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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.05.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040503020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904050302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904050302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-03
- Monat1904-05
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Kehrt man in diese zurück, so hat man nicht nötig, die Staatsangehörigkeit wieder zu erwerben. Die Verleihung der Staatsangehörigkeit erstreckt sich auf die Kinder, die unter der elterlichen Gewalt des Auf genommenen stehen, also auf alle Kinder unter 21 Jahren (mit Ausnahme der verheirateten oder verwitweten Töchter). Auch das hat manches für sich. Zu manchen Zweigen des Staatsdienstes werden als Anwärter näm lich ausschließlich oder vorzugsweise Staatsangehörige zugelassen. Ist nun ein Vater nach einem anderen Bundesstaate übergesiedelt und hat er dort mit seiner Familie eine neue Heimat gefunden, so wird er seine Söhne auch dort gern in den Staatsdienst eintreten lassen. Hat er die Staatsangehörigkeit dort erworben, bevor seine Söhne 21 Jahre alt sind, so steht diesen der Weg zu den Aemtern der neuen Heimat offen, ohne daß er ihnen in der alten verschlossen ist. Nachteile hat die mehrfache Staatsangehörigkeit nicht. Vielfach wird der Erwerb der Staatsangehörigkeit versäumt, weil man Steuernachteile befürchtet. Diese Furcht ist aber unbe gründet. Nach dem Reichsgesetze vom 13. Mai 1870 (wegen Beseitigung der Doppelbesteuerung) darf ein Deutscher nur in dem Bundesstaate zu direkten Staats- steuern herangezogen werden, wo er seinen Wohnsitz hat; hat er mehrere Wohnsitze, so wird er nur im Heimats staate besteuert. Liegen freilich die mehreren Wohnsitze in verschiedenen Staaten und ist der Steuerpflichtige gleichzeitig Angehöriger dieser verschiedenen Staaten, so kann es zu einer Doppelbesteuerung kommen. Wer aber nur einen Wohnsitz hat, darf nur einmal besteuert werden, auch wenn er Angehöriger mehrerer Bundes staaten ist. waren. Major von MasenapP hatte dann in der Schützenlinie einen Streifschuß über die Lippen und einen Streifschuß am Hinterkopf erhalten, Leutnant ManSholt war beim Feuern der Kolben seines Karabiners durch eine Hererokugel zerschmettert worden. Er wurde jetzt auf dem Wege nach dem Lager vor ausgeschickt, um die an der Wegegabelung zum Rückhalt auf gestellte Jnfanterieabteilung zu benachrichtigen. Oberleutnant Mansholt hatte das Glück, nachdem ihm noch ein zweites Pferd unter dem Leibe erschossen und er zu Fuß die Richtung ver loren, ein drittes Pferd zu finden und auf ein paar Reiter zu stoßen, die den Weg kannten. Gegen 9 Uhr abends langte Leutnant Mantholt im Lager an. Seine Mitteilungen ließen uns in fieberhafter Spannung auf nähere Nachrichten warten, da ja nicht abzusehen war, wie sich das endgültige Abbrechen des Gefechts gestaltet hatte. Auf unsere Fragen, wie es dem und dem oder dem ergangen, lautete fast strrmer die Antwort: „tot", im günstigsten Falle: „verwundet". Doch zu vielem Fragen war jetzt nicht der Moment. Vor allem hieß es abmarschieren! Da langte aber ein zweiter Bote des MajorS, ein Reiter, mit dem Befehl an, im Lager zu bleiben. In einer Stunde würde der INajor mit den Verwundeten auf der Sanitätskarre und dem Rest der Reiter im Lager eintreffen. Das geschah denn auch gegen 11 Uhr. und nun hörten wir die Details über die letzten Ge fechtsmomente. Unserer langsam zurückgehenden, fortgesetzt feuernden Schützenlinie waren die Herero schließlich im Rücken wie auf beiden Flügeln gefolgt, angeregt dazu durch ihre Weiber, die unter schrillem, weithin vernehmbaren Kriegs - geheul den Männern bis in die Feuerlinie nachgeeilt waren und sie nun Vortrieben. Major v. Glasenapp hatte