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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.01.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010130020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901013002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901013002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-30
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e» - basten bow wenigstens kinmal den Anblick einer vollkonunenen Schneelandschast und wer heute Bormiltug einen Spaziergang in den Großen ("arten nnternehinen konnte oder durch die von Gürten umschlossenen Straßen wandelte, wurde doch entzück« über die präch tigen Bilder, die die beschneiten Bäume. Sträucher und Hecken boten. Auch durch die Kreise der Landwirthe wild ein Gedanke der Befrie digung gegangen sein, denn Niemand bat das Winterkleid der Na tur bt-hrr so vermiet als der AäerSmann. der für seine jungen Maaten oder noch im Boden ruhenden Keime da» Schlimmste be fürchtete Nu- allen T heilen des Landes werden Schäden ge- «neldet. die der grosse Stur in in der Nacht zum Montag an »edäuden. Bäumen, Telegraphen und Telepbondräbtcn rc. an- nwichtet dat. Nus einem Bauplane am hiesige» Gnmaerwrg hob > e am Montag Vonnittag da- Bretterdach eines Schuppens ab. ' ie S rücke slvgen auf dem ganzen Grundstück umher und die dort »beitenden teilte waren in grosser Gefahr. Ein Ziinmnmairn müde von einein Hvlztheile mit mich« Heftigkeit getroffen, dass am Gesicht und am o.mlie nicht unbedeutende Fleisch- mmden davoutrug. — In Leipzig waren innerhalb des Stadt -e niprechnesieS »bei hnnderl VerriebSstöningcri infolge des , ireissenS niid Berichlingcns der Trakte gemeldet worden. Nus deni itten IvhamiiStriedhose daielbsi ivnrde durch die Gewalt des Stuimes ine Pappe! umgebrochen dnrch deren Fall zwei Orrabtaseln zerstork wurden. Pon der das Bnckiaeiverbebans mit dem Buchhändler aus verbindende» Mauer ist aus der einen Seite das Hol; gesims .«stört ivordcu. Arg niitgeipielt ivnrde de» Fabnen. die am Festraae vorder noch über Nach! im Freien belasse» worden waren Manche von ihnen 'ahen in ihrem zerzausten Zustande ans. als ob ne eben er» als Feldzeichen in einer Schlacht verwendet worden wären — In WildenselS, Weissbach. Martiieiikircheir war der S Nirm von > ch >r e r e n G ewitte r n mit Schneciall lwaleiret. — In Musischen hat der Stnmi » A an Bienen n eken und Ställe» erhebliche» Schaden anaerichtet. Bon einer nun Gaslhos MetiliS aehorigen Scheune Ivnrde das Dach al'gedeckt und der Giebel eingedruckt, In G a ft e w i si wurde die Scheune dt-s merni (SinsbenperS Inl. l'Ierchc dnrch den Sturm zerstört. 'srosseren Schaden richtete der Sturm in La»begast a». So ivnrde im Gaiihose inn „'Anker" eine der grossen Fensterscheibe» eingedrückt. An» den Brellerftavelvlasieii der Firma Oswald . -alteholc wurden die dort ;n Tansenden ausgeftapelke» Bretter ivie Svieltarke» dnrch die Luit geführt, so dass es lebeiisgesätirlich n ar. den Plasi zu bettete». Dadurch, dass die durch die Luft ae nhnen Bretter gegen die starken elektrischen Leitungen gedrücki wurden, gaben die Stüsipuntle derselben nach. Einzäunungen 'ouiden umgelegt, so dass ein lämmerlicheS EhaoS entstand. Starke Eisen winden einfach adgedreht. ia. sogar eine in dem ehemalig 'un.endors'schcn Gnmdslnck ansgesn!>rte Ziegelmauer nnigeworfen. In Blg> c w i si wurden iväbrend des ^timnes Erderichilttcr ungeii lvakrgenomnien. — Im „Kaiiergarten" in Bceissen stürzte . cne Else ein und beschädigte das Dach erheblich — Bei N icder - micia wurde eine Brücke über die Zschopau vom Sturme erfasst 'ins wrigerlsien. - In IonSdori bei Zittau in. der hohe Schornstein der früher Renger'schen Fabrik, icsit .wenn Justus bange in Walrem-dorf gehörig, eingcftnrzl. Tie »ebenftebenden -adnkgcbäude und stark beschädigt ivorden. — In Folge des in Zirrau bei dem Sturm niulnkerbrochen niedergehenden RegenS enismnd Hochwasser mit ftarkcm Eisgang, wobei die noch nicht »eriig gestellte Regulirniig -er oberen Mandan ans Pethgner Flur ark beschädigt worden ist. Leider ist auch ein Bcenichenleben dabei zu Gninde gegangen. Zur leichteren Beseitigung der Boden- iiai'en ivar über d>c '.llcandan -ine 'R'otlibrücke ans Holz I.crgesicllt j worden, welche nur von Arbeitern bcnnsit wurde. Für Beseitigung - dreier Lcotlibrücke und zur Bergung von Arbeitsgerät!) waren ' Nachmittags eine Anzahl Arbeiter beordert ivorden. Hierbei stürzte der 20 Jahre alte Arbeiter Neck aus Pctban in die Flurbeu, ,, winde von der Sttömnng mit fortgerinen und von den Eismassen " ebenfalls erdrückt. Ein zweiter Arbeiter, welcher cbcnsalls in's T Waner gestürzt war. konnte sich noch rechtzeitig retten. S — Ans den a nitli ch e n Beta n n t m a cti n »gen. Dic - Kanzlcir ume der Bcrwalkung der Gartenanlagen und des König I ütlberl-Parks iverdcn beule von Krenzsttasse lftp, pari., »ach dem " Grundstück an der Krenzkirckre 'Ar. 17. I., verlegt. ^ —'Die am Donnerstag ansgesesite Vcstiandlung gegen den tL Bcrtrcter der grziicilo en Heilmetbode und vormaligen Inhaber ^ einer Knmrrstalt Louis Kühne wurde gestern vor der ü. Stiar- ^ kanimer des Landgerichts Leipzig wieder ausgenommen. Ta « i von den N8 Einzelfallen. ans die sich die Anklage erstteckt. erst D kaum '!(» erledicft sind und von Seiten der Bertkcidignng. anderer - 'eils auch der StggkSlnnvglkschgft nur ans ivcnige Fälle verzichtet wird, dürfte die Verhaiidlnng noch von recht erheblicher Dauer sein Zunächst erwlgte die nochmalige Vernelnming der-'Naturheilknnstlers dl Brockmaun über die Grilnde »einer Abwendung von Kühne, mit 'dem e früher zwanimeilgeazdciket hatte, und die Verlesung der von d sinn gegen Kulme verfassten Schrift. Sodann wurde der Tirektor Z der medizinischen Klinit am Konigl. kliiiiiche» Inslilnk und Ober - mzt der medizinischen Abtheilung des städtischen KrankeiibanseS zu .t: Si. Jacob, Geh. Medizinnlrath Prof. Dr. Eurlchmann. über die §l hydrotherapeutische Behandlung vernommen. Er betonte den i himmelweiten Unterschied avisiben seiner Wasserbehandlung, die s seit Iahrtansenden lckivn bekannt und iesit wieder i» io hcrvor- i rageiidem Grade beliebt sei. und der unwissenschaftlichen wgcnannten ' ..Erfindung" Kuhne's mit den bedenklichen Reibesisibädem. Bei vL!lerer Fortwsiuny der Beweisaufnahme kam ein unheilbarer Fall tuberkulöser Erkrankung zur Sprache, den Kühne ebenfalls mit 'einem, ichematischen System behandelt hat und zwar erfolglos. Dabei erklärte der Sachverständige Gebciinrath Drcndclenburg? dass in diesem Falle die .Kuhne'iche Kur direkt als schädlich zu erachten ei. Der Sachverständige Tr. Lahmann bezeichnete die Handlungs weise Kubne's vom ärztltchcn Standpunkte aus als ..skandalös", betonte aber immer wieder, dass der Angeklagte ein Unikum sei. nicht zu vergleichen mit anderen Kuivfuschern. die vor Beginn ibreS ilderuss erst ^8««^ ».»