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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.01.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130105024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913010502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913010502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-01
- Tag1913-01-05
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Dresdner Nachrichten Nr. 8 krnnahme von Pari- 1870 verhindern konnten, ruhig ab getragen werden können. Ein dreifacher Gürtel von Fort- »« entsprechenden Abständen voneinander wird nach An sicht der militärischen Autoritäten Pari- besser schützen, alt eine geschlossene Festung-mauer. verli». IPriv.-Tel.s Die Unterschlagung de- Geld- triefe- von 70 WO Mark, der am 31. De-eMder in Prenzlau an die Deutsche Hypothekenbank in Berlin auf- gegeben worden war und der bei der Ankunft in Berlin am 2. Januar nur Papierlchnttzcl enthielt, scheint auf- geklärt zu sein. Allem Anscheine nach hat der Absender der angeblichen 70 000 Mark. PodolSki, selbst di« Papier- fchnttzel in den Umschlag getan. Er ist gestern durch mehrere Post- und Polizeibeamtc in Prenzlau vernommen worben. Bei seiner Vernehmung spielte er den Geisteskranken. Die Untersuchung ergab aber, bah er nicht geisteskrank, sondern nur Simulant sei. Bei der weiteren Vernehmung gab PodolSki die Möglichkeit zu. daß er die beiden Brief umschläge vertauscht und die 70 000 Mark tatsächlich nicht abgeschickt habe. Er wurde verhaftet. Insterburg. Der flüchtige Buchhalter deö Elektrizität- werkeS Brühl hat sich heute srüh freiwillig der LtaatS anwaltschaft gestellt. Sertliches und Sächsisches. Lre soeu. 4 Januar. —* Se. Majestät der König empfing heute nach mittag die Hofüepartemcntschess zum Vortrag. —* Dem Schuldirektor Dietze in Hohenstein-Ernst- thal wurde anläblich seines Uebertritles in den Ruhestand das Ritterkreuz 2. Klasse vom Verdienstorden verliehen. —* Ein verdienter Beamter, Herr Ingenieur Eurt Schneider, konnte in diesen Tagen das Jubiläum seiner 25jährigen Tätigkeit als Ltadtbau-Inspektor beim städtischen Tiefbauamt begehen. —* Erzelleuz Geueralteutuant z. D. v. Stieglitz. der am vergangenen Montag in Bad Elster, wo er Genesung suchte, vcrichicd. wurde heule mittag 12 Uhr auf dem inneren Neustädler Friedhöfe zur ewigen Ruhe bestattet. Eine überaus grobe und glänzende Trauerversammlung, bet der in Anbetracht der beruflichen Stellung des Verstorbenen naturgemäß die Uniform vorherrschte, hatte sich singefun- dcn. um dem verewigten Kameraden und Freunde die leiste Ehre zu erweisen. In der räumlich sehr beschränkten Parentationshalle. die nur einen verschwindend kleinen Teil des großen Trauergefolges zu fassen vermochte, war unter einem Hain von Palmen und kostbaren Kränzen der Sarg aufgebahrt, den Helm, Epaulettcn, Schärpe und Degen krönten. Die Honneurs erwiesen der Sohn des Ver storbenen. Oberleutnant im 20. Husaren-Regiment von Stieglitz, und die beiden Brüder des Berewiglen, Geh. Le- gationSrat v. Stieglitz und Tui-co v. Stieglitz. In Ver tretung Sr. Majestät des Königs wohnte General der In fanterie v. Tettenborn der Feier bei und legte einen wundervollen Kranz nieder. Fhre Küntgl. Hoheiten Kronprinz Georg und P r i n z Johann Georg, letzterer in Begleitung des persönlichen Adjutanten Haupl- manns v. Navdors. waren ebenfalls erschienen. Ferner bemerkte man den Krieg-minister Generaloberst v. Han sen. die Generale d ' Elsa und v. (5 arlomitz, die in dem Verstorbenen ja den Schwager betrauern, die Ex zellenzen v. L a r i s ch. v. B r o i z e m. v. C r i e a e r n, v. H e n n i g, v. Lindeman, v. Earlowitz. Bartckn, v. Stralenheim. v HoIleben, Kämmerer Exzellenz v. Criegern, die Generalmajore v. Wahle. Hempel und de V a u x. Bon den Zivilbehörden erblickte man Mi nister Vitzthum v. E ck st ä ö l und Exz. v. d. Planitz, Geh. Rat v. B a u m ann . Geh. Legationarat v. Leipzig und verschiedene andere Herren der Ministerien. Der Sächsische Fischereiverein. dem der Verschiedene besonders nahe stand, hatte die Herren Reqierungsrat Tr. Steglich. Graf v. Holtzendorfs. Justiziar Tr. Eulitz. Forst meister Breitfeld und Honiichmeiner I a nck. der Deutsche Fischerei-Verein seinen Generalsekretär Dr. Bnschkiel entsandt. Ter Sächsische Landesknlturrat war durch Geh. Oekonomierat S t e i g e r - Leulewiy vertreten. Die Gemeinde Burkersdorf, in der Exz. v. Stieglitz so gern weilte, war mit dem Gemeindevoritand. Abordnungen der Feuerwehr, Turner, der Kirche. Schule und Iagdgenosscn- schast, sowie dem Miluäroerein und dessen Fahne zur Stelle. Dag 7. Infanterie-Regiment Nr. lOO zu Leipzig, das den Tuten einst zu seinem Kommandeur zählte, entsandte eine Ofsiziersoeputation. bestehend aus Oberst Kohl, 3 Majoren, 2 Hauvtleuten, 1 Leutnants, sowie der Regimentsmusik und einer Anzahl von Chargierten und einer Kompagnie. Mit Fahnendeputaiionen waren ferner erschienen die Ver eine ehemaliger 100er und 131cr und der K. S. Militär- oerein Sächsische Grenadiere. Das Dresdner Ossizierkorps war fast vollzählig anwesend. Nach einem Choral ergriff Hofpreüiger Konsislorialrai Tr. Friedrich das Wort. Er legte seiner Predigt die erste Hälfte deS Z. Verses des 10. Psalms zugrunde: „Wohl dem. der seine Hoffnung setzt auf den Herrn!" Mit diesem Bibelspruch hat es der Ver dorbene gehalien bis zu seinem Lebensende. In allen Wechselfällen seines irdischen Wandels, dem auch trübe Stunden nicht fehlten, erinnerte sich der Verewigte scetS und mit besonderer Liebe der frommen Lehren, die ihm ein echt christliches Elternhaus in der Jugend eingeprägt. Ein schönes Leben liegt hinter ihm: in raschem Aufstieg voll zog sich sein militärischer Beruf, dem er mit Leib und Seele angehörte. Sein größter Stolz war es. daß er beweisen konirte. wa» deutsche Dr«u« t» Heldentum veryrag. Da- Jahr 1800 sah ch» auf dem Schlachtfeld-: Hier verlor er seinen Bruder auf der blutigen Walstatt, 1870 errang er sich tn vlelen Gefechten dl« höchst« Au-zetchnung de- Krieg-, manne», da- schlicht« Eiserne Aren». Dann kamen dt« Jahr« de- Frieden-, in denen er seinen Dienst au- dem Gefühle der Verantwortlichkeit heran» freudig und treu verrichtete. Der Vrundzug seine- Lharakter- war Ritterlichkeit, gepaart mit gütigem Wohlwollen, die ihm nicht nur dir Achtung, sonder« die Verehrung aller, di« mit ihm in Berührung kamen, ge- wannen: groß und vornehm, um im Menschen immer den Menschen zu sehen, mochte «r heißen, wie er wolle. Da» habrn vor allem di« Kameraden seine- Aeldzng-.Rrgtment- eefahren, denen er ein treuer Freund und Helfer gewesen. Mit ganz besonderer Liebe hing der Verstorbene an seiner Familie: den Schmerz um seine im März 1S11 verschiedene Gattin konnte er nie verwinden. Er war ein echter Soldat, ein treuer Diener seine» Kaiser» und König», ein guter Sohn, ein fürsorglicher Gatt« und Vater, «tn ritterlicher» stets hilfsbereiter Kamerad. — Hieraus wurde der Sarg von »2 Unteroffizieren des 100. Regiment- unter den Klängen de- Lhoptnschen Trauermarsche- nach der Gruft genagen. Noch ein Gebet und der Segen, die Fahnen senkten sich, die Kameraden salutierten, die Musik spielte den lOV. Regimentümarsch und langsam verschwand der Sarg I» der blumenübersäten Gruft. Wieder war einer der Mit kämpfer um Deutschland- Einheit zur großen Arme« ein- gegangen! —* Znm Umz»g der Löwen-Apotheke i»» alte Ratha»-. In diesen Tagen verläßt di« Löwen-Apotheke, wt« schon mit- geteilt, ihre althistorischen Räume, in denen sie nahezu 200 Iabre untergebracht war, um ihr provisorische- Helm tm alten Rathause nebenan auszuschlagen und nach Beendigung de- Neubaues iw neue» Gewand den alten Play an der Ecke wieder etnzunehmen. Bei dieser Gelegenheit ist e- nicht uninteressant, einige- über die Geschichte der Löwen. Apotheke zu erfahren. tProf. Dr. Richter, Verwaltung-, geschichte der Stadt Drk-den, 1891, Bd. 1—3F Da- Privi legium der Löwen-Apotheke datiert urkundlich vom 3. Februar 1560 und wurde vom Kurfürsten August dem Apotheker Johanne- unter den Linden in Anbetracht seiner geleisteten Dienste und der eingetretenen Vergrößerung der Stadt verliehen. Darin hieß es, daß »sich säst alle Wochen Tiriacksmänner und andere leichtfertige Landstreicher von Mannes- und Weibe-personen zu Markte finden, welche allerlei schädliche Latwergen, Pulver, Salben. Gift und andere starke abtreibende Stücke, welche sonst in aufrichtigen Apotheken ohne großen Bedacht und Verbürgung niemand weggelassen werden, öffentlich ohne Scheu seil haben. Der artige Slrzneihändler sollen fernerhin außerhalb der Jahr märkte nicht geduldet werden". — Die Apotheke war zunächst nicht an der Ecke der Wilsdruffer Straße untergebracht, onüern in einem Hause, dort, wo setzt da- Weimarsche Haus am Altmarkt steht. Von den Lindenschen Erben ging die Apotheke 1000 an Zacharias Hertel, dann an Benedikt Hinckelmann und von diesem 1023 an Iodoku- Müller über, der das Privilegium »hernach" auf sein Haus an der Vogel ecke übertrug und unterm 31. August 1631 bestätigt erhielt; er Unterzeichnete sich als: »„Apotheker an der Bogclecke", während man die Apotheke kurz die „Bogclapotheke" nannte. Die Bezeichnung „Bogelecke", herrührend von den Vogel- Händlern, die dort an der Ecke der „Wilsdrusfergasse" ihren Verkauf-Platz hatten, findet sich urkundlich 1530. Die Straßenkreuzung an dieser Ecke nannte man schlechthin „das Kreuz". Nach einem Schadenfeuer entstand im Jahre 172.5 da- jetzige, nun dem Untergang geweihte Gebäude mit einer künstlerisch schönen Fassade. Aber erst im Jahre 1710 tritt die Bezeichnung »Löwen-Apotheke" aus, und e- entstand zu dieser Zeit da- Wahrzeichen, ein liegender Löwe, vom Bildhauer Feige in Stein gehauen, der noch heute im Lichthof des Grundstücke- vorhanden ist und neben anderen Äunstschäyen des Hauses der Stadt erhalten bleiben soll. —* Tie Trinitati-gcmeinde feierte am Ncusahrstage das Jubiläum ihres fünfunüzwanzigjährtgcn Bestehen-, Die Kirche war au- diesem Anlaß festlich geschmückt- Im BormittagsgottcSdienste wurde von Herrn Pfarrer O. Blanckmeister. im Abendgottesdienste durch Herrn Pastor Müller des Tage- gedacht. Ter Airchenvor- 'rand halte sich vormittag- zu einem gemeinsamen Abend mahlsgang vereint. Der Kirchenvorstand der AndreaS- gemeinde. der Vorstand der Han-vätervercinigiing beider Gemeinden und Herr Direktor Ulrich von der 20. Bezirks- schule, in deren Turnhalle einst der erste Gottesdienst statt- gesunden hatte, hatten Glückwünsche überbracht und ge sendet. — Mit dem Jubiläum der Kirchgemeinde siel da- des Herrn Kirchners Brüne zusammen. Der Jubilar ist von allen Beamten der Gemeinde der einzige, der seit deren Gründung im Jahre 1888 noch in ihr tätig ist. Er wurde an seinem Ehrentage von vielen Seiten geehrt und beschenkt. Nach beendigtem Vormiktag-gotte-dienste wurde er in der Sakristei vor versammeltem Ktrchcnvorstanüc durch eine Ansprache des Herrn Pfarrers v. Blanckmeister feierlich begrüßt. —* In Winter - Tymians Thalia-Theater aus der Görlitzer Straße gelangt heute abend das große Weih- nachtsprogramm zur Darstellung. —* Zu dem Leipziger Fliegeruugltick, über das wir gestern berichteten, teilen die Deutschen Flugwerkzeuge mit, daß die Verletzungen der bei Lindenthal abgestürzten Unterosfiziersslieger ganz leichter Natur seien, auch sei das Flugzeug nicht zertrümmert, sondern nur be schädigt worden. — In der Feuerbeftattungsanstalt der Stadt Dresden erfolgten im Dezember Ol Einäscherungen, und zwar 13 männlichen und 18 weiblichen Geschlechts. Von den Verstorbenen waren 55 evangelisch. 6 katholisch. In 58 Fälle» fand religiös« Feter Iratt- vom Tag« de» Inbetrieb nahme 122. Mat lüttf sind die» SV4 Einäscherungen. — Die Anmeldungen zu den Feuerbestattungen haben bet« Städtischen vestattung-amt. Am See 2 tStadt- hau»), Fernrus 4385. zu erfolge». « tig« — Die Fahrgeschwindigkeit de- »nt»» de» ansgeweichter triste. Eine sür den Verkehr mit Lraftsahrzeuaen mich- ge Entscheidung hat soeben der Strafsenat de- sächsische» Oberlandesgertcht- gefällt. Der Kaufmann Seidel fuhr am 2. Juni 1012. einem Sonntage, mit einem von ihm selbst geleitet«« Kraftwage« durch die vornatsche Straß« in Leipzig nach Markkleeberg, und »war mit einer Stunden- geschwlndtgkeit von 15—20 Kilometer. Einige Tage vor- her hatte «» tüchtig geregnet, infolgedesien dt« Straß« aus- geweicht war und zahlreich« Wasser- und Schlammpfütze« aufwie». An dem fraglichen Tag« war genannt« Straße von Spaziergängern belebt, die sich tn losen Grupon auf dem Fußsteig« bewegt«». Etwa 200 Meter vor der Mark- kleeSerger Flurarenze überholt« S. mit seinem Auto «inen Zug von lOO—ISO Spaziergängern. Sr fuhr mehr an d«r linken Sette der Straße vorüber, aber doch so schnell, baß etwa die Hälfte der Passanten mit Ltraßenkot bi» zu den Schultern hinauf beschmutzt wurde. Zwei Mädchen wurden von den hoch aufsprttzenden Aotmassen über und über be sudelt; zahlreichen anderen Personen erging o» nicht viel besser. Im Stadtgebiete von Leipzig ist bezüglich des Ver kehrs mit Kraftfahrzeugen eine Geschwindigkeit bi» zu 20 Kilometer pro Stunde nachgelassen. ES hat sich auch nicht feststellen lasten, ob S. schneller gefahren ist. Trotz, dem hat ihn da- Äerusung-gericht tm Gegensatz zur ersten Instanz, die aus Freisprechung erkannt hatte, wegen Zu- widerhandlung gegen die Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen verurteilt, indem e» davon auS- guig. daß der Angeklagte im Verhältnis zum Verkehr und der Bodenbeschasfenheit an jenem Lage zu schnell gefahren ist. Ter Angeklagte sei verpflichtet gewesen, da- Fahrtempo seines Auto- den Berkehr-bedürfntsten anzupasten; durch da- schnelle Fahren habe er verschuldet, daß die Personen von dem emporgeschleuberten Stratzenkot beschmutzt wur den. Bei langjamem Fahren hätte sich die» vermeiden lasten: ein Steckenbleiben de» Wagen- wäre deswegen aus« geschlossen gewesen. Der Angeklagte sei nicht so langsam gefahren, als er bei den besonderen Verhältnissen mußte. Die Revision de- Angeklagten rügte angebliche Wider sprüche in den tatsächlichen Feststellungen de» angefochtenen Urteils. Er sder Angeklagtes sei nicht nur tn der Straßen- mitte. sondern ziemlich weit link» gefahren, habe also eine noch größere Vorsicht angewandt, als man von ihm ver», langen konnte. Wenn er noch langsamer gefahren wäre, hätte er die Fußgänger überhaupt nicht überholen können. Bet der Schwere de- Wagens 180 Zentners hätte sich selbst bet ganz langsamem Fahren ein Emporsprttzen de- Straßenkotes nicht vermeiden lasten. Wenn nicht einmal mehr mit 15—20 Kilometer Geschwindigkeit in der Stunde gefahren werden dürfe, würde jede- straflose Autofahren unmöglich gemacht und e- wäre dann schon bester, mau kehrte wieder zur alten Postkutsche zurück. Da- Ober- landeSgertcht verwarf da» Rechtsmittel. Der Antrag des Angeklagten auf Freisprechung sei unbegründet. Der Angeklagte set auf der aufgeweichten und schmutzige» Straße zu schnell gefahren und das Beschmutzen der Fuß gänger mit dem emporgeschleuderten Straßenkot wäre ver mieden worden, wenn er, wa- sehr gut möglich war. lang am gefahren wäre. Es sei also eine Verkehrsstörung ein getreten. die der Angeklagte verschuldet habe. —* Zwei »erwcgene Ein, und Ausbrecher. di« au- Dresden stammen, hatten sich am Freitag in einer aus« gedehnten Sitzung vor der Strafkammer des König!. Land gerichts inGörlibzu verantworten. Es bandelt sich um den Spinner Walter Müller und den Töpfer Friedrich Tüube. beide aus Dresden, die längere Zeit hindurch die sächsische und preußische Oberlausitz durch ihre Tate» i»> große Aufregung versetzten. Beide Täter sind Bursche» von 20 Jahren, die frühzeitig schon auf abschüssige Bahn ge langten. Schon in der Schulzeit in Dresden hatten sie sich Eigentum-Vergehen zuschulden kommen lasten. Späten hatten beide, nachdem sie ihre Arbeitsstätten verlassen hatten, tn der Kreishauptmannschaft Bautzen schwere Ein- bruchsdiebstähle verübt. Bei einem solchen wurden si^ schließlich ertappt und tn das Gerichtsgefängnis in Bautzen eingeliefert. Tie Bautzner Strafkammer verurteilte die beiden jugendlichen Einbrecher zu einer längeren Freiheits strafe. Die Gefängnisluft wollte aber den jungen Bur schen durchaus nicht qefallen, und so beschlosten sie. au- dem Bautzner Gefängnis auszubrechen. Am 26. September v. I. führten sic den Plan auch au-, und zwar auf folgende Weise: Sie seilten das Gitter de- Kcllerfenstcrs tm Bautzner Gefängnis durch und gelangten so auf den Hof de- Gefäng nisses. wo sie niemand bemerkte. Beide Burschen zimmer ten nun in aller Eile aus Kistenbeckeln eine Letter, mit der sie die 5 Meter hohe Gefängntsmauer überstiegen und ent kamen. In Guttau bei Aletn-Saubrrnttz in der sächsi schen Oberlausiv vertauschten die beiden ihr Gefäugnis- kostüm mit Kleidern, die zum Trocknen aufgehängt waren. Nun führten sie ein wahre- Räuberleben und versetzten durch ihre nächtlichen Einbrüche verschiedene Dörfer der sächsischen Oberlausitz tn große Aufregung. Al- ihnen in Sachsen der Boden zu heiß wurde, suchten sie da- benach barte Preußen heim. In Weißkeitzel in der preußischen Oberlausiy fielen ihnen bei einem Einbruch über ISO Mark in die Hände. Groß war auch ihre Beute in den Dörfern Keula bei Mu-kau, Friedersdors bei Görlitz. Wilka und Lomnitz bei Seidcnberg und in Deutsch-Ossig im Kretke Görlitz. Uhren. Ketten, Leben-mittel, namentlich aber bares Geld, alle- hießen sie mitaehen. Die beiden Gesellen hatten sich inzwischen auch mit Revolvern und scharfen Strauß 1„Eäcilie"l und den drei Romanzen von Wagner seiertc ihre Singe- und Vortragskunst Triumphe. Das Programm war bi- auf die nicht ganz verständliche Ein mischung Tsckaikowskns (dessen Andante cantabile aus seinem ersten Streichquartett D-Dur in nicht zu billigender Weise in vier- bi- achtfacher Besetzung gespielt wurdet interessant zusammengestellt. Das Gewerbehaus- orchcster führte unter Herrn Olien die Begleitungen mit sorgfältiger Bemühung aus und lieferte mit dem Vor trag der Weberschen Freischütz- und der Wagnerschcn König Enzio-Luvertürc recht gute selbständige Leistungen. Meister Richard war diesmal mit einigen seiner allcrfrühe- sten erhaltenen Kompositionen berangezogen. Tie Enzio- Ouvertüre schrieb er mit neunzehn Fahren als erstes Stück einer ganzen Schanipielmnsik zu dem damals in Leipzig mit seiner Schwester Rosalie oft gegebenen Hohenstausen- drama »König Enzio" von Ernst Ranpach. Sie steht ganz unter Beethovens Einfluß. Tie drei Romanzen „Schlaf' ein. holde- Kind", „Tie Rote" und „Erwartung" stammen aus dem Pariser Notjahr 1810: mit diesen, dem Geschmack der Zeit angcpaßten Stücken wollte sich Wagner Eingang verschaffen in die geselligen Salons: aber leider erschloß sich ihm ans dieser Arbeit nicht die erhoffte Geldquelle. Das Wiegenlied nimmt den Borschsagsesfekt des Holländcr- Lpinnliedes voraus. In deutscher llcbersctzung büßen die teilweise sehr anmutigen Gesänge freilich viel an Reiz ein. 0-. k. s* Konzert Hegyesi-Rehsnß. Beachtliches, noch in der Entwicklung begriffenes Talent bekundete ein für Dresden neue- Künstlerpaar aus Frankfurt a. M.. das am Freitag im gut besetzten Künstlcrhauie konzertierte. Die Cellistin Lotte Hegvesi verfügt über solid begründete Technik, di« durch weitere, vertiefte Studien die nötige Abrundung ei langen kann. Beides läßt noch Wünsche offen, die Rein heit des Spiele- sowie die Noblesse der Tongebung. Wohl tuend berührte die rhythmische Frische, mit der sie die Valentini-Piatti-Sonate anfaßt«. Unter den kleineren Portragsstücken befand sich ein Tschardasch non Loui- Hegnesi. Stärker zu interessieren vermochte der ebenfall- noch junge Baritonist C a r l R e h f u tz. Er besitzt eine bieg same, umfangreiche Stimme, die sich zur Lösung lnrischer Aufgaben ganz trefflich eignet. Die konsonantische Energie bei der Tertbehandlung verdient volles Lob. Einige Bokal- sarben verlangen noch Veredelung. Ebenso hat der Sänger noch am Ausgleiche der Klangzonen zu arbeiten. Im llebermaßc bevorzugt er bei der Au-wahl getragene Weisen. Für Konzcrtzwecke sind geschmackvolle Stimmung-- kontraste angezeigl. Er bot Schubert ln. a. Frühlings- t.aum, Wirtshaus, Licbesboischaftt mit viel Poesie und innerer Anteilnahme. Auch die Brohm-schen Volkslieder gefielen durch Schlichtheit und Wärme. Dir Vortragsweise wird eine freiere sein, und die Schwingen der Phantasie zur Ausgestaltung de- Kunstwerkes werden höher schlage», wenn Rehfuß den Mut saßt, sich vom Notenblatt zu eman. zipieren. Die Aufnahme war eine herzliche, io daß ein« Zugabe folgen konnte. Die Begleitungen führte Wal ther F i s ch e r - Wte-baden im allgemeinen recht zuver lässig und ani'chmicgend au-. Einige Unterstreichungen blieb er schuldig. ll. k. Frau Costma Wagner hat sich mit ihren Angehörigen, wie iedes Jahr, aus die Reise nach der Riviera be geben. Die in den Blättern aufgetauchten Nachrichten über einen schlechten Gesundheitözustand von Frau Wagner sind demnach nicht zutreffend. f »Di« Kaust". SIS gehaltvoll, dabei von überaus reichem und schönem Illustration-schmuck, zeigt sich das Januarheft der unter den Kunstzeitschriftcn an einer der ersten Stellen stehenden MonatShsite „Die Kunst" IBerlag K. Bruckmann, München, viertel, jährlich a M.i. Konstantin Lomosf, dem der «rite Aufsatz gewidmet ist, wird uns hier nicht nur als der vornehmste Bertreter de» wieder. erwachten Rokoko gezeigt, sondern auch als glänzender Bildnis- maler. Bon hoher Schönheit und monumentaler Grüße sind die plastischen Werk« Richard Engelmann-, von denen da- Heft hervor ragende Proben bringt. Noch «Ine« anderen Monnmentalkünstler lernen wir kennen, den Maler Joakim Slovgaard, der in der malerischen Ausschmückung des Dome- zu Liborg sDSnemarkl «in Werk von höchster Kraft und Wirkung geschaffen hat. In dem den angewandten Künsten gewidmeten Teil de- Hefte- findet «in« der letzten Arbeiten Bruno Paul-, de- bekannten Bahnbrecher- auf dem Gebiete der modernen Architektur und Wohnungskunst, eingehende Würdigung: Die Heilanstalt Pützschen bet Bon«, gleich bedeutend al« Leistung in rein architektonischem Sinne wie durch die völlig zweckentsprechende Anlage de- Ganzen. Dem Schluß, aussatz .Künstlerische Besuchskarten" möchte man wünsche», daß er recht befruchtend und anregend auf diesem Gebiet« wirke. Wieland und die Bekenntnisse einer Slftmischerin. Am 20. Januar jährt sich Wieland- Tode-tag -um 100. Male. Zu diesem Feste der Erinnerung bietet der be rufene Wieland-Biograph Professor Bernhard Geuffert eine bedeutsame Gabe dar. indem er tn der »Zeitschrift für Bücherfreunde" IBerlag von W. Drugulin» einen un bekannten Aufsatz de- Dichter- veröffentlicht. E- Et ein Oktavheft mit 25 von de- Dichter- eigener Hand ge- schrieben«« Setten. baS sich im Wieland-Museum -u vibe» rach befindet. Angeregt wurde Wieland zu dtesem Aufsatz durch ei» 1803 anonym erschienenes Buch »Bekenntnisse einer Giftmischers«, von ihr selbst geschrieben", da- große» Aufsehen hervorrtef. Wieland wandte sich um nähere Aus künfte über da- Buch an den Allerwelt-sreund und Alles wisser Bötttger, fragte nach dem Verfasser und »ob die darin enthaltenen faktischen Umstände, und überhaupt da- histo rische dieses Buchs sür wirkliche Tbatsachen gelten, ober ob da- Ganze blo- für eine Art von Roman, wozu die an gebliche Gtftmtscherin der Maü. U*** etwa den Anlaß und die Grundlage hergegebcn, gehalten wurde?" Gemeint ist wohl die berüchtigte Giftmischertn UrsinuS, die auch in SllexiS' Roman »Ruhe ist die erst« Bürgerpflicht" eine so große Rolle spielt. Ob der Dichter nun von Böttiger keine genügende Auskunft erhielt oder ob er ungeduldig die Ant wort nicht abmartete — jedenfalls schrieb er sogleich eine« Aufsatz, in dem er zu beweisen suchte, daß das Buch von einer Krau geschrieben sein müsse. Nun war aber der, eigentliche Verfasser, nach dem sich zu gleicher Zeit Goethq
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