß bi« Löcher, die Wir ihnen von nun au in die Köpfe zu knallen gedenken, einen Durchmesstr von 15 mm haben werden. Der Apotheker gegenüber Unserer Ofice hat bereit- Pflaster in der neuen Größe geschmiert. Ich kann nicht weiter schreiben, da jetzt die Reihe an mir ist, auf den nigsor zu sckießen — es geht um 3 Flascken Whisky. Unsere Leser werden den Grund zu würdigen wissen und de-kalb zum Schluß schnell mit Uns einllimmen in tkroe etmcr8 kör tiio „XrironL- 8taat>-Xi' kor" Lnä tcke ncvv ancl Luvst ok all eivUü»uteä statss ^rixoua: 6ko«r, cdoer, cllser! Ar. UcLum-8um. k. 8. Morgen findet die Wahl eine» neuen Go vernors statt, da unser beute mittag gewählter erster Governor ltlr. Lrovn soeben in einer Auseinander setzung mit de« Policemaster einem Schlag(ring)anfall erlegen ist. 8. I. Literarischer Abend bet Beyer und Sohn. In der Regel kommt bei literarischen Abenden die Literatur schlecht weg. Der Vortragende ist meist nur zu sehr geneigt, seine Vortragskunst in den Vordergrund zu stellen, und der Gegenstand des Vorträge« wird ihm — wenn auch unabsichtlich — zur Nebensache. Macht er seine Sach« gut, so mag da« immerhin noch angehen, dann genießt man doch wenigstens dir Schönheiten seiner RezttationSlunst; w«itn aber auch da« nickt der Fall ist, dann darf man den literarischen Abend — wa- auch vorgelesen werden mag — ruhig zu bin verlorenen rechnen. Wie soll «S nun gemacht Werbin? Ich d«nk« mir, wenn ks vorgetragen wird, daß dem Zuhörer gar nicht der Gedanke kommt, hier wird vorgelesen, sondern wen« shn nichts andere« al« di« Empfindung durchdringt, hier genicßt du etwa« Schöne« und Wertvolle«, dann ist der Vortrag ein vollkommener. Dis kretion ist in diesem Falle eb«N nicht nur Thr«n«, sondern auch Hauptsache. Am vergangenen Montag fand in dem Oberlichtfaale de, Kunsthandlung von Beyer und Sohn ein literarischer Nbrnh statt, zu dem dl« Inhaber diese» Firma «in kleine« Publikum geladen hatten. Ich habe tzlt Verbeugung«» zu macht»: d«M Programm, dem Vortragenden, Herrn Frttz Kratt, h«m Dramaturgen des hiesigen Schauspielhauses, der Kunsthandlung Beyer und Sohn und dem Publikum. Das Programm: Sygbörn Obstfelder: „Das Kreuz", eine Liebesgeschichte; OskarWilde: „Die Nachtigall und die Rose", ein Märchen; Frank Wedekind: „Rabbi Esra". Die Novelle des zu früh verstorbenen jungen Skandi naviers füllte den ersten Teil des Programms. Ein „echter" Wilde war O-kar Wilde« Märchen nicht. Der Kern ist eine ziem lich triviale Weisheit, doch diese erscheint in einem so geschmack vollen Gewand, und sie ist so geschickt mit den Perlen von Wild«S blendendem Geist und stets treffendem Witz geschmückt, daß man sie sich gern gefallen läßt. Das Programm mit Wede kind« „Rabbi E-ra" zu schließen, war entschieden «in glücklicher Gedanke. Wedekind überrumpelt uns durch die Art, wie er sein« sinnenfrohe Philosoph!« zum Besten gibt, so, daß man gar nicht dazu kommt, an die eigentlich recht stark verletzten heiligsten Gefühle zu denken. Der Vortragende: Herr Kroti la« diskret, und zwar — wa- besonders betont zu werden verdient — absichtlich. In einigen einleitenden Worten bemerkte er, daß cs ihm haupt sächlich darauf ankäme, den Gegenstand der Vorlesung wirken zu lasten. Und diese Absicht wurde vollkommen erreicht. All di« feinen Stimmungen, namentlich der Obstfelderschen Novelle, holt« er mit liebevoller Sorgfalt heraus und ließ sie unmerklich auf di« Zuhörer hinübergleiten. Freilich traute er wohl seinem Publikum nicht recht und fürchtete wohl, e- durch