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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191612280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19161228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19161228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1916
- Monat1916-12
- Tag1916-12-28
- Monat1916-12
- Jahr1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1916
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zu Mo Porto und Genosst«. Be< unserer Unterseeboots-Flottille Flandern, 18. Dezember 1916. War immer ein toller Kerl gewesen, der Mo Pardo. Wie so Brasilianer sind. Selbst in diesen Zeiten hatte eS ihn nicht im Hafen von Mo de Janeiro gehalten. Mußte plötzlich auf eme Fahrt gehen nach Lolland. Mit allerlei Zeug. Genau so schmutzig wie der Rio Pardo selbst war auch seine Besatzung. So etwa zwanzig Burschen waren es, Neger, Brasilianer, Franzosen, Engländer, die sich nicht darum scherten, daß Krieg war. ES war doch noch immer, immer, immer gut gegangen! Warum sollte man dies mal nicht auch »ach Rotterdam kommen? Und richtig, man kam auch hin! Ganz gut! Und vom Krieg hatte man verdammt wenig gesehen. Das ging eigentlich erst in Rotterdam an. Denn da waren die Engländer. Die tratten viel zu sagen und bestimmten kurzerhand, der Rio Pardo habe seine siebenhundert Tonnen Rauminhalt für eine schleimige Fahrt nach Hüll herzugeben, was natürlich gut bezahlt werde. Und damit hatte auch schon die Ladung begonnen, nachdem eben erst die alte gelöscht war. Was kam nicht alles in den alten schmierigen Mo Pardo hinein! Erst mal etwas sauber machen? Gar nicht daran zu denken! Her damit! Große Seiten gesalzenen Schweine fleisches, Margarine und immer wieder Margarine, Kakao, Käse und Genever! Wenn bloß der Boden bis Hüll hielt, »penn bloß die Rippen nicht auseinanderkrachten! Noch niemals Ivar der Rio Pardo so voll gewesen! Kam man als kleiner Weihnachtsmann in England an, würde es viel Trinkgeld geben. Mso! Aber durch dieses so zuversichtlich ausgesprochene Also machte ein anderer Weihnachtsmann einen dicken Strich, weil er meinte, daß all die schönen Gaben im Rio Pardo für ganz andere, viel artigere Kinder zum Feste bestimmt seien. Für die Kinder, deren „Bater" eben allen Völkern den Frieden anpeboten hatte, dessen ewige Botschaft in einigen Tagen die Christnacht wieder bringen würde. Von der die auf dem Rio Pardo schon lange nichts mehr wuß ten. Wie so WSWnichtSmcmner sind, kommen sie in jcdein Jahre in einer anderen Verkleidung. Dieses Mal hatte srch der deutsche Weihnachtsmann da oben an der fland rischen Küste die Maske eines ganz richtigen Torpedo bootes auSgssuW und er wachte Tag und Nacht darüber, daß die guten Geschenke auch in die richtigen Hände kamen. Hatte schon die Mo Pardo spitz gekriegt. Hollob. Bürsch chen! Halt! Woher? Womit des Wegs? Wohin? Stopp! Ma! Nee, die Mästung stimmt nicht ganz. Kehren wir gemeinsam um, etwas mehr nach links! Der Hafen ist viel schöner. Die Brasilianer und Neger werden wieder nach dem lieben Holland kommen, die Franzosen und Engländer der Besatzung aber behalten tvir, kriegen bei uns eine weih nachtlich warme Bude, viel besser als in Hüll. Und nun stehe ich auf dem Rio Pardo und Passe schön mit