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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040407010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904040701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904040701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-07
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Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktion-slrich (4gespalten) 7b 4. nach den Famüiennach- richten (6 gespalten) bO Tabellarischer und Zissernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen »nd Ofsertenannahme 25 4. Extra-Vetlugeu (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbefvrdrrung >4 60.—, m i t Postbrsdrderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- lO Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expevttiou zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von 8. Pvlz in Leipzig (Jlch. vr. V., R. L W. Kltukhardt). Nr. 175. Donnerstag den 7. April 1904. 98. Jahrgang. vaz Mcbligrle vom läge. * Dem Kaiser wurde vom Sultan der Wunsch unter breitet, auf der Mittelmeerfahrt auch Konstantinopel zu besuchen. Der Kaiser lehnte jedoch die Einladung ab. * Das Amtsblatt des Magistrats in Halle a. S. macht Mitteilungen über das Projekt einer Fernbahnverb in düng zwischen Halle und Leipzig. Unternehmerin ist die All gemeine Elektrizitätsgesellschaft in Berlin. * Der Chemnitzer Parteitag der sächsischen Sozialdemokratie erkannte bei der Behandlung des Falles Göhre dem ZentralcomitS und dem Agitations- eomitö das Recht zu, bei der Aufstellung von Parlaments kandidaten mitzuwirken und mit zu entscheiden. vir heilige lksaition. Es ist manchmal doch etwas Schönes um die Tradi tion. Woher sollten die deutschen Zeitgenossen die Stand haftigkeit nehmen, mit der sie in Geduld den heillosen Wirrwarr unseres Berechtigungswesens tragen, wenn sie nicht wäre, die Tradition? Aber sie ist da, dem heiligen Kastengeiste sei es gedankt, und die von ihm Erleuchteten walten ihres Amtes und wehren den Knaben, auf daß sie nicht werden können, wozu sie Lust und Gabe haben. Und das ist gut so, denn gräßlich zu denken, daß es anders wäre oder werden könnte. Einem unverbürgten on äit zufolge soll es nämlich Vorkommen, daß ein sonst unbescholtener Vater, dem aber die Gabe der Pythia von der Natur nicht zu eigen gegeben, seinen Jungen in die unrechte Schule gesteckt hat — unrecht deshalb, weil der Baumelstersaspirant, von Vaters wegen, mit beginnen der Reife den ganz unbegreiflichen Drang spürt, mit der Juristerei die Menschheit von dem Uebel zu erlösen und nebenbei sein Brot zu verdienen. Es ist unbegreiflich und zugleich ein betrüblicher Beweis für die zunehmende Verwahrlosung auch unserer besser erzogenen Jugend, daß die jahrelange Reglementiererei doch nicht vermocht hat, solche unbequemen Selbständigkeitsanwandlungen in dem jungen Menschen zu ersticken — aber, wie gesagt, so etwas soll Vorkommen. Da tritt nun unser wundervolles Be rechtigungswesen in seiner ganzen chinesischen Schönheit hervor. Die schon halb gesprengten Bande des Herden menschentums werden vor seinem passiven Widerstande wieder zu dicken Stricken, und nur den brutalen Naturen gelingt es, sich frei zu machen. Wie lieblich tönt aber auch die einschläfernde Berechtigungsmelodei! Nur kein har- tes Wort, kein schroffes Verbot! I bewahre — dem jungen Menschenkinde steht die ganze Welt offen, alles kann es werden, ganz sicher, so sicher wie nach der preußi schen Verfassung der Sohn eines Gemüsehökers Landrat. Nur eine kleine, ganz kleine Bedingung wird gemacht: der Junge muß das richtige Abiturientenexamen be standen haben. Hat er aber das falsche bestanden, und fei es noch so gut, so steht es ihm ja srei, sich nur noch die paar Semester auf die in dem Alter so geduldigen Hosen zu setzen, das rich tige Examen nachzumachen — und alles ist gut. D. h. wenn es dazu kommt, denn meistens kommt es anders. Den jungen schrecken die neuen Prllfungsnöte und den alten Herrn die Draufgelder. Facit: der Jüngling zieht einen Rock an, der ihm nicht paßt, und die Menschheit hat ein Talentlein weniger. Heil dem deutschen Berech tigungswesen! Es gibt bekanntlich boshafte Menschen, und die sagen, es stecke überhaupt kein Sinn in der Berechtigüngs- krämerei; höchstens Unsinn. Aber sie haben nicht recht, es steckt Sinn drin, zum mindesten Methode. Freilich, daß ein Gymnasiast mit seinem Griechisch keine Brücke bauen kann, ist als ziemlich sicher anzunehmen, er kann sich aber immer noch auf das Studium des Kapitels im Cäsar von der Brückenschlagerei berufen: deshalb ist auch die Zu- lassung der Gymnasialabiturienten zum Studium der Technik vollständig gerechtfertigt. Mit welchem Rechte will dagegen ein Realgymnasiast Jurist werden? Das bischen Begabung oder das bischen Lust, auf das er sich beruft, geht den Staat gar nichts an, das ist vielmehr sein höchst persönliches Pech. Der Bedarf wird durch die Gymnasien vollauf gedeckt und damit basta. Von einer Verwertung der theoretischen Erkenntnis, daß die Wohlfahrtslinie des Staates mit der Summe des Glückes der Einzelschicksale steigt und fällt, ist in der Praxis nichts zu merken. Nun muß mit Bedauern konstatiert werden, daß Preußen wieder einmal den Störenfried gemacht hat. Dem bösen Nachbar hat es gefallen zu reformieren. Zwar geprüft muß vorher werden — damit es den Menschen nicht gar zu leicht gemacht werde — aber dann soll jeder Abiturient studieren können, was er will. Und wer bei uns das Geld dazu hat, der kann sich nun in Preußen naturali sieren lassen und aufPreußens hohenSchulen lernen,aber zu Hause darf er es natürlich nicht, das wird noch immer peinlich verhütet. Mit der Freigabe des medizinischen Studiums hat man sich abfinden müssen, die Medizin ge hört zum Reichsgebiet, das ist die Folge des Einheits rausches der siebziger Jahre. So ein jugendlicher Leicht- sinn muß sich natürlich rächen. Aber dafür wird auch das übrige um so fester gehalten. Man muß es auch in Sachsen bekennen: Von der segen spendenden Kraft der Monarchie im neuen Deutschland haben wir in den letzten Jahren an augenfälligen Bei spielen kaum ein prägnanteres gehabt, als dieses Vor- gehen Preußens in der Berechtigungsfrage. Aus den Streitereien der Schulparteien wäre bis heute noch kein Centimeter Fortschritt herausgekommen. Und was wir an Reformationsmut aus den preußischen Ministerien zu sehen bekommen haben, läßt vermuten, daß man auch dort heute noch tief, tief in den berühmten Erwägungen steckte, wenn nicht ein königliches Machtwort gesprochen worden wäre. Es ist kein Zweifel: in manchen Bundesstaaten empfand man als unbequeme Nötigung, was Preußen vornahm. Es ist auch, uneingeweiht wie wir uns fühlen, uns nicht bekannt, ob dieses Gefühl der Nötigung etwa durch das negative Resultat vorhergegangener Derhand- lungen verstärkt oder ob man einfach überrascht worden ist, wie jeder andere simple deutsche Reichsbürger. Aber heute muß zugestanden werden, daß ohne eine gewisse Rück sichtslosigkeit die Angelegenheit schwerlich in Fluß gekom men wäre, und daß denn doch selbst eine Portion Rück- sichtslosigkeit noch besser ist als trübseliges Verharren in unzweckmäßigen Zuständen, die nichts Ehrwürdiges an sich haben als ihr Alter. Und dieses Verharrens ist bei uns in Sachsen immer noch kein Ende. Ja, es ist zu gesagt, es soll anders werden. Das wird zwar, leider, nicht verbürgt durch das frische, fröhliche Bekenntnis der inneren Notwendigkeit, sondern durch die Unhaltbarkeit der bestehenden Zustände, welche die eigenen Landeskinder an der eigenen Hochschule schlechter stellen, als die „Aus länder". Aber immer noch wird gezögert zu geben, und wann eigentlich die Freizügigkeit der Studenten im Deutschen Reiche gewährleistet sein wird, das mögen die Götter wissen. Und deshalb ist es gut, daß die heilige Tradition der Bevormundung die Gemüter beruhige, auf daß nicht in allzu heftigem, erschütternden Uebergange zur Wahrheit werde, was uns prophezeit worden ist: Deutschland in der Welt voran! 8. Der russisch-japanische Krieg. Der japanisch «ksreanische Vertrag. Der Kriegsplan Japans, der die Abschnürung Koreas vom russischen Einfluß bezweckt, setzt das Entgegenkom men der koreanischen Regierung und Bevölkerung voraus und findet seine Erklärung in dem am 23. Februar zwischen Japan und Korea abgeschlossenen Vertrage. Er lautet: 8 1. Um ein dauerndes Freundschaftsverhältnis zwischen Japan und Korea herzustellen und den Frieden im fernen Osten fest zu begründen, wird die kaiserlich koreanische Regierung volles Vertrauen in die kaiserlich, japanische Regierung setzen und ihre Ansichten in Be ziehung auf die Verbesserung der Verwaltung an nehmen. K 2. In dem Gefühl fester Freundschaft wird die japanische Regierung die Sicherheit und Ruhe des koreanischen Kaiserhauses sichern. 8 3. Die japanische Regierung verbürgt endgültig die Unabhängigkeit und den Gebietsstand des koreani- schen Kaiserreichs. 8 4. Falls die Wohlfahrt des koreianschen Kaiser hauses oder der Gebietsstand Koreas durch den Angriff einer dritten Macht oder innere Unruhen gefährdet werden sollte, wird die japanische Regierung sofort alle durch die Umstände gebotenen Maßregeln ergreifen, und die koreanische Regierung wird das Vorgehen Japans nach jeder Richtung erleichtern. Die japanische Regierung kann, um den genannten Zweck zu erreichen, wenn die Umstände es erheischen, Punkte besetzen, deren Besitz ihr aus strategischen Rücksichten geboten erscheint. 8 5. Die Regierungen beider Länder werden in Zukunft ohne beiderseitige Zustimmung kein Abkommen mit einer dritten Macht abschließen, das im Widerspruch zu den Grund sätzen dieses Vertrags stände. Feuilleton. Ein Grammophon-Konzert in Berlin. Bon vr. kV Im Beethoven-Saale der Berliner „Philharmonie" fand am 2. April ein „Grammophon-Archiv- Konzert" statt, das seiner Eigenart wegen eine etwas ausführlichere Erwähnung verdient. Die „Deutsche Grammophon-Gesellschaft" hatte hierzu eingeladen, und zwar, um wissenschaftlichen sowie künstlerischen Kreisen Gelegenheit zu der Beurteilung zu geben, wie weit die Be mühungen um eine Reproduktion der menschlichen Ge sangsstimme, sowie der Vorträge auf musikalischen In strumenten bisher gediehen sind. Man plant ein Archiv, in welchem die Platten nach musikalischen oder orato- rischen Vorträgen, soweit sie um des Gegenstandes oder der Person willen bleibendes Interesse haben, der Nach welt aufbewahrt werden sollen, so daß es noch nach Jahren möglich ist, durch Einlegen der betreffenden Platte in einen Grammophonapparat z. B. den Vortrag eines Redners, Schauspielers, Sängers oder Virtuosen ganz getreu vorzuführen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß das Andenken an reproduzierende Künstler, welche ihre Zeitgenossen entzückten, rasch verbleicht, sobald ihr Mund verstummt, ihre Hand erkaltet ist, daß ihnen nur noch eine kurze Spanne Zeit „die Nachwelt Kränze flicht", so hat ja die Idee, solche Leistungen festzuhalten, etwas für sich, wenn auch manchem der Gedanke, Werke eines Verstorbenen zu hören, unheimlich sein mag. Dies gilt ja mehr von solchen, die einem Heimgegangenen persönlich nahegestanden haben; das große Publikum empfindet möglicherweise einen solchen Schauer gar nicht, sondern erfreut sich lediglich an dem Gebotenen und bewundert es. Mag man nun über den Wert oder Unwert eines solchen „Archivs" denken, wie man will, die Durchführung der Idee ist wohl möglich; das bewies der Konzertabend, an dem sie die Feuerprobe bestehen sollte. Vom Podium starrten aus einem Lorbeerhain die goldschimmernden mächtigen Schallrohre der aufgestellten Apparate dem zahlreich erschienenen Publikum, welches mit Spannung die Vorführungen erwartete, entgegen. Ein reiches Programm von 15 Nummern verhieß manchen Genuß, zumal da namhafte Kräfte der Oper (Frau Götze, Herr Philipp und Herr Nebe) ihre Mit- Wirkung zugesagt hatten, und zwar derart, daß sie erst das Lied (mit Klavierbegleitung) sangen, daß dann aber das Grammophon dasselbe Lied mittels der von den gleichen Künstlern „besungenen" Platte wiederholt. Man hatte also die beste Gelegenheit, Natur und und Kunst zu vergleichen, kritisch festzustellen, inwieweit letztere die erstere zu kopieren vermag. Diese dem Publikum ge- gebene Möglichkeit, in unmittelbarer Folge zu vergleichen, war sehr gewagt und kühn für das relativ noch junge Unternehmen. Aber man darf wohl sagen, daß das Ex periment im ganzen und großen geglückt ist, soweit die mechanische Reproduktion überhaupt imstande ist, Gesang wiederzugeben. Denn das lehrten die vorgeführten Parallelversuche, daß die Tonfülle, das Plastische der Stimme, die feinen dynamischen und rhythmischen Nüancen, die dem Künstler der Augenblick eingibt, daß das rein Seelische des Vor- crags, durch dessen Gewalt ja gerade der Hörer ergriffen wird, sich nicht so ohne weiteres mittels der rotierenden Platte in gleicher Wärme und Intensität wiedergeben läßt. Das liegt in der Natur des Unterschiedes zwischen Mensch und Maschine. Sah man hiervon ab, so konnte man aber die Kopie nur bewundern. Die dem Grammophon eigenen Nebengeräusche, das Schleifen und Schnarren, ferner der früher so störende, quäkende, meckernde Charakter des reproduzierten Gesanges — alles das ist so gut wie verschwunden. In zarter Abstufung, in feinem An- und Abschwellen des Tones, in straffer Rhyth- mik und reiner Intonation leisteten die Apparate Vor- zügliches und oft lohnte sic, die toten Werkzeuge, der leb hafte Applaus ebenso kräftig, wie er den lebenden Künstlern zuteil wurde. So hörte man — ohne den ! Künstler — das „Lied an den Abendstern" sowie den Prolog aus „Bajazzo" mit verblüffender Treue. Der Charakter der Stimme und des Vortrages von Demuth frappierte sofort, ebenso wie das Lied des Van Bett aus „Czaar und Zimmermann", das Knüpfer in absentia zum Besten gab. Eine Arie aus „Manon", grammophoniert nach Caruso (Mailand), entzückte durch die hinreißende Verve, ebenso wie Jörns imi tierten Vortrag der Arie „Ihr Wangenpaar" aus den „Hugenotten", und des Petersburgers Jerschow Arien aus dem „Propheten". Tenor, Baß, Bariton — alles kam in der eigenen Klangfarbe, mit allen Trics des Vortrags, zur Geltung. Ganz besonders zündete Nebes „An des Rheines grünen Ufern", Philipps Vor- (und Nach-)trag „Winterlied" von Koß und „Was ich erlebte" aus den „Glocken von Corneville", und ein Synagogen chor mit Solostimme des Kantors Sirota. Eine der brillantesten Leistungen war eine Kolorarurarie der Mickailowa aus „Lucia von Lammermoor". Hier zeigte sich so recht, wie das Grammophon das Technische, die feinsten, zierlichsten Figuren, Triller, Staccati, Läufe usw. mit geradezu lächerlicher Treue kopiert. Wenn man die Augen schloß, konnte man wirklich in Zweifel sein, ob da oben auf dem Podium nicht die Sängerin selbst stehe. Gewiß werden manche Unvollkommenheiten des Grammophon, die — wenn auch nur vereinzelt — störten, die kleinen Nebengeräusche, die zuweilen verwirrenden Doppelstimmen, welche man zu hören glaubt, die hier und da mangelnde Tonfülle, einzelne Unklarheiten sich noch mit fortschreitender Technik beseitigen lassen. Dies muß man auch von der Kopie von Violmvorträgen Fritz Kreislers wünschen. Ganz die gleichen Stücke hatte ich diesen Winter von ihm gehört; die Grammophonplatte versagte hier in Wiedergabe der leichten, graziösen Bogenführung und der edlen Tongebung. Ten Beschluß bildeten — vorläufig eine angenehme Spielerei — Vor führungen von Mesters „Biophon", eines synchron mit dem Grammophon arbeitenden Kinemetographen. Die Vorführung der singenden, geigenden oder das Lylophon spielenden Künstler „in Bild und Ton", in voller Aktion, das „persönliche Auftreten" abwesender Musiker, hat etwas 8 6. Einzelheiten mit Bezug auf den vorliegenden Vertrag werden nach Bedarf zwischen dem japanischen Vertreter und dem koreanischen Minister des Aeußern festgestellt werden. Unterzeichnet ist dieser Vertrag von dem japanischen Gesandten Hajaschi und dem koreanischen Minister des Aeußern Aitschigong. Der Vertrag stellt Korea deutlich und endgültig unter japanische Schutzherrschaft. Diese zu erhalten und zu befestigen ist offenbar auch zu nächst der leitende Gedanke der japanischen Kriegführung. Aur -er Mandschurei. Der russisch-japanische Krieg hat Gebiete in den Welt verkehr gezogen, die mau bisher eigentlich nur dem Nanien nach kannte. Mit Interesse wird man deshalb den Bericht lesen, in dem ein Mitarbeiter der „Nowoje Wremja" die Eindrücke schildert, die er in jüngster Zeit auf einer Reise auf der Mandschurischen Eisenbahn em pfangen hat. Wir bringen ihn im Auszuge zum Ab- druck. „Nachdem wir die Grenze in der Nacht vom 1. zum 2. März passiert hatten, hielt der Zug an derStatron Mandschuria. Ich konnte kaum entdecken, daß sich in den 18 Monaten, seitdem ich zum letzten Male bier ge- wesen war, etwas geändert hätte. Es war noch dieselbe elende Eisenbahnstation, dieselbe elende Unterkunfts gelegenheit für Reisende aller drei Klassen, und dabei waren so viele Reisende da, daß man sich nur mit Mühe bewegen konnte. Wer rücksichtslos war, und wem es nicht darauf ankam, sich stoßen und drücken zu lassen, der konnte sich zum Büsfet durchquetschen, wo er eine schlechte Tasse Tee bekommen konnte. Bescheidenere Menschen standen die gattze Zeit untätig da. Die Damen kamen natürlich bei dem Gedränge am schlechtesten weg, be sonders die barmherzigen Schwestern. Sie sind die einzigen Frauen, denen man unter den heutigen Um ständen die Reise nach der Mandschurei erlaubt. Mit dem Augenblick, wo der Zug die Station Mandschuria verläßt, werden alle Passagiere unter mili tärische Kontrolle gestellt. Diesem Umstand ist es zu ver danken, daß jetzt große Ordnung herrscht. Der Reisende hat jetzt nichts mehr zu tun mit dem bureaukratischen Ver halten der Stationsvorsteher. Vor 18 Monaten hatten die Reisenden einen Aufenthalt von 24 Stunden in Mandschuria. Heute befördert der Offizier, der den Dienst hat, die Passagiere eine Stunde nach ihrer An kunft, und so brauchten wir mit der Fortsetzung unserer Reise nach Harbin nicht lange zu warten. Es werden nur noch Militärzüge nach Süden geschickt, und diese Züge haben nur Wagen zweiter Klasse, die den Militärwagen angehängt werden. Offiziere, Militärärzte, barmherzige Schwestern und Kriegskorrespondenten sind die Insassen dieser Wagen. Ich muß gestehen, daß ich erstaunt war, zu sehen, wie wenig höflich man die barmherzigen Schwestern behandelte. Es war nichts geschehen, um ihnen die Reise zu erleichtern, und sie reisten wie gewöhn liche Passagiere. Je weiter wir uns von der Station Mandschuria entfernten, desto mehr änderte sich das Landschaftsbild. Wir sahen überall deutlich, daß man fleißig gearbeitet bat und nicht vergeblich. An vielen Stellen liegen jetzt kleine Niederlassungen, wo früher ödes Land war. und statt der elenden Hütten, die früher die Eisenbahnstationen vorstellten, sieht man jetzt gut ge- baute, Helle und geräumige Gebäude mit vorzüglichen Restaurationszimmcrn, in denen die Tische mit weißer Leinwand und gutem Tischgerät gedeckt sind. An vielen Stationen waren reine Kellner, die die bekannten kurzen Kellnerjacken trugen. Alle Inhaber solcher Restaurants haben natürlich den Krieg zum Vorwand genommen, um Geisterhaftes. Man kann künftig jemand, der längst nicht mehr lebt, sprechen, sich bewegen, singen und spielen sehen und hören. — Wenn Cagliostro das gewußt hätte! Kirnst. 8 Grütze Kunstausstellung Dresden 1904. Wetteifernd mit Düsseldorf, wird Dresden bei seinar diesjährigen Graßen Kunstausstellung, die schon am 30. April ihre Pforten im städti schen Ausstellungspalast erschließen wird, die Gartenkunst in Verbindung mit ihren vornehmeren Schwestern, der Malerei und der Plastik, zeigen. Umschlossen von den neuen Flügeln des Palastes, erstehen letzt dort zwei in ihrer Eigenart ganz ver schiedene Gärten, der eine im Geschmacke von 1S00 (Architekt Kreis und Obergartendirektor BouchS), der andere im Ge schmacke von 1800 (Geh. Hofrat Direktor Graff und Garten baudirektor Bertram). Die Arbeiten sind schon jetzt weit gediehen. Deutlich ist Vie Anlage des „Biedermeiergartens" zu erkennen. Er zeigt ganz die sentimental schwärmerische Naturauffassung jener Zeit. Durch eine große Burgruine tritt der Beschauer auf einen freien Platz. Auf der einen Seite steht eine Eremitage mit einem Eremitenglöckchen, während im Innern ein zierlicher Raum zum beschaulichen Verweilen ladet; auf der anderen Seite ist der Eingang zu einem Schloßportal, hinter dem sich allerlei optische Ueberraschungen verbergen. Aus verschlungenen Wegen, Vie zu einem Hügel führen wandelt man zu dem Tempel der Freundschaft, von dem K^"vstockswe Worte den Beschauer grüßen. Kleine ältere Kunstwerke lauschen aus dem Dickicht. Fast nur Gewächse, die ums Jahr 1800 eine Neuheit waren, bilden den Bestand des Gartens. Soweit eS sich schon erkennen läßt, ist alles im Stile der älteren Gartenkunstler frei und fein behandelt, der Garten wird kulturgeschichtlich wie gärtnerisch viel Interessante» bieten. 8 vom Verlagsrecht an Werken der bildenden Kvnft. Die neueste, im Monat Februar erschienene Nummer deS Organs deS „Deutschen Vereins zum Schutze de- gewerblichen Eigen tums" enthält einen im Auftrage der Redaktionskommission gearbeiteten Gesetzentwurf über das Verlagsrecht an Werken der bildenden K u n st mit Erläuterungen, welcher den Münchener Schriftsteller vr. jur. Karl Schaefer zum Verfasser bat. Indem wir die interessierten Kreise auf diesen Gesetzentwurf aufmerksam machen, sei noch bemerkt, daß eS im Deutschen Reiche zur Zeit an einem Verlagsgesetz, den Schutz von Kunstbildwerken betreffend, noch mangelt, wahrend
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