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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191609213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19160921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19160921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1916
- Monat1916-09
- Tag1916-09-21
- Monat1916-09
- Jahr1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1916
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licben entscheidenden Kampfhandlung gesprochen werden. Aber auch dann noch wird es bei den großen Entfernungen, die zwischen Florina, Mongstir und dem Vardargebiete und der bulgarisch-rumänischen Grenze liegen, lange dauern, dis sich dort eine Rückwirkung bemerkbar machen kann. Es muß fernerhin berücksichtigt werden, dasi dem General Sarrail die ersten Erfolge verhältnismäßig leicht werden mutzten, weil sie aus seiner Grundstellung heraus erfolgten, in der er in machen, und monatelanger Arbeit die Bor- bereltungen zum Augriff batte treffen können. Je weiter er sich von seiner Grundlinie entfernt, desto schwieriger wird sich die gesamte Lage für ihn gestalten. Die Dobrndschaosfensive steht in heftigem Kampfe gegen die von den Rumänen befestigten Stellungen in der Linie Rasouo-Tuzla. Durch das Eintresscn bedeutender Ver stärkungen waren die Gegner in der Lage einen hartnäckigen Widerstand zu leisten. Auf der eigentlichen Ostfront bat der russische Angriff au mehreren Abschnitten von neuem begonnen, ohne indessen irgendwelche größeren Erfolge zu erzielen. Auf dein westlichen Kriegsschauplatz bat die bereits am Dienstag gemeldete Ruhepause noch weiterhin ange balten. Kleinere feindliche Vorstöße wurden ohne weiteres abgewiesen. Vergrößerung der englischen Armee. „Daily Mail" befürwortet in einem Leitartikel die Ver größerung der englischen Armee um mindestens 1 Million Mann, Zn dem Artikel wird bemerkt, daß die französischen Verluste viermal io groß seien wie die englischen, und daß England bisher nicht, wie Frankreich, seine ganze männliche Vevölkerung vom 17. bis zum 48. Jahre mobilisiert hat. Minen im Themse-Auslauf. Nach dem Berichte eines norwegischen Kc itänS der Stavanger-Linie müsse der Themsc-Anslauf täglich durch die Engländer von den Minen gereinigt werden, die nachts im mer wieder von den Deutschen ansgeletzt würden. Der österrcichihh-nngarische GencraistabSbcricht. Amtlich wird ans Wien verlautbart, den 20. September 1916: Ocstlicher K r i c g s s ch a u p l n tz: Front gegen Rumänien: Tie Rumänen wurden südöstlich von Hatszeg lHötzing) vollständig vertrieben. Petroseny und der Eznrduk- Patz sind wieder in unserem Besitz. — Hccresfront des Ge nerals der Kavallerie Erzherzog Earl: In den Karpathen setzte der Gegner seine Angriffe mit größter Zähigkeit fort. Südlich des Gestütes Luczina und südlich von Bystrzec er rang er örtliche Vorteile. Sonst schlugen wir ihn überall zurück. Südlich von Lipnica Tolna versuchte der Feind vergeblich, dem Fortschrciten des deutschen Gegenangriffes durch Maffenstöße cntgcgenzuarbeiten. — Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Bei der Armee des Generalobersten von TerSztyansky wurden tagsüber russische Angriffsvcrsnche im Keime erstickt. Abends trieb der Feind zwischen Pnstomici) und 2§elwow tiefgeglie derte Massen gegen die deutschen und österreichisch-unga rischen Truppen des Generals v. d. Marwitz vor. Sie wurden überall geworfen. Heute früh erneuerten die Russen ibre Anstürme. Es gelang ihnen bei Szclwow an einzelnen Stellen in unseren Graben einzudringen. Rasch eingesetzte Gegen angriffe zwangen den Feind aber wieder zum Weichen. It a li c u i s ch e r K r i c g L s ch au v l atz: Das itali enische Gcschütrscuer gegen die Karst-Hochfläche war zeit weise wieder sehr lebhaft. Angriffsversuche der feind lichen Infanterie kamen dank unserer Artilleriewirkung nicht zur Entwicklung. Wie nun fcstftcbt, hatten die Verteidiger der Hochfläche in den viertägigen schweren Kämpfen 2« Infanterie-Brigaden, eine Kavallerie-Divi sion und etwa 1» Bersaglierir-Bataillone gegenüber. Im Sngana-Absrhnitt griffen die Italiener unsere Stel lungen aus dem Eivaron und am Maso-Bach an. Sie wurden nach heftigen bis Mitternacht währenden Kämp fen unter grossen Verlusten vollständig zurückgeworfen. Die Folgen der russischen Verluste. Ueber die lebten russischen Masscnangriffe meldet der Kriegsberichterstatter Wilhelm Hegeler dem „Berl. Tgbl." u. a. folgendes: Wieder hatten die Russen ganz kolossale Ver luste erlitten Demzufolge soll die Stimmung bei ihnen, wie die Gefangenen anssagcu, äußerst niedergeschlagen sein. Auf fallend ist, dost sich unter den Gefangenen, die bisher fast aus nahmslos kräftige und guigenährte Gestalten waren, in der letzten Zeit viele körperlich minderwertige Leute, ganz junge Bürschchen, an den Händen verkrüppelte, hinkende und sogar einzelne auf einem Auge Blinde befinden. Die russischen Rlutstürme. Von einem, der dabei war, als die Russen letzthin Massen auf Massen in den Tod durch die deutschen Gewehre und Ma schinengewehre jagten, von einem, der die wütenden Russen anstürme mit dem Gewehr in der Faust, gelehnt an den schmierigen Rand des vorderen Grabens erlebte, w'rd uns heute eine Schilderung dieser Kämpfe gegeben, die in ihrer Schlichtheit am überzeugendsten das Heldenlied der Deutschen singt. Die Russen, so schreibt er, haben immer und immer wieder versucht, unsere Linien zu durchbrechen. Fast jeden Tag sind sie gekommen. Sie kamen in stets dichteren Wellen. Immer wieder wurden sie aber znrncig schlagen. Nach fünf stündigem Trommelfeuer gelang cs ihnen, in einen Teil un seres vollkommen zerschossenen vordersten Grabens einzu dringen. llnsere Maschinengewehre waren verschüttet. Sonst wären sie nie und nimmer io wett gekommen. Der „Er folg" kam ihnen teuer zu sieben. Wir haben sic schnellstens ans dem Graben heranagewvrfen, als sie hereingekommcu waren. Schon beim Ansturm waren die russischen Verluste enorm. Sic brachen reihenweise zusammen, als sie unseren Drahtverhau zerschneiden wollten. Dann kam ihr „Rückzug" wenn überhaupt von einem solchen die Rede sein kann, denn cs war eine panikartige Flucht! Und die Verluste, die sie hierbei erlitten, sind nicht zu beschreiben. ES wurde bet unS geschossen, waö die Gewehre nur hergcben wollten, und mancher Kamerad hat sich die Hände an dem glühenden Lauf verbrannt . . . Morgens 4 Uhr kamen die Russen wieder! Diesmal hatte» sip auf jede Artillerievorbereitung verzichtet. ES sollte für uns eine Uebcrraschung geben. Aber wir waren durch tteberläuscr gewarnt worden und standen auf dem Posten. Zeder Einzelne stand schußbereit tm Gra ben. Und nun kamen die Russen. Zn vier Gliedern stürm ten sie heran. Immer näher stürmten sie! Da begannen unsere Gewehre zu arbeiten. Ein Hagel von Eisen und Blei prasselte den Stürmenden entgegen, der jedes Weiterkommcn unterband. ES waren sibirische Truppen, die gegen uns an rannten. Sic waren tapfer. Das muß ihnen gelassen wer den. Erst als ihnen das deutsche Feuer jede Möglichkeit nahm, an den Graben hcranznkommcn, ließen sie ab, machten schleunigst kehrt und eilten zurück, verfolgt von unserem rasenden Feuer. Daö Vorfeld aber gleicht einem einzigen Leichenseld. Nun hat Gencralfeldmarschall Prinz Leopold von Bauern uns besucht und uns Dank und Anerkennung für unsere Arbeit ausgesprochen. Auch Eiserne Kreuze hat er verteilt, nud unter den Beglückten mar auch .... ich! Wenn irgendwo das Wort von der deutschen Eisenmauer Berech tigung hat, hier im Osten auf jeden Fall! König Konstantin über die Lage. Der Korrespondent der „Associated Preß" in Athen wurde am 1. Sept, im Schloß Tatoi von König Konstantin tn Audienz empfangen, unmittelbar vor dem Besuche des englischen Gesandten, welcher die griechische KMsiS herauf beschworen hatte. Ter König sprach frei und unbefangen über den Stand der Dinge in Griechenland und erklärte: „Griechenland würde sich len Verbündeten auschließcn, wenn cs in einer solchen Handlungsweise einen unzweifelhaften Vorteil für sich erblicken könnte. Vor dem bulgarischen Ein fall in Gricstvich Mazedonien und vor der Intervention Ru mäniens ivar die Lage nicht die, daß Griechenland genügende Sicherheiten halte und eine im Verhnltrtts zu den au Geld und Blut zu bringenden Opfern stehende Belohnung von den 'Verbündeten erhalten würde. Ter König gab offen zu, daß die bulgarische Invasion und die rumänische Intervention wohl ein neues Element bildeten, das leicht eine Verän derung in die griechische Politik hätte bringen können. Diese beiden Faktoren wurden dann, auch erwogen und die Hal tung Griechenlands sollte von den: Resultat dieser Erwä gung und noch vielem andern abhängcn. Die Stunde ist gekommen, wo wir auf die Stimme der Seele von Hellas hören müssen, um über die Zukunft unseres Volkes zu ent scheiden." Der König ruhte während der Audienz mit dem Korrespondenten in einem dunklen Zimmer auf einem Sofa, Aerztc und Pflegerinnen befanden sich stets in seiner Nahe. Infolge seiner Operativnswnnden hatte der König noch fortwährend Fieber. Meuterei in der russischen Kaukasusarmce. Konstantinopeler Blättern zufolge ist es bei der russischen Armee im .Kaukasus wegen Mangels an Lebensmitteln zu einer Meuterei gekommen, bei der mehrere Offiziere, darun ter ein Regimentskommandeur, getötet worden sind. Weitere Kriegsnachrichteu. Enthüllungsbriefe. Gegen „infame Treibereien", die im Dunkeln schleichen, hat fick vor Monaten der Reichskanzler von der Reichs- tagStribüne aus gewehrt und gegen „infame Verdächtigun gen" hat jetzt der Großadmiral v. Tirpitz den Reichskanzler zu Hilfe gerufen. Beide Male sind Namen führender Männer genannt worden, die sich zn Geschichtsträgereien hergegeben haben, welche in gegenwärtiger Zeit das Vertrauen des Volkes zur verantwortlichen Leitung aufs gefährlichste be einträchtigen müssen. Kein Zweifel, daß jeder vaterlands liebende Deutsche alle derartigen vergiftenden Treibereien aufs schärfste verurteilen muß, einerlei von wem sie aus- gchcn und gegen men sie gerichtet sind. Darüber binans aber besteht aber noch die Pflicht, diese peinlichen Vorkomm nisse in ihrer Bedeutung nicht noch gewaltig aufzubanschen und in vatcrlandsrettende Heldentaten umzudeuten. Nie mand in deutschen Landen kann doch ehrlicherweise glauben, daß ein Mann von der Größe und Bedeutung des Groß admirals v. Tirpitz auf amtliches Erfordern falsche Zabken- angabcn über die vorhandenen frontberciten U-Boote mache; noch weniger können Räubergeschichten von feind seligen Spannungen zwischen einzelnen Rcicbsämtern, von Aktendiebstahl und dcrgl. für wirklich wahr gehalten werden. Derartige böswillige Erfindungen stehen auf gleich niedri gen Niveau wie oie Aussprengungen von der Schlapp, hcit des verantwortlichen Reickslcnkers oder von der plan- mätzigcn Schonung unseres Hauptfeindcs England durch die deutsche Kampfführung. Trotzdem erhalten sich solche und andere chrkränkende Verdächtigungen hochverdienter Staatsmänner mit unglaublicher Zähigkeit, ja sie geben noch fortgesetzt Anlaß zu entrüsteten teils offenen, teils ver steckten Angriffen in der Ocffcntlichkeit. Das muß ein Ende nehmen! Die Zeit ist wahrhaftig ernst genug, um alle Kräfte, wie draußen im Felde, so bei uns in der Hei mat ziisammenznnclim.cn und dem furchtbaren Ansturm un serer Feinde zu widerstehen. Wer wider diese selbstverständliche Pflicht gröblich durch übles Geschwätz oder durch über triebene Aufbauschung sündigt, der bat keinen Anspruch auf vaterländische Gesinnung, so stark er sic auch im Munde führen mag. Die „Republik Bulgarien". Das Amtsblatt des Kischinewcr Gouvernements ver- öffentlicht einen „Aufruf der in Beßarabicn walmbafken Vulgaren", worin das bulgarische Volk aufgefordcrt wird, Fran Bettina ihre Söhne. Roman von H. Ecmrths-Mahler. j I. Fortsetzung. „Einmal muß sich auch für mich eine Position finden, wie ich sie mir wünsche." sagte s-e. Und unentwegt sah sie die Zeitungen durch nach offenen Stellungen in der Art, wie sic eine suchte, u»d bemarv sieg darum. Aber stets erhielt sie den Bescheid, daß man eine Dame für den an igeschricbcn.cn Posten nicht für geeignet hielt, obwohl ihre Prvbezcichuungcn sehr gut gefallen hätten. Seit einem Jahre lebte nun Henny mit ihrer Mutter in dieser kleinen Wohnung und suchte Tag für Tag Beschäfti gung. Sie verdiente ja soviel, daß sie nicht gerade Not zu leideu brauchten, aber natürlich bot man für ihre Arbeiten meist nur die Hälfte von dein, was man einem Manne ge boten hätte. Und Hennys Ehrgeiz war unbefriedigt ge blieben. Heute nun halte sic eine Arbeit abgelicfcrt, für die man ihr ein höheres Honorar gezahlt hatte, und so brauchte sie der Mutter keinen Frobmnt »orzutänschen. Sie freute sich des kleinen Erfolges. Und tbrc Mutter freute sich mit. „Achtzig Mark, Hrnnv, wirklich achtzig Mark?" fragte sie mit srcnd'gem Staunen. „Ja, Muttchen, und noch dazu in so schönem, blankem Geld. Ordentlich schwer ist meine Tasche — fühle mal." Die Mutter hob die Tasche und nickte. Sic sah voll zärt lichen Stolzes an ihrer Tochter empor, die rank und 'chlank gewachsen vor ihr stand, ein Bild jugendlicher Kraft und Schönheit. Zärtlich zog sic die in ibre Arme. „Mettie Henny! Wie töricht mar ich s üßer, wenn ich auf bei« fleiß-ges Arbeiten und Studieren schatt. Freilich, ich dachte damals nicht, daß dl» eS je geln anchcn würdest. Und nun sind wir so ganz und gar daraus angewiesen. Wird cS dir nicht -u schwer, mein Kind?" Ein liebeS, weiches Lächeln flog über das schöne, ener gische Mädche'. gesichr, aus dem die braunen Augen mit einem goldwcn Schein ins Leben blickten. So klar und froh blick ten diese Augen, die Klugheit und festes Willen »errieten. „ES wird w'r gewiß nicht schwer, mein Muttchen, ich könnte zehnmal so viel schaffen, wenn man mir nur Gelegen heit dazu bieten würde. Auer diese Gelegenheit kommt schon noch, daran glaube ich fest. Und vortänsig d u ich froh, daß mir zu leben haben. Ich gebe aber die Hossnung nicht auf, das; ich dir eines -7azcm> wieder ein sorgloses, schönes Leben schaffen kann, weil ich die Kraft in mir fühle, Tüchtiges zu leisten. Wenn man mich nur aus den richtigen Platz stellen wollte! Weißt du Muttchen, im Grund ist es recht traurig, daß ich ein Mädchen bin. Wäre ich ein Mann, dann hätte ich längst eine gutbezahlte Anstellung in einem großen Atelier. Aber warte nur, eines Tages gerate ich doch vielleicht ein mal an einen Helten Kops, der eiusicht, daß man auch alö Fran tüchtig uns leistungsfähig sein kann." Bei diesen Worten lachte sie ein wenig. Sic hatte inzwi schen abgelegt und trug ihre Sachen hinaus. Dann trat sie an den Arbeitstisch, der an dem einen Fenster Platz gefunden hatte. Aber die Mittler zog sic au den kleinen runden Tisch vor dem Sofa, der sauber und einladend gedeckt mar. Auf einer hübschen, bunten Kaffeedecke standen zwei Tassen, ein Körbchen mit Weißbrot, Butter und auf einem Spiritus- nntersatz eine Kaffeekanne ans Nickel, der ein aromatischer Duft entstieg. „Komm, meine Henny, du wirst hungrig und durstig sein von dem weiten Weg," sagte sie. Hcniu) ließ sich der Mutter gegenüber nieder und füllte die Tassen. Tain: langte sic tapfer zn reu dem knusperigen Weißbrot, und es war ein Vergnügen, zn sehen, wie die weißen, sestcn Zähne l-incnnbisscn. lind während dieser Kasfcepausc erzählte Henny munter von ihren kleinen Erlebnisien unterwegs. Nur das Ange nehme berichtete sic, während sie alles Unangenehme der den „treulosen Ferdinand von Koburg zu verjagen, Bul garien zu einer Republik zu erklären und den General Dt- mitricw zum Präsident«» dieser Republik zu wählen". Deutschland und Amerika. Ter Präsident der amerikanischen Handelskammer in Berlin lmt einem Mitarbeiter der «Münchner Zta." gegen über erklärt, daß sofort nach Beendigung des Krieges das Geschäft zwischen Deutschland und Amerika einen Auf schwung nehme» werde, wie nie zuvor. Schon seit einiger Zeit träfen in Deutschland wieder Aufkäufer größerer ameri kanischer Firmen ein, so auch von Firmen, die bisher Lein wand aus Irland und England gekauft hätten. Ein einziger Aufkäufer bat in wenigen Wochen für über «ine Million Ware bestellt und erklärt, daß in seiner Branche in Amerika ein förmlicher Hunger nach deutscher Ware bestehe. Der Vertreter einer größeren amerikanischen Firma habe ihm erklärt, der Krieg sei die größte Reklame für Deutschlands Leistungsfähigkeit gewesen, die Deutschland je hätte machen können. Die Ernäbrnngsschtvierigkeitcn in Nustlaud. Ministerpräsident Stürmer soll ans den Beratungen, die im Hauptquartier stattgefunden haben, den Eindruck gewonnen Huben, daß die ausreichende Versorgung der Armee und Zivilbevölkerung aus der neuen Ernte ausgeschlossen sei. Sozialistenversammlnug in Bologna. In Bologna sand eine große Sozialistenversammlung statt. Die hier gefaßten Beschlüsse über die internationale Politik und Wirtschaftspolitik dursten von den italienischen Zeitungen nicht gebracht werden. Die nordische Konferenz. Tie Worte, mit denen die Presse der drei skandinavi ¬ schen Länder den Anfang der Beratungen begrüßt, sind auf einen weniger zuversichtlichen Ton gestimmt. Am zaghaf testen scheint gerade die öffentliche Meinung in Norwegen zn sein, in dessen Hauptstadt die Tagung vor sich geht. „Morgenbiadet" z. B. weist darauf hin, daß die große Auf merksamkeit der Alliierten nnd ihrer Presse gegenüber den Blockadefragcn ittcht geeignet sei, der Zukunft vertrauens voll cittgegcnzufehcn. In gleicher Weise könne eS nicht die Stimmung beruhigen, daß russische, wie englische Blätter versuchten, zwischen Schweden und 'Norwegen, sowie zwischen Norwegen und Dänemark Gegensätze z» schassen. Immer hin schcnt sich in der öffentlichen Meinung der nordischen Lander die Ucbcr-cugnng durchzuringen, daß es jetzt nicht bloß aus Worte, sondern auch ans Taten ankomme. „Kein SkandinavidmnS ans dem Papier", bemerkt „Tidenstege" mit Recht, „sondern ein, wenn auch noch so bescheidener täte jetzt not, der scttie Probe im wirklichen Leben bestehen könne". Znr Lage in Ungarn. In der gestrigen Sitzung des ungarischen Abgeordneten hauses veranstaltete d-c Opposition wieder ein Kesseltreiben gegen den Muttster des Aeußercn Baron Burian. Der ASg. Ugron bemängelt: die angeblichen Fehler der Berwaltuüg in Polen nnd erhob wegen des Eindringens der Rumänen in Sicbenbürgey heftige Anklagen gegen den Bukarester Ge sandten Grasen Ezernin, sowie gegen Baron Burian, und dc>l ungarischen Ministerpräsidenten Tisza. Tetz Abgeord nete Szmreesanyi setzte diese Angriffe fort, er verlas Doku mente, aus denen hcrvorgchen soll, daß der österreichische Ministerpräsident Graf Stürgkh sich auf die Seite der Tsche chen gestellt habe, und daß dessen Bemerkung, er könne Len Neichsrat wegen deS Verhaltens der tschechischen Abgeord neten nicht einberufen, nicht stichhaltig sei. Aus Zeugenaus sagen gehe hervor, daß Stürgkh den früheren tschechischen Abgeordneten Kramarcz, der wegen Hochverrats verurteilt wurd^ttcn-wollte, -- 2S IVsü - ^00 szo„ bet Muttcr verschwieg nnd fcrnhielt. Zwischen Mutter und Tochter war fast ein umgekehrtes Vcrhättuis, die Tochter war viel besonnener und energischer als die Mutter und hatte gewissermaßen die Führung übernommen. Frau Röh- ning war kleiner und zierlicher als ihre Tochter. Aber auch sic ivar noch immer eine gut auSsehcndc Frau, der man an merkte, daß sie einmal sehr schön gewesen sein mußte. „Ich habe auch wieder einen neuen Auftrag mit heimge bracht, Muttchen. Man hat mir eine Skizze bestellt für einen Salosi im Stil Louis XVI." sagte Henny im Laufe des Gesprächs. „Das freut mich, Kind. Bis mann mutzt du sie denn liefern?" „Bis übermorgen, Muttchen. Aber sic ist nicht groß, ich kann sic bequem in einem Tage machen. Und ich bekomme vierzig Mark dafür. Ist das nicht famos?" „Gewiß, Henny. Im ganzen werden solche Arbeiten doch recht gut bezahlt, nicht wahr?" „Za, Muttchen, wenn man nur alle Tage zu tun hätte, dann könnte man ans ein ganz ansehnliches Einkommen rechnen. Aber leides sind solche Aufträge so selten wie Fest tage. Na, cS muß auch so gehen. Für nächste Woche hat man mir bei Bär und Sohn wieder verschiedene Möbclzeichnun gen in Aussicht gestellt. Und dann will ich auch mal wieder bei verschiedenen neuen Firmen anklopfcn und meine ferti gen Zeichnungen vorlegen. Vielleicht kauft man mir ei waS ab." „Ach, mein gutes Kind, wie schmerzlich ist cs mir, daß du deine köstlichen Iugcndjahrc so freudlos verbringen mußt in angestrengter Arbeit." Henny schüttelte abwehrend den Kopf. „Freudlos kannst du LaS nicht nennen, Muttchen. Meine Arbeit ist mir der schönste Genuß." „Nun fa, du bist ja gottlob anders geartet als andere junge Mädchen. Aber die Sorgen, die du dir hast aufladen müssen, die bedrücken dich doch."
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