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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040426011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-26
- Monat1904-04
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Bezugs-Preis t» der Houptexpedittim oder deren AuSgabe- flelle« av-eholt: vierteljährlich 3.--, bei zweimalig« täglich« Z«s»elln«a tn» Hau» 3.7k. Durch die Posl bezogen für Deulsch- land «. Oesterreich vierteljährlich 4.K0, für die übrigen Länder laut Aestvugtipreitlifte. Nedvklio«: Johanui»aass« 8. Sprechstunde: S—6 Uhr Nachm. Fernsprecher: 1k3. Er-eöitt«»: JohanntSgafse 8. Fernsprecher: 2L2. FilttleLpedttivNeM: Llsredtzahn,Buchbandla., Univrrsttättstr.S (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- stratze 14 (Fernsprecher Nr. 293k > u. Königs« Platz 7 lFernsprecher Nr. 7K0K). Haupt-Filiale Dresden: Marteustratze 34 lFernsprecher Amt 1 Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße 10(FernjprecherAmtVl Nr.4S03.) Morgen-Ausgabe. ApWcr TllMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königliche« Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. «nzetgkn-Pret« die «gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktionSstrich (»gespalten) 7K -H, nach den Familiennach« richten (6 gespalten) KO -L. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertrmmnahme 2V -H. Ertra-Vetlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefvrderung 60.—, mit Postbrförderung 70.—. Annahmefchlust fiir Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgeu-AuSgabr: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen find stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pal» in Leipzig (Inh. vr. «., R. L W. Kltnkhardt). Sir. 210. Dienstag den 26. April 1904. 98. Jahrgang. Var Aichtigrie vom Lage. * Die Leipziger Ortskrankenkasse hat die Königs. Kreishauptmannschaft um Verlänge rung der Frist, bezüglich der Anstellung von ins gesamt 98 Aerzten, gebeten. * Der Rat der Stadt Leipzig genehmigte die Be stimmungen über die Errichtung eines Ar beit e r a u S s ch u s s e s für die Arbeiter des städtischen Vieh- und SchlachthofeS. * Vorbehaltlich der Zustimmung der Gesamtheit der Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben die st r e i k e nd e n Maler- und Lackierergehülfen Leipzigs eine Tarifvereinbarung getroffen. * In dem ungarischen Eisenbahner- Au s st a n d hat die R e g i e r u n g auf allen Linien g e - siegt. Das ungarische Abgeordneten haus, in dem die Opposition mit stürmischen Auftritten drohte, wurde durch ein königliches Handschreiben ver - tagt. * Der König und die Königin von Eng- land traten gestern mit der Prinzessin Viktoria die Reise nach Irland an. * Der König Norodom von Kambodscha, einem unter französischer Schutzhcrrschaft stehenden Reiche HinterindienK, ist am Sonntag abend gestorben. Der zweite König Obbarach wurde zum König ernannt. * Nach einer Meldung des „Daily Expreß" aus Petersburg sieht man dort der Ankunft des neuen englischen Botschafters Hard ing mit großer Er wartung entgegen, weil er angeblich ein Hand- schreiben König Eduards überbringt, das sich mit derVermittlungzwischenRußlandund Japan befassen soll. kinr Neuteilung ckrr Mit? ZeuS hat unrecht: die Welt ist noch nicht weggegeben, auch heute noch nicht. Gibt cS auch kein herrenloses Gebiet mehr, so