Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.12.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271209014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927120901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927120901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-12
- Tag1927-12-09
- Monat1927-12
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.12.1927
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-rettag. S. Dezember 1927 — »Dresdner Tlachrichten" — Nr. 57» Settel« »«erträglich tft. ihn in diesem Sietgen mit tanzen zu sehen. Denn unmittelbar aus ihn sotgt Valentina. Do echt, wie der Ansang mit Aleibiade« gestallet war. so vollkommen gelungen ist auch der Abschluß mit Valentin«. Daß dieser unbedeutende Italiener nur durch «in schöne« Gesicht et« Hundertmillionen, volt erregen konnte, da» beruht wieder aus der heimlichen viacht de» Stutzertum», beleuchtet aber zugleich auch die Lat. lache, daft diese Lebenskünstler nur dort zur Macht gelangen, «w ein naive» Volk ihnen zuinbeln kann. Solange diese Naivität bestehen wird, wird da» heimliche Königreich der Stutzer nicht aufhören. Alexander von Gletchen-Nußwurm. der letzt« Urenkel Schiller», gehört zu der immer seltener werdenden Gilde ter großen Vausenrü. Wenn er erzählt, verwischen sich die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit. Mit Vorliebe sucht er seine Westalten in der ganzen Welt. Und doch ist e» «teder die deutsche Gründlichkeit, die ihn ganz zum Deutschen werben läßt. Auch diese bunte» Geschichtsbilder, die Mario, nettciikönige des Leben», zeigen ihn wieder aus der Höhe jener Plaubcrkunst, die bet und schon säst vergessen ist. Von Gestalt zu Gestalt wird man in seinen Rann gezogen. Die Fülle der Einfälle und die prickelnd Art der Sprache wissen stet» zu fesseln. Io das, un» da« vom Drei-Masken. Perlag in Berlin geschmackvoll auögeslattete Buch recht leben, »ig zu unterhalten weih. Han« Christoph Kaergel. Der Cormoran — August von Soeben — Die rote Steppe. Salzwasser macht die Augen hell. Wer fremde Völker und Länder kennen gelernt hat. dem weitet sich der Blick. Ander» schaut er dann von fremden Welten aus die eigene Heimatwelt. Wer längere Zeit im Auslände gelebt hat. der weih, dah jedes Volk lein bcrechiigte» Sondcrleben führ«, und betrachtet die Wirkung der Geschehnisse in den verschiedenen Ländern auch nach ihren Wechselbeziehungen. Reiscbücher find jetzt grosse Mode Zeder Verleger weis, es. Aber wirk lich gute Rcisebücher sind selten. Gern empfiehlt man daher ein Buch, das nicht nur durch seinen reichen Inhalt, sondern auch durch eine glänzende Art der Darsielluiig fesseln muss. Es ist da» bet der Unior^Dcirische Vcrlagsgescllschast. Stutt gart. in vornehmem reich illustriert erschienene Buch: »Der Cormoran" o r v c t t c n k a p t t ä n F. WIt - schetzki». Der BerfäWWvot sich bereits durch sein Pracht, volles Buch »Das schwarze Schiss", das die Kriegs- und lkapcrfahrten deö Hilfskreuzers „Wolf" schildert und im ver gangene» Jahre hier in einer aucslihriichen Besprechung ge würdigt wurde, einen guten Namen gemacht. Diesmal find es »Geschichten vom anderen Ende der Welt", Erlebnisse deö jungen Seeoffiziers an Bord des Kanonenboote» »Cormoran" in den Jahren lllll bi» Illlll i» der Siidjec. Australien. Neu seeland und China. — In Tönen behaglichen warmen Er. zählenS geht es dahin. Da und dort bricht goldener Humor hervor. Gelegentlich wird die Darstellung geradezu hin. reibend, wenn von den Heldenkämpsen deutscher Truppen in den ehemaligen Kolonien in der Südsee berichtet wird. Nach einer humorvollen Einführung tn daü Pidgtn-Englisch, tte Sprache der Düdsce, werden mir zunächst zu den Papua» und Melanesiern geführt. Wir besuchen den deutschen Pro. seffor, der einsam am Urwaldrande wohnt und den »schönsten Augenblick seine» Lebens erlebte, als er eine noch völlig uv- bekannte Bondwurmart der Papageien entdeckte". Ernste und heitere Erlebnisse wechseln ab. Mit dramatischer Kraft ist eine HootSfahrt durch die tosende Brandung bei der Insel Apo- lirna geschildert. Eingehend berichtet der Verfasser sodann vom Ausstand in Ponape. Die Missionsstatton in Palau wird besucht und vom alten Kapitän Olsen manche ergötzliche Geschichte erzählt. Nach einem Abstecher nach Tsingtau und zu den Kotsergräber» bet Tainesr, besuchen mir die Bergwerke Üet Broken Hill in der australischen Wüste. Ans Ncusceland lernen wir die Maoris, die Ureinwohner deS Landes, kennen und fahren durch die „Glühwsirmchcnhöhle". Es ist ein Feen reich. »WaS ist der gestirnte Nachts,immcl gegen diese Mil liarden leuchtender, fltmmender, glitzcnder Sterne an dem steinernen Himmel, was sind Brillante» und Diamanten, die die Sonne bestrahlt, gegen diese Märchcnpracht?" — Es ist eine Freude, dieses Buch Witschetzkys, das von deutschem Atem durchglllht ist. besonders als Geschenk für die deutsche Jugend zu empfehlen. — Vor kurzem scierle man Friedrich Wilhelm v. Stenben, der vor löv Jahren amerikanischen Boden betrat und dann unter Washington die amerikanische Armee im Unabhängig. keitSkriege neu organisierte. Jahrzehnte hindurch hat ma» -te Taten Steudens vergessen, vielleicht absichtlich totgeschwic- gen. Nun leuchtet sein Name wieder auf der nationalen Ehrentafel. Die Empfindung, die einst Stenben nach Amerika trieb, mar wohl die gleiche, die den sungen preußischen Leut- nant August n. Goeben nach Spanien zog, um auf der Seite der Karlisten zu kämpfen: »Menschen, die für Recht und Frei- beit ihr Leben einsetzen, verdienen die tatkräftige Unter stützung aller ehrlichen Leute." So sprach der Sohn zum Batcr, der als hannoverscher Offizier einst unter Wellington bei der dentsch-englischcn Legion in Spanien mitgekämpst hatte. Ga» Goebc» von l8M bis !81l> tn Spanien erlebt hat, schilderte er leibst tn seinem >811 erschienenen Werke: »Bier Jahre tn Spanien." Es diente als Unterlage für ein ebensalls bet der Union. Deutsche vcrlagsgeielllchast, Stutt- zart, erschienenes Buch: »GoebenS Erlebnisse tn tzpanien" von Reinbard Roeble. Da» Buch ist ge- biegen auSgestattet und mit Bildern aus jener Zeit der Kar. iistenkriege geschmückt. Man liest das Buch fast ln einem Zug«, so gross ist die Spannung, in die der Leser versetzt wird. Ost klingt cS wie ein Märchen, dass Goeben die furchtbaren Leiden und Entbehrungen immer wieder überwindet und doch noch die deutsche Heimat wiedrrsieht. — Aus Schmuggler- psaden geht es über die Pnrcnäcn, um zu Don KarloS zu gelangen, der den jungen Ossizier sreudjgtt ausnimmt. Wenige Tage darauf erhält Goeben bereit» die Feuertaufe und wird schon Mitte Juli 18-sti gefangen. In tollkühner Weise ent- sticht Goeben »nd sällt wiederum i» englische Hände Acht Monate lang ist er Gefangener und soll dann »ach Frank- reich abgcschoben werden. Unterwegs flickst Goeben wiederum, durchschwimmt unter dem Feuer seiner Verfolger den Ebro und erreicht seine Truppe wieder. Wenige Tage daraus stürmt er an der Spitze einer Kompagnie die