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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.03.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000310020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900031002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900031002
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- LDP: Zeitungen
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- ZeitungDresdner Nachrichten
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Dv-rditzev Nachvr<Hten. Sorruabend. 1«. März 1VVN M Nr. «7 dem Referate «griff Oberbürgermeister Beutler das Wort, um VerwaktungSausschuß schon nächste» Montag wieder über den. zunächst sein Bebauern auszuspr ecken, das, bei Berathuna einer so wichtiaen Angelegenheit der Rath nicht zur Vorberatvnng des Ausschusses zngezogen worden sei. Durch das ostere Unterbleiben dieser Zuziehung von Rathsniitgliedern, speziell beim Berwallungs- aiisichusse. werde das Interesse der Stabt nickt gefordert- Der Rath sehe darin ein Mißtraue» und Kege die Ueberzcuguna. da dasselbe insbesondere der Person des Vorsitzenden des Verwaltuiigs auskchusses entspringe. Auf Anregung des Herrn Baumeister Hartwig iei auch das neuerliche Vorkommniß zurückzusühren. daß den Rathsniitgliedern keine Ausknnit mehr gegeben werde, wer über die einzelnen Angelegenkeitc» zu rcseriren habe. Diese Anordnung diene nur dazu, die Meinung Einzelner durrbznbriuken. Am Montag habe man mit den Vertretern des Fiskus an Ort und Stelle verhandelt, und die Verhandlungen seien vom Vorsitzenden des Verwaltungsausichusses in einem Tone geführt worben, als habe der Ratb mindestens leichtsinnig, beinahe pflichtwidrig und der Fiskus mindestens vertragswidrig gehandelt. Die Herren Ver treter des Fiskus hätte» darauf erklärt, nicht weiter zu verhandeln Da es ihm im Ausschuß nicht vergönnt gewesen sei, müsse er nun einen umfassenden Vortrag aus den Alten kalten. Redner wies nunmehr aus dem Schustenwrchsel nach, daß die Verpflichtung der Stadt von Anfang a» dahin gegangen sei. die Fahr- und Fnßbahn der Leipzigerstraße in 20, dann in 21 Meter Breite hcrzustellen Das Wort .Turchfahrtsbreite" sei um ein Fehler in der Aus- drucksweise, eS sei damit „Fahr- und Fnßbahn" gemeint. Die Meinung der Vertragsschließenden war also eine Gcianrmtbreite von 21 Metern. Es bleibe nur die Frage, ob erneut mit dem Fiskus über eine weitere Verbreiterung oder eine dritte Unterführung, selbstverständlich auf Kosten der Stadt, unterhandelt werde» solle. Wenn Kollegium dafür 200.000 Mk. bewilligen wolle, werde der Rath gern beistimmen. Vieevorslcher Hartwig vertheidigte sich zunächst gegen die ihn treffenden Vorwürfe. Wenn der Rath, wie er es oft in seinen Zuschriften thue. um Zuziehung eines Rathsmitgliedcs ersucht habe, würde sich der Ausschuß tn keiner Weise geweigert haben, aber das hier in Betracht kommende Schreiben des Ratbes schließe lediglich mit den Worten: „Wir bitten, es bei der Mittheilung dieser unserer Entschließung bewenden lassen zu wollen". Auf Wunsch des Herrn Oberbürgermeisters habe er die gewünschte Besprechung an Ort und Stelle sofort veranlaßt. Er habe Herrn Stadtbanrath Klette drei Mal hintereinander gebeten, dem Ausschüsse bis Montag Abend de» Niveauplan znkvmmen zu lassen, aber ihn nicht er halten. Neber die Vorkommnisse in der Besprechung an Ort und Stelle habe sich vor der Sitzung der Herr Oberbürgermeister noch weit schärfer geäußert. ErlRedner) habe damals erklärt, es werde zunächst zu prüfen sein, ob nicht die Stadt auf Grund des Ver trags seine Durchfahrt von 21 Meter Breite zu fordern habe, ob und nicht auch der event. Fiskus rc. verklagt weiden könnte. In gehässige Worte sei das nicht gekleidet gewesen. Ferner habe er gegenüber Herrn Geh. Banrath Peters, einem Herrn, mit dem der sich duze, gesagt: „Höre einmal. Durch die Dammanlage ist doch eigentlich sie Stadt Dresden entwürdigt". Daraufhin habe sich dieser Herr Herumaedreht und habe erklärt, überhaupt nicht mehr verhandeln zu wollen, und selbstverständlich habe ec als Vicevorsteh« der Stadtverordneten keine Veranlassung gehabt, ihm nnchzulausen. (Ruf: Sehr richtig!) Das Verbieten der Namensnennung des Referenten sei vom früheren Vorstände aus Antrag des damalige» Stadtverordneten Geh. Ncgierungsraths Bennewitz ausgegangen, der Vorwurf bleibe also aus diesen Herren sitzen, den» er habe nur den Wunsch ausgesprochen, daß es bei diesem Verbote verbleibe. Die schwere Beschuldigung, es handle sich darum, die Meinung des Referenten durchzudrücken, entbehre jeden Grundes, dieser Wunsch möge vielleicht auf der anderen Seite in den tiefsten Tiefen der Seele ruhen! Was nur» die Sache selbst anlange. so habe eben dem Ausschuß nichts weiter Vorgelegen, als der Ver trag, worin klipp und klar von der Durchfabrtsbreite gesprochen sei. Wenn damit die lichte Meile gemeint sei, so müsse er das ! Vorkommniß sehr bedauern. Daß allerdings zwei Reihen Säulen i» diese Breite bineingesetzt werden dürfen, stehe nirgends im Vcr- ^ trage. Der Ausschuß ziehe daher Punkt s zurück. Vorsteher , Dr.S t ö ck el bat nunmehr dringend, bei dicserDebatte die persönliche > Beziehungen berührende Schärfe zu vermeiden tScbr richtig I) In ! einer der nächsten Vorstandssitzungen werde er die Frage zur ! Debatte stellen, ob jenes alte Verbot noch aufrecht zu erhalten sei. ^ Schriftführer Dr. Hackel meint, die Uneraurcklichkeit der Debatte ! häkle bei beiderseitigem größerem Entgegenkommen vermieden ! werden können. Der Ausschuß hätte, da er einen abweichenden ! Beschluß fassen wollte, einen Rathsvertrct« trotzdem clnlnden können, und von Seiten des Ralhes konnte eine Auslläinng früher ersolgcn. Stndtbaurath Klette bemerkt, er habe den Niveauplan vorbereitet und auf dem Bureau bis Abends 8 Uhr gewartet, daß er zur Auskunftertheilung herciugczogen werde. Der Herr Ober bürgermeister giebt im Anschluß an die Worte des Borstehers die Erklärung, daß ihm gegen die Person Hartwig's jede Unfreund lichkeit ferngelegen habe, er habe sich lediglich gegen den Referenten gewendet. Er fügte hinzu, der Herr Minister habe sich bereits aencigt erklärt über die Herstellung einer Fnitermauer zu ver handeln. Tic Sladtverordneleu Plötuer und Sentucr bemängeln die zu geringe Weite der Durchfahrt, die Stadtverordneten Rühle und Flockcmciiiir sprechen gegen die Säulen, da der Begriff der lichten Weite solche nicht zulasse. Bicevorstcher Dr. Lehmann be antragt Zilrückverweisling an den Verwaltungsansschuß, Stadt verordneter Dr. Pilling Schluß der Debatte. Der Schlußantrag wird nicht unterstützt. Daraus sprechen Stadtverordnete Kändicr über die Auffassung des Verwaltungsalisschusses und Dr. Schlade bach über die Häufigkeit der Zuziehung von Rnths- mitgliedern. wofür der Referent durch eine inzwischen angestellte Statistik de» Beweis liefert. Seitens des Stadt verordneten Plötner wird folgender Antrag eirigebrcicht: „den Rath zu ersuchen, bei der Generaldirektion der Staolsbahncn darauf hiiiznwrrken. daß an Stelle des zwlichen der Unterführung der Leipzigcrstraße und dem künftigen Nerrstädter Personenbahnhof jetzt geplanten unschönen Bahndammes eine Fr»terma»er in C»klm>enbau ausgcführt werde". Einen weiteren Antrag bringt St.