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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040423015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-23
- Monat1904-04
- Jahr1904
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füllt» wir hier unsere ArbkitSaufgabe. Des nachts das Gewehr stet» im Arm, immer bereit, die Schwarzen zu empfangen. Verpflegt werden wir hier gut, an Fleisch fehlt es nie. Wir haben hier eine kleine Herde und die muh dran glauben. Ab und zu kommen Kriegsleute durch und da bleibt immer etwas zurück. Bier ist sehr teuer, wir haben hier auch keins, sonst kostet die Flasche 2 eine Cigarre nicht unter 25 <L, ein Butterbrot belegt 2 ./L TaS Lrinkwasser ist sebr knapp und das wenige dann noch sehr schlecht. Die Herero kämpfen mir in gedeckter Stelluna. Wehe dem Weißen, den sie gefangen nehmen, der wird den Weibern überlasten, und diese marteru denselben, bis er seinen letzten Atemzug getan hat. Zum Sturm gehen die Herero nie über, höchstens 500 gegen 10. In Kriegslisten jedoch haben sie was los. Bor den Granaten aber haben sie eine heillose Angst, da rennen sie, was sie rennen können und schreien in ihrer Sprache: „Gott hilf uns!" Ueber das Feuer einer Revolverkanone lachen sie jedoch nur. Ter eigentliche Kampf wird wohl erst im April beginnen. Nun, liebe Eltern, für diesmal genug, seid nur so gut und sendet mir bald eine Kiste Cigarren und viel Cigaretten. Ich selbst bin munter und sibel, wollte Gott, daß es so weiter gehe. Wir müssen ja schwere Zeiten durchleben, aber alles fürs teure Vater land. Bon Euch habe ich noch keine Post erhalten. Grüßt meine Tila (das Schwesterchen de-.- Vriesschreibersl und sagt ihr, ich werde jetzt tüchtig schwarz. Am Tage 30—35 Grad Wärme, des Nachts geht das Thermometer bis ans 9, ja sogar 7 Grad herunter. * * vr. Bumillcr, der frübcre Kalonialallache in Paris, ist nach der „Nat.-Ztg." als Offizier in die Schntztruppe eingetreten. ver kirenbahnrrauztanck in Ungarn. Der Ministerpräsident GrafTisza erklärte aus eine Anfrage des Abg. Rakodszky, es sei wenig Aussicht vorhanden, das; das Entgegenkommen der Regierung seitens der Eisenbalmdeamten entsprechend ausgenom men werde. Es werden daher organisatorische Maß nahmen getroffen, um den Verkehrsdienst, wenn auch vor läufig in beschränktem Umfange, wieder aufzunehmen. Falls die Eiscnbahnbeamten im Laufe des heutigen Tages nicht zu ihrer Pflicht zurückkehren, werden von morgen ab neue Kräfte an ihre Stelle treten und für den Eisenbahn dienst angeworben, wodurch die Ausständigen selbstver ständlich ihre Stellen verlieren. (Beifall rechts.) Tie Vertrauensmänner der streikenden Eisenbahner arbeiteten nachts über an einer Zusammenstellung ihrer Forderungen. Diese wurde vormittags dem Abgeordne ten Voeroes übergeben, der mit der Regierung hierüber verhandeln wird. Dem Streik schlossen sich das gesamte Personal dreier Betriebsleitungen, auch ein Teil der Lirektionsbeamten, ferner die gewerblichen Arbeiter der Werkstätten der Staatsbahnen an. Falls innerhalb kürzester Frist der Streik nicht beendet ist, werden sämtliche Eisenbahn-Reservi st enunverzü glichet n- berufen und zur Eisenbahndienstleistung kommandiert. Hierdurch müßte mehr als dieHälftedcr Else nba hnerals Soldaten untermilitärischcr Disziplin den Dien st versehen. Tas Eisenbahnregiment nahm gestern den Dienst auf. Der am Donnerstag nach Wien abgelassene Personen- und Eilzug sind dort mit geringer Verspätung eingetroffen. Am Freitag tonnten schon Züge nach anderen Richtungen abgehen. Auf der Brücker Linie mußte der abgescndete Zug in Raab stehen bleiben, er setzte die Fahrt erst Freitag frül^nach Bruck fort. Zwischen Vogselye und Tornocz wurde ein aus der Strecke stehen gelassener Güteczug von unbekannten Tätern geplündert. Zwischen Orsova und Körpa rissen die Streikenden Schienen auf. An Kiralyhaza, wo mehrere Hundert Reisende zurückblieben, herrscht große Erregung gegen die Ausständigen, weil keine Lebensmittel vorhanden waren. Die „Neue Freie Presse" meldet: Der Landes- Verteidigungsminister f ii r Ungarn, Generalmajor Niyri, befindet sich inWien, um dem Kaiser und dem Kriegsminister Vorschläge wegen der Mobilisierung des E i s c n b a h n r e g i m e n t s behufs Brechung des ungarischen Eiscnbahnerausstandes zu machen. Wenn nötig, sollen noch weitere Mobili sierungen erfolgen, um Eisenbahnbeamtc und Arbeiter zu gewinnen, welche der militärischen Disziplin unter stehen. ver ruEck-japtNmcde flneg. Der Landkrieg. Ueber die Aussichten des Landkrieges bringt das Mi lstärwochenblatt wlgende Ausführungen: Den 130 Kilo- metcr langen Weg von Antschu nach Witschu hat die japa- nische Avantgarde in 13 Tagen zurückgelegt. Sie hat also eine Turchschnsttsmarschleistung von zehn Kilometern täg- lich zu verzeichnen. Am 8., 9. und 12. April haben am Ialu Vorpostenplänkeleien stattgefunden. Bis zu diesem Zeitpunkte.haben die Japaner ernstliche Versuche, den Fluß zu überschreiten, nicht gemacht. Die erste japanische Armee scheint vielmehr am Jalu aufzuschließen, vielleicht, um die Landung der zweiten Armee im Mündungsgebiet des Aalu zu decken. Die für die zweite Armee bestimmten Tivistonen (erste, dritte und vierte) haben ihre Mobil- machung erst anfangs März begonnen. Die Ueber- fübrung der zweiten Armee nach dem Festlande kann da- her seit etwa dem 20. März im Gange sein. Tie Trans porte sind auch abgegangen, aber an der Westküste Koreas in Hi.fhe von T s ch e in u l p o oder TschinamPo un gehalten worden. Erst in den letzten Tagen haben sie ihre Fahrt fortgesetzt. Bestimmungsort für die Transporte der zweiten Armee soll die Ialumündung oder ein bis zwei Tagemärschc südwestlich davon gelegener Punkt 'ein. Diese selbstgewollten, auffallenden Verzögerungen in der japanischen Mobilmachung und in der Ueber- fühnmg der mobilen Teile nach dem Fcstlande fangen an, immer unverständlicher zu werden. Nur rasche, rücksichts- lose Offensive konnte Japan für den Anfang des Krieges die Ueberlegenheit über den an Hülfsmitteln so reichen Gegner sichern, ihn zum Zurückverlegen seines Auf- Marsches in die Gegend von Kirin oder Chardin zwingen und dadurch vielleicht das schwankende China mit fortreißen. Jetzt erscheint es zweifelhaft, ob die erste und zweite japanische Armee, falls sie sich vereinigen sollten, im stände sein werden, mit ihren 100 000 Kombattanten die jetzt bereits mindestens 70 000 Mann starke mandschu- rische Overationsarmee aus dem Felde zu schlagen. Jedenfalls werden die an die japanischen Arinecführer nunmehr herantretenden Aufgaben weit schwieriger sein, als sie ihnen bei einer frühzeitigen starken Offensive zu gefallen wären. Rnssischerseits scheint gegen den Aalu außer der Kavallerie nur die dritte ostsibirische Schützen division vorgeschoben worden zu sein. Ein hartnäckiger Widerstand der Rusten am Ialu ist daher nicht sehr wahr- scheinlich. war Japan wünscht. Der Tokior Berichterstatter des „Daily Expreß" drahtet, daß er eine Unterredung mit einem hervorragenden japanischen Staatsmanne hatte, der erklärte, Japan wünsche nicht, Rußland gedemütiat zu sehen; was Japan beabsichtige und ru erreichen sich zutraue, sei, die Be drohung des fernen Ostens durch die russische Macht zu beseitigen. Zum Zwecke dessen beabsichtige eS, den russischen Flotten in Wladiwostok und Port Arthur den Garaus zu machen und, wenn dies geschehen, Port Arthur und Wladi wostok einzunehmen und sodann die japanische Stellung in Korea so unüberwindlich zu macken, daß eS den Russen absolut unmöglich sein solle, dort festen Fuß zu fassen. Wenn all dies völlig erreicht sei, wird Japan bereit sein, Friedens bedingungen anzubieten; eS würde dann alle Ziele erlangt haben, wegen deren es Krieg führe. Line englische Intervent!»»*? Aus Petersburg meldet die „Rufs. Tel.-Ag.": Die „Nowosti" schreibt: Die Möglichkeit einer Intervention im russisch-japanischen Konflikte seitens Englands und dazu aus dessen eigener Initiative sei sehr erfreulich. Die freundliche Intervention Englands im geeigneten Augen blicke werde zweifellos sowohl Rußland wie England einen Dienst leisten und werde mit einem Schlage eine Reihe Streitpunkte hinsichtlich der Befriedigung der loyalen Ansprüche Rußlands im fernen Osten beseitigen, gleichzeitig aber auch eine feste Grundlage für eine volle Verständigung zwischen Rußland und England über alle Fragen schassen, die zwischen ihnen diplomatische Mißverständnisse bervorriefen. Außerdem werde eine solche Intervention England aus der in jeder Beziehung unbequemen Lage ziehen, der Verbündete eines Volkes zu sein, in dem die gelbe Gefahr verkörpert erscheint, die allen europäischen Völkern droht. Also: russischer Schmerz ist deutscher Schmerz, und russische Freude ist englische Freude! Deutsches Keich. * Leipzig, 22. April. Sächsisch-römische Loyalität. Ueber die letzte Kund gebung des „deutschen evangelischen KirchenauS- jchusses" ist das sächsische ultramontane Kampforgan ganz außer sich. Die Kundgebung, schreibt es, sei eine „Kapitu lation der protestantischen Oberkirchenbehörden vor dem Evangelischen Bunde", die Herren Landcskonsistorialbeamten hätten sich offiziell auf den „Sportwagen" des Bundes gesetzt, so daß nunmehr ohneHindernis die „tolle Jagd" in einem „frischen fröhlichen Kulturkampf" beginnen könne. Unter König Albert sei so etwas nicht möglich gewesen (!?j. Der Evangelische Bund schicke sich bereits an, die amtlich maß gebende Politik zu machen und jene der Oberkirchenbehörde in den Ruhestand zu versetzen, der „Evangelische Bund" sei durch diese Kundgebung „hoffähig" geworden. Bald werde aus der Anteilnahme eine- Geistlichen an der zielbewußten Hetzarbeit des Bundes seine größere oder geringere Brauchbarkeit taxiert und der aus gestellte Fleißzettel deS „Evangelischen Bundes" werde den Akten beigelegt werden müssen, um der „Versetzung in eine besser bezahlte Pfarrei sicher sein zu wollen." Das offizielle protestantische Kirchentum, daS eine Allianz mit dem Bunde geschlossen habe, mache mobil rc. rc. — Wir drucken diese bruderliebliche Auslassung des römisch-sächsischen Blattes ausschließlich zu dem Zwecke ab, um seiner Ausspielung des Andenkens an unsern toten König Albert gegen den regie renden Herrn die weiteste Verbreitung zu sichern, die das Blatt ihr zu geben immer noch nicht in der Lage ist. * «erli», 22. April. * Russen und Polen. Während nicht bloß Bulgaren und Serben, sondern auch Kroaten, Böhmen und Slowenen allgemeine Sympathiekund gebungen für Rußland veranstaltet haben, ist bei den russischen Polen eine solche allgemeine Kund- gebiliig nicht zu stände gekommen. Trotzdem ist die pan slawistische „Ruß" infolge ihres fanatischen Deutschen hasses mit der Haltung der Polen äußerst zufrieden und frohlockt sogar darüber, daß die russischen Polen den ost asiatischen Krieg nicht als Signal zum Aufruhr be trachteten. Die klerikale „Köln. Volksztg." benutzt diese Auslassung der „R u ß" zu einem ihrer üblichen Seiten hiebe auf die preußische Polenpolitik, indem sie dem russischen „Samtpfötchen" das neue Ansiedlungsgesetz mit dem Bemerken gegenüberstellt: man jage die Polen mit Gewalt in die russischen Netze. Was cs hiermit in Wirklichkeit auf sich hat, kann das leitende Zentrumsorgan aus der „NowojeWremj a" ersehen. Diese liest den russischen Polen sehr ernsthaft den Tert, weil sie keinerlei wohltätige Ver anstaltungen zum Besten des Roten Kreuzes und der russischen Flotte in die Wege leiten. Demnach scheinen die Polen doch noch nicht ganz in die russischen Netze gejagt zu sein! * Graf Pückler in Kleintschirnc hat in einer Volksver sammlung in der Berliner Bockbrauerei einmal wieder seinem bedrängten Herzen in bekannter radikaler Weise Lust gemacht. Nach einem Bericht seines Moniteurs, der „Staatsbürgerztg.", hat er u. a. folgendes gesagt: „Ein neuer Kreuzzug muß ausbrechen für das beilige Land, unser deutsches Haus, unsere deutsche Familie und unsere deutsche Kirche. (Beifall.) Leider geschieht von der Regierung nichts, um das nationale Empfinden im deutschen Volke zu stärken. Der Kaiser hat vor einigen Tagen infolge des Todes des russischen Admirals Makarow ein Telegramm an den Zaren geschickt, in dem er sagte: Rußland trauert, Deutschland trauert. Diese Worte sind mir unverständlich- Was gehen unS die Russen an? Wir haben genug Grnnd, bei uns zu trauern. Trauern müßen wir über das schreckliche Juden regiment, über die vielen tapferen Leute, die in Afrika gefallen sind, weil unsere Regierung die Ereignisse nicht genügend voraus gesehen hat. Trauern können wir über das Elend unserer Handwerker, die von den Inden ausgeplündert werden, über den Einzug der Jesuiten, über das Elend unserer Bauern. (Großer Beifall.) Wenn der Kaiser weiter solche Telegramme ins Ausland schickt, dann wird er sich seine eigenen Untertanen entfremden. Kaiser Wilhelm hat vor einigen Tagen das Gnadengesuch unseres Wilhelm Bruhn abgelehnt. Damit hat er dem Judentum eine große Freude bereitet. Mir kann eS egal sein Wenn das deutsche Vaterland zusammenbricht, dann sind vor allen Dingen diejenigen daran schuld, die zu feige sind, dein Kaiser die Wahrheit zu sagen." (Großer Beifall.) Ilsw. mit Grazie, wobei noch „Revolutionskanaillen", die an den Laternen bummeln müßten, und andere gräfliche Empfehlungen unterliefen. * Bewegung in »er Verurteilung strafmündiger Per sonen. Während die Zahl der wegen Verbrechen und Ver gehen gegen Reichsgesetze überhaupt verurteilten Personen entsprechend der Vermehrung der Bevölkerung zunahm, ist die Zahl der wegen Gewalt und Drohungen gegen Beamte Verurteilten sich einigermaßen gleich geblieben. Die Zahl der Verurteilungen wegen HausfneoensbruchS nahm nicht un erheblich zu, die wegen Arrestbruchs entschieden ab. DaS letztere war auch der Fall hinsichtlich der Verurteilungen wegen Verletzungen der Eidespflicht. Die Verurteilungen wegen Unzucht und Notzucht blieben sich gleich, die wegen Beleidigung nahmen nicht unbedeutend ab. Sehr erheblich war dies auch der Fall bei den Verurteilungen wegen Mordes, Totschlags und einfacher Körperverletzung. Die Ver urteilungen wegen gefährlicher Körperverletzung zeigten eine geringe Steigerung, ebenso die wegen Nötigung und Bedro hung, einfachen, schweren Diebstahls und bis zu einem ge wissen Grade auch wegen Unterschlagung. Die wegen Er pressung ergangenen Verurteilungen zeigen einen nicht unbe deutenden Rückgang. Das nämliche war auch der Fall bei den Verurteilungen wegen Betrugs, wegen Fälschung öffent licher Urkunden und wegen Sachbeschädigung. In gar nicht unbeträchtlichem Grade nahmen die Verurteilungen wegen Brandstiftung ab. * Tcutsch-ostafrikanisches Münzwesen. Dem Reichstag ist eine unisangreiche Denkschrift über die Neuordnung des Münzwesenö des deutsch-ostafrikanischen Schutz gebietes zugegangen. Der Text der Denkschrift behandelt in einem ersten Teil den Zuslano des ostafrikanischen MünHwesenS vor der Neuordnung und die Gründe, welche das Reich nötigten, das Münzrecht für Ostasrika von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, die dasselbe seit l890 auüübte, zurück zu er werben, uni auf diese Weise freie Babn für eine Neuordnung zu schaffen. Die Rückerwerbung des Münzrechts ist bekannt lich durch den auf Grund sehr glücklich geführter Verhand lungen abgeschlossenen Vertrag vom 15. November 1902 er folgt. Ein zweiter Teil behandelt die verschiedenen Möglich keiten, welche sich für die Neuordnung des ostafrikauischen Münzwesens boten, und begründet den gewählten Weg: Bei behaltung der Rupie als Münzeinheit unter Festlegung deS Kursverhältnisses 4 Mark — 3 Rupien. In einem dritten Teil sind die zur Durchführung der Reform erlassenen Ver ordnungen und Dienstanweisungen erläutert und begründet. Der Denkschrift sind zahlreiche Anlagen beigegeben, die ein vollständiges Material für die Beurteilung der ostafrika- nischcn Münzverhältnisse und der nunmehr durchgeführten Reform darstellen. * Tas prcus;ischc LtaatSmiuistertum ist heute zu einer Sitzung unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Graf v. Bülow zusammengetreten. * Tcs Kaisers Mtttclmeerfahrt. Die „Hohenzollern" mit dem Kaiser und die Begleitschiffe verließen Donnerstag früh Catania. Die Fahrt durch den Golf von Toranto ging bei schönem Wetter und einer frischen Nordostbrise bei recht bewegter See vor sich. Abends wurde die Fahrt gegen den Wind unbequem, so daß die Schiffe vor Gallipoli in offener See ankerten. Freitag Morgen ging die „Hohen zollern" in dem Hafen von Gallipoli vor Anker. DaS Wetter ist noch böig und bewölkt. Es wird beabsichtigt, Sonnabend nach Bari zu gehen. Der Kaiser empfing an Bord den deutschen Konsul. — Für die Mole in Swakopmund sind, wie der „Rhein.- Westf. Zeilg." berichtet wird, in Hamburg eine Reihe ick England angekaufter eiserner Brückenkonstruktionen auf dem Dampfer „Maria Woermann" verladen worden. Gleichzeitig wird mit dem dieser Tage in See gehenden Dampfer eine große Dampfbarkasse nach Deutsch-Südwestafrika befördert werden. * Mainz, 21. April. Für die Anwesenheit deS Kaisers bei Gelegenheit der Brückeneinweihung werden mit Rücksicht darauf, daß die Einweihung auf den 1. Mai fällt, besondere Sicherheitsmaßregeln getroffen. Im Ein vernehmen mit der Verwaltung der Stadthalle wurde den Gewerkschaften mitgeteilt, daß sie die Stadthalle diesmal zur Maifeier nicht benutzen können. * Stuttgart, 21., April. Seit Aufhebung des ß 2 deS Jesuitengcsetzes hat der Evangelische B und in Stutttzart 1300 neue Mitglieder gewonnen. — Die Gründung enieS württembergischen Gauverbandes Jungliberaler Vereine ist in Vorbereitung. Die bis jetzt bestehenden acht Jungliberalen Vereine zählen gegen 1000 Mitglieder. — Präsident v. Stumpf vom Steuerkolleginm übernimmt die Leitung des Statistischen Landesamts, dagegen tritt Direktor v. Zeller vom Statistischen Amt an die Spitze der Ab teilung für direkte Steuern im Steuerkollegium. — Der Prinz und die Prinzessin von Wales treffen Sonnabend abend zum Besuche des König!. Hofes hier ein. Am Bahn hof findet großer Empfang statt. Der hiesige Aufenthalt soll 5 Tage wahren. — Die von der Tübinger Studentenschaft gesammelten Gelder für Errichtung einer Bismarcksäule bei Tübingen gelten als verloren, da sie bei dem in Konkurs geratenen Bankier Jäger deponiert waren. Von dem flüch tigen Bankier hat man noch keine Spur. Zum Konkurs verwalter wurde Notar Hieb er bestellt. * Lindau, 21. April. Prinz Ludwig von Bayern hat das Ebrenprotektorat für das vom 16. bis 18. Juli hier statt findende 9. Sänger fest des bayerischen Sängerbundes übernommen. * Metz, 21. April. Wie aus dem Jahresbericht der Bereinigung zur Schmückung und fortdauernden Erhaltung der Krieger- gräber hervorgeht, finden deren pietätvolle Bestrebungen in immer weiteren Kreisen Anerkennung. U. a. haben sich fast sämtliche lothringischen Kriegervereine der Vereinigung an geschlossen. Das Vereinsvermögen ist auf 20 691 ange- wachsen und wird stetig vermehrt, um die Unterhaltung der Gräber für alle Zeiten zn sichern. Im abgelaufenen Jabre konnten 2000 grüne und 75 Metallkränze zur Gräberschmückung verwendet werden, wobei kein Unterschied zwischen deutschen und französischen Gräbern gemacht wird. Besondere Abordnungen be- sorgten die Gräberschmückung auf den deutschen Kriegerfriedhöfen zu Pont-L-Monssou, Nancy und Toul, wobei erfreulicherweise festgestellt werden konnte, daß die betreffenden Gemeindeverwaltun gen sich die sorgfältige Pflege der Grabstätten angelegen sein lassen. Für die am Kriegerfriedhof zu Gravelotte zu erbauende Gedenk halle sind die Bauarbeiten bereits im Gange. Die Einweihung der Halle ist für Mai 1905 im Beisein des Kaisers in Aussicht ge nommen. demie fetzt ausgetreten ist, keine Pcstfälle vorgckonnncn waren, so mug die Seuche wohl neu eingeschleppr worden sein. Ob wiederum, wie schon so oft, die mohammedanischer. Pilger aus Mekka die Kran.iheirskcimc von ihren Glaubensgenossen ein getauscht und in ihre Heimat mitpebracht haben, ist noch nicht sicher ermittelt. Zuerst wurde die Pest Anfang März in kleinen Ortschaften am Rande der Wüste gegenüber der Stadt Girgheh bemerkt, und seitdem sind 200 Erkrankungen sestgestclll wor den, von denen etwa 180 mir dem Tode gcendigr haben. Das Schlimmste ist. daß auch hier, ähnlich Ivie in Indien, die Er krankungen von den Dorfbewohnern nach Möglichkeit ver heimlicht werden. Zudem ist die Sterblichkeit, wie jene Zahlen beweisen, außerordentlich hoch, weil die .Krankheil in der Form der Lungenseucbe auirritl. In manchen Fällen sind Familien bis zu elf Kövfcn binnen kurzer Zeit völlig aus- qestorben. Tic Seuche scheint sich bereits zu beiden Seiten des Nils ausgebreiret zu haben. Ein größerer Stab von Beamten unter Führung von Major Garner ist bemüht, die weitere Aus breitung zu verhindern, begegnet aber großen Schwierigkeiten seitens der Eingeborenen, die sich allen vernünftigen Maßregeln widersetzen. Ein Pestfall ist übrigens auch in Suez ermittelt worden. Literatur. <7. O Japanische Kriegsromane sind bereits in Hülle und Fülle erschienen, und man begegnet ihnen, wie Paul Louis Couchoud in seinen im „Figaro" veröffentlichten Tagebuch blättern aus Japan schreibt, in Tokio auf Schritt und T^itt, buch stäblich auf Schritt und Tritt, denn es gibt in einem Stadtteile von Tokio mehr Buchhändler als in ganz Spanien. Die Titel der Romane prangen auf in der Luft schwebenden Reklame- plaläten: „Im Nebel von Tschemulpo" — „Laßt uns für das Vaterland sterben!" — „Der alte Offizier" — „Das Toten opfer" — „Dos Haus des Admirals Hamanaka" . . . Die Romane erscheinen in Lieferungen, und die Ereignisse aus dem .Kriegsschauplätze sind maßgebend für die Schürzung des Kno tens Der Roman: „Im Nebel von Tschemulpo" von Emi Sui-in beginnt folgendermassen: Seit Dezember 1903 lag der „Tschijoda" vor Ticheimilpo. Er harte Anker geworfen zwi schen dem russischen Kreuzer „Wariag" und dem russischen .Kanonenboot „Korcstz". Am Abend des 2 Februar nahm Leutnant Katori Mitsnjiro die Schaluppe und fuhr an Land. Er eilte in den japanischen Stadtteil und blieb vor dem Hause eines Kaufmanns stehen, wo eint junge Frau, Matsuko, ihn empfing. „>1:l .zlm«m<mn!" — ,.lk»! Xenan (groß: Schlve ster)!" riefen sic freudig — „Tu. kommst doch ins Ha»S? Wie Hail du nur an Land kommen können?" — „Nein, Nesan. ich habe keine Zeit, mich anfzuhaltcn, ich will hier Abschied von dir nehmen." Und er betrachtete aufmerksam das Gesicht der jungen Frau „Abschied? Gehst du denn fort? Dann komm' recht bald wieder. Ich werde dir die „xomokuruski" machen, die du so sehr liebst." Matsuko sagte das ganz ver zweifelt. „Nein, ich gehe nicht fort. Wir bleiben hier. Und trotzdem muß ich Abschied von dir nehmen." Aber Hann . . . Hetzt versteht sie . . . Sollte vielleicht . . . Der Krieg? . . . Sie will sprechen, aber der Leutnant bittet sie durch ein Zei chen, das Geheimnis zu bewahren. Ins Ohr: „Es ist noch nichts sicher, aber das russische Geschwader scheint Port Arthur verlassen zu haben. Wenn cs uns angreift, lärmen wir uns nicht verteidigen Die Mannschaft weiß, daß ihr Schicksal ent schieden ist. Wir lassen das Schiff in die Luft fliegen und wir sterben. Das ist abgemacht, obwohl es kein Mensch gesagt hat. Tie Kameraden haben ihre Eltern benachrichtigt, und ich bin an Land gekommen, um die Briefe zu befördern. Ich habe nur dich." Nesan lag es schwer auf dem Herzen. Es Ivar ihr einziger Bruder. Sie hatte Vater- und Mutterstelle bei ihm vertreten. Sie hatte ihn erzogen, hatte die Kosten seiner Aus bildung bezahlt und ihn zum Manne gemacht. Wenn sie an ihn dachte, sagte sie stetes: „Der arme Kleine hat seine Ettern verloren. Mögen ihm die Götter Glück.verleihen!" — „Am Tage des Totenfestes werde ich sicher deine Kuchen essen, ah! ah!" sagte er lachend, um seine Traurigkeit zu verbergen. Und mit militärischem Gruß: „Bleib' gesund, Nesan, und grüß' dei nen Mann." "Seine Haltung war so aufrecht, daß seine -Lcffwe- stcr nickt weinen konnte. „Kopf hochl" und er eilte davon. Der alte koreanische Diener Kin-ffchin weinte bitterlich. Er konnte die Japaner nicht begreifen. „Warum weint Ihr nicht, da Ihr doch Bruder und Schwester seid? Ich, der ich nur zu höre, kann die Tränen nicht zurückhaltcn. Die Japaner sind seltsam. Sie lachen, anstatt zu weinen." Alle Tage stieg Matsuko aufs Dack, nm das Schiff ihres Bruders zu sehen. Lines Tages verschlvand es. Nur ihr treuer Koreaner konnte sie trösten Eines Morgens kam er im Laufschritt: „Zurück gelehrt! Zurückgekebrt!'' — „Wer?" Sie klettert aufs Dach und sicht den „Tschijoda" und zwei große japanische Schiffe. „Vor Mstrag müßt Ihr den Hafen verlassen, sonst bohre ich Euch in den Grund", sagte Uryn, und er zog aus, wobei der schwarze Rauch seines Schiffes zum Himmel stieg. Das ist der Krieg! Von allen Dächern betrachten Männer und Frauen die Reede. Matsuko und Kin-tschin sahen die russischen Schiffe den Hafen verlassen. Der „Korejez" schießt zuerst Unser Schiff antwortet ihm. Dann entfernen sich die Schiffe, und Matsuko siehl nichts mehr. Tie hofft auf Sieg aber sie ist ängstlich. Die Kanonenschüsse hören auf. Und da ist schon der „Warjag" mit zerschmettertem Großmast, und der „Kore- jcz" rettet sich unter Volldampf. Kin-tsckin lnipff vor Freude „Banzai!" und da liegt er schon aus den. Dache Aber auf den, Boden noch ruft er: „Banzai! banzai!", so dast Matsuko wider Willen mitschreien muß: „Banzai, Tschijoda," Tann die Erplosion des „Korejez", der Brand des „Warjag". Welch ein Schauspiel! Am nächsten Morgen macht Matsuko die „xomoikuru^ki". Ihr Bruder, der wohl und munter ist, iß sie. „Als ich sah, daß du das Schiff mit den Augen verfolgtest, sah ich dem Tode ruhig ins Auge." Und zum ersten Male hckben sie Tränen in den Augen. „Seltsam I", sagt der Koreaner, „jetzt, wo man lachen sollte, beginnen sie zu weinen". Vierzig Romane dieser Art werden gegenwärtig veröffentlicht. Einige Verleger haben Berichterstatter auf dem Kriegsschauplätze. Die Kriegslcgende wird also ,/warm, wie sic aus dem Ofen kommt," verarbeitet. 6 L Kran; Adam Beyerlcin als Major und Klügel adjutant. Der Mailänder „Corriere della Sera" hat Herrn Franz Adam Beyerlein, den Verfasser des Romans „Jena oder Sedan?" und Les Schauspiels „Zapfenstreich", wegen seiner großen Verdienste um das deutsche Heerwesen zum Major und zum Flügel adjutanten des Kaisers befördert. Es ist zwar ein etwas un gewöhnlicher Sprung: vom Einiährig-Freiwilligen zum Major, aber Beyerlein verdient es, schon deshalb, weil er sich — wie der „Cor riere" konstatiert — mit Erfolg bemüht, den Sozialismus vom deutschen Heere fernzuhalten. Es ist für Deutschland nur einiger- maßen beschämend, daß erst das Ausland sich ins Mittel legen mußte, um BeyerleinS Rangerhöhung durchzusetzen. Jetzt darf wohl auch Herr Bilse eine rasche Beförderung erwarten, da er schon Leutnant ist, muß er mindestens General werden. Im übrigen sei mitgeteilt, daß Beyerleins „Zapfenstreich" von Enrico Nani unter dem Titel: „8uouu In ritirutu" ins Italienische über setzt wird und im Herbst von einer der besten italienischen Theater- gesellschaften zur Ausführung gebracht werden soll. für Leipzig. Theater. Leipziger Stadttheater. Im Neuen Theater wird heute Verdis Oper „Der Maskenball" gegeben. Tie Partie des Renee singt Herr Soomer vom Stadttheatcr in Halle als Gast. Morgen gelangen „Die Meistersinger von Nürnberg" zur Aufführung. Für den Beckmesser hat die Direktion an Stelle des unpäßlichen Herrn Kunze unser sehr beliebtes ehemaliges Mitglied Herrn Hofopernsänger Gredcr von^Tresden gewonnen. Die Eva singt Frl. Marx vom Kölner Stadttheater als zweite Gastrolle. Der Beginn ist 147 Uhr. — Tas Alte Theater bringt heilte das bei seiner Neuaufführung am Sonntag mit so großem Beifall auf genommene Lustspiel „Madame SanS-Genc" Zu morgen nachmittag ?> Uhr ist bei ermäßigten Preisen „Der Obersteiger" und abends 148 Uhr daS packende Schauspiel „ D i e o f f i z i e l l e F r a u " angcsetzt. Als nächste v o I t s t ü in l i ch e Vorstellung zu halben Preisen geht kommenden Mittwoch „Maria Stuart" in Scene Tie erste Aufführung der neu einffudierten Operette »Don Cesar" von Rudolf Dellinger findet nächsten Donnerstag statt. Leipziger Schauspielhaus. Sonnabend geht Sudermanns „Glück jm Winkel" mit Clara Salbach als Elisabeth als Gast in Scene. Sonntag nachmittag wird für den Verein Gutenberg „Der Hochtourist"' gegeben. Ein Billettver kauf zu dieser Vorstellung findet nicht statt. Sonntag abend erscheint Hebbels „Herodes und Mariamne" mit Clara Salbach als Gast auf dem Spielplan. Montag beginnt Käthe Franck-Witt ihr Gastspiel als „Zaza", und setzt es am Mittwoch in der „Haubenlerche" als Lene und am Donnerstag als „M ariavon Magdala" in dem gleich namigen Schauspiel von Paul Heyse fort. Die Künstlerin tritt ferner noch auf in „D i c N o t b r ü ck e", „Cyprienne" und „M i l i t ä r f r o m m". Am Dienstag geht das Lust spiel „Ein Tropfen Gift" in Scene. Das Repertoire für Freitag und Sonnabend wird Anfang nächster Woche be kannt gegeben. Auf den bereits bekanntqeaebenrn Cnklus von Klassiker-Vorstellungen zu ermäßigten Preisen, welcher in der Zeit vom 10. Mai bis 18. Juni stattfindet, sei nochmals hin gewiesen. Außerdem wird für sämtliche Abende ein Abonne ment in Form von Heftchen zu halben Preisen ausgegeben. Zentraltheater. Am Sonnabend, den 23., gastiert I. Giam pietro zum 16. Male als „Croche" in dem Schwank „Die 300 Tage", während als Sonntagsvorstellung „Der Frauen jäger" ebenfalls mit Giampietro als Gast gewählt worden ist. Der Anfang der Sonntagsvorstellung ist 714 Uhr. Konzert. Das Oratorium „Aus Deutschlands großer Zeit" von Prof E. Seyffardt (Stuttgart) wurde in unserer Nachbarstadt Wurzen im vergangenen Herbst in einer Woche dreimal und jedesmal vor ausverkauftem .Hause aufgeführt, so daß noch ein viertes Konzert folgen muhte, das dasselbe Bild zeigte. Hier in Leipzig wird es kommenden Sonnabend im Festsaale des Zoologischen Gartens zum ersten Male (zum 71. Male in Deutschland) aufgcführt, auf vergrößertem Podium, das über 350 Mitwirkendc vereinigt. Tie vier Solisten sind als Re präsentanten der deutschen Familie gedacht, das Mädchen (Sovran) gibt den Gefühlen der Jungfrau Ausdruck und wird durch Frau Rückbeil-Hillcr- Stuttgart verkörpert, die Gattin und Mutter (Alt) imd das Familienoberhaupt (Bari ton) lind durch die beiden Solisten der Kasseler Hofoper, Frl. Gaehde und Herrn Käse vertreten Der Jüngling ist dem Tenor zngeteilt, den Herr Emil Pinks übernommen hat Karten im Vorverkauf sind noch zu haben in den Musi kalienhandlungen von Paul Zschochcr und C. A. Klemm, Neu markt. Das Konzert findet zum Besten des Albert-Zweia- vereinS Leipzig statt. Dirigent ist Herr Gustav Wohl« gemuth.
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