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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191512186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19151218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19151218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1915
- Monat1915-12
- Tag1915-12-18
- Monat1915-12
- Jahr1915
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1915
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0LO6Q ^7!Qk5kl_I_8c IlX^I V6L5. ' — — .... ' : vSÄS 2?fH 01^OÜ?SÜS > ivudi^lrei * Uebergänae» zu mir yeret«. IG rücke « »er HokPvvll,. wickle «rtch tu »en geflickte» Lev»»» und sinne «ach. ob eine Granate, die über «tr krepiere» will, «tcht auch nach »te luwptge» 10 Zentimeter «ege» »urücklegeu könnte, »te «et« «ev Leib von ter Decke trennen, «ter »er Zweifel beuuru. btgt mich nicht weiter, i-'schlafe dabei ein: nur einmal wir» ter Arzt gerufen: «in Soldat hat sich an einer Leuchtpistole verletzt, er wir» Verbund«» und vor Lag tu» Lazarett ab. geschoben, wer am Lage selbst verwundet wir», hat» weniger gut. Er must bi» zur Nacht im Unterstand bleibe«. Der Fein» beschießt die Sanität», wie die Munition»auto». Die TageSrunbe mache ich wieder mit. Sie durchfurcht die andere Hälfte der Stellung, die gröbere. Sit ist nicht ganz harmlo». Denn gleich nach dem Frühstück macht sich -er französische Artillerist Bewegung auf unser« «osten, Er füttert seine Geschütze und läßt sie frohnen. Met« Begleiter sagt mir »war, e» träfe sich meist so, daß sie den östlichen Teil beschössen, wenn er im westlichen wäre; und umgekehrt; aber auch er verläbt sich nicht darauf. Und bald wird», um mit meinem Landwehrmann von gestern zu reden, etwa» warm. Schrapnelle genteben keine Achtung mehr; ihre Blütezeit ist verstrichen, weil sie sich nur im weichen Humu» ergehen. Man sieht sie feuerwerkartig oben platzen; und je höher sie Labet stehen, um so leichter werben sie belächelt. GS gibt dann nur Sprühregen. Man merkt» auch schon am Knall, bab sie eine liebenswürdige Ader haben. Ich muhte immer ans Sedan- seft im Leipziger Schützenhause denken. Und dort war» vor SO Jahren sehr hübsch. Granaten — so von 15 bi» 28 Zen. ttmeter Durchmesser — kündigen sich beklemmender an; schon weil sie sich überhaupt ««kündigen. Man hat da» Gefühl, sie setzen wa» durch, und grübt sie durch einen bescheidenen Kntefall im Graben. Haben sie sich aber auSgetobt — da» geht sehr geschwind - so wird man srech und beguckt den Schaden hochgertchteten Haupte». Aha, 50 Meter hinter unSi — Kaum gesündigt, schon zur Rechenschaft gezogen: 8 Meter vor un» eine zweitel Der Trichter fein «»»gerundet, die Peripherie bi» auf 8 Meter an un» heran. Ich weiß nicht, ob die Sonne plötzlich ein paar tausend Kilometer näher g«. rückt ist: ich nehme die Mütze ab. Der Lederschutz ist etwa» nab. Aber wa» kann man tun! Der Feind schickt keinen Be- schiebungSplan herüber, und seine Richtkanoniere nehmen» wohl auch nicht gar zu genau. Sie schütten da» Zeug wie einen Korb voll Aepfel auf unsere Gtraben. Wir gehen also «tcht schneller und bleiben auch nicht seltener in den Nischen, am Scherenfernrohr stehen, um die Gegen- zu ge nteben; halten nur instinktiv einen Abstand voneinander, mit der unausgesprochenen Absicht, dab