02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.06.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030612024
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903061202
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- LDP: Zeitungen
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-12
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AuS Köln traf heute vormittag folgendes Telegramm ein: „Die Armee proklamierte nachis Peter Karagcorge- witsch zum Köuig von Serbien. Militär drang in den Königs, palast ein. Der König und die Königin sind ermordet. Vs verlautet, auch sämtlich« Minister seien ermordet." Ebenso blutig wie glatt, ohne Widerstand und aller Voraus sicht nach auch ohne nachhaltige Erschütterung hat sich der Umsturz vollzogen. DaS summarische Verfahren entspricht der Natur des serbischen Staatswcsens, das dock noch immer nicht seine» halb- barbarischen Charakter verloren hat: Im Handumdrehen, mit den Mittel» der rohen Gewalt, ist die Palastrevolution vollzogen worden. D-rbrrla r-wrc hat man gemacht: Niemand, der etwa noch ein vitales Interesse an der gestürzten Dvnaslie haben konnte, ist geschont worden. Mit den, König wurde seine Gemahlin, die vielgenannte Draga, abgeschlachtet und mit dem Hrrrschecpaare die Hauptträger der letzten Regierung. Die Saat, die der Sohn König Milans während seiner zehnjährigen Negierung ausgestrent, ist nun aufgegangen. Durch einen Staatsstreich ist er vor zehn Jahren in einer Aprilnacht ans Ruder gelangt und ein Staats streich war seine letzte hervorragende Regierungshaiidluiig. So wenig wie er selber Verfassung, Rechte und Gcletzc geachtet hat, haben sich diejenigen darum gekümmert, die jetzt seiner Laufbahn cm jähes Ende bereitet haben. Gewankt hat der Thron des letzten Sprosses der Dvnastie Obrcnowitlch schon lange, und an Anschlägen, den Sturz herbeizu- sührcn, hat es nicht gefehlt. Es wird kaum eine Partei oder irgend eine BevölkcriingLkkasse in Serbien geben, die den Zu sammenbruch der Herrschaft König Alexanders nicht hcrbeigesehnt hätte. Die Experimente, die sich der ermordete Monarch beständig geleistet, die willkürliche Handhabung der Gesetze und der Ver fassung, und der wirtschastliche Niedergang Serbiens hatten ihm allmählich das ganze Volk entfremdet und das; er auch in der Armee, der letzten und stärkste» Stütze der Thnaslic, keinen Rück halt mehr besah, beweist der militärische Charakter der Revolution, die sich soeben im Konak von Belgrad abgespielt hat. Seine U», bcliebthcit erreichte den Höhepunkt durch seine Heirat mit Draga Maschi», eine Heirat, die noch obendrein nach der vielbesprochenen tragikomischen Episode mit dem erwartete», aber nicht erschienenen Thronerben und nach dem mißlungene» Versuche, den Bruder der unpopulären Königin zum Thronfolger zu machen, die dhnastische Frage ungelöst lieh. Nach der unglückseligen Heirat seines ver blendeten Sohnes schrieb König Milan an einen Freund: »Diese Heirat ist ei» Selbstmord der Thnastie, deren Fall nur noch eine Frage der Zeit ist." Diese Worte waren in der Tat prophetische, sie sind nun Wirklichkeit geworden. Die dhnastische Frage ist gelöst: Peter Karageorgewitsch ist von der Armee zum König aiisgerusen und es kann kaum ein Zweifel bestehen, daß er dem Ruie Folge leisten wird, auch dann, wenn er die Hände nicht in dem blutigen Spiele gehabt hätte. Er stand unter den in Frage kommenden Thronprätendenten in erster Linie. Je unpopulärer das Königspaar wurde, um so klang voller wurde in Serbien der Name Karageorgewitsch. Das Haupt dieses Stammes ist der 60jährige Peter, der Schwiegersohn des Mon tenegriner Fürsten. Auch bei einem natürliche» Ende König Alexanders, des letzten aus dem Stamme der Obrcnowitlch, würde Peter die nächste Anwartschaft auf den serbischen Thron gehabt haben und schon deshalb ist zu erwarten, daß seiner Thron besteigung ein Widerstand seitens der nächsibeteiligte» Großmächte nicht entgegengestellt werde» wird, znmal er auf die Frenndichast Rußlands, wo sein Sohn erzogen wird, rechnen darf. Die Thnastie Karageorgewitsch ist eine national-serbische. Karageorg, ihr Stamm- Herr, war der erste Führer des serbischen Volkes im Bcfrenings» kämpfe gegen die Türken: er hat alle Siege der serbischen Waffen von 1801 bis 1813 erfochten. Sein Sohn Alexander hat von 1812 bis 1858 als Fürst in Serble» regiert und bei seiner Abdankung seine Ansprüche aus die serbische Krone aus seinen Sohn Peter übertragen, der sie sich aller Voraussicht nach nunmehr anss Haupt setzen wird. Im einzelnen liegen noch folgende Meldungen vor: a n Belgrad, das scrbis - - - cxv Heute früh che Volk: erschien folgende Proklamation »Heute nacht sind König Alexander und Königin Draga erschossen worden. In diesem ernste» und schickinlsschweren Augenblicke haben sich die Freunde unseres Vater landes und unseres Volkes geeinigt und eine neue Regierung gebildet. Indem die Regierung dies dein serbische» Volke bekannt gibt, ist sie überzeugt, daß sich dos serbische Volk um sie ichanren und ihr dazu Helten werde, datz ttn Lande überall die Ordnung und Rechtssicherheit aufrecht erhallen bleibe. Die Regierung vcr- lautbart hiermit, daß vom heutigen Tage die Veriassung vom 6. Avril l!)0I mit allen Gesetzen, die bis zum 25. März alt. St. in Geltung waren, in Kraft tritt. Die mit der Proklamation von, 2t. März alt. St. aufgelöste nationale Volksvertretung wird für de» 2./6. alt. St. jd. i. der 15. Juni neuen St.s nach Belgrad einberiifcn." Es folgen die Unterschriften der neuen Minister. Es sind dies Jowan Awalumowitich. Ministerpräsident ohne Porte feuille : Ljubomir Kalicwitsch, Minister des Aeußerc»: Stojan Protitich, Minister des Inner»: Georg Geittichitsch, Handcls- ministcr: General Jowan Atanazkowitsch, Klicasminlstcr: Dr. Woiislaw Wclilvwitsch, Finanzmintster: Oberst Alexander Machin, Minister für öffentliche Bauten: Prof Ljubomir Stojanowitsch, Kultusminister: Ljubomir Sckiwkvwiitch, Justizministcr. Das Ereignis wurde vom Heere ansgesnhrt. Wie bisher verlautet, wurde» außer dem Königsvaarc der srüherc Ministerpräsident General Marlowilsch, Gciieraladjutaut General Pclrowilsch und der frühere »tikgsminister General Pawlowitsch erschossen. Vom Volke wurde das Ereignis vollkommen ruhig aufgcnommen. Tie Straßen durchwogt eine große Menschenmenge. Die in das Ministerium fahrenden neuen Minister werden durch lebhafte Zurufe begrüßt. Die Leichen des Königspaarcs wurde» im Konak geborgen. Wie ans der Proklamation hcrvorgcht. ist die Aendcrnng der Verfassung nnßcr Kraft gesetzt. Das Ereignis im Konak spielte sich zwischen 'eit und 2 Uhr ab. Köln. Ein Privcsttclcgrawm der „Köln. Zig." von vor mittags 8 Uhr 20 Min. meldet: Ni an erzählt in Belgrad, König Alexander habe in letzter Zeit in der Tat die Absicht ver wirklichen wollen, sich von der Königin Draga zu scheiden. Die Königin habe dies bemerkt und cs hinlerireiben wollen. Einige hohe Militärs hätten die Königm Draga in der letzten Nacht gewaltsam ans dem Konak entfernen wollen, seien aber auf den Widerstand der Anhänger der Königin gestoßen. In dem erbitterten Gemetzel seien alsdann beide, der König und die Königin, mit ihren Anhängern gefallen. Köln. Nach einem weitere», der »Köln. Ztg." zngchendcn Piivat-Telegrnmm aus Belgrad sind außer dem König Alexander und der Königin Trag« und den Brüder» der Königin auch der Adjutant Naumowitsch. sowie andere Hoflente ermordet worden. Ein Militärkordon um den Konak verweigert jedem den Zutritt. Köln. Tic „Köln. Zig." meldet aus Belgrad von 10 Uhr 20 Min. vormittags: Die Aufregung und mit ihr Ae M enschen- ansammlungcn in den Straßen von Belgrad wachsen in den Morgenstunden stetig. Trotz des strömenden Regens harren Tausende in den Straßen in der Nabe des Königlichen Schlosses, und überall sind Truppen aller Waisen, auch Kanonen, aus gestellt. Das Militär trägt nicht mehr die Kokarde mit dem Namenszug Alexanders, sondern Blumen und grüne Zweige oder Blätter an Stelle der Kokarde. Junge Leute rotten sich zusam men, schwenken Fahnen und ziehen umher unter dem Rufe: „Es lebe Karapcorgiewilsch!" Fast alle Häuser Belgrads haben Fahneir kerausgesleckt, jedoch sind leine schwarzen Trauerfahnen varuntcr. Vom Königsichloß locht keine Standarte. Emige behaupten, Karaaeorgicwitsch weile seit gestern in Belgrad, andere behaupten das Gegenteil: niemand west;, woran man ist. Neueste Dralrtmeldunaen vom 11. Juni. Berlin. Heute früh traf auf dem Bahnhose Friedrich- slraße die Leiche des Präsidenten des russischen Ncinlilerkoinitccü Turn ow ein, der, auf einer Badereise von Petersburg nach Wiesbaden begriffen, unterwegs am Gehirnschlage gestorben war Die Leiche wird nach einigen Tagen zur Bestattung nach Rußland geschafft werden. Waldheim. Im benachbarten Mnffanei wurden heule früh der Gutsbesitzer Fritz Müller und seine Wirtschafterin, die verehr lichte Laughof, durch Beilhiebe erniordet ausgesiindcu. Es lieg! R aub m o r d vor. Der Täler ist noch nicht ermittelt. Bornim. Au der Einweihuugsfeicr der neuen Kirche nahmen das Kaiserpnar, der Kultusminister, die Spitzen der geistlichen und weltlichen Behörden teil. Tie Wcihcredc hielt der Generalsupcrintcndcnt der Kurmark Köhler. London. Ter „Standard" schreibt: Balfours gestrige Rede im Unterhaus«: gelle als deutliche Erledigung der Annahme, daß die Meiiningsverichiedcnhettcn innerhalb der Regierung zu etwas, was einer Kabiucttskrisis wegen der Tarissragc gleiche, führen würden. Es bestehe Grund zu der Annahme, daß Ehamber- lain zwar für die Anstellung einer Untersuchung und Erörterung der Frage sei, aber nicht den aktiven Feldzug unternehmen iverdc, den seine Gegner erwarten. Er suche wahrscheinlich die Ansichten der kolonialen Regierungen zu erfahren. Die unmittelbare Zu kunft hänge in hohem Maße von der Richtung der konservativen Freihändler ab, die eine große und bedeutende Gruppe der Partei bildeten. Der „Standard" sagt dann in seinem Leitartikel weiter, Balfours Darlegung sei unleugbar schwach. Es sei schwer, zu glauben, daß die Harmonie, die erforderlich sei, damit das Kabinett arbeiten kann, fortdanern könne, wenn die führenden Männer desselben an der Spitze sich bekämpfender Gruppen stehen. Ehamberlains Vorschlag sei durchaus heilsam und patrio tisch, seine Ausführung könne aber nur das Werk von Jahren sein. - „Evening Post" gesteht offen die sehr, bedeutende» Schwierigkeiten ein, die für die Regierung der Versuch mit sich bringe, das Land zu regieren, ohne die Zollfrage, über die die Minister uneinig sind zu berühren. Wellington iNcu-Seelandj. Premierminister Seddon hielt in Christchurch eine Rede, in der er ausffihrle, wenn Groß britannien die Eröffnungen der Kolonien mit Geringschätzung aus- nchme, so dürfe cs sich nicht beklagen, wenn die, Kolonien Gcgen- seitigkeitsverträgc mit srcmden Mächten abschlössen'. Groß britannien trage aber in diesem Falle die Verantwortung für den Versal! des Reiches, der die unvermeidliche Folge sein müsse. Peking. Der russische Gesandte Lissar hatte heute seit der Rückkehr aus Europa die erste Unterredung mit dem Prinzen Tsching, der in vergangener Woche zweimal den russi schen Finanzagenten Pakotilost empfangen hatte. Der deutsche Gesandte wurde heute von der Kaiserin-Witwe empfangen. Oertlichcö »md Sächsisches. Dresden. 11. Juni. —* Sc. Majestät der König traf heute vormittag ^9 Uhr mit Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Mathilde von Pillnitz im hiesigen Residenzschlosse ein. Sc. Majestät der König, sowie Ihre Majestät die Königin-Witwe und Ihre König!. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des König!. Hauses be suchten am heutigen Fronleichnamsfeste den Gottesdienst in der katholischen Hofkirche. Nach dem Hochamte nahmen Sc. Majestät der König und Ihre König!. Hoheiten der Kronprinz, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prin zessin Mathilde in Begleitung der Damen und Herren des König!. Großen und Prinzlichen Dienstes an den Prozessionen in der katholischen Hofkirche teil, wahrend Ihre Majestät die Königin-Witwe dieser kirchlichen Feier im Oratorium beiwohnte. In den Nachmittagsslmidcn kehrte Se. Majestät nach Pillnitz zurück. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe empfing heule nachmittag kurz vor 2 Uhr in der Villa Strehlen den vormaligen Kunst und Wissenschaft. Mitteilungen aus dem Bvreou der König!. Hof. thcater. Im Opcrnhause findet Freitag, den 12. Juni, die letzte Nibclungenring-Anfsührung dieser Spielzeit ihren Abschluß mit der „Götterdämmerung. Die Besetzung ist die folgende: Brünnhildc: Frau Wittich, Siegfried: Herr Burria»: Günther: Herr Perron, Hagen: Herr Rains: Alberich: Herr Nebilschka: Gutrune: Frau Jelinek: Waltranle: Frl. v. Ehavanne; Rheintöchtcr: Frl. Nast, Frl. v. Ehavanne. Irl. Seche svom Stadt- tbeater in Leipzig als Gastj. Nomen: Irl. Schäfer, Frl. Eibcn- schütz, Frl. Nast. Die Vorstellung beginnt um 6 Uhr. - Sonn abend, den 13. Juni, wird Donizettis zweiaktigc komische Oper „Maria, die Tochter des Regiments" mit Frau Wede- kmd in der Titelpartie gegeben. Im Anschluß wird das neue Tanzidnll „Auf Japan" von A. Berger, Musik von R. Frimcl anfgesührt. — Im Schauspielhaus«: geht Sonnabend, den 11. Juni, als letzte Vorstellung außer Abonnement in dieser Spiel zeit G. Hauptmanns Märchendrama „Die versunkene Glocke" mit Herrn Wiccke als Heinrich, Iran Bostö als Rautendelein. Fra» Salbach als Magda, Herr» Müller als Hicketmonn, Herrn Wicnc als Waldschratt in Szene. Berliner Lebe». bl. Berlin, 10. Juni. „Das hätte ich sa vcn Berlinern gar nicht zugctraut! Das ist ia magnisique!" soll Kaiser Wilhelm nach dem Vorträge des sogenannten Stundcnchors beim Frankfurter Sängerwettstreit durch den Berliner Lehreraesanavercin ansacrufe» haben. In der Tat ist der außerordentliche Erfolg der Berliner lim io höher anzuschlagen, als die Pflege des höherenMänner- gcsangs in der deutschen Reichsha » ptstadt noch verhältnis mäßig jungen Datums ist. Sie ist kaum zwei Jahrzehnte alt. Als sich in den achtizgcr Jahren hier zum ersten Male die berühmten Männergesangvcreinc von Wien und Köln hören ließen, gab es bei uns nur untergeordnete Gesangvereine, die in den knappen Mußestunden ihrer beruflich stark in Anspruch genommenen Mit- I glieder die ödeste Licdcrtafclci betrieben. Erst die hervorragen den Leistungen jener fremden Vereine gaben den Anstoß zu einer zielbewußten und ernsten Pflege des Männergesangs auch in Berlin. Trotzdem sich das hier vorhandene Stttmnmatcrial nicht entfernt mit der natürlichen Veranlagung der Sänger von der Donau und dem Rhein inessen konnte, wurde dieses Manko doch allmählich durch zwei Eigenschaften ausgeglichen, die auch sonst die Berliner im allgemeinen befähigt habe», die ihnen von der spröden Natur gesetzten Schranken vielfach zu überspringen: durch eisernen Fleiß und durch Intelligenz. Sie haben den Berliner Lchrergesangvcrcin und die Berliner Liedertafel schließlich ans eine hohe <-l»se oer Leistungsfähigkeit gebracht und dem erstercn nun mehr im hcißc» Kampfe mit weit ältere» und seit lange berühmten Sängerchören den ersten Preis, dem letzteren einen zweiten Preis verschafft. Nu» werden die also ausgezeichneten Propheten woh! auch in ihrer Heimat, die bisher zu ihnen so wenig Vertraue» hatte, wie der Kaiser, die gebührende Geltung erlangen. Das Konzert, das der Berliner Lchrergcsangverei» demnächst im Kroll- scheu Garten zu veranstalten gedenkt, wird sicher einen Bomben erfolg erzielen. Hoffentlich iverden die glücklichen Preisträger auf den in Frankfurt a. M. erworbenen Lorbeeren nicht cinsrhlascn, sondern rastlos weiterstreben, um die errungene Ehrenstcllung auch m Zukunft zu behaupten. Noch mehr ist z» hoffen, daß sie infolge der an sich ganz berechtigte» kaiserlichen Mahnung, einfache, volkstümliche Gesänge zu bevorzugen, nicht in das entgegengesetzte Extrem verfallen und den höheren Knnstgesnng nun ganz ver nachlässigen werden. Wie m allen Dingen, sollte auch hier die goldene Mitte stets cingehalten werden, wie dies namentlich seitens des Wiener Mannergesangvereins stets geschehen ist. Der Wiener Verein bat wenigstens in seinen öffentlichen Konzerten stets eine überaus glückliche Mischung nach dieser Richtung zu treffen verstanden und infolgedessen anwrnchsvolle Fachleute so aut. wie bescheidene Laien durch seine vollendeten Leistungen in Helles Ent- zücken versetzt. Man kann das Volkslied in allen seinen Ab stufungen liebevoll pflegen und braucht darum doch kunstvolle Kompositionen der großen Meister des Männcrgcsangs nicht bei Seite zu lassen. Nicht mit Unrecht ist ans den auffattcndcn Widerspruch hin- gewiesen worden, daß Kaiser Wilhelm in der Musik die anspruchslose Einfachheit bevorzugt - die Maanerichen Opern sind ihm nach seinem eigenen Geständnis zu „geräuschvoll", und von Richard Strauß, dessen Musik erst recht keine Gnade vor seinen Ohren findet, soll er gesagt haben: „Ich brauche keinen Kapellmeister, der selbst komponiert!" — während ihm aus dem Gebiete der bildenden Kunst nichts verschnörkelt, prunkvoll, gc- kiliislclt genug sei» kann. Alle Denkmäler und Bauten, die aus seine unmittclbare Anregung und Einwirkung erstanden sino. leg«.» davon Zeugnis ab. Sie enthalten fast durchweg eine Häusu»» äußerlicher Effekte, die eine einheitliche Wirkung nicht anfkom- men lasse». Ein Beisvicl hierfür bietet wieder der seiner Vollendung cntgcgengehcnde Berliner Dom, der ein solches Gemisch verschiedenartiger Stile enthält, daß sich ein großes Berliner Blatt kürzlich bewogen fand, eine Art Führer durch diese an- gchäuslen Kunststilgattungen seinen Lesern zu bieten. Dabei soll gar nicht in Abrede gestellt iverden, daß die über der Grnit der Vokcnzoller» errichtete Dciikmalskirche an sich einen feierliche» Eindruck macht, und daß auch die Predigtkirchc mit der 33 Nieter bohen. mächtigen Kuppel sich überaus stattlich ausnimmt. Aber die überladene Pracht des ganzen Baues, der seine Vorbilder im katholischen Süden .gesucht und gefunden hat, will nicht recht zu der Vorstellung Passen, die man sich gemeinhin von einem protestantischen Dome macht, paßt noch weniger z» der Um gebung, dem in strengen klassische» Foimen gehaltenen alten Musenm und dein in seiner Grvßcnwirknng und ganzen Ausgestal tung so wuchtigen Hoheiizollc.riffchloß. Schade, daß Kaiser Wilhelm die Einfachheit, die er Veit Gesangvereinen so beredt und eindringlich empfohlen hat. nicht auch ais oberstes Gesetz sür die bildende Kunst anerkcinit und zur Herrschaff zu bringen trachtet! Erstaunlich ist es ja, mit welchem Ernst und Eifer sich Kaiser Wilhelm allen Ausgaben widmet, tue er als innerhalb seiner Herrscherpflichtcii liegend erachtet. Wir halten Gelegenheit, mit einem ans Frankfurt a. M. znrnckgekehrten Musikkritiker zu sprechen, der sich von dem „ansacitandeuen Genuß", den allein die nnaushörlichc Wiederholung des schrecklichen Preischores de- rettete, noch immer nicht erholen kann. Voll Bewunderung er zählt er von der Ausdauer, die der Kaiser bei dieser Gelegenheit entfaltet hat. Während sich aber die andere» nach ihrer Heim kehr zunächst gründlich aiisriihten. hatte der Kaiser so nebenher die Wiesbadener Fcstopcrn. darunter „Die Afrikanerin", abge macht. war nach Potsdam znrückgekehrt. besand sich am nächsten
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