Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040510018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904051001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904051001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-10
- Monat1904-05
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS-PreiS <« der Hauptexpedttiou oder deren AuSgabe- strllen avgeholt: vierteljährlich 3.—, bet zweimaliger täglicher Anstellung in« Hau« 3.7Ü. Durch di» Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich ^tl 4.K0, für die übrigen Länder laut Zeitvng«prei«liste. NeAnktiv»: JohanniSaasse 8. Sprechstunde: k—Uhr Nachm. Fernsprecher: 1K3. Ektzedttt««: Johannisgasse 8. Fernsprecher: SL. FUtalerpedtttone«: Alfred Hahn.Buchhandlg.,UniversitSt«str.S (Fernspr. Nr. 4O4S), L. Lösche, Katharinen straß« 14 (Fernsprecher Nr. 293k > u. König«. Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7SOS). Haupt-Filiale Dresden: Marienstroße 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, tzerzgl.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße 10(FrrnjprecherAmtVI Nr.4603.) Sir. 236. Morgen-Ausgabe. KWMrMgMlüt Anzeiger. Ämtsvtatt des Königlichen Land- unö des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und des Notizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Dienstag den 10. Mai 1904. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 7K nach den Familiennach ¬ richten (6 gespalten) KO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahmr 2K -rtra-Vetlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbefvrderung 70.—. Aunahmrschluß für Anzeigen: Abeud-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gabr: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von 8. Pol; in Leipzig (Inh. l)r. V., R. L W. Klinkhardt). 98. Jahrgang. Var Wichtigste vom Lage. * Frau Prinzessin Johann Georg von Sachsen hat sich in die Königliche Frauenklinik in Dresden begeben, um sich einer Operation zu unterziehen. *-Die Sächsische Erste Kammer beschloß mit 2l gegen l8 Stimmen, die Petition der städtischen Kollegien zu Leipzig um Gestattung der fakultativen Feuer bestattung auf sich beruhen zu lassen. Die 4. De putation hatte Ueberweisung an die Regierung zur Kenntnis nahme beantragt. * Reichskanzler Graf Bülow dementierte gestern im Reichstage die Melkung, daß der Kaiser an den Zaren telegraphiert habe: „Russische Trauer ist deutsche Trauer". - Im Reichstage erklärte gestern Reichsscbatzsekretär Frhr. v. Stengel im Auftrage de« Bundesrats, die ver bündeten Regierungen würden der ReickSfinanzreform- vorlage in der Form, wie sie vom Reichstage in zweiter Lesung angenommen worden ist, zustimmen. Daraus wurde nach kurzer Debatte die Borlage in dritter Lesung unver ändert angenommen, so daß damit die Neicbsfinanz- reform zustande gekommen ist. * Oberst Leut wein ist nach einer Zeitungsmeldung entschlossen, sofort nach Uebergabe der Geschäfte an General leutnant v. Trotha nach Deutschland zu gehen. * Die Japaner sollen auch Dalny eingeschlossen haben. * Die Petersburger „Nowosti" regen an, die europäische Diplomatie möge China eine Gebietsbesetzung an kündigen, falls es irgend eine kriegerische Einmischung zulafse. tzuertreibereien. Die Ueberzeugung von der Notwendigkeit eines ein heitlichen Kampfes gegen die Sozialdemokratie hat seit den letzten Reichstagswahlcn an Kraft und Ausbreitung gewonnen. Bei den Brutalitäten des Dresdener Partei tags, bei der ungeschminkten Kriegserklärung Bebels an das Bürgertum wäre es eine unverzeihliche Schwäche, wenn das Bürgertum sich nicht mit aller Energie seiner Haut zu wehren und den Gegner so weit als irgend mög- lich zurückzuwerfen suchte. Tas ist ja auch an einzelnen Punkten mit Erfolg geschehen. In Zschopau-Marienberg haben die Sozialdemokraten eine Niederlage erlitten; in Altenburg desgleichen. Es tat nichts, daß das eine Mal ein Antisemit, das andere Mal ein Konservativer den Sieg einheimsen konnte, weil sich die große Masse des Bürgertums sagte, daß es vor allem darauf ankomme, der Sozialdemokratie ein Halt zuzurufen. Nur durch Einigkeit und Selbstlosigkeit der bürger lichen Parteien konnte die Zahl der sozialdemokratischen Mandate von 81 auf 79 vermindert werden. Jetzt steht abermals eine Nachwahl bevor. In Frankfurt a. O.- Lebus, das erst im vorigen Jahre an die Sozialdemokratie verloren gegangen ist, muß am 13. Mai infolge der Un gültigkeitserklärung der Wahl des Abg. Braun von neuem gewählt werden. Es ist eigentlich selbstverständlich, daß die Zurückeroberung des Wahlkreises nur möglich ist, wenn die bürgerlichen Parteien geschlossen vorgehen. In diesem Falle darf man aber auf einen Erfolg fast mit Sicherheit rechnen, da die sozialdemokratische Mehrheit ohnehin nicht groß war, und da Braun, den die Genossen nur der Not gehorchend wieder aufstellten, in seiner Partei selbst sich nur sehr geringer Sympathien erfreut. Vom Standpunkte des Bürgertums aus konnte keine glücklichere Kandidatur gefunden werden, als in der Per son Ernst Bassormanns, des bewährten Redners, des mannhaften Patrioten. Nun mag zugegeben werden, daß für jede Partei eine gewisse Dosis von Entsagung nötig ist, den Kandidaten einer anderen Partei zu wählen. Aber ohne Entsagung geht es im politischen Leben überhaupt nicht. Das sahen auch die im Wahlkreise ziemlich stark vertretenen Freisinnigen ein, die freudig für die Wahl Bassermanns eintraten; das sahen ebenso die Konserva- tiven in Frankfurt-Lebus ein, die gleichfalls die Kandi- datur Bassermann akzeptierten. So schien alles im besten Gange zu sein, um den zwei bisherigen Siegen über die Sozialdemokratie einen dritten hinzuzufügen. Aber man hatte die Rechnung ohne den Bund der Landwirte und die ihm verbündeten Antisemiten gemacht. Diese beiden Parteien, denen das Bürgertum soeben erst in Zschopau und Altenburg zwei neue Sitze verschafft hatte, halten die Gelegenheit für geeignet, dem Bürger tum einen Knüttel zwischen die Beine zu werfen. Acht Tage vor der Wahl haben sie in der Person des bündle- risch-antisemitischen Herrn v. Jagwitz einen Gegen- kandiüaten aufgestellt und dadurch Unordnung in die Reihen der bürgerlichen Parteien gebracht. Man braucht gar nicht anzunehmen, daß es in der Absicht der Bündler und Antisemiten gelegen habe, die Kandidatur Basser- mann zu Falle zu bringen, obgleich die antisemitische Presse mit ungewöhnlicher Gehässigkeit über Bassermann herfällt. Genug, wenn nur die ungewollte Wirkung dahin führt, das Bürgertum zu zersplittern und ohnmächtig werden zu lasten. Die Folgen dieser schweren Disziplinwidrigkeit wer den nicht auf sich warten lassen. Hätte sonst vonHen bür- gerlichen Parteien mit geschlossener Front gekämpft wer- den können, so ist jetzt der Liberalismus genötigt, sich nach zwei Seiten zu wenden. Dadurch wird zweifellos der gegen die Sozialdemokratie gerichtete Elan abgeschwächt. Wir hoffen, daß es Bassermann trotzdem gelingt, als Sieger aus dem Kampfe hervorzugehen; aber unter allen Umständen wird durch die Kandidatur v. Jagwitz eine Stichwahl nötig, während sonst die Entscheidung schon in der Hauptwahl gefallen wäre. Und wenn selbst die Wähler des antisemitischen Kandidaten bei der Stichwahl für den liberalen Kandidaten mobil gemacht werden, so bleibt von einem Wahlkampfe immer ein Rest von Ver bitterung übrig, der der gemeinsamen Sache schaden muß. Die bürgerlichen Parteien haben wieder einmal bewiesen, wie viel ihnen noch an der so notwendigen Disziplin fehlt. Man könnte den Vorgang in Frankfurt-Lebus leichter nehmen, wenn er vereinzelt dastände. Aber er ist leider nur ein Glied in einer langen Kette. Immer wieder muß die betrübende Erfahrung gemacht werden, daß die ge meinsamen Ziele vergessen werden, weil diese oder jene Fraktion nicht auf ihre Rechnung zu kommen fürchtet. Und doch, welchen kläglichen Eindruck macht es, wenn die nationale Begeisterung von einzelnen politischen Rich tungen dazu mißbraucht wird, an dem heiligen Feuer ihr Parteisüppchen zu kochen. Da kann es nicht Wunder nehmen, wenn eine momentane Aufwallung großen > Empfindens schließlich wirkungslos verpufft. Die Masse des Bürgertums aber, immer wieder umsonst mobil ge macht, wird schließlich gleichgültig und läßt sich nicht mehr aus ihrer Lethargie aufrütteln, auch wenn der Feind vor den Toren steht. Darüber muß man sich ja überhaupt klar fein, daß mit der Bekämpfung der sozialdemokratischen Gefahr nicht gewartet werden darf, bis jeder Stand und Beruf, jede Partei und Fraktion erst alle ihre Wünsche und Forde rungen durchgesetzt hat. Und doch wird immer wieder das eigene Interesse dem allgemeinen vorgeschoben. Beson ders der Bund der Landwirte stellt immer wieder neue Be dingungen, ehe er sich mit den anderen Parteien in Reih und Glied stellen will. Da sollen erst die Handelsverträge gekündigt, da soll erst dem Mittelstand auf die Beine ge holfen werden, wenn er mittun soll. Andere Richtungen wollen erst das Reichstagswahlrecht ändern, wieder andere versagen sich dem gemeinsamen Kampfe, so lange nicht die Regierung ein Ausnahmegesetz gegen die Sozialdemo kratie durchdrückt. Das alles sind doch schließlich nur Utopien, die von der Wirklichkeit ablenken. Wer sich auf den Boden der nüchternen Tatsachen stellt, der wird sich durch seine Sonderwünsche nicht beeinflussen lassen, sich als dienendes Glied dem Ganzen anzuschlicßen. Wo eS sich um eine im eminenten Sinne soziale Aufgabe han delt, da muß es heißen: Das Vaterland, nicht die Partei! Es ist bezeichnend, daß die Bündler und Antisemiten jetzt gerade dem Manne ein Bein zu stellen suchen, der diesen Grundsatz mit besonderer Begeisterung an die Spitze seiner politischen Ziele gestellt hat. Man hat dem deutschen Volle nicht mit Unrecht vor geworfen, daß es zur Politik kein Talent habe. Bis- weilen hat es trotzdem gezeigt, daß es auch einig sein kann. Aber sobald die Zeiten des Aufschwungs vorüber sind, kommt auch wieder der innere Hader, der Streit über Nebensachen, unter denen die Hauptsache leidet. Die Quertreibereien in Frankfurt-Lebus sind dafür ein recht betrübendes Beispiel. Die Folgen werden auf diejenigen zurückfallen, die sich ihrer nationalen Pflicht entzogen haben. ver AuManS Ser Herero. Leutrvein zum Rücktritt entschlossen? Der Korrespondent deS „L.-A." in Windhuk tele graphiert: Wie ich anS absolut sicherer Quelle erfahren, hat Gouverneur Leutwein beschlossen, gleich nach Ueber gabe der Geschäfte an den General von Trotha, der am 7. Juli in Swakopmund landen wird, nach Deutschland zu gehen. Die Elite alter Afrikaner erblickt hierin eine eminente Gefahr für ganz Deutfch-Südwest-Afrika, da sein Fortgehen oder Rücktritt unbedingt den sofortigen Abfall aller bisher treu gebliebenen Stämme, einschließlich derjenigen im Süden, bedeuten würde. Die Truppen verlieren damit zugleich ihr unentbehrliches Treiber und Wächterpersonal, das von unS trefflich bewaffnet ist, eS würde außerdem zu den schlimmsten Mordtaten bereit sein. Die Situation ist demgemäß sehr ernst. »i Trier, 9. Mai. Der Garnisonälteste meldete dem General leutnant von Trotha: 400 Freiwillige von der hiesigen Garnison meldeten sich nach Deutsch-Südwest-Afrika. 150, die angenommen wurden, reisen in dieser Woche ab. ver rurrirch-iapanirche Weg. Die Sperrung jssert Arthurs ist trotz eines russischen Dementis unzweifelhafte Tat sache. Nur kleine Schiffe können, wie schon gemeldet, die Einfabrt passieren. Jedoch hat die Sperrung den Japanern erheblich mehr Opfer gekostet, als die mißglückten Sperr versuche. Dem „L.-A." zufolge sagt Admiral Tago darüber in seinem Berichte: Die Schiffe des japanischen Geschwaders suchten nach den Aktionen in allen Richtungen nach den Ueberlebenden von den Sperrschiffen, vermochten aber des dichten Nebels wegen dieselben nicht zu finden. Diese letzte Expedüion, fährt Tago fort, hat sich zu einem großen, von Heroismus getragenem Drama gestaltet. Die Verluste sind viel größer als bei den bleiben früheren Sperrversuchen. Das stürmische Wetter erwies sich al- ein wertvoller Bundesgenosse der Ruffen. Mit tiefstem Be dauern ist zu berichten, daß von den Besatzungen von vier Schiffen keine einzige Person gerettet werden konnte: nicht einmal die Kunde von ihren letzten heroischen Taten ist uns überliefert worden. Daluy eiugeschloffeu. Nach Meldungen englischer Blätter haben die Japaner auch Dalny bereits eingeschlossen. Lhiua, Ruhlaud und die Machte. Ueberzeugt, daß Japan im Kriege mit Rußland auf China rechne, mit welchem e« zweifellos einen geheimen Ver trag abgeschlossen habe, rufen die Petersburger „Nowosti" die europäische Diplomatie zur einmütigen Abwehr der allen in China interessierten Staaten drohenden Gefahr und zu solidarischen Maßregeln behufs Lokalisierung des Krieges auf. Eine solche Maßregel habe in der an die chinesische Regierung gerichteten Erklärung zu bestehen, daß die vereinigten Streitkräfte der europäischen Mächte, nicht etwa Abteilungen, sondern eine ganze Koalitionsarmee, das chinesische Gebiet besetzen würden, falls die chinesische Regierung irgend eine kriegerische Aktion zulaste, möge dieselbe von ihr direkt, ihren ungehorsamen Generalen oder ihren Untertanen ausgeben. Es handele sich um die Integrität aller europäischen Besitzungen im fernen Osten. Gleichmut in diesem Falle sei geradezu ein Ver brechen. Dee errsfifche Aee«zee „Bojarin" -och verloren? Dem Pariser nationalistischen „Eclair", dessen Kriegs berichte durchaus in russenfreundlichem Geiste gehalten sind, übermittelt sein Petersburger Spezialbcrichterstatter die folgende sensationelle Meldung: Es ist erst jetzt gelungen, verbürgte Einzelheiten über den bisher verschwiegenen Untergang des geschützten Kreuzers .Bojarin", der von Seite des Marineministeriums bis jetzt hart näckig in Abrede gestellt wurde, der Oeffentlichkeit zu erschließen. Auf Grund von Mitteilungen eines hochstehenden Offiziers kann ich melden: Um die allgemeine Zuversicht in die Flotte nichl noch mehr zu erschüttern, als es nach den ersten Unglücksfällen ohne Schuld der maßgebenden Faktoren geschah, hat man be schlossen, das Unglück des „Bojarin" in den Akten des Krieg-- ministerialarchivs zu begraben. — Niemand — auch unter den sonst Eingeweihten — ahnte eine Zeitlang, daß an jenem Tage, da der „Jenissei" in der Bucht von Dalny nnterging, in der gleichen Bucht auch der „Bojarin" auf eine eigene Mine auflief. Durch die Explosion wurden Steuer und Schraube derart beschädigt, daß das Schiff der Führung nicht mehr gehorchen konnte. Der Komman dant befürchtete, durch die starke Brise ein zweites Mal willenlos auf die mörderische Mine getrieben zu werden und mit der 380 Mann zählenden Mannschaft einen unnützen und rühmlosen Tod zu finden. Nach kurzer Ueberlegung setzte er daher die Boote aus und erreichte mit der ganzen Bemannung unversehrt das Land. Der „Bojarin" hielt sich noch drei Tage als Wrack über Wasser Feuilleton. Theater. 