von zweien einer übrig bleibe! Da — ein geräumiger freier Platz vor un», den die Franzosen besonders lieben. Sr besteht aus vielen Gruben, die zu einer einzigen zusammengefallen sind. Hier präpelt und brihelt eS in Privatfelbküche«: delikate Speck- und andere LiebeSgabenkistrngerüche ziehen, von rauchschwa- cher Holzkohle genährt, wie Abels Opfer nach oben, locken aber, hoffen wir, keinen Flieger an, der für solche Vergnü gungen wenig Sinn hat. Auch neapolitanische Straßenbilder werden gestellt: Hemden, Strümpfe, Taschentücher hängen zum Trocknen an den „Fassaden*. Die Ordnung geht so wett, Latz an den Wänden sogar Sammelkästen für Patrone«. Hülsen angebracht sind, ein echter FriebenSbrauch wie der, bab im ganzen Feindesland hinter den Gräben keine Flurschäden gemacht werden dürfen. ES sind genug Befehl«, Lte Fluren zu schonen, ergangen, und nicht nur die bebauten Teile be. trifft e», sondern alle», wa» neben den Wegen liegt. Der -rollige AuSspruch eines Kavalleristen klingt damit zusam- men: „Wenn ich nicht einmal jetzt querfeldein retten darf, dann macht mir -er ganze Krieg keinen Spatz mehr!" Au» der guten alten Zeit de» vorigen Jahre» erzählen ein paar Türschilder, die inzwischen verschüttet waren: auf einer zersplitterten Holzfäule, unter dem gemalten Druck knopf einer elektrischen Klingel ist in verwischten Buchstaben zu lesen: Hier schlafen drei brave sächsische Lanbwehrleute, bet seicht Durst; »affe« ist reichlich da. Die Ordomuru», »ugletch Büsch« und Radfahrer, wärmt i« el»e« winzigen Vorra«« a»f, wa» die Feldküche.schickt. Der Kommandeur tritt gegen 11 Uhr seine «sichtliche R«»de a»; ich begleite ihn. Die vorderste vertetdigungSstel- lang ist dreifach gestaffelt (d. i. nicht typisch); wir gehen au» »er »weite« in die erste, in »te »ritte, wieder in »te erst« zurück. a»fSchl«gen«egen, über Hügel von Schutt, »te un» »um »kriech«« zwinge« (»ort hat die Tagesarbeit de» Fei«, de» »och nicht wett gemacht werde« können) ««» brauchen für die Hälfte seine» Abschnitt» drei und eine halb« Stunde! Freilich ist ein« fortwährende Unterweisung und vespre- chuug damit verbunden. In jeden Unterstand guckt der Kom. «audeur hinein, wo Ne „grunzen" (schlafen) ober buddeln. Kein BeobachtuugSposten bleibt unbegangen, und jeder macht, sobald er den wohlbekannten Tritt und da» Aufschla. -e« de» Spazterstocke» hör», »er al» Fühler sehr notwendig ist, »te Finger lang und schließt die Beine. Die Auge« blei- ven wie sonst auf den feindlichen Graben gerichtet. Sr mel- »et, ob er Beobachtung»., Alarm, oder Horchposten ist, zu welchem kleineren Abschnitte er gehör», wa» er bemerkt hat (Schetnwerferbewegungen; Gewehrschüsse halblinks, halb- recht», geradeau»; Stimmen, Spatengeräusch«, Borschteben von Sandsäcken) und antwortet dann ebenso kur» auf die kontrollierenden Fragen: „Wo liegt Ihre Gruppe, Ihr Zug? Auf welche Weise alarmieren Sie? Ist eine Patrouille -rau- tzen? Leit wann? Wirb am Drahtverhau gearbeitet?" Ueber. all gibt -er Kommandeur ermunternde Worte zum Abschied. In den Kompagnieverschlägen finden längere Auseinander- setzungen mit »en Führern statt, damit die vtelverzweigte nächtliche Tätigkeit ihr gemeinsame» Ziel Innehält. Der Himmel ist schwarz. Nur die Leuchtkugeln beglänzen den kalkigen Bau. E» blendet