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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.08.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19150813017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915081301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915081301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 5-6 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-08
- Tag1915-08-13
- Monat1915-08
- Jahr1915
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.08.1915
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«aren. Die schärfere «haraktertfttk »er »rutschen Buch, baden ermöglicht es. einen gröberen «»schnitt »er Zeile auf einmal zu erfassen. Lobsie» kam zu ganz neuen Ergeb nissen. indem er nicht nur dir Zahl der Augenbewegungen. "andern auch die Lesezeit für die Zeile maß. Während daS Selen der Deutschschrtft 18M Zeiteinheiten erfordert, braucht man für die Lateinschrift nur 15,78: eine Zeile in Laleittichrist wird also um 12.« Prozent rascher gelesen als eine Zeile in Deutschschrift. Trotzdem kann der Leser ein in Lateinschrift gedruckte- Stück nicht schneller bewältige», als wen» es in deutscher Schrift gedruckt ist. Wenn er auch die einzelne Zeile rascher liest, so mub er dafür im ganzen mehr Zeilen lesen, weil die deutsche Druckschrift regelmäßig mindestens 10 Prozent mehr Schriftsatz auf einer Zeile ent halt als die lateinische. Damit wird der Unterschied der beiden Schriftarten sür die Schnelligkeit des Lesens völlig ansgelwbeii. Nun kommt es aber nicht nur auf daS mecha nische Zeitmaß de» Lesens allein an. sondern dieses hat sich dem psiichologischen Zeitmaß, das die geistige Aufnahme und Verarbeitung des Gelesenen fordert, und dem phnstologi- schen Oiebot. das Auge möglichst wenig zu ermüden, anzu- passen. Bei der deutschen Schrift hat daS Auge um 25 Prozent weniger Bewegungen zu machen. eS strengt sich also um ei» Viertel weniger an. Da ferner die Schnellig keit des Lesens sich der geistigen Aufnahme anpaßt und der Leser eines Antiguatextes sich den Inhalt eines Lesestückes ebenso rasch anzueignen bestrebt ist wie beim Frakturdruck, so führt in der gleichen Zeit das Auge beim Lesen der Lateinschrift, bei der cS mehr Zeilen zu bewältigen hat. um ein Viertel mehr Bewegungen aus, und die Ruhelagen des Auges müssen entsprechend verkürzt werden. Während das Auge hundert Frakturzeilen liest, also 817 Augenrueke vollzieht, mus! es 112 Antiquazeilen, also 1182 Augenrucke bewältigen. Der Blick geht beim Frakturlcsen gleichsam mit langauöholenden festen Schritten, bei der Antigua hastig and trippelnd die Zeile entlang. Die vielen raschen und kleinen Bewegungen ermüden aber das Auge ganz be sonders, die größeren schweifenden Blicke mit längeren Ruhelagen, welche die Fraktur erlaubt, sind dem Auge er heblich zuträglicher. So bestätigt jede neue Versuchsreihe die bessere Lesbarkeit und besonders die größere Zuträg lichkeit für die Augen, die die Dentschschrift der Latein schrift gegenüber hat. * Grcisenaltcr und Schöpferkraft. Die Tatsache, daß mit den Jahren die geistige