01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.11.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19161109013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916110901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916110901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-11
- Tag1916-11-09
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- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.11.1916
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Bk» 111 »Dresdner Nachrichten* «»rs» S Donnerstag. V. November 1»1« dktrr « eL5rge ^efs<7 am Donnerstag morgen. italienische Flieger warfen Bomben aus die Sui-te Rovigno, Parenzv und i5itta Nnovn ab: ein feind licher Flieger wurde dabei im Lnstkamvf abgeichvssen. Oesterreichisch ungarisch«! Seeslugzeuge bewarfen Bermigliano und Moufalcone sehr wirkungsvoll mit Bom ben: sie kehrten unbeschädigl zurück. -ln -er F l e i in S t a l f r o n t würben Angl iss« ein zelner italienischer Bataillone im Eol Bricon-Gebiet und an der Bocche-Stellnng abgewiesen. Bei dem Berlust der englischen Kriegsflotte in Höbe von 500000 Tonnen sind die von der englischen Admiralität verschwiegenen Berluste nicht inbegriffen. Ein russischer Torvedojäger hat in norwegi schen Gewässer» unter Berlevung der norwegischen Neu tralität ein deutsches Unterseeboot beschossen. Im Mittelmeer wurde der Postdampser „A r a b i a" 17053 Tonnen) versenkt: aüc Fahrgäste, insgesamt 437, wurden gerettet. Die italienische Negierung hat beschlossen, zwei fleisch lose Tage in Italien cinzusühren. Der russische NnterrichtSmiuister hat in der Duma einen Gesetzentwurf über die Einführung der allgemei nen Schulpflicht eingebracht. Wetterniiwge der amtl. sächs. L a » d e s w c t t e r m a r t e: Zeitweise aufklarend, keine wesentliche Temperatur- «indcrung. keine erheblichen Niederschläge. Nationalitäten und Kleinstaaten ist, und daß dieser Lieg ohne einen Krieg nicht möglich war. Denn sie durften doch selbsr kaum glauben, daß Rußland Polen irinals zu solcher Selbständigkeit sreigegeben Hütte. Auch haben die verbündeten Weltmächte im Dienste ihrer Frei- heitsideen auf Rußland keinen so starken Druck ausgeübt, daß dieses sich genötigt sah. die Freihettsidee in seinem eigenen Hause zu verwirklichen. Es ist also vollkommen klar, das neue Polen ist eine Schöpfung des .Weltkrieges, der das Land in die Gewalt der Mittelmächte brachte. lSTV, Bulgarische Urteile über Polen. „Mio" veröffentlicht Aenßerungen angesehener bulga rischer Politiker über die Wiederherstellung Polens. Der Ehef der Ltambulvwisten und Bautenminister D. Pet to w äußerte u. a.: Die Schaffung Polens gibt dem pol- nischen Volke die Möglichkeit, seine Zukunft als unab hängiger Ltaat zu begründen und zu festigen. Alle Freunde des Bierbnndes werden aus der Wiederherstellung Polens die Macht und die Siegeszuversicht der Mittelmächte erkennen. — Der Vizepräsident der Sobranje M o m t s ch i- loff sagte: Tic Wiederherstellung Polens ist die feierliche Widerlegung aller Lügen der Entente, daß der Vicrbund Eroberungspolitik verfolge. Der ehemalige Gesandte Nalschew lisch äußerte: Die Schaffung Polens ist ein bedeutendes geschichtliches Ereignis und beweist die große Voraussicht der Regierungen der Mittelmächte. Deutsch land und Oesterreich-Ungar» sichern sich die ewige Dank barkeit des polnischen Volkes. Durch