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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040506024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904050602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904050602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-06
- Monat1904-05
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Nr. 230. VezugS-Preis der Lauptexpeditiou oder deren Ln-gabe» Men ab geholt: vierteljährlich 8—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Han« 8.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch, land ». Oesterreich vierteljährlich 4.50, sür die übrigen Länder laut Zrttvny«prri«liste. Nednktt»»: Johanni-aasse 8. S-rechstund«: 5—6 Uhr Nachm. Fernsprecher: 153. Erpehtttn»: Johanni«gasse 8. Fernsprecher: 222. FUinlerpebitionen: Alfred Hahn,vuchhandlg.,UniversitätSstr.3 (Fenffpr. Nr. 4046), L. Ldsche, Katharinen, straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. König«- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dre«tzeu: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDnncker, Herzgl.Baqr.Hofbuchdandlg., Lützowstraße 10(FernsprecherAmtVI Nr.4603.) Abend-Ausgabe. MpMer TaMalt Anzeiger. Ämlsvratt des Ltönigkichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Volizeiamtes der Llaöt Leipzig. Freitag den 6. Mai 1904. Anzeigen-Preis die Sgespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4gespalten) 75 ^4, nach den Familirnnach. richten <6gespalten) 50 /H. Tabellarischer und Ziffrrnsciy entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen nnd Osiertenannahme 25 Ertra-Veila«en lgefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderung 60.—, mit PostbeiSrderung 70.—. «nnahmefchluß sür Anreizen: Abend«Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Palz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Klinkhardt). 98. Jahrgang. Var Wchtigrte vom rage. * Professor Lenbach ist heute früh 4 Uhr gestorben. * Die Aussichten auf das Zustandekommen der Militär- pensionSgejetze werden al« nicht mehr so gut beurteilt, wie vor der Erörterung der Reichsfinanzreform im Reichstage. * In Frankfurt a. O. ist dem Kandidaten der Ordnungsparteien, Bassermann, eine bündlerisch- antisemitische Gegenkandidatur erwachsen durch Aufstellung des Generalmajor« a. D. v. Jagwitz. * Der frühere italienische Unterrichtsminister Nasi hat sich der ihm wegen Unregelmäßigkeiten drohenden gerichtlichen Verfolgung durch die Flucht entzogen. Vie Mananircden Kongregationen. Prof. Die. vr. Johannes Werner-Leipzig veröffentlicht in der Marburger Wochenschrift „Die Christliche Welt" über die Marianischen Kongregationen (nach Ständen gesonderte katholische Bereinigungen) einen Artikel, als dessen Absicht er selbst bezeichnet, „auf Grund katholischer Quellen über die Hauptpunkte der geschichtlichen Entwicklung der Marianischen Sodalitäten und über die Grundzüge ihres Wesens zu unterrichten". Man kann dem Autor die An erkennung nicht versagen, daß er mit peinlichster Wahrung der Tendenzlosigkeit an seine Aufgabe herangegangen ist, ja manches vielleicht sogar als schöne Tatsachen betrachtet, waS nur dekoratives Programmmaterial ist. Wir brauchen nur wenige Sätze zu zitieren, nm die« klar zu machen; eS heißt da an einer Stelle: „ES ist ein Mißverständnis, wenn man die Förderung der von den Jesuiten allerdings besonders protegierten Marienver- ehrung al» Zweck der Marianischen Kongregationen bezeichnet, Gewiß haben diese vornehmlich dazu beigetragen, jene Devotion im katholischen Volke zu verbreiten, populär zu machen und festwurzeln zu lassen. Aber das ist eine Wirkung der Kongregationen gewesen, nicht ihr Zweck. Der Marienkultu« war in den Marianischen Sodalitäten nicht Selbstzweck, sondern Mittel zu ihrem eigentlichen Zweck, dem der Tugend« sörderung. Man darf die Tauglichkeit jenes Mittels für diesen Zweck nicht unterschätzen, wie eS überhaupt nicht richtig erscheint, di« Steigerung des Marienkultus nur unter dem Gesichtspunkt einer zunehmenden Veräußerlichung des katholischen Ehristenthums zu betrachten." Aber trotz dieser gewiß nicht voreingenommenen Auf fassung und Darstellung des Wesens der Kongregationen sagt Werner über ihr Verhältnis zu den Jesuiten an anderer Stelle: „Es ist eine jeder Diskussion entzogene, unbestreitbare historische Feuilleton. za, Das Testament des Bankiers. Roman von A. M. Barbour. Nachdruck verboten. Doch wohin ich auch floh, meinem Gewissen konnte ich nicht entfliehen. Das Bild meines gemordeten Bruders verfolgte mich auf Schritt und Tritt, im Wachen wie im Traume. Und um meine Qualen noch zu erhöhen, fand ich bald nach meiner Fluchten einer Tasche seines Anzuges einen Brief an seinen Sohn, den er, wie ich ersah, an meinem Pult im Turmzimmer ge schrieben hatte, während er auf mich wartete. Zu meinem größten Erstaunen zeigten mir gleich die ersten Worte, daß der, an den sie gerichtet waren, zur Stunde, wo der Brief geschrieben wurde, ganz ebenso wie ich keine Ahnung hatte, daß der Schreiber noch lebte und dieser das Schriftstück nur für den Fall verfaßt hatte, daß ein unerwartetes Ereignis ihn verhindern sollte, sich seinem Sohne zu erkennen zu geben. Er beabsich tigte dies erst nach Abschluß der mit mir geplanten Aus« einandersetzung zu tun. Dem weiteren Inhalte entnahm ich, daß mein Bruder auf seiner Reise nach Afrika aller« dings Schiffbruch gelitten hatte, aber auf wunderbare Weise gerettet schließlich doch nach Afrika gelangt mar und sich dort in zwanzigjähriger Tätigkeit ein bedeuten des Vermögen erworben hatte. Hierauf nach Australien mit der Absicht zurückgekehrt, nunmehr seinen Sohn von dessen Pflegeeltern zurückzufordern, um endlich das lang ersehnte Vaterglück zu genießen, hörte er von dem Testa« mente, das ihn in seine vollen Rechte wieder einsetzte, zugleich aber, daß ich es beseitigt und sein Sohn behufs Auffindens jenes Testaments unter dem Namen Harry Skott bei mir die Stellung als Privatsekretär angenom men hatte und über das Ergebnis seiner Nachforschungen fortlaufend seinen juristischen Ratgebern, den Gebrü dern Barton in London, Bericht erstattete. Diese Mitteilungen bewogen meinen Bruder, so er« zählte er in dem Briefe weiter, unter dem Namen Henry Carruthers nach London zu reisen; er hat dort bei den Bartons Erkundigungen eingezogen und erfahren, daß ich an meinem fünfzigsten Geburtstage den Sohn Ralph Mainwarings testamentarisch zu meinem Erben er klären wolle. Hierauf reiste er nach Amerika, um mich zur Rechenschaft zu ziehen. Obwohl er mich nun an dem Nachmittag, wo er nach Schönciche kam, nicht antraf, war es ihm doch geglückt, mich zu sehen und sich zu über zeugen, daß unsere frühere Aehnlichkeit bis auf Bart und Tatsache, daß die Marianischen Kongregationen während der ersten zwei Jahrhunderte ibreS Bestehens ein rein jesuitisches, ausschließlich von der Gesellschaft Jesu verbreitetes und geleitete«, von ihr mit besonderer Vorliebe gepflegtes Institut gewesen sind." » Und weiter: „Die bisherige Betonung deS idealen Zwecks der Maria« nischen Kongregationen und ihrer segensreichen Wirkung auf die Sodalen steht nun keineswegs im Widerspruch mit der Be hauptung, daß diese Kongregationen ein wichtiges, vielleicht das wichtigste Werkzeug und Mittel gewesen sind, durch welches der Jesuitenorden seinen Einfluß verbreitet und seine Macht entfaltet hat. Man muß nur fcsthalten, daß die Macht stärkung des Jesuitenordens eine Wirkung, eine Begleit- und Folge erscheinung der Kongregationen gewesen ist, nicht aber der unmittel bare Zweck, zu welchem diese begründet und bestimmt waren. . . . Sie sind von ihm gegründet und gepflegt worden nicht um des Ordens und seiner Ai acht, sondern um der Kirche und der Förderung kirchlicher und religiös-sittlicher Zwecke (natürlich in jesuitischer Auf fassung) willen." „Die Richtigkeit unserer Unterscheidung zwischen dem eigent lichen positiven Zweck, für den die Kongregationen von den Jesuiten bestimmt waren, und der Rolle, die sie, gewissermaßen unwillkürlich als Träger de» jesuitischen Geistes, in der Geschichte gespielt haben, bestätigt sich bei der Frage nach ihrer Stellung und Bedeutung im konfessionellen Kanrpse. . . . Darüber, daß sie in der Hand der Jesuiten ein für den konfessionellen Frieden im paritätischen Staat gefährliches Werkzeug sein können, besteht ja kein Zweifel." Von größtem Interesse ist nun, WaS Werner über daS gegenwärtige Verhältnis zwischen Kongregationen und Jesuiten sagt. Mit der Aufhebung des Jesuitenordens nahm zwar auch die erste Blüte der Kongregationen ein Ende, aber sie verschwanden doch nicht ganz. Dieser Notzustand endigte aber sofort mit der Wiedererrichtung der Gesellschaft Jesu. „Von einschneidender Bedeutung ist nun ein weiterer Erlaß LeoS XU., das Reskript vom 7. März 1825. Durch dieses ermächtigte der Papst den Jesuitengcneral, in Zukunft jede kanonisch (d. h. in diesem Falle: mit Zustimmung des Diözesanbischofs) errichtete Marianische Kongregation, gleich viel wo nnd von wem sie gegründet sei, auf ihr An suchen der römischen Erzbruderschaft einzuverleiben." Werner läßt nun die Frage offen, ob diese Gerechtsame in der Praxis zu Gunsten der Jesuiten ausgeschlagen ist; geplant war sie jedenfalls zu ihrem Vorteil, auch wenn sie den Kongregationen eine gewisse Unabhängigkeit verlieb. „Die Redner des Zentrums im Abgeordnetenhause, die den Studtschen Erlaß verteidigten, und der Minister selbst haben diese letztere Auffassung vertreten; sie wird, wie eS scheint, unterstützt durch die tatsächliche Beschaffenheit wenigstens eines Teiles der gegenwärtig in Deutschland bestehenden Sodalitäten." Haar immer noch dieselbe war. Da er diese Aehnlichkeit benützen wollte, um mir gegenüber nicht den geringsten Zweifel betreffs seiner Persönlichkeit zu lassen, ließ er sich den Bart abnehmen und sein Haar genau so schnei den, wie ich es trug. Der Brief floß über von väterlicher Liebe und schilderte besonders ergreifend den schweren Kampf, den es ihm, dem Vater, gekostet hatte, seine Gefühle zu be herrschen, als er an dem Nachmittage seines Besuches in Schöneiche dem Sohne gegenüberstand. Ich muß be kennen, daß gerade diese letzten, so liebevollen Ergüsse meines Bruders, in denen mir sein ganzes edles, war mes Herz wieder lebendig vor Augen trat, meine Gc- wissensqualen bis zur Unerträglichkeit steigerten. Ich brachte es nicht über mich, den Brief zu vernichten nnd wünsche, daß er meinem Neffen bald übergeben werde. Daß die Todeswunde, die ich mir in dem Augen- blick beibrachte, wo meine Verfolger bei mir ein drangen, mein elendes Leben nicht sofort endete, beklage ich nicht. Es ist mir ein Trost und eine Beruhigung, noch Zeit gehabt zu haben, dieses Bekenntnis abzulegen und damit wenigstens einigermaßen die schwere Schuld meines verbrecherischen Lebens zu sühnen. Ich danke Gott, mit dem Bewußtsein scheiden zu können, daß das Testament, das mein Vater auf dem Sterbebette zu Gunsten meines unabsichtlich durch meine Hand getöteten Bruders machte und das ich betrü^erischerweise verheim lichte, nun doch in dem Sohne meines Bruders, meinem Neffen, Harold Skott Mainwaring, seinen rechtmäßigen Erben finden wird. Möge der Tod mich nun erlösen und ich Gnade finden! „Unterzeichnet und bezeugt", schloß Herr Montague, „von Hugh Mainwaring, William Barton, M. D. Mon tague, Joseph Sturgis, Wundarzt, M. I. Wheating, Wundarzt, D. Firson und C. D. Merrick." Hierauf wurde der aus dem See aufgefischte, ver rostete Metallkasten mit den darin gefundenen Schlüsseln und dem blutigen Taschentuch vorgezeigt und Harold sowie der alte Diener James Wilson noch einmal kurz vernommen. Die daran sich anschließende weitere Ver handlung war nur noch eine bloße Form. Der Vor- sitzende schloß die Beweisführung und erteilte den Ver teidigern das Wort zu ihren Plaidoyers. Herr Whitney aber, den das Bekenntnis seines alten Freundes tief be wegt hatte, verzichtete auf das Wort. Aller Äugen richteten sich nun auf Herrn Suther land. Dieser erhob sich, prüfte kurz mit einem forschen- den Blick die Gesichter der Geschworenen und wandte I sich dann mit laut hallender Stimme an den Ober- richter: „Euer Gnaden, ich habe den von uns gelieferten Auf Grund dieser sicher äußerst vorsichtig formulierten Beurteilung kommt dann Werner zn folgendem praktischen Ergebnis: „Wenn ich auf Grund dieser historischen Untersuchung ein Urteil über die „Gefährlichkeit" der Kongregationen wagen soll, dabei aber von den besonderen gegen die Schülerkongregationen erhobenen pädagogischen Bedenken, über die zu urteilen außer halb meiner Kompetenz und Aufgabe liegt, absehe, so würde ich meinen: In jenen sozusagen nivellierten Kongregationen sind nicht bedenkliche, sondern für die katholische Seelsorge segens reich wirkende Einrichtungen zu erblicken. Bedenklich nnd für den konfessionellen Frieden gefährlich werden die Sodali- täten sein, wenn ihre Leitung wieder in die Hände der Jesuiten geriete nnd sie infolge dessen nicht mehr nur ihrem anerkennenswerten positiven Zweck, sondern zugleich als Kanäle zur Verbreitung de» jesuitischen Geistes dienen würden. Die Möglich keit liegt nicht fern. Um die Sodalitäten wieder zu erobern, sind ja nicht Niederlassungen des Ordens erforderlich, sondern ge nügtes, wenn einzelne Jesuiten die Leitung in den einzelnen Kongre gationen gewinnen. Daß die Jesuiten das wünschen, ist im Grunde selbstverständlich. ... Die Jesuiten werden dankbar sein, daß man während ihrer Exilierung die Kongregationen erhielt und pflegte, und werden diese alsbald nicht nur wieder zur alten Eigenart gestalten, sondern auch mit ihrem Sondergeiste er füllen. Das muß nicht so kommen, aber eS kann sehr leicht so werden. Deshalb wird, wenn man aus den gegenwärtigen unklaren Verhältnissen der Marianischen Sodalitäten heraus einen Blick in deren Zukunft wagt, die Bedeutung der gleichzeitig mit dem Studtschen Erlaß erfolgten Abbröckelung des deutschen Jesuiten- gesetzes nicht gering anzuschlagen sein." Der Leipziger Gelehrte hat mit seinen Studien zur Aufklärung über den Charakter der Kongregationen ein gut Teil beigetragen und eine verdienstvolle Arbeit geliefert, umsomehr, al« ihr von keiner Seite der Vorwurf engherziger Parteilichkeit gemacht werden kann. vrr HuMa»a Ser sieter». Da» Gefecht von Alein-Varmen. Am 4. März wurde bei Klein-Barmen unter Leitung des Hauptmanns Puder, die 2. Kompagnie des See bataillons (Führer: Hauptmann Schering), die 5. Feld kompagnie (Führer: Leutnant v. Rosenberg), die Lan- dungsabteilung „Habicht" (Oberleutnant z. S. Samuelsen), 30 Reiter unter Oberleutnant Ritter, und die Artillerie-Abteilung unter Leutnant z. S. Rümann, den Herero ein schweres Gefecht geliefert. Eine un- gemein fesselnde Schilderung dieses Kampfes entnimmt das „Mil.-W.-Bl." einem Privatbriefe des Leutnants v. Rosenberg, der daran einen besonders ruhmreichen An teil gehabt hat. Es ist überaus dankenswert, daß das „M i l i tä r - W oche n b la tt" diesen Privatbrief des tapferen, bei Onganjira tödlich verwundeten Offiziers vollständig zum Abdruck bringt. Denn die Schwie rigkeiten des Kampfes in Südwestafrika, die Ent- behrunqen, die Strapazen auf dem Marsche, die Ver schlagenheit und Grausamkeit des Feindes, zugleich aber auch die Tapferkeit und Aufopferungsfähigkeit unserer Truppen werden in dem Briese des Leutnants v. Rosen berg ungemein plastisch veranschaulicht. Im Nachstehen- den geben wir einige der charakteristischsten Ausführungen des Leutnants v. Rosenberg wieder. „Wie entsetzlich anstrengend", so schreibt er, „ein solches Gefecht in dieser Gegend ist, kann man sich nicht vorstellen. Meine Sachen waren, wie die meiner Leute, vollständig zer rissen, auch Hände und Gesicht waren gang von Dornen zer schnitten, so daß wir teilweise verbunden wurden. In der wahnsinnigen Mittagshitze dieser südlichen Breiten, die einem senkrecht in das Genick prallt, waren wir die letzten Stunden ohne Wasser und hatten seit dem Abend vorher nichts im Magen. Meine Stiefel, ebenso wie die vieler anderer, waren durch das Klettern vorn durchgestoßen.., denn die Felsen sind messerscharf an den Kanten, von der Hitze glühend heiß..» und die 5 Zentimeter langen Dornen — da» einzige, was hier in Massen wächst — sind wie aus Stahl. Wir waren so furcht bar erschöpft von den 6 -Stunden, daß bei Einigen Erbrechen eintrat.... Und nun denkt nicht, ich sei ein Held. Hier sind Leute, die viel mehr geleistet haben, von denen aber in der Heimat niemand etwas weiß. Manist ein Erdenwurm gegenalle diese Leute, Liealten Schutztrupp- ler, die wirklich alle Helden sind. Ehe ich es ihnen gleichmachen kann, muß ich noch viel mehr leisten. Hier entbrennt ein Riesenehrgeiz, aber nicht im Stre ben nach Stellungen, sondern in Leistungen persönlichen Mute s." Leutnant v. Rosenberg hat als Führer der 5. Feld- kompagnie durch sein tapferes Verhalten sehr wesentlich zum Erfolge des Gefechts bei Klein-Barmen beigetragen. Seine Bescheidenheit mutet deshalb doppelt sym pathisch an. Aber nicht nur dieser Zug, nicht nur seine militärische Tüchtigkeit, sondern vor allem die Gesamtanschauung der Menschen und Dringe, die aus feinem Briefe spricht, zeigen den vorzüglichen Geist unserer nach Südwestafrika hinausgegangenen Zungen Offiziere. Die sozialdemokratische Presse gefällt sich darin, unsere in den Kolonien kämpfenden Offiziere als mehr oder weniger blutgierige un- bramar basierende Individuen auszugcben; der Brief des Leut- nants v. Rosenberg widerlegt in jeder Beziehung Schmäh- reden solcher und ähnlicher Art bündiger, als es manche andere Darstellung vermag. Die Lntschädig«ng»frage. Zur Frage der Entschädigungen macht die „Dtsch. Kolo nial,tg." die folgenden, unserer Ansicht nach sehr zutreffenden Ausführungen: „Nach der dem Reichstage vorgelegten Denkschrift über die Ent- Wicklung der deutschen Schutzgebiete wird angenommen, daß für den, der als Siedler in Südwestafrika anfangen will, ein Kapital von 16000 .SS nötig ist. Wenn nur 100 dieser Kategotte, die durch den WaS Beweisen nichts hinzuzufügen und stelle Ihnen das Ur- teil ohne weiteres anheim." Die Geschworenen zogen sich zurück. Nach kaum zehn Minuten betraten sie wieder den Saal, und der Obmann verkündete: „Die von dem Kläger gegen Harold Skott Main waring erhobenen Beschuldigungen haben sich durchwegs als nichtig erwiesen. Der Angeklagte Harold Skott Mainwaring hat in allen Punkten die Beweise für sein Recht erbracht und ist dementsprechend der einzige recht- mäßige Erbe der in dem vorgelegten Testamente be zeichneten Hinterlassenschaft des Ralph Maxwell Main waring." Ein brausender Beifallssturm des Publikums folgte dem Spruche des Obmanns. Zehn Tage waren vergangen. Die Sonne eines heiteren Dczembertages lachte in das Turmzimmer des Schöneicher Schlosses und umfaßte mit ihren Strahlen Harold und Lizzy, die vor wenigen Stunden am Altar die Ringe gewechselt hatten. Die Trauung war in An- betracht der Trauer nur in Gegenwart der Angehörigen und einiger amerikanischer Freunde ganz in der Stille vollzogen worden, und zetzt lag im Hafen der Dainpfer bereit, der noch am Abend das glückliche Paar nach der Heimat und die Leichen von Harolds Vater und von Hugh zu ihrer Ruhestätte nach England führen sollte. Harold hatte soeben seiner jungen Frau den Brief vorgelesen, den sein Vater noch kurz vor seinem Tode an dem Pult geschrieben hatte, vor dem sie saßen. „Wie er dich geliebt hat, Harold!" sagte sie mit er- stickter Stimme. „Ja", nickte er traurig, „und nun wirst du auch verstehen, was zu sagen ich dir noch schuldig bin seit unserem Verlobungstage in London, wo ich dir so rätsel haft erschien. Sieh einmal hier." Er entnahm seinem Notizbuche ein kleines Stück Löschpapier, das den Abdruck von Schriftzügen zeigte, und hielt einen kleinen Handspiegel darüber. steht da?" Sie las: „Dein dich liebender Vater Harold Skott Mainwaring. „Nun höre. Dieses Stück Löschpapier habe ich einige Tage nach dem Morde von der Schreibunterlage des vor dir stehenden Pultes losgerissen, nachdem ich -en Ab druck, der mir ausgefallen war, ebenfalls mittels eines Spiegels geprüft hatte. Du kannst dir vorstcllen, was ich empfand, als ich die mir bekannte Handschrift meines aber vor mir, und unter all den wirren Bildern, die die Entdeckung in mir schuf, erschien mir das am klarsten, daß er gekommen war, Rechenschaft von seinem Bruder zu fordern. Wenn diese Vermutung zutraf, so lag auch die Sicherheit nahe, daß die Begegnung beider Brpder zu einem äußerst heftigen Zusammenstoß geführt hatte. Dieser aber mußte erfolgt sein, kurz nachdem ich Hugh Mainwaring verlassen hatte. Dafür sprach alles und nicht zum wenigsten die Aussage von Frau La Grange, die meine Stimme im heftigen Streit mit Hugh erkannt haben wollte. Genug, ich wurde den furchtbaren Ge danken nicht mehr los, daß mein Vater im Zorn zum Mörder geworden sein könnte. Die Ungewißheit hierüber verzehrte mich und trieb mich zu der plötzlichen Abreise nach England. Ich wollte um jeden Preis Ge wißheit erlangen, und dazu bedurfte ich des besonderen Rates meiner Anwälte. Mein eigenes Denken war zu verworren. Nur das eine stand bei mir sest: lieber alle Schmach der Tat auf mich zu nehmen und selbst in den Tod zu gehen, als auch nur den Schatten eines Ver dachtes auf meinem Vater zu lassen. Hiermit wollte ich ihm die Liebe zu erkennen geben, die ich ihm niemals von Angesicht hatte zeigen können. Das war es, was ich selbst dir, mein Kind, damals nicht sagen konnte, so sehr mein Herz auch darunter litt." „Ach, du Lieber, Einziger, ja, jetzt verstehe ich dich", lächelte sie durch Tränen. „Wie mußt du gelitten haben! — Und wann erfuhrst du die Wahrheit?" Bald nach meiner Rückkehr nach New Aork durch Frau La Grange, meine Mutter. Sie hatte in der Leiche, die alle für die HughS gehalten hatten, meinen Vater erkannt." „Und nun, mein herziges Weib", fuhr er, sie zart- lich an sich ziehend, fort, „nun, nachdem du alles weißt, wollen wir nicht mehr daran denken, was hinter uns liegt, sondern freudig der Zukunft, unserem Glück ent gegensehen." „Ja, das wollen wir", rief die junge Frau voller Seligkeit. „Komm, laß uus schnell noch einen Blick auf alles werfen, was wir wohl niemals Wiedersehen werden, und dann nur die Erinnerung mit uns nehmen, -aß unter allen Schrecken dieses Hauses dock, unsere Liebe hier erblühte und " Ein inniger Kuß schloß ihr -en Mund. Er setzte fort: „und mich vereinte mit -em Engel, -en mir der Himmel sandte und an dessen Seite ick, jetzt alle Leiden meines Lebens vergessen werde." Arm in Arm mit vom Glück leuchtenden Gesichtern ,, , - . - " - - .verließ das junge Paar das Zimmer. Der Abend sah schon lange tot geglaubten Vaters erkannte. Er hatte I es schon auf -ober See — nach Osten, heimwärts an dem Pulte geschrieben, lebte also. Zuerst vermochte I steuern-. ich das Unglaubliche gar nicht zu fassen, der Beweis lag > End«.
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