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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040427013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-27
- Monat1904-04
- Jahr1904
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BezugS-PreiS t» der Lauptexpedittov oder deren Lu»gabe- stellen aogeholt: vierteljährlich ^l 3.—bei zweimaliger täglicher Zustellung tu» Hau« 3.7b. Durch die Post bezogen für Deullch- laud u. Oesterreich vierteljährlich ^tl 4.bO, für di« übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. Redaktion: JodanniSgasst 8. Sprechstunde: b—6 Uhr Nach«. Fernsprecher: 1b3. Erpedittsn: JohanniSgafse S. Fernsprecher: LL. FUtalerpedtttonen: LlfredHaha, Buchhandlg., Uoiversttättstr.8 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straß« 14 (Fernsprecher Nr. 2V3Ü) u. Königs platz 7 <Fernsprecher Nr. 7K0S). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 l Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDuncker, Herzg l.Bahr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße wlFernsprecherAmtVI Nr.46Ä.) Morgen-Ausgabe. MpMrr.TWMaü Anzeiger. Amtsblatt des Äömglichen Land- und des königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. vnzetgen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamrn unter dem Redaktionsstrich («gespalten) 7S nach den Familirnnach- richten (6 gespalten) üO />z. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS Extra-veNagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördrrung >» 6V.—, m t t Postbeförderung ^l 70.—. Aunahmeschlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Volz in Leipzig (Inh. vr. R. L W. Sltnkhardt). Mittwoch den völlig unmöglich, sich der Besprechung der Vorgänge, die Herr Studt sehr natürlich und die die Bevölkerung sehr sonderbar findet, länger zu entziehen. Hinter seinem Kollegen, der sich so vorzüglich den Anschauungen der leitenden Stelle anzupassen wußte, wollte Herr Möller nicht zurückstehen, und ein passender Anlaß sollte sich ihn« bald genug bieten. Die Vorgänge im Ruhrgebiet er regten selbst die unpolitischen Gemüter, weil sie mit ein dringlicher Sprache an jedes nicht völlig verhärtete Herz appellierten. Herr Möller, dar nichts zu sagen wu^te, was die Erregung der Bedrohten, die Besorgnis der Mit leidigen beschwichtigen konnte, machte es sich bequem, außerordentlich bequem: er hatte den Mut, von einer „Theaterpanik" zu sprechen. Auch in diesem Worte lauert die Auffassung, die Erregung im Ruhrgebiete sei „insceniert" worden. Sonderbar, daß sich die hohen Herren bisweilen nicht in die einfachsten Verhältnisse hineindenken können. Erwarteten sie, daß die Arbeiter, die Erwerbslosigkeit und Verlust der Heimstätte vor sich sehen, ein Weilchen in Epiktets Lehrbllchlein oder Feuchterslebens „Diätetik der Seele" blättern und dann in philosophischer Fassung den Stecken zur Hand nehmen würden? Erwarteten sie, daß sie sich mit der national ökonomischen Weisheit begnügen sollten, es sei ein „naturnotwendigcr Prozeß", daß reiche Leute, um rasch noch reicher zu werden, das nationale Gut entwerten und die nationale Arbeitskraft brachlcgen? Glaubt der Herr Minister, daß angesichts so schweren persönlichen Un glücks eine „Verhetzung", ein „Jnscenieren" erst noch notwendig ist? O nein, dafür haben die Tatsachen selbst, dafür hat das rücksichtslose, durchaus antisoziale Ge baren der Syndikate, dafür hat die Saumseligkeit der Be hörden ganz allein und ganz ausreichend gesorgt. Und auch in diesem Falle hat die Presse nur getan, was ihres Amtes war. Gar manche Zeitung hat lange gezögert, ehe sie das peinliche Thema besprach, denn von Tag zu Tag hofften wir auf ein erlösendes Wort der leitenden Stelle. Dies ist nicht erfolgt; als schon die ganze Gegend in Brand stand, ließ ein Regierungspräsident Er hebungen darüber anstellen, „inwieweit die Stillegung der Zechen unter der Bevölkerung Unzufriedenheit Her vorrufe". Außer dieser humoristisch wirkenden Lebens äußerung war in den leitenden Kreisen alles ruhig wie am Jaluflusse. Da blieb freilich der Presse, auch den loyalsten, zahmsten Blättern, nichts anderes übrig, als Alarm zu schlagen. „Freund, jetzt ist's Zeit, zu lärmen!" rufen wir den Herren Ministern zu. Wir lärmen noch lange nicht laut genug und möchten, wenn's nach uns ginge, die Stimme so erheben, daß sie im Mittelmeere deutlich vernehmbar wäre. Dann würde wohl in den be 27. April 1904. treffenden Bureaus eine Bewegung entstehen, die Herr Möller nicht als „Theaterpanik" bezeichnen dürfte. Denn leider scheint ja alle Initiative in Deutschland vom Mo narchen auszugehen. Wirklich, es ergreift auch uns etwas wie Panik bei dem Gedanken, wie es dann werden würde, wenn der Kaiser — was ja jedem sterblichen Menschen be gegnen kann — einmal für längere Zeit arbeitsunfähig sein sollte! Nachdem die Minister ihr Herz erleichtert haben, rühren sich die ckii minorum xontium. Herr Landgerichts direktor Oppermann zu Berlin hat kürzlich das Be dürfnis gefühlt, anläßlich der Verhandlung gegen einen Redakteur über die gesamte Presse zu Gericht zu sitzen. Er führte, Berliner Blättern zufolge, „der Hauptsache nach" folgendes aus: „Hier liegt wieder ein Fall vor, der leider fast typisch zu werden scheint, daß in der leichtfertigsten Weise Sachen in die Öffentlichkeit ge schleudert werden, die sich absolut anders verhalten, als in dem Erzeugnis der Publizistik dargestellt wird und daß dann die Sachen vom Verfasser noch zu Bemerkungen benutzt werden, die schließlich darin gipfeln, die höchste Stelle des betreffenden Beamtenstandes aufzufordern, mit der größten Schärfe, mit Untersuchung usw. gegen Beamte vorzugehen. Das geschieht dann, ohne daßder,demsoetwasaufdenRedaktions- tisch fliegt, der Pflicht nachkommt, auf das genaue st e über dieWahrheit derbe- hauptetenTatsache n Nachforsch ungen an- zustelle n." In dieser Tonart hat dann Herr Opper mann noch eine Weile ex eatsiocira fortorakelt. Die Ber liner Presse hat, so viel wir gesehen haben, nicht allzu viel Notiz von seinen Ausführungen genommen. Leider. Wir sind nicht gewillt, die durchaus unberechtigte Kritik des Herrn Landgerichtsdirektors in demütigem Schweigen hinzu nehmen. Es gibt nur sehr wenige Blätter, die so leicht fertig. so gewissenlos verfahren, wie Herr Oppermann behauptet, der leider versäumt hat, „auf das genaueste über die Wahrheit der behaupteten Tatsachen Nach forschungen anzustellen." Und das ist auch sehr natür lich, denn wir Journalisten sprechen ja nicht vom sicheren Port der sella curulis aus, von dem sich's gemächlich kriti sieren läßt: wir tragen mit einer falschen Nachricht unsere Haut zu Markte, wir stehen auf der Bresche, geehrter Herr Oppermann! Sehen wir von gewissen Radau- und Revolverblättern ab, so ist gerade das Gegenteil wahr. Was für ein Apparat aufgeboten wird, welche Kosten aufgewcndet werden, uni eine Meldung zu verifizieren, davon ahnt der Herr Land- gcrichtsdirektor nichts. Er meint, es müsse der Presse 98. Jahrgang. zu Gemüte geführt werden, daß sie bei der enormen Wich- tigkeit, die sie sich selbst als siebente Großmacht zumesse, die Verpflichtung habe, stets mit der größten Vorsicht und Gewissenhaftigkeit vorzugehen. Wir meinen, es müsse dem Herrn Landgerichtsdirektor zu Gemüte geführt werden, daß jeder, wenn er Einzelfälle zu verallge meinern unternimmt, die Verpflichtung hat, stets mit der größten Vorsicht und Gewissenhaftigkeit vockzugehen. Die Presse macht sich über ihr Verhältnis zu den maß- gebenden Männern keine Illusionen. Wir Journalisten sind kommandierende Generäle, wenn wir den Herren bequem sind; wir sind verfehlte Existenzen, wenn wir ihnen mißfallen. Der Reichskanzler hatte in Ver letzten Zeit eine „schlechte Presse", das verstimmte ihn, und diese Verstimmung scheint in Monatsfrist nach unten durchgesickert. Selbstverständlich machen wir auf Un fehlbarkeit keinen Anspruch; die atemlose Hast des jour nalistischen Betriebes bringt es mit sich, daß manches Falsche als Tatsache verzeichnet, manches irrige Urteil ge fällt wird. Das soll, unter bequemeren Verhältnissen, auch bei anderen Berufsständen Vorkommen. Und es ist noch lange kein Grund, um uns „sensationslüstern" zu nennen, um, wie Graf Bülow und Herr Oppermann, über unser „Geschrei" zu klagen und uns Vorlesungen darüber zu halten, wie wir unsere Pflicht zu erfüllen haben. Herr Oppermann als Erzieher kann uns nicht imponieren. 6. Der Fufttanck Oer Herero. Von -er Aolonne Glafenapx liegt wieder eine Nachricht vor, die leider nicht besonders tröstlicher Natur ist. Schon im letzten Telegramm war die Mitteilung enthalten, daß die Kolonne unter Krank heit zu leiden habe, daß ein Mann an Typhus und zwei an Herzschwäche gestorben und 42 Kranke und Ver wundete auf zehn Wagen unter Bedeckung von dreißig Mann durch den Hauptmann v. D. Fromm nach Wind- hoek gebracht worden seien, wo sie auf dem Wege über Okajura-OtjihaLnena-Seeis am 20. April eintrafen. In- zwischen sind aber erneute Typhusfälle, vorgekommen, von denen sieben tödlich endeten. Dies veranlaßte Major Glasenapp, nach Otjahaenena zu marschieren, wo er am 22. d. M. eingetroffcn ist. Die Namen der ge storbenen Soldaten sind bis jetzt noch nicht gemeldet worden. Es nüissen indessen noch mehr Leute krank sein, da die Missionsstation in Otjahaenena als Lazarett ein gerichtet werden mußte. Näheres ist in der vom 26. d. M. datierten Depesche Leutweins noch nicht angegeben. Ma jor Glasenapp muß übrigens schon etwa am 16. d. M. den Marsch nach Otjahaenena angetreten haben, denn der Ort liegt von Onjatu etwa 150 Kilometer (Marschlinie) südöstlich, so daß zur Zurücklegung des Weges ungefähr fünf bis sechs Marschtage erforderlich sind. Nr. 212. Var Aichtlgrte vom Lage. * Tie Zweite sächsische Kammer beschloß in ihrer gestrigen Sitzung, die Petition deS Leipziger Jnnungsausschusses der Regierung zur Er wägung zu überweisen und zwar in dem Sinne, daß eine authentische Interpretation über die Berechtigung der Jnnungsmitglieder zur Teilnahme an den G e - Werbekammerwahlen herbeigeführt werde. * Der Kaiser ist gestern vormittag in Venedig lelandet und hat mittags mit Sonderzug die Reise nach Karlsruhe angetreten. * Tie Wahlen deS nationalliberalen Abgeordneten Boltz (Trier-Saarbrücken) und des Polen Korfanty (Oppeln) wurden von der Wahlprüfungskommission des Reichstages beanstandet. * Die Rückkehr des Obersten Dürr wird jetzt amtlich bestätigt. von VÜIov r« Oppermann. ES ist noch nicht lange her, daß der ? 2 deS Jesuiten- gesetzeS aufgehoben wurde. Die evangelische Bevölke rung Deutschlands fuhr erstaunt, erschrocken, entrüstet empor, und die Presse gab, wie es ihr Recht und ihre Pflicht ist, der Besorgnis und Bestürzung der Nation mehr oder minder unumwunden Ausdruck. Das paßte dem Grafen Bülow gar nicht in den Kram. Er mochte sich nicht denken, daß irgend jemand sich über die Rückkehr der Jesuiten ereifern könne und dieser seiner Auffassung lag die Auskunft nahe, die Bevölkerung stehe der Aufhebung des schützenden Paragraphen gänzlich gleichgültig gegenüber, sie sei nur von der Presse „ver hetzt" worden. Unter diesem Eindruck sprach er das große Wort: „Wozu das Geschrei?" und schleuderte das Anathema gegen die Zeitungsschreiber, von denen ja be kanntlich auch sein genialer Vorgänger nichts wissen wollte. Wieder eine Aehnlichkeit zwischen den beiden Männern, wieder ein Beweis dafür, daß Graf Bülow unentwegt in den Bahnen Bismarcks wandelt! In einer wirklich einheitlichen Regierung, wie wir sie offiziösen Kundgebungen zufolge haben, mußte der entrüstete Aus ruf des Kanzlers ein starkes Echo finden, und so konnte es niemand Wunder nehmen, als bald darauf Herr Minister Studt erklärte, von einer Beunruhigung in Künstlerkreisen könne nur insofern die Rede sein, als die „sensationssüchtige" Presse diese Stimmung entfache und schüre. Eigentlich lag die Sache anders: in Künstler kreisen gingen die Wogen schon sehr hoch, bevor die öffentliche Diskussion einsetzte und es war für die Presse Feuilleton. Glosse«. In Aalesnnd. In Aalcsund, in Aalesund, Ta ist man wieder ganz gesund. Da tut man nichts und lebet fett — In Afrika ist's wen'ger nett. In Aalesnnd, in Aalcsund, Deckt deutsches Geld den ganzen Grund. Die deutschen Decken wärmen gut — In Afrika fließt deutsches Blut. In Aalesnnd, in Aalesund, Da schmaust man sich die Zunge wund. Und zur Verdauung wird gerauft — Nach Aalesund, ihrFarmer, lauft! Da» Weil Herr Dobert von der „Woche" In sein Blatt das Gitter brachte. Das die Festung Metz umspannt, Bringt man ihn jetzt sieben Tage HinterS Gitter einer Festung. Auf daß sich der Spruch erfülle: Womit du gesündigt hier auf Erden, Damit soll dir auch vergolten werden. 0»U«L» Die böse -leben. Sie tun sie gewöhnlich nicht lieben, Tie Presse, die siebente Großmacht. Nur wenn sie jemanden groß macht — Sonst ist sie die böse Sieben. Kunst. öl. Plastische Kunst. Auf dem Steinwerkplatze der Firma E. PröSdorf in Thonberg (Reitzenhainer Straße 168) ist zur Zeit eine neue Arbeit Professor Carl SeffnerS aus gestellt, die den ersten wohlgelungenen und in allen Teilen befriedigenden Versuch darstellt, den Granitfür den figür lichen Gräberschmuck zu verwenden. Eine große An zahl von Freunden der Kunst nahm, einer Einladung foloend, gestern bereit» diese Schöpfung unsere» berühmten heimischen Bildner» in Augenschein, mit besonderer Freude dabei wahr» nehmend, wie das spröde, aber auch allen Witterung»«inflüssen trotzende Material de» schwedischen Granit» unter künstlerischem Einfluß selbst für die hohen Aufgaben «in«r monumentalen Plastik gefügig werden kann. Ti« für eme Familiengruft auf hem OhlSdorfer Friedhöfe bei Hamburg bestimmte Statue stellt eine Frauingestalt, „Die Trostspenderin", dar. Sie wurde aus emem 118 Zentner schweren Block heraus» gearbeitet, und zwar in einer erstaunlichen Feinheit der Linien und mit einer ungemein weichen Modellierung von Körper und Gewand. Dabei fällt die von der Natur ausgegebene Tönung dieser Figur angenehm in da» Auge. Während Haar und Gewand im Stein eine etwas gröbere Bearbeitung er fahren haben, geben sich alle Fleischteile im Stadium einet leichten Schliffes, was im Gegensätze zu den graueren Ge wandpartien ein etwas bläulicheres Kolorit bedingt. In der „Trostspenderin" verkörpert Carl Seffner das Element geistiger Erquickung; er läßt eine ruhig wirkende Frauenerscheinung, deren lässig herabfließende» Ä«vand leicht von der Schulter gleitet, von einem Bergstück abwärts wandeln, den linken Fuß schon vorwärts gesetzt, den rechten nachstehend. Ihr lose aus den Nacken fallendes Haar ist von einem oiademartigcn Band umzogen und oberhalb der Stirn mit einem goldlcuchtenden Stern geschmückt, ihre beiden Hände umfassen eine breite Schale, innere Ruhe, Seelenfrieden sprechen aus dem Antlitz dieser „Trösterin", die^ in eine grünende Umgebung gestellt zu einem weihevollen Symbol tröstlicher Gedanken wird. Die technisch wie künstlerisch gleich geschickt durchgebildete Figur hat, ohne Plinthe, eine Hohe von 1H Meter. 6. L Von der fienestschen Kunst. Die in Siena eröffnete Ausstellung der sienestfchrn Kunst umfaßt Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Miniaturen, Stoffe, Goldschmiedearbeiten usw.: sie ver- anschaulicht daher in der vollständigsten und instruktivsten Weise die gesamte künstlerische Produktion der sienrstschen Schule vom 13. Jahrhundert bi- zur Zeit des Beifall». AlS einer der ersten besichtigte die Ausstellung, und zwar noch vor ihrer Eröff nung, der Direktor der Berliner Gemäldegalerien, I)r. Wilhelm Bode: al- Führer hatte sich ihm der bekannte italienische Kunst historiker Torrado Ricci zur Beifügung gestellt, vr. Bode zeigte sich entzückt von dem, wa» er zu sehen bekam, und versprach, da ihn jetzt Amtspflichten nach Berlin zurückriefrn, in einigen Wochen noch einmal wirderzukommen. I» der Gold schmiede Abteilung fallen unter zahlreichen hervorragenden und meist wenig bekannten Stücken vor allem die wunderbare Ar- beiten Neroccto« auf. Die die Stoffe enthaltenden Bitrinen sind gleichfalls sehr reich, besonder» an Kirchenornaten, Behängen und Teppichen au- dem 1k. Jahrhundert. Die Zahl der bemalten und vergoldeten Holzskulpturen beträgt vierzir; darunter befinden sich Meisterwerke von Jacopo della Ouercta und von Toz- zarelli. Line besondere Abteilung enthält mit prächtigen Minia turen geschmückte Bücher au- deu Kirchen Siena» und au- dem berühmten BcnediktinrrNostrr Monte Olivet o. In einem besonderen Saale hat man die marmorne Fontr Gaja rekonstituiert, und zwar mit den 80 Originalskulpturen de« Jacopo della Ouercia. Ganz hervorragend ist die Gemäldeabtrilung, die man zusammenstellen konnte, ohne au» dem ^«tituto soll» LeU« ttzrti" Bilder zu ent lehnen Man findet in der An-stellung Bilder von Duccio di Buoninsegna und seiner Schule, von Simone Martini, Tadde» di Bartolo, den beiden Lorenzetti. Matteo di Giovanni u. a. Im Saal» der Quattrocentist« stad bedeutend« Werke von Lozzarelli, Nerocrio, Pirko di Domenico, Sappetta, vecchietta, Sodoma Beccafumt u. a. untergrbracht. Unter den Zeichnungen findet man reich« Samm lung« von Sodoma und vecrasumi. Der letzt« Saal enthält Möbel, Bronzen, Ikf«fchMf^«>O»stW^ WaH« ««d Münz« der Stadt Est«a. Wissenschaft. Die akademische Mommsenstiftuna. Aus Anlaß der Feier des achtzigsten Geburtstages von Theodor Mommsen am §0. November 1897 und in dem Wunsch, seinem Namen ein neues dauerndes Denkmal vcrekrungsvollen Dankes zu setzen, harren einige persönliche Freunde ein Kapital von 80 000 mit der Bestimmung zur Beifügung gestellt, dieses Kapital einer Stiftunazur Förderung derjenigen Studien zu widmen, deren Pflege Theodor Mommsen sich vorzugsweise zur LebenS- ausaabe gemacht hatte. Bei fernen Lebzeiten aufkommende Zinsen sollten dem ursprünglichen Stiftungskapital zu- gejchlagen, nach seinem Tode das ganze von den vorläufig ein gesetzten Verwaltern der Akademie zur stiftungSmäßigen Ver wendung übereignet werden. Nachdem die landesherrliche Ge nehmigung zur Annahme der Zuwendung durch Erlaß vom 26. Januar o. I. erfolgt ist, hat die Akademie der „Voss. Ztg." zufolge soeben das StiftungSvermögcn in Besitz genommen. Die Namen der Stifter sind ihrem Wunsche entsprechend bis jetzt der Akademie nicht kundaegcbcn worden. Die Akademie kann daher nur diesen öffentlichen Weg einschlagen, um der Dankbarkeit Ausdruck zu geben, zu welcher di« Stifter durch die eben so hochherzige wie verständnisvolle Förderung wissen schaftlicher Arbeit sie verpflichtet haben. vg «ine neue Nordpolex-edttton. Aus Bremen wird uns geschrieben: Bremerhaven beherbergt augenblicklich wieder interessante Gäste, nämlich den kanadischen Kapitän I. E. Dernier mit Offi zieren und Mannschaften, welche vor einigen Tagen mit dem Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II." eingetroffen sind, um das von der kanadischen Regierung angekaufte Polarschiff „GauS" zu übernehmen und nach Kanada zu bringen. Kapitän Bernier ist rin Mann von üO Jahren, ein französischer Kana dier und al- Rordpolsahrer schon ziemlich bekannt. Er ist schon stets al« Abstinenzler bekannt gewesen, trinkt weder alkohol- artige Getränke, noch raucht er Cigarren. Diesen Umständen schreibt er «- zu, daß er noch nie krank gewesen ist. Er gedenft seinen Plan wie folat auszuführen: Bon Kanada au» steuert er nach der Brhringstraße und nachdem er sich für sieben Jahre verproviantiert hat, will er versuchen soweit al» möglich nordwärts zu gelangen, um sich dann derjenigen Strömung auzuverkauen, di« seiner Zett die Trümmer de« Polar- schiffe« „Jeanette" nach Grönland getrieben hatte und der auch Nansen sich anvertraut hat. Er hofft von der arktischen Strömung hundert Mett« nördlicher getrieben zu werden, wie Nansen, weil er mehr östlich in da-arktische Gebiet rmdringen wird, wir dieser. Er sei dann nur noch 1K0 englische Meilen vom Pol entfernt und gedenkt er diese Strecke nicht mit Schlitten und Hunden, sondern mitSchlutenauto- mobilen zurückzulegen, wodurch die Strecke um so viel schneller zurückgelegt werden kann, -r gebt hierbei von der Anficht au», daß jenseits de» 84. Grade» kein Packeis, sondern nur noch glatte Eisflächen vorhaudrn seien, welche allein da« Fahren mit Automobilen ge statt«. Bom Nordpol aus will er dann versuchen, da» östliche Meer von Grönland zu erreich«. Kapitän Bernier glaubt, daß in den erst« zwei Jahren nicht an die Echlittenreis« gedacht werden könne, denn so lang« werde e» dauer», bi- er nördlich genug ge trieben sei, um da» Schiff zu veriaflrn. Kapitän Bernier ist ziem- lich fi^e»bewllßt »»dt ganz bestimmt, in dieser Weist Aunftkalender für Leipzig. Theater. Leipziger Stadttheater. Heute gelangt im Neuen Theater Mozarts „Zauberflöte" zur Ausführung. Morgen wird das Lustspiel „Madame «sanS-Genc" mit Frl. W ü st in der Titelrolle wiederholt. Im Alten Theater geht heute als volkstümliche Vorstellung zu halben Preisen Schftftrß „Maria Stuart" in Scene. Ten Paulct spielt Herr BieLrach vom Hamburger Thalia-Theater als zweite Gastrolle auf <vngageme»t. Mor gen geht neu einstudiert die seit langem nicht gegebene Oprrcttc „Don Eesar " von Rudolf Drllinger in Secnc. Sie ist in den Hauptrollen besetzt mit den Herren SrurmfelS (Eesar), Heine (König). Franz (strosi (Onofrio), Haas (Fernandez), Suksüll (Merta) und den Damen Siegmann-Wolff (Mari tana), Kießling (Pueblo, an «Stelle des erkrankten Frl. Linda) und Buse (llracca). — Heute von 10 bis 3 Uhr beginnt an der Tageskasse des Neuen Theater der Billett vorver- kauf zu den einzelnen Abenden des Shake- spearc-Eyklus, der Sonnabend mit „Macbeth" seinen Anfang nimmt. Leipziger Schauspielhaus. Mittwoch wird Wildenbruchs „Haubenlerche" mit Käthe Franck-Witt in der Nolle der Lene gegeben. In tveiteren Hauptrollen sind be schäftigt die Damen Jmnnsch, Wenkhaus sowie die Herren Mehnert, Wirth, Mauren, Vollmer. Am Donnerstag tritt Käthe Franck-Witt in der Titelrolle des Paul Hei,fe schen Schauspiels „Maria von Magdala" auf. ES ist der Direktion gelungen, für Clara Salbach noch einen Urlaub für Freitag zu erhalten. Tic Künstlerin tritt Freitag nochmals als 'Mariamne in „H e r o d c S u n d M a ri a m n e" auf. Sonnabend wird zum ersten Male „Die Notbrücke", Lustspiel in drei Akten von Gresac und Croisset, deutsch von Max Schoenau, mit Käthe Franck-Witt als Jacqueline gegeben. Das Stück erlebte in Berlin über 100 Aufführungen. AlS volkstümliche Vorstellung bei halben Preisen geht nächsten Montag Halbes „Strom" in Scene. Vorbestellungen für daS zu dem KlassikercykluS auSgegebcne Abonnement (zu halben Preisen), welches auf alle 14 Ab.'nde berechnet ist, werden an der Kasse und schriftlich schon jetzt entgegengenommen. Konzert. Tao Musikinstttut M. ttatzsch veranstaltet Sonnabend, den 80. d. M., im Saale des Kaufmännischen VereinShause» au» Anlaß de» Lkjährigen Bestehens dcS Institut» einen öffent lichen Musilavcnd, in dem außer Schülern der Klavier- AuSbildungSklasse, die Klavierkonzerte und -Soli von Beet hoven, Händel, Mendelssohn, Reinecke und Schubert vor tragen, noch die Gesangslehrern! der Anstalt, Frl. H. v. d. Harst, und da» Orchester deS Kapellmeister» W. Wolf mit wirken. ES gelangt ferner eine Ouvertüre für kleine» Orchester von Herrn A. v. «von er. dem Direktor de» Institut», zur Aufführung Eintrittskarten L 1 sind in der Hofmufikalien- hanolung P. Pabst zu haben. Di« Tepffardtsche Kenzrrtkantat, ,,AuS Deutschland» grafirr Zeit" gelangt am 3. Mai im „Zoologischen Garten" unter der selben Eoliftenbesetzung zur nochmaligen Aufführung.
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