die Wiederherstellung Polens ist eine große Reihe von Fragen gelöst, die wahrscheinlich die Friedensverhandlungen er schwert hätten. lW. T. B.s Französische und russische Generale i,n rumänische» Heere. h. Die Entente-Berichterstatter melden aus Lugano, daß jetzt alle rumänischen Armeekorps von russischen und französischen Generalen ge- s ii l, r t werden. Eine schnelle Aenderung der Lage zu gunsten der Verbündeten sei trotzdem nicht zu erwarten, da an eine Offensive und Operationen der Rumänen einst weilen nicht zu denken sei. Tie Munitionsvvrräte könnten nur langsam angefüllt werben. Auch müsse zunächst die amtliche Lebensmittelverteilung eingeführt wer den, um die Bedürfnisse des Heeres sicherzustellen. Es könnte Monate dauern, ehe die neue Heeresleitung geord nete Verhältnisse geschaffen habe, da Rumänien auf den Gang der Ereignisse nicht vorbereitet gewesen sei. Wie die rumänische Disziplin ausrechtcrhalten wird. b. Aus Aussagen der in den jüngsten Kämpfen ge fangenen Rumänen geht, wie dem „Lok.-Anz." berichtet wird, hervor, daß von der rumänischen Heeresleitung vielfach recht gewaltsame Mittel zur Aufrechterbal- tungder Kriegsdisziplin ergriffen werden müssen. So geben mehrere Gefangene übereinstimmend an, daß hinter den rumänischen Schützengräben Schützenkorbons ge zogen würden, aus denen jeder, der während des Gefechts etwa Anstalten mache, den Graben nach rückwärts zu ver lassen, rücksichtslos nicdcrgeschossen würde. Nicht weniger als 61 Mann sollen kürzlich auf diese Weise füsiliert worben sein, als sie vor dem deutschen Feuerangriff aus den Stell ungen wichen. Fälle von Selbstverstümmelung kommen in einzelnen Regimentern massenhaft vor. Es liegt die mehr fach bestätigte Aussage vor, daß am 20. Oktober 47 Rumänen des 21. Regiments füsiliert wurden, da sie sich meist durch Handschnsse selbst verstümmelt hatten. Zur Vornahme der Exekution wurden, um ein abschreckendes Beispiel zu geben, von den Kompagnien der fechtenden Nachbarregimenter je zwei Mann befohlen. Kriegsgericht gegen den frühere« Kommaudeur der Dobrudscha-Armee. 6. Schweizer Blätter melden, daß der jüngst abgesetzte russische .Kommandeur der Dobrudscha-Armee, Zagut- schuski, vor ein Kriegsgericht gestellt werden wird. Die tatsächlichen Verhältnisse in Griechenland. K. Der Athener Vertreter des „Corriere della Sera* schildert die Verhältnisse in Griechenland. Tatsache sei, schreibt er, daß der König nicht etwa dem Volke seinen Willen aufdrängc, sondern lediglich dem Willen des Volkes folge, das ihn sonst abschütteln oder gar absetzen würde. Das Volk wolle von der Entente, vom Eintritt Griechen lands in den Weltkrieg und von Venizelos schlechterdings nichts wissen. .Liedenfalls dürften," sagt der Korrespondent ironisch, „die deutschen Sympathien des Königs dem Kaiser kaum so viel kosten, als die Ententesympathien des Beni- zelos der Entente." Tie von der ganzen Ententcprcsse in den Himmel gehobene und als Bcfreiungswerk gefeierte sogenannte Venizclvsbewegung sei ein kolossaler Bluff und »abe bereits völlig bankrott gemacht. Trotz der fieberhaften Bemühungen der Entente, die BcnizeloS ihren ganzen Ein fluß und 10 Millionen zur Verfügung gestellt, habe Veni- zelos tanm 2llOO Mann zusammengebracht, die bei erster Gelegenheit davoniausen würden. Alle französischen Nach richten über die massenhaften Meldungen von Freiwilligen seien Lug undTrug. Tie Wahrheit sei, daß nicht, wie VenizcloS selbst in die Welt hinaus- voiaunt, öoisoo Griechen und Amerikaner herbeieiltcn, son dern das 3 0 0 0 0 G r i e ch en sich nach Amerika ein- s ch i f f t e n , um einer Mobilmachung an der Seite der En tente zu entgehen. Eine Gricchendebattc im englischen Unterhause. l>. Robert Eccil teilte dem Unterhaus«: mit: Die Alliierten würden dafür sorgen, daß die Griechen, welche wegen ihrer Beteiligung an der venizclistischcn Bewegung aus ihren Aemtcrn entlassen werden, keinen Schaden er leiden. G ,v u u n c r fragte: Hat die Regierung sich über diese Angelegenheit mit der Regierung des Königs Kon stantin in Verbindung gesetzt? Eccil: In jedem Falle, den BcnizeloS zu unserer Kenntnis bringt, werden wir unser möglichstes tun. Ashley: Wird die Regierung die Militärbehörden ermächtigen, daß sic sich um König Kon stantin nicht mehr kümmern? Ecctl: Wir wünschen so entschieden wie möglich vorzugehen, damit derartige Dinge lEntlasiung von Offizieren und Beamten) verhütet wer den. Bellair sragte dann, ob die Versprechungen der griechischen Regierung zur Sicherung der Verbindungs linien der Alliierten erfüllt würden. Eecil antwortete: Die Alliierten haben keine» Grund, unzusrieden zu sein. vewaft»»t* italienische Haeedelsschifse. Unser Berliner Mitarbeiter meldet: Es ist. scstgestcllt. daß die italienischen Frachtdampfer »Milano" und „Lurtno". die den Verkehr zwischen Alexandrien und Genna vermitteln, mit großen Geschützen bewaff net sind. Sollten diese Schisse einem deutschen vder öster reichische» Unterseeboote tn die Quere kommen, so werben sich etwa an Bord befindliche Neutrale nicht wundern dürfen, wenn di« Schisse als Kriegsschiffe behandelt werden und mit ihnen kurzer Prozeß gemacht wird. U»ser Uuterseeboot-Krenzerkrteg l>. AnS Marseille wird gemeldet: Der Dampfer der Peiiinsular- und Oriental - Dampsschifsahrts - Gesellschaft „Arabili" ist versenkt worden. Er hatte kostbare L a d n n g. Alle 45» Passagiere, denen genügend Zeit blieb, die Rettungsboote zu besteigen, sind wohlbehalten ge borgen. Der Dampser „Arabta" faßte 7053 Tonnen, war 100,7 Meter lang, 54,3 Meter breit und 24,5 Meter hoch. Er war in Greenock beheimatet und bei Eaird L Co. in Greenock gebaut. Neue Verletzung der norwegischen Neutralität. jNorweg. Telegr.-Bnreau.» Ein russischer Tor pedo säg er hat am 2. November ein deutsches Untersee boot beschossen, als der Tvrpedosäger 2>/z bis 3 und das Unterseeboot 8 bis 4 Seemeilen von Homöen bei Bardö entfernt waren. Die norwegische Negierung hat ihren Ge sandten in Petersburg beauftragt, gegen die neue Ver letzung zu protestieren. lW. T. B.) Di« Berluste der eugiischeu Motte. bc. Di« englische Kriegsflotte hat. wte der Korrespondenz „Heer u. Politik" zu der bereits von uns ver öffentlichten Mitteilung geschrieben wird, bisher nicht weniger als 5 00 000 Tonnen verloren. Bei dieser Zahl sind nur die Liiiienschisfe, Panzerkreuzer und geschützten Kreu zer berücksichtigt worden. Die Zahl der englischen KriegS- schiffsverlnste erhöht sich beträchtlich, wenn man alle Hilfs kreuzer, Unterseeboote. Torpedoboot« und Wachschiffe hin- zurechnet, die während der ganzen Kriegszeit unseren Waffen zum Opser gefallen sind. Fernerhin ist zu be denken, daß bei der Zahl von 500 000 Tonnen nur die jenigen Kriegsschiffe berücksichtigt wurden, deren Verlust unzweifelhaft feststeht. Die englische Admiralität hat aber seit Beginn des Krieges das Bestreben gezeigt, möglichst wenig von den Verlusten zuzugeben. Allein von Linien schiffen haben sie den Berlust des „Warspitc", des „Eurya lus" und „Prinzeß Royal" verschwiegen, die in der Skagerrak-Schlacht zugrunde gegangen sind. Bon anderen Ltnienschissen, deren Berlust von der englischen Admiralität nicht zugegeben wird, seien erwähnt: „Andacious", das am 27. Oktober 1014 an der Nordküste Irlands durch eine Mine unterging: ferner gehört in die Reihe der nicht zu gegebenen verlorenen englischen Kriegsschiffe außer dem oben erwähnten Schlachtkreuzer „Prinzeß Royal" der Schlachtkreuzer „Tiger", der am 24. Januar 1015 an der Toggerbank vernichtet wurde. Von Panzerkreuzern ist ein Schiff der Donegal-Klasse Mitte Februar 1S16 bei den Orkney-Inseln auf eine Mine gelaufen und gesunken. Bon Kleinen Kreuzern wurde eins am 17. August 1V1S bei Hornsriff durch Torpedoboote versenkt, ein Schiff von der Amethyst-Klasse wurde im August 1015 westlich der Hebriden durch Unterseeboote vernichtet, der Kleine Kreuzer „Caro line" wurde am 1. Februar 1016 an der Humbermündung durch ein Luftschiff versenkt und der Kleine Kreuzer ..Bir mingham" durch die Artillerie in der Skagerrak-Schlacht am 3l. Mai 1916 vernichtet. Wir sehen also, allein an Linien schiffen, Panzerkreuzern und Kleinen Kreuzern haben die Engländer bisher die stattliche Anzahl von zehn Einbeiten, darunter Schiffe größter und modernster Bauart, ver» schwiegen. Wenn man den Gesamtinhalt dieser Schiffe rechnen wollte, dann würde sich die Größe der englischen Krtegsschisfsverluste naturgemäß noch ungemein steigern. England hat bisher im ganzen 10 Linienschiffe, 5 Schlacht kreuzer. 12 Panzerkreuzer, 3 geschützte Kreuzer und 8 Kleine Kreuzer verloren. Jüngst wurde mitgrteilt, daß die eng lischen Berluste auf dem Gebiete der Handelsflotte nicht weniger als 2 Millionen Tonnen betragen. Für eine Inselmacht, wie sie England darstellt, bedeuten diese Ber luste nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in poli tischer Beziehung eine ungeheure Schwächung, zumal sie neben so ungeheuren Verlusten der Kriegsflotte auftreten. Wenn der englische Minister bei Ausbruch des Krteaes er klärte, daß England durch den Eintritt in den Krieg nicht mehr Schaden erleiden würde, als wenn es sich vom Kriege fernhielte, so wird der Berlust an Kriegsschiffen und Handclsschiffen den Engländern schon jetzt gezeigt haben, daß diese Prophezeiung der englischen Regierung sich ebenso wenig bewahrheitet hat, wie alle bisherigen Prophezei»», gen. welche wir aus dem Munde englischer Staatsmänner und Offiziere über die Gestaltung und den Verlaus des Krieges vernommen haben. Di« englische Handelsbilanz. Nach dem Ausweis« des Handelsamtes bclies sich die Einfuhr im Oktober auf 81 135 376 Lstr., was gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres «ine Zunahme von 13 318 070 Lstr. bedeutet. Die Ausfuhr betrug im gleichen Monat 44 715 248 Lstr. Mid hat gegen das Borjahr um >2 740 283 Lstr. zugenommen. iW. T. R.j Die Nentralitätskomüdie im englischen Oberhaus«. Die kurze «rsolgreiche Tätigkeit unseres soeben wohl behalten zurückgekehrten Unterseebootes „O 53" bietet der « nglisch« n R « glcrung willkommenen Anlaß, die Neutralen und vor allem die Bereinigten Staaten von neuem tn ihrem Sinn« zu bcarbeiten und gegen Deutsch land in Harnisch zu bringen. Im O b e r h a n s e waren es vor allen Dingen Lord Bereöford und ViScvunt Grcy, die sich gegenseitig an tugendhafter Entrüstung Überboten über die angeblichen Untaten des deutsch-n Unter seebootes. Dies« Entrüstung geschah natürlich vor allem im Interesse der unter Deutschlands Hebelgriffen schwer leiden- len Neutralen, -er erklärten Schützlinge Englands in seinem Kampfe für Recht und Bölkerfreiheit. In der Sitzung vom 10. Oktober des Oberhauses wirft Lord Beres- ford, das ehemalige enlant terrible der englischen Regierung in allen Marineangelegenheiten, seinem Freunde Grry den Ball, genannt „v 53", zu. der ihn mit Grazie zurUckgibt. Ties anmutige Spiel wird sich zweifellos noch öster wieder holen, denn diele erprobten Schauspieler sind sich der Re sonanzkraft ihrer Bühn«, nämlich des englischen Ober hauses. wohl bewußt. Nach dem schönen Grundsatz „ealum- niLre LUii»clei-" haben die Leiter der englischen Politik immer gehandelt. Dadurch, daß sie einen ihr nützlich erscheinenden syedankengang. und sei er noch so falsch und unsinnig, immer wieder in der englischen Presse bretttreten ließ und ihn in offiziellen Reden nach allen Regeln der Rabuli st! k und Sophistik abwandelte, hat die englische Politik in der Vergangenheit unleugbare Erfolge erzielt. Folgerichtig beschäftigt sich auch das Oberhaus in feiner Sitzung vvm 26. Oktober wiederum mit dem Auftreten unseres Unter seebootes scnieits des Atlantischen Ozeans. Diese Sitzung illustriert recht eindringlich die eben charakteri sierte Methode. Wir wollen sie daher kurz betrachten. Den Auftakt gibt Lord Gndenham mit feiner An frage, ob das Auftreten von „II 53" der von Deutschland ciegenüber Amerika eingegangcnen 'Verpflichtung nicht widerspreche. Das mit ausdrücklichem Vorbehalt gemachte Zugeständnis der deutschen Regierung vom 4. Mal d. I. wird konsequent als „plscine" bezeichnet, welches Wort soviel wie Pfand, Gelübde, Bürgschaft bedeutet. ES ist mit der unverkennbaren Absicht gewählt, den amerikanischen und neutralen Lesern «inzuhämmern, daß sich Deutschland auf das Feierlichste bedingungslos gegenüber Amerika gebunden habe. Dieses „Gelübde", wirb tn mehrfacher Wiederholung ausgeMrt, habe Deutlchlanb auf» gröblichste verletzt, in dem „il 53" wieder und wieder ohne Warnung „sogar »«»- träte Schisse mit neutraler Ladung nach neutralen Ländern zerstört bade. 4« Menschenleben seien dabei zu Grund« ae gangen. Trotzdem habe sich Amerika nicht aerkbrt". ÄaS müßten die Neutralen von ihrem mächtigen Vertreter denken. Die britische Regierung müsse sofort ein« Erklärung geben, wie sie sich diesen himmelschreienden Untaten der deutschen Unterseeboote gegenüber in Zukunft stelle« wolle. Das fordere nicht nur bas Interesse der Alliierten, sondern auch vor allem da» der bedauernswerten Neutralen. Dann kommt Beres sord zu Wort«. Nur der waghalsigen Kühnheit der amerikanisthen Zerstörer sei es zu danken, daß Menschenleben bei der Arbeit de» deutschen Nnterssebovtes nicht beklagt würden. Dadurch aber, baß di« Amerikaner solche Rettungsarbeiten gestatteten, leisteten sie direkt diesem unerhörten Zustande Vorschub, anstatt ihm «ntgeaenzu- treten. Er müsse fest stellen, daß dt« Handlungsweise Amerika» sich nicht in den Grenze» strikter Neutralität halte. Diesen Ausführungen erwidert Grey mit anscheinend salbungsvoller Sachlichkeit: Die britische Regierung habe noch keine zuverlässigen Nachrichten Uber bi« Vorgänge an der amerikanischen Küste, aber sobald solche eingingen^ würde die Oessentlichkeit sofort davon erfahren. Die von Lord Sridenham angeführten «Fälle, in denen neutrale Schiffe und solche der Alliierten ohne Warnung von deut- sehen Unterseebooten torpediert und Leben von Mann schaften und Passagieren gefährdet und sogar verloren ge- gangen sei, könnte die englische Admiralität vervtelfäl- ttgen. — Bon dieser Fertigkeit der englischen Admirali tät, solche ihr geeignet erscheinenden Fälle zu verviel fältigen. das heißt glatt zu erfinden, haben wir bereit» so viel Proben erhalten, daß wir hierin Gxey ohne weitere» glauben dürfen. — Im Zusammenhang mit dem Au» schifsen der Besatzungen der von „II 53" nach Scekriegsrecht versenkten Schisse gebraucht Grey dreimal das Worc „iiurvrvers", Ueberlebende. Da- soll die ernste Lebens gcfahr, der diese Besatzungen angeblich auSgesetzt waren, dem Hörer bzw. Leser recht eindringlich vor Augen führen. Daß die amerikanischen Zerstörer die ausgeschifften Be satzungen der versenkten Dampfer sofort aufnahmen, tut bet Grey nichts zur Sache. Er würde, falls «S in seine» Kram paßte, wohl auch ohne Zögern die Passagier« de» Zuges von Dover nach London bei ihrer Ankunft in Cbaring Croß alS „survivars" feiern. Nicht weniger al» fünfmal rettet Grey das Paraderoß von der Verletzung des von Deutschland Amerika gegebenen „piscige" durch „II 53" seinem verständnisvollen Auditorium vor. In Frankreich unterstützt Elemenceau in seinem „Homme cnchainö" vom 30. Oktober wirkungsvoll die Greyschen Ausführungen. Er kündigt in einem wütenden Artikel, der die stärksten Beschimpfungen gegen Wilson enthält, der sich der Tyrannei der deutschen Unterseeboote füge, an, daß Deutschland im Begriff stehe, nun auch die norwegische Neutralität zu verletzen. Bon Deutschland könne man in seinem jetzigen Stadium jedes Blutbad er warten, denn „diese Bestie wolle ein Leichenbegängnis von Blut und Grauen haben". Hier haben wir endlich einmal die Einheitlichkeit der Kriegführung, die aus den Kriegsschauplätzen von unseren Gegnern bisher so schmerzlich vermißt wurde. Ver leumdungen, Lügen und Schimpfworte töten aber bekanntlich nicht: haben sie ausnahmsweise nicht kurze Beine, das heißt erreichen sie einmal aus kurze Zeit die beabsichtigte Wirkung in die Ferne, so ist damit ihr Ein fluß noch nicht zu Ende, nur zu oft fliegt der Giftpfeil, vom Rogen abgeschnellt, wieder zurück und trifft den Schützen selbst. sW.T.B.) Ei« Bekenntnis Kitcheners. In der anecsehenen amerikain-iyen Zeitschrift „Frastrs Magazin" finden mir ein interessantes Interview des amerikanischen Majors Mac Jntre mit Kitchener. Das Gespräch fand wenige Wochen vor dem Tode des englischen Kriegsministcrs statt. Wir entnehmen dem Aufsatz einige markante Stellen. Was mir an Kitchener auffiel, war seine geringe Begeisterungsfähigkett. Der große Schwung der Franzosen, der heroische Stil ihrer Bekanntmachungen und Aufrufe ließen ihn kalt. Er sah nicht einmal den Zweck ihrer Proklamationen ein. Kitchener sah den Krieg in seiner ganzen entsetzlichen Schwere. Ich fragte ihn. ob cs wahr sei, daß er gesagt habe, der Krieg werde viele Jahre dauern. Kitchener bestätigte dies und fügte noch hinzu: Wenn England den Krieg gewinnen will, dann wird er viele Jahre dauern. Es ist töricht, zu glauben, daß ein wirtschaftlich so wohlgerüstetcS Reich, das dadurch, daß der Krieg sich außerhalb seiner Grenzen abspielt, voll kommen produktionsfähig geblieben ist. durch Abschnürung von der See bezwungen werben kann. Deutschland kann zur Not die Sec entbehren, England dagegen nicht. Deutsch land kann nur zu Lande mit einer riesengroßen Armee niedergcrungcn werden, sonst überhaupt nicht. Aber auch die riesengroße Armee kann's nicht allein tun, unser solda tisches Material muß auf Sic Höhe desjenigen des Feindes gebracht werden. Wir sind in den ersten KriegSsahren fast Dilettanten in der Kunst des Landkrieges gewesen. Wir müssen lernen von unseren Fehlern und den Erfolgen de» Feindes. In dem Augenblick, wo wir den Deutschen ei» gleich starkes Volkshecr mit unbeugsamem Siegeswillen entgegensetzen, wird der Sieg Englands näher rucken. Ich richtete an Kitchener noch einige Fragen politischer Natur: die Antworten hieraus gab er mit sichtlichem Widerwillen. Er sagte: „Ich bin Soldat, weiter nichts. Ich führe Englands Kriege mit allen Mitteln, die Erfolg versprechen. Ich muß sagen, daß große diplomatische Engagements nicht zu denen zählen, die ich erfolgver sprechende nenne. Ich bin kein Freund der Deutschen, i«b bin aber auch nicht ihr Feind aus Animosität. Ich bin ihr Gegner, einfach ans der Tatsache heraus, weil England mit ihnen Krieg führt. Die Verantwortung dafür, daß ich Deutschlands Gegner bin, überlasse ich bensenigen, die unsere Politik leiten. Politik ist nicht mein Ressort. Bor kaum zehn Jahren ließ ich bei Faschoda die französische Trikolore herunterholen. Eine «Flut von Beschimpfungen aller französischen Blätter ergoß sich über mich. Heute ist'» anders, wir sind Freunde geworden. Politik ist wandel bar, darum kann derjenige am konsequentesten sein, der nichts damit zu tun hat." Kitchener sagte dann noch im Laufe des Gespräche-: „Ich glaube, ich bin einer der wenigen Män ner in England, die den Krieg mit Deutsch land nickt unterschätzt haben. Hätte man mich um meine Meinung gefragt, dann hätte ich Neutrali tät empfohlen. Ein Krieg muß erst organisiert werben. Im Kriege selbst z» organisieren ist ein nachteiliges Ge schäft, undankbar und sehr teuer. Ein organisierter Krieg kostet weniger Blut und weniger Soldaten. England hätte znm Kriege noch immer Zeit gehgbt." Dis Erkrankung Stürmer«. )>. Der „Dgily Telegraph" meldet ans Petersburg, daß der Gesundheitszustand des Premierminister» Stürmer so ungünstig sei, daß er am 14. November die von der Regie rung angckündigte Erklärung beim Wicderzusammentritt der Duma nicht werde abgeben können. Bisher sei nicht bekannt, wer ihn ersehen solle. Sowohl der Eisenbahn- minister General Trepow, al» auch der Minister be» Innern Protopopow hätten r» abgelehnt, im Namen der Regierung zu svrechrn, letzterer wegen Abkühlung seiner Be ziehungen mit seinen früheren Kollegen. Der Zar an der Front. (Peteröb. Telegr.-Agentur.) Der Zar und der Groß fürst-Thronfolger sind an die Front abgeretst. «W. T. v.) Die alaemelnc Schulpflicht tn Rußland. lPetrrsb. Telegr.-Agentur.) Der Unterricht-minister unterbreitete der Duma den Entwurf eines Gesetzes, da» die Einführung der allgemeinen Schulpflicht t» Rußland vorsieht. sW.T.B.) ^
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