8 vereinigte Theater: Leipziger Schauspielhaus na« Theater am Thomasring. Am 1. September wird da« jetzige Zentralthealer unter dem Namen „Theater am Thomasring" als Schauspielhaus eröffnet. Die Direktion dieser neuen Schauspiel bühne in Leipzig übernimmt bekanntlich Herr Direktor Anton Harlmann, der gleichzeitig sein Leipziger Schauspielhaus in der Sophienstraße in dishenger Weise weiter leitet. Das Repertoire wird in beiden Theatern ein streng getrenntes sein, es wurde »in doppelte« Künstlerperjonal engagiert, welches indessen sür beide Theater vervflichtet wurde. Bieliacken Wünschen entlprechend, wird für da« neue Theater am Thoinasring ein Abonnementstag ein geführt; dafür ist der Dienstag in Aussicht genommen. Di« Abonnementstage im Schaujpielhause werden wir bisher und unter denselben Bedingungen beibehalten. Bestellungen werden schon jetzt entgegengrnommen. Das Theater am ThoinaSring wird voll- ständig mit neuen Dekorationen versehen und auch der Zuschauer raum erfährt eine entsprechende Veränderung, wobei auch di« Garderobenräume berücksichtigt werden. ** Fort mit »er Thraterzensur! Der Drutsch« Goethe- Bund hat neuerdings eine Eingabe an den Reichstag um rrichs- gesetzlich« Beseitigung der Theatrrzensur gerichtet. 6 L. von he« italienischen vühuen. Aus Mailand schreibt man un«: Enrico Nani, der bekanntlich Beyerleins „Zapfenstreich" ins Italienische übersetzt hat, will sich jetzt an Sudermanns ,^Sturmgejellen Sokrates" heranmachen und da- Stück sür Novelli übersetzen. Ein Mailänder Blatt, daß diese Nachricht verbreitet, fügt empfehlend hinzu: „Mit „Sokrates" leitete Sudermann eine neue Arra seine« künstlerischen Schaffens ein, und das Stück sand den einstimmigen Beifall des deutschen Publikum« und der deutschen Kritik." — Bor einiger Zett wurde in Turin ein dramatischer Wettbewerb au-grschrieben: das beste Theaterstück im piemontesischen Dialekt sollte einen Preis erhalten. Der Wett bewerb ist aber gründlich mißlungen, nicht zum wenigsten infolge de« sehr merkwürdigen Verhalten« der Preisrichter. Jetzt schreibt der Abgeordnete Tommaso Villa einen neuen, gleichartigen Wettbewerb aus. Die Dichter können für ihre Dramen irgend ein beliebiges Thema wählen; Bedingung ist nur. Laß die Stücke in piemontesischer Mundart geschrieben sein müssen. Das beste Stück soll einen Preis von 1000 Lire erhalten. — Die soeben aus Amerika zurückgekehrte Theatergesrllschaft Maggi-Della Guardia will mit der Komödie „Das Ewig-Weibliche" von Robert Misch eine Kunstfahrt durch ganz Italien unternehmen. Mrrkk. Mrrfikattscher Aben- -er Frau Marie Unger-Haupt. Der von unserer hochangesehenen Gesangsmeisterin Frau M. Unger^Haupt veranstaltete musikalische Abenü bot ein geschmackvoll aufgestelltes Programm von 15 Nummern („ihr macht's zu viel, ihr Kinder Levi!" heißt es Mosis 4, 161) und Leistungen, die aufs neue be zeugten, daß Genannte mit ihren pädagogischen Be mühungen um Tonbildung, schönen Reglsterausgleich, Vermeioung von Tremolieren und Forcieren der Stimme ausgezeichnete Erfolge zu erzielen weiß. Mit besonderem Lobe sei auch der durchgängig gebotenen guten Aus- spräche sämtlicher Eleven gedacht, ein Vorzug, der sich in der Praxis zuweilen leicht verliert. Allen voran sei Herr Fr. Boos-Hanau (bereits für das Deutsche Theater in Prag verpflichtet) genannt, ein trefflicher Bariton, der sich seit Jahresfrist sehr vervollkommnet hat und mit schonen Stimmitteln gereifte musikalische Einsicht verbindet. Auch im MSHulschen Duett traten Herrn Boos' Vorzüge glän- zend zu Tage, aber auch seine Partnerin, Frl. M. Schütz- Leipzig, erfreute, wie schon früher, mit ihrem fein gebildeten Mezzosopran und bot auch später mit dem Vortrag mehrerer moderner Lieder wirklich künstlerischen Genuß. Neu war für uns Frl. Marg. Sill-KarlSrube, deren bohcr Sovran ausgiebigste Klangfülle besitzt, schön timbriert ist und zu großen Hoffnungen berechtigt Der Vortrag selbst brachte vorläufig noch manches Angelernte, nicht eigen Empfundenes. Sehr gute Fortschritte haben die Damen Joh. Schirmer-Leipzig und CH. Noack-Halle zu verzeichnen, deren Leistungen wir bereits im Vorjahre eingehend besprochen haben. Frl. Schirmer dürfte von anderen um ihre pastose, sympathische Altstimme leicht beneidet werden, und es bleibt nur der Wunsch offen, daß sie in noch höherem Grade als bisher innerlich Erlebtes und Erschautes zum Ausdruck brächte. Frl. Noack müßte vielleicht das und jenes noch dramatischer und energischer zu gestalten suchen. In dieser Beziehung bot Frau Franke-Rocke in zwei Lisztschen Liedern Treffliches, ge sanglich eine sehr beachtenswerte Leistung, ebenso wahr empfunden als überzeugend dargestellt. Gleiches Lob verdiente der mit Frl. Sill gebotene Vortrag eines Spohrschen Duetts, dem musikalische Empfindung und innerliche Belebung nachzurühmcn ist. Aufs angenehmste berührte die Wiedergabe einer Mozartschen Slrie durch Frl. G. Bergner-Leipzig, wohl eine der musikalischsten Leistungen des Abends überhaupt. Die Dame hat an Ausdrucksvermögen sehr gewonnen und ungeahnte Fort- schritte gemacht. Von guter Wirkung war auch der ungarische Tanz von Brahms-Viardot, den sie mit Frl. Schütz zum Besten gab, wenngleich man hier noch ein PluS an Verve und Leidenschaft erwarten durfte. Sehr Respektables bot auch Frl. M. Koch-Leipzig in Thomas' Mignon-Polonaise. Ihre Koloratur bildet sich immer mehr und mehr auS, ihr Vortrag ist gut durchdacht und läßt sich nicht auf reine Aeußerlichkciten ein und das Ganze ruht auf gesunder musikalischer Basis. Mit gutem Gelingen sang Frau M. Rudert-Leipzig vier moderne Lieder, mehr in stimmlicher Hinsicht ausgezeichnet, als durch individuelle Vorzüge des Vortrages hervorstechend. Zwei Frcwenchöre von Wilm und Pache eröffneten den Abend und kamen klangschön und fein nüancicrt heraus, ferner trugen die Damen Franke - Rocke, Rudert, Sill, Schütz und Schirmer den Elfenreigen aus H. Zöllners „Versunkener Glocke" vor, gleichfalls musikalisch fein durchgearbeitet und sehr klangvoll, von jenem duftigen Reiz, den das Stück verlangt, aber im Tempo wohl ein wenig zu breit genommen. Herr Br. Hinze-Rcinholö- Bcrlin stellte sich, wie früher, so auch dieses Mal, mit der sorgsam und musikalisch vornehin durchgeführten Be- aleitung das beste künstlerische Zeugnis aus, und Frl. Nora Klengel-Leipzig vertrat den Violinpart der Mozartschen Arie mit so viel Glück und Geschmack, daß man nur wünschen darf, der sehr jugendlichen Geigerin wieder zu begegnen. Frau Unger-Haupt selbst aber mußte wiederholt über die ihr gewordenen Beifalls- und Lorbcerspenden quittieren. Husen Lvxnitr. s- Uetzer eine Reichs-Musikbibliothek äußert sich der Ge schäftsbericht de« „Verein« deutscher Musikalienhändler" für 1903, der soeben veröffentlicht wird, folgendermaßen: „Eine weitere große Aufgabe harrt noch de« Berkin- der deutschen Musikalienhändler, die Durchführung der Begründung einer von der Firma Breitkopf und Härtel angeregten „ReichS-Musikbibliothrk", eine« Unter nehmens, da« wirklich der Unterstützung der Regierungen nicht ent behren wird, wenn der Gedanke erst von umerm Volke al« ein ernste« Kulturbcdürfni« erfaßt worden ist. Der Vorstand des Verein« der deutschen Musikaiienbändler, der sich bereit« wiederholt mit der Frage beschäftigte, steht der Angelegenheit sympathisch gegenüber, er erhofft eine wohlwollende Beteiligung seiner Mit glieder und wird in geeigneter Zeit entsprechende Vorschläge unter breiten." Mittlerweile hat Oe. Wilhelm Altmann, auf dessen Broschüre „Oeffrntliche Musikbibliotheken" jener Aufruf von Breit« köpf und Härtel Bezug nimmt, in der Zeitschrift „Die Musik" angeregt, daß die"„ReichSmusikbibIiothek" einen Platz in dem großen Konzertpalasie finden möchte, der auf dem Noklendorfplatze i» Schöneberg-Berlin demnächst gebaut werden soll. — Lehar« „Aafteldtader" in Dresden. Au« Dresden wird un« geschrieben: Im tuesigeu Zentraltheater sah ich ein« treff lich« Aufführung des „Rastelbinder". Bekanntlich ist die Operette
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite