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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.01.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130123012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913012301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913012301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-01
- Tag1913-01-23
- Monat1913-01
- Jahr1913
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.01.1913
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Anzeigen-rarU. Annahme »°n AnILn. diaung«» di» nailim. :i Uhr, Sonnlog» nnr Dlaritnltratlc 2» von I I l>>, ft-l Uhr. D>« einivalttae lürundzeile ,ca. « SUden» m, Ps.. Aamitt»» Na<hria»en au» Dre»drn 2d Pft ! die rwelipalttge Aeile aufTeiilelle 70PI., die zwellpaliige Rettome- i»ile I.L0 M. — An Hummern inxhSann- nnd Jaterengri» die einspauige a»rund»eiie »S Ps., Aamilien- Haihri^ien au» Die», den die «»rund,eile 30 Pf. — Auarvnrlige Aufträge irur gegen Aorau»de»ah>ung. — Jede, Belegdlaii lasier III Pf. Haupt,eschäftsstetle: Marienstratzr 38/40. kradsdvrxsr Lxportdlerdrausi'sl. llsdrüäsrllbsrststn ^e»lft»l»e»nt»n ! 8 »ft,e,,«« et» >v«t»Itunr von 20 kon»p>»«»n Xlieft»n. !kn»7l»ütlt««l' 'femrioetdrrände, ^nl-urclr- »INIHgUUIUH. ij^de, l-i-,<-ftrjuii--.0,e,chftr. »clreänlre, Urten»ekränlie, ciaröinensyanner. Xonfelct.-.Ableil. f'eeciinnncfplrrt/. k>lLni1r :: 8eiclk-nliii»8 :: Lrss-er 8tr.ilte 14. Vs^rAictLsIiF ur,«4 8ckLr^kbr» vo» 8ct,I1tt8«rk»»t,srL vnssclnss Vs^niekslunßs-^nslsll OHO ^slksnslnssss 1—3. k^si'nsprsclisi' I^t. ?359. Mürr orttgs Lesern Mutmaßliche Witterung: Wolkig, kälter, Schnee. Der türkische Ration alrat sprach sich sür die Annahme der Note der Großmächte und den A b - schlnß des Frieden» aus. Eine amtliche Bestäti gung der Friedeusnachrichte« liegt »och nicht vor. Serbien will von der Türkei wegen der Ver zögerung des Friedensschluffes eine bedeutend höhere Kriegsentschädigung verlangen, als zuerst beab sichtigt war. Ernst von Dohna nuis komische Oper „Tante Simona" hatte bei der Uraufstthrung im König!. Opern hause sehr freundlichen Erfolg. Das „Lächs. Militär-Bcrordnungs-Blatt" veröffentlicht neue Bestimmungen über die schrift stellerische Tätigkeit der Offiziere und M i l i t ä r b e a m t e n. Der Reichstag setzte am Mittwoch die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern fort. Staatssekretär Lisco erklärte, daß zuerst die Stras- rechtSfrage gelöst werden solle und daß ein Gesetzent wurf etwa im Jahre NUN an den Reichstag gelangen werde. Die Verbündeten Regierungen stehen nach einer offiziellen Mitteilung der gänzlichen Abschaffung der Konkurrenzklausel Durchaus ablehnend gegenlwer. Pie Zahk - r r E i naschet u n g e 1t Wkst iln Deut schen Reiche von 751)5 im Jahre >9N auf 8858 im Jahre 19l2. in Sachsen in denselben Zeiträumen von 2292 auf 2885. Die englische Regierung bereitet eine neue Wahlrechtsvorlagc vor, mit der die Frauenrcchtler einen Au,trag auf Einführung des Frauenstimm rechts verbinden werden. Las zweite Kabinett Briand. Zum zweiten Male binnen kurzer Zeit hat Herr Ari stide Briand ein Kabinett in der französilchen Republik übernommen. Seit Dienstag nachmittag ist das Kabinett Briand fertig, und wird sich voraussichtlich noch heute der Kammer vorstellcn. Wie verlautet, will Herr Briand daselbst sogleich das Programm des neuen Kabinetts ent wickeln. » , Dieser Briand ist wirklich eine interessante Persönlich keit. Seine parlamentarische und ministerielle Laufbahn ist eine ständige Entwicklung von links nach rechts. Als Kultusminister unter dem Kabinett Combes hat er den großen französischen Kulturkampf eingcleitet und zum größten Teile auch durchgcfnhrt. Auf seine Wirksamkeit ist vornehmlich die Trennung von Kirche und Staat, die Frankreich Jahre lang in die heftigsten Kämpfe und Un ruhe versetzte, zurückzuführen. In jenen wild bewegten Zeiten hat er sich die ersten parlamentarischen Sporen ver dient. Der Sturz Eombes' riß auch ihn in den allgemeinen Strubel mit hinunter. Aber es kamen andere Zeiten, in denen der Stetn Herrn Briands wieder hell auflenchtcte. In den Julitagcn des Jahres I9M. nach dem Sturze Elömeneeans, übertrug ihm Präsident Falliöres die Bil dung eines Ministeriums. Dieses erste Kabinett Briand war ein ausgesprochen radikales mit stark soziali stischem Einschlag. Die sozialistische Vergangenheit BriandS kam auch in seinem Ministerium in erheblichem Maße zum Ausdruck. Infolgedessen stand cs von vorn herein in schroffem Gegensatz zu den gemäßigten Republi kanern und in um so engerer Verbindung mit Radikal Sozialisten wie Eombes, Elsmcnceau und. anderen. Briand selbst, leitete neben dem Präsidium die Ministerien deS Innern und des Kultus Aber noch während seiner Mint- sterpräsidcntschaft bekehrte sich Aristide Briand Schritt für Schritt zu gemäßigten Anschauungen. Die Erfüllung der Staatsnotwendtgkeiten zwang ihn in einem Maße zu einer autoritativen Regie, nngSpvlitik, die man dem rhc- .maligen Sozialisten mit Nichten zngetraut hatte. In dem Grade, wie Briand sich zum Verfechter der staatlichen Auto rität aufwarf, und die Sozialisten sich von ihm abwandten, bildete sich das Ministerium zu einem rein republi kanischen um avS dem die streitbarsten Geister der äußersten Linken ansgeschieden wurden. So entstand die Parole der Einigung aller Republikaner, die notwendiger weise zu einer bürgerlichen Kompromißpolitik führen mußte. Und man erlebte das eigenartige Schauspiel, daß der ehemalige Sozialist die Zusammenfassung und Versöhnung aller Republikaner in seinem Pro- , gramm betrieb. Die Macht der Tatsachen hatte sich stärker erwiesen als die unfruchtbare Doktrin. Nun ist Briand wieder a»S der Versenkung empor gestiegen, er. den man vor drei Jahren vielfach den „Eham- berlain der Republik" genannt hat. Aus dem unentwegten Radikalen ist ein gemäßigter Mann geworden, ein vor sichtiger Diplomat und kluger Staatsmann, der gelernt hat, seine Politik den Notwendigkeiten des staat lichen und öffentlichen Lebens anzupassen, eine Persönlich keit. wie geschaffen, um die Politik des Herrn Poincar« als Käbinettschef fortzusetzen und dessen Programm als Präsident der Republik in die Praxis umzusetzen. Wieder, wie am Ende seiner ersten Ministerpräsidcntschaft, will Herr Briand, natürlich im Einverständnis mit dem zukünftigen Präsidenten der Republik, ein Programm der Einigung und Zusammenfassung aller Republikaner verfolgen. Sein Ministerium soll, wie er selbst Journalisten gegenüber er klärt hat, ein Maximum der Aussöhnung unter den Republikanern erwirken. In einem anderen Gespräch nannte er sein Ministerium ein „C a b i n e t d ' Entcnte Rp u b l i c a i n e". Das heißt mit anderen Worten: das Kabinett soll kein reines Partei ministerium sein, sondern ein solches, in dem alle repdblikanischen Parteien vertreten sind. Gemäß den Richt linien der Politik Potncarös ergab es sich dabei von selbst, -aß die streitbaren Elemente der radikalen Partei von dem Kabinett ailSsteschloffen wurden und ebenso die extremen Sozialisten. Andrerseits mußte Briand darauf bedacht sein, einflußreiche Persönlichkeiten der radikalen Partei an sich heranzuziehen, um die Linksrevublikaner nicht von vorn herein gegen sich zu haben, was namentlich für die zu künftige Wahldebatte von Bedeutung sein wird. Er hat sich daher durch Unterredungen mit radikalen Abgeordneten und Senatoren, die bekannte Gegner der Wahlresorm sind, vergewissert, wieweit er auf dieser Seite auf Unterstützung zu rechnen hat. Es ist ihm denn auch gelungen, einige radikale Führer in sein Ministerium hcrüberzunehmen. Vorläufig ist ihm die Situation günstig, denn aus der ganzen Linie ist nach den Aufregungen der Wahlkampagne eine gewisse Erschlaffung und Ermüdung eingetreten. Die Parteien haben eine Art von W a f f e n st i l l st a n d ge schlossen. so daß bei allen republikanischen Gruppen eine gewisse Geneigtheit vorhanden war, das neue Kabinett zu unterstützen oder doch ihm Kredit zu gewähren. Zweifel los hat der Ausgang der Präsidentenwahl einen erheblichen Einfluß auf die Zusammensetzung des Ministeriums ge habt. Die ursprüngliche Absicht Briands. das Kabinett Poincarö oder zum mindesten die meisten Persönlichkeiten desselben zu übernehmen, ließ sich unter den obwaltenden Umständen nicht durchführen. Man mußte auf einen Aus gleich bedacht sein. Eine schroffe Wendung nach rechts bedeutet also dieses Kabinett nicht. Es wird voraussicht lich eine Politik der mittleren Linie verfolgen, dabet aber seine Hauptstütze in den gemäßigten Republi kanern suchen, vielleicht auch einen gewissen Anschluß nach rechts hcrzustellcn sich bemühen, ohne unbedingt aus die Mithilfe der rechtsstehenden Parteien zu zählen. Daran aber wird man nicht zweifeln dürfen, daß das Kabinett Briand den sozialrevolntionären Gruppen und den in ihrem Banne stehenden Gewerkvereinen gegenüber eine 'chroffc Kampfstellung einnehmen wird. Die Front- st c l l u n g z u r äußersten Linken wird also eine ganz besondere Note in diesem Kabinett sein. Die staatliche Autorität wirb bei ihm gut ausgehoben sein. Und im übrigen darf man nicht vergessen, daß Briand ein guter Freund Poincar5s ist. PoincarS wird vor aussichtlich die Richtung der Politik angeben, Briand wird mehr aussührcn als regieren. Eine der schwierigsten Auf gaben. die den neuen Käbinettschef erwarten, wird die Erledigung der Wahlresorm sein. Man glaubt indessen, daß cs dem Kompiomißkünstler Briand gelingen wird, im Senat ein Kompromiß zustande zu bringe». Sieht man sich die Zusammensetzung des Ministe riums etwas genauer an. so muß man bekennen, daß dasselbe ein recht farbloses, neutrales Gesicht trägt. Die beiden Männer, die dem vorigen Kabinett ihr Gepräge gaben, Millerand und Delcass 6,. sind in das neue nicht übernommen. Millerand erschien im gegenwärtigen Augenblick als zu krasser Außenseiter. Daher ließ man ihn fallen, wiewohl, wie es beißt. Briand ihn gern an der Spitze des Ministeriums des Auswärtigen gesehen hätte. Dclcaffö endlich will großmütigcrwetsc resigniert haben, weil seine Aufgabe, die Reorganisation der Marine, erküllt und es nun an der Zeit sei, daß wieder! ein Techniker das Marineministerium verwalte. Der wahre Grund seines Rücktrittes ist indessen der, das; er di« Kandidatur Pams' bis zum letzten Augenblick begünstigt« und nun fürchtete, daß ihm Poincar« Schmierigteitcu machen könnte. Damit schwindet* einer unserer gefähr lichsten Gegner aus der Oeffentlichkcit, wiewohl seine Rolle zweifellos noch lange nicht ausgespielt ist. Bon den neuen Männern erregt eigentlich nur der Minister des Aus wärtigen. Ionnart. Interesse. Er ist als Politiker aber ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Aussehen er regte er vor etwas mehr als zwei Jahre», als er beim Sturz des ersten Ministeriums Briand in demonstrativer Weise seine Entlassung als Gcneralgouverncnr von Alge rien gab. Er ist also ein guter Bekannter von Briand. Das ist auch Etiennc, der neue K r i e g S m i n i st c r, der dieses Amt schon im ersten Kabinett Briand bekleidete, ein ruhiger, stiller Arbeiter, von dem man keine besonderen Ueberraschungen zu gewärtigen hat. Der Marincminister Pierre Baudin ist der einzige, der etwas radikal- sozialistisch angehaucht ist. Seine Berufung bedeutet offen bar eine Konzession an die Sozialisten ElSmenceauschcr Observanz. Die übrigen Männer sind bisher wenig hcr- vorgetreten. Meist sind cs solche Politiker, die sich um die Wahl Poincarös verdient gemacht haben, so der Justiz- minister Barthou und der Finanzministcr Klotz, der aus Rücksicht aus die noch schwebende Budgetdebatte bei- behalten ist. Dazu tritt der bisherige Bautenministcr Jeast Tupny, der an der Spitze dieses Refforts bleibt. tzine unbedingte Gegnerschaft wird Briand nur bei den Sozialisten finden. Eine gewisse Gefahr liegt darin für das neue Kabinett insofern, als die Sozialisten den durch die Wahl Poincaros und dessen Wahlresorm ver stimmten Linksrepublikanern jederzeit die Mehrheit zum Sturze der Regierung verschaffen können. Die zustimmimg de» Nationalratr! Wie nicht anders zu erwarten mar, hat die Notablcn- vcrsammlung, die die Hohe Pforte für Mittwoch nachmittag einberufen hat, den Beschluß der Pforte auf Abtretung Adrianopcls gebilligt. Ein Telegramm aus Konstan- tinopcl meldet. Der Rationalrat sprach sich für die A « « ahmcdcr Rote der Mächte und den Abschluß des Frie dens aus. Die türkische Negierung hat sich demnach die richtigen Männer ausgesucht, als sic von der Ueberzcugung ausging, daß sie nur solche Männer in den Nationalrat berufen dürfe, die zu ihren Beschlüssen Ja und Amen sagen. Es ist ein eigenartiger Zusnll, daß der Nationalrat gerade in die Abtretung Adrianopcls an Bulgarien willigen mußte. Bereits vor vier Jahrzehnten einmal waren die Männer aus dem Osmancnreiche versammelt, und eben falls war es eine Note der Mächte, über die die Notableu zu beraten hatten, und ebenfalls betras diese Note Bulga rien. Damals verlangten die Mächte die Selbstverwaltung für Bulgarien unter einem christlichen Statthalter mi die Bildung einer Kommission von europäischen Konsuln zu dem Zweck, die Maßregeln zur Herstellung der Ruhe in den anderen Gebieten der europäischen Türkei zn prüfen. Damals wollte die Nationalversammlung von ein ,i Ent gegenkommen gegen den Wunsch der Mächte nichts wistcir, und die Note wurde zurttckgcwicsen. Und heute? Jetzt hoben Bulgaren weite Gebiete des Türtcnreicheo iu Europa besetzt und diesmal mußte sich ohne Widerrede die Nationalversammlung dafür erklären, Adrianopel, „das Sprungbrett auf Konstantinopel" — als solches hatte der Berliner türkische Botschafter Adrianvpcl bezeichnet au Bulgarien abzutreten, dem man seinerzeit das Recht der Selbstverwaltung bestritt! So andern sich die Zeiten! Was wird nun werden? Wie wird sich die Militär-- partei zu diesem Beschlüsse stellen, wie wird ihn das Volk ausnehmen. Schükri Pascha hatte kürzlich erklärt, er habe nichts gegen Verhandlungen, werde aber selbst ans Befehl hin Adrianopcl nicht aufgcbcn. Ob die Militürpnrtei ihre Drohung jetzt in die Tat nmsetzen wird? Oder ob auch sie eingesehen hat, daß nur durchgreifende Reformen, starke iineigenuützigc Männer das Land vor dem weiteren Zusammenbruch retten können, daß weiteres Btutvergiesteu- zwecklos wäre? Fast möchte es io scheinen, das; man selbst in der türkischen Bevölkerung die Anssichtslosigleit eines weiteren Krieges cinsEht und sich ein Bedürfnis nach Ruhe geltend macht. Dem Volke sucht mau eiuzincden» daß es nur die finanzielle und nicht die militärische Lage gewesen sei, die die Pforte gezwungen habe, dem Wunsche der Mächte »achzukvmme». Natürlich wird die Ebbe in den Kaffen in Koustantinopcl bei dem Beschlüsse des Minisierrateö und der Nattvnalversammliiug eine große Rolle gespielt! habe». Doch war cs im Grunde ge nommen nur die eigene Unfähigkeit der Pforte, etwas Gründliches zu leisten. Daher der Zusammenbruch. Der Türke ist ein guter Soldat. Zielbewußte Oberbefehlshaber und eine starke Regierung hätten die türkischen Mann schaften gewiß nicht veranlaßt, sich andauernd ans den Rück- zua zu begebe«. lpINljSDXSPUN^ WZ
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