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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.08.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19080826022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1908082602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1908082602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1908
- Monat1908-08
- Tag1908-08-26
- Monat1908-08
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Dresdner Nachrichten. Mittwoch, 2«. August 1K08 »» Ar. 21« leistet. Auch einiger Zeit haue der Herr Ltadtkvmmandau« sich wieder iv weit erholt. daß er. begleitet von de» Herren Generalmajor v. Zobel und Oberstleutnant Mchlbvrn, ui einer Equipage »ach seiner Wohnung fahren kvnnte. —* Heute vvrmittaa ll Ubr wurde auf dem Annen- sriedhofe »»et, Hosrat Proscss«r Dr »dil. Fritz Schultze zur lebten Rulie bestattet. Die Teilnalinie an der Tvtenseier war eine ungewöhnlich leblnifte. leicht begreiflich Hel der gragen Sympathie, welche der Heimgegangene in vielen greisen der Gesell schau lmüe. In der ParentativnslnUle standen ena gedrängt die Trauernden, viele kannten keinen Einlai, metir finden. Schwüler Alumendust erfüllte den Raum, der aufgebalirte -Lara verschwand unter der stille van Blumenkränzen. Larbeergewinden und Palmenzweigen. Dunkle Laubwände waren iu Halbkreid gerückt, aus hohen Säulen brannten Kerzen in silbernen Kandelabern. Weihevoll und feierlich stimmend war der Anblick. Herr Pastor Sch m i d t - Plauen hielt die Gedächtnisrede. Er iniipsie an den Spruch aus der Bergpredigt an: ..Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden »lall schauen." Im Sinne dieses IesuswvrteS habe sich das Leben des Heimgegangenen abgespielt, und darum sei es ein gesegncies gewesen. Er pries den idealen, lialien Geist, sein Streben nach Reinheit und Schönheit im edelilen Sinne des Wortes. Des ,v>nn!lienglnckes gedachte er. das der Tate zwciuuddreifug Fakire tündurch an der Seite einer treu- iargenöen Gattin genasien. und das durch liebevolle Tächter vervallkammnet waröen sei. Alle Einzelheiten des wert- nallen EharakterbildeS. sein Patriotismus, «eine Treue in Freundschaft und Berus wurden mit viel Empfindung bc> leuchtet. — Tür daS Prvsessoren-Kollegium der Technischen Hochschule sprach Geh. Hairat Pro'essor Paltenhausen in Berirctuna des Rektors MagniiiknS Geh. HoiratS Prof. Mvhlau nkirkige Warte. Seines wissenschaftlichen Ein- wieklnngSgangeS gedachte er. seiner erfolggekrönten AmtS- laligkeil und seines Wirkens ans nah und fern, des nim mermüden Eifers, seine Bildnngsideale zu verwirklichen. Namentlich hatte er daS.Mittel der Sondervvrträge ge sunden. an denen auch die Frauenwelt in hervorragender Weise partizipierte. Was der Redner über den Menschen zu sagen ivusue, ivar so warm und echt empfunden, das, seine Worte im Herzen der Hörer lebhaften Widerhall fanden. Als Berireter der Stndcntenichgft. deren sarben- tragende Korporationen svahnendepnlalionen entsandt Hanen, sprach Slud. lechn. Haase mit schönem Keiler der .fugend. Er sandte im Alainen aller dem Wien Lehrer TanleSworte nach für seine Treue, seine Güte und sein Verständnis für die Forderungen der fugend. ES wurden nach wundervolle, schlcisengeschmückte Lorbeerkränze an der Bahre niedergelegt. Tann wurde der Sarg ausgenommen, und der Trauerzng, an dem eine ganze Reihe van Damen beteiligt war. score sich zum Grabe in Bewegung. Man bemerkte im Gefolge Herrn Geh. Rata. D. Tr. Vogel, Herrn «Sei,. Rcgierullgsrat Dr. Schmalv. Vortragenden Rat im Kultusministerium. Herrn Geh. Rat a. T. Tr. ing. Köpcke, n>ra>en Vitzthum v. Ecksiädt. die Prafessorcn der Technischen Hochschule aller RessvrtS. Kammersänger Gudehus und zahlreiche Schüler, freunde und Verehrer. Tie Triedhvss- kapclle spielte den Trauermarsch van Eliapin. Herr Pastor Schmidt sprach die EiniegungSworte und der Sarg wurde hinabgesenkt. TaS Andenken des Taten und sein Wort werden noch lauge weiter leben. —* Königsschießen der Scheiben-Schützcn-Gesellschast. Heute vormittag IG - Uhr fuhr König Friedrich A u g n st vor dem seitlich geschmückten Haus der Schciben- Schützen in Trachau vor, um sich am Schieben aus die Königsscheibe zu beteiligen. Böllerschüsse begrünten den König, der den mit zwei prächtigen Wüchsen bespannten Iagdwagcn selbst lenkte: an seiner Seite sah der Flügel- adsntanl Generalmajor v. Müller. Bor dem Treppenaus gang begrünten ihn der Borsiand der Scheiven-Schüben- Gesellschaft Stadtrat Tr. Lehmann und Schübenmeister Wünsche: ferner hatten sich hier eingesunden: der Königl. Kommissar Graf Rer-Zehista. Generalleutnant v. Eriegern, Stadtkommandant Generalmajor v. Scpdliv. Oberbürger meister Beutler, als Teputativn der Stadtverordneten die Herren Merbitz, Tr. Hopf und Braune, während Stadtrat Gandil als Mitglied der Gesellschaft anwesend war. Ein strahlender Morgen lag über dem im Bahnen- und Wimpel- schmucke prangenden, so anmutig gelegenen Besitztum der Schciben-Lchützen. Staötrat Tr. Lehmann geleitete den König die Tcrrassentreppen emvor zum Portal des Hauses, ivo die Schciben-Schützen in Uniform mit der alten und mit der neuen ,zahne Aufstellung genommen hatten. Im Kreise herum hatten sich die .Trauen und Töchter der Mit glieder gruppiert, die den König mit liefen Verbeugungen empfingen. Hier richtete Stadtrat Tr. Lehmann eine Ansprache an den Monarchen, in der er dem Tank der Gilde für das Erscheinen deS Königs Ausdruck verlieh, den die Lcheiben-Schützeu heute zum ersten Riale in seiner Eigenschaft als Landesherr zu begrünen die Ehre hätten. Tie Gilde habe immer in lebhaften Beziehungen zum Herr scherhaus gestanden. Und gerade diese seien die Bürgschaft für die Königstreue der Schciben-Schützen. Es gäbe keinen in ihren Reihen, der nicht von der Sohle vis zum Scheitel voll der Känigstreue sei. Ter Redner schloß mit einem begeistert ailfgenommenen Hock ans den König und das Hans Wettin, in das die Kapelle der Schciben-Schützen mit schmetterndem Tusch einsiel. Als der König sich für die srenndlickc Begrüßung bedankt hatte, überreichte ihm das Töchtercheu deS StadtratS Tr. Lehmann mit einem poetischen Gruß einen schönen Strauß roter Ro'en. Tanach begab sich der Monarch ln die im ersten Stock gelegene -chießtzaUe. wo ibm einige Herren der Gesellschaft vvr- geitellt wurden. Der König besichtigte sodann die aus gestellten wertvvllen Preise und gab nun für sich und die Mitglieder des königlichen Hause» Schüsse aus die Königs scheide ab. Den besten Ersolg. nämlich 1» Ringe, also einen Nagel, erschoß er für die Prinzessin Anna. Trvm- petensignaie kündigten jeden Schuß an. dem wiederum jedesmal ein Tusch folgte. Kurze Zeit danach begab sich der König wieder i» den Garte» hinab, vor dessen Tor er sich herzlich verabschiedete, um »ach dem Residenzschlvsse zu fahren. —* Die 10. K»«pag»ie des llw. Iufa«trrie-Regi«e»tS. Zur Bildung des nach Freiberg in Olarnisvn kommen den neuen :l. Bataillons des !77. Infanterie-Regiments wird am 1. Oktober auch die Ul. Kompagnie des 18V. In fanterie-Regiments versetzt Diese Kompagnie bat das eigenartige Schicksal, van diesem Tage ab seit 1881 bereits nicht nur dem vierten Regiment« anzugehören, sondern auch alle Kampagniebezeichnungen deS ü. Bataillons geführt zu haben. Die Ltammkvmpaguie gehörte dem L e i b G r e n a d i e r - R e g i m e u t als ll. Kvmpagtne a». Am l. April l88I wurde diese mit dem Kampagnieches Hauptmann Kallenbach zur Bildung des 1ü:!. Insanlerie-Negiments nach Zwickau versetzt und als !>. Kompagnie eingerciht. Bei der Neubildung des i.lü. Infanterie Regiments am 1. April lüg? wurde sic mit Hanpimann Richter diesem Regimente nach Dübeln als W. Kompagnie zugcteilt. und vom l. Oktober d. I. ab wird sie dem l?7. Infanterie-Regiment als l2. Kompagnie an- gehören und nach Treibers übersiedeln. Von der alten Grenadier-Kompagnie gingen am t. April 1887 noch vier Unteroffiziere zum dritten Regiment über, während jetzt keine Angehörigen der Stammkompagnie mehr aktiv »jenen. Ten alten Grenadier-Untervssizieren. die durch die Ber'etznngen der Kompagnie drei Regimentern ange hört haben, wird beim Leien dieser Zeilen manche Erinne rung an ihre Tienstzeit wach werden. Es sind dies der ehemalige Feldwebel Thümmel, Bizefeldwebel Tamme, Scrgeanien Hcckcl und Enzmann, die sich jetzt sämtlich in B ea mienilellnngen besinden. —* 18er Beteranen. Herr Albert Nitzschke, Vizclokal- richier a. T. in Dresden-Neudon, ist auch ein alter 18er. Er ist am >>>. Juni 1824 geboren, diente in Dresden und war während deS MaiaussraudeS im „Iägerhvs" komman- dierk. Nitzschke ist geistig und körperlich »och sehr frisch, so daß ihn mancher Wer darum beneide» möchte: leider mußte er sich voriges Jahr einen Arm amputieren lassen. - * Eine Espcrantisten-Teputation ans Angehörigen verschiedener Nationen bestehend «General a. T. S-'-berr, membre de I Institut Paris. Vorsitzender deS Organiza Komitakv: Beirac Rektor der Universität Dijon und Prä sident der neugegrünöeten Lingva Akademiv, MvscheleS, der bekannte Friedenssrennd ans London: Evlvnel Pollen aus London, Tr. Ostrowski und Frenkel aus Rußland- Sibirien, Henricv Tücher aus Rumänien, San dirröm aus Tinnland, van der Biest auS Antwerpen, Sabadell aus Spanien, Tr. Kroita, Professor au der Universität Tokio, Ja,»au, usiv.j wurde gestern in Berlin unter Tühruuq von Herrn Professor Schmidt-Potsdam vom preußischen Kultus minister Tr. Holle empfange». Ter Präsident des 1. inter nationale» EiperauteukvugresseS Tr. Miibs-Altvua über mittelte die Grüße des Kongresses und unterbreitete dem Kultusminister die Bitte, der Eivcranteubowegung eine wohlwollende Beachtung zu schenken. Tr. Holle erklärte sich bereit, einen eingehenden Bericht, der speziell auch die Trage einer eventuellen Einführung dcSEsverantv in Schulen berücksichtigen wird, entgcgenznnehmen. —* Aus der Diickcr-Vcrlegnngsstcllc in Vorstadt Evtta ist jetzt die letzte Hand an die endgültige Tertigslellung der Anlage gelegt -worden. Der Abnahme des Werkes, das so viel von sich reden machte, dürste nun nichts mehr cnt- gegenstohen. Morgen nachmittag wird zunächst der st ädti sche Tiefbau-Ausschuß eine offizielle Besichtigung der D ü ck e r - A n l ag c nach ihrer Wiederherstellung vor nehmen. Gegen Ende dieses Monats ist beabsichtigt, die In augenscheinnahme dieses wichtigen Gliedes des zur Ein führung gelangenden SchwemmkanalnativuS-SystemS wie früher auch einer Anzahl Vereinen usw. zu gestatten. —* Städtische Ehren,eugnissc. Der Rat beschloß, städtische Ehrenzeuguisse für -'.'»jährige uininterbrvcheuc Ar- beits- oder Dienstzeit auf derselben Arbeitsstelle oder bei demselben Arbeitgeber bez. in ein- und demselben Haus stände auch solchen Angestellten, Arbeitern oder Dienst boten auszuitellcu, welche mit der Tätigkeit, für welche üc ausgezeichnet werden sollen, nicht ihren vollen Lehensberuf auSntllen. Es kommen hierbei namentlich .Hausmänner, HauSarbeiler, Aufwartungen und dergleichen Personen in Trage. — Tic Marienheime zu Dresden «Heimstätten für ge bildete alleinstehende Tranen aller Standes feiern morgen ihr Sommcrfcst. Ein Slreichguartett wird im Grünen musizieren. Ein kleiner, für diesen Tag geschaffener Ge sangverein wird frische Weiten erklingen lasten. Allerlei Scherz wird harmlos sich betätigen. Tür Speise und Trank ist reichlich gesorat. Eine Lotterie reich auSgestattet. ge währt einem jeden Lose einen Gewinn. Bei dem Konzert. daS von 7 Uhr an im Speisesaale des Maricnhcims lll üattsiudet, werden junge Künstler und Künstlerinnen ihr Beites bieten. Das Test beginnt um 1 Uhr. Der Eingang ist Holbeinstraßc 121. —* Schl«ßa«sall. Auf der Künncritzstraße wurde beute morgen die Wohnung einer alleinstehende» älteren Dame polizeilich geöffnet, da bereits gestern aus wiederholtes Klingeln keine Antwort erfolgt war. Die alte Dame hatte einen Lchlagansall erlitten und vermutlich bereits seit Sonntag ohne Nahrung hilflos dagelegen. Mittelst Krankenwagens wurde sie in das Triedrichslüdter Kranken haus übergesührt. —* Teuer. Eine niehrsbündige Tätigkeit der Feuer- wvhr verursachte gestern abend ein BaAenbrand im Grundsmick S ch esseIstraße 11. In einer -Wohnung im 1. Obergeschoß ivar der Rauch unter einer Kochmafchine durchgedrungen. weshalb diese abgetragen wurde. Es er- gab sich jedoch, daß der Brandherd im ll. Obergeschoß war und -der Rauch durch eine Kästclmauer nach vhen gedrungen war und doist Ansgang gesunden hatte. Es mußte deshalb auch die Kvchmaschin« im ll. Obergeschoß abgetragen werden. — Heute »achmittag in der 2. Stunde wurde aus dem Grundstück Berliner Straße 12 telephonisch Jener gemeldet. In einem Fabrikranm -waren Abfälle und der Fußboden in Brand geraten. Hinzugekommene Leute hat ten raich eine Privatschlauchlritung in Anwendung gebracht und das Teuer bis zu», Einlressen -des LöschzugS unter drücken können. —* Familiendrama Der in den 80er Jahren stehende Tischler Kirbach in Ehemnitz hatte sich mit seiner Iran dermaßen veruneinigt, daß sie vor einer Woche von ihm weggiug und zu ihrer in Thiemendorf bei Oederan ivoh- nenden Mutter zog. Am Sonnabend vormittag 10 Uhr er schien Kirbach plötzlich bei ihr, zvg nach kurzem Wortwechsel ein Messer und verletzte sie durch zahlreiche Messerstiche in ^ Kops. Hals. Brust und Rücken. Ter Täter wurde verhaftet und hat sich gestern im AmtSgesängnis zu Oederan erhängt. Der Zusiand der Trau ist besorgniserregend, La Lurch Stiche auch die Lunge verletzt ist. —* Am 2l. August ist in Zwickau Herr Karl Zier, Oberlehrer au der Handelsschule, verschieden. 1883 bis 1887 bekleidete er die Stelle eines Sprachlehrers an der Lehr- und Erziehungsanstalt für Knaben von H. Müller. Dresden. Bvm Oktober 1887 an war er an der Handels schule in Zwickau lmuptsächlich als Lehrer für fremdsprach lichen Unterricht tätig. —* Iu Aussig ereignete sich gestern vormittag Lurch die Unachtsamkeit eines BahinvächterS ein schwerer U n glücksfa > l. Ter Speditionsk»sicher Iran- Iansa wollte mit einem mit zwei Pferden beirmuiiten leeren Rüst,vagen die Bahn Übersetzung passieren. In diesem Augenblick kam der von Prag eint, essende Person cnzug dahergebraust und stieß mit dem G eschirr z u ja m m e n. Die Pferde wurden von der Lotvmvtioe ersaßt und eine ziemliche Strecke weit mit dem Wagen geschleift. Der Kutscher, der ebenfalls mitgeschleist -wurde, war sofort tot» seine Leiche ist völlig zerstückelt: auch die Pferde wurden getötet. Der Wagen wurde vollständig zertrümmert. Der dienst tuende Bahuwächter. der 2ljährige Friedrich Möllmann, wurde sofort verhaftet. -Er gibt selbst zu. die Schranke nicht ganz geschlossen zu habe». — Amtsgericht. Der aus Böhmen gebürtige Arbeiter Balentin Holletz liatte sich am l. August aus der -Vogelwiese Mut angetrunken und begann daun in einem Hanse der Treiberger Straße mit einem Aichesuhrmanu Streit, weil ihm, dem H., aus Berschen eine Schaufel voll Asche auf die Tüße geschüttet worden war. Hvllatz entriß -dem Gegner die Schaufel und versetzte ihm Schlüge auf Rücken und Schultern. Nun kam auch der Arbeiter Karl Martusch, ein Landsmann des H„ herbei und beide Böhmen verübten einen wüsten Skandal. H. erntet 2 Monate Gefängnis und ll Tage Hast. Martusch ll Tage Hast. — Die Arbeiter Otto Richard Büttner aus Niedergorbitz und Emil Her- mann Tvmmel aus Obergorvitz, -beide wegen Gewalttätig- keitsdelikten erheblich vorbestraft, betraten am 28. Mai in angetrunkenem Zustande den ülasthos zu Pennrich. Sofort ivar zwischen Büttner und dem anwesende» Metallschleifer Lange nach vvransgegangenen Reibereien eine Balgerei im Gange. D. ergriff die Partei Büttners und ichlug ge meinsam mit diesem mit den Tauften auf L. ein. Der Wirt mußte die beiden Krakchler gewaltsam hinausbringen. Büttner wird zu «> Wochen, Dommel zu 2 Monaten l Woche Gefängnis verurteilt. — Der Wjührigc Tischler und Polierer Gustav Karl Höger sah am 7. Juli in einem Grundstück der Lchesfelüraße einen Posten Bett- und Leibwäsche aus der Trockenlcine hängen. Sofort war er bei der Hand, packte die mit 52 Mt. bewertete Wäsche zusammen und wan- derte zum Altwarenhändler. Bor Gericht behauptet er. die Wäsche als sein Eigentum angesehen zu haben, da am 7. Juli feine Trau auch Waschtag gehabt habe. Es wird ans « Monate Gefängnis und 2 Jahre Ehrverlust erkannt. — Der >883 geborene Arbeiter Gustav Theodor Viebig stahl einem hiesigen Kunsthändler, bei dem er aushilfsweise -be schäftigt war, ein altes Oclgemülde, Wert 20 Mk„ sowie einige minderwertige Bilder und verkaufte elfteres für 2,50 Mk. DaS Urteil lautet auf 3 Wochen Gefängnis. — Der aus Schlesien gebürtige Kaufmann Friedrich Karl Scholz wurde am ll. Juli in der Nähe -er Trübelstraßc unter dem Berdachie des Bettelns verlmftct. Während deS Transports und auf der Wache beleidigte er einen Gen darmen durch gröbliche Verdächtigungen. Er hat mit sechs Wochen Gefängnis zu büßen. — Der Zigarrenhändler Johann Karl Paul Schöneich auö Schlesien machte in einem hiesigen Restaurant die Bekanntschaft eine» Bäcker meisters und erbot sich diesem gegenüber. Wetibeträge auf ;n tadeln, daß dieser so wenig in seine» Leiern moralische Gesm- nnngen zu wecken und io wenig sie an den Urheber der 'Allheit zu erinnern suche. 'Aber dafür apostrophiert Herr von Goetbe aller erst den Mond, und zwar in der Pöbelivrache. indem er nach Art nnaebildeter Menschen die Zeitwörter ohne persönliche Fürwörter setzet". Einige entsprechende Verse ans dein immoralncheii und dem moralischen Gedichr seien hier nrbencinandergcnellt: Goethe: Span: Fallest wieder Bm'L und Tal Sei willkommen hundertmal! Süll mit Nebelalam. Sonsten Nebelglan; vistes! endlich auch einmal Breitet über Berg und Tal Meine Seele ganz. Deiner Lilien Kranz. Fließe, fließe, lieber Fluß! Nimmer werd' ich froh. So berauschte Scherz und Kuß Und die Treue io. gch besaß cs doch ernmal, Was io köstlich rst, Daß man doch zu seiner Qual Nimmer es vergißt! Freundlich blickst du au! den Fluß Und er eilt davon: So in L aur as Treu und Kuß Lieblos mir entfloh'n. .Zeuge war dein sanfter Strahl, Als sie mich geküßt: Wehe! daß mir dics zur Qual Sich io schwer vergißt. Selig, wer der Gegenwart Uvgereubl genießt: Das, maS seiner künftig harrt. Und was war vergißt: Wer bei deinem Wandeli'chein Ehrfurchtsvoll bedenkt: Es ift Gon, nur Gott allein. Der die Zeiten lenkt. Tu ich treu, was ihm gefällt. Ehr' ich ihn allein: O. io wirb in jener Welt Er mir gnädig sein. Man sollte doch endlich in den leider immer noch so viel ge kauften unvcrbesserteii Goethe-Ausgaben das Original durch diese edle Umdichtung ersetzen. f- Heilbarkeit des Star«. Dr. Karl Kunn, Universitäts dozent für Augenheilkunde in Wien, schreibt der „N. Fr. Pr.": ..Aus den vorläufig dürftigen Mitteilungen, welche wir über die Resultate des Professors Roemer-Ereifswald bezüglich der Organotherapie des grauen Stars besitzen, läht sich nur mit einiger Sicherheit entnehmen, daß er den Starkranlen gesunde tierische Linsensubstanz verabreicht, mit der Absicht, dadurch eine Regeneration der getrübten Partien der am grauen Star er krankten menschlichen Linse zu erzielen und daß er zu Beginn des Leiden» tatsächlich Besserung des Sehvermögens und Süllstand Selig, wer sich vor der Welt s>ne Haß versthließt, Emen Freund am Bisten hält, Und mit ibm genießt, Was von Menicden nicht gewußt Oder nicht bedacht, Durch das Labyrinth der Brust Wandelt in der Nacht. der Veränderungen erzielt zu haben glaubt. Jeder Augenarzt, der über ein größeres Beobachtungsmaterial verfügt, weiß, daß der graue Star eine ungeheure Vielgestaltigkeit der Entwicklung darbietet: Fällen, welche innerhalb weniger Monate, ja selbst Wochen, zur völligen Trübung der Linse führen, stehen solche gegenüber, bei welchen die Linsentrübungen sich schubweise ent wickeln und oft durch Dezennien keine Fortschritte machen. Wie kann man also da von einem durch die Therapie hcrvorgerufenen Stillstand und noch dazu nach so kurzer Bcobachtungsdauer sprechen? Was aber die angebliche Besserung des Sehvermögens betrifft, so wäre auf folgende Umstände zu verweisen: Eine der häufigsten Ursachen dieser sogenannten Besserung sind ungenaue Untersuchungen, von denen man selbstverständlich bei einem her vorragenden Fachmann wie Roemer abstrahieren kann. Eine sichere Tatsache aber ist, daß gerade beim beginnenden und die Linse nur stellenweise ergreifenden grauen Star, oftmals eine beträchtliche Herabsetzung des Sehvermögens beobachtet werden kann, die nach relativ kurzer Zeit, wenn die Trübung stille steht, wieder verschwindet. Die Erklärung ist darin zu suchen, daß mit der Trübung der Linsenröhrcn auch eine Volumsvermehrung der getrübten Partien einhergehen kann, die einen Druck auf benachbarte durchsichtige Teile und dadurch Veränderungen in ihrem optischen Verhalten bedingen, die sich als Sehstörung äußern. Wenn dieser Prozeß vorüber ist, die Trübung sich sozu sagen konsolidiert hat, dann verschwindet mit der Volumsverän derung der trüben Stellen auch ihr Einfluß auf die übrigen durchsichtigen benachbarten Partien, und das Sehvermögen kann seine frühere Höhe wieder erreichen. Wir können also vorläusig aus dem. was'uns über Roemers Versuche bekannt geworden ist, nichts schließen, sondern müssen weitere und ausführlichere Mit teilungen abwarten." Corona Schröter. Zum Tage ihrer Bestattung am 26. August 1302. Bon Dr. P. Ortlevv, Bibliothekar an -er Grohherzoglichen Bibliothek und Mitarbeiter an der Weimarischen Sophien-AuSga-be von Goethe« Werken. Gleich allen denen, die Goethe einst im Leben nahe ge standen haben, ist auch Corona Schröter unvergessen geblieben. Damals zwar, am 20. August 1802, liatte nur eine sehr kleine Trauergcmcinde ihr das letzte Geleit ge geben, und die einst so sehr gefeierte Kiinstlertn schien fast vergessen. Heute aber, nachdem mehr als 100 Jahre darüber ! vergangen sind, lebt ihre Gestalt noch iu unserem Andenken ! fort und zur MOjährigen Wiederkehr des Todesjahres ver- ^ iammeltc sich sogar eine weit ansehnlichere Gemeinde gm Grabe der Sängerin. Die Goethe-Gesellschaft fand Ach. wie bekannt, im Frühling lvo-2 zu einer Gedächtnisfeier an Eorvnas Grabe zusammen. Der damals gefaßte Entschluß, das von -vielfachem Schicksal hcinrgekuchte Grabdenkmal in seiner ursprünglichen Gestalt wieder herzustellen, soll i» diesem Jahre zur Ausführung gelangen. Möchte darum das folgende kurze .Ledcnsbild der Künstlerin -dazu -bei tragen, im Innern aller Gleichgesinnten gleichfalls ein Denkmal zu errichten! — Corona Schröter wurde in Guben am 11. Januar 17kl alS zweite Tochter des Königlich Polnischen und Churßürst- lich Sächsischen bei dem löblichen -Graf Brühlfchen Regi ment bestallten Hautboistcn Johann Friedrich Schröter und dessen Gemahlin Maria Regina gcb. Hefter geboren. Ihre »in drei Jahre ältere Schwester starb bereits in zartem Alter, während cS ihren beiden jüngeren Brüdern Johann Samuel und Heinrich sowie ihrer jüngsten-Schwester Marie vergönnt war, ihre musikalische Begabung ebenfalls voll zu entfalten. Im Jahre 1755 nahm Familie Schröter in Warschau ihren Wohnsitz und kehrte erst 1703 nach Sachsen zurück. Evrona, die damals 12 Jahre zahlte, hatte ihre erst« Aus bildung bei ihrem Lßater erhalten. In Leipzig dagegen, wohin sich die Familie gewendet hatte, nahm sich jetzt -der Kantor Johann Adam Hilter ihrer an. Unter seiner Lei tung wirkte sie sodann in den folgenden Jahren zusammen mit Vater und Geschwister im „Großen -Konzert" — Len späteren weltberühmten „Gowandhauslonzcrten" — mit. Er wuchs ihr auch in der beinahe gleichalterigen Gertrud Elisabeth Tchmehling, der späteren Frau Mara, eine ge fährliche Rivalin während der Jahre 1706 bis 1771,-so blieb ihr doch die einmal erworbene Gunst -er Zuhörer gewahrt. Ihre von den Zeitgenossen so sehr gelobte schöne Gestalt, ihr ganzes Wesen sowie ihr scelen-voller Vortrag sicherten ihr die Mehrzahl der Konzertbesucher gegenüber einer Geg nerin, mit der sie cs an Stimme und Talent nicht aufn^- mcn konnte. Coronas Stimmittel waren leider durch den unvorsichtigen Unterricht -von ihrem Vater sehr geschädigt worden und infolge der frühzeitigen Uebcranstrcngungeu zum Koloraturgesang nicht taualt/k.
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