die Länge d«r Novell« zu ermüden, denn er laS ein wenig zu schnell. Indessen ein« solch« Furcht ist nur zu begreiflich, wenn sie auch in diesem Fall« erfreulicherweise unbegründet war. Da» Publikum: Die Vorlesung der Obstfelderschen Novelle dauerte üb«r «in« Stunde. Die Novelle ist durchaus nicht spannend, e- „Passiert" nur s«hr wenig Während der ganzen Zeit hvst-te niemand und kein Stuhlrücken war zu hören. Auf den Einladungskarten stand: „1. Literarischer Abend". Da« eröffnet erfreulich« Aupsichien auf weitere derartige Abende, unb die Firma Beyer und Sohn macht sich dadurch in dankrn-wtktesttr Weis« um bi« Hebung H«O künstlerischen Heben- in Leipzig verdient. Ater sollt« eß nicht auch möglich 1 s«in, da-, wa« dort nur s«hr w«nig«n zugänglich ist, auch «in«t zahlreicheren Zuhörerschaft darzubieten. Ich glaube, an einem verständnisvollen Publikum würde es nicht fehlen. Und wenn man etwa Bedenken hegte, man könnte für einen größeren Kreis keinen so stimmungsvollen Raum schaffen, so mag darauf hingewiesen werden, daß die Ausstattung des Festsaales im Leipziger Künstlerverein an den „Intimen Abenden" deutlich gezeigt hat, daß dies recht Wohl möglich ist. Or. Deoo Lertlin. Musik. — Opernstatistik im neuen Jahrhundert, S» ist inter essant, an der Hand des deutschen Büdnenfpielplanes iberaos- aegeben von Breitkopf L Härtel) zu verfolgen, welche Opern lebender Komponisten hauptsächlich in den ersten drei Jahren des neuen Jahrhundert- im deutschen Opernspielplan vertreten waren. Wir griffen die drei Saison- vom 1. September 1900 bis »um 1. September 1903 heraus und nahmen nur dir Namen der Komponisten auf, welche nack der ob,nerwLhnten Zusammenstellung mindesten« 25 Mal zu Worte gekommen sind. Da sehen wir mit Er staunen, daß die ausländischen lebenden Komponisten nach der Zahl der Aufsükrungen unfern deutschen und deutsch-buerreichiichen Komponisten überlegen sind. Letztere haben nämlich insgesamt 1890 Auffübrungen aukzuweisrn, während die Ausländer mit L002 Aufführungen auf Heuficken Bühnen glänzen. Man sieht also: unhöflich sind die deutschen Bühnenleiter gegen die Ausländer nickt gewesen — noch scheint, trotz deutschem Reiche, die Sehnsucht nach dem Fremden un» ewig und ewig nicht zu kurierenden Deutschen im Btute zn stecken. Man sehe fick mal die Spielpläne der Fran zosen und Italiener an — da würde man vergebens nack einer ähnlichen Erscheinung suchen. Verwunderlich ist es, daß Männer wie Weingartner, Renfiwk, Bungert, Pfitzner e« im Laufe dreier Jahre nickt bis zu der Anzahl von 25 Aufführungen gebrackt baden. Da« Berzeichnis der Komponisten, nach der Zahl der ihnen beschiedenen Ausführungen geordnet, ist folgende«: Deutsche und deutsch, österreichische Komponisten: Engelbert Humperdinck 449 lHänsel und Gretels Heinrich Zoellner 244 ^Versunkene Glock« 197, llrtzerfall 471 Kien,l 197 lEvanaelimann 184, Heilmar IS). Weiß 188 (Polnischer Jude 182, Die Zwillinge «1, Koldmark 170 (Königin von Gab« ISS, Heimchen am H«rd 47', Eugen d'Albert ISS (Abreif« «7, »«in KO, Improvisator g). Brüll 121 tSoldne« Kreuz IM, Grinootr« 17, Der Htfiar 2, §k. v. Ka-kel 100 (Bettlerin vom Pont de« Art« 84, Du«1« nnd Babeli IS», Leo Bleck 74 <Dv« war ich), Richard Strauß K9 (Fenerdnot SS, Guntram S>, Thuill» 4S (Lobe- tanz IS, Kugeline 4x Kulenkampfs S4 (König Drosselbart), Id«. Kretzickmer SO (FolkNnaxr), Siegfried Wagner 38 (Bärenhäuter 14, Ht^sg »iläs«, 1H «1 «chwwg« Sb (Pfttfttwg 1», Jugweld«
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