wie frischer Schnee. Durch Sehschlitze ist minutenlang fast die ganze Stellung unsere» und de» feindlichen Korps zu überblicken. Die Gräben heben sich deutlich au» -en grünen Feldstücken heraus. Man hat längst aufgegeben, die Brustwehren nach dem Feinde zu auf da» Gelände ein,«stimme«. Bor de« Fliegern ist die ver. -ecktest« maskierte Ritze nicht sicher, und die Schützen kennen ihre Entfernungen aus den Meter. Ja, sie kennen mehr. Mit fünftägiger Pause geht fünf Tage lang »ur gleichen Stunde trüben ein „Feuerwehrhelm" auf und nieder: ein hochge- wachsener französischer Kürafsterosfizter, -er sein Revier «achsieht: eine willkommene Abwechselung im Einerlei der Beobachtung. von unserer Artillerie irrt einer umher. Er hat sich verlaufen, weil er heute neu vorgezogen worben ist. Der Kommandeur übergibt ihn einem „alten Manne". Armie- «ngSsoldaten begegnen un», Lte zu den Stollen geführt «»erden. Bier Pioniere, zut Ausbesserung «ine» zerschösse- »e« Drahthindernisses befohlen, liege« an den Grabenrand gedrückt, muckSmänSchensttll. Sie haben eine feindliche Pa- «ouille bemerkt, die vorne mit -er Scher« herumknipst, und bereden ihren Anschlag. Einer macht die Leuchtpistole fer- tig, ei« anderer sein Gewehr, zweie greifen an den Reitzfaben »er Handgranaten. Konzert und Feuerwerk beginne«, das Knipsen hört drüben auf; die Pioniere haben freies Feld und gehen vor. Sine Stunde später, nicht «eit davon, flickt einer unserer Piönkerofssziere am Draht und bekommt den vergeltnngSschutz. „Mit mir ist» aus", hörte man; sonst nicht». E» war au». „Da hat» ihn erwischt", sage« dle Landser, wen« sie einem am nächsten Morgen die Stelle zeige«. Wir kehren zurück, Plaudern noch ein Weilchen, dann klettere ich in meinen Verschlag hinauf — Stiefel und Ga maschen darf ich ablegen —, vernehme wie au» Niebelheim» Tiefen Sägen und Hämmern der Zimmerleute, auch eine Ratte, die am Holze nagt. Mein ärztlicher Zimmergenosse, der ein paar Tage und Nächte hindurch kein Äuge hat zutun können, schnarcht wie in einer neutralen Schweizer Schutz- Hütte. Durch den Lichtschacht dunkeln und dämmern die Stunden der Nacht und Le» ersten Morgen» in zarten Sei« Verhängnis. Roman von Gottfried Bruckner. SO »Ich weist, ich handelt« vorschnell, aber da« Blut kochte mir, und ich konnte nicht and«», al» den Bursche» an der Kehl« packen, und dachte nicht an die Folgen. Aber nun sagen Sie mir, wa» haben Sie endeckt.?" ; * „Die» hier," antwortete Gillwaldt, au» seinem Taschenbuch ein Stückchen halbmondförmige» fleischfarbene» feine» Leder herauknehmend, auf dessen einer Seite weiße» Haar aufgeklebt war. „Da» Ist da»,' fragt« Hugo verwundert. „Tin weißer Schnurrbart." „Aber da» ist nicht»," rief der Künstler enttäuscht. „Er wurde von dem Manne getragen, den wir suchen." „Dann haben Sie also ein« Spur?" „Bi» -u einem gewissen Punkte, aber nur, un, ihn dann wieder an» den Angen zu verlieren — vorläufig wenigsten»." tz ^dählssi-N^mtr aflk»,? ^drängte Hugo und nahm wie- „De»halb bin ich hier, Herr von Markmald. Sie wisst«, ich reiste direkt nach Monte Tarlo. Vermutlich ist Jbnett be kannt, daß di« Polizisten all« Nationen in der Spielhölle M ousjnhaltrn pflegen. Ich wandte mich direkt an JukeD Martz ceux, meinen Pariser Freund, «inen wahrhaft geuialen MhzL. Die»mal stellte er einen sranzösischen Marquis vor und spien« sein« Rolle geradezu bewundernngSwrrt. Aber ich erkannt« ihn doch sofort. Wie ich erwartete, war er im stände, mir di« ge wünscht« Aurkunft zu geben." pr „Gr kannte Karl von Foersterk" H .Ja, sein Spielg, k hatte allgemeine Aufmerksamkeit er weckt und Manern; brhielt ihn im Auge, zugleich aber auch «tuen jungen Mann von mittlerer Größe, Heller Gesichtsfarbe und anständigen, AnSsehen, der zwei Tage neben Foerster saß und mit ihm bekannt zu werden suchte, aber vergeb«,», und dann zwei Abende lang hinter sei»«,, Stuhl stand und 1H» unausgesetzt beobachtete, «ine« Abends, al» Foerster sich Pw Heimkehr erhob, verließ der blonde, jnnge Man» hastig i»or ihm den Spiellaal. Manern; folgte Ihrem Freunde «inen dunklen und menschenleeren Gartenweg in einiger Entfernung. Al» Herr von Foerster sttllstand, um sich eine Zigarre anzu zünden, sah mein Freund eine Gestalt sich langsam au» dem Gebüsch an ih» heranschleichrn und erkannte dieselbe als den blonden, jungen Mann. Ganz dicht bei Foerster blickte der blonde, junge Man» sich »och einmal um, sah Manceux und schlich wieder fort. Der letztere warnte dann Foerster vor diesem Menschen und zwar vermutlich, während derselbe noch hinter der Hecke lauerte. Diese Warnung genügte den, Schur ken, um ihn zu veranlassen, sein Aussehen und seine Taktik zu ändern." „Woher wissen Sie da»?" „Sr mußte wissen, daß Foerster vyn dem Augenblicke an ihn, au» dem Weg« gehen wiiroe, und erschien deshalb in «euer Gestalt." „Sind Sie dessen sicher?" „Ganz sicher. Beide verschwanden au» Monte Tarlo an demselben Tage. Zwei Time später war Manceux zufällig in besonderen Geschäften in Pari». Al» er eine» Morgen» um die «ine Eck« der Rue di Rivoli ging, sah er einen alten, weiß- haarigen Herrn mit jugendlichen Äugen. Er betrachtete den selben noch einmal scharfer und erkannte den blonden, jungen Mann au» Monte Carlo trotz dessen ausgezeichneter Verklei dung. Später sah er ihn nicht wieder. Wäre er Foerster be gegnet, so würde er ihn wieder,,», gewarnt haben, aber er traf ihn nicht und hatte keine Zeit, ihn aufzusuchen." „Das stimmt mit dem, was ich Ihnen zu berichten habe," erwiderte Hngo. „Dann kehrte ich nach Berlin zurück. Zuvörderst stellte ich meine Nachforschungen unter den Droschkenkutscher» an, deren Marken bei der Ankunft jene» Zuge» in der Station Fried richstraße an die Reisenden gegeben wurden. Ich bemühte mich zu erfahren, ob einer von ihnen an jenem Abende de» Morde» einen alten, weißhaarigen Herrn gefahren hatte. Beinah« war ich schon am Ende meiner Liste, al» sich der eine Kutscher erinnerte, daß er «ine Persönlichkeit, die meiner Beschreibung entsprach, an jenen, Abend gefahren hätte. Er schien sehr eilig au sein und hatte kein Gepäck außer Diner schwarzen Tasche, die er in der Hand trug. Seltsamerweise konnte der Kutscher sich nicht erinnern, ob er jung oder alt an-geseben hätte, deip, pF plötzlich eiubrechendem Friede« bitte« sie stark zu klingeln." Und au» dem letzte« Sommer unsere» Mißvergnügen» stammt der Ouartierzettel: ^Belegt mit 2 Man« und 10 000 Fliegen." va» da» »wette Jahr vom erste» auch unterscheidet, tü dl« vollständige Säuberung de» Vorgelände». Keine Pferde leiber, wie sie die Tage de» Bewegu«g»kriege» auch hierher geworfen hatte», sind unverscharrt geblieben, und teder «er- wundete wird mit Lebensgefahr heretngeholt. Ma« atmet reine Luft. Die Gräben selbst werde« allmorgemich von Wehrdiensten" regelrecht auSgefegt. Und nicht minder sau ber sieht e» in den Herzen unserer Soldaten an». Sie schilt- »en ihre Taten nicht eben hoch, ntemal» aber hoffärtig ein. Und wenn man ihnen sagt, baß die Heimat trotz allen Nach- richten doch nicht den rechten Begriff von -en Mühseligkeiten habe, unter denen sie hier draußen leben, da bekommt man zur Antwort: „Da» ist p gut!" Aergerlich werde« sie nur, u ie auf einen Bluff hinetnfal- len. Hat die französische Arti^erie stundenlang gefunkt und bürt das Granatfeuer plötzlich auf, so kriechen sie au» ihren Löchern, um sich auf den Infanterieangrisf vorzuberetten. Der ist an der Stelle, wo ich bin, Monate hindurch auSge- blieben. Sind sie so an ihre Schieblöcher gelockt worden, und erwarten sie dort den Sturm, bann fängt wohl heim tückisch die feindliche Artillerie wieder an und hat leichter einen Erfolg. Diese List kränkt unsere Leute sehr, un- sie gehen deswegen jetzt nicht mehr ohne bestimmte Postenauf. sorderung an ihre Autzenplähe. Wa» versucht der Gegner dann? Er zeigt unserem Posten augenblicksweise, daß er seine Stahlhelme aufsetzt (ein Zeichen für den Angriff), dann ertönen drüben einzelne „Hourra"-Rufe, da» Avanctersignal wirb sogar geblasen, einige Arme scheinen aus -em Graben zu wollen. Unser Posten handelt unterweisungSgemätz un alarmiert seine Kameraden, sie gucken und horchen aus ihren Karnickellüchern heraus, da setzt ein neuer Granatenhagel von drüben her ein, und sie freuen sich ihrer Vorsicht. Einer berichtete lachend: s „Da Hamm mer „wer Widder nein gemacht; die Affen ver- alwer» eenen ja bloß." s Pflaumen ohne Kerne, Walnüsse ohne Schale. Zu den fesselndsten Ausstellungsgegenständen in San Francisco gehören die jüngsten „Schöpfungen" Luther Bur banks, des höchst verdienstvollen amerikanischen Züchters. Er zeigt auf der Panamaausstellung eine ganze Sammlung neu gezüchteter N esenfrüchte: Riesenpflaumen, Riesenpsir- iiche, Rtesenaprikosen, sowie Apfel und Birnen, gleichfalls in Riesenformat. Auch Blumen von ganz wundersamen und bisher noch nicht erhörten Schattierungen führt er vor. Luther Burbank erregte zuerst durch seine neuen Kartoffel arten und später durch den vielerörterten stachellosen KaktuS allgemeines Aufsehen. Neuerdings hat er durch Kreuzung amerikanischer und japanischer Arten eine Pflaume von einer ganz erstaunlichen Widerstandskraft gegen den Frost gezüchtet. Er hat diesen Pflaumenbaum Nacht für Nacht, während er in voller Blüte stand, starker Kälte ausgesetzt, so daß zum Schluffe die Kronenblätter und das ganze Laub erfroren waren, aber der Fruchtknoten und die Staubge- faße erhielten sich trotzdem lebendig, und der Baum trug eine volle Ernte. Sehr bedeutende.Ergebnisse hat Burbank femer bezüglich der Reifezeit der Früchte erzielt. Er hat Arten gezüchtet, die ganz ungewöhnlich früh, und andere, die ungemein spät reifen, und hat auf Liese Weise die Obst zeit um mehrere Monate zu verlangen! vermocht. Unter seinen jüngsten Schöpfungen in San Francisco befinden sich zwei besondere Merkwürdigkeiten. Die eine ist eine Pflaume ohne Kern. Vollständig kernlos ist diese neue Pflaume allerdings nicht, sondem der Kern ist darin zu einer Masse geworden, die zusammen mit der Frucht selbst verzehrt wird und ihr einen pikanten Geschmack und Duft verleiht. Eine andere Neuheit Burbanks bilden die sehr interessanten Versuche, die er mit seiner Walnußart ange stellt hat. Sein Ziel war dabet, die Walnuß von ihrer harten Schale zu befreien, und wirklich ist er bereits so weit gelangt, Laß seine neue Walnuß nur noch eine papier dünne Saut hat. Diese Neuheit ist übrigens praktisch vor aussichtlich ohne alle Bedeutung, da es sich gezeigt hat, daß diese Art von Nüssen den Vögeln zu leicht zum Raube fällt. In jüngster Zett hat sich eine Aktiengesellschaft zur wirtschaftlichen Ausnützung der Erfindung Burbanks ge bildet. Burbank selbst der bereits einen Jahreszuschuß von über 10000 Dollars vom Carnegiefonds erhält, soll sich in Zukunft ausschließlich feinen Versuchen widmen, während die Gesellschaft die wirtschaftliche Seite ganz aus sich nimmt. er etnstieg, wäre er ihm alt voraekommen, während er beim AnSstetgen jung aussah. Der Kutscher dachte, daß er sich beim Ginsteigen geirrt, al» er ihn für weißhaarig und alt ge- hatten, aber er war ganz sicher, daß der Mann beim AuSstei* gen jung «nd blond gewesen wäre. Er hatte sich nach dein evangelischen Vereinshause in der Oranienstraße fahren las sen." Hngo kanschte voll atemloser Erwartung, ohne ihn auch nur mit einem Wort zu unterbrechen. „Die Leute dort im Hospiz erinnerten sich de» jungen Herrn, der an dein Tage des Mordes angekommen war und eines der besten Zimmer genommen hatte, recht wohl. Gr hatte an gegeben, daß er nur auf einig« Tag, vom Land« »ach der Stadt gekommen wäre und zwar aus Schlesien in der Nähe von Görlitz, aber er sprach durchaus nicht den schlesischen Dialekt. An dein Morgen, der auf seine Ankunft gefolgt war, blieb er sehr lange im Bett, sagte, er wäre unwohl, ließ sich aber mehrere Zeitungen bringen. Erst am Abend, al» e» dun- kel war, ging er au» und kehrte um Mitternacht zurück. Offen, bar glaubte er, daß da» Hospiz des evangelisch«» BereiuShau- seS ein sicherer Zufluchtsort wäre, wo man ihn nicht suchen würde, denn er blieb «ine ganze Woche dort und ging dann eine» Abends mit der Angabe, daß er wieder nach Hanse zu rückkehren wollte." „Haben Sie seine weiter« Spur verfolgt?" „Diesmal nahm er keine Droschke, sondern stieg in die Pferde bahn, die die Oranienstraße hcrunterfährt, eben mit der Angabe, daß er nach dem Görlitzer Bahnhof wollte. ES gelang mir auch, den Kondukteur deS Pferdebahnwagen» ausfindig zu machen, den er benutzt hatte, und dieser erinnerte sich de» jun gen Manne» infolge eine» besonderen Umstande» — es ivar de» Tag Regenwetter und schmutzig gewesen, und der junge Mann war Seim Einsteigen gestolpert, so daß er dec Läng» nach hingefallcn mar und sich sehr beschmutzt hatte." „Tut," rief Hngo, dessen Hoffnung jetzt lebhaft stieg. „Aber der Mensch benutzt« nicht, wie er hn Hospiz ge sagt hatte, den Pferdebahmvage» bi» -um Görlitzer Bahnhof, sondern stieg schon am Oranienplatz ans und verschwand dort unter der Menge von Arbeitern — e» war gerade die GtMld? de» F?i«rabe"dr." LS6.L0
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