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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.08.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280823018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928082301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928082301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1928
- Monat1928-08
- Tag1928-08-23
- Monat1928-08
- Jahr1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.08.1928
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Nr. 3S7 Seite 2 — »Dresdner Nachrichten" — Donnerstag. 23. Angnfi 1ß2t am Balkan dauernd stören. Dieses Vorgehen empfand der durch die jüngste Hinwendung Englands zu Frankreich ge. reizte Mnssvitttt als einen Eingriff in die italienische Inter- essensphäre im Lndssten. und er antwortete darauf mit einem scharfen Gegendruck in Belgrad, wozu ihm die italiensriird. liche» Kundgebungen in einigen dalmatinische» Städten, die mit der Ratifikation des Nettunvvertrageö zusammenhingen. die fornielie Haiidhabe boten. ES sind bereits zwei römische Note» nach Belgrad abgegangen, di« «inen scharfen Ton an- schlagen und offizielle Entschuldigung sowie strenge Be strafung der Täter fordern. Die italienische Presse erklärt, das; die bisherigen Maßnahmen der Belgrader Regierung noch nicht befriedigend seien. Auch gegen England richtet sich eine unverkennbare Mißstimmung in der italienischen Oeffentlichkett, die mit der neuerlichen Schwenkung der britischen Politik von Italien weg zu England hinüber zu- sanimenhängi und jetzt zum Ausdruck kommt. Ein römisches Blatt schreibt beispielsweise, die Politik Ehamberlains sei »fatalistisch, träge, leichtfertig und gefährlich", und der britische Außenminister solle sich lieber an Stelle seines unstabilep Monokels eine solid« Brille zur richtige» Erfassung der «nrovSischen Lag« anschaffen und dara« denke», daß England einst Italien im Konflikt mit Amerika- nötig haben könnte. Bisher hat also di« Ratifikation des Rettunovertrage» nur «in« weiter« Spannung zwischen Rom und Belgrad verursacht und auch weiterhin die auOwärtige Politik durch Verschlechterung der Atmosphäre zwischen England-Frankreich nnd Italien ungünstig beeinflußt. Ein Beweis, daß auch di« Hochfinanz nicht allmächtig ist, daß auch sie nicht die Men schen nach ihrem Belieben wie Figuren auf dem Schachbrett lenken kan». Vernichtende Meile über de« Arsiogg-VaN Berlin, 22. August. Während in Paris die Vor bereitungen sür die Unterzeichn»«» beS AntikriegSpaktü gc- trossen werden, mehre» sich in Amerika die Stimmen gegen die Ratifizierung deS Vertrages durch de» Senat. Der schärfste Angriff, der bioker gegen den Vertrag gerichtet wurde, wurde beim Kongreß des internationalen Instituts os Politik in Williamoioivn durch Pros. Borchard, dem bekannten Rechisgelehrte» der Bale-ttniversität. erhoben. Borchard be hauptet, das, die englische» nnd französische» Vor behalte die ursprüngliche Absicht KelloggS zerstört nnd Amerika in einem solchen Maße in die cnropäische Politik verstrickt hätte», daß eS sich eines Tages in Kriegen, die unter der Aegide des Völkerbundes ans Locarno-Verpflichtungen oder anderen europäischen Verträgen resultieren, wicdersindcn würde. Der Vertrag in seiner jetzigen Form stelle keinen Verzicht aus Krieg oder gar eine Kricgöächtung dar, sondern bringe erstmalig in der Geschichte die Tatsache der R e ch i ö l e g a I i s i e r n n g d e S K r i e g e S. Amerika würde besser getan habe», dem Völkerbund direkt bcizutretcn, denn dann hätte es wenigstens einen Einfluß aus die Kriegs entscheidung des Völkerbundes gehabt. Der „Offervatvre Romano", das Vlatt de? Vatikans, ver öffentlicht einen sehr bemerkenswerten Aufsatz unter dein Titel: „Nach elf Jahren", der inParis sicher ein gewisses! Aufsehen erregen wird. Es heißt darin u. a.: „Niemand kann leugnen, daß der ans dem Blute hervorgegangene Friede in der Tat nicht der gerechte Friede, sondern vielmehr ein Frieden ist, der den Geist deS Krieges an sich hat, aus dem er hervorgegangen ist. Das ist auch die Ursache, warum die Versuche der Politik, so nobel sie sein mögen, scheitern. DaS ist auch die Ursache, warum Friedenspakte, wie jener Kclloggs, entwertet sind, bevor nur der Name darnnlcr gesetzt ist. Durch -as Alottenabkommm London, 22. Ang. Der diplomatische Berichterstatter des „Manchester Guardian" bestätigt, wie schon gemeldet, daß Großbritannien als Preis sür das voriäniige Flotten- F e st l a n d z u g e s a g t h a t. In maßgebenden Kreisen wird dieses Ingeständnis damit begründet, daß Groß britannien sichin dicscrFrage vordem Genfer AbrüstungSkomiiee in einer kleinen Minder heit befand und nun nachgab mit dem Wunsch, die Begrenzung der Abrüstung bis zu einem gewissen Grade mög lich zu machen, anstgtt durch ein beharrliches Bestehe» aus dem bisherigen Siandpunkt lediglich die Kommission endgültig zu sprengen. Während bisher von allen berusencn Stellen und auch in der Presse ziemlich einheitlich ein militärisches Uebereinkammcn abgesiritien wurde, zeigt sich also nun. das, diese Erklärung lediglich formale Bedeuinng hatte, da Eng land vielleicht keine schriftliche, wohl aber eine tatsäch liche Vereinbarung cingcgangcn ist. die Frank reichs militärische Vorherrschaft aus dem Fest- land sür lange Zeit unbedingt sichert. In einer kurzen redaktionellen Auslassung wiederholt der »Manchester Guardian" seine bei früherer Gelegenheit dar gelegte Aufsagung, daß Sic Ausgabe des bisher von England vertretenen Grundsatzes der Einbeziehung der ausgcbildcten Berlin, 22. August. Am Mittwoch vormittag trat im Rahmen der vorbereitenden Arbeite» der Interparlamentari schen Union das Erckntivkomitce zusammen. Seine Beratun gen leitete an Stelle des erkrankten Vorsitzenden Baron Adels w ärd sSchivcdcns der Präsident der tschecho-slvwaki- schen Abordnung, Dr. B r a b e c. DaS Mindcrheitenkomitce führte am Mittwoch vormittag unter Leitung des früheren Schweizer Abgeordneten Studer seine vorbereitenden Arbeiten zu Ende. In der ausgedehnten Aussprache, an der sich von deutscher Seite der frühere RcichStagsabgevrdncte Seile, von polnischer Seite das Mitglied der polnischen Gruppe 2k a u in a u , von estnischer Seite der Abgeordnete Sasselblatt, von italienischer Seite der slowenische Italiener Wilsan, der Vorsitzende des Minderheiten- kongresscs, von rumänischer Seite der Völkerrcchtsprvsessor Djuvara, Präsident der rumänischen Gruppe, beteiligte», wurde den Nnsiiihrungen des rumänischen Vertreters, der den Minderheiten empfahl, sich lonal zu verhalte», entgegnet, die Minderheiten müßten so behandelt werden, daß sic auch Geküble deS Herzens sür den Staat cmpsinden könnten, in dem sie nun einmal leben. Allein mit den Grundsätzen der Versöhnlichkeit sei cS nicht getan. Es wurde weiter beschlossen, eine snnsgliedrige Unterkommission einznsetzc». Bei dieser Gelegenheit erinnert die Kommission an die Entschließungen der Konferenzen von Wien. Kopenhagen und Washington Ottawa, die eine ständige Minderheiten- kommissivn beim Völkerbund vorgesehen hatten nnd in denen die