Festung Peralta. Bei Valladolid wird Goeben verwundet. Am 13. Januar 1888 zerschmettert Ibm eine feindliche Kugel den Oberarm. Der nicht transportfähige Sckmervermundete wird zurück- gelassen und fällt wieder in die Hände des FeindcS. der den rn aurr »11 ge.angr csivrvcn unrcr lacimem vcamcn, »ais bschlrbctcr Soldat der britischen HilsSleaivn", unbeschwert jeglichem Gepäck, ohne einen Pfennig Zehrgeld nach tschland. Am 23. September 184k» lehrt er, »ousserlich nicht wehrlosen tn grausamster Weise mißhandelt. Nach Genesung wirb Goeben in den Kerker nach Madrid gebracht, dann nach der Festung Cadiz tranLporktert. Nach iKjähriger, an Leiben unb Foltern Uberretchrn Zeit wird Goeben au», gewechselt unb nach Valencia gebracht. Er tritt »um Stabe de» gesürchteten General» Sabrera. Trotz aller Leiben unb Entbehrungen, Enttäuschungen aller Art, hält Goeben der für gerecht gehaltenen Sache die Treue, bis schliesslich durch Ber. rat de» Generals Maroto das Korlistenheer zusammcnbroch Nur wenige hielten dem Thronprätenbenten Don KarloS die Treue. Darunter war Goeben. Al« aber auch die letzte karlistische Truppe bei Lanete die Wasseu ntedergelegt hatte, ist der Krieg zu Ende. Goeben durchschreitet am 20. Februar l8lll da» Tor der Festung Tauel. Der ritterliche Gnuver. neur gibt dem tapferen Offizier, der auch dem Feinde Achtung abgerungen hat, einen Patz nach Frankreich. Nach Aden- teuer» aller Bit gelangt Goeben unter falschem Namen, »als verabschiedeter Soldat der britischen von Deutichiano. rin, 2». S«p viel besser als «tn Landstreicher", aber als ein Held ins Elternhaus zurück. Da» von Goeben 1811 herausgcgebene Buch: ..vier Jahre tn Spanten" gelangte zufällig in die Hände des Prinzen Wilhelm uv„ Preusse», des späteren Kaiser Wilhelm» l. Er veranlasste den tüchtigen, vor dem Feinde hvchbewährten Offizier zum Eintritt in die preussilchc Armee, in der er dann zu den höchsten Ehrenstellen aufstcigen sollte. Diesen Flug i» die Höhe schildert das Schlnsskapitel de» stark fesselnden Ruche«. Man lege es der deutschen Jugend ans den Weihnachtstisch, damit sie sich an den kühne» Taten dieses grosse» Mannes begeistern »nd sich der Helden erinnere, die einst Deutschland mit dem Schwert gross gemach» haben. — Das im Berlag Julius Hossmann, Stuttgart, soeben er schienene Buch „D t e r o t c L i c p p e", Novelle» von Joseph Kessel, aus dem Französischen Übersetzt von Fritz Pasternak, verdient beachtet zu werden. Der junge Verfasser hat bereits durch seinen Roman »Die blinden Herrscher" die Aufmerk samkeit aus sich gelenkt. Ta schilderte er hinreissend das Wese» »nd Wirken Raiputins, dieses verkörperten Satans. Auch die vorliegenden Novellen zeugen von Kessels hoher, künstlerischer Gestaltungskraft und plastischer Schildernvgs- kunst. Sic zeigen das Emporlodcrn der Flammen des Bolsche wismus »nd das Wüten der Tschcka. Als Berichterstatter bat Kessel jene Zeit miierlebss Die Sprache fliessi und schäumt. Das brodelt und kocht und zischt wie in einem Hexenkessel. Durch das gau.ze Buch voll Sturmes und Dranges zittert eine eigenartige Spannung. Da wird ein »»scheinbarer Mothema- tilprofessvr vom Blntrausch der Revolution crsasst und zum satanischen Randenführcr. Angehörige, die einst den besten Gesellschaftskreisen angchörten, sinken in den Abgrund. Wir erleben Folterungen und Hinrichtungen. Ost steigt es einem würgend in die Kehle. Erschütternd ist die Novelle „Zelle Nr. 7". in der ein Soldat der Tscheka. der aus Liebe zu einer Dirne Henker geworden ist und nun in dieser Zeile das Urteil an seiner Geliebten vollziehen soll. Grausiges, allzu grausiges. Nichts sür Leute mit zarten Nerven. Der von seiner Zeitung al» Reporter ausgesandte Verfasser erlebte eben das Gcschante, daS er nur beobachten sollte. Und nicht um anzuklagcn, schrieb er. »sondern, weil da« Erlebnis ihm den Mund öffnete . Dr. E. Treitschke. Die kleine und die grobe Form. Ein neues Buch von Alfred Polgar: »Ich bin Zeuge" fverlag Ernst Rowohlt, Berlins, ist da! Grund genug, »»S sür einige Zeit mit der Literatur, wie sie durch schnittlich aussieht, zu versöhnen. In so einem Polgar-Buch ist. wie wir längst wissen, nichts Ueberslüssige», nichts Halbes, kaum LängsterlcdigteS. Meister der von ihm zur Blüte ge brachten kleinen Form, beherrscht Polgar die Kunst der Kom primierung. der Verdichtung so vorbildlich, dass viele Pro saisten, die bei ihm ernstlich in die Schule gingen, vor allem lernen könnten: ihre Bemühung sei im Grunde zwecklos. Denn immer wieder ist erstaunlich zu sehe», wie Polgar bas Wesentliche einer Sache, um die sonst breite Erzählungen ge sponnen zu werden pflegen, aus drei bis vier Druckseiten er schöpft. In vielen seiner Skizzen stecken vollkommene No velle» — vollkommener nur noch dadurch, dass sic, als solche, nicht geschrieben wurden, sondern das Ihr Kern, ihr Stofs In durchaus zureichendem Umfange, in einer künstlerischen Form, die so nur Polgar meistert, dargetan wird. Musterbeispiele biersür: „In der Telephonzclle" s— Geschichte einer armen Frau, die ersroren t» einer Telephonzclle gesunden wird — i: „Mörder wie sie nicht sein sollen" s— der Fall eines merk würdigen Freispruchs -I; „Schicksal" <— das geradezu gro teske Geschick eines Panther» —i u. s. f. Daneben immer wieder: der Humor! Dieser grazil skeptische, so manchem Ding mit sanfter Tödlichkeit aus den Grund spürende Humor! Davon zu schreiben, ist nicht möglich: man müsste ja alles Wiederkäuen: man würde ja dem Leser das grösste Vergnüge» zerstören: Polgars verschnörkelte Pointen selbst z» entdecken, sich von ihnen frischweg überraschen zu lassen. sWas dem Buche ohne Schade» fehlen dürfte: fündundzwanzig Seiten Kriegssplittcr, die zwar immer noch von Polgar, jedoch mit einem bald nach dem Kriege erschienenen Ruche, aus dem sie übernommen wurden, schon vergessen stnd.s Eine Sammlung von Geschichten der kleine» Form hat nun auch Eugen Schmitz in dem Bändchen „Bor und hinter dem Vorhang" ISibollen-Verlag, Dresdens zu. sammengcstellt. Manche von diesen Geschichten werden den Lesern der „Dresdner Nachrichten" ans dem Unterhaltungsteil schon bekannt lein. Ausserhalb Dresdens aber wird eS meistens als Nvvum gelten, dass der bekannte Musikhistoriker und »kritiker gelegentlich gern Erinnerungen und Betrach- tungen veröffentlicht, die mit seiner Hauptarbeit nur in äusserst losem Zusammenhang stehen. Und aus diesem Gebiet der kleinen Form Hai er eine Spezialität herausgebildet, tn der er Eignes und Besonderes zu geben hat: das ist das Anekdotische. Wer te von Schmitz tn einer vergnügten Stunde solche Geschtchtchen erzählen hört«, wird cS aufrichtig begrüben, daß er tn seinem Buche dem Anekdotischen breiten Raum gibt. Und in diesen sehr behaglich, sehr amüsant ge schriebenen Anekdoten wieder dominiert die Welt deö Opern» theaterS, der de'' Verfasser nicht nur beruflich, sondern wirklich mit Herz unb Kops völlig «rgeben ist. Sv sind die Geschichten, die tn der den Titel des Buche» bestimmenden Abteilung