aus, daß alles schnell auSgelaüen wird. Zuerst ist das Schweinefleisch fortgeschafft. Man hat schon Verwendung dafür. Nun aber die Margarine — so etwa fünfhundert Tonnen — kann sich einer überhaupt einen Begriff davon machen, wieviel das ist? Nein, denn das ist fast unendlich.' Nun geht das schon seit Stunden so, daß der Kran immer wieder so eine Ladung von etwa zwanzig sehr sauberen kleinen Holzkisten aus dem Mo Pardo hebt. Und so wird -aS noch morgen den ganzen Tag weiter gehen und vielleicht «uch noch übermorgen. Für wen? Zunächst natürlich für das McrrinekorpS. Dann weiter für die ganze Ar mee. Dann aber auch — das ist vorläufig noch ern Ge heimnis, aber wenn diese Zeilen im Druck erscheinen, wird eS su-on allgemein bekannt sein, fitr Hindenburg und seine Schießbedarfarbciter! Daß sie sich alle zum Neuen Jahr ihre Stulle ordentlich mir Margarine bestreichen rön nen. Der Käse und der Genever wird wahrscheinlich in tzrster Linie für die Mannschaften der Torpedo- und Unter seeboote hier verbleiben. Und die haben es gewiß ehrlich genug verdient. Eine Feld-Kriegsschule von etwa hundert inngen Offizieren nnd dem Etappen-Hanptort ist plötzlich sm Hafen irn, nebligen Dezembermorgen, der schon ganz Mchnachtlich ,st. Irgendwo in den alten flandrischen Städten singen jetzt die armen Kinder vor den Türen der Neichen das Lied vom Stall zu Bethlehem: Ihr Hirten bringt Milch und Süßigkeit, Klein Jesus liegt im Stall und schreit. Mer wer hat im Augenblick Ohren für solche Heimlich keiten, wenn sich dem Auge eine solche Fülle deutscher Unterseeboote darbietet! Das wimmelt und kribbelt durch einander, wie Weihnachtsspielzeug, daß der Weihnachtsmann eben für die brapen Kinder aufgezogen hat. Und wie »undervoll daS alles klappt! Und nun ist nur noch eines .iwer dem Wasser, ein böse herüberdrohendes Geschütz. Schon tauchen die Türme wieder auf. Eine Klappe öffnet sich. Lachend steigt der Kommandant aus der Enge und Stickigkeit seiner Dasser-Zigarre hinauf in den Morgen, Vie schon beute abend wieder ihren Kurs auf England zu suehmen wird, bereit, seine Torpedos zu versenden oder Löse Minen znm bösen Spiel zu machen. Und mit ihnen (ziehen die großen, vermummten deutschen DeihuachtSmän- «er, die Torpedoboote hinaus, noch so ein paar Mo PardoS hmn Feste auftzuhrstWen. Der istinWvqHm leerer und leerer geworden. Neben ibm liegt die Taledonia, eine stattliche holländische ame von 2000 Tonnen, die mit Schnaps, Hefe, Bleirohren -ern nach England ktnübergekommen wäre, was aber frommer Wunsch blieb, ein sogenannter. Hinter ihr t ebenso traurig di« WdSland Und die Mode. Und da 'le. die gar leinen Namen ha- chtevstatter. „Unter de» Sachsenbnnner." MlUeSsmmluug hrrvorragenderDatei, unsere rFeldgrane« Mn Auftrage des Königlich Sächsischen Kriegsministeriums bearbeitet vom Königlich Sächsischen KrtegSarchiv. Plttrorülle «m Kaisers Geburtstag (Feldpostbrief.) Ten 1. 2. 1915. Lieber Bruder Karl! (dn) Ich habe Dir -um letzten Male am 27. Januak, zu Kaisers Geburtstage geschrieben, nachdem ich die ver- tvegene Patrouille im ganzen 16 Mann (2 Gruppen) und ztvei Unteroffiziere mitgemacht hatte. Wir tagen damals in der Winterstcllung an der Czarna in Polen, 800 Meter vor dem Feinde und hatten den Auftrag, festzustellen, ob der Feind noch da wäre. Also bei Tagesanbruch gingen wir los, machten uns ohne Kaffee auf die Chaussee. Mit Mantel, umgeschnallt und Gewehr. Zuerst passierten wir unsere Posten, die in einem Hochwalde vorgeschoben wa ren. H nter dem Hochwalde zog si h rin er Schützen v aben hin. Vor dem Walde eine große Fläche mannshohes Ge büsch, eine offene Talmulde, durchzogen von einen: kleinen Bache. Auf dem gegenüberliegenden Höhenzuge waren die feindlichen Schützengräben, Entfernung von unserem Ge büsche durch die Mulde bis zur Höhe 800 Meter. Also wir gingen im Gebüsche vor bis zum Rande: von hier aus hatte ich schon bei einer früheren Patrouille im oben beschriebenen, offenen Gelände feindliche Posten festgesteltt. Aber am 27. Januar war da keine Hnndeseele zu sehen, trotz des klaren Wetters, das wir an diesem Tage hatten. Sogar einige unvorsichtige Kriegsfreiwillige von uns, die sich vor das Gebüsch gewagt hatten, blieben unbelästigt. Deshalb nahm ich bestimmt an, die Russen seien abgerückt. Nun ging ich mit de» Freiwilligen durch die offene Tal mulde, — es waren vier, die sich mir anschlossen. Die Unteroffiziere von unserer Patrouille und die übrigen Leute hatten sich im Gebüsch zerstreut, ich konnte wenigstens keinen sehen und beschloß deshalb, selbständig zu handeln und weiter vorzugehen. Wir gingen afio frjsch vor, über den kleinen Bach, immer einem dahinführenben Wege fol gend. Jenseits des Baches war der Weg durch guer ge zogene Gräben unpassierbar gemacht. Auch Astverhaue mußten wir ab und zu umgehen, aber niemand störte uns. Also immer toeiter. Dabei gelangten wir bis an das Stacheldrahtverhau, aber auch hier rührte sich kein Mensch. Tas Drahtverhau war an einer Stelle niedergetreten, da marschierten wir ruhig drüber. Nun gings die Anhöhe hinaus. Dicht vor dem Schützengraben war ein schön ausgebauter Ausguck oder Unterstand sichtbar, den wollte ich mir erst einmal ansehen. Ich war schon dicht heran, da sah ich rechts daneben in einer Schießscharte ein Gewehr mit aufgepslanztem Bajonette liegen. Nun wußte ich ge nug, also die Russen waren noch da. Aber umkehren ohne das Gewehr, das brachte ich auch nicht fertig. Bis jetzt hatte ich noch immer keinen Menschen gesehen, aber nun war ich soweit heran, daß ich sie murmeln hörte. Doch hinter dein Gewehr sah ich immer noch niemand. Ich faßte cs und zog's heraus, da kam auch schon eine Russen mütze zum Vorschein. Aber nun ließ ich mich nicht mehr halten, kehrt und marsch marsch den Hügel hinunter.- In dessen hatte ich gar nicht meine jungen Leute beobachtet, die ich am Drahtverhau nach dem etwas rechts im Felde liegenden Schützengraben geschickt hatte, um nachzusehen, ob er leer sei. Wer sie hatten jedenfalls weniger Glück gehabt als ich, denn ich war noch nicht zurück bis zum Drahtverhau, da wimmelte das Feld auch schon von Missen und meine Leute liefen zurück, was das Zeug halten wollte. Dadurch, daß die Russen drüben auf dem Felde waren, gewann ich auf dem Wege einigen Vorsprung. Aber sie brüllten hinter uns her und mit den Flinten fuchtel ten sie in der Luft herum wie die Indianer. Doch als sie sahen, daß wir uns nicht so leicht Haschen ließen, fingen sie auch noch an zu schießen und das nicht zu knapp. Unter wegs wurde einer von den jungen Leuten in den Rücken getroffen, er hat einen guten schnellen Tod gehabt. Dessen Gewehr nahm ich auch noch mit, aber nun gab es keinen Aufenthalt mehr. Schweißtriefend, aber unversehrt er reichte ich auch bald das schützende Gebüsch. Ms auf den Toten waren alle wieder da, auch alle unversehrt, bloß einer hatte einen leichten Schenketschnß, Ginsow, er hat die Friedrich-August-Medaille gekriegt. Na, wir waren froh, daß es nicht noch mehr Verwundungen und Verluste gegeben hatte und machten, daß wir wieder in unsere Stellungen kamen. Abends erschien unser Herr Oberst in unserer Stellung und ließ mich rufen, da mußte ich ihm nun den ganzen Hergang berichten. Darauf klopfte er mir auf die Schulter und sagte: „Fein gemacht!" Darauf ließ der Herr Oberst die Kompagnie zusainmcntretcn, hielt eine schwungvolle Ansprache und ernannte mich, vor.der versammelten Kompagnie zum Unteroffizier. Das hat mich am meisten gefreut. So, nun weißt Du alles, leb wohl. Dein Bruder Franz Scherr, 11. Kompagnie, Landwehr-NegimcG Nr. 107. Erweiterung -er SSuglingssürsorge in Sachsen. Der Sächsische Bürgermeistertag nahm in seiner letzten Sitzung Stellung zu der Denkschrift, die das Königliche Ministerium des Junern über die Regelung der Säuglings- und Kinderfürsorae hat erscheinen lassen. Der Standpunkt des Sächsischen Bürgermeistertages zu den danach geplanten Maßregeln ist folgender: Wenn auch die Denkschrift die be- merkenswerte Tatsache feststellt, daß in den Jahren 1900 bis 1913 die Säuglingssterblichkeit in Sachsen nicht uner- heblich gesunken ist, nnd wenn deshalb auch eine dringende Notwendigkeit zunächst fraglich erscheinen könnte, die mit den bisherigen Mitteln und Einrichtungen betriebene Säug- linaS- und Kleinkinderfürsorge zu erweitern, so spricht sich in Ansehung der durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse auch der Bürgermeistertaa dafür aus, dem infrageftehenden Gebiete der Wohlfahrtspflege künftig eine noch erhöhte Auf merksamkeit zuzuwenden. Hauptsächlich in zwei Punkten bietet jedoch nach Ansicht des Bürgermeistertages die Denk- schrtst Anlaß zu erheblichen Bedenken: .einmal hinsichtlich der Kostenfraae: hier muß in Hinblick auf die künftig er drückend starte steuerliche Belastung der Gemeinden unbe- dingt erwartet werden, »daß die Mittel überwiegend vom ben, »Seil sie sich ein wenig ihrer lohten Tätigkeit schämen. Alle sind sie im Dienste Englands gewesen, das selber Lunger hat und das uns aushungern möchte. Lokomotiven ,«ehen ganze Wagenreihen vom Hafen in das Land. Man «egt <nn eigentümliche- Kitzeln im Magen. Ein Matrose, ein herrlicher Hainborger Jona, summt: Mar—ga—ri—ne, Mädchen ohnegleichen.... Lachen ist um ihn herum. Wir gehen hinüber zur Kantine der Unterseeboot-Leute. Einige sollten schon he»»e. andere morgen wieder hinaus — Weih nachtsmann stielen. Alle find im Arbeitkanzug. Aller Mimen leuchten, wie wenn sie den Weihnachtsstern darin mitten. Eben hat eS Post gegeben. Die Heimat ist da mit Priesen und kleinen Paketen. Gan» ander- ist ihnen allen nnts Herz. Mir auch. Im Herzen steht ein Licht, fern von Deutschland angezündet. Hinter uns liegen dunkel und im mer mehr entleerter Mo Pardo und 6 Mfred Richard Meyer, Kriegs! Form M. «tz «r Wch» MetzeEldven 10. Ok- . An diesem Lage «achten die Franzosen nach motze- »r Artillerievorbereitung wiederum einen Fortschrüt. er die Höfe Gänermont und Vovent. umfaßte. I« Mitt »wischen Gönermont und ChaulneS tobten seit« heftige Kämpfe, deren Mittelpunkt da- Dor.f ALlain- ben rten Waldstücke bilden. Zur Zeit nte Dorf im Besitze der FrM* Vordringen hat in Richtung aps T «tz Fortschritte gemacht. >ie GefeÄSHandlungen der Südschlacht sich )kt»ber nur in ihrem Südabschnitt südlich ,re abspielten, hat im letzten Drittel des Ob- toberS ein« Gruppe von Kämpfen stattgefunden, derÄst MitteÜnnckt die bereit- seit 16. Juli im Besitze der Fran zosen befindliche Maisonnette-Ferme und die sie mit Braches verbindenden Gräben bildeten. Am 18. Oktober nahmen die Franzosen eine« Teilunserer Stellungen zwischen Mai- fonnette und Mache-. Am 21. wurde «in Gegenstoß ange- letzt, der einen Lett der verlorenen Gräben zurückgewann. Am 29. Oktober brachte ein neuer Angriff uns nicht Nur den Rest der verlorenen Stellungen, sonder» darüvtzi. hin aus die Wiedereroberung der Maisonnette-Ferme. Der November brachte die Südkchlacht zu nahezu boll ständigem Stillstand. Einzig eine Gruppe örtlicher Kämvfe ist hervorzuheben, die sich um den Besitz des Dorfes Prefsoire und d«S südlich davon gelegenen Waldes drehten. Beide- ging am 7. November an den Feind verlöre«, tvir versuchten in hin- und herwvgeuden Kämpfen vergebens, Dorf und Wald wieder in unseren Besitz zu bringen. Im ükwigen beschränkte sich die Gefechtstätigkeit im Südabschnitt wahrend de- ganzen Monat- November auf Ärtilleriege- fech-e von wechselnder Stärke und auf Patrouillenkämpse. Wtton inso,«rn7als geplant ist, die SSuglingsfürsorae zur sog. Bezirk,aufaade zu erklär«,,. Zunächst würde eiu, Reoelun, in dieser Form der Tatsache nicht gerecht w—d^, dah « wohl da« infrageftebende, als mich verwandle Geb!,.« r Wohlfahrtspflege au« eigenem Antriebe schon sait,lang cm und mit unbestrittenem Erfolg au» von den kleineren der revidierten Städte bearbeitet worden find. .Es darf deshalb in diesem Zusammenhänge wohl auch auf die Erklärung be- »ugaenommen werden, die di« Königlich« Staatsreglerung u, Verbindung mit der Begründung des Gesches betr. Aus scheiden der Städte Bautzen vp. au« ihren BezirkSverbanden abgegeben bat: „daß sie nämlich den Gedanken nicht auf kommen lassen wollte, al» ob etwa auf feiten der Regierung die Absicht obwalten könnte, die Autonomie der Gemeinden zu beschneiden und die Zuständigkeit der Amtsbauxtmann- schatt auszudehnen. Htnzukommt weiter die Besorgnis, es möchten durch die abermalige Festsetzung einer BezirkSauf. gäbe, die übkrdte«, wie auch die Denkschrift selbst andeutet, leicht ein« Ausdehnung auf verwandte Gebiete erfahren könnte, die Bezirksverbände mit Ausgaben überlastet und die Amt-Hauptmonnschatten ibrem eigentlichen Wirkungs kreise entzogen werden. Jedenfalls würde die Einschränkung der Selbstbetätigung der rev Städte auf der einen und die Urberspannung der BezirkSaufgaben durch eine Reihe nener Gesetze auf der anderen Seite die grundsätzliche Neuordnung der BezirkSoraanisatio e r, die die Kön gliche StaatSregierung gelegentlich de- Landtages 1913 14 al« eine in nicht zu ferner Zeit unbedingt zu lösende Aufgabe bezeichnet hat, immer mehr erschweren. , , Es ist nicht zu erkennen, warum für die nächste Zeit die Säuglingsfürsorge, wie bisher, unter Aufsicht der Kreis- hauptmannschaften je von den revidierten Städten und den Amtshauptmannschaften nicht wirksamer dnrchgesührt wer den könne, als, wie es geplant ist, von den Bezirksverbanden. Denn bevor man letzteren immer erneute Ausgaben zuweist, möchte erst die angekündigte Neuregelung der Bezirksorga- nisationen durchgeführt sein. Von rh» kann man eine klare ZuständigkeitSabgrenznna zwischen den Bezirksverbänden und den revidierten Städten erwarten, und die revidierten Städte dürfen bei dieser Gelegenheit gewiß hoffen, neben aller auch von ihnen erwünschten Förderunq ländliche Fort schritte auf den verschiedensten Gebieten, insbesondere auch dem der Wohlfahrtspflege, ein unzweideutiges Wohlwollen für die weitere selbständige Entwicklung auch der revidierten Städte zu finden. Es möchte -also, zumal die Lage der Ge- meindefinanzen noch vollkommen ungeklärt ist, fiir jetzt nur die Gewährung erhöhter Staatsbeihilfen zur besseren Nutz barmachung einer erfolgreichen Säuglingssürsorge solange ' in Aussicht genommen werden, bis die angekündigte Neu regelung der Bezirksorganisation durchgeführt ist. Wenn, wie der Vürgermeistertag feststellte, ein Abgeord neter gelegentlich des Landtages 1914 in öffentlicher Kam- merverhandlung (Sitzung der 2. Kammer vom 14. Mai 1914, Landtagsmitteilnngen S. 3548) sich dahin ausgesprochen hat, daß die Städte mit revidierter Städteordnuna in un gebührlicher Weise über die ihnen gezogenen Selbständig- keitsgrenzen hinausstrebten, so ist er damit den Tatsachen, und zwar weder in ihrer geschichtlichen Entwicklung, noch nach ihrem gegenwärtigen Bestände, gerecht geworden. Denn wenn die Städte die Rechte aus den, auf Steirischen Grund gedanken aufgebauten Städteordnungen wabrnehmen und zu erhalten bestrebt sind, befinden sie sich nicht nur auf ein wandfreier gesetzlicher Grundlage, sondern sie leiten ihre Be rechtigung überdies noch aus der überaus glücklichen Ent wicklung her, die das Städtetum in der ihnen vor Jahr zehnten verliehenen Selbständigkeit genommen hat, eine Ent wicklung, die ganz besonders m diesem, alles erschütternden Weltkriege, da wo man ihr freien Spielraum gab, auf das Vorteilhafteste sich bewährt hat. Von diesem Grundgedanke!: ist auch der bemerkenswerte Erlaß getragen, den der Preu ßische Minister des Innern vor mehreren Monaten hat er- gehen lassen und in dem er dem Wirken der Selbstverwal- tungskörper uneingeschränkte Würdigung mit der Erklärung zollte, „es müsse Aufgabe der Staatsregierrrn» sein, in den Gemeinden und Gemeindeverbänden weiterhin das kostbare Gut der Selbstverwaltung zu wahren und nach Möglichkeit zu mehren." Aus diesen Gedanken heraus ist es weiter wohl auch geschehen, wenn gerade in diesen Tagen in den neu gewonnenen Gebietsteilen des Königreichs Polen - m Städten die Selbstverwaltung auf der Grundlage der Preußischen Städteordnung verliehen worden ist. 6Ivek^vun8ek- Itarten zum neuen Jahre in ver schiedenen Ausfichrnngrn mit Namencindruck liefert billigst Lnelick» uvkrvr«» l»!Mt L MH-M. Riesa, Goethestr. -59.
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