gibt cs doch Völker, die absterben. Den schwachen Händen entgleitet dann der aus früheren Zeiten ererbte Besitz und stärkere Hände greifen danach. Es bedarf dazu nicht immer des offenen Krieges, wie ihn Amerika gegen Spanien um Kuba und die Philippinen geführt hat. Man kann auch okkupieren, wie Oesterreich Bosnien und Rußland die Mandschurei okkupiert haben, man kann ein Land ans kaltem Wege annektieren, wie es England nut Aegypten gemacht hat und jetzt mit dem Sudan, vielleicht auch mit Tibet macht, man kann schließ lich ein Stück Welt auch pachten. Die Form spielt ja überhaupt in der Politik nur eine nebensächliche Rolle. Die Hauptsache ist immer, daß der Stärkere in irgend einer Form seine Machtsphäre erweitert, während die schwachen und überlebten Staaten die Rechnung bezahlen müssen. Aber wenn heute wie allezeit von neuem an die Menschen der Ruf ergeht, sich die Erde untertan zu machen, so scheint das Volk der Dichter und Denker sich heute wie seit Jahrhunderten mit der Nolle des Poeten begnügen zu wollen, der immer zu spät kommt und des halb das Nachsehen hat. Ja, man kann heute nicht ein mal mehr sagen, daß dem Deutschen dafür irgend ein ideales Aeguivalent wird. Denn wir sind heute gar nicht mehr darauf versessen, die Gesellschaft des Olymp aufzusuchen. Wir klammern uns mit derber Sinnenlust an diese materialistische Erde an und möchten, daß für unS gelegentlich auch ein Stückchen abfällt. Aber es geht uns wie den artigen Kindern; wir fordern nichts und kriegen nichts. Eine Zeitlang war es anders. Unter dem Fürsten Bismarck lag unsere herrliche Flotte noch in ihren Windeln: man hätte also annehmen sollen, daß wir von den übrigen Großmächen bei einer etwaigen Aufteilung von verfügbaren Kolonialgebieten völlig übergangen wer- den würden. Aber merkwürdig, damals glückte es uns ge legentlich, auch ohne daß wir mit dem Säbel rasselten, hier und da ein Stückchen Welt abzubekommen. Wir setzten uns im Osten und im Südwesten von Afrika fest und gewannen dazu Kamerun und Togo. Auch in der Südsee machten wir unsere ersten Versuche auf kolonial politischem Gebiete. Es waren tastende Versuche, die man nicht rückholtSlos zu verhimmeln braucht; es sind gewiß auch manche Fehler gemacht worden. Aber immerhin, wir bekainen doch etwas; und wenn wir uns des Kolonial- besitzes nicht so freuen können, wie wir Wohl wünschten, so liegt die Schuld nicht an dem Urheber unserer Kolonial politik. Und heute? Wir haben hier und da unseren Macht bereich noch etwas erweitert, haben Helgoland für Zanzi- bar eingetauscht, die Pachtung von Kiautschou mit dem Walderseefeldzug bezahlt und den Spaniern die Karo linen abgekauft. Die samoanischen Inseln, die wir unter Bismarck ganz haben konnten, haben wir wenigstens zum Teil bekommen. Aber wenn man die Gesamtausbeute der letzten 14 Jahre überblickt, dann wird man ihr das Prädikat dürftig nicht versagen können. Eine Zeit lang schienen freilich im Hintergründe größere Erfolge zu lauern. Wir haben mit England ein Abkommen über die portugiesischen Besitzungen in Afrika und ein anderes über den Jangtse abgeschlossen; aber genützt haben uns diese mit so großem Lärm angekündigten Haupt- und Staats- aktionen keinen Deut. Oder hofft man wirklich noch immer, daß aus diesen Windeiern ein lebensfähiges Küken ausgebrütet wird? Es ist Zeit, an diese kolonialpolitischen Fehlschläge der nachbismarckschen Zeit zu erinnern. Denn abermals bereitet sich eine Neuteilung der Welt vor, und abermals sind wir in Gefahr, mit einer langen Nase abziehen zu müssen. Mit dem englisch-französischen Abkommen über Aegypten und Marokko sing es an. Ohne daß wir um unsere Meinung gefragt wurden, ja, ohne daß wir über haupt in das Geheimnis eingeweiht wurden, verteilten die beiden Mächte die nicht unbeträchtlichen Mittelmeer länder des schwarzen Kontinents unter sich, als handelte es sich um ein Butterbrot. Die deutsche Regierung aber sieht tatenlos zu und tut so, als freue sie sich über diese neue Garantie des Weltfriedens. Das alles ist wahrlich schon schlimm genug. Aber kommt es nicht vielleicht noch viel schlimmer? Jedenfalls ist England dran und drauf, sich in eine noch viel kühnere Spekulation einzulassen. In Afrika ist das Geschäft über Erwarten geglückt; eine Jahrhunderte alte, durch den Faschodafall noch neuerdings belastete Rechnung mit Frankreich ist plötzlich beglichen worden. Weiß man so genau, daß das Geschäft in Asien nicht glücken wird? Es wäre mehr als kühn, auch in dieser Beziehung von einer Unmöglichkeit zu sprechen. Tie Petersburger „Nowosti" haben vor einigen Tagen den Gedanken einer englischen Intervention in Ostasien in die öffentliche TiSkussion geworfen, und der offiziöse Draht hat sich beeilt, diesen Fühler — um einen solchen handelt es sich offenbar — weiterzugebcn. In dem Artikel ist nicht bloß von der „gelben Gefahr" die Rede, sondern ebenso von einer vollen Verständigung zwischen Rußland und England über alle Fragen, welche zwischen ihnen diplomatische Mißverständnisse hervorgerufen haben. Die russische Regierung hat natürlich schnell dafür gesorgt, sich einen Alibibeweis zu verschaffen, indem sie gleichzeitig an die dauernde Waffenbrüderschaft zwischen Berlin und Petersburg erinnerte. Ebenso ließ sie erklären, daß Rußland keine Hülfe und keine Inter- vention verlange. Aber cs wäre nicht das erste Mal, daß die russische Diplomatie ü guatre rnains spielt; und wenn sie dabei auf ein Telegramm des Zaren an Alexejew Bezug nimmt, indem es als das Ziel des Kampfes hin gestellt wird, Japan völlig zu besiegen, so ließe sich darauf antworten, daß auch der russisch-japanische Krieg über den Kopf des Zaren hinweg insceniert worden ist; so könnte auch die Schlichtung des Streites hinter seinem Rücken erfolgen. Nun muß allerdings zugegeben werden, daß der An tagonismus zwischen England und Rußland noch stärker ist als der zwischen England und Frankreich. Wer die Weltgeschichte sub Zpeoio seternitatü« betrachtet, der kommt um die Konsequenz nicht herum, daß dereinst zwischen Rußland und England um die Vorherrschaft in Asien gekämpft werden muß. Aber nicht jeden Wochen schluß macht Gott die Zeche. Vorläufig haben die Russen im Norden und die Engländer im Süden des asiatischen Kontinents noch Expansionsmöglichkeit genug. Was hindert sie, ihre Interessensphären, wenn auch nur vor läufig, gegen einander abzugrenzen? Daß dabei jeder paktierende Teil im Stillen hofft, den Gegner übers Ohr zu Hanen, mag stimmen; aber welcher diplomatische Ver trag würde ohne solchen geheimen Vorbehalt abgeschlossen! Genug, wenn man sich die Sorgen für heute vom Halse schaffen kann; denn für die Ewigkeit arbeitet die Diplo matie nicht. Wir sagen nicht, daß diese Eventualität eintreten muß, und wir fürchten ferner nicht, wie wir das auch schon aus- geführt haben, daß eine solche Verständigung sich direkt gegen das zwar von beiden Mächten wenig ge liebte Deutsche Reich richten könnte — aber sie schwebt in der Luft, und ein kluger Staatsmann muß mit ihr rechnen. Unter einem BiSmarck wüßten wir. daß das Deutsche Reich auch einer solchen russisch englischen Kombination gewachsen wäre. Aber haben wir ein solches Vertrauen heute noch? Wenn man auf die maßgebenden Stimmen im Reichstage hört, so muß man leider die Frage verneinen. Von der äußersten Rechten wie von der äußersten Linken, vom Grafen Kanitz und Herrn v. Oldenburg einerseits und von Bebel andererseits hört man Worte des stärksten Mißbehagens über die Leitung unserer Politik. Und es ist bezeichnend, daß auch der in solchen Dingen sonst reichsfromme Barth in der „Nation" die Anpassungsfähigkeit an die Wünsche anderer und den Verzicht auf eigene Wünsche als das Charakteristikum unserer aus- wärtigen Politik bezeichnet. Zweifellos wird damit nur ausgedrückt, was auch im Lande viele Vaterlands freunde denken oder doch dunkel fühlen. Wir wollen, wenn es schon an eine Neuteilung der Erde geht, nicht wieder mit allgemeinen Redensarten abgespeist werden; wir wollen uns auch nicht von der-verschlagenen"eng lischen Politik in eine Isolierung drängen lassen, die nichts Glänzendes an sich hätte; das ist die allgemeine Stim mung. Wie jetzt aber die Dinge liegen, gewinnt es leider immer mehr den Anschein, als säßen wir nächstens zwischen zwei Stühlen. Es ist höchste Zeit, daß sich das Reich zu einer tatkräftigen Politik aufrafft, wenn es nicht eine vielleicht nie wiederkommende Gelegenheit versäumen will, seine Weltmachtstellung zu befestigen. Der Humana aer Herero. Grsotfsntein entsetzt? Die Gemahlin des Aichedlungökommissars für Deutsch Südwestafrika Frau vr. Rohrbach in Berlin erhielt ein Telegramm ihres Gatten, das ihr seine glückliche Ankunst in Kari bib meldete. Danach müssen Flüchtlinge aus Groot- Feuilleton. Mufrk. Aonzert von Lnranuel Nowotny. Dor einer kleinen Gemeinde von Hörern nur, doch mit gutem künstlerischen Erfolge gab am Sonnabend in der Thomaskirche Herr Emanuel Nowotny ein Orgelkonzert. Den Anfang machten Stücke von Buxte hude, dessen „Abendmusiken" einst so berühmt waren, daß, um sie zu hören, dec junge Sebastian Bach eigens von Arnstadt nach Lübeck pilgerte. Darnach sprang Herrn Nowotnys Programm etwas die kreuz und quer, ging jäh auf die Neuzeit, auf Brahms (Fuge in moll) und den Genfer Tonsetzer Otto Barblan (Chaconne) zu, griff sodann auf Seb. Bach und noch Aeltere (Palestrina, Guami und Andrea Gabrieli) zurück, um des weiteren nochmals auf Bach (Toccata, Adagio und Fuge, 0 äur) zu kommen und damit abzuschließen. In seinem Spiele be kundete der Konzertgeber ein sehr schätzenswertes Können, weitcntwickelte Manual-, sichere Pedaltechnik, ganz, wie man das von einem Homeycr - Schüler (ein solcher ist Herr Nowotny) erwarten darf. Zu besonders guter Geltung, auch bezüglich des geistigen Gehaltes, brachte der Vortragende die beiden Bachschen Werke, die in düster-schönem Ernst dahinziehenüe Brahmssche Fuge und Barblans nicht uninteressante, über auf- gebaute Komposition. Weniger befriedigte Herrn Nowotnys Buxtehude-Interpretation, deren Umrisse, nicht klar genug abaegrenzt, von einer gewissen Ver schwommenheit nicht frei waren. Ebenso ließ sich die Wiedergabe des Palestrinaschen „Riosrcwro", der Can- zona von Guami und der Toccata von Andrea Gabrieli (nicht zu verwechseln mit seinem Neffen und Schüler Giovanni Gabrieli!) anders denken. Man kann gerade diese Sachen noch feiner spielen, ohne deshalb fremde, bei Ausführung alter Musik nicht angebrachte Momente ein- flie en zu lassen. Indessen wird wohl die Zeit und die davon zu erwartende weitere Ausreifung Herrn Nowotnys Verständnis für solche Musik vertiefen, eine tüchtige Kraft mit trefflich, ja virtuos gebildeten Fähig- keiten ist er jetzt schon ohne Zweifel. I'. ^iUkvrockt. Vie Imbelfeier -es Vr«»d«««r L«nkünstlerver«in». Di« fünfzigjährige Jubelfeier de» Dresdener Tonkunst!«, veretn» begau« am Freitag unter allgemeiner Teilnahme --- Ueber die Aufgaben der modernen Lpernregie hielt Oberregisseur Georg Droescher im Bürgersaale des Rathauses zu Berlin vor dem „Vereine zur Förderung der Kunst" einen inter essanten Vortrag. Wir lesen darüber folgende bemerkenswerten Ausführungen im „Berl. Lok.-Anz.": Seinem eigentlichen Thema schickte er eine längere Betrachtung über die Aufgaben und den Beruf des Regisseurs im allgemeinen voraus. Es sei ein dornen voller Beruf, meinte er, und besonders in den „Theaterfabriken" habe derRegisseur zwischen Künstlern nndDirektoren oft die Hölle aufErden. Die meisten gewöhnten sich dort bald eine lethargische Wurstigkeit an, und in den Theatern, in denen ein Stück in ununterbrochenerReiyen- folge gegeben werde, werde das Amt des Regisseurs zu einer höheren Stallwache. Bei Erfolgen bleibe ihm der Lohn in Gestalt von Bei fall aus, und er müsse sich mit dem Bewußtsein trösten, daß er auch einen Anteil am Erfolge habe. Beim Schauspiel müsse man zwei Arten der Regie unterscheiden, die produktive und die kritische. Bei der ersteren lege der Regisseur, dessen Aufgabe es sei, dem ihm anvertrauten Werke des Dichters mit allen geistigen und äußerlichen Mitteln Leben zu verleihen, sich das Werk zurecht und präge der Aufführung seine individuelle Auffassung auf. Bei der zweiten Art lasse der Regisseur die Künstler das Werk gestalten und übe nur Kritik. Er persönlich halte die erstere Auffassung für die richtige, und mit ihm teile sie Laube, L'Arronge usw., und diese Methode habe die Meininger groß gemacht. Sie gelte auch für die Oper, und hier könne er sich auf keinen schlechteren als Wagner berufen. Die Ausgabe des Opernregisseurs sei viel komplizierter als die seines Kollegen vom Schauspiel. Er könne ihr nur gerecht werden, wenn der Dirigent mit ihm in vollem Einvernehmen sei. Vor allem müsse er darauf sehen, daß der Sänger zum Darsteller seiner Rolle werde. Erst wenn dieser den schauspielerischen Teil seiner Rolle völlig beherrsche, dürfe er ans Singen derselben denken. Seine dahingehenden Andeutungen hätten bei den Sängern und Sänge rinnen Staunen, mitleidiges Lächeln oder Entrüstung hervorgerufe», und doch habe dies kein Geringerer als Richard Wagner gefordert, der den ersten Aufführungen seiner Werke richtige Leseproben vor- ausgeschickt hab«. Jeder länger müsse seine Rolle recitierrn können, ehe er sie singe, das habe Wagner verlangt. Der Regisseur habe die Pflicht, die Rücksichten auf beliebte Mitglieder fahren zu lassen. Wenn er dann mit dem Dirigenten sich verständigen könne, dem Thor da- GesangvereinSmäßige abgrwöhne usw., w«rde die Dar- stellung aus einem Guss« sein. Kirrrst. O. IV Prellers vtzAffeelmetzschasten in» NS »mischen Hmuse. Scho» in d«r gestrige« Morgenausgabe dies«» Blatte«, gelegentlich de» Berichte» über Prof. vr. I. LogelS Vortrag zu Preller» hundert der musikliebenden Kreise der sächsischen Hauptstadt. Der Verein, der im Jahre 18K4 unter dem Eindruck zweier Kammermusikwerke Robert Volkmanns Ides .VnwII-Ouartetts und des LmoU-Trios) von einigen Mitgliedern der Hof kapelle und dem Pianisten H. Blaßmann gegründet wurde, hat im Laufe der Zeit sich die Stellung des ersten Musik vereins zu erringen verstanden. Die Mitglieder der könig lichen Kapelle haben immer den Stamm der ordentlichen Mitglieder gebildet und die außerhalb derselben stehenden bedeutenden Musiker Dresdens gehörten ihm allezeit an. Die Pflege der Kammermusik war immer seine Hauptaufgabe, und dies war um so wichtiger, al» er dadurch seinen Mitgliedern, soweit sie der königlichen Kapelle angedörten, die sehr erwünschte Möglich keit bot, den nivellierenden Einfluß des Orchesterspiels wieder aus zugleichen. Indem er so die Individualität seiner Mitglieder stärkte, gewann er die Kraft zu einer reichen, fruchtbaren Tätigkeit, die sich auch auf die Pflege der Gesangsmusik, deS Spiels im kleinen Orchester und das Solospiel erstreckte. Dadurch, daß musikliebcnden Laien die Möglichkeit geboten war, als außerordentliche Mitglieder dem Vereine beizutreten, erzog sich derselbe «in überaus ver ständnisvolles Publikum und gewann bald innigste Fühlung mü den besten Kreisen der Hauptstadt. Von den Leitern de» Verein» sind besonders der berühmte Flötist Fürstenau (f 1889) und Friedrich Grützmacher (f 1903) zu nennen, gegenwärtiger Vorsitzender ist der köuigl. Kammervirtuos Ferdinand Böckmann. Eingeleitet wurden die Jubiläumsfestlichkeiten am Freitag abend durch ein glänzende« Festkonzert im überfüllten Grwerbebaussaale, dem der König, die Prinzessinnen Mathilde und Johann Georg, sowie zahlreiche Ehrengäste beiwohnten. Webers Jubelouvertüre unter Schuchs Leitung eröffnete daS Programm. Dann folgte ein gedankenreicher und formrnschöner Prolog von Adolf Stern, ge sprochen von der künigl. Hosschaufvielerin Frl. Politz. Wunder- voll spielten dann dreizehn Bläser der königl. Kapelle die Serenade Le ckur von Richard Strauß (op. 7) für zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten, vier Hörner, zwei Fagotts und Kontrafagott. Diese» eigenartig« und wunderschöne Jugendwerk de» nenernannten Ehrenmitglied» fand stürmischen Beifall, ebenso Joh. Seb. Bach» Konzert vmoll für drei Klaviere und Streich- orchester, bei dem die Herren Kammervirtuos Professor Scholz, Profeffor Bertraud Roth und Percy Shorwood Solisten waren. Nachdem noch Kammersänger Scheidrmantel mit vier Liedern von Beethoven, Schubert, Schumann und Rich. Strauß die Hörer zu jubelndem Beifall hingerissen hatte, schloß da» Konzert mit Richard Wagners ,.Meistersinger"-vorspiel glänzend ab. Ein Festakt fand am Sonntag vormittag statt und verlief in feierlichster Weise. Nachdem der Vorsitzende künigl. Kammervirtuos Prof. Böckmann die lange Reih» der Mitglieder verlesen hatte, denen die Ehrenmitgliedschaft verliehen ist idarnnter Konzertmeister Max Lewinger). wurden al» weitere Ehrenmitglieder Richard Strauß, Pros. Äertrand Roth, der bekannte Pianist und Kammer sänger Scheidemantel proklamiert. Namens der außerordentlichen Mitglieder übergab vr. Graf Otto Vitzthum v. Eckstädt die Summe von 5700 als Grundstock einer Jubiläumsstiftuna, aus deren Zinsen Tonkünstler in Fällen unverschuldeter Not Unterstützungen erhalten sollen. Beglückwünschungen durch Deputationen und Ver lesung von brieflichen und telegraphischen Gratulationen bildeten den Schluß der von Posaunenklang eröffneten und beendeten Feier. stein Geburtstage, brachten wir die Nachricht, daß es Herr» Hofrat Donatini aus Dresden gelungen sei, eines der Wandgemälde ab- zunekmen und zur Besichtigung frei aufzustellen. Wir haben uns heute von dem Stand der Dinge überzeugt und können nur die befriediqenste Auskunft über den Erfolg der Arbeit geben, die Herr Hosrat Donatini in Gemeinschaft mit seinem Sohne Carlo Donanni getan hat. Die Abnahme der Darstellung des von der Jagd heimkehrenden Odysseus ist bereits vollendet, die anderen Bilder sind schon unterfangen und werden in den nächsten Tagen aus den Wänden herausgehoben werde» können. Sie haben durch die Umrahmungen, die mit ihnen vorgcnomnie» werden mußten, nicht den geringsten Schaden gelitten, und zeigen außer einigen Stellen mit Salpeterausschlägrn und Uebcrmalungen keinerlei Schäden. Die Abnahme geschieht auf Kosten der'Besitze* des Römischen Hauses, die Stadl soll bereits den Ankauf der Bilder betreffende Unterhandlungen angekuüpft haben. Nach der heutigen Einsichtnahme der Arbeiten zeigte sich, daß es sich bei der in Frage stehenden Rettung der Bilder gar nicht um ein Geheim verfahren, sondern um die einzig mögliche Art der Ab nahme handelt. Meine früheren Ausführungen in der Nr vom 13. Januar sind angezwcifelt worden und nun zeigt das End ergebnis mit Unrecht: Die Bilder sind mit Stuck und Gemäuer in je vier starke Balken gespannt und auf diese Weife transportabel gemacht worden. Nur hat sich das Mauerwerk als so stark er wiesen, daß es nicht in seiner ganzen Dicke, sondern nur in einer etwa 15 cm tiefen Schicht eingefaßt zu werden brauchte. Arrnstkalen-er für Leipzig. Theater. Leipziger Ltadttheater. Im Neuen Theater gelangt heute Lortzings „Waffenschmied" zur Aufführung Die Jrmentraut singt Frl. Iungh vom „Theater des Westens" in Berlin al» Gast auf Engagement, den Grafen Liabenau Herr Soomer vom Stadttheater in Halle. Morgen geht Mozarts „Zauberflötc" in Scene. — Das Alte Theater bringt heute Beyerleins Drama „Zapfen streich" und morgen als volkstümliche Vorstellung zu halben Preisen Schillers „Maria Stuart", worin der auf Engagement gastierende Herr Biebrach vom Ham burger Thalia-Theater den Paulet spielt. — Billetts zum E xtr a a b o n n e m e n i (zu bedeutend ermäßigten Preisen) für den nächsten Sonnabend mit „Diacbeth" beginnenden Shakespeare-EykluS im Neuen Theater ge langen nur noch heute von 10 bis 3 Uhr zur tAuögabc. Ab morgen erfolgt sodann der Vorverkauf zu den einzelnen CykluSabendcn. Leipziger Schanspielham». Heute: „Ei« Tropfen Gift", Lustspiel von OScar Blumenthal. Zentraltheater. Heute und morgen bringt das Messthaler- Ensemble die 17. und 18. Aufführung de» schwank» „Die 30<- Tage" mit I. Giampietro al» Gast.
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