-V- Heimbold ein. der dahin geht: „Kollegium wolle dem Rathe anheimgeben, von dem beiderseits je 5'/« Meter breiten Fnßbahnen ca. I V» bis 2 Meter als Fahrbahn für Handwagen, sowie für Träger größerer Lasten cibziitrrnnen und nur bis zu 4 Meter Breite als ausschließliche Gaugbahn bcrzustellen". Ober bürgermeister Beutler bittet hierauf, da die Sache Eile habe, im Gegenstand zu beriuhe», da »>lt der Ausführung des Dammes bereits begonnen werde. Er werde inzwischen bereits mit dem Finanzministerium Verkandlrirrgen einleiten. «Beifall.) Vice-Ävr- sleher Hartwig erklärt sich mit der Zrirückvenveisung einverstanden, weist aber daraus hin. daß die VerpMchtung der StnatSbahn, eine Lichtbreite zu schaffen, seststehe. Wenn der Herr Vorredner erklärt habe, er habe sich nicht mit der Person des Baumeisters Hartwig, sonder» mit dem Referenten des VenvaltungsausschusseS beschäftigt, so erinnere ibn dies an einen Bvrgang im II. Jahrhundert. (Heiterkeit.) Da habe der Mönch Grrnzo eine bittere Streitschrift gegen den Mönch Eckedart erlassen, und als ihn einer seiner Brüder fragte: „Wo bleibt da die Liebe?" da kabe Gunzo geant wortet: ^Jch babe nicht den Bruder Eckchart crngreifcn wolle», solidem seine Fehler, ein ihm anhängendes Appendix!" — In der nunmehr folgenden Abstimmung wurden die drei gestellten An träge einstimmig zum Beschluß erhoben und die Sache an den BcrwaltiingsaiiSlchub zurückgegcbcn. —» Der Deutsche KeI l n erk 0 ngreß hat sich ein gehend mit der Lohn- und Trlrrkgelderfrage beschäftigt und fol gende Resolution mit allen gegen drei Stimmen angenommen: „Ter Fachkonareß der Gastwirtbsgekilten Deutschlands erkennt als seststebende Thattache a», daß das Trinkgeld bei den Gehilfen im Gastwirtlisgewerbe — ausschließlich des Küchenpersvnals »nd der iaufmännischen Angestellten — oft die einzige, immer aber die hauptsächlichste Bezahlung für ihre Arbeitsleistung ist. Das Trinkgeld wird von den Gästen aus einem gewohnheitsmäßige» Zwange, als Belohnung, als nothwendigcs Nebel, als Almosen gegeben. Es übt auf den Gehilfen, der dadurch in einem fort währenden Abkäiigigkeitsverhültniffe zum Gaste steht, den denkbar ungünstigsten Einfluß aus. ES erweckt in den, Empfänger Habgier und Berstellungsknnst, verletzt seine Selbstachtung und macht rhn durch den bald fehlenden, bald steigenden Verdienst zeitweise zum Verschwender. Ferner verhindert das Trinkgeld ein lameradschast- liches Gefühl unter den Gehilfen, weil einer in dem anderen seinen Konkurrenten erblickt. Aus die Gäste wirkt das Trinkgeld durch das Abwägen, die Verabreichung und die manchmal Aergenriß er regenden Folgen, die ihnen durch «in vergessenes, unrichtig »er st,eiltes oder zu kam bemessenes Trinkgeld entstehen, in hohem Grade belästigend. Es rust bei ihnen, da sie in dem Empfange desselben etwas mit der Achtung Unvereinbares erblicken. An maßung und Ueberhebung gegenüber den Empfängern hervor. Auch die Arbeitgeber im GnsNvirthsgewer.be erleiden Einbuße in ihrem Anlehen und ihrer gesellschaftlichen Stellung durch den Vorwurf. Gehilfe» zu beschäftigen, die sie von Anderen bezahlen lassen. Sie müssen sich außerdem bei einer derartige» Bezahlung stets vergegen wärtige», daß die Empfänger die Interesse» der Tnnkgeldgcb« oft ans ihre — der Unternehmer — Kosten wahrzuuchmen geneigt sind. Die Lösung der schwierige» Frage liegt allein in de» Händen der Trinkgeldgcber — der Gäste: den» es kann ohne Weiteres an genommen werden, daß das Trinkgeld im Allgemeine» so lange genommen, als es gegeben wird. Durch Eiustellung des Trink- geldgebcus eraiebt sich die Lösung von selbst. Da nun die Ein nahme durch das Trinkgeld im Sinken begriffen ist und die An nahme nahe liegt, daß das Publikum, wenigstens ein ausschlag gebender Therl desselben, sich entschließen könnte, diese ungerechte Besteuerung in Zukiinst adzulehne», jo weist der Fachkonareß die Gehilfen auf den Schaden hin. den sie erleiden würden, wenn das Trinkgeld aufhört, ohne daß ein entsprechendes Gehalt an seine Stelle tritt. Der Kongreß fordert deshalb die Kollegen auf. einer etwaigen tzenrnterdrückung des Gehaltes, Heranziehung zu den Kosten für andere Arbeistkräftc. zur Erhaltung des Inventars (Bruchgeld) u. s. w. entgcgcuzutreten und für eine Ausbesserung des Verdienstes durch ein allmählich steigendes festes Gehalt zu wirken. Zu diesem Zwecke sind die Gehilfen in den einzelnen Orlen verpflichtet, unter möglichster Berücksichtigung einheitlicher Bestimmungen für ganz Deutichland alljährlich einen Lohntans auiznslellen. Ter Kongreß erwortet, da auf eine gesetzliche Be- timn.ung eines Minimalcrrbeitslohnes. so wünschenswerlh dieselbe auch iei. vorläufig nicht gerechnet werden kann: 1. von der Ne uerung ein Gesetz beziehungsweise Verordnung, wonach es den iiilerriehmcm im Gaslwirthsgemcrbe bei Strafe untersagt ist. ihre» Gehilfen irgend welche Bezahlung auszuerleaen. die gewöhnlich durch die Namen „Bruch". „NeiiiigungSkosten, ^Hilfskräfte" oder welche Bezeichnung es immer sei, ausgedrückt wird; 2a. von der Regierung und den Kommunalbchörden eine Verordnung zu er lassen. daß in allen inittelbar oder unmittelbar unter ihnen stehen den Betrieben, als Eisenbahnrestauratiorren. Kurhäusern. Rcrths- kcllern u. s. w. die Bezahlung der Arbeitskräfte eine solche sein niirß. daß sie den Angcslclltcn enthebt, ans ein Einkommen von Trinkgeld angewiesen zu sein, 2d. oder wenigstens die Pächter derartiger Betriebe zur Zahlung des jeweilig festgesetzten Lohnlarifs kontraktlich zu verpflichte». Des Weitere» ersucht der Kongreß die Oeffentiichkert nnd dre ihr dienende Presse uni Unterstütz»»» in dieser Sache. Insbesondere appelirt er a» die Bestich« der Gast- wirthichosten, dahin zu wirken, daß in den Wirthichaften. i» welchen sie verkehren, der von den Gehilfen ausgestellte Lohnsatz anerkannt wird". * Ans den amtlichen Bekanntmachungen. De», Portier Ernst Julius Mann in Dresden wurde das städtische Ehreiizeugnik verliehen. — Wegen Reinigung der Geichästsäume bleiben die Svarkcissenstclle in Neustadt, Köingstraße Nr. 14. die Sparkassensielle in der Wilsdruffer Vorstadt, Maternistraße Nr. 17 und die Svarkassensielle i» Vorstadt Streben. Dohnaerstraße Skr. 16. morgen geschlossen. —* Die Marine-Ausstellung wird am Montag ge- chlossen werden. Der Besuch schwankt jetzt täglich zwischen 5- bis 6000 Personen; namentlich in den Abendstunden drängen sich in Folge des ermäßigten Eintrittspreises aus 30 Psg. Tausende von Schaulustigen m den elektrisch erleuchtete» Sälen des städti- chen Ansstrllniigsvcilirstes. Auch die Fahrpreisvergünstigmig. welche die Sachs. Staalsbahnvcrwcrltung i» entgegenkommendster Weise gewährt hat. wird fleißig ansgenutzt, so daß täglich Tausende von Eiscnbahnbiücts in de» Ausstellungsburcaus abgeslrnipelt werden müssen. Am Sonntag beträgt das Eintrittsgeld nochmals nur 20 Psg.. während der reichhaltige Katalog a» diesem Tage für 10 Psg. verkauft wird. —* Gestern feierte hier Herr Privatmann Heinrich Julius Kreutzkamm sein KOjädrigrs Büraerrechtsinbilärrm Es wurde ihm aus diesem Anlaß seitens der städtischen Körperschaften ein Glück- wunichschreibn üversendet. —* P 0 lizeibeeicht, 9. März. Auf der Dlcstewitze-si arße samyielten sich am Mittwoch Abend Leute um ein Geschirr, dessen Führer von ihnen für betrunken angeiehen wurde. Man hob den Mann vom Kutschersitz herab und da ergab es sich, das; er von einem Gehir»ichlag betroffen worden war, der ihm die link Körperseite gelähmt hatte. —* Gestern Abend in der 8. Stunde wurde die Feuerwehr nach dem Grnndstück Tvrgauer st ratze 4 — Borstadt Pieschen - alarmirt. wo wahrscheinlich in Folge unvorsichtiger Handhab»», eines Löthosens ein Tbeil der Dachschalung in Brand geratken war. Da de» Brand noch im Entstehen bemerkt wurde, vermochte die Feuerwehr die Gefahr in kurzer Zeit zu beseitigen. —* Die dlesiäbrige Hauptversammlung des Dresdner Bezirke- Vereins gegen den Mißbrauch gcistiger Getränke wider Montag Abend 8 Uhr im Saale des „BolksheimS". Wasser straße 7, 1. Etage statt. —* Bei Ausnahme des morgen i» Kraft tretenden Fahrplanes der Sächsisch-Böhmischen Dampsichiffahrts-Gciellschaft können die Schiffe an Station H 0 sterwitz wegen zu hohen WasscrsiandeS vorläufig noch nicht landen. —" Ern reges Treiben herrschte gestern (Donnerstag) Abend im Saale des „Weslendsckstößchens" in Plauen bei Dresden. Der Turnverein daselbst veranstaltete eine» Fnmilienabcnd größeren Stils, dem der Gedanke eines internationalen Tmn- sestcö z» Grunde gelegt war. Aus aller mögliche» Herren Länder erschienen Turner, zum Tbeil rlcgenweisc init Fahnen nnd Stan darten. Die Männcrricge stellte die Rathsherre» der Stadt Planensici mit Tnlar nnd Amtskette» dar: der Herr Oberbürger meister, Vereins-Vorsitzender Schcder. der Arrangeur de-Z Ganzen, begrüßte die fremden Turner und Turnerin»«, mit Ansprachen. Nack Eintresfcir aller Festtheilnehm« wurde »nt« Vorantritt der Musik ein Festzug durch de» Saal unternommen. Nach dessen Auflösung begann ein allgemeines FreiübnngSturnen nnd darnach zeigten sich die verschiedenen fremden Turn« in ihren volksthüm- lichen Glanzleistungen, die Italiener schwangen mit Grazie de» Ger, die kräftigen Tiroler arbeiteten spielend mit den Hanteln, die Hamburg« Turn«, im Schmucke der „Bismarckhüte", schlugen mit Keulen drein, die Indianer zeigten eine cmßewrdent- liche Gewandtheit im Sttrrmspringen am Hochvierd. die als Fest- jungfrauen anftreiende Damenabt Heilung führte in äußerst ge schmackvoller Toilette einen gelungenen Schneeballrcigen und die Männerriege zuin Schluß einen Rathsherrenreige» auf In den Nebensäle» bot sich den Turnern und ihren Gästen Gelegenheit zu allerhand Kurzweil und Belustigung. Ern irohbelebter Bell beschloß das schöne, von zahlreichen Gästen besuchte Fest. —* In Falkenstein ist gestern (Donnerstag! der Privat mann Stoß von seinem Miether, dem Handelsmann Prcnß. »ach einem Wortwechsel erstochen worden. Der Mord« ist entflöhe». Mittags eine dicke, schwarze Rauchwolke, die vom Dach des Schau,pieihauses arifgualmte, und iahen bald darauf, wie eine Logenschließerir, ein Fenst« des 2- Stockes aufriß und. in eine heftig ousströmende Rauchwolke gehüllt. Hilferufe ausstieß. Sie ver schwand gleich wieder im Innern des Gebäudes und wurde später verkohlt aufaefundeu. Wenige Minuten später stürmte ein Monn aus den Balkon vor dem Fon« hinaus, ichrie, rang die Hände, nef unverständliche Worte auf den Platz hinab und machte Miene, hinunterzuspringen. Das Geschrei der Menge, die sich rasch an sammelte. hielt ihn davon ab. Ein vorüocrrolleirder Omnibus wurde unter den Balkon gelenkt, vom Verdeck eine aus einer naben Weinkneipe herbeigeholte Leiter hinausgereicht und der Mann, der vor Todesangst von Sinne» schien, mit tausend Schwierigkeiten heruntergeholr. Inzwischen barsten die Fenster der oberen Stock werke. und aus alle» Oeffnungen schlugen die Flammen heraus, während eine Rauch- und Feuersäule sich thurmhoch über das Dach «hob und ein Funkenregeu üb« den Platz niederiprühte. Es dauerte reichlich 20 Minuten, ehe eine jämmerliche Handspritzc herangezottelt kam. und es war 1 Uhr. als endlich zwei Damps- Ipritzen rintlafen, die aber zuerst kein Wasser fanden und so gut W>e nichts ansrichteten. Das Theater brannte denn auch un gehindert vollständig aus. so daß jetzt nur die kahlen Mauern stehen. Die Schauspielerin Dudlay, welche die Roxane darstellen sollte, war bereits kostümirt. Sie wurde in ihrer Theatertracht mittelst eines Seiles aus dem Fenster aus den Platz hinabgelassen. Die Darstellerin der Zaire. Frsi Henriot, war aller» in ihrem An kleidezimmer. als das Feuer ausbrach. Sie siel, als sie sich flüchtete, aus dem Gange zu Boden und wurde vorr der cin- vringenden Feuerwehr schwer verbrannt aufgehoben und in SKranken- haus geschafft. Von anderen Opfern bat man zur Zeit noch keine Kenntniß. Man suchte hauptsächlich die Bücherei, das Molisre- Museum. die Kunstwerke deS Künstler-Foyers zu retten Es wurden auch viele Bild«. Statuen. Büsten. Bücher hinabgeworsen und ip ollen Läden des Platzes unteraebrocht. — Die Kawstrovhe «regt bet dem fast geweihten Charakter deS Thsätre Fraiwms bei der ganzen Bevölkerung tiefste Betrübniß. Das Haus Molivre'S sollte einer der Glanzpunkte des Paris der Welt-Ausstellung werden. Der Vnlaus des Brandes läßt «kennen, daß einer Jenersbrunst während der Vorstellung wahrscheinlich kein Zehntel der Zuschauer .. - „-r i-, ch daS Feuer sei du«h eine entronnen wäre. Da» Gerücht behauptet, Ancirchisteiibombe entstanden; Andere glauben an eine Gas- entflammnng. Elarstie versichert bestimmt, eine Explosion auf d« Bühne gehört zu haben. Man wird unverwcilt den Wiederaufbau des zerstörten Inner» beginnen und hofft ihn rasch zu beendige», da dre starken Außenmauern ziemlich unversehrt sind. Die Vor stellungen sollen keine Unterbrechung erleiden. Sie werden vor läufig in einem gemietheten Theater stattfinden. Tie Zeitungen klagen über die Langsamkeit, womit der Brand bekämpft wurde, über die Abwesenheit der Polizei während der ersten halben Stunde der Feuersbrunst und über die unzulängliche Wasserversorgung. ch* Wie der .Kunstwart" schreibt, iollte der fällige Schillerpreis wieder Hauptmann zugesprochen w«den; d« Rais« habe das ab« Wied« verhindert, der Preis bleibt Wied« unverliehen. Der „Künstwart" fügt hinzu: „Die Ablehnung regt uns nicht weiter auf. als zu der neuerlichen Bekräftigung des Ge dankens : u»i«e Kunst braucht Einrichtungen, die nicht Vv» der persönlichen Meinung eines noch so lunstfreundlichen und wohl wollenden gekrönten Laien, sondern als von der letzten Instanz vom Sachverständiaen-Gutackten abhängen". ErmeteNovelli, riebe» der Düse und Zacconi einer der populärsten Schauspiel« Jlaliens, hat gestern, Tonnnstag Abend, im Leisinaiheater inBerlin mit einer eigenen italienischen Truppe sein Gastspiel als Papa Lebounard in dem gleichnamigen Schauspiel von Jean Airard begonnen. Vermischtes. * In Bad Nauheim herrscht Jubel. Die am 17. Oktober 1899 begonnene Bohrung nach einer neuen Heilquelle förderte einen außerordentlich starken. 32 Grad Celsius warmen, stark kohlen- .äurehalttgen Sovliprudel mit hohem Salzgehalt zu Tage. Die Bohlung ist 208 Meter tief, der Sprudel lst'/r Centimeter stark. 1 Meter hoch springend. Große Begeisterung herrscht in der Be völkerung. Mit dem neuen Sprudel ist ein neuer Soolstrom an gekohlt und die alten Heilqnellen sind nicht gestört. Nauheim besitzt jetzt die drei bedeutendsten, kohlensäurerelchsten Thermal» sprudel der Welt. «Wiederholt.! . * Bor der philosophischen Fakultät in Heidelberg bestand Miß .... als Hauptfach richtete eine Ansprache NN vrr Lnrnnr, IN Ivrrcrwr « aussupric. ^ „ "ologie undKunstaeschichte als Nebenfächern ihr wenn das Volk im Glauben fest bleibe in der Zeit der Noch, dann Doktor-Examen «vww» euw tarzä«. Iwerde Gott die Geschicke bald wieder zu seinen Gunsten wenden. Tagesgeschichte. x Deutsches Reich. Der Kaiser besichtigte das neue Postgebäude in Potsdam. Um 3'/; Uhr sich, der Kaiser in Be gleitung des kommandirenden Generals des Gardekorps von Bock und Polach »nd des Flügeladintanten Generalmajor von Scholl am Hairptportal am WilhelmSplatz vor und wurde dort von de», Staatssekretär des Reichsvostamts von Podbielski und dem Polizei- Präsidenten von Bala» empfange». Im oberen Saale wurde der Kaiser von dem Ober-Postdirektvr Gürtler, der mit den Rüche» nnd höheren Beamt«, dort Ausstellung genommen hatte, begrüßt. Unter Beistand des Erbauers des neuen Postvalastes, RegicrnngS- barimeisters Siecke, übernahm dann Herr von PodbielSki die Führ ung durch die Räume. Der Kais« sprach sich lehr znsrieden über die schöne Fahnde des Postgcbäudcs und über die praktischen inneren Einrichtungen ans. x Das Kaiserpaar begab sich Freitag Vormittag nach Cbar- lottenbnrg. um im Mausoleum einen Kranz niederzulegen. Ter Kniier besichtigt Nachmittags in der König!. Borzellannianufattiir die für die Pari'« Weltausstellung bestimmte» Gegenstände der Manufaktur sowie die für denselben Zweck bestimmten Bernstein- gegenstände. x In Hamburg findet am Sonntag eine von Hamburger Schriftstellern und Künstlern cinberrrsene Protestversammlung gegen die Isz Heinze statt. x Oesterreich. Bei der Landtagsersatzwahl im Landgemeindc- bezirke Bochum wurde der io; Pater St 0 jal 0 wSki mit 155 von 219 abgegebenen Stimmen gewühlt. x Frankreich. Wieverlantet. richicied« Minist«desAeiißercn Delc ass(> gestern an den englischen Botschaft« Monion einen Privat- brief, in welchem « sein tiefstes Bedauern üb« den Zwischenfall vor dem englischen Konsulat in Bordeaux ansdrttckt und verspricht, die Bcbörden würden die «sordcrlichen Maßnahmen «greifen, »in die Schuldigen zu bestrafen und eine Wiederholung ähnlich« Vorfälle u verhindern. Monion antwortete, er danke Delcassö crrrsrrchtig *ür seine» Brief und die darin enthaltenen V«sich«»ngcir. x England. Als die Königin im Bnckingham-Palasl eintraf. erwarteten sie die Mitglieder des Oberhanics und des Unterhauses im Schloßhof und sangen entblößten Hauptes: Kava tks (Znesn!" Nachmittags unternahm die Königin in Be gleitung der Prinzessinnen Heinrich von Battenberg und Christian zu Schleswig-Holstein vom Buckingham-Palast ans eine Rrmd- ährt durch die Hauptstraßen der Stadt und wurde überall von ein« großen Memchenmenge mit außerordentlicher Begeistenmg begrüßt. Rustland. Der Brand im GeneralstabSgebäride in Peters burg ist nach längerem Kampfe bewältigt. Abgebrannt ist ein Tbeil der Bilbiothek, viele Werke von großem Werthe sind ver nichtet. Der Schade» ist beträchtlich. Amerika. Einem Telegramm aus Santo Domingo zufolge hat der frühere Gouverneur von Santiago de los Caballero?. General Pepin. rev 0 ltirt. Truppen wurden gegen ihn ent- n»dt und im Südwesten der Insel wurde der Belägernngszusland «klärt. In der Hauptstadt herrscht Ruhe. Viele Verhaftungen wurden vorgenoimnc». Asien. Die Kaisers n-Wittwe von China hat die Gemahlinnen der fremden Gesandten in Audienz emPsaiMii; sowohl der Kar!« wie der neue Thronfolger waren zugegen. Das Ccremoniell war dasselbe wie beim Empfange der Damen im vorigen Jahre. Transvaal. x Der jüngste Kamvs am Modderstuß scheint doch be deutungsvoller gewesen zu sein, als es nach der ersten Meldung schien. Die Buren scheinen es an der «forderlichen Wacdlämleit und Vorsicht fehlen zu lassen. Denn der Flankenangnff des Lord Roberts aus die Stellring der Buren südlich vom Fluß ist dielen ganz unenvartei gekommen und hat deshalb, obwohl angeblich lO.000 Buren am Modder standen, mit deren vollkommenen Zer sprcnqrrng geendet. Gleichwohl ist eS den Buren gelungen, alle Geschütze mit Ausnahme eines einzigen in Sicherheit zu bringe», während viele Vorrätke und Zelte dre Beute der britischen Truppen winden. French scheint jetzt den Angriff aus die nördlich vom Modder stehenden Bure» crufgenomme» zu haben. Welche Be deutung die glücklich verlaufene Overation des Lord Roberts für den Fortgang des Krieges bat, läßt sich noch nicht ermessen: ver ninihlich wird sie jedoch die Ankunft der britischen Truppen tn Bloemfontein beschleunigen. x Tie Buren sind gezwungen, in Folge d« «drückenden englischen Uebermcrcht die Stellung b« Ost fontein aut- zugeben. Man befürchtet die Ilmzingelrmg des Burengenerals D-Wet falls ihm nicht ei» schleuniger Rückzug gelingt. x Amtlich wird berichtet, daß am letzten Sonntag ein hef tiges Gefecht bei D 0 rdrecht stattgefnndcn hat. Die Engländer wurden mit großen Verlusten zurückgeichlagen. Drei Kanonen wurden von den Verbündeten genommen Auf Seite der Bure» wurden drei Mann artödlcl. iirni verwundet. x Nach einer Meldung aus Ladvsmitk» ist eS englischen Kundschaftern gelungen, sich zweier Dampfmaschinen der Buren zu bemächtigen. General Bnll« sendete eine weitere Verlustliste Die Verluste an Mannschaften vom 11. bis 27. Februar betragen 252 Tobte, 1512 Verwundete und 95 Vermißte. Bei den Entiatz versuchen verlor Bnll« insgcsanimt 5250 Mann, davon 2402 nach dem Kampfe um den Svionskop. x Bull« «ließ eine» Tagesbefehl, worin cS heißt: „Durch den wahren Mrsth, der stets glüht und glänzend aufflammt. vollendeten die Entiatztruppcn ihre Ausgabe und fügten ein glor reiches Blatt zur englischen Geschichte hinzu " — General Äbitc bezeichnet»: in einer Aniprache den Obersten Ward als .beste» Jnteiidantur-Offfji« seit MoieS Zeiten". Nu! x Präsident K r ü g e r traf in Bloemiontetn ein und wukde vom Präsidenten Steijn auf dem Bahnhöfe empfange». Krüger an die Menge, in welcher er auSführtc.
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