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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191309046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19130904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19130904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1913
- Monat1913-09
- Tag1913-09-04
- Monat1913-09
- Jahr1913
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1913
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Gablonz in Böhmen beim Vaden in einer Dresdner Eid« dadeanstalt. Di« Angehörige« de» Ertrunkenen Haden jetzt für di« Ausfindung der Leiche »ine Belohnung von 200 Marl aulgesetzt. — Yn Vorstadt Naußlitz wurde vor einem Nestau-- rant «in Fahrrad ,«stahlen. Der Polizethuud tze, dortigm vicherhiiilwach« nahm Witterung und »erfolgt, eine «pur di« nach Niedergarditz, wa d« gahrraddted auch tatsächlich in dem dart »ahnende« Arbeiter Sch. ermittelt »erden konnte. Aß Dr,«d,n. Zu einem heftigen Krawall gmischen Tschechen und Deutschen kam r« vor einiger Zeit auf einem Dampfer der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrt«grsell- schast unmittelbar vor den Toren Dresden«. Mehr«»« Dresdner verein« lehrten von einem Ausfluge au« der Sächsischen Schwei- gegen Abend mit dem Slbdampfer zurück und sangen patriotisch« Lieder. An vard d«« Schif fe« befanden sich gegen 30 Tschechen, di« tschechisch« Lieder anstimmten. Di« Deutschen beschwerten sich bei dem Ka- pitän de« Dampser«, worauf di« Tschechen laut schimpften und versuchtin, auf die Deutschen einzndringen. Kurz vor Drei den, an der Haltestelle Wachwitz bestiegen «och SO Tschechen den Dampfer. Di« Deutschen stimmten di« .Loreley'', .0 du mein Oesterreich" und ander« deutsche Lieder an. Die Tschechen fangen da« tschechische National lied in tschechischer Sprach« und ihr Führer, der Schneider meister varoch au« Dresden, dirigiert« dabei. Auf allge meine» verlangen der drutschen Fahrgäste wurde dann da» Lied .Deutschland, Deutschland über alles" gesungen, worüber di« Tschechen derart in Wut gerieten, daß ihr Führer «in«n Klappstuhl ergriff. Nun bemächtigte sich auch der Deutschen eine heftig« Bewegung. S» kam zu «rregt«n Szenen und auf beiden Seilen wurde heftig geschimpft. Die Deutschen waren empört darüber, datz auf einem deutschen Schiff« und unmittelbar vor den Toren Dresden» tschechisch« Lied« g«sung«n wurden. Gegen den Anführer der Tschechen, din Schneidermeister varoch, wurde vom Kapitän des Dampfers, de« es erst lurz vor Dresden ge lang, di« Ruh« wilder herzustellen, Anzeige erstattet. Gr erhielt 80 Marl Geldstrafe und wurde außerdem aus Sachsen ausgewiesen. Hiergegen erhob er beim Dresdner Amtsgericht Einspruch und erlangte zur allgemeinen lieber- raschung seine Freisprechung. Das Gericht war der An- sicht, datz es als eine Ungehörigkeit bezeichnet werden müsse, wenn Tschechen auf einem deutschen Dampfer tsche chisch« Lieder sängen. Wenn auch die dadurch hervorge- rufen« Erregung der Deutschen begreiflich erscheine, so müsse aber dennoch gesagt werden, daß auch di« Deutschen durch ihr Auftreten die Tschechen gereizt und ihr Benehmen nicht ganz einwandfrei gewesen sei. — Bruder Tschech wird sich jetzt in» Fäustchen lachen! * Dresden. Im Laufe des gestrigen Tages wurden noch 400 Sammelbüchsen abgeliefert. Ferner gingen 7000 M. aus Sonderveranstaliungen ein. Bisher beträgt daher das Gesamtergebnis schon 61000 M. Radeberg. Der Reingewinn de« Kornblumentag«» beträgt bis jetzt 3500 M. Pirna. Der Kornblumentag hat ein recht erfreu- ltches Ergebnis gehabt. In den Sammelbüchsen der fleißigen Sammlerinnen fanden sich nach der Feststellung der Ergebnisse in der Allgemeinen Kredit-Anstalt 41V0 M. Es kommen noch Einnahmen aus dem Verkauf der Ranken, ferner die schon angegebenen Stiftungen hinzu, so daß mit einem Bruttoertrag von 7000 M. zu rechnen ist. * OelSnitz. Einen sicheren Tod erwählte sich der 35 jährige Brunnenbauer Stephan in Untermarxgrün. Als sich seine ganze Familie außerhalb des Hauses befand und er allein war, sprengte er sich mit einer Dvnamitpatrone in die Luft und wurde förmlich in Stücke gerissen. Auch sein HauS ist arg beschädigt. * Chemnitz. DaS preußische Kriegsministerium hat dem Chemnitzer Verein für Luftfahrt mitgeteilt, daß das Flugzeug „Chemnitz", das aus den in Chemnitz gesammelten Geldern für die Nationalflugspende angeschafft wurde, Ende August der Militärverwaltung übergeben wurde. Da» Flug zeug ist vorläufig in Döberitz stanoniert, bi» die sächsische Fliegerstation in Zeithain eröffnet wird. Klingenthal. Dos finanzielle Ergebnis des Korn- blumentages in Klingenthal ist hochrrfrrultch. Dt« Brutto- Einnahme hat rund 3300 M. ergeben. In dieser Summe ist aber nicht mit einbegriffen der Betrag, der durch di« vorherige Bestellung der Ranken und Kornblumen erzielt worden ist. Der veteranenspend« dürsten nach Abzug aller Unkosten von Klingenthal rund 3000 M. zufließen. Werdau. Da» Ergebnis des Kornblumentag»« in hiesiger Stadt beläuft sich insgesamt auf 6741,80 M. Netzschkau. Da« Gesamtergebnis des Kornblumen tage« beläuft sich hier auf 8538,01 M., davon entfallen auf den verkauf der Kornblumen 1820,31 M. Mylau. Das Ergebnis de« Kornblumentage« war Hierselbst 8009,84 M. Für «inen Ort von der Größe Mylau» gewiß «in recht ansehnliches Sümmchen. Freiberg. Da» Ergebnis des Kornblumentage« ist sehr erfreulich. An 330 Damen wurden im ganzen über 400 Sammelbüchsen ausgegeben. Der durchschnittliche Inhalt einer jeden Büchs« betrug 30 M„ der Gesamt- reingewinn etwa 11000 M. Grimma. Der Kornblumentag ergab einen Rein gewinn von über 5000 M. Es wurden 80000 Blumen verkauft, 8400 Postkarten, 200 Nadeln und Broschen. Alle Veranstaltungen waren überaus zahlreich besucht. Altfranken. Auf hiesiger Flur wurde mit dem Bau eines 4000 Kubikmeter fassenden Wasjer-Hochbehäl- terS begonnen, der, an die Talsperre Klingenberg an geschlossen, alle umliegenden Ort« mit Wasser versorgen soll Dittel Sdors. Tödlich verunglückt ist in ver gangener Woche der hier wohnende Hausbesitzer und Hilfsbahnsteigschaffner Gottlieb Grabsch. Er war viele Jahre an der Bahnsteigsperre in Rohnau beschäftigt und hatte jetzt seinen Urlaub und seine Freifahrt dazu be nutzt, seine in Kassel verheiratete Tochter zu besuchen. Gus der Rückfahrt ist er in der Nähe von Nordhauser, au« dem in voller Fahrt befindlichen Schnellzug gestürzt. Man nimmt an, daß Grabsch von dem Verbindungs gange zwischen den Wagen tnsolge Unwohlseins ab gestürzt ist. Leipzig. Sine interessante Episode von dem Leip ziger Kornblumentag weiß jetzt da« „Leipziger Tage blatt" zu berichten. Jin einem der großen Meßkaufhäuser machten sich einige Aussteller ein Vergnügen daraus, die Verkäuferinnen auf einen langweilig dreinschauenden aus ländischen Aussteller aufmerksam zu machen, und der Wink wurde immer prompt befolgt. Aber der Erfolg war auch immer, wie vorau-gesagt sei, derselbe. Selbst vor dem liebenswürdigsten Lächeln der schönsten Blumen verkäuferinnen kapitulierte der Ausländer nicht, sondern lehnte ab mit der stereotypen Antwort: ,Hch bin Fran zose!" Alle Verkäuferinnen waren darüber meist ver blüfft, nur eine einzige nicht, die glücklicherweise auch der französischen Sprache mächtig war. „Tut nichts," sagte sie, „auch Franzosen haben bei Sedan tapfer ge kämpft. Hat doch selbst unser alter Kaiser Wilhelm bet einer todesmutigen Macke einer französischen Kavallerie- oivtsion bei Sedan auSgerufen: „O, ceS brave» hommeS." Diese schlagfertige Antwort hatte Erfolg, die blaue Blume wurde mit Tank entgegengenommen. Auch ein« deutsch französische Verständigung! Leipzig. Vorgestern abend wurde auf dem Augustus- platze da« 6 jährige Söhnchen des Postbeamten Drtllhos«, als es einem Gefährt ausweichen wollt», von einem Kraft wagen erfaßt und so schwer verletzt, daß es sofort verstarb. — Zum Ankauf von Radium für Krebsbehandlung wurden vom Rat 38800 Mark bewilligt; ebenso wurde wegen Be schaffung von Mesothorium zu gleichem Zwecke Beschluß ge faßt. — Ein« sieben Köpfe starke Einbrecher- und Hehler bande ist in den letzten Tagen seitens der Kriminalpolizei verhaftet und an di« Staatsanwaltschaft abgeliefert worden. Ortrand. In der Nacht vom 30. v. M. ist ein Haferschober de» Herrn Landwirts Zschischang von hier, welcher von der Herrschaft Kroppen b. Ortrand auf dem Waldgut WeidmannSruh Land gepachtet hat, böswilligerweise ange zündet und vollständig m Asche gelegt worden. Der Schober enthielt etwa 170 Schock und war versichert. Torgau. Tienstag vormittag traf der Großherzog von Sachsen-Weimar hier ein, um das 1. Thüringische Husaren-Regiment Nr. 12, zu dessen Chef er kürzlich ernannt worden ist, zum ersten Male zu besichtigen. Nach der Parade und einer militärischen Vorführung auf dem Exerzierplätze Obernaundorf besuchte der Großherzog die Kaserne des Regiments und nahm später vor der Abreise an einem Frühstück im Offtzierkasino teil. Te plitz. Auf der von hier nach Aussig führenden Straße wurde die im 14. Lebensjahre stehende Tochter Anna de» Bergmanns Franz Zechet in Modlau von einem Automobile überfahren und getötet. Görlitz. Ein Schabernack, den man emem andern durch eine fingierte Zeitungsannonce spielen wrÄte, hatte dem Stellenbesitzer Richard Höhne und dem Sattlermeister Hermann Thomas aus Schützenhain bei Görlitz eine An klage wegen Urkundenfälschung und Beleidigung einge bracht. Um den Fleischermeister Winter, dessen Federvieh öfter das Gehöft der Angeklagten besuchte, zu ärgern, schickte man ein Inserat, das Thomas auf Veranlassung HöhneS geschrieben: „Mehrere junge Leute zum Gänse fangen sucht Winter, Schützenhain" an den „Neuen Gör- litzer Anzeiger". Durch das Inserat fühlte sich Winter beleidigt. Er ermittelte als die Aufgeber des Inserats die Angeklagten. Ter Staatsanwalt beantragte in der Strafkammersitzung eine Woche Gefängnis; der Vertei diger vertrat die Ansicht, daß das betreffend« Zeitungs inserat kaum als eine beweiserhebliche Urkunde in diesem Falle gelten könne und beantragte Freisprechung. Tie Strafkammer verurteilte die Angeklagten wegen einfacher Urkundenfälschung und Beleidigung zu je zwei Lagen Gefängnis, da eine Zeitungsannonce zweifellos als eine Urkunde im gesetzlichen Sinne anzusehen sei. Vermischtes. HundStage-Amerika und Kußkongreß. Kn Der Stadt Salem im Staate Ohio haben junge und durch ihre Jugend auch schöne Mädchen bei einem „Kuß kongresse" 40000 Mark für den Bau eines Mädchen- krankenhauseS zusammengebracht. Sie forderten für jeden Kuß einen Dollar. Bald drängte sich vor jedem Mäd chen eine lange Reihe junger und älterer Männe.r, die gegen Entrichtung ihres Obolus den Genuß und da» Vergnügen eine» Kusses haben wollten. Viele der älte ren Semester zahlten freiwillig 5 Dollar und reihten sich, wenn sie dafür den Kuß erhalten hatten, sofort wieder als letzte der langen Linie an. (Echt amerikanisch!) CK. Ein grausiger Scherz. Das Opfer eines gefährlichen Spaßes ist ein juirgeo Arbeiter Sam Stumm aus Doungstown in Ohio geworden. Einige seiner Kame raden erklärten lachend, er sei zu gut für diese Welt und müsse rasch sehen, wie er aus ihr fortkomme. Zum Spaß packten sie ihn und trugen ihn auf den in der Nähe ge legenen Schienenweg der Eisenbahn. „Wir wollen ihn an die Schienen fesrbinden und einen Zug über ihn weg laufen lassen," sagte einer aus der Horde, und mit Lachen griffen die andern den ingeniösen Ein fall auf. Ein Seil war rasch bei der Hand, und trotz seiner Angstruse wurde !Äumm a^f den Schienen festgebun- den. Mährend man sich noch darüber amüsierte, fiel plötzlich einem ein, daß ein Expreßzug in den nächsten Augenblicken heransausen müsse. Es war gerade noch Zeit genug, um den Unglücklichen loszubinden. Man ries ihm zu, er solle rasch weglaufen, es sei die höchste Ge fahr. Aber Stumm blieb unbeweglich liegen; er hörte wohl die Warnungen, aber ter Schreck war ihm in die Glieder gefahren und hatte ihn gelähmt, sodaß er sich nicht bewegen konnte. Ehe die andern helfen konnten, hatte ihn der heranbrausende Zug zermalmt. Tie Poli zei wird sich noch mit diesem „Scherz" beschäftigen. CK. Französische Schatzsucher. An den Küsten Frankreichs sind die Schatzsucher, die dem Meere vor langem verschlungene Kostbarkeiten wieder entreißen wollen, in diesem Sommer eifrig an der Arbeit, und zwar sind e» besonder» zwei Unternehmungen, die Auf sehen erregen. IN der Bat von Gatremare bet Gouber- vtlle an der Kanalküste hatte ein gewisser Lesenechal vor' drei Jahren zwei Silberbarren mit spanischer Bezeich nung und dem Datum 1692 gefunden. Er ging der Geschichte diese» wertvollen Silberfundes nach und stellte fest, daß eine spanische Gallione vor mehr al» 200 Jahren hier untergegangen sei und einen großen Schatz von Gold- und Silberbarren mit in die Tiefe gezogen habe. Nachdem Lesenechal vom Marineminister die Er laubnis zur Nachforschung erhalten hatte, hat er nun mehr mit allen wissenschaftlichen Mitteln und einem großen Apparat die Suche ausgenommen. Der andere Schatz des Meeres, der die Gemüter viel beschäftigt, liegt bei der Ile de R6 und hat eine romantische Vor geschichte. Er besteht in einem gewaltigen Kasten, der mit Gold und Diamanten von höchstem Wert gefüllt ist. Man schätzt den Inhalt dieses'Kastens aus mehrere 100 Millionen Franks. Ter glückliche Besitzer dieser Reich tümer war einstmals der Graf de St. Paul, ein Wen- teurer aus der vendee, der während der Revolution nach Amerika geflüchtet war und im Jahre 1820 mit diesen Schätzen auf dem Dreimaster „Jeune Henri" aus der Verbannung zurückkehrte. Tas Schiff war unterge gangen, und zwar an der Ile d'Oleron, wo Fischer be reits mehrere Kisten mit Gold und Juwelen gefunden haben. Der große Kasten aber war verloren und wurde vergessen, bis 1898 eine Dame aus dem Geschlecht des Grafen nach dem Schatz zu suchen begann. Langwierige Daucherarbeiten ergaben, daß der Schatz nicht mehr an Ort und Stelle lag, doch will man jetzt Anhaltepunkte dafür gefunden haben, daß er nach der Ile de R6 getrieben worden ist. Tie Jagd danach ist nun in die sem Sommer von Mlle. de St. Paul mit einer Schar von Tauchern ausgenommen worden. CK. Die Schärpe in der neuen Mode. Nichts verleiht der Gestalt der Frau eine persönlichere und eigenartigere Note als die Schärpe, der breite GMel, den die Dame jetzt wieder mit besonderer Vor liebe um ihre Hüsten legt. Eine leichte Aenderung - in der Anordnung und Drapierung dieser Cäsur im Rhyth mus der weiblichen Linie, und die ganze Figur ist anders akzentuiert; die ganze Toilette erhält eine andere Stim mung. Tie elegante Frau von heute besitzt deshalb eine reiche Auswahl von Schärpen und Bändern verschiedener Stile und verschiedener Farben. Tie Mode gestattet ihr, durch dieses kokette Hilfsmittel die Taille höher oder tiefer zu verlegen und jedem Kleid die nötige Harmonie mit ihrer Erscheinung zu verleihen. Tie leichten, lockern/ weiten Gewänder, in die sie sich hüllt, werden aus diese Weise gleichsam erst künstlerisch gestaltet, erhalten Form und Seele. Manche Gürtel aus schwarzem Samt band werden leicht um die Hüften gelegt und lassen die Spitzen und den Tüll der Bluse in vollen Wogen her niederrieseln. Wünscht die Dame die Panierformen des Rokokos, die ja jetzt auch schon in Ausbauschungcn am Rücken auftreten, anzudeuten, so wird sie eine breite Schärpe tief um die Hüften drapieren und genießt dann die Schönheit einer langen Taille; sie kann sich aber auch dicht unter dem Busen gürten und wird dann den Stil des Tirectoire oder der Königin Luisen-Zeit anmutig an- llingen lassen. Tie Schärpe bietet so eine glückliche Ge legenheit, einzelne Mängel der Figur in der kleidsam sten Weise zu verhüllen. Eine Dame, der die Natur eine kurze Taille gegeben, trägt die Schärpe in Bajaderen form, fest und breit um die Hüften gelegt und in tiefen Traperien geknotet. Ist die Taille ein wenig zu lang, dann trägt sie das hohe Busenband des Empire und ver leiht dadurch der Gestalt die vollendete Symnetrie. Sri- den- und Samtschärpen werden gern zu Kleidern au» Crepon, Mousseline oder Leinen getragen. Einer bunt farbigen Toilette gibt eine schwarze Chantilly-Schärpe, die hinten in eine große Schmetterlingsschleife gebunden ist, einen pikanten und diskreten Reiz. CK. Der Selbstmord einer Stadt. Eine er schütternde Tragödie, deren Opfer eine ganze blühende Stadt war, hat sich in diesen Tagen in Mazedonien ab gespielt: die Bewohner von Melnik haben, um nicht Bulgaren zu werden, wie es der Vertrag von Bukarest ihnen auserlegte, ihren Wohnsitz in Brand gesteckt und ihn dann verlassen, um in Griechenland, ihrem bis herigen Vaterland, Zuflucht zu suchen. Ter Korrespon dent der Illustration Jtzan Leune teilt nähere Einzelheiten mit über diesen herrlichen Fleck Erde, der nun durch einen Ml heroischer Selbstverwüstung zu einem öden Trümmerhaufen geworden ist. Tie alte schöne und reiche Griechenstadt, deren Gründung bis in die Tage von Byzanz zurückreicht, hatte durch die fruchtbare Spende ihres Bodens einen besonderen Segen erhalten. Ein be rühmter Wein gedieh hier und machte das Leben den Bewohnern der Stadt leicht und angenehm. Es gab keine , Armen in Melnik. Tie Legende erzählt, daß, bevor die Stadt entstand, hier eine entzückende Prinzessin' lebte> von Barbaren gefangen gehalten. Sie starb aus Kammer, und die Erde, die die reizende Tote bedeckte, erhielt da durch geheime Kräfte, die lebendig wurden in dem süßen Feuer und dem schweren Duft der emporwachsenden Reben. An dem steilen Gestade, durch das ein reißender Strom sich Bahn bricht, entstand dann in byzantischer Zeit eine jener zahlreichen Festungen, die die Kaiser von Byzanz errichteten, um das Land gegen die Einfälle der bulgarischen Horden zu schützen. Tie Ruinen ragten als ein Wahrzeichen über die Stadt, die sich zu Füßen der Felsen immer blühender und glücklicher entfaltete. Melnik wurde damals ein Verbannungsort für die Groß würdenträger, die sich den Unwillen der byzantinischen Herrscher zugezogen hatten. Jeder von ihnen baute sich ein prächtiges Haus und für seinen persönlichen Gebrauch eine Kavelle; 48 dieser alten Gotteshäuser standen noch.
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