interparlamcniarische Union die Anödehnnng des Minder- heitenschntzsystcmo aus alle Staaten befürwortet batte. Die Kommission beauftragt die Untcrkommission. Mittel und Wege zu finden, durch die diese Ausdehnung erreicht werbe» könne. Die Kommissinn beauftragt ferner daS interparlamen tarische Büro, obige Entschließung den Negierungen und auch den nationalen Gruppen bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Erinnerung zu rufen. Der bisherige Generalsekretär Dr. Lange (Norwegens ist ans vier Jahre wiedergewählt. Znm Haushalt der Union wurde eine Entschließung an genommen. wonach der Ausschuß für politische und organi satorische Fragen einem Unterausschuß den Auftrag erteilen soll, Abänderungen sür die Gruppenbeiträge zu prüfen, da mit ans diese WeUe die Emnainnen erhöht werden können. Berlin. 22. August. Ter Reiaen der mit der 2',. Inter parlamentarischen Konferenz in Verbindung stehenden Fest lichkeiten wurde am Mittwochabend erössnet durch einen Empfang, den die deutsche Gruppe der Interparlamentarischen Das ist die Ursache, warum im Nahen Osten ein StörungSherd geblieben ist, der nicht nur den dort wohnenden Bölkern zum Schaden gereichen kann . . . Das ist auch die Ursache, warum die Völker mtt wachsendem Schrecken sehe», wie die sogenannten Antikriegspakte zusammentrefsen mit der monströsen Vermehrung der Kriegs flotten, einschließlich jener in der Luft, und ein Schauer ttberiäust jedermann, wenn er die entsetzlichen Wirkungen eines moderne» chemischen Krieges aiikündigen hört. Der Artikel konzentrier! sich in dem Satze, daß alles, was bisher im Name» des Friedens versucht wurde, auf Sand gebaut sei. Ter ungarische NeichSverweser Horth, empfing am Dienstag die in Budapest weilende» ungarischen Amerikaner. Im KönigSsaal erklärte Horthy in einer Röde, er freue sich, diejenigen zu begrüßen, die ans weiter Ferne gekommen seien, um ihr einstiges Vaterland zu besuche«. Ein solcher Besuch zeige, daß die in Amerika lebenden Ungarn ihre Nation hoch- schützten. Der Retchsverweser kam weiter ans den Kelloggpakt zu sprechen und erklärte: „Ihr neues Vaterland, das aus dem Gipfelpunkt des Reichtums und der Zufriedenheit steht, rust alle Völker auf. in Frieden zu leben und dem Kriege den Kamps anzusagen. Aber wir sollen nicht nur in Ruhe und Frieden leben, sondern auch sür bte Zukunft des Vaterlandes und seine Kinder arbeiten." Hvrthy schloß mit den Worten: »Gerechtigkeit geht vor Frieden." Kein Besuch KelloggS tu Lon-on London, 28. August. Wie die Morgenblätter melden, teilte die amerikanische Botschaft London am Mittwoch mtt, sie habe soeben vom Staatssekretär Kellogg die Mitteilung erhalten, daß er wegen Zeitmangels nicht in der Lage sei. sich ans der Rückreise von Dublin nach Southampton in London aufzu- haiten. Reserven in die militärische Landstärke einer Macht mehr als ein Zugeständnis darstellt und tatsächlich ei« Verrat sei. Gleichzeitig wird nun, kn Ucbereinstimmuna mit den halbamtlichen Pariser Erklärungen, eine englische halb amtliche Darstellung über di« den Flottenvereinba rungen vorausgcgangenen Besprechungen gegeben. Der ganzen Angelegenheit kurzer Sinn ist, daß Frankreich Englands Flotte und England Frankreichs Heer abgerüstet wissen wollte. Da man sich aber nicht einigen konnte, wer zunächst abrüstet, rüsten nun beide im vollen Einverständnis ans. Die ganze Komödie aber geht ans Kosten Deutschlands, das um die Nhetiilandräumung betrogen wird. Wie der politische Direktor des „Eventtig Standard" von bernfendster Seite hört, enthalte das Seeabkommcn zwischen Grob-Britannien nnd Frankreich keine Gchcimklausel. i?s Den Zeitpunkt der Veröffentlichung könne das Foreign Office vorläufig noch nicht bestimmen. Zn den aufsehen erregenden Mitteilungen des „Manchester Guardian" wird vorläufig amtlicherseits keine Stellung genommen. Japan stimmt dem Flottenabkommen zu Wie aus Tokio berichtet wird, hat bte japanische Negie rung im wesentlichen den im englisch-französischen Flotten- abkommen »icdergclcgten Vorschlägen hinsichtlich aller Arten von Hilfsschiffcn ziigcsttnnnt. Union den ausländischen Gästen in den festlich geschmückten Räumen des Reichstags bereitete. Erschienen waren Reichs kanzler Hermann Müller, die ReichSministcr v. Gusrard und Dietrich, denen später noch weitere Minister folgten. Weiter bemerkte man die Staatssekretäre Sautter und Zweigert, den Reichspressechef Geh. Rat Dr. Zechlyn und als Vertreter der Stadt Berlin Oberbürgermeister Dr. B ö ß. Die Parteien des Reichstags, mit Ausnahme der Kommunisten und Nationalsozialisten, waren durch zahlreiche Abgeordnete vertreten. Fast vollzählig waren die Mitglieder der ausländischen Gruppen erschienen, viele mit ihren Damen, zusammen über 1000 Personen. Reichstagsprästdcnt Löbe begrüßte in einer kurzen, mit großem Beifall aufgeiiommcncn Ansprache die Erschienenen. Besonders mies er auf die Beteranen der interparlamentari schen Bewegung, den Senator Lafvntatne «nd den nord- amerikanischen Politiker Barihvldt, den Italiener Stefanv Napvlilani, den Ungarn Berzeviezy und den Kanadier Tan- dnraiit. hin. Er bedauerte besonders die Abwesenheit beS Borsitzendcn Baron Adelsmärd. Löbe regt« an, dem Vor sitzenden Adelswärd ein Begrnßungstelegramm zu schicken. Stach einer kurzen Vorschau auf die Aufgaben der morgen beginnenden Tagung und einem kurzen Rückblick auf die Eiitmickliingsgeschtchte der Interparlamentarischen Union rief RcichSiagspräsident Löbe den Anwesenden nochmals ein herz liches Willkommen entgegen. Gin Arbeitsblock deutscher Oppositions parteien in -er Tschecho-Slowakei Prag, 22. August. DienStag nachmittag sand eine Sitzung der nationalen deutsche» Oppositionsparteien, nämlich der deutschen Nativnalpartei, der deutschen National-sozialistischen Arbeiterpartei und des Tudeiendenischen Landbundes, statt. Die Beratungen wurden nicht zu Ende geführt, dock ist man sich über die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens einig, zu welchem Zweck von den Parteien ein völkischer Arbcitsblock gegründet werden soll. Ein gemeinsames Vor gehen bei den kommenden Wahlen ist nicht beabsichtigt, dagegen wurde beschlossen, sich jeden Wahlkampfe» untereinander zu enthalten und keine Koppelung mtt den RegternngSparteien vorzunchmen. Parasicl mit diesen Verhandlungen gehen Bcsvrcchuiigen der deutsche» Nakionalpartei mit dem Sndeten- dentschen Landbund, der alldeutschen Partei, der deutsch sozialen Partei und mehreren anderen kleinen Gruppen bezüglich einer gemeinsamen Wahlliste. Wirtschaft und Kriseufürsor-e Ernste Bedenke» Berlin, 32. August. Wie der Deutsch« Hanbelsdienst er. fährt» «erben in stihrenben Wtrtschaftbkrrtsen ernste ft «an,teil« Bedenken gegen ein« «etter« erhebliche »ubdehming der Krlsenfürsorg« durch Erweiterung der Unter- stützunggdauer von 3« aus 8S Wochen erhoben. Eine aus. reichende Unterstützung der Erwerbslosen, dt« trotz allen Be. inühungeil «rbettömöglichkette» nicht fänden, set naturgemäß notwendig. Anläßlich der Beratung über den letzten Erlas, der Retchsregierung seien jedoch nicht nur von seiten der Unter,rehmer, sondern auch der Behörden nnd des Reichs. arbeltSmiiiisierlums auf die ernsten wirtschaftliche», sina». ziellen und nicht zuletzt auch arbeitSmoralische» Bc. denken hingewiese» worden, die gegen eine fortgesetzte Ausdehnung der Krisenfiirsvrge sprächen. Bet den jetzigen Bestimmungen über die Krisenfiirsvrge set es so gut wie sicher, daß der hierfür vorgesehene Betrag nicht zur Deckung der tatsächlichen Ausgaben ansreichen werde. Des serneren müsse angesichts der Entwicklung des ArbeitSmarkteS schon heute mit höchster Wahrscheinlichkeit damit gerechnet werden, daß daS Reich auf Grund der Bestimmung des Arbeitslosen. vcrsichcriingSgesctzes der Reichsanstalt für Arbeitsvermitt lung «nd Arbeitslosenversicherung zinslose Darlehen i, zwetselloS nicht nnerhebllchem Umfange gewähren müsse, für die tin Etat Mittel nicht vorgesehen seien. Angesichts der recht ungünstigen Abschlüsse der Reichsfinanzen im ersten Etat«, gnartal müßten die beiden hier geschilderte» Mvinenie bereits ohne weitere Ausdehnung der Krtsensürsvrgc mit nicht imbc. trächtllcher Sorge erfüllen. Neben diesen Bedenken wird in führenden Wirtschaftskreisen auf Grund von tu der Tages, presse erschienenen Mitteilungen auch dlc Befürchtung ans. gesprochen, daß anö Anlaß der bekannten Beschlüsse über den Ban des Panzerkreuzers weitere sozialpolitische Maßnahmen ergriffen werden sollten. Da keine anthentlschen Nachrichten über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit solcher Mitteilungen ron berufener Sete zu erlangen sind, nsird sich die Wirtschaft gegebenenfalls gezwungen sehen, eine derartig« Verquickung retn politischer Fragen mit Fragen deS weiteren Ausbaues der sozialpolitischen Gesetzgebung für unvereinbar mit den Grundsätzen sachlicher sozialpolitischer Arbeit zu bezeichnen. Deutscher ffandwerks- und Seiverbekmimmiag Köln, 23. August. Die Verhandlungen des Deutschen Handwerks, und Gewerbekammertages begannen heute hier unter dem Vorsitz von Präsident Plate sHannvverj, Ehrenmeister des deutschen Handwerks, mit einer geschloffenen Mitgliederversammlung. An den Verhandlungen nahm auch Ministerialdirektor Dr. Retchardt, Reichskommissar für das Handwerk »nd Kleingewerbe, teil. Sämtliche deutschen Handwerks- und Gewerbekammern waren vertreten. Der Geschäftsbericht wurde genehmigt, ebenso die Vorlage der Iahresrechnung 1027/29 und der Bericht des RcchnnngS. ausschusses. Dem Nachtragsclat für 1028/20 und dem Haußhalt- vlan für 1020/80 wurde zngestiinmt. Präsident Weiter <Köln> berichtete über die Errichtung des Institutes für Handwerks- Wirtschaft mit dem Sitz in Berlin. Die Mitgliederversamm. lung gab ihre Zustimmung für die weitere Mitarbeit deS Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertages. Nachtrügliche BersassimMier uiWsriedener Schüler lDrahtmeldung unserer Berliner Schriftleitun g> Berlin, 22. August. Unter der Negtde deS demokratischen preußischen Kultusminister Dr. Becker hat sich in Berlin ein Vorgang begeben, der wohl einzig dasteht. Die Schüler eines Berliner Realgymnasiums — es wird verschwiegen, wieviele eigentlich, ob alle oder nur einige wenige — waren mit der Verfassungsfeier am 11. August unznsrieden. Sie soll ihnen nicht republikanisch genug gewesen sein. Daraufhin nahm sich das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold der Sache an und veranlaßte, daß im Plenarsaal des ReichswirbschaftsraieS eine VerfassilngSfeier für alle die Schüler höherer Berliner Lehranstalten abgehalten wurde, die mit der Schulfeier unzufrieden waren. Diese Feier sand gestern statt. Ter preußische Kultusminister entsandte einen Vertreter und be ehrte sogar die Herren Schüler mit einem Handschreiben, I» dem er sie seiner Snmpathic versicherte. Einige Oberlehrer, die wohl dem Reichsbanner angehörten ober die glaubten, ans diese Weise ihre Karriercanssichten verbessern zu können, hatten sich gleichfalls eingefunden. Dann begann der geradezu unglaubliche Rummel. Einer dieser Oberlehrer hieß die jugendlichen Versammelien willkommen, und darauf ergrisf dann eine ganze Portion von Tertianern «nd Sekundanern das Wort, um sich über ihre Lehrer zu entrüsten, die nicht genug republikanischen Geist hätten, die noch immer reaktionär seien, nnd die das Wesen der Demokratie »och nicht ersaßt hätten. Man sollte es nicht für möglich halten, aber cS ist Tatsache. Der „Vorwärts* gibt heute eine dieser „Berfassnngsredcn" sogar wörtlich wieder. Wer es nicht weiß, dem wird eS beim Lesen klar, daß hier von Erwachsenen unreife junge Menschen zu parteipolitischen Zwecken mißbraucht wurden. „Wir demonstrieren gegen jene Auffassung, durch deren Hintertüren die Reaktiv» in die Schulen hineingesührt wird.* Solche und ähnliche schöne Phrasen formt wohl kaum der jugendliche Geist. Das merkt man besonders deutlich auch an den Ausführungen, die ein Tertianer als „Vertreter der mittleren Klassen" machte. Augenzeugen berichten sogar, daß hinter diesem „Redner", einem Tertianer, der bereits mehrfach vergeblich de» Sprung in die Sekunda versucht haben soll, einer jener Lehrer, die diese »Feier" mit auszogcn, als Souffleur saß. Man kann diese traurige Angelegenheit nicht als bloße Lächerlichkeit abtnn. In wie verhängnisvoller Welse durch solche Dinge die Antorttät der Schule, ihr Einfluß aus daS sittliche Wachstum der ihr nnvcrtrantcn Schüler untergraben werden, läßt sich gar nicht abschätzen. Welche Einstellung müssen die Schüler zu ihren Lehrern gewinnen, wenn ein mehrfach sttzengebliebener Tertianer sich unter dem Wohl wollen des Kultusministers hinftellen und seinen Lehrer als versottenen Reaktionär herunicrpntzcn darf. Die Leute, die so etwas ziilasse», versündigen sich in schwerster Weise an der ihr zur Erziehung anvertrantcn Jugend. Wte-er ein Stlnnesansestellter verhaftet Berlin. 22. August. Der im Verlaufe der Untersuchung über die KricgSanlciheschwindeleicn In Hamburg Berk,astete ist ein höherer Angestellter des Stiiines-KonzernS. »nd zwar der Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft des Stinncs- Konzcrns, der Eisen- und Stahlübersevgesellschasi. Strafverfahren gegen Dr. Matscher Belgrad, 22. Ang. Das Vorgehen des Präsidenten der kroatischen Äancrnpartci, Dr. Mcttschck, die kroatische Frage vor der Interparlamentarischen Union i» Berlin anfzurollen, beschäftigt noch immer die politischen Kreise Belgrads. DaS nach Berlin gesandte Telegramm Tr. MatschekS hat auch Rück wirkungen auf die Börse auSgelöst, wo bte Kurse am Mittwoch eine rücklänstgc Bewegung aufwicsen. MatschekS Telegramm wirb als erster Versuch angesehen, bte Staatsautorität zu stürzen. In R e g I c r n n g S k r e i s e n ist man entschlossen, gegen Matschek die strasrechtliche Untersuchung ettizulcttcn. In diesem Znsainmenhange wird bekannt, daß am Mittwoch eine vertrauliche Besprechung zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Iustizinintster stattgesundeu hat. Frankreichs uMMschr Vorherrschaft gesichert Forderungen zur Minderheitenfrage Entschließungen -er Interparlamentarischen Linien - Feftaben- im Reichstagögebäu-e
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