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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040430029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904043002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904043002
- Sammlungen
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- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-30
- Monat1904-04
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Bezugs-PreiS in der Hauptrxpedition oder deren Ausgabe- slrllrn abgeholt: vierteljährlich 3.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung in-Hau» 3.75. Durch di«,Post bezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. Redaktion: JohannlSaaffe 8. Sprechstunde: 5—6 Uhr Nachm. Fernsprecher: 153. Vxpedittan: Johannisgasse 8. Fernsprecher: 222. Ftlialerpedtttonen. AlfredHahn, Buchhandlg., Universttätsstr.3 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935 > u. Königs platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt 1 Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin . TarlDuncker, Herzgl.Bayr.tzofbuchbandlg., Lützowstraße 10(FernsprrcherAmt VI Nr.4603.) Abend-Ausgabe. ripMcr TagMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 219. Sonnabend den 30. April 1904. Anzeigen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4gespalten) 75 nach den Familiennach- richlen (6 gespalten) 50 „j. Tabellarischer und Ziffernlatz entsprechend höher. — Gebühren für Nacüweisungen und Osfertenannahme 25 t-rtra-vetlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsörderung 60.—, mrt Postbeförderung 70.—. Aunahmeschlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Palz in Leipzig (Inh. vr. B.,R. L W. Klinkhardt). 98. Jahrgang. Var wichtigrle vom Lage. * Die DresdnerKunstausstcllungist heute mittag um 12 Uhr eröffnet worden. * In Altenburg erscheint nach den bis mittags 12 Uhr vorliegenden Zahlen die W a h l vr. Porzigs zum Reichstagsabgeordneten gesichert. * Kronprinz Wilhelm trifft morgen zur Er öffnung der Gartenbau-Ausstellung in Düsseldorf ein. * Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen sind gestern abend von London nach Deutsch land zurückgereist. * Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind gestern abend von Stuttgart nach Paris abgercist. * In Bordeaux beschlossen die Kapitäne. Offiziere und Maschinisten der Handelsmarine, sich mit ihren Kollegen in Marseille und Havre solidarisch zu erklären. * Gesuche Angehöriger fremder Staaten um Ein stellung als Freiwillige in das russische Heer in Ostasien werden auf Veranlassung des Kaisers .mit der Be gründung zurückgewiesen, Leben und Kraft eines Menschen gehörten vor allem der eigenen Heimat. auswärts deutsche Sffnger-, Turn- und Schützenfeste feiern — ausgerüstet mit zwei stattlichen Musikchören, die jedesmal mit geschulter Kraft einsetzten, sobald tschechische Weisen zu einem Neigen der Rothemden laut wurden. Die „Wacht am Rhein", Deutschland über alles" und das Lied von den alten deutschen Eichen wirkten mit ihren wuch- tigen Rhnkhmen sichtlich auf die marschierenden erztschechi schen Füße. Das war spaßig anzusehen, konnte aber über den Ernst der Sache nicht hinweg täuschen. Nun sind auch schon im Deutschen Reiche und be sonders in Sachsen Sokolvcreine entstanden. Mit dem ersten dieser Vereine wurde Dresden be glückt. Dann kam Meißen an die Reihe. Und in jüngster Zeit ist cs der rührigen Agitation des Dresdener Sokolvercins gelungen, auch in Pirna einen solchen tschechischen Kampfverein zu gründen, den achten im Reiche. In Böhmen sind die Sokolvereine bekanntlich im Gegensätze zu den deutschnationalen Vereinen immer zu- gleich Herde der sozialistischen Agitation. Ob das in Sachsen und im übrigen Deutschland auch der Fall ist, ver dientgenau beobachtetzu werden. ObdieBegründung dieser Sokolvereine und ihre Förderung durch die Konfession ihrer Angehörigen begünstigt wird? — Jedenfalls sind wir den ganz neu bei uns auftauchcnden Sokolbrüdern gegenüber gastlicher, als die Tschechen, wo sie in der Mehrzahl sind, gegcniiber alteingesessenen Deutschen. Sslrol. ES war im vorigen Sommer, als ich Ge legenheit hatte, 'in einer nordböhmischen Stadt einem Sofolfeste beizuwohncn. Schon in früher Morgenstunde brachten Extrazüge Hunderte von Tschechen aus weiter Ferne herbei, die nun, nach Vereinen geordnet, mit klingendem Spiel und wehenden Fahnen durch die Straßen zogen. Was wollten sie hier in der gutdeutschen Stadt in ihrer herausfordernd auffälligen Kleidung, in der keck über das blendend rote Hemd geworfenen, -ver schnürten Ulanka und mit dem Sokol - geschmückten Käppi? Der „Sokol", die braune Falkenfeder an der Kopfbedeckung, das tschechische Trutzzeichcn, fehlte bei keinem, als wollten sie andcuten, daß sie nur gekommen seien, um wie der Räuber der Lüfte in friedliche deutsche Ansiedelungen einzufallen. Und den Vorwand für die ganze Kundgebung tschechischer Dreistigkeit bildete ein Sokolfest, ein tschechisches Turnfest, das unbedingt mitten m einer deutschen Stadt abgehalten werden mußte. Ob das wohl geschah, um deii Deutschen dankbar zu zeigen, wie weit sie cs in der Nachahmung dieser kerndeutschen Kunst gebracht? Neben dem Platze, auf dem die Sokols sich am Nachmittage versammelten, um -den Arm zu recken und das Nein zu strecken, lag ein schattiger Wirts haus-Garten. Hier vereinigten sich am Nachmittage die Reste der deutschen Mannschaft — die Kerntruppen halfen ver SuManä Oer Iserero. Die ZellschMievigkeiten, die in einem auch von uns wiedcrgegebenen Briefe aus Swakopmund beklagt wurden, werden jetzt von der „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt. Das offiziöse Blatt übernimmt ohne eigene Bemerkung eine Notiz der „Kreuzztg.", nach welcher die Zollerhebung für die Schuß- Waffen der Offiziere in Swakopmund zu einer Zeit er folgt sein müsse, in der den dortigen Zollbehörden die Verfügung noch nicht bekannt war, daß während der Dauer des Kriegszustandes die Einführung von Waffen usw. für die Truppen des Expeditionskorps zoll frei geschehen dürfe. Diese Bestimmung ist nach In formation des genannten Blattes tatsächlich vor Wochen schon erfolgt. Für die Friedenszeiten bleiben selbst verständlich die Zollgebühren bestehen. Dazu möchten wir bemerken: Es zeugt nicht gerade von Eifer, daß die Zollbehörden über derartige Verfügungen nicht unter- richtet sein konnten, ein Beweis dafür, daß man den Telegraphen, der offizielle Trinksprüche und dergleichen mit beängstigender Sicherheit zu servieren pflegt, in dieser Angelegenheit nicht bemüht hat, obwohl es sehr angebracht gewesen wäre. Da» Windhoeker Lazarett. Einer der vielen trüben Punkte in der Verwaltung Südwestafrikas bildet das Lazarett in Windhoek, wie überhaupt das Sanitätswesen, die Hygiene und sogar die einfachsten Anforderungen der Bequemlichkeit in dem Staatswesen des Schutzgebietes nirgends genügend be rücksichtigt worden sind. Jetzt wird bekannt, daß von der Kolonne Glasenapp 43 Typhustranke in das Wind hoeker Lazarett gebracht worden sind. Labei entwirft ein Berichterstatter der doch gewiß kolonialsrommen „Köln. Ztg." von dem Lazarett folgende erbauliche Schil derung: „Ich besuchte dA'se Anstalt im vorigen De zember. Stabsarzt Ur. Berg schämte sich ordentlich, mich darin herumzuführen. Das Lazarett liegt am Abhange des Hügels, auf dem sich die öffentlichen Gebäude be finden, etwas abseits von diesem, unweit der großen Quelle, die täglich 200 000 Liter Wasser (Temperatur 70 Grad Reaumur) spendet. Die Gebäulichkeiten sind 1892 errichtet worden, und zwar aus den wenig halt- baren Ziegeln, die an Ort und Stelle angefertigt werden. Ohne Uebertreibung darf man sie als baufällig be zeichnen. Ein Stück Mauer Ivar kurz vor meinem Besuche zusammengefallen. Die Wände zeigen tiefe Risse, der Bewurf fällt ab, die Tünchung ist schmutzig, der Fuß boden in den Gängen ist löcherig, in dem kleinen elenden Operationszimmer, das zugleich für die mikroskopischen Arbeiten dient, muß man sich in Acht nehmen, daß man die Dielen nicht durchstößt. Die wenigen Krankenzimmer sind zu eng, es stehen schon in gewöhnlichen Zeiten zu viel Betten darin; einzelne Zimmer waren wegen Baufällig keit gar nicht zu benutzen. Die Möbel sind alt und ge brechlich, die Matratzen zerrissen, der Linoleumbelag überall abgesprungen und abgebrochen. Die Röhren der Wasserleitung sind gesprungen, und das Wasser für Bäder wird auf eine ziemliche Entfernung aus der Quelle eimer weise hcrbeigetragen. Die Gehülfen sind in ganz elenden Kammern untergebracht. Neben dem Lazarett war allerdings ein neues Häuschen iin Bau, doch enthielt es zu wenig Zimmer. Das Lazarett soll der bürgerlichen und der militärischen Bevölkerung zugleich dienen, allein schon im Sommer, vor Eintritt der Regenzeit, nach h-r die Krankheiten sich mehren, ist keine Gewähr dafür ge geben, daß alle Kranken unterkommen. Es wird ein neuer Flügel an das alte Lazarett gehängt, aber auch das genügt nicht. So sah die Anstalt aus, als von außer gewöhnlichen Ansprüche^ noch keine Rede war. Jetzt sieht man sich genötigt, für die vielen Kranken Zelt- baracken aufzurichten. Die Nächte werden schon kalt, und die Kranken sind wahrlich zu bedauern." Vom Nachschub. Major Quade in der Schutztruppe für Südwest afrika ist dem Kommandeur der Schutztruvve als Generalstabsoffizier zugeteilt worden. Ferner ist der Hauptmann in: ersten ermländischen Infanterieregiment Nr. 150, Schimmelpfennig, bis auf weiteres zur Schutztruppe in Südwestafrika kommandiert worden. Der mit dem Ostafrika-Dampfer „Herzog" heute von Hamburg abgehende Truppentransport ist gestern abend 8^ Uhr dort eingetroffen nnd sofort auf dem am Petersenkai liegenden Dampfer eingeschifft worden. Die Leute wurden heute vormittag durch Oberstleutnant Ohnesorg besichtigt. Zur Verabschiedung erscheint heute nachmittag an Stelle des von Hamburg abwesenden kommandierenden Generals des IX. Armeekorps, v. Bock und Polach, Generalleutnant v. Sluytcrmann- Langeweyde. Der am 7. April von Hamburg mit 450 Mann und 50 Pferden via Las Palmas expedierte Dampfer „Lucie Woermann" ist am 28. April in Swakopmund - ein getroffen. Ein Pferd ist krepiert, sonst alles wohl. ver rurrirch-japankche Krieg. Die baltische Flotte. Als Admiral Skrydlow am Tage vor seiner Abreise die Kasernen der Marinegarde besuchte, äußerte er in einer Ansprache: „Vor 28 Jahren ging ich mit Euren Vätern gegen die Türken, um für meinen Kaiser und das Land zu kärnpfen. Es ist jetzt der Wille meines Monarchen, daß ich Euch wieder führe an Bord des Linienschiffes „Imperator Alexander Lll." als Oberkommandierender der Flotte, mit der Ihr Euch vereinigen werdet." Damit erwähnte der Admiral zum ersten Male öffentlich die bevorstehende Ausfahrt der baltischen Flotte nach dem ostasiatischen Kriegsschauplätze. Hierzu wird aus London gemeldet: „Nach einer Mitteilung aus Petersburg, die vom 28. April datiert ist, sind die Gerüchte über die baldige Abfahrt der baltischen Flotte von Libau nach dem fernen Osten vollständig unbegründet, da die Schiffe nicht vor Juli fertiggestellt sein können. Das Linienschiff „Borodino" ging gestern aus der Admiralitätswerft nach Kronstadt ab, wo es seine schweren Geschütze erhalten wird. Die Nachricht, daß die „Boro dino" zu großen Tiefgang habe, um die Reise durch den 23 Fuß tiefen Kanal bewerkstelligen zu können, scheint demnach falsch gewesen zu sein. Die Admiralität beschäftigt sich augenblicklich eingehend mit den Vorbereitungen für die Abfahrt der Flotte im Juli. Kommandant der Flotte wird Admiral Podjestwenski sein. Der Plan, den Weg um den Norden Asiens zu nehmen, ist aufgegeben worden und war auch niemals ernstlich in Betracht gekommen. Der Kommandant der Flotte war ur sprünglich für den Weg um das Kap der Guten Hoffnung, doch erscheint es wahrscheinlicher, daß Kohlendampfer und Schiffe mit Vorräten aller Art unter sicherem Geleite diesen Weg nehmen werden, während die Flotte der Kriegs schiffe den Weg über Suez zurücklegen wird. Im Indischen Ozean würden sich dann die beiden Flotten treffen. Wenn das ganze Geschwader den Weg um das Kap nehmen wollte, so würde dies zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem würde man außerordentlich viel Kohlen verbrauchen, und man muß auch darauf Rücksicht nehmen, daß die Kessel verschmutzen und der Boden der Schiffe durch die lange Fahrt so mit Algen und Muscheln überzogen wird, daß die Fahrgeschwindigkeit Hehr darunter leidet. Dies ist schon Veranlassung genug, die Fahrt nicht unnötig auszudehnen, denn die Gelegenheit, die Schiffsböden in Port Arthur zu reinigen, ist eine geringe. Die Admiralität glaubt, daß man in Suez keine besonderen Schwierigkeiten machen wird, obgleich Admiral Wirenius sehr über die Strenge klagte, mit der dort die Neutralität gehandhabt wird. Der Admiral bemerkte jedoch gleich zeitig, daß diese Strenge in der letzten Zeit sehr gemildert worden sei." Die Aufbietung der gesamten russischen Seemacht für den Krieg gegen Japan scheint also beschlossene Sache zu sein. Anr Vlagoweftschentk meldet die Ruff. Tel.-Agentur: Nach Mitteilungen der Ver waltung der Wasserstraßen des Amurbeckens ist die Schi ssahrt auf dem Ussuri und dem Sungari vor kurzem eröffnet worden, der Amur ist bei Blagowestschensk und strom aufwärts bis Kumara eisfrei. Unterhalb Blagowestschensk bis zum Dorfe Nejni Tambowsk herrscht Ei sgang, sodaß kürzlich zehn Handelsschiffe, die hier überwinterten, durch Eispressung Feuilleton. sis Das Testament des Lankiers. Roman von A. M. Barbour. Nachdruck verboten. „Daß er selber kommen würde, bezweifle ich, da er nicht hier ist. Ich treffe ihn aber in den Minen nnd werde mit ihm sprechen. Ist er gesonnen, die Steine zn verkaufen, dann wird er mir sie vermutlich mitgeben und mir alles weitere überlassen. Es fragt sich nur, ob Sie noch einige Tage warten wollen?" „Wenn Sie mir das Geschäft in Aussicht stellen, ja." Sie verabredeten darauf eine Zusammenkunft nach drei Tagen an demselben Orte, um, falls dann die Steine zur Stelle sein sollten, das Geschäft zu besprechen; danach trennten sie sich. Als Herr Rosenbaum an diesem Abend im Bett lag, war sein letzter Gedanke: „Er wird mit seinen Edelsteinen herausrücken — nun helfe mir der Himmel, daß der an- dere nicht wieder plötzlich erscheint und mir den Burschen von neuem vertreibt!" Die nächsten zwei Tage war Rosenbaum zu jedem an- kommenden Zuge auf dem Bahnhofe und beobachtete alle sich nach der Stadt begebenden Reisenden. Trotz seiner Wachsamkeit entging ihm doch am Abend des zweiten Tages ein einfacher, schlicht aussehender Mann, der im Windsor-Hotel eintraf und sich dort als „A. I. Jolinson, Chicago" einschrieb. Dieser machte noch an demselben Abend eine kleine Orientierungsreise durch mehrere Gast- Höfe und besuchte auch dabei das Clifton-Hotel. Er schien ein gemütlicher, gesprächigerMann zusein, und bald wußte im Lokal jeder, der es hören wollte, daß er nach dem Westen gekommen sei, um an guter Stelle eine Kapitals anlage in Bergwerken zu machen. Das hörte man in der Stadt gern, und mehrere der uni ihn sitzenden Bürger erboten sich gleich, ihn am nächsten Tage mit den nam- Haftesten Minenbesitzern und Spekulanten bekannt zu machen. Diese Gefälligkeit schlug er indessen vorläufig schlau lächelnd aus, da er sich zuerst selbst einmal unter der Hand einzelne Betriebe ansehcn und die Ankunft von Freunden abwarten wolle, mit denen er eine Zusammen kunft hier verabredet hätte. „Uebrigcns", flockst er bei läufig ein, „ist einem von Ihnen vielleicht ein Herr Mannering bekannt, der hier draußen an Minen beteiligt sein soll?" . „Mannering? Warten Sie mal", antwortete einer, einen Augenblick nachsinnend. „Jawohl, den Namen habe ich in letzter Zeit öfter nennen hören, ob er aber gerade an Minen beteiligt ist, weiß ich nicht. Ich habe nur davon sprechen hören, daß er diel Geld haben soll." „Na, dann könnte es wohl der Mann sein, den ich meine. „Wissen Sie, wie er aussieht?" „Nur vom Hörensagen. Er wurde beschrieben als ein großer, ältlicher, schon ziemlich grau angehauchter Mann, der eine blaue Brille trägt, nur für sich lebt und fast nie ein Wort spricht; kurz, er soll ein wunderlicher Kauz sein." „Stimmt", nickte Herr Johnson, während ein anderer Gast rief: „Ach der! den habe ich erst neulich abends im Cafö Royal gesehen. Da saß er mit dem kleinen deutschen Diamantcnhändler, der hier im Hause wohnt, bei sammen." „So, so", sagte Herr Johnson. Dann fragte er den Wirt: „Der Diamanten-Deutsche ist Ihr Gast?" „Ja. Ein Herr Rosenbaum. Kennen Sie ihn?" „Nein, aber ich denke, ich bin dem Herrn auf meinen Reisen begegnet. Also doch im Juwelengeschäft! Er ist mir daduäih ausgefallen, daß er sein Geschäftsschild vorn im Hemd und an den Fingern trägt." Die Rede kam auf andere Tinge, und als Herr John son den Heimweg einschlug, sprach er zu sich: „Herrlich! Könnte da zwei Vögel in einer Schlinge fangen. Auf Meiner ganzen Reise habe ich nie den einen aufgespürt, ohne den andern zu sehen oder von ihm zu hören. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn das nicht zwei Kumpane sind, die zusammen arbeiten. Das saubere Pärchen gleichzeitig zu ergreifen, würde sich wahrhaftig lohnen." Am folgenden Abend saß Herr Johnson am Fenster einer Lesehalle, die dem Cafe Royal gegenüber lag, und beobachtete die dort Ein- nnd Ausgehenden. Er hatte schon am Vormittag das Cafe besucht und gesehen, daß sich in dem einen Teile des großen Saales numerierte, durch Vorhänge abgeschlossene kleine Abteilungen be fanden zur Aufnahme von Gästen, die allein zu bleiben wünschten. Diese Einrichtung hatte er mit großem Wohl- gefallen betrachtet; sie konnte möglicherweise seinem Vorbaben sehr dienlich werden. Er hatte noch nicht lange gesessen, als er Herrn Mannering- und gleich darauf Rosenbaum bemerkte, die vor dem Cafv zusammentrafen und nach einer freundlichen Begrüßung miteinander ein traten. Wenige Augenblicke später brach er auf und be gab sich ebenfalls in das Lokal. Hier erkundigte er bei dem Oberkellner, ob noch eine der geschlossenen Ab- teilungen frei sei, da er Freunde erwarte, mit denen er allein sein wolle. „Soeben sind zwei Herren gekommen, die Nummer 3 nahmen", erwiderte der Gefragte. „Vielleicht sind das die Herren, die Sie erwarten?" „Nein, die kommen erst später. Kann ich nicht Nummer 4 haben?" „Gewiß, bitte; liegt Nummer 3 gegenüber." „Gut, aber seien Sie so freundlich, die Kellner anzu weisen, mich völlig ungestört zu lassen." „Soll geschehen." Gleich darauf hatte sich der Vorhang zur Abteilung Nummer 4 hinter Herrn Johnson geschlossen. Wie er bald merkte, vermochte er bei angestrengtem Lauschen einzelne Worte aus Nummer 3 zu verstehen. Er hörte, wie ein Kellner Speisen hineintrug und ihm gesagt wurde, er solle, erst wiederkommen, wenn geklingelt würde. Dann vernahm er eine ganze Weile nichts. Offenbar war man ausschließlich mit dem Essen beschäftigt. Darin aber irrte Johnson, denn der sichtlich aufgeregte Herr Mannering stocherte nur in den Speisen herum, und auch sein Tischgenosse schob den Teller bald beiseite. „Also, mein Bester", hob der letztere endlich an, indem er die Arme auf den Tisch legte, „was hat Ihr Freund gesagt?" Ter andere zog stumm ein kleines Etui aus der Tasche und reichte es über den Tisch. Es barg zwei mäßig große, völlig gleiche Diamanten von strahlendem Feuer. Rosenbaum betrachtete sie mit enttäuschter Miene. „Ganz hübsch, aber nichts Besonderes." „Mein Freund würde sie billig verkaufen, da er gerade bares Geld braucht." „Nein, tut mir leid, von der Sorte haben wir genug. Wenn Sie mir nichts Besseres zeigen können, werde ich nichts kaufen können. Ich suche nur etwas ungewöhnlich Schönes; sehen Sie, hier, das ist ein Stück!" Rosen baum zog ein Kästchen hervor und entnahm ihm einen Stein von so seltener Größe und so blendendem Feuer, daß die beiden anderen Diamanten dagegen trübe und glanzlos erschienen; er hob ihn empor, ließ sein pris- matisches Licht nach allen Richtungen blitzen und fuhr fort, als er das sprachlose Staunen auf dem erblaßten Gesicht seines Gegenübers sah: „Ja, das ist ein Stück, was sagen Sie dazu? Wenn ich hierzu etwas Passendes fände, würde 'ich jeden Preis dafür zahlen. Es handelt sich nämlich um die Bestellung eines Königshauses." „Darf ich mir den Stein einen Augenblick näher an sehen?" fragte Herr Mannering fast tonlos, während seine über den Tisch gestreckte Hand sichtlich zitterte. „Gewiß, bitte." Es war derselbe Stein, den der Mann, der ihn jetzt in den Fingern hielt, vor etwa drei Monaten in einer Stadt des Westens verkauft hatte. Er starrte ihn mit solcher Selbstvergessenheit an, daß er unbewußt die Brille ab- nahni, um ihn genauer prüfen zu können. Als er ihn endlich zurückgab, fand er die Augen des Besitzers so scharf auf sich gerichtet, daß er erschreckt und verwirrt schnell die Brille wieder aufsetztc. Er faßte sich indessen rasch und sagte mit erzwungener Ruhe: „Das ist in der Tat ein prachtvoller Stein. Darf ich fragen, woher Sie ihn haben?" „Ich kaufte ihn zufällig vor etwa drei Monaten in einer der Städte des Westens." „So, also hierzulande? Nun, da meine ich, brauchen Sie die Hoffnung nicht aufzugeben, auch noch einen zweiten hier zu finden." „Das will ich auch nicht. Aber wo?" „Na", sagte langsam, nach kurzer Ueberlegung Herr Mannering, „bei mir. Ich will Ihnen einen Stein zeigen, der so genau zu diesem paßt, daß Sie selbst die beiden nicht voneinander werden unterscheiden können." „Was? Treiben Sie keinen Scherz, werter Herr. Wenn Sie einen solchen Stein hätten, würden Sie sicher nicht so lange damit zurückgehalten haben." „Nun, ich wollte mich doch erst überzeugen, was Sie eigentlich suchten und welchen Preis aufzuwenden Sie ge sonnen wären." „Mein Gott, ich habe Ihnen aber doch schon gesagt, daß ich für ein solches Stück jede Summe zu zahlen bereit bin. Es steht Ihnen ja frei, zu fordern." Ohne weitere Worte brachte nun der andere ein Päckchen zum Vorschein, dem er das genaue Duplikat entnahm und auf den Tisch legte. (Fortsetzung folgt.) »
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