zu. sammenstehcn, die allerpersönktchstcn: sie entzaubern daS Theater in der liebenswürdigsten Art, vom hanebüchen komisch verkorksten „Megie-Einsall", von der ausgesprochenen Grotesk- szcnc „Colonna unb Orsini sind nicht mehr" sbei einer Neu» etnstubierung de« „Ntenzt"> bis zur kitschigen Tragik von „Telramunds Ende". Das ist ja das Eigcnarlige der Theater- sphäre, de« TheaterberusS: dah in dieser Lchcinwett altes Menschliche (und Allzumrnschlichrj aus engstem Raume zn- sammcnkommt und sich entlädt: da» Herrlichste und da« Sit. schtgst«, da« Fröhlichste un- da« Trostlosest«, das Gemütvollste und das Gemeinste, — hier ist cs beieinander und gedeiht ini falschen Lichte des Scheins. Darum: wenn auch diese Theater- gcschlchten durchschnittlich aus eine» sehr heiteren Ton ge- stimmt stub, so ist im ganzen doch manches untergründig Ernste darin» — weil ein Mensch dahinter steht, dem da« Theater Erlebnis war und ist und bleiben wird. Das, Schmitz aber auch abseits vom Theater sehr vergnügte und sehr besinn- liche Wege wandelt, das zeigen die übrigen Geschichte» de« Buches, teils Erinnerungen, wie gesagt, und wiederum Anek doten ivon Wilhelm» z. R. und Niiblnsteiii), teils Reise- und Ailtagserlcbnisse, teils Jngendetndrücke. ja. ein paar echt ober- baiirische Kapitel, aus der Heimat des Verfassers also. Das Ganze eine bunte, reichhaltige Kiste ans lebendig geschauten. Lebe», davon zu koste» an gemütlichen Winterabenden ein wahrhaftes Vergnügen bereitet. Sehr erfreulich ist zu melden, dass jetzt auch die bisher nur in, zum Teil vergiissenen. Einzelausgaben herausgegebcnen Novellen von Wilhelm Schäfer, in einem starken Bande ziisainmengesasst sbei Georg Müller. Münchens, er schienen sind. Der Dichter ist vor allem durch seine» grossen Peslalvzzt-Nomon „Lcbenötag eines Menschenfreundes", durch seine umfassende dichterisch-musikalische Porträtreihe „Die drei- zehn Bücher der deutsche» Seele", schlicsslich durch Novellen »nd mehrere Anekdotenbände wohl zu hoher Anerkennung gelangt,- aber ma» kann nicht sagen, dass seine Bücher so ver- breitet seien, wie sie es verdienen. Möglich »nd wünschens wert, dass die nun gesammelten „Novellen" dem Gesamtwert Schäfers encraischc vorspairndiensle leisten mögen. Es ist darin so eine ilvsibarlcit wie die Erzählung „Hölderlins Hin kehr", in der ans drcissig Seiten das llniedliche dieser Erschei nung in der Art einer Ossenbarung sich dem Leser mitteilt: es sind die beiden vorbildlich komponierten Novellen aus histo rischer Umwelt darin: „Die Halsbandgcichtchte" und „Winckel. mannS Ende": vielleicht nichl dahin gehörig die umfängliche, in vielen kleinen Kapitelchen doch dem Roman zustrebende Geschichie deö „Jakob Jmgcnnd": und in der Novelle von den „Missgeschick««»", die ei» mahrhast einzigartiges Beispiel von tragischem Schicksal gibt, in mir zu viel Persönliches vom Ver fasser <— was im Hinblick ans eben scnes Schicksal fast spiessig anmutet und uns gar nichts angcht >—): genug davon: noch viel gewichligcre Einmände könnten dem gesamten Rande nicht daS Siegel echtbürtiger dichterischer Gestaltung nehmen. — und das ist immer noch, worauf cs zuerst und zuletzt an- kommt. Ans über vierhundert ziemlich cnggcdiucktcn Seilen sicht uns nun C a g l i o st r o an: der versasier. vielmehr: der Dichter dieses lim Verlag Grcrhlcin, Leipzig, in sehr würdiger Ausstattung crschienencns Romans ist I o h a n n e s v. G u e n- ther, — ein Autor, der nicht gerade populär ist. und der für seinen Roman jedenfalls alle nur mögliche Anerkennung und Förderung verdient. Hier ist der „historische Roman" wieder einmal — wie selten geschah daS! — Erfüllung geworden. Das heisst: nicht ein philologisch geschulter Beschreiber und Berichter, sondern ein scinspürigcr Geist, ein Künstler hat sich des grossen Stoffes bemächtigt, hat ihn gesonnt und gestaltet. — ein Dichter hat einen „Cagliostrv" gedichtet. Hier ist die grosse Romansorm vom ersten Kapitel an gerechtfertigt. — ob gleich die einzelnen Hauptabschnitte säst wie in sich geschlossene Novellen anmuten. Und dies wiederum beweist die über- legen« Ockonamie deS Gesamtplanes: um überhaupt des Stoffes völlig Herr zu werden, hat der Dichter alles nicht sür das Wesentliche Notwendige ausgcschaltet. ei springt von Plattform zu Plattform i» der wilden, hinrcissendc» LebenS gcschichtc seines Helden. Hätte er einen lückenlosen „biographi schen Roman" schreiben wollen, so wäre es ihm leicht gewesen, statt vierhundert Leiten vierzchnhnndcrt zu schreiben. Er Hai aber einen „üogliostro" gedichtet: sein Werk ist dass Er gebnis einer geistigen und seelischen Verdichtung im Innern, im Wesen, wie tn der Form. Der Stoff zwang zur Dar stellung des ausgehenden 18. Jahrhunderts, einer Epoche, in der allein eine Erscheinung wie Cagliostro eine so unheimlich machtvolle Bcdculung gewinnen konnte. Ans dieser Welt der Haltlosigkeit steigt er, Station nach Station, enrpor: der große, geniale Hochstapler, der „Drogist der Mystik", der nur einen Trieb hat: de» zur möglichst grossen Macht. Er. der schon mit dem falschen Grasentitel auS Italien nach London kommt, wirkt als angeblicher Arzt im Petersburg der Katharina, deren Gunst er freilich nicht erlangt: aber auch ans Peters burg geht er reicher an Macht und Geld seinen schonnngSsosen Weg weiter. Er ist Mustiker, Astrolog, Fretmourerführer, ist. was ihr wollt, — das heisst: er kann jedes Gewand ankege«. das ihm zur Täuschung der Menschen dient. „Klauben Die vielleicht, ich schöpfe meine Weisheit auv den Sternen? Mein Zodiakus ist die Dummheit der Menschen, und meine ««fehl» bare Astrologie ist meine Geschicklichkeit, diese Konstellation zu erkennen »nd sie richtig zu deuten — Den ganzen magischen Kram soll der Leusel holen!" DaS ist sein Bekenntnis. DaS ist sein Rezept. Und wie er nach diesem Rezept sich hoch- schwindelt, und wie er endlich auS schwindelnder Höhe abstürzt. das zu zeigen ist Johannes v. Gucnther in seinem sehr fesseln den. sprachlich aber sauberen Roman meisterlich gelungen. Es fällt schwer, nach einer solchen Leistung den neue» Roman von Friedrich Jrelsa: „Ein MSoche» reist ins Glück" sonderlich erwähnenswert zu finde». Frcksa. der vor langen Jahren mit dem interessanten, gnt ««schrie» bcnen Roman „Erwin Bernstein« theatralische Sendung" ernste Beachtung fand, hat letzthin ziemlich wahllo« erzählende und dramatische Werk veröffentlicht, und zwar so zahlreich, baß schon eine grosse Kraft nötig wäre, dieses Viele al» ein« wahr hafte Fülle auözuweisen. Aber nun lese mal einer diese« i«O Glück reisende Mädchen. — da tft nichts Gestalt, nicht« Dich tung. alles ist Erzählung. Beschreibung, manchmal ganz unter haltsam. manchmal fade und langweilig, etwa um da» Themn; Warum in die Ferne schweifen, sieh', das Schöne s— als» — daS Glück der echte» Liebe —i liegt so nah' . . . Mas ja doch keinesfalls durch hier »nd da sich ausspiekcnden plumpen Hu mor oder durch die Tatsache amüsanter wird, dass die Geschichte vor hundert Jahren spielen soll und tn einer etwas alter- tttmelndcn Tonart berichtet wird. — Der (mir neues Dieben- Stäbc-Berlag. Bcrlin-Zehlcndorss aber mag wissen, wie er dazu kommt, diesen Frckia als eine Fortsetzung von — E. Th. A. Hossmann und Wilhelm Raabe anzukündigen. D« liebe Güte. Ha n S Tessmer. jür Handel. Verkehr u. Wirtschaft, Schule u. Haus. "Pros. ve. Ernst Friedrich. «Universität Leipzig unter Beihilfe zahlreiche* Mitarbeiter. 2«a tourt - und Nebenkarten in biester sta l envollendun«. darunter Karten di» zu >o starben, verteilt auf l«si »ollen Karten eiten, mit voliNand»aem. etwa lSt-o k> B<ttichn,mg,n u- fassenden peogranhischen Namentzrepifter. Format de» A la» 2:1 x » »m. Kewicht eine« Eremvlartz erw» s Kilo Das Werk ist eine Kulturtat. ' rri» in vartltzlimem csianseinendd. mit rclcher Ktoldpräftung Nm 28.50 ,. . bakdetegoiitem ^albltderl'd ... » . 48.— Zahlbar in bequemen Monatsraten von M. 5 — bezw. M. 6. - -.»«Io« drUi»i »ii>» e.rseNun, «>d m>I,rn »k», i, «Vs und wlrssch«>>4. »Iv i, ,-rvn»» >»rft«ndNchk«tt. X« stud«n Ivch« nur dl« I«,, i>.» «Itdo u-d Or«c«»ss.», dt« »,»» »» eiddt. »»I, e»„d ,L r»nd, PI s»»d«, p> ».ff,, «>» v, dir e»n, «t, ft.»«, «uch »,4 v«kk°mmeu und die q-wmnun, r.r >vu,rrd> «>tlv ««rdtndun» ,on «>,»» , . . . . d«. -«nt-In-n tzun».I»ga,.r n«ch 0«, Id« ««» th»d ««rdr-Uuu, »il der »er,u»««n. «rud,N»NkN«d r»,e,Nun«». iniihod« volsNind!» gidroch«» »ordd». Kt» s.fte» »»s ssdrr Kart. loser» dt» kbersNichenIvim»» v?» K-zeud und «iNmien dam» thr> hamvdSNÄki« «aU>rU4«n vrundlagt». »ul d«n«n sich Vroduktidn. vekidhr und Bedeut»»» d«r Lrl« m dtn iandidleilc» ausbault. So steht ber Attas unter dem Hauptzeichen, de« Bedürfnissen der Gegenwart gerecht zu werden. »in kurier rrl«ut»ri,d«r Text ist d«, allen Karten di« sch«l«r<a tzv lesen sin», deigesüat Männer drr D.sitn'thaft baben dafür daß dk» vlla« auf Nrmatrrial aufßEdavt tft. Nllnn-r der 5«chntk Hoden da<Ür ariorgt. daß di« ra1ia<tkn in rinrr Art darqt^eut smo. d ^ jedem Benutzer qe'allrn wird Männer drr »lrbttt haben dalUr -riorst». daß die «u«fNhrvng Zauber, klar und drutltch. seich, leserlich und vtisl.mdlich tft Hed m, ob Hrodu»ent oder Konsuwent. Landwirt oder stabrikbrftHcr. Kau mann oder 7ln »ftcNt,r. .Handwerker oder yird, ter. Student oder Lehrer. M.meindc«, StaatßdeaNtter oder Polit ker, der Irgendwie an d»m lftewed« der Wirk'chait witwirkt oder in Zukunft niitiuwir'en detufen IN. MdI der Vs nerva.ßlisa« «tn« u""»ral«'chtich starke Rtlstuna fstr den Wettkampf de» Veden» Ter Mtne,pa.4Itla» , ' der Är:o» de» lüt gen Menlchen von vielen feit langem h rdeigennlnsch«. unsntbchrlich in sedem Hanf«, wo eine Tafl?4;eitung aeleien wird und die Dclteretomste versolgl worden. Dann besteht der Hauptwerk de» ßlkinerva-Allst», daß er 61« fedcneir tn dre L'age ner'eyk. die Bedeutung der wirifchaft- Uch.n ..nd volit fchen Ereignisse richtig emzuichü-e", a sie no ou-zuf h«n A«de» Problem, listnde.it e» sich um die curon 'sche Zollunion, oder inn einen Handelsvertrag, um die Th.se: Schutzzoll oder streth ndel. tztc können «» mit Hi ie d.» At ao de»rt Neu. Lie kennen di« Heitungü- ichrrtber k.'Ntrolli. ren. kritisieren. Der Drei» ist für dev Mmerva-SMatz durch ga-, neue Produktion«- und veririsibtz netdoden verblüffend gering. Doste» Druckvsrsakean. Feinste» holzfreie» ck^tla»papier. Größte Wohlfeilheit. L»-.n>>cr<ri«»«si«St ViichUandluiig R- Ma. v.pp«u>, Leipzig L 1, K Ixi'aln. dk w -Ss ß M o «-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder