Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.08.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260820012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926082001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926082001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-08
- Tag1926-08-20
- Monat1926-08
- Jahr1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.08.1926
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ar. 3S9 Seile 2 — »Dresdner Nachrichten" — Gewiss. die spanisch« Forderung nach Eingliederung der internationalisierten Stadl Tanger in die spanische Marokko- »one, von der Tanger umgeben ist. ist nicht neu. Sie tsl so alt wie die spanische Marokkopolitik Überhaupt. Und daß sie unberechtigt wäre, wich man keinesfalls behaupte» können. Denn seit Spanien sich bemüht, mit den aufständischen Marok kanern in seiner Zone sertigzuwerden hat eS erfahren müssen, das, durch das ..Loch von Tanger" ständig der Wider stand der Stämme durch Munitions- und LebenSmtttelliese» rungcn genährt wurde. Jede Aendernng des Regime» von Tanger scheiterte aber bisher an der Missgunst der Mächte, die diesen guten Hafen und Stützpunkt gegenüber von Gtbral- tar keinem einzelnen Staat überlassen wollen. So war eS nicht weiter verwunderlich, dass ein Tanger-Borstoss de» spanischen Königs bei seinem Besuche tn London im Juni d. I. negativ auSging. Und wenn Primo de Rtvera. der noch am Tage des französischen NationalfesteS tn Paris am l8. Juli erklärte, dass Tanger militärisch seinen internationalen Charakter be halten müsse und nur einen verstärkten spanischen Einfluss tn der Verwaltung forderte, jetzt plötzlich mit der radikalen For- derung einer Eingliederung Tangers in die spanische Zone liervortritt, so wird man dahinter zweifellos eine Auswirkung des neuen spantschcn Vertrages mit Italien erblicken müssen, da man sich von einem spantschcn Tanger in Rom mehr ver spricht als von einem tniernattonaltsierlen unter französischer Vorherrschaft. Plan weih beute auch noch nicht, wie weit Italien hinter der spanischen RatSsitzforderung steht. Aper dass die spanische Forderung: Tanger oder RatSsitz durch den Vertrag Primo de NiveraS mit Mussolont bedeutend an Geivicht ge wönne» hat. kann nicht einen Augenblick zwotselbas! lein. Weder England noch Frankreich sind heute bereit, in daS marokkanische Wespennest Tanger zu stechen. Sie suchen die Befriedigung der spanischen Ansprüche vielmehr in der Rich tung Genf. Und die Folge davon hat man offenbar tn den alarmierenden Meldungen des..Star" und der ..Dailn NeivS" zu sehen, die übereinstimmend von neuen englischen Intrigen und von einem erpresserischen Druck ans Deutschland mit der Bedrohung durch völlige politische Isolierung zu berichten wissen, um Deutschland der Zustimmung zu einem ständigen spanischen RatSsitz geneigt zu machen. Damit erklärt sich auch die plumpe Gehässigkeit des heute wieder als offiziös anzu- sehenden Pariser ..TcmpS". -er Deutschlands Anspruch, allein einen ständigen Ratssitz zu erhallen, die Schuld an der Völker bundskrise zuzuschieben versucht und weitere Ratslitze mit der Begründung verteidigt, dass damit Sicherungen gegen künftige Wirkungsmöglichkeilen Deutschlands im Völkerbunde geschaffen würden. Man könnte all diesen Manövern mit Gelassenheit zuscben. wenn die deutsche Politik tatsächlich un beirrt auf dem Standpunkt stehen bliebe, den sie. wie die „Germania" mit Recht betont. ..unter dem moralischen Beifall nahezu der ganzen Welt im März tn Gens eingenommen hat", nämlich dass wir allein als ständiges Ratsmitglicd in Genf einziehen und über etwaige Veränderungen des RateS erst später verhandeln können, wenn wir in der Praxis die Paris. 19. Nug. „VolontS" meldet heute morgen, dass die sranzöstscheNegierung sowohl in Brüssel wie auch in Berlin habe Mitteilen lassen, dass jede Aendernng deS gegen wärtigen Status in Enpen-Malmedy der Zustimmung der Botschastcrkonsercnz sowie der Neparaiionskommission bedürfe und dass darüber hinaus eine Rückgabe der genannteu Ge biete eine Abänderung der Bestimmungen des Versailler Ver trages erfordere, die wiederum i« Locarno bestätigt worden seien. Um eine Abtretung von Enpen-Malmedy zu ermög lichen. bedürfe es der Einleitung eines komplizierten inter nationalen Verfahrens. An Berliner zuständiger Stelle ist von einem solchen Schritt der französischen Regierung nichts bekannt. Locarno als Fessel gegen eine (Srenz- revision! London, lg. Aug. „Dailn Telegraph" berichtet über die Gründe, mit Lenen Paris sich gegen eine belgische Rück erstattung EupenS und MalmeLns an Deutschland wendet und von denen die belgische Regierung unterrichtet worden sei: Jede Veränderung der deutsch-belgischen Grenze werde es Deutschland erleichtern. andere Grenzberichti gungen. wie z. B. im Saargcbiet ldas Saargebict gehört noch heute nominell zum Deutschen Reiche. D. Red.) und be sonders im Osten, und schliesslich eine Revision des ganzen Versailler Vertrags zu verlangen. Jene Veränderung der deutsch-belgischen Grenze stehe im Widerspruch mit dem Ver trag von Locarno, der gerade die europäischen Wcstgrcnzcn endgültig sestscsscn sollte. s!s Ausserdem mache Paris geltend, dass eine derartige Veränderung des Versailler Vertrags nicht zur Zuständigkeit Deutschlands und Belgiens allein, sondern Deutschlands und aller Alliierten gehöre. Schliesslich frage man sich in Frankreich, woher Deutschland die nötigen 800 bis 850 Millionen Pfund zum Rückkauf der alten deutschen Markbeträge in Belgien nehme, oder auch nur die 50 Mil lionen Pfund, die Belgier» für die Stabilisierung des Franken leihen wolle. Englands sachliche Auffassung. London, 10. August. Der Vertreter der T. U. erfährt au? Anfrage in unterrichteten Londoner Kreisen, dass weder amt lich, noch halbamtlich irgend etwas über Verhandlungen zwi schen Deutschland und Belgien wegen der Rückgabe Eupen- Malmedyö bekannt sei. Ans die Frage des Vertreters, welchen Standpunkt England — die Richtigkeit der tn der Angelegen- lDurch Funklvruch.« London, 19. Aug. sNeuter.f Die Verhandlungen zwischen dem VollzugSrat des Bergarbeiter-Verbandes und den Arbeit gebern. die heute nachmittag stattsanden. sind ergebnislos abgebrochen worden. <W. T. B.j Zu dem Scheitern der Verhandlungen wird noch gemeldet: London. 10. Aug. Die Bergarbciterexckutive hiel» an ihren alten Forderungen aus ein nationales Lohnabkommen und aus de» Siebenstundentag fest und wollte die neue Lohnrege lung erst nach ernster Prüfung der NeorganisationSmöglich- keiten erörtert wisse«. Ausserdem hielten die Bergarbeiter wettere RegierungSsubsidien für erwünscht. — Die Grubenbesitzer dagegen sprachen sich für die Erhöhung der Arbeitszeit «nd die örtlich« Lohnregelnng ans. Nach dem Scheitern der Verhandlungen begaben sich die Bergarbeiterführer zum G e w e r k s ch a s t s r a t» um die Fortsetzung des Streiks und die Propaganda für den Streikfonds zu besprechen. (T. U.) Look erklärt wettere Verhandlungen für unmöglich. London, 19. Aug. Eine Mitteilung der Verg- arbeiterorganlsation erklärt, dass angesichts der Hal tung der BergwerkSbcsitzer kein anderer Ausweg bleibe, alS von den Bergarbeitern zu verlangen, dass Ne tn ihrem Wider stand gegen di« Bedingungen der BergwertSunternehmer ver harren. Der Sekretär der Bergarbeltergewerkschaft. T»ok, Organisation und da» Funktionieren -er BvlkrrbundSorgane kennengelernt baden. Zum Teil haben wir diesen Stand- Punkt bereit» dadurch aufgegeben. dass wir tn der Studien- kommission der Erweiterung der nichtständigen RatSsltze zu- gestimmt und dadurch z. v. Polen einen Eintritt tn den Rat ermögltcht haben. Wenn wir aber jetzt auch nur um Haares breite von unserem Standpunkt in der Frage der ständigen RatSsttze abwcichen — Anzeichen dafür, dass man der Zu stimmung zu einem Eintritt Spaniens nicht mehr ganz Io ab- geneigt ist. besonder» vielleicht auf Grund der englischen Nachrichten von Schacherangcboten einer vermindern»«, der BesatzungSIruppen. sind leider nicht zu verkennen —. dann geht unsere Bülkcrbundspoltttk In» Uferlose, weil wir dann die Entwicklung de» VölkerbundSrateS zu einem Mehrheit»- organ. tn dem wir zu hoffnungsloser Minderheit verurteilt werden, vermutlich nicht mehr aufhalten können. Zwar gegen Spanien» Anspruch auf einen ständige» RatSsitz wird an sich niemand in Deutschland etwa» einzuwenden haben. Spaniens kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung al» Vormacht Latein- AmerikaS rechtfertigen von allen Aspiranten bei Spanien am wenlgsten den schwerwiegendsten Einwand einer Aufgabe de» GrossmachtvrinzipS. Im übrigen kann e» unserer Stellung nur vorteilhaft sein, wenn ei» Land, da» im Kriege seine Neutralität so ehrlich und hartnäckig gewahrt hat wie Spanien, im VölkerbundSrat vertreten ist. Aber hinter der spanischen Front marschieren Brasilien. Polen. China, Indien. Persien und andere Staaten mehr, die alle den gleichen Anspruch er heben. Und nicht nur tn Genf ist eS ein offenes Geheimnis, wie sehr Frankreich alle neuen Mitbewerber begrüßt, weil eS tn einer möglichst starken Vcrgrösseruna deS VölkerbundS- rates den unfehlbaren Weg siebt, die Klausel der notwendigen Einstimmigkeit der Ratsbeschlüsse zu beseitigen und die Beschlüsse einer Frankreich sicheren Mehrheit an ihre Stelle zu setzen. Vergebens werden wir uns tm Völkerbundsrgte gegen weitere ständige Ratssttze z« stemmen versuchen, wenn einmal das Grossmachtprinztp durchbrochen ist. Mit der Auf hebung der Einstimmigkeit aber wäre-die einzige Möglichkeit, linieren Standpunkt auch ohne Machtmittel zur Geltung zu bringen, dahin. Hierin liegt die unabsehbare Gefahr jedes noch so geringen Abweichcns von unserer bisherigen Haltung. Denn ob Schweden alS Vertreter der nordischen Staaten noch einmal daS Grossmachtprinztp retten wird, wenn wir es auf- gcben. muss doch recht fraglich erscheinen, nachdem eS schon >m Mär, von deutscher Seite so wenig unterstützt wurde, dass eS seine Bereitschaft zum Verzicht aus seinen Sitz erklärte. Deutsch land steht sich heute sehr ernsten und gefährlichen Versuchen England? und Frankreichs gegenüber. eS mit der Vergüt- wortung für die Lösung der Schwierigkeiten zu beladen, ln die sie durch die spanischen Forderungen geraten sind. Gerade diesen Versuchen gegenüber erwächst Deutschland aber um so gebieterischer die Pflicht, sich auf keinerlei Schachergeschäfte einzulassen und ans dem grundsätzlichen Standpunkt zu be harren, den eS bisher behauptet hat. heit Eupen-Malmedy umlaufenden Gerüchte vorausgesetzt — einnehmcn würde, wurde erklärt, dass gegen ein solches Ge ichäst au und für sich nichts einznwenden wäre. Man fei der Auffassung, dass die Angelegenheit dann vorwiegend die Repa- ralionokommission interessieren würde, da Deutschland unter dem Dawcs-Plan grössere Ausgaben nicht ohne Kenntnis der Rcparationskommissiou machen dürfe, und da eS sich in diesem Falle um eine Angelegenheit handle, die mit der Vorgeschichte des Dawes-Plans wie mit der bereits stattgcsnndencn teil- weisen Entschädigung Belgiens unmittelbar znsammcnhänge. Aus die Frage, warum die Nevarattonskommission in An- betracht der Notwendigkeit, dass grosse Ausgaben Deutschlands nicht ohne Kenntnis der Nepko gemächt werden dürfen, seiner zeit keinen Einspruch gegen die Gewährung deS 300-Millionen- Nnssenkrcdits an Sowsetrussland erhoben habe, wurde er widert. dass es sich in diesem Falle um eine rein kommer zielle Angelegenheit handelt, während bei Enpen- Malmedy territoriale Bestimmungen des Versailler Ver trages berührt würden. Jedenfalls würde man vom Gtandvnnkte deS Unter zeichners des Versailler Vertrages gegen ein derartiges Geschäft nichts einzuwcndcu haben, da man der Ansicht sei. dass eine solche Transaktion weder den Versailler Vertrag, noch den Vertrag von Locarno in irgend einer Weise präjudizierc. Es müsse eben eine Aendernng des Versailler Vertrages vnrgcnommen werden, wie dies ja schon in anderen Fälle», z. B. durch den Dawcs-Plan geschehen sei. Eupen - Malmeby noch nicht vor -em Autzen- ausschuh. Berlin. 19. Aug. Der Auswärtige Ausschuss de» Reichs tages. der Ende August zusammentreten soll, wird sich wahr scheinlich nur mit der BölkerbundSpolitik und mit der BeiayungSsrage beschäftigen, da die Negierung eine Er örterung über Eupen und Malmedy, die zunächst noch in Aus sicht genommen ist. wohl ablehnen wird. Die Regierung dürfte erklären, daß die Verhandlungen über Eupen-Malmedy nicht auf diplomatischem Wege geführt worden sind und dass die >m wesentlichen von wirtschaftlichen Kreisen unternommenen Be- sprechungen noch keinen Erfolg gehabt haben, der irgendeine Stellungnahme der deutschen Negierung möglich macht. — DaS gestern aus die Meldung des „New?)ork Herold" von der bel gischen Negierung abgegebene Dementi wirb in Berlin be - st 8 t i g t. Es scheint, dass die inoffiziellen Verhandlungen durch die Erörterung der Eupcn-Malmedy-Frage in der französischen Presse stark gehemmt sind. teilte mit, dass die Exekutive der Bergarbeltergewerkschaft mor- gen zu einer Sitzung zusammentreten werde, um die gegen wärtige Lage zu prüfen. Er erklärt, dass weitere Verhand lungen mit den Bergwcrksbesttzcrn unmöglich seien, da diese sich weigerten, über eine Regelung der Streitfragen für ganz England zu verhandeln. Die Bergarbeiter hätten nicht die Teilnahme der Regierung an den Verhandlungen ge- fordert. DaS Ergebnis der heutigen Verhandlungen zwischen den Bergwerksbesitzern und den Bergarbeitern wurde dem Ministerpräsidenten Baldwin mttgeteilt, der daraushin lange Unterredungen mit verschiedenen Negierungsbeamten hatte. Der Abbruch der Verhandlungen hat tn politischen Kreisen wenig überrascht, obgleich man das Misslingen der Konferenz allgemein bedauert. Baldwin habe be schlossen. seinen Urlaub in Aix-lcS BainS zu verbringen. Man glaubt, dass diese Entscheidung BalbwtnS durch die Bor- Stellungen seiner Mitarbeiter, die um seine Gesundheit b«. sorgt sind, herbeigeführt wurde. <W. T..B.) Noch keine Einigung im Ruhrkonslikt. Esse«, 19. Aug. Heute fanden Lohnverhanblungen zwischen dem Zechenverband und den Bergarbeiter- verbänden statt. Sine Einigung konnte nicht erzielt wer den, so dass die Verhandlungen ergebnislos abgcbrochen wur den. Der Streit kommt nunmehr vor den Schlichter. Wahrscheinlich werden erst am Mittwoch Verhandlungen statt- sind»». Freitag. 20. August 1S2S . Die Stsenbahnkatastrophe. Der Bericht eine» v»»g«a-e«gei». St» Berliner Reisender, brr die TodrSfahrt tn dem Berliner D-Zug mttgemacht hat, schildert« die Katastrophe folgendermaßen: Alle Abteil« waren stark besetzt und auch tm Schlafwagen waren sämtliche Plätze belegt. Plötzlich, eS war wenige Minuten nach zwei Uhr, verspürten wir «ine» fürchterlichen Stoß. Ich slog tm Vogen von meinem Sitz herunter, und Gepäckstück« fielen herab, die Beleuch tung erlosch, so dass tiefste Finsternis um un» herum herrschte. Mir war ein Koffer auf den Kops gefallen und hatte eine blutende Wunde verursacht. Sosort war mir klar, dass ich ein Unglück ereignet haben musste. Gleich daraus hörte ch auch schon Schreie und verzweifelte Hilferufe. Unser Waggon war zum Glück unbeschädigt geblieben. Ich eilte ins Freie. Im ersten Augenblick konnte Ich in der Uesen Finsternis den Umfang de» Unglück» gar nicht Überblicken. Ich hörte bloss ein entsetzliches Stimmengewirr, sah verzweifelt sich gebärdende Menschen aus dem Bahndamm umhertrren. Ein Strom lausender Menschen riss mich mit fort und so gelangten wir zum Vorderteil de» Zuge». Dort war die Lokomotive Uber eine etwa einen Meter hohe Böschung tn den rechter Hand gelegenen Birkenwald htnabgestllr-t. nachdem sie M Meter weit ohne Schienen gelaufen war. Der hinter der Lokomotive fahrende Packwagen, tn dem sich der Zugsührcr und etn weiterer Eisenbahnbeamter befunden batten, waren zur linken Seite übergeklppt und lagen nun zertrümmert da. Auf den folgenden D.Zugwagen zweiter und dritter Klasse, der besonders stark besetzt war, hatte sich der Schlafwagen aus. geschoben. Die beiden Wagen waren vollständig lnetvander- gckcilt. Ein weiterer Wagen zweiter und etn Wagen dritter Klasse hatten sich gleichfalls tnctnandergeschoben, bliebe» aber aufrecht stehen. Der sünste Wagen wurde etwa tn einer Vicrtellänge brettgcdrückt. Der sechste Wagen, der durch bte Entgleisung zur Sette geschoben wurde, blieb an einem Tele- graphenpsahl hängen und wurde dadurch vor dem gänzlichen Sturz bewahrt. DaS unverletzt gebliebene Personal der rückwärtigen Waggons brachte Fackeln herbei, bet dercm schwachem Licht die Rctlungsorbeiten einsetzen konnten. Aus dem Chaos von Trümmern hörte man ununterbrochen SchmorzenSruse. Sin Teil der unversehrt gebliebenen Fahrgäste mar so verstört, dass er sich an den Rettungsarbetten nicht beteiligen konnte. Auch waren nicht genug Werkzeuge zur Stelle, um alle Leute auSrüsten zu können. Ein Schaffner war zum Blockhaus ge» eilt, um di« nächste Station zu verständigen. Inzwischen setzte ein heftig er Regen ein und verlöschte die Fackeln, so dass die ReltungSarbciten zeitweilig wieder eingestellt werden mussten. Es verging «ine verzweifelt« halbe Stunde. Wir versuchten, die Eingeklemmten durch Zurufe zu trösten. AlS dann von Leiferde und Meinerdsen Etsenbahnpersonal mit Lampen »nd Schweissapparaien herbctgekommen war. konnten erst die Nettungsarbeiten systematisch ausgenommen werden. Aussagen des Lolwmotivsührers. Hannover, 19. August. Die Stelle, an der sich da» schwere ld-Zugsunglück ereignete, bietet etn Bild der Verwüstung und lässt ziemlich deutlich erkennen, wie sich die Katastrophe in der Nacht abgespielt hat. Die Unsallstelle, die fast genau tn der Mitte zwischen Leiferde und Meinersen bei Gisshorn licat, ist aus freiem Felde gelegen. Der Bahnkörper erhebt sich an dieser Stelle glücklicherweise nur etwa etn Meter über den Vodcn und diesem Umstand ist eS zu verdanken, dass da» Un glück nicht noch einen weit grösseren Umfang angenommen hat. Die Lokomotive mit dem Kohlenwagen liegt rechts um- gekippt aus freiem Felde. Die nächsten beiden Wagen liegen gleichfalls aus der Seite dicht dahinter und die nächsten beiden Wagen sind aufeinander ausgesahren und zwar so, dass der schwach besetzte Wagen 1. und S. Klasse sich aus den nächsten Waggon 8. Klasse aufgeschoben hat. Dt« anderen fünf Wagen stehen zum Teil noch tm Glet», zum Teil sind sie mit zwei Achsen in den Sand gefahren. Die Lokomotive hat, wie die Vertiefungen in den Holzschwellen deutlich zeigen, hinter der Stelle, wo sie aus dem Schienenstrang herauSgesprungen ist, noch 19 Meter znrückgelegt und ist bann erst umgeschlagen. Der Lokomotivführer, der ebenso wie der Heizer mit geringfügigen Verletzungen davongrkomme» ist. konnte heute vormittag, nachdem beide Beamte sich von dem ersten Schrecken erholt hatten, dem Staatsanwalt und den ReichS- bahntngenteuren bereits eine Schilderung geben. Beide be- richten übereinstimmend, dass der Zug mit einer Geschwind««, keit von etwa 80 bis 85 Kilometer gefahren sei, alS der Loko. mottvsührer unter sich ein furchtbares Knirsche« «nd Krache« vernahm. Instinktiv habe er den Regulator zurückgertssen »nd gleichzeitig die Luftdruckbremse voll aeösfnet. Diese Darstellung entspricht zweifellos den Tatsachen, wie aus den Bremsspuren hervorgeht. Weiter erklären die Be amten, dass die Maschine noch ein oder zwei Sekunden ge radeaus gefahren und sich dann nach der reckten Seite über- gclcgt habe. Hetzer «nd Lokomotivführer klammerten sich ge fühlsmäßig an die osfenen Fenster und konnte« scho« wenia« Sekunden nach dem Unglück die Lokomotive »erlasse« Sic sahen im Dunkel hinter sich die umgcstürzten Waggon» und hörten die Hilferufe und das Schreien der Reisenden. Zu- sammen mit dem Zugbegleiter und einigen besonnenen Passa- gieren konnten sie erste notwendige Massnahme« ergreifen, um die Strecke abzusichern und später kommende Züge zu warnen. Mit dem Morgengrauen gingen die Rettung». kolonncn an die Bergung der Toten und Verletzten. Während die beiden ersten umgeftürzte« Wagen sich verhältnis mässig leicht össnen liehen, war eS unmöglich, in die beide« aufeinander geschobenen WagnonS elnzudriugea. Infolge, dessen wnrde daS Dach des I).Zug»wagen» ». Klasse mit Aertcn und Sägen aufgerissen und nur sehr langsam konnte» die Mannsckmstcu durch das Gewirr der Eisenträger »nd Holz balken vordringe«. Aeinhold über das Ziel seiner Amlssührung. Die bevorzugte Behandlung Ostpreußen». Königsberg, 19. August. Bet einem Frühstück, da» die Königsbcrgcr Demokratische Partei dem NeichSsinanzminister Dr. Neinhold gab, hielt der Minister etne Rede, tn der er u. a. ausführte: Es ist uns in letzter Zeit gelungen, so manches für Ost preußen zu tun. Die Frage deö Wohnungsbaues ist in ein beschleunigtes Fahrwasser aekommen. und tn der nächsten Zeit wird man auch daran gehen können, den König»- berger Freihafen zu eröffnen. Wir wollen un» stet» bewusst sein, dass die künstliche Abschnürung Ostpreußen» unS die Pflicht anscrleat. für diese Provinz «ehr z« tn«. al» sür andere Teile des Reiches. Auch sür die Beamten der Ost mark, die durch die VcrkehrSverhältntsse nur schwer nach dem Reich kommen, hoffen wir etn Erholungsheim schassen zu können. Nicht nur au» wirtschaftlichen, sondern au» vater ländischen Gründen soll die Siedlung hler mit aller Energie gefördert werden, und ich hoffe, nach Besichtigung dessen, was hier in der Siedlung bereits geleistet ist. nach Berlin mit dem Bewusstsein zurückzukehren, dass eS gut an- gelegtes deutsches Geld ist. daS verhindert, baß der Osten von deutschen Frauen und Männern entblößt werbe. DaS Ziel meiner Amtsführung ist eS gewesen, den Der- such zu machen, in meinem Ressort den wirtschaftlichen Standpunkt burchzusctzen, da eine gesunde Flnanzpolltlk nur aus gesunder Wirtschaftspolitik basieren kan«. Wir müssen dahin kommen, die S t e u e r l e i st u n g en wieder in ein ge sundes Verhältnis zur Gteuerkraft zu bringen, und damit unserer Wirtschaft zu helfen, den deutschen Wieder- aufbau zu vollziehen, der für unsere Zukunft da« Wichtigste ist. Ich bin der Neberzengung. das, wir der Wirtschaft a« besten diene», wenn wir an» ihr nur die Summe« entnehme», die »«bedingt z«r Erhalt««» der StaatSmaschtpe gedra«cht werde«. Ire Quertreibereien gegen Küpen Malmedy. Ein offizieller französischer Schritt? Die englischen Streikverhandlungen abgebrochen. Unüberbrückle Gegensätze
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder