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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040422020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-22
- Monat1904-04
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Bezugs-Preis t» L« Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 3.7k. Durch die Post bezogen für Deutsch ¬ land u. Oesterreich vierteljährlich 4.S0, für die übrigen Länder laut ZeitvnqspreiSliste. Redaktion und Acpedittan: Johannisgasse 8. Fernsprecher: Redaktion 153. Expedition 222. Ailialexpeditione«: AlfredHahn, Buchhandlg., UniverfitätSstr. 3 (Frrnspr. Slr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Königs- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandlo., Lützowstraße 10(FernsprecherAmtVI Nr.4603.) Abend-Ausgabe. KiMM TligMalt Anzeiger. Ämtsklatt -es Königlichen Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Votizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. M Freitag den 22. April 1904. Anzeigen-PretS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktionSslrich (»gespalten) 75 nach den Familiennach richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osserlenannahme 25 Extra-Beilagen lgefaljt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsördernng 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Anuahmefchlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. Dr. B., R. L W. Klinkhardt). 98. Jahrgang. Var Mchtigrte vom läge. * Die Verzögerung der Entschließungen des Bundesrates in Sachen der Militärpen sionsreform wird mit der Rückwirkung auf die Civilpensionen erklärt. * Der ungarische Ministerpräsident Graf Tisza und der Finanzminister v. L u k a c s begeben sich beute abend von Pest nach Wien, um an einer gemein samen Ministerkonferenzin Sachen des Eisen- bahnerstreiks tcilzunehmen. — In Pest findet heute eine große, von den Behörden gestattete Landesversammlung derau stän digen Eisenbahner statt. In Debretzin sind unter dem Einflüsse des ungarischen Eisen- bahnerstreiks 6000 Arbeiter aus ständig * geworden. * Das englische Unterhaus hat eine Reso lution, betreffend die Erhöhung der Ein kommensteuer, mit 214 gegen 16 Stimmen an genommen. "Kuropatkin meldete telegraphisch dem Zaren, daß gestern abend die zwei in mandschurischer Verkleidung aufgegriffenen japanischenOffizierestandes- rechtlicherschossen worden sind. Vie preurrirche LechenpslM. Zu den Vorgängen im Ruhrgebiet, deren gestern im Reichstag erfolgte Besprechung wenig neues bot, finden wir in der „Voss.Ztg." einen Artikel, der unter anderem die folgenden Auslassungen enthält: „Für die Arbeitskraft, die durch die Konjunktur augenblicklich lahm gelegt ist, findet sich bald eine andere, vielleicht höher gelohnte Arbeitsstelle. Für das Kapital, das aus dem bisherigen Unternehmen zurückgezogen werden muß, findet sich anderweit eine neue nützliche Verwen dung. Und so darf man sich der Hoffnung hingeben, daß für die Bergleute, die an der Ruhr aus ihren: bis herigen Arbeitsverhältnis weichen müssen, sich neue Be schäftigung findet, daß auch die Häuschen mit Garten stellen, die sie als Eigentum besitzen, nicht veröden wer den, sondern daß sich dafür Erwerber finden, die sic mit lohnenden Preisen bezahlen, weil sie selbst darin eine lohnende Tätigkeit finden." Wir heben diese Sätze her vor, weil sie für die Anschauungen freisinniger Kreise typisch sind und weil die preußische Regierung uns nur allzu sehr geneigt scheint, sich eben falls in Hoffnungen einzuwiegen, die einer un befangenen Prüfung unmöglich stand halten kön nen. Für die Arbeitskräfte, die durch das Still legen der kleinen Zechen der Arbeitsgelegenheit beraubt werden, findet sich eben an Ort und Stelle zunächst keine neue Arbeit. Es istmögli ch, daß neue Industrien an die Stelle des Bergbaues treten, aber diese Möglichkeit ist noch keineswegs eine Wahrscheinlichkeit. Und sollte es wirklich geschehen, so würde darüber ein nicht unbeträcht- sicher Zeitraum vergehen. Dieser Zeitraum aber würde genügen, um eine große Anzahl von Existenzen auf das Schwerste zu schädigen. Die Arbeiter, die jetzt plötzlich erwerbslos werden, können nicht mit gekreuzten Armen abwarten, ob vielleicht in ihrer Gegend neue Industrien entstehen werden. Fände sich wirklich so leicht eine andere und nun gar eine „höher gelohnte" Arbeit, so würde schwerlich in jenen Gebieten eine so tief greifende Erregung sich fühlbar machen. Daß die Häuschen der Arbeiter Erwerber finden werden, ist, wenn auch nicht sicher, so doch wahrscheinlich; daß diese sie aber mit an gemessenen Preisen bezahlen sollten, ist höchst unwahr scheinlich, denn die Erwerber wissen natürlich, daß die Bergleute zur Auswanderung gezwungen und daher ge nötigt sind, ihren Besitz rasch loszuschlagcn, da sie um ziehen und ihr Leben bestreiten müssen und da für natürlich Geld brauchen. Auch werden in einer Gegend, deren industrielle Tätigkeit erst eben brachgelegt ist, sich schwerlich sehr viel Bieter auf Haus- und Grundbesitz finden. Die Angelegen heit darf zwar nicht agitatorische, sie darf aber noch viel weniger mit beschwichtigender Schönfärberei behandelt werden. Leider war auch in der Abgeordnetenhausrede des preußischen Handelsministers dieser Versuch nicht zu verkennen. Augenscheinlich ist die Nei gung der Regierung, hier mit Energie einzu greifen, nur äußerst gering. Es wäre aber sehr bedauerlich, wenn die Behörden nur im Mindesten deni falschen Verdacht Nahrung geben sollten, daß ihnen die Kapitalmacht des Syndikate? imponiere und sic von durchgreifenden Maßregeln abhaltc. Wie elementar und allgemein die Bewegung tatsächlich ist, ergibt sich daraus, daß sie sich nicht auf die Arbeiter beschränkt, sondern daß auch Bürger, ja sogar Geistliche und Lehrer an ihr teil nehmen. Aus den bedrohten Gebieten kommen auch allerhand Alarmnachrichtcn. So behaupten die auf der Zeche Julius Philipp arbeitenden Bergleute, man baue jetzt die Grundpfeiler ab und schieße alle Förderstrecken ineinander, um die Zeche dauernd untauglich zu machen. Ferner behauptet man, daß die Zechen ihr Ziel mittels Lobnreduzicrungcn auf Umwegen zu erreichen versuchen. Selbstverständlich ist es ratsam, diese schweren Vorwürfe mit äußerster Vorsicht aufzuuehincn. Wir geben sie wieder, nicht weil wir an ihre objektive Wahrheit glaubten, sondern weil wir in ihnen Symptome der Lage erblicken. Leider hat ja die Regierung durch ihre lauwarmen Er- klärungen nicht zur Beruhigung beigetragen. Weniger als der Herr Handelsminister sagte, hätte auch ein Ehren mitglied des Kobdcnklubs nicht sagen können, denn schließ lich erklärte er ja weiter nichts, als daß die Gesetze der wirtschaftlichen Entwickelung sich ohne Rücksicht auf die Einzclexistenz zu vollziehen pflegten, daß die Verhältnisse an Ort und Stelle untersucht werden sollten, und daß hoffentlich durch gütliche Verhandlungen eine Verstän digung erzielt werden könne. Dies alles war ja keines- Wegs unvernünftig, nur etwas sehr rosenrot und die be drohten Arbeiter werden wohl ein kräftigeres Wort er hofft und schwer vermißt haben. Der Haudclsuiinister hätte alles dies im ersten Teile feiner Rede ruhig sagen können, im zweiten Teile aber hätte er hinzufügcn müssen, daß der Staat unter keinen Umständen dulden werde, daß einzelne Gesellschaften aus Gewinnsucht Zechen stilllegen, die nachweislich noch rentabel sind. Denn das ist doch eigentlich der Kern der ganzen Frage. So lange die Be hauptung aufrecht erhalten werden kann, daß der Betrieb der meisten Zechen »och auf Jahre hinaus einen ganz er träglichen Ueberschuß sichert, so lauge wird auch die öffent liche Meinung sich nicht beruhigen lassen und sie wird in all den schönen Redensarten von wirtschaftlichem Fort schritt, den man nicht Hemmer dürfe, nur Phrasen er blicken, mit denen die Gesellschaften ihr Vorgehen, das übrigens auch in Kreisen ihrer Berufsgenossen keines wegs gebilligt wird, zu bemänteln suchen. Der rursiscb-japanircbe Weg. Bericht de» Statthalter» Alerejea». Ein Telegramm des Statthalters Alexe jew an den Kaiser vom 21. April lautet: Am 11. April lief das ganze Geschwader nach Süden aus, um Evolutionen auszuführen und kehrte am Abend in den Hafen zurück. Am 13. April lief eine Abteilung von 8 Torpedobooten aus, um die Inseln zu besichtigen. Sic hatte Befehl, bei einer Begegnung mit demFeinde,ihn an- zugrcifen. Während des starken Regens in der Nacht trennten sich drei Torpedoboote von der Abteilung. Von ihnen kanicn zwei mit Tagesanbruch vor Port Arthur an; dabei begegnete eins von ihnen vier feindlichen Torpedo- booten: es wich ihnen aus, indem es sich weiter von der Küste hielt. Das dritte Torpedoboot „Straschny" be gegnete, wie die geretteten Matrosen aussagen, mehreren auf der Fahrt begriffenen japanischen Torpedobooten und hielt sie in der Dunkelheit für russische Torpedoboote. Es gab ihnen deshalb ein Erkennungssignal und schloß sich ihnen an. Bei Tagesanbruch wurde cs aber vom Feinde erkannt. In dem folgenden Nahkampfe wurden der Ka pitän 2. Ranges Iurassowski, der Midshipman Akinfjew, der Mechaniker Dmitriew und die Mehrzahl der Mann- schäft getötet. Der verwundete Leutnant Malejew fuhr persönlich fort, mit einem Maschinengewehr den Feind zu beschießen. Ter Kreuzer „Bajan", der am 13. April bei Tagesanbruch den Torpedobooten entgegenfuhr, ging ihnen unter Volldampf zu Hülfe. Etwa 16 Meilen von Port Arthur sah er das Torpedoboot „Straschny" im Kampfe mit vier japanischen Torpedobooten. Auf dem „Straschny" erfolgte bald eine Explosion, und er begann zu sinken. Nachdem der Kreuzer „Bajan" die feindlichen Torpedoboote durch Schüsse vertrieben hatte, näherte er sich dem Kampfplatze und setzte Schaluppen aus. Es gelang ihm, die übriggebliebcnen 5 Mann, die in der See schwammen, zu retten. Beim Retten der Leute war der Kreuzer genötigt, von der Steuerbordscite aus den Kampf mit sechs sich nähernden japanischen Kreuzern zu beginnen. Nachdem er die Schaluppen an Bord ge nommen hatte, ging der „Bajan" nach Port Arthur zu rück. Er erlitt keine Verluste noch Beschädigungen, ob- wohl ihn viele Gcschoßsplitter trafen. Ihm eilten die „Tiana" und fünf Torpedoboote zu Hülfe. Gleichzeitig liefen die iibrigcn Kreuzer und Panzerschiffe „Petro- Pawlowsk", „Poltawa" und ein Teil der Torpedoboote auf die Reede aus. Dann verließen auch die übrigen Panzerschiffe den Hafen. Nachdem sich die Schiffe in Kiellinie formiert hatten, mit dem „Bajan" an der Spitze und den Torpedobooten an den Flanken, fuhr der Kom mandant der Flotte zu dein Kampfplatze des „Strasschup", dem sich die japanischen Torpedoboote wieder genähert hatten. Nach einein kurzen gegenseitigen Feuer auf eine Entfernung von 50 Kabellängen wandten sich die feind- liehen Schiffe dem Meere zu. Um 8 Uhr 40 Minuten morgens wurde ein Geschwader von neun japanischen Panzerschiffen gesichtet. Unsere Schiffe zogen sich daher nach Port Arthur zurück, wo auf der Reede sich „Pobjeda", Pereßwjet" und „Szcwastopol" ihnen anschlossen. Dar auf nahm das Geschwader Frontaufstellung in folgender Reihenfolge: „Askold", „Bajan", „Diana", „Petro- pawlowsk", „Pereßwjet", „Pobjeda", „Nowik", fünf Torpedoboote und zwei Minenkreuzer auf der linken Seite. Den Torpedobooten wurde befohlen, in den Hafen zu gehen. Tic Kreuzer erhielten Befehl, sich in Kiellinie zu formieren. Nachdem die neue Aufstellung erfolgt war, wandte sich der „Petropawlowsk", der sich an der Spitze befand, nach Osten und ging nach rechts dem Feinde ent gegen. Um 9 Uhr 43 Minuten fand an Backbord des „Petropawlowsk" eine Explosion statt, darauf eine zweite stärkere unter der Kommandobrücke. Es er hob sich eine hohe dichte Säule gelbgrünen Rauches; dabei hoben sich der Fockmast, ein Schornstein und die Kommandobrücke beim Turm in die Höhe, das Panzer- schiff legte sich auf die rechte Seite, der Hintere Teil hob sich in die Höhe, man sah die in der Luft arbeitende Schraube und der von den Flammen ganz erfaßte „Pe tropawlowsk" sank binnen nicht mehr als zwei Minuten, indem er mit den: Vorderteil ins Wasser tauchte. Ein Teil der Besatzung rettete sich auf das Achterdeck des Kreu zers „Gaidamak", der eine Kabellänge vom „Petro- Pawlowsk" sich befand. Mit Hülfe von Schaluppen ge lang es, direkt vom Kreuzer aus den Großfürsten Kyrill Wladimirowitsch, zwei Offiziere und 47 Matrosen zu retten. Die herbeigeeilten Torpedoboote und Schaluppen von der „Poltawa" und dem „Aßkold" retteten ebenfalls Leute. Im ganzen wurden sieben Offiziere und 63 Mann gerettet. Das Panzerschiff „Poltawa", das im Kielwasser des „Petropawlowsk" zwei Kabellängen von ihm gefahren war, stoppte und verblieb auf der Unglücksstätte. Auf ein Signal des Fürsten Uchtomski fuhren die übrigen Schiffe zum Hafeneingang, indem sic sich in Kiellinie for- mierten mit „Pereßlopet" an der Spitze. Kurz darauf erfolgte unter der rechten Seite des Panzerschiffes „Pob jeda" eine Minenexplosion, das Schiff legte sich auf die Seite, setzte aber seinen Weg fort und fuhr in den Hafen. Ihm folgten alle anderen Schiffe. Der Feind blieb bis 3 Uhr sichtbar und entfernte sich dann. In der Nacht, die dem Auslaufen des Geschwaders vorherging, wurden in weiter Ferne auf der Reede Lichter und Umrisse von Schiffen bemerkt. Hierbei beobachtete der Kommandant der Flotte persönlich bis zum Morgen alles, was vorging, vom Kreuzer „Diana" aus, der auf der äußeren Reede au Bojen festgcmacht hatte, und verließ ihn um 4 Uhr morgens. Ich melde zum Schluß, daß trotz des Mißgeschickes, das die Flotte des Stillen Ozeans getroffen hat, unter Feuilleton. 24j Das Testament des Sankiers. Roman von A. M. Barbour. Nachdruck verboten. „Merkwürdig, wie sich da unsere Gedanken treffens Nun besteht für uns die Frage: Wie manövrieren wir unter den cingetretenen Umständen? Ralph Main- warings Lage ist hoffnungslos, wenn nicht —" Er sah seine Klientin bedeutsam an. „Vollenden Sie nur; ich verstehe nicht, was Sie meinen." „Nun, sollten Sie nicht wissen, daß niemand den Plan dieses Betrügers so schnell zu vernichten vermag wie Sie und ich? Es lebt kein menschliches Wesen außer mir, dem dis tatsächliche Ausstellung des Testaments und sein In halt bekannt ist, und wer könnte ein so gewichtiges, schlagendes Zeugnis über Harold Mainwarings Sohn ab legen als Sie?" „Das ist richtig. Und nun?" „Nun, wenn Ralph Mainwaring seine letzten Trümpfe verausgabt hat und sein Spiel gänzlich verloren sieht — was wird er dann, im letzten Augenblick, nicht für eine Hülfe zahlen, wie wir sie ihm bieten können?" „Ich kann nicht recht erkennen, was Sic sich davon versprechen." „Eine recht anständige Remuneration, die natürlich zwischen Ihnen und mir geteilt wird. Ralph Main- Waring wird jeden Preis für Dienste, wie wir sie ihm leisten können, zahlen." „Sie sind ein Tor, wenn Sie sich einbilden, jenials von Ralph Mainwaring Geld erpressen zu können; gar wenn er hört, wer ich bin, würde er lieber die Hand ins Feuer legen, als mir einen Schilling von seinem Gelbe gönnen." „Also beabsichtigen Sie das Spiel anfzugeben?" fragte er. „Aufgeben? — Ha! — Niemals! Eher würde ich mein Leben aufgeben! Nein ich will meine Rache an den Mainwarings haben, an der ganzen Sivpschaft will ich sic nehmen, doppelt und dreifach will ich den Schimpf und die Schmach znrückzahlen, die sie auf mich gehäuft haben." „Gut, aber wie wollen Sie das tun?" fragte Hobson. „Was ich tun will? — Vor keinem Mittel zurück schrecken, Rajph Mamwaring die Erbschaft zu entreißen! Wenn nötig, Zeugen stellen, die beweisen, daß dieses Testament echt ist! Opfert er seinen letzten Schilling, um so besser? Hat er den Prozeß gegen den falschen Erben dann verloren, so will ich diesen Herrn als Betrüger brandmarken und beweisen, daß ich die rechtmäßige Erbin bin." Hobson pfiff leise durch die Zähne. „Ah, ein Plan, würdig Ihres Ehrgeizes, meine Verehrteste, aber kaum ausführbar. Zwischen Wollen und Können liegt ein weiter Raum. Durch zügellosen Ehrgeiz und blinde Rache würden Sie schließlich alles verderben. Gesetzt den Fall: Ralph Mainwaring verliert, der andere gewinnt, wird dann aber von Ihnen als Betrüger entlarvt — was ist die Folge? Ralph Mainwaring erscheint sofort wieder, kämpft mit Ihnen weiter, siegt, und Sie haben das Nach sehen. Wollen Sie das?" „Ebe ich die Waffen gegen einen Mainwaring nieder- lege, will ich mich lieber zuvor ins Grab legen!" „Sehr stolz gesprochen; aber lassen Sie sich raten: Ver gleichen Sie sich entweder mit Ralph Mainwaring, wie ich zuerst vorschlug, oder mit dem anderen, indem Sie ihm zeigen, daß Sie ihn in der Hand haben und ver nichten können." Frau La Grange schüttelte nur langsam, wie in Ge danken verloren, den Kopf, und Hobson, der ausstand, um zu gehen, erkannte jetzt, deutlicher als vorher, ihr Gesicht. Er blieb stehen, verwundert über einen ganz neuen, fast weichen Ausdruck, den er darin fand. „Was haben Sie?" fragte er. „Ich schwärmte eben", sagte sie, matt lächelnd. „Ich dachte an ferne Zeiten und wie anders alles sein würde, wenn dieser Plötzlich aufgetauchte Fremde wirklich der wäre, für den er sich ausgibt. Dann würde ich keines An walts bedürfen, einen Vergleich niit ihm zn schließen." „Sie vergessen; auch er würde ein Mainwaring sein." „Ja, allerdings ein Mainwaring; aber gleichzeitig der einzige dieses Namens und das einzige menschliche Wesen überhaupt, das ich geliebt haben würde — mehr geliebt haben würde als mein Leben." Hobson kicherte spöttisch. Ich hätte doch nie gedacht, solch liebeschmachtende Worte von Ihren Lippen zu hören! Aber Sie haben doch Ihren Walter; lieben Sie denn den nicht?" „Ten!" fuhr sie wild auf. „Wie könnte ich? In ihm sehe ich immer nur den Preis, den ich für die Hoffnung zahlte, Hugh Mainwaring zu gewinnen! Ten lieben? Nein, niemals!" „Freilich, freilich — verstehe — ein böses Andenken. Doch, was ich noch sagen wollte. Sie blieben mir die Antwort auf meinen letzten Vorschlag schuldig." „Und werde sie Ihnen vorläufig auch noch schuldig bleiben", erwiderte sie, sich erhebend und ihre gewohnte stolze Haltung annehmend. „Zunächst werde ich meine Waffen mit unserm neuen Gegner messen. Dann können Sie noch einmal nachfragen." Hobson wollte noch etwas erwidern, aber eine nicht mißzuversthendc entlassende Kopfbewegung schnitt ihm jedes weitere Wort ab, und mit finsterer Miene verließ er das Zimmer. Die Gegner erkennen sich. In den Kreisen, die den Prozeß verfolgten, sah man derAnkunft der „Umbria", die den geheimnisvollen Erben bringen sollte, mit Spannung entgegen. Ralph Main waring sprach nur von Lug, Trug und Fälschung, Herr Sutherland dagegen erklärte allen sich an ihn heran- drängenden Aushorchern mit immer gleichem, freundlich vfiffigem Lächeln: schon der erste Vcrhandlungstag würde sowohl die Echtheit des Testaments wie die Rechtmäßigkeit der Ansprüche seines Klienten erweisen. Dies steigerte natürlich die allgemeine Spannung bedeutend. An dem Tage, au dem die vertagte Verhandlung wieder ausgenommen wurde, hatte sich schon zu früher Stunde der Gerichtssaal bis auf de» letzten Platz gefüllt. Dem Richtertische zunächst saßen Ralph Mainwaring mit seinem Sohne und Herr Withney, in einiger Entfernung von ihnen Frau La Grange, und in einer Ecke, ziemlich versteckt — Richard Hobson. Kurz vor der angesetzten Stunde erschien Herr Suther land. Er war von einen« Herrn begleitet, dessen impo nierende Haltung und die Gestalt die allgemeine Auf- merksanikcit erregte. Tic Mainwarings erkannten in ihn« sogleich den angesehensten Anwalt Londons, dessen Beteiligung an den« Prozesse sie für unglaublich gehalten hatten. Doch eine noch größere Ueberralchnng wartete ihrer. Den Anwälten unmittelbar folgte Harry Skott. Sein Erscheinen übte auf fast alle Anwesenden eine ver blüffende Wirkung. Mainwaring, Vater und Sobn starrten auf ihn mit sehr verschiedenen Gefühlen, da sich keiner von beiden sein plötzliches Wiederauftauchen zu er klären vermochte. „Bei Gott, der Sekretär!" stieß Herr Whitney leite hervor. „Sollte er wirklich die Hand im Spiele haben?" „Wahrscheinlich das erkaufte Werkzeug, vermittels dessen die ganze Komödie in Scene gesetzt ist", knirschte Ralph grimmig. „Traute dem geschniegelten Burschen niemals, aber —" Er stockte — sein Blick war auf einen anderen Mann gefallen, der wenige Schritte hinter dem Sekretär folgte. Es war ein großer, kräftiger, ältlicher Herr von strammer Haltung, mit schneeweißem Haar und Bart und durchdringenden Augen, die denen Ralphs mit einem Blick des Wiedcrerkennens voll Verachtung und Hohn be gegneten. Mainwaring biß die Zähne zusammen; er verschluckte den Fluch, der sich ihm auf die Lippen drängte, und heftete seine zornglühenden Blicke auf die zwei Männer, die dicht hinter den« weißhaarigen Herrn schritten. Der eine war ein kleiner Mann in mittleren Jahren, der andere vom Alter schon gebeugt. Letzterer zeigte den unverkennbaren Tuvus des englischen Dieners, und Ralph erkannte in ihm James Wilson, das letzte noch lebende Inventarstück aus dem Hause dessen, der das jetzt in den Streit ge worfene Testament gemacht haben sollte. Er wurde Plötz- lick blaß, sank in seinen Stuhl zurück und harrte finster - und entschlossen der Entwicklung der Dinge. Auch Fra«« La Grange hatte die Eintreteuden mit sicht baren Zeichen der Erregung betrachtet. Ihre Lippen kräuselten sich höhnisch, als sie den Sekretär erkannte, beim Erblicken des weißhaarigen Herrn aber schreckte sie unwillkürlich zurück. Sie starrte auf ihn Ivie auf einen Geist, und unfähig, ibr Gesicht abzuwenden, begegneten seine spähenden Blicke den ihrigen und zeigten in« ersten Moment Staunen, im nächsten Verachtung und Abscheu. Harold oder hier noch der Sekretär — nahm, an scheinend ohne die Neugier zn bemerlen, deren Zielpnntr er war, zwischen den beiden Anwälten und dem alten Herrn Platz. Unmittelbar hinter «hm ließ sich James Wilson mit so gleichgültigem Gesichte nieder,, als wenn
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