den Rest der Offiziere und Mannschaften, etwa noch 12 Köpfe stark, um sich versammelt, um sich langsam feuernd zur SanitätSkarre heranzuziehen. Der Führer derselben, Sergeant Witt, kam ihnen übrigens mit derselben entgegen und nahm sofort mit den Begleitmann schaften der Karre das Feuer gegen die vorsichtig nachdrängrn« den Herero auf, die sich bemühten, die Zugochsen niederzu schießen und dadurch die Karre in ihre Hände zu bekomm«?. Im tollsten Feuer mußten die Verwundeten aufgcladen wer den; als erster Oberleutnant z. S. Hermann, dann der AdjutaiLi Leutnant Schäfer, der trotz seiner zwei recht schmerzhaften Schüsse in gewisser Beziehung doch noch Glück gehabt hatte. Aus seiner ersten Verwundung — Schuß durchs Gesäß — hatte er sich nicht viel gemacht und war in der Schützenlinie geblieben. Beim späteren Zurückgehen erhielt er noch einen Schuß durch den linken Arm. Wenige Minuten später zer splitterte ein Hererogeschoß den Schaft seines in der rechten Hand getragenen Karabiners. Er ließ sich oberflächlich ver binden, sah in der Nähe sein Pferd und wollte eß besteigen. Allein vermochte er eS nicht mit seinen beiden Wunden. Sergeant Bennewirs vom Stabe wollte ihm helfen, stürzte aber im selben Moment, ins Herz getroffen, nieder. Der Gefreite Förster sprang in derselben Absicht hinzu. Einen Moment später war er gleichfalls, durch die Brust geschossen, eine Leiche. Wer sich überhaupt dem Pferde nahte, bekam sofort Feuer. Leutnant Schäfer gab seinen Vorsatz zu reiten auf und folgte dem Hauptmann von Francois und Major v. Glasenapp zur Sanitätskarre. In ihrer Nähe erhielt Hauptmann von Fran cois eine Schußverwundung am Kopf, feuerte aber, hinter einem Termitenhaufen liegend, weiter. Dort traf ihn eine zweite, tödliche Äugel. Als die Karre nach und nach mit sieben Verwundeten be laden sich in Bewegung setzen wollte, wurde ihr ein Ochse der gibt nun Hauptmann Dannhauer im „L.-A." folgende anschaukiche Schilderung: Unsere Leute befanden sich insofern stark im Nachteil, als sie den im dichten Tvrngebüsch verborgenen Feind kaum zu Gesicht bekamen, während sie selbst über eine fast freie Fläche um ihn herumgehen mußten. Bald verstärkten die Herero ihre Schützen ganz bedeutend und versuchten nun, unsere beiden Flügel zu umfassen. Das Maschinengewehr war bereits vor gezogen worden und erfolgreich in Tätigkeit getreten, aber diesseits mehrten sich die Verluste. Tierarzt Sepp war als erster gefallen. Ein Schuß durch die Brust hatte ihn sofort tot niedergestreckt. Ehe noch das Maschinengewehr einen Schuß getan, erhielt auch dessen Unteroffizier Bachmann eine Kugel mitten durchs Herz. In der Schützenlinie war bereits eine ganze Menge Verwundeter vorhanden. Als der Feind fort gesetzt noch seine Feuerlinie in der Front wie in den Flanken verstärkte und von unserem linken Flügel durch einen Farbigen die Meldung einlief, daß uns der gesamte Orlog (die ganze Kriegsmacht) der Herero gegenüberstehe, wurde vom Major von Glasenapp der langsame Rückzug vom linken Flügel aus zu den Pferden anbefohlen. Hierbei zeigte eS sich, daß der durchaus nicht zu unterschätzende Gegner vorzügliche sichere Schützen besitzt. In erster Linie nahmen diese sofort die Offi ziere aufs Korn, trotzdem sie sich in ihrer Bekleidung und Ad justierung kaum von den Leuten unterschieden. Mit Gewehr oder Karabiner bewaffnet, feuerten sie wie diese in der Schützen linie mit, und ihre Offizierachselstücke waren von den Märschen un Regen, .Staub und Schmutz bereits so mitgenommen, daß sie den gleich breiten Achselschnüren der Reiter durchaus ähnlich sahen. Die feindlichen Scharfschützen erkannten sie aber dennoch heraus. Oberleutnant Dzjobeck hatte sich kaum auS der Schützenlinie erhoben, als ein Schuß durch beide Ober schenkel ihn zusammenbrechen ließ. Fast unmittelbar darauf machte eine Kugel durch die Brust seinem Leben ein Ende. Fast gleichzeitig mit ihm wurden Oberleutnant Eggers und Leutnant Tiesmeyer von tödlichen Kugeln getroffen, und der Adjutant Leutnant 'Schaefer sowie der Oberleutnant z. S. Her mann, der das 'Maschinengewehr kommandierte, je zweimal ver wundet. Auf letzteres hatten es die Herero besonders ab gesehen. Zweimal hintereinander wurde seine gesamte, immer von neuem aus der Schützenlinie ergänzte Bedienung von je drei Mann erschaffen, während Oberleutnant z. 'S. Hermann erst einen Schuß in dis Hüfte, dann einen Oucrschuß über den Hals in die Schulter erhielt, so daß er sich nur noch mit größter Mühe fortbewcgcn und Leute zum Zurückbringcn des Maschi nengewehrs aus der Schützenlinie herbeirufen konnte. Zwei Reiter versuchten auch, das Gewehr auf dem Rücken zurück zutragen, kamen aber nur wenige Schritte weit. Beide wurden erschossen. Das Maschinengewehr selbst war früher schon durch feindliche Schüsse beschädigt worden und funktionierte nicht mehr. Dicht neben ihm fiel auch, ins Herz getroffen, bei Ausübung seines schweren Berufes Oberaffistenzarzt Or. Velten, der in die Feuerlinie geeilt war, um einen schwer ver wundeten Reiter zu verbinden. Wenige Schritte weiter, nach dem linken Flügel zu, war kurz zuvor der Reserveleutnant Benedix den feindlichen Kugeln zum Opfer gefallen. Ober leutnant z. 'S. Stempel war fast bis zu Ende des Gefechts, das um ZL5 Uhr begonnen und bereits eine Stunde währte, un versehrt geblieben — da ereilte beim langsamen Zurückgehen auch ihn das tödliche Blei. Von den Offizieren unverwundet waren jetzt nur noch Hauptmann v. Francois und Oberleutnant zur See Mansholt, denen aber, wie auch dem Major von Glasenapp, gleich zu Anfang ihre Pferde erschaffen worden Vie medttackre Ztaalrangedörigireit. Nach 8 1 des Reichsgesetzes über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 wird die Reichsangehörigkeit durch die Staatsangehörigkeit in einem Bundesstaate erworben und erlischt mit deren Verlust. Die Staatsangehörigkeit wird begründet durch Abstammung, Legitimation, für Frauen durch Verheiratung. Ausländer können naturali- siert werden, haben aber bestimmten Anforderungen zu entsprechen. Dagegen hat jeder Deutsche Anspruch dar auf, daß er in die Staatsangehörigkeit jedes deutschen Staates, in dem er sich niederläßt, ausgenommen werde. Die Aufnahme kann ihm nur aus bestimmten im Gesetze aufgeführten Gründen versagt werden, nämlich wenn er polizeilichen Aufenthaltsbeschränkungen unterworfen ist oder sich nicht selbst unterhalten kann. Wer sich um die Aufnahme bewirbt, hat nachzuweisen, daß er Angehöriger eines deutschen Bundesstaates ist, er braucht aber vor der Aufnahme in den neuen Untertanenverband nicht seine Entlassung aus dem alten zu nehmen. Jeder Deutsche kann vielmehr Staatsangehöriger in sämtlichen deutschen Bundesstaaten sein. Mancher hat eine solche mehrfache Staatsangehörigkeit, ohne es vielleicht zu wissen. Der Aufnahme in den Untertanenverband steht nämlich nach dem Gesetze gleich die Anstellung im Staats-, Gemeinde-, Kirchen- oder Schuldienste. Wenn also ein Geistlicher aus Berlin in Leipzig angestellt wird, so steht fest, daß er sowohl Preuße als Sachse ist. Ein Sachse, der in Bayern als Einjährig-Freiwilliger dient und dort Re serveoffizier wird, erwirbt durch die Erteilung des bayerischen Offizierspatentes zur sächsischen die bayerische Staatsangehörigkeit. Ein Universitätsprofessor, der von Gießen nach Freiburg und von da nach Leipzig berufen wird, ist zweifellos Hesse, Badener und Sachse zugleich. Die mehrfache Staatsangehörigkeit hat mancherlei Annehmlichkeiten. Man ist vollberechtigter Bürger seiner neuen Heimat, ist dort stimmberechtigt und wählbar, ohne das Band zu zerschneiden, das einen an die alte Ihres Vaters entdeckte, mit dem mich eine innige Freund schaft verband." Tas Gesicht Harolds spiegelte die Bewegung, die dieses herzliche Entgegenkommen in ihm hervorrief, und als er seiner tief dankenden Verbeugung entsprechende Worte anschließen wollte, klopfte ihm Thornton in seiner gemüt- lichen Weise auf die Schulter: „Schon gut, schon gut, mein Junge, wir verstehen uns, jetzt aber muß ich dieses Kind hier" — er faßte Fräulein Earleton schalkhaft unter das Kinn — „zu Worte kommen lassen, sonst verscherze ich eS mir mit ihr auf ewige Zeiten." Damit wandte er sich dem nunmehr gleichfalls durch das Gedränge herankommenden Ralph zu: „Hallo, Mainwaring! Was hast du denn? Du sichst ja finster aus wie eine Gewitterwolke! Hat dir etwas den Magen verdorben?" , Ja", brummte der Begrüßte mürrisch, mit dem ver geblichen Bemühen, die ihm dargcreichte Hand zu über- sehen. „Mir ist dein Benehmen in den Magen gefahren. Wie kannst du mir das antun, so kardial mit einem Menschen umzugehen, von dein du weißt, wie ich zu ihm stehe. Und nicht du allein scheinst im besten Einverständ- niste mit ihm zu sein. Das ist wirklich eine Schmach!" . Aber, lieber Vetter, ich habe doch mit deinem Streite nichts zu tun. Ich halte mich einfach neutral. Wenn du aber meine Meinung hören willst, so sage ich dir offen, daß ich glaube, du hast zum ersten Male in deinem Leben einen größeren Bissen genommen, als du schlucken kannst. Das wirst du bald merken." „Ach was, behalte deine Meinung für dich!" polterte Ralph erbost. „Die Augen sollen dir bald aufgehen." „Gut, gut", erwiderte der Detter mit unerschütter lichem Gleichmut. „Werden ja sehen." Das Gespräch wandte sich jetzt anderen Dingen zu, Ralph blieb aber übellaunig und antwortete sichtlich zer- streut, denn mehr, als er sich gestehen wollte, verstimmten ihn die Warte Thorntons, die auf ihn den Eindruck einer bösen Weissagung machten. Inzwischen batten sich Harold und Lizzy begrüßt; zuerst stumm, mit Blick und Hand. Wie oft spricht nicht ein Händedruck — ein Blick Auge in Auge mehr von Herzen zu Herzen als irgend ein Wort. Dann, dem all gemeinen Trubel sich etwas entziehend, begann das junge Mädchen mit strahlendem Gesichte: ver ftuktsnä Oer Herero. Dar Gefecht bei Owikekrrer». Mit der neuesten Post aus Düdwestafrika ist^un Mon tag eine ausführliche Schilderung des Gefechts bei Owi- kokorero aus der Feder des Hauptmanns a. D. Dann hauer eingetroffen. Dieselbe läßt erkennen, daß es sich bei dem Vorstoße vom 13. März ursprünglich um einen auf einen bis zwei Tage berechneten Erkundungsritt handelte, der dann unerwartet zu einem Gefecht führte, weil die bei Okokurero, inmitten eines dichten Dorn- gcstrüpps, liegenden Herero bald die numerische Schwäche der Deutschen erkannt hatten. Daß übrigens Mazor von Glasenapp für die rückwärtige Verbindung mit dem bei Okuniatu biwakierenden Gros hinreichend gesorgt hatte, geht daraus hervor, daß mittags 8 Uhr ein Reiter mit dem Befehl im Lager eintraf, eine Abteilung Infanterie etwa 12 Kilometer weit auf der Straße nach Owikokorcro zur eventuellen Aufnahme des Erkundungstrupps vor zuschieben, was auch sofort geschah. Ferner lautete der Befehl, die Truppen im Lager sollten bereit sein, auf eine etwaige zweite Ordre nachzurücken. Etwa 3 Uhr nach mittags ist Glasenapps Truppe, nachdem abgekocht war, weiter vorgerückt, und bald nach 4 Uhr fielen vom Rande des Dorndickichts her die ersten Schüsse, worauf die Reiter absaßen und das Feuergefecht aufnahmen. Von diesem Anzetgen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RrdakttonSstrich («gespalten) 75 -4, noch den Familiennach- richten <6 gespalten) SO -4- Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenanuahme 2b -4- Extra-Beilage« (gesalzt), »ur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderun, ^tz 60.—, mit Postbesörderung 7V.—. Rnnahmeschluß für An,eigen: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bt« abends 7 Uhr. Drnck und Verlag von G. Paiz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. «linkhardt). „Du schriebst zuletzt so sieaeszuversichtlich, und dein Aussehen zeugt davon, doch ick wäre auch gekommen, wenn du gar keine Hoffnung aus einen guten Ausgang gehabt hättest." „Daran habe ich nicht gezweifelt, mein Liebling", er widerte er innig, „nun aber wird deine Anwesenheit die Freude am Sieg verzehnfachen." „Ach, ich kann cs gar nicht erwarten, daß du mir er zählst. Nach deinen Andeutunyen müssen sich ja Wunder- dinge ereignet haben. Natürlich kommst du heute abend zu uns. Doch ehe ich's vergesse, ich habe dir auch etwas mitgebracht, was dich sehr interessieren wird. Denke dir, eine eigenhändige Niederschrift Hughs über das strittige Testament." „Das wäre!" rief Harold überrascht. „Wie gelangtest du zu dem Schriftstück?" „Auf ganz sonderbare Weise — du wirst es kaum glauben — durch Merrick! Er sandte es mir hier aus Amerika wenige Tage vor meiner Abreise. Ich begreife gar nicht", fügte sie mit lieblichem Erröten hinzu, „wie der Mann dazu kommt, zu vermuten, daß ich mich be sonders für dich interessiere." „Zum Teil werde ich dir dieses Rätsel erklären können. Die Sache ist nämlich " „Ha! Ihr Kinder, werdet ihr denn gar nicht fertig?" tönte die lustige Stimme Onkel Williams aus dem Wagen, indem er mit dem Regenschirm drohte. Lachend sprangen die beiden herbei. Unter weiteren Scherzworten des Onkels half Harold seiner Braut beim Einsteigen, und als der Wagen davonrollte, bog sie sich noch einmal heraus: „Komme nur nicht zu spät!" Der Abend vereinigte die beiden Brautpaare in den von William Thornton bezogenen Räumen deS Savoyer HofeS, und als Harold und Lizzy endlich Gelegenheit fanden, sich etwas abzusondcrn, übergab letztere ihrem Bräutigam den Brief Merricks samt der Aufzeichnung Hughs, einem kaum weniger vergilbten Papier als das Testament. Harold entfaltete es hastig und las in den ihm besonnten Schriftzügen seines früheren Prinzipals: „Das beiliegende Testament verfaßte mein Vater, Ralph Marwell Mainwaring, in der Nacht vor seinem Tode als Ungültigkeitserklärung seines ersten Testaments und I Widerruf der darin ausgesprochenen Enterbung meines alteren Bruders. Harold diese letztwillige Urkunde zuzu stellen, erwies sich aber als unmöglich, da er ins Ausland gezogen und sein Aufenthalt nicht zu ermitteln war. Hugh Mainwaring." Unmittelbar darunter befand sich mit einem viel späteren Datum folgender Zusatz: „Ta es zur positiven Gewißheit geworden, daß mein Bruder Harold nicht mehr am Leben ist und er Leibes erben nicht hinterlassen hat, trete ich nunmehr als nächst Erbberechtigter in alle ihm durch das Testament über- kommenen Rechte. Obwohl hierdurch das Dokument wertlos geworden, bewahre ick cs doch auf, da es vielleicht noch zu brauchen ist, den Schurken Hobson zum Schweigen zu bringen, falls er wieder mit Enthüllungen aus der Vergangenheit droht. Hugh Mainwaring." „Hm", machte Harold, das Schriftstück nachdenklich zu sich steckend. „Ich ahne jetzt, wie es in Merricks Hände gekommen <ein wird. ment im Juwelenkastcn gelegen, und ich in meiner Hast und Aufregung habe es übersehen, während er es nach der Auffischung des Kastens darin fand." „Wie mag Merrick aber darauf gekommen sein, es mir zu schicken?" „Weil der Pfiffikus dich an meiner Angelegenheit ebenso interessiert hielt, wie mich selber. Ich weiß, daß er mit einem amerikanischen Detektiv in Verbindung stand, der mit uns zusammen auf der „Campania" nach London fubr, und den er gebeten hatte, dich und mich zu beobachten. Was dieser Mann über uns berichtete, ist nicht schwer zu erraten. Und da machte es dem un« beiden wohlgesinnten kleinen Merrick Freude, das Schrift stück durch deine Hände an mich gelangen zu lasten." „Ja, nun begreife ich Welch hübscher Gedanke von ihm! Ach, Harold, ich konnte es gar nicht erwarten, dir das Schriftstück übergeben zu können." „Das kann ich mir denken, mein .Herzenskind, denn sein Wert für mich liegt auf der Hand. Obnc Frage wird es mit dazu beitragen, den Prozeß zu verkürzen. Ach. du wirst staunen, wie er enden wird. In wenigen Tagen werde ich kein Geheimnis mebr vor dir Haven ' - (Fortsetzung f^gt.) Bezugs-Preis 1« der Hauptexpedttio» oder deren AuSgabe- stellen abgeholt: vierteljährlich^».—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« -4l 8.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitvnqsprriSIiste. NeSaktta«: JohanniSaasse 8. Sprechstunde: 5—6 Uhr Nachm. Fernsprecher: 153. Expeditta«: JohanniSgaffe 8. Fernsprecher: 222. KtltalerpeStttane«: Alfred tzahn.Buchdandlg.. UniversitSt«str.3 (yernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2S35) u. König«- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstrahr84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Ftltale Berlin: CarlDuncker, Herzg l.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße lOtFernsprecherAmtVl Nr.4603.) * In dem zweiten Gefechte am Jalu nahm die japanische Garde den Russen 20 Geschütze ab und nahm über 20 russischeOffiziere und viele Soldaten gefangen. va« Mchtigrle vom tage. * Heute nachmittag überreicht die Leipziger Orts krankenkasse ihre Erklärung zu den BergleichSvorschlägen der Krei-Hauptmannschaft in Sachen des AerztestreikeS. * Die natioualliberale Fraktion des preußischen Abgeordnetenhauses hat dem Abgeordneten Menck aahegelegt, seiueu Austritt aus der Fraktion zu erklären. * Oberst Leut wein wird, wie anscheinend offiziös mit geteilt wird, endgültig iu Afrika bleiben. Das Testament des Bankiers. Roman von A. M. Barbour. Nachdruck verboten. Mainwaring contra Mainwaring. Der für Anfang Dezember angesetzte Termin zur Wiederaufnahme des Prozesses stand unmittelbar bevor. Ueber den Ereignissen von Schöneiche lag noch dasselbe tiefe Geheimnis wie ehedem, doch war das Interesse des Publikums noch nicht geringer geworden. Am Tage vor der Wiedereröffnung des gerichtlichen Verfahrens standen an der Landungsbrücke des Hafens unter der wartenden Menge von einander getrennt Ralph mit Herrn Whitney und Harold mit Hugh. Sie betrach teten das Herannahen eines Ozeandampfers, von dessen Bord die dicht gedrängten Passagiere, Hüte und Taschen tücher schwenkend, fröhliche Grüße herübersandten, die von den Wartenden ebenso erwidert wurden. Als der Dampfer angelegt hatte und die Flut der An kommenden ihm entströmte, durchbrachen Harold und Hugh in freudiger Erregung die Mauer der vor ihnen Stehenden und eilten auf Herrn Thornton zu, der, in seinem alten Frohsinn lachend und scherzend, seine Tochter an einem Arm, Fräulein Carleton am anderen, gefolgt von Frau Hogarth und seiner Dienerschaft, hcranschritt. „Ei, ei, Hugh, mein Junge, du widerspenstiger Böse wicht", rief er lustig, „was habe ich für Geschichten von dir hören müssen! Hast den Trotzkopf aufgesetzt? Na, hier ist ein kleines Frauenzimmer, das schon lange darauf wartet, dir ihre Meinung darüber zu sagen. Sieh', wie du mit ihr fertig wirst." Und ihm seine Tochter zu- schiebend streckte er mit aller Herzlichkeit Harold die Hand entgegen: „Nun, mein lieber, junger Freund, ich freue mich unmäßig. Sie als den Sohn des prächtigsten Menschen wiederzusehcu, den ich je gekannt habe. Ich vermutete von Anfang an, daß hinter dem simplen Sckre- rär etwas ganz anderes stecken müßte, und wundere mich jetzt nur, wo ich meine Augen gehabt habe, daß ich nicht gleich in Ihnen die Familienähnlichkeit — das Ebenbild Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig.
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