-.« 0«°-. Mission gar nkcht für »üthlg arhalten. sondern habe eben den festen Glauben an die absolute Heilkraft seiner .Erfindung" gehabt bei aller Naivetät und Nnkenntniss des »amen Gebietes, auf dem er zu wirkrn sich berufe» fühlte. Der Dertheldige». Rechtsanwalt Hvsuiaiin. gab ferner die Erklämng ab: Dass der Angeklagte frei« gesprochen werden würde und mühte, unterliege seiner Meinung nach keinem Zweifel mehr. Aber daraus komme eS iesit gar nicht mehr a». Blelmebr gelte es. durch de» Prozess festzusirllcll. day Kühne nicht nur keinen einzigen seiner Patienten, soweit sie für das Brrscchren tn Frage komme», geschädigt habe, sondern ein Wohllhäwr dieser Leute geworden sei. wenn er auch in den unheil baren, mit deni Tode abgeschlossenen Fällen den Patienten nicht Heilung, wndern nur eine Erleichterung gebracht habe, die ihnen die Aerzte vorher nicht hätten schassen können. Staatsanwalt Dr. Kunz vrotestirte gegen die Gepflogenheit dcS Vertheidigers. nach seder Zeugen und Sachverständigenvcrnchmung ein Plaidoyer zu Halle». —* Tie Oekono mische Gesellschaft hält nächsten Freitag Nachmittag l Nhr in den „Drei Raben" eine Versammlung lft>. in der Herr Professor Dr. Ruhland-Frciburg über ..den inter nationalen Markt und unsere Getveidepretlc" sprechen wird. - - " Ein ans der Giesserci der Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft. Aktiengesellschaft, in Dresden-Neustadt hervor- acgannencr M aschincntl> cil von beträchtlichem Umfang wurde beute Vormittag in der l>. Stunde dem Elektrizitätswerke aus der Stistösttasse zngeiübrt. Das Gussstück repräsentirt ein Gewicht von aimäbenio :d20 Eentiicrn. Sein Transport erfolgte aus einem mit zehn Pferde» bespannten Wagen. Es ist ebenfalls für dir zweite, in, Licblwrrk zur Aufstellung kvnnnciidc Wechselstrom-Maschine von lütttt Pwrdekräftc» bestiliiiiit. Die erste dieser Wechselstrom Maschine» ift ieit Anfang des Jahres in Betrieb gesetzt ivorden und suntiionirt ohne das bei de» allere» Lichtmatchiuen für die Anwohner sich so lästig machende summende Geräusch bisher zur grüble» Zufriedenheit. —* P v l i; e i b er i ch t. A». Januar. Am 26. d. M. ist aus dem HauSsliir des GrnndftnckS Breitestrasse 9 ein wertkvoller weis; und grlbgefleckier Beriihardiner-Hund mit schwarzem Kopf, auf den Namen „Popp" hörend, gestohlen worden. Sachdienliche Mittheiliingeii werden zu V. Unvek. 2Kl an die Krimiiialabtbcilung erbeten. — Beim Abbruche eines Gebäudes in der Wachsbleich-- strassc Peru n glückte am Freitag ein Arbeiter. Er stürzte auS dem zweiten Obergeschosse in den Garten und erlitt einen Unter- armbruch. —* Heute früh in der 7. Stunde und Nachmittags in der 2 Stunde rückten Lisschzüge derFeucrwebr zu Kellerbränden nach den Grundstücken Falkcnslrasse 19 und Falkcnftrasse 9 aus. Durch den lel.teren. in der Lackirerci einer im rcchlen Seitengebäude befindlichen Strobbutsabrik entstandenen Brand waren eine Anzahl Strobbüte und Kleidungsstücke vernichtet worden. Die Feuerwehr brauchte in beiden Fällen nicht inehr^inzugreifen. —* Der am Sonnabend vor l-i Tagen in einer ,zav der Psotenbauerslrasse zu Schaden gekommene Lehrling, der emen schweren Bruch des rechten Unterschenkels erlitten hatte, ist am Sonntag Nachmittag im Earolahausc seinen Bcrlctzungen erlegen. —Am Sonntag besuchte der schon vorbestrafte Wilhelm Schier; in Dohna seinen Freund, den Fabrikarbeiter F.. zum Kartenspiel. Beim Spiel gcrietben Beide in Streit, schier; brachte leinein Freund einen tödtlichcn Stich in's Herz bei und entsemte sich nach der Unthcst F. wurde am anderen Morgen von seiner Wirihin in einer Blutlache liegend tvdt aufgesundcn. Es gelang, den Thäier noch am selben Tage in Mügeln zu verhaften. —' Wetterbericht der Hamlmrqrr Lerwarte vom 2!>. Aanuar. Gleichmäßig vertlieiltcr nicücrer Lusivruck in über Nord- und Central- Europa ansgcbreilct. dessen tiesfler Stand unter 735 Mm. über Ainland lagen. der höchste Luftdruck bedeck! das südwestliche Eurrwa. In Deutsch land in e mein lrube. ibcäweäe lrelcn Nccderschläge ein, nn Norden ist cs laücr. — Wahrscheinlich ist wenig Aenderung der Wetterlage. einmal erwiesene Tagesgeschichte. x Deutsches st!eich. Kaiser Wilhelm sandte aus Eowcs folgendes bereits erwäbnte Telegramni an Lord SaliSburu: .Der König, Mein hoher Oheim, hat Mir den FeldmarschnllSrang in »einer Armee verliehen und Mir mitgetheilt. dass die Ernennung mit Meinem Geburtstage ziisammenfallen werde. Ich beeile Mich, Ihnen mstziiiheilen. dass Ich dies für ein hervorragendes Zeichen der Freniidstbgst Sr. Majestät halte und für eine hohe Ehre. Ich Irene Blich über den Gedanken, unter Diejenigen zu zählen, welche den ersten Rang in der lavieren Armee Sr. Majestät einirebmen." Tasielbe Telegramm fturdle der Kaiser an Lord Roberts, indem er blnziungte. er freue sich über das Bewusstsein, ein Kamerad von ihm zu sein. x Die Meldung, dass sich K aiser Wilhelm unzufrieden geäitticrt habe, weil weder das vrenssische Abgeordnetenhaus noch der Reichstag beim Empfange der Traucrkunde vom Tode der Königin von England ihre Sisiunaen znui Zeichen der Trauer anf- gcbobcn haben, wird nach dem „L -A " in ReichStagskreisen. die darüber gut unterrichtet sein können, für zutreffend gehalten. Dem gegenüber wird darauf hingewieien. dass der gegenwärtige Reichs tagspräsident Gras Ballestrem ganz besonders peinlich ans die Wahrung aller gebotenen Formen hält, namentlich mit Rücksicht auf den Kaiser und alle mit dem Kaiserlichen Haine irgendwie in Verbindung stehenden Vorgänge. Ein Versehen von seiner Seite i..r >. - .-c -- v-.l— —b eschlossen. Für " »ttsall ft von Russland, zu einer ausser- ichar Trau erst, ndgetnmo «»«t«». «icht nur wea» de, me ahme der aanzen aesmeten Welt «weckenden, grauenvoll« mständr, unter Venen dies« Herrsch« geendet batte, sondern well « ein nah« Berwandt«. der rechte Neffe des damalig« Kaisers Wilhelm l.. und überdies von entschieden deutsctchemid. ljchcr Gesinnung war. Dennoch begnügte sich d« damalige Präsident deS Deutschen Reichstags, v. Gotzler, d« spätere Kultur- minist« und fettige Oderpräsident von Westpreusse«. ein konser vativer und Russland sebr sreniidlich gesinnter Mann, damit, de» ermordeten Zaren einen Nachmf zu »vldmen. worauf der Reichrtao. ohne die SiNnug auszuheben. tu seinen geschäftlichen Bechim- lunaen fvrtfubr. Man wird aber auch fern« ermittelt Laben, „je sich vas englische Parlament beim Hinscheidcir deS Deutschen Kais« verhalt«, hat. um eventuell dessen Beispiel zu folgen. Wilhelm l. starb am v. Mär; UNK, als das englische Parlament versammelt war. Beide Häuser beschränkten sich aus eine angemessene Trouv- kniidgcpnna. dachten ab« nicht entfernt daran, ihre Sitzungcn aus zuheven. ES lag also für den Deutschen RelchStaa nicht eine Verpffichtung vor. eine damals von englischer Seite Aufmerksamkeit zu erwidern. Wie man sich in Reichst ^ erzählt, hat Graf Balleftrem die von ihm am Mittwoch im Reichs tag veranstaltete Traucrkundgebuna vorher mit dem Reichskanzlei vereinbart. Es wird hervorgehoben, dass daS Erscheinen des Reichskanzlers selbst in dieser Sitzung und dessen Ansprache an den Reichstag bereits über den Ratuucn dessen hlnansgegangei, seien, was vis dahin üblich war. Es giebt dafür in der ganz« Geschichte des Deutschen Reichstags nur ein einziges Seitenstück' Als Kais« Willwlm l. gestorben war. «schien Fürst Bismarck i» Reichstage, thrilte diesem die Trauerkunde mit und knichste daran tiefempfundene Betrachtungen. Sonst hat noch nie ein deutsch« Reichskanzler anlässlich des HinscheidciiS eines Herrschers das Aon im Reichstage «griffen. Man ist daher der Ansicht, daß da Reichstag Alles gethan habe, watz von ihm bei dies« Gelegenheit zu verlangen war. x Unter dem Stichwort „Brotwucher" schreibt die halbamtliche „Berl Eon ": Die Urheber der freisinnig-sozialdemokratisch« Agitation argen die Getreidezöllr, wie sie in Versammlungen nnd in der Presse betrieben wird, sind sich der Schwäche ihrer Position tehr wohl bewusst. LUS bemerkenswertb in dies« Richtung muß es bezeichnet werden, dass von ihnen die materielle Frage, inwieweit die LcbenSiiiteressen des Vaterlandes eine Stützung der gedrückt« Landwirthschasl gebieten, vielfach in den Hintergrund geschoben nnd statt dessen mit Schlaaworten, wie „gegen Junker und Klerisei" gearbeitet wird. Auf diesem Wege werden ihnen nur die vo» blindem parteipolitischen Fanatismus «füllten Kreise d« Linken z» folgen gesonnen sein. Die Regierungen aber, auf deren Ein schüchterung die Anklagen wegen angeblicher einseitig« Begünstig ung einer kleinen Minderheit der deutschen Produktronsständc ab zielen. werden sich durch diesen Lärm gewiss nicht von ihrem wohl erwogenen Standpunkt abdränaen lasten. Mögen büraerlich-demo statische Blätter von einer „Drohnen- und Ausbemungsvolitil" und von einer „Kapitulation vor den, Iunkerthnm" reden, mag da „Vorwärts" die lächerliche Anschuldigung »«breiten, daß dic Regierung in .willenlos« Leibeigenschaft" den Junkern dienstbar sei — einen Erfolg werden tolchc Deklamationen nicht zeitig« Eine „Kapitulation" mit verhängnissvollen Folgen wäre es in Wirklichkeit, wenn die Regierung unter Hintansetzung der nativ- »alen Wohlfahrt nnd im Widerspruch mit den Parteien der Recht« und des Eentnims vor dem Ansturm der demokratischen Minder!,« dic Segel streichen oder gar die gcsammte Demokratie zur Bc kämpftlng der rechtsstehenden Parteien aufrufen wollte. Immerhin ist es charakteristisch, dass die äußerste Linke, welche sonst da Majorität i» allen Dingen den Vorzug vor der Autorität einräuint. in diesem Falle die Regierungen in einen Kamps gegen die mit ihnen übereinstimmende starke Mehrheit des 'Parlaments hincin- zudrängen versucht. x Frankreich. Dic Dcpntirtenka innrer genehmigte mit -12ö gegen 41 Stimmen den Gesetzentwurf, best, die Bewillig ung eines zweiten provisorischen Zwölftels und nahm sodann dic Berathiing des Vereinsgesrhes wieder auf. Der Abbe Gammd bestirivortete einen Geiekeistwurf, der die vollständige Bereins- freibeit fordert. Ter Abbü sucht bei der Begründung seines Gesetz entwurfs die Lehren der Jesuiten zu rechtfertigen und «wähnt m seiner Rede den Syllabus und dic Inquisition. Der Gesetzen! wurf wurde mit 4l9 gegen 9 t Stimmen verworfen. Gauion leg! eine Tagesordnung vor, welche dic Trauer Frankreichs um dm großen Komvviustcn Verdi zum Ausdruck bringt und betont, daß Fransteich sich dem Schmerz des italienischen Volkes anschlicßc. Die Tagesordnung wird einstimmig angenommen und darauf die Mtzuilg aiifgehobrn. x England. In Osborne wurde der deutsche Kron prinz vom König in feierlicher Weise mit dem Hosenband orden invenirt. Der unter grossem Glanze vollzogene Ast fand im Zimmer des Geheime» Raths statt. Anwesend waren höbe Würdenträger des Hofes und das militärische Gefolge des Deutschen Kaisers- »ei demnach auch in diesem Falle vollständig ausaest den Deutschen Reichstag kam ausschließlich ein Präcedenzfall in Betracht: der Tod des Damals wäre eine ganz Kaisers Alexander ll. besondere Veranlassung Der Krieg in China. x Nach einer Meldung aus Peking herrscht in .. . der Provinz Lchanst in Folge einer H u n gersn o th grosses Elend: Tunlendc von Eingeborenen starben bereits. Der Hof ordnete an. daß Reis in grossen Menge» vertheilt ivcrde. Dic Gesandten erhielten die Nachricht, dass gegen die eingeborenen Christen Unterschiede ge macht werden und dass sie schon bestraft würden, wenn sie betteln. Die Gesandten Conger. Satow und Pichon erhoben Protest beim Prinzen Tsching und Ll-Hung-Tschaiig wegen dieses Vorgehens — Nach einer weiteren Depesche ans Peking ordnet, em am 26. Januar erlassenes kaiserliches Edikt an. dass alle chinesische» Beamten und Soldaten bei Strafe der Enthauptung die Christen im ganzen Reiche genau ebenso behandeln sollen» wie dic übrig« Chinese». » Verleg« Vieardi den Misserfolg der Musik zum grossen Tbeilc ans der unbeschreiblich trüben Sttinmima hergcleitet. in welcher das Werk entstanden war. Zuerst befand er »ch in so bedrängten Verhältnissen, dass er nicht öO Seudi setwa 220 Mk.) befass, um die Aohnungsniicche zu bezahlen, und daß seine Frau ihre wenigen Schmucksachen in das Leihbaus trug, um ihn von der Sorge zu befreien. Und kaum war dies Unheil abgewendet, da kam »och viel härteres über ihn. er verlor die zwei Kinder, zuletzt fein Weib mi kurzen Zeitraum von zwei Monaten, und stand allein! Un-- weiselhast mussten so grausame Schicksale iedc schaffende Kraft bihmen. und jede Heiterkeit der Stimmung für eine komische Oper »«unmöglichen. Tic nächste Over war „Nabuceo". Sie gesiel derartig, daß Verdi in Mailand als Verkündiger einer neuen Aera begrüßt wurde. Auch -ic ..Lonibardi", die in Italien säst gleiches Furore erregten, haben, gleich „Nabuceo". anderswo nirgends bleibende Stätte gefunden, obwohl «ic für Paris eigens neu bearbeitet und i» der Grossen Oper mit dem Titel „Jerusalem" vortrefflich nnfaenchrt wurden. Tagegen «regte „Eniani". obwohl gerade diese Oper in Italien nicht überall mit gleichem Enthusiasmus ausgenommen ward, in Tciitichland die Aufmerksamleit derzenigen Hör«, die nicht von vornherein alles Italienische verwarfen. Zwischen dem „Ernani" bis nun „Rigolctto" hat Verdi nicht wenig« denn ll Opern ge '--neben, dic alle mehr oder weniger Misserfolg brachten i „Die beiden Foscari", „Giovainia d'Arco". „Alzna". ..Attila", .Macbeth". Tie Masnadierie", („Die Räuber", in denen sogar Jenny Lind nid Ladlacbe ans der Londoner italienischen Oper die Haupt- . nrricir »anaeist. „Die Schlacht von Leannno", „Der Eorsar", „Luna Milln" nnd endlich „Stifseliv". der später zum „Aroldo" nmgearbeitet, nur ein neues Fiasko «zielte. Also volle sieben Jahre der Misserfolge! Welcher nicht italienische Komponist wäre da nicht vollständig entmuthigt worden, und wel ches andere Publikum hätte sich so geduldig «wiesen, dass es jeder neuen Ov« mit vollem Vertrauen entgegen kam! Allerdings, der Erfolg des „Rigolctto" rechtfertigte das Vertrauen der Italiener zu ihrem Verdi in vollem Masse: « gab ihnen dielen, dann „Trovatore" und „La Traviata" in unmittelbarer Folge nach einander. drei Opern, die noch jetzt, nach mehr als 50 Jahren, auf allen Bühnen oft gegeben werden. Nach der „Traviata" brachte Verdi zwei Jahre lang kein Werk auf die Bühne. Tann Kat er mit der .Sicilianffchen Vesper" in d« grossen Paris« Oper hervor. Ab« die Musik Ein noch schlimmeres Schicksal, einen totalen Miß« nächste Over „Simon Boccanegra", dessen Text! nach dem Schiller'schen „FteSeo" recht schlecht Ab« alle diese Schatten schwanden vor dem G II bsllo wwLLaksr»" um sich verbreitete gefiel nicht, erfolg hatte die uch von Piave gearbeitet war. curz. den 1859 -chiller'ichen „F ckese Schatten sc LLLedsrn" um sn. Wohl in kein« Op« Verdis trist seine dravratiiche Gestaltungs kraft. rmd in so echt national« Sirentbümlichkeit, dnvor, als un „Maskenball". Dabei ist sic mit anerkennenswerther Sorgfalt gearbeitet und instrumentstt, und frei von Trivialität«» Jeven salls ist der „Maskenball" eine bedeutende Ericbeinung in der italienischen Overnentwickelnng: und cs ist eine Frage, die nur die Zeit lösen kann, ob „Aida", die künstlerisch bedeutend höh« steht als der „Ballo", dieselbe dauernde Lebenskraft bewähren, in gleichem Masse als echt national-italienisches Werk wirken wird. Dic „Aida" war nicht für Italien geschrieben. Nach dem „Ballo" komponirtc Verdi 17 Jahre lang nur im Aufträge aus ländisch« Bühnen; -,I-n terra cksl äostino", für Petersburg (1859 I zum ersten Male gegeben», „Don Carlos" für die Pariser Große Dp« (März 1867) und endlich die „Aida" für Eairo (1871) Im „Ton Carlos" hat Verdi den Versuch angestellt, seinen Stil ganz nach der Tradition der Paris« Großen Oper » In Meyerbeer und Halovu ulnzusoriiien, nnd ein Zwitterwerk zu Stande gebracht, mit großartigen Einzelheiten, ohne Wirkung als Ganzes. Dagegen gelang es ihm. in „Aida" ei» ganz einheitliches Werk zu schaffen, »eine besten Kräfte zusammen zu lassen und in so prächtig wirk samer Weise zu entfalten, dass diese Musik in der Tbat in vielen Hörern den Gedanken «weckte. Verdi habe einen neuen Stil ge schaffen. Ter Stoff gab dem Komponisten Gelegenheit zu neuen originellen melodischen nnd harmonftchen Wendungen, und Fremd artiges mit seiner Wesenheit künstlerisch zu verschmelzen. Die ihm emaesendeten alstgyptiichcn Melodien verwendete er mit gross« Meisterschast und Pühnenkenntniss und verstand auch seinen Origiucilmclodie» eine gewisse eigenthümlickeFnrlinnazn geben. Nach der „Aida", die Ende Dezember in Cairo zum ersten Male aufaesührt wurde, hat Verdi l l Jahre lang keine Oper mehr auf die Bühne gebracht, dagegen ein kirchliches Werk geschrieben, sein „Lsaniam", das von der Mailänder St. MarcuSkirchc. wo es zuerst (Mai 1871) erklang, nach dem ll'easto stell» nnl» und dann in alle Concersiäle Europas wandert« Nach dem liequism schwieg Verdi gänzlich. Plötzlich trat er (1887) mit „Othello" wieder hervor. Diese Op« ist entschieden die mit grösstem Ernst und edelstem Willen geschaffene des Komponisten. Es erklingt in „Othello" kein Ton. dn an RichardWagner'iche Musik erftinert; und doch ezistirt keine Scene ohne Einfluß Waaner'sch« Musik. Zwar war viel fach gemeint, daß Verdi von Wagner'sch« Musik absolut nichts kenne, und ein Gegenbeweis läßt sich nicht «bringen. Aber mit vollster Bestimmtheit läßt sich behaupten: die Wagner'ichen Prin zipien kennt Verdi oanz genau. Dieses Jneinanderfließen des Rezitativs und d« Arien, diele dtalogtsirende Behandlung der Duett«, diese rein dramatische Scenenso schluh, und dann daS Znspttzen d« C rase, dieses offenbare Streben »ach was nicht ihm gehörte, was Wagnerisch genannt werde dürfte Endlich seine musikalische Komödie „Falstaff", das komische Gegenstück znin „Othello", das er als Achtzigjähriger schrieb, und worin Verdi seinem großen Dichter sich verwandt zeigte, indem er sich auf beiden Gebieten verwandt zeigte. Nicht ohne Bedeutung schließt der Text mit den Worten: „Wer zuletzt lacht, lacht am Besten", die inan mit Recht ans den greise» Komponisten an- wendcn kann, d« sich lachend von einem Publikum verabschiedet, das er io oft erschüttert hat. Dass Verdi es mit seinen Werken nicht nur zu Ruhm und Ehren, sondern auch zu einem bedeutenden Wohlstand gebracht bat, ist allgemein bekannt. Seine Oper „Aida" z. B- brachte il>m, ohne die Tantiemen, als Honorar die runde Summe von 100000 FreS. ein. Er lebte meist auf dem von ihm erworben« grossen nnd ausgedehnten Landgut«: Sant' Aaata bei Busseto und galt als kreislich« Landwirth. Seine Belewnheit soll übergroß treue. So hat er im Orte Busseto ei» Stipendium, und zwar von 1000 FrcS. jährlich gestiftet, er hat mit dem Aufwand? von Millionen das Verdi Musikrrheii» gegründet und seinrni langjähri gen Mitarbeiter Piave, als dies« m Folge von Krankheit nicht mehr arbeiten konnte, nicht nur eine Lebensrentc ausgeietzt. nungcn zu Theil werden kann, ist ihm geworden; u. A. war er der einzige Musiker Italiens, der zu d« Würde eines Senators erhoben wurde. 'Aber was können alle die vergänglichen Ebrcn bedeuten, gegen das, was er geschaffen und der Welt hinterlassm hat. er. ein Meist« gleich gross in seinen Kunstwerken, wie i» den Werken sein« bewunderungswürdigen BarmlierziLkeit! onnen statlsinde». »ge folgen: auch ab« die nach Doch nochmals nicht denkbar ohne den der n wir ^ betont: t« Aerdi's ohne . sein« Ideen, odien fft nichts. -f* Mailand. Die Beerdigung Berdi'S ist auj morgen. Mittwoch. 7 Uhr Vormittags festgesetzt. Dieselbe wird dem Wunsche des Meisters gemäß in einfachen Formen st ES wird kein MusikkorvS und kein Militär der ' Blumenspenden sind verbeten.^— Rom. D« geltem wurde Büft Mont-Pftmo aukustellen und an dem im Jahre 18LS von Beidi bewohntem Hause eine Gedächtnißtafel anzubrftigen. Sodann wutt»e die Sitzung.aufgehoben. — Die -doss.^t^?' regt an. eine
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