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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040421029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-21
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Leipziger Ungeiegendeiten. Donnerstag. 21. April. — 21. Kongreß für innere Medizin, lieber den weiteren Verlauf des am Mittwoch abend im großen Saale des Leipziger Palme ngartens unter stattlicher Beteiligung von Mitgliedern und Ehrengästen abgehaltenen und von gehobener Stimmung belebten Festbanketts ist noch nachzutragen, daß, nachdem der Vorsitzende des Ortsausschusses, Herr Geh. Medizinal rat Professor vr. Curschmann, den Präsidenten, Herrn Obermedizinalrat vr. M e r k c l - Nürnberg, ge feiert, dieser wieder dem Begründer und Ehrenmitglied des Kongresses, Herrn Geh. Medizinalrat Prof. Or. von Leyden- Berlin, Gruß und Glückwunsch entbot. Vor her hatte Herr Generaloberarzt vr. Düms als Vertreter des Sanitätsoffizierkorps den Gefühlen des Tankes für die vom Kongreß gegebenen Anregungen und gewonnenen Ergebnisse Ausdruck verliehen und, der großen Verdienste des Ortsausschusses gedenkend, ein Hoch auf Herrn Geh. Medizinalrat Professor Dr. Curschmann ausgebracht. Dieser lenkte wieder seinen Dank auf seine wackeren Assistenten, die Herren Privatdozenten vr. Päßler und I>r. Hirsch, sowie auf den ständigen Sekretär des Kon gresses, Herrn Geh. Sanitätsrat Vr. Emil Pfeiffer-Wies baden, den Kassenführer Herrn vr. Wibel-Wiesbaden und Herrn Verlagsbuchhändler I. F. Bergmann-Wies- baden zurück. Begeisterte Zustimmung der Tafelrunde erweckte es, als ein ausländischer Kollege, Herr Professor Alexander von P o e h l - Petersburg, sich erhob und die deutsche Wissenschaft feierte. „Uns Russen", sagte er, „steht die deutsche Wissenschaft nicht nur durch die Bildung nahe, wir lernen sie in deir Jugend verehren und lernen sie auch an der Quelle lieben." Die Tafel neigte sich ihrem Ende zu, da rief Herr vr. Sonnen kalb- Leipzig allen Erschienenen noch einmal ein „Wiedersehen in Leipzig" zu. * Von der Universität. Die juristische Fakultät un- serer Universität hat drei von Sylversteinsche Stipendien und ein Pötzschke-Stipendium zu vergeben. Bewerbungen sind bis 14. Mai in der Kanzlei der juristischen Fakultät, PeterSstraße 86, schriftlich anzubringen. * DaS Staatshandbuch für daS Königreich Sachsen, das bisher Anfang Juni zur Ausgabe gelangte, wird in diesem Jahre nicht erscheinen, dagegen soll eS vom nächsten Jahre ab stets zum Jahresanfang heraus- kommen. Ferner wird der Inhalt des Staat-Handbuchs, das von Jahr zu Jahr an Umfang zugenommen hat, auf ein seinem Zwecke genügendes Maß zurückgeführt werden. * Der Selbstmord und die Krankenversicherung. Der Behandlung des Selbstmordes in der Privatversicherung ist dlelenige gegenüberzustellen, welche ihr in der sozial- politischen zu teil wird. Was die Krankenversicherung betrifft, so besteht heute kein Zweifel mehr darüber, doll die Hinterbliebenen eines Versicherten auch dann berech tigt sind, das statutarische Sterbegeld zu verlangen, wenn derselbe durch Selbstmord geendigt hat, und eine statutarische Bestimmung, welche den Bezug de- Sterbe sallgeldes für diesen Fall ausschließen würde, kann als rechtswirksam nicht anerkannt werden, auch nur in dec Beschränkung aitt -en mit Vorbedacht verübten, also im- putierbaren Selbstmord, läßt sich eine solche Vorschrift nicht in rechtsgültiger Weise erlassen. Dagegen sind die Krankenkassen berechtigt, den Ausschluß oder die Minde rung des statutenmäßigen Krankengeldes für den Fall vorzusehen, daß die Erkrankung de- Versicherten durch einen vorsätzlich verübten Selbstmordversuch verursacht wurde; der nicht imputierbare, also im Zustande der Willen-Unfreiheit begangene Selbstmordversuch gibt da gegen zu einer derartigen Maßnahme keine Berechtigung, die durch ihn verursachte Krankheit steht vielmehr jeder sonstigen Krankheit im technischen Sinn« gleich. hat demnach die Abteilung Glasenapp nicht weniger als 600 km marschiert. Beritten waren bei der Gruppe bekanntlich nur die Offiziere und eine kleine Abteilung Schutztruppen. Die beiden Kompagnien der Marineinfanterie, die ihr angehören, mußten die ganze Strecke zu Fuß zurücklegen. Während der ganzen Zeit wurde natürlich biwakiert. Nachts fiel reichlich kalter Tau. Die Gegend war infolge der güten Regenzeit überall grün und gewährte einen freundlichen Anblick. Die letzte offizielle Meldung von der Glasenappschen Kolonne ist, wie erinnerlich, am 9. April hier eingelaufen und bezog sich auf ihre Beteiligung am Gefecht von Lkaharui. Später wird' nur in der Leutweinschen De pesche über das Gefecht bei Okutumba-Oviumbo gesagt: „Don Glasenapp nichts Neues." Die auch von uns er wähnte, nach Kiel gelangte Privatmeldung, wonach die zur Kolonne Glasenapp gehörige Kompagnie Fischet 60 Mann verloren haben sollte, hat bis jetzt keine Be- ftätigung gefunden und dürfte auf ein Mißverständnis zurückzuführen sein. An amtlicher Stelle in Berlin ist über die Kolonne Glasenapp außer den oben wieder- gegebenen Mitteilungen keine Nachricht eingelaufen, was aber noch nicht notwendig ein ungünstiges Zeichen zu sein braucht. Verstärkung« Wie die „Tägl. Rundschau" hört, wird in den näch sten Tagen ein Verstärkungstransport von 130 Mann zur Bedienung der Maschinengewehre hinausgesandt werben. vrr mttirch-japatlircbe sirieg. Veracht für ben Karen. * Petersburg, 20. April. Ein Telegramm des Ge neraladjutanten Kuropatkin an den Kaiser von heute lautet: Wie General Kaschtalinski berichtet, war cs am 19. April am Jalu ruhig. Gegenüber Galutsi und weiter oberhalb führen die Japaner Erdbefestigungen auf. Die Zahl der japanischen Truppen nimmt zu und sie ziehen sich nach Widschu hin zusammen. Gleichzeitig rücken sie längs des Jalu nach Norden weiter. Die Lichter von japanischen Kriegsschiffen wurden von Ko- sakenposten in der Bucht von Tsintaissi gegenüber dein Dorfe Potinsa 25 Werst westlich von Tatunkou, bemerkt. Tie Schiffe stehen in einer Entfernung von ungefähr 50 Wekst von dec Küste. Wie General Mischtschenko meldet, sind japanische Schiffe auch bei Söntschöng ge sehen worden. In Port Arthur, in Niutsch- wang, sowie amIalu war in den letzten Tagen alles ruhig. Berichterstatter werben von den Rnffen zngelasfen. Aus Niut schwang kommt die Reutermeldnng: Acht Berichterstatter, Vertreter von hervor- ragenden englischen, französischen, italienischen und ame rikanischen Zeitungen, erhielten unerwartet die Er- laubnis, nach Mukden zu gehen; sie haben gestern die Stadt verlassen. Es sind dies die ersten Be richterstatter, die seit Ausbruch des Krieges zu den rus- fischen Truppen zugelassen worden sind. — Das Reu- tersche Bureau weiß natürlich wieder nicht, daß deutsche Berichterstatter sich längst in Mukden befinden. wir im Frieden. Die japanische Gesandtschaft in Berlin ersucht um Verbreitung folgender Erklärung: In Beantwortung von Anfragen, welche zu zahl- reich ergangen sind, als daß sie einzeln erledigt wer den könnten, und um eine in Europa ziemlich ver breitete unrichtige Ansicht zu widerlegen, haben die unterzeichneten Bürgermeister der Haupt städte Japans die Ehre, die Versicherung abzu geben, daß in Japan gegenwärtig trotz des Krieges normale Verhältnisse bestehen; es herrscht dort während des Krieges dieselbe Ordnung und Ruhe wie im Frieden. Geschäfts- und Ver- gnügungsrei sende, welche nach Japan zu gehen beabsichtigen, werden keinerlei Schwierigkeiten begegnen und keinerlei Gefahren ausgesetzt sein. Die gewöhnlichen Verkehrsmittel zu Wasser und zu Lande sind nicht unterbrochen und können auch nicht unterbrochen werden. Japan und seine Küsten liegen nicht innerhalb der Zone der Feindseligkeiten und die Stellung unserer Flotte sowie die von ihr er- rungenen Vorteile sichern Japan gegen jegliche In- vasion. Die Bürgermeister von Tokio, Joko- Hama, Nagasaki, Kioto, Kobe und Nagoya. politische lagesschau. * Leipzig, 21. April. Gut deutsch. Dor wenigen Tagen brachte das „Berliner Tageblatt" einen Artikel von einem gelegentlichen englischen Mit arbeiter, in welchem ausgefllhrt war, daß König Eduard VH. eine persönliche Politik mache und daß diese persönliche Politik durchaus deutschfeindlichen Charakter trage. Gegen diesen Artikel zieht nun die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" zu Felde. Das ist, wenn sie wirk lich anderer Ansicht ist, ihr gutes Recht. Und auch wenn sie nicht anderer Ansicht ist, so kann der Leiter der aus-- wärtigen Politik triftige Gründe haben, einen Artikel, dessen tatsächlichen Inhalt er vielleicht anerkennen muß, offiziell zurückweisen zu lassen. Wie sich dies verhält, wissen wir nicht, aber wir finden es einigermaßen be schämend, daß das Blatt, in dem die deutsche Regierung ihre Ansichten niederlegt, ein so entsetzliches Deutsch schreibt. So nennt cs z. B. die Darlegungen des „B. L." einen „willkürlichen Angriff" auf König Eduard — das Blatt kennt also augenscheinlich „unwillkürliche Angriffe" — und bemerkt zum Schluß an gesichts der Vermutung eines Pariser Blattes, daß der Ar tikel deutsche Regierungsanschauungen wiederspiegele: „Dieser Versuch, die deutsche Regierung für einen takt- losen Zeitungsartikel verantwortlich zu machen, beruht natürlich auf Unwahrheit." Es wird nachgerade Zeit, daß Graf Bülow dem ivrachschändsrischen Treiben des Regierungsblattes ein Ende macht. — Bei dieser Ge legenheit können wir auch nicht mit der Bemerkung zu- riickhalten, daß es erfreulich wäre, wenn die vom Kaiser gezeichneten offiziellen Kundgebungen in einem korrekten Deutsch abgefaßt würden. Es berührt sehr peinlich, wenn in solchen Dokumenten die völlig sprachwidrige, von allen Sachkennern verurteilte Inversion nach und „und kann ich es mir nicht versagen" zur Anwendung gelangt, die sich leider aus dem kaufmännischen in den allgemeinen Bricfverkehr einaeschlichcn hat. Ter Kaiser stilisiert ja die vielen Schreiben, die er im Laufe eine- Tage» unter zeichnet, natürlich nicht selbst. Umsomehr sollten die jenigen Lrgane. die damit beauftragt sind, bemüht sein, den ^imdgebuugcn der Stelle eine unantastbare und vorbildliche Form zu sichern. Die Interpellation Oriola. Tie parlamentarische, auf gestern verschobene Be sprechung der Interpellation, die der Abg. Graf Oriola mit Unterstützung der natioualliberalen Partei im Reichs tage dahin gestellt hatte, wann endlich das in der Thron rede diesnial sicher versprochene Militärpensionsgesetz dem Reichstage vorqelegt werden würde, nahm einen er wünschten Verlauf. Nicht nur in den nächstbeteiligten Kreisen, sondern auch bei allen patriotischen Wählern im Vaterlande wird sich hoffentlich die Ueberzeugung be festigen: aucb die nationalliberale Partei kann, wenn der andere Faktor der Gesetzgebung eine nicht leicht zu ver stehende Schwerfälligkeit an den Tag legt, eine Ent schiedenheit gegenüber dem Bundesrate geltend machen, die ihres Eindrucks nicht verlustig geht. Von allen Seiten, niit Ausnahme der Freisinnigen Vereinigung, wurde gestern der Standpunkt der nationalliberalen Partei als berechtigt anerkannt; es sei nötig, Feuer hinter den Bundesrat zu machen, damit dieser sich mit seinen „Er wägungen" nicht zu lange aufhalte. Freundschaftliche Beziehungen. In der Reichstagsdebatte iiber den Etat des Aus wärtigen Amtes sind allerhand Erscheinungen zur Sprache gekommen, die auf die Beziehungen des deutschen Reiches zum Auslande nicht gerade das erfreulichste Licht warfen. Der Abgeordnete Müller-Meiningen wies darauf hin, daß die Entschädigungsan sprüche der Deutschen in Südafrika auch jetzt nach einem Zeiträume von drei Jahren, noch nicht geregelt seien. Zwölf Millionen wurden gefordert, 850 000 wurden anerkannt. Anders stellte der Staatssekretär des Auswärtigen, Freiherr von Richt- Hofen, die Sache dar. Seinen Mitteilungen nach hat die englische Negierung von 11 Millionen, die gefordert wurden, 1 800 000 anerkannt, ausbczahlt aber hat sie bisher nur 1 Million Mark. Aehnlich steht es mit den Entschädigungen in Samoa, wo für die deutschen Forderungen im Betrage von 112 000 Dollars von der englischen und der amerikanischen Regierung 25 000 Dollars geboten wurden. Tas eine läßt sich jeden falls feststellen, daß von den immer aufs neue gerühmten, freundschaftlichen Beziehungen zu den betreffenden Staaten in dem Verhalten derselben recht wenig zu spüren ist. Realpolitiker. Tie „Konservative Korrespondenz" hat, wie bereits berichtet, gegen die Berliner „Tägliche Rundschau" den Bannstrahl geschleudert. Das könnte der Oeffentlichkeit an sich gleichgültig sein: eine Zeitung besitzt Waffen genug, um sich zu wehren. Indessen verlangt erstens die Gerechtigkeit, festzustellen, daß die Vorwürfe der „Konser vativen Korrespondenz" unbegründet sind. Gerade die „Tägliche Rundschau" ist eins der Blätter, die sich einer durchaus anständigen Kampfesart befleißigen und von „unbegründeten Verdächtigungen" oder gar von „Täu schungsversuchen" haben wir bei langjähriger, aufmerk samer Lektüre in dem Blatte nichts entdecken können. Ferner aber tritt in der parteioffiziösen Mitteilung nur allzudcutlich zu Tage, wie unwillkommen den konser- vativen HerrenBewegungen sind, die auf rein idealistischer Basis beruhen. Dieselben Leute, die vor keinem Zoll kriege zurückschrecken, und dem Auslande gegenüber im Interesse der Landwirtschaft für die schärfsten Maßregeln plädieren, wollen im Jnlande denFriedenumjeden Preis, einen faulen Frieden, von dem sie ganz genau wissen, daß die Klerikalen ihn nur als Waffenstill stand und Vorbereitungszeit für weitere Aktionen be- nutzen. Die Herren haben das Zentrum nötig und des halb nehmen sie die Jesuiten in den Kauf und kümmern sich wenig darum, ob der Einzug dieser dunklen Truppe denn auch wirklich dazu beitragen wird, den konfessionellen Frieden, den sie so heiß ersehnen, in Deutschland Herzu tellen. Wozu treibt man denn Realpolitik, wenn man !eine realen Vorteile dabei haben soll! Die getreuen Magyaren. Wie aus Pest gemeldet wird, sollen die parlamen tarischen Wirren nunmehr in einen versöhnlichen Accord ausklingen. Der König von Ungarn hat an den Mi nisterpräsidenten Grafen Tisza ein Handschreiben er- lasten, in dem Tisza beauftragt wird, für die Ueber - tragung der Gebeine Franz Rakoczys aus der Türkei nach der ungarischen Heimat Sorge zu tragen. Damit wird ein langjähriger nationaler Wunsch der Ungarn erfüllt. Franz Rakoczy war bekanntlich in Anfänge des achtzehnten Jahrhunderts das Haupt der nationalen Erhebung der Magyaren gegen Oesterreich. Es handelt sich also um einen neuen Versöhnungsakt, vielleicht könnte man auch sagen, um eine neue Kapi tulation der Krone vor den Magyaren. Die Krone nämlich fordert gerade jetzt eine Erhöhung der Civilliste und die Stimmung für eine solche Erhöhung ist in Un- garn so ungünstig, wie nur irgend möglich. Die Rat- geber des Königs hoffen nun durch diese Konzession an die nationalen Empfindungen der Ungarn für die Vor lage einen günstigen Boden zu bereiten und die Ungarn andrerseits beeilen sich, aus der politischen Konjunktur zu Gunsten des magyarischen Gedankens Kapital zu schlagen. Mit dem Handschreiben haben sie einen neuen großen Erfolg erzielt, und ob sie nun die Erhöhung der Civilliste bewilligen, ob sie nicht an die Bewilligung neue demütigende Erörterungen knüpfen, das liegt ganz in ihrer Hand. In dem Feldzuge gegen Oesterreich und gegen die Krone hatte Ungarn m den letzten Jahren nur Siege zu verzeichnen. Deutsches Keich. * Berlin, 21. April. * Rücktritt »es Gouverneurs ». Puttk«»er k Die „Voss. Ltg." verzeichnet, bei Besprechung der Verhältnisse im Gebiet des Croßflusse« (Kamerun) ohne jedoch eine Gewähr dafür übernehmen zu können, daS Gerücht, daß der Gouverneur von Puttkamer, der im Mai auf Urlaub steht, nickt mehr auf seinen Posten zurückkehren wird. Nicht lener Unfälle wegen. E« heißt vielmehr, daß von Puttkamer, der länger al- zehn Jahre an der Spitze „von Togo und Kamerun im allgemeinen nicht ohne Erfolg tätig gewesen ist, afrika müde ist und sich nach Ruhe sehnt. * Eine neue, vielfach verschärfte Prüfungsordnung für Apotheker liegt zur Zeit dem Bundesrat vor und soll noch im Laufe dieses Kalenderjahres in Kraft treten. * Neue Erklärung des Grafe« Vaudtssin Wir ver zeichneten neulich eine Erklärung de- Grafen Baudissin be- züglick de- beleidigenden Zwischenrufs, der im Reichstag siel, als Abgeordneter Bebel den Roman Baudissin- „Erstklassige Menschen" erwähnte. Jetzt erläßt Graf Baudissin folgende weitere Erklärung in der Presse: „Auf meine diesbezügliche Bitte an die Leitung der deutsch konservativen Fraktion des Reichstage- meldete sich sofort der Herr Abgeordnete, der den mich beleidigenden Zwischenruf in der Sitzung vom 4. März getan hatte. Nach meiner Erklärung, daß ich da- Buch „Erstklassig. Menschen", welche- ich ausdrücklich al- Roman bezeichnet hab«, niemals veröfsentlicht haben würde, wenn ich «S vorau-gesehen hätte, daß dasselbe al- «ine Beleidigung der ganzen deutsch«, Arm« oder gar eine- bestimmten Ossizterkorp- aufgefaßt werden könnte, hat der betreffende Herr Abaeordnete erklärt, daß er den mich beleidigenden Ausdruck nicht gebraucht haben würde, wenn ihm meine obige Ausfassung bekannt gewesen wäre." Um uns keinem falschen Verdachte auözusetzen, bemerken wir noch ausdrücklich, daß dieser Baudistinsche Schriftsatz wörtlich abgedruckt ist, und daß wir weder die Verantwortung für die „diesbezügliche" Bitte noch für den „getanen" Ruf, noch für die „obige" Auffassung übernehmen. — Das Streikpostenstehen ohne Ausnahme unter Strafe zu stellen, hat eine dem Reichstag vom Verband der Tischler innungen Schleswig-Holsteins und Lübecks überreichte Petition beantragt. Die Petitionskommission des Reichstags aber hat, nachdem ein Vertreter des Bundesrats erklärt hatte, der Bundes rat habe sich bisher nicht veranlaßt gesehen, der Frage einer Ab änderung des tz 1b3 der Gewerbe-Ordnung im Sinne der Petition näher zu treten, Uebergang zur Tagesordnung über diese Petition beschlossen. * Hamburg, 20. April. Der Senat bat der Bürgerschaft einen Antrag zugehen lassen betreffend die Erbauung eine- Tunnel unter der Elbe zwischen St. Pauli und der Haseninsel Stein- wärder. Die Kosten werden auf 8200000 veranschlagt. — Der Antrag des Senats auf Bewilligung eines Staatspreises von 10000 an den Hamburger Rennklub wurde von der Bürger- schäft abgelehnt. * Au» dem Ruhrrcvicr. Die Beruhigung, die Handels minister Möller am Soonabend im Aogeordnetenhause in Aussicht stellte, läßt noch immer auf sich warten. Die Be troffenen scheinen sich auch keineswegs von den durch Herr» Möller vorgeschlagenen Mitteln viel Erfolg zu versprechen. Nach einer Meldung auS Köln bat sich angesichts der reservierten Haltung der Regierung und der Zunahme der Erregung unter den Bergleuten durch die Rede des Handel-ministrr» Möller im Ab geordnetenhaus« ein Ausschuß gebildet, der mit Vertrauensleuten der von der Stillegung betroffenen Zechen des Ruhrgebietes in Ver bindung tritt, um durch eine gemeinsame Petition an den Kaiser eine Aenderung des heutigen Zustandes berbeizuführcn. Ferner soll eine Denkschrift an den Reichstag und Landtag abgesandt werden, in der sämtliche betroffenen Gemeinden die wirtschaftlichen Schäden statistisch nachweisen und zum Ankauf der stillzulegenden Zechen durch den Staat auffordern. F Dessau, 20. April. Der heute geschlossene An- haltische Landtag hörte, wie schon kurz gemeldet, zum Schluß noch eine Erklärung der Regierung über die Aufhebung des tz 2 des Aesuitengcfctzes. Auf Interpellation des Abg. vr. Coh n über die Anhaltische Abstimmung im BundeSrate ant wortete Staatsminister ».Dallwitz, eS sei zutreffend, daß Anhalt sich der Abstimmung enthalten habe. Die Anträge auf Aufhebung des tz 2 seien im Reichstage wiederholt nut großer Mehrheit angenommen worden, weil die Auf hebung mit Bezug auf die Ausbeutung bei den Wahlen als im Interesse des Friedens im Reiche liegend erachtet worden. Die Anhaltische Regierung habe hiernach keinen Anlaß und keine Berechtigung gehabt, gegen Aufhebung des 8 2 zu stimmen. Anderseits habe sie aber auch Abstand genommen, für die Aufhebung zu stimmen, weil sie damit ihre Abneigung gegen die Weltanschauung des Jesuitenordens dokumentieren und damit zugleich unterstreichen wollte, daß sie für Aufhebung des Gl nicht zu haben sein würde. — In einer Debatte über das Verfahren der Kriegervereine bei Ausschluß von Sozialdemokraten kam u. a. zur Sprache, daß der Kriegerverein zu Oranienbaum einen Rechtsanwalt aus geschlossen habe, weil er Sozialdemokraten vor Ge richt verteidlgt habe. — Hier wird eine Handelsreal schule errichtet mit 4 Klassen. sirer unä flone. * Graf Waldersee soll nach einer durch die Blätter gehen den Mitteilung dem in Itzehoe liegenden Artillerieregcmeut, dessen Lhef er war, seinen Schwarzen Adler-Orden mit Brillanten testamentarisch mit der Bestimmung vermacht haben, daß der Erlös zu einer Stiftung für das Regiment verwendet werden soll. Das Regiment erhält ferner einen Säbel, einen Artillerieosfiziersrock und ein Ppar Epauletten des Feld marschalls als Andenken. Das letztere wird richtig sein, daS erstere kann dagegen um deswillen nicht stimmen, weil die In signien des SHvarzen Adler-Ordens nach dem Tode de» In habers an die Generalordenskommission zurückzuliefern sind. * Kiel, 20. April. Der Prinzregent Luitpold von Bayern verlieh dem heimgekehrtcn Geschwaderchef Vizeadmiral Geißler, mehreren Stabsoffizieren des ost- asiatiscken Kreuzergeschwaders und dem Gouverneur von Kiautschau Kapitän z. S. Truppe! Ordensauszeichnungen. Huslanck. Oesterreich - Ungar«. * Der deutsche Charakter der Wiener Universität. Der Rektor der Universität Wien hat eine Kundgebung an die Studierenden erlassen, in welcher der deutsche Charakter der Wiener Universität betont und entschieden erklärt wird, jedem Versuche entgegenzutreten, der darauf abzielt, diesen Charakter zu verletzen. Wer die Universität Wien be ziehe, übernehme die Pflicht, diesen ihren deutschen Cha rakter anzuerkennen und zu wahren. Der akademische Senat erwarte, daß die Studentenschaft sich nunmehr vertrauensvoll und willig allen Anordnungen der aka- demischen Behörden fügen werde. Sollten die Studie renden die Ruhe und Ordnung an der Universität stören, so würden die strengsten Strafen, nötigenfalls Verweisung von allen österreichischen Universitären, verhängt werden. * Vertschechung von Staat-Wegen. Ueberall in Deutschböhmen erhebt sich der Ruf nach deutschen Be- amten für die deutschen Landesteile. Die Regierung Hai auch versprochen, die von ihr für berechtigt erkannten Klagen der Deutschen zu berücksichtigen und dem Uebel der Vertschechung des Beamtentums zu steuern. Bi- jetzt aber gehen die Tinge ruhig den alten Gang, und nach wie vor müssen die Deutschen klagen, weil auch im geschlossenen deutschen Sprachgebiete eine planmäßige Vertschechung de- Beamtentums fortdauert. So wird jetzt auS Aussig berichtet, daß eine Verfügung der k. k. Finanz-Landcs- direktion in Prag die beiden deutschen Leiter der k. k. technischen Finanzkontrolle in Aussig und Schönpriesen von dort weg versetzt und an ihre Stelle wieder zwei aus gesprochen tschechische Beamte ins deutsche Böhmen schickt. Damit ist die Tschecknsierung deS Beamtenkörpers der dortigen Finanzkontrolle als durchgeführt zu betrachten, da schon bis jetzt von den 15 Subalternbeamten nur drei Deutsche gewesen seien und diesem Ueberwiegen der Tschechen nur die Besetzung der beiden leitenden Stellen mit Deutschen noch ein gewisses Gegengewicht geboten hat. Die Regierung hat seinerzeit solche Vorkommnisse damit zu entschuldigen gesucht, daß e« an der genügenden Zahl deutscher Beamter mangele. ES sei au-drücklich be merkt, daß davon hier nicht die Rede sein konnte. Denn, wie daS „Nussiger Tageblatt" schreibt, wäre eine stattliche Anzahl hierfür geeigneter deutscher Bewerber mit Freude dem Rufe gefolgt, der leider an Tschechen erging. ' Dprachverhältniffe im österreichischen Heere. Ein Vergleich der Sprachverhältnisse im österreichischen Heere ergibt, nach dem Armeeblatt Nr. 11, daß von den be- stehenden 102 Jnfanterioregimentern nur 17 einsprachig sind, nämlich 7 deutsche, -1 ungarische, 3 polnische, 2 kroa- tische und 1 tschechische-. In den übrigen Jnfanteriereat- mentern sprechen nach einer zehnjährigen Durchschnitt»- Berechnung, bei welcher bemerkt werden muß, daß die Zu- saminenrechnung der einzelnen Posten nicht immer die Zahl 100 ergibt, deutsch 26 Prozent, ungarisch 17 Pro zent, tschechisch 14 Prozent, kroatisch und polnisch je 10 Prozent, ruthenisch 9 Prozent, rumänisch 7 Prozent, slowenisch 3 Prozent, italienisch 1 Prozent, bei den Jägern deutsch 47 Prozent, italienisch 12 Prozent, ungarisch 6 Prozent slowenisch und polnisch je 5 Prozent, kroatisch und slowakisch je 4 Prozent, rumänisch 3 Prozent, ruthe nisch 1 Prozent, bei der Kavallerie ungarisch 33 Prozent, deutsch 19 Prozent, tschechisch und ruthenisch je 13 Pro zent, polnisch 11 Prozent, kroatisch 5 Prozent, slowenisch 2 Prozent, rumänisch und slowakisch je 1 Prozent, bei der Artillerie deutsch 40 Prozent, ungarisch und tschechisch je 14 Prozent, polnisch 9 Prozent, slowakisch und ruthenisch je 6 Prozent, kroatisch, rumänisch und slowakisch je 4 Pro zent, bei den Pionieren und dem Eisenbahnregimente deutsch 50 Prozent, tschechisch 26 Prozent, ungarisch 13 Prozent, slowakisch und polnisch je KProzent,slowenisch und kroatisch je 2 Prozent, beim Sanitätswesen deutsch 40 Prozent, ungarisch und tschechisch je 14 Prozent, pol nisch und slowakisch je 7 Prozent, ruthenisch 6 Prozent, kroatisch und slowenisch je 4 Prozent, beim Train unga- risch 27 Prozent, deutsch 19 Prozent, ruthenisch 18 Pro zent, tschechisch 12 Prozent, polnisch 10 Prozent, kroatisch 3 Prozent, slowakisch 6 Prozent. Außer bei der Kavallerie und beim Train, wo das magyarische Element überwiegt, nimmt daher die dentschredende Mannschaft den oberen Platz ein. Portugal. * Auflösung des Parlaments. Angesichts der unter der Minderheit der Abgeordnetenkammer herrschen den Erregung hat der König nach Anhörung des Staatsrates ein Dekret unterzeichnet, wodurch das Par lament aufgelöst wird. In der Abgeordneten- kammer stand das Budget für 1904/05, in der Pairs- kammer das Heercskontingent des Jahres zur Beratung. Für die Abgeordnetenwahl ist ein naher Zeitpunkt fest gesetzt worden. Die neuen CorteS treten am 29. Sep tember zusammen. Schweden. * Neutralitätserklärung. Das Stockholmer „Aston Bladet" meldet, die Verhandlungen wegen der gemein- samen Neutralitätserklärung der drei nor dischen Reiche seien zu einem günstigen Ab schlüsse gelangt. Die neuen Bestimmungen wür den Ende des Monats veröffentlicht werden. Südafrika. * Boerenbewegung. Aus Bloemfontein meldet Reuters Bureau: Zu der im Bezirk Lydenburg erfolgten Verhaftung von sieben des Hochverrats angeklagten Boeren teilt die Zeitung „Post" aus Grund von Angaben von vornehmen Afrikanders und anderer mit, daß eine lebhafte revolutionäre Bewegung bestehe, deren Leiter drei inGroßnamaqualand wohnende frühere Kom- Mandanten seien. Diese sollen eine geheimeGesell- schäft gegründet haben, nach deren Satzungen jeder seitens seiner Mitglieder begangene Verrat mit dem Tode bestraft wird. Die „Post" bemerkt dazu als bedeutungs voll, daß transvalische Freiwillige sich in großer Zahl rüsten und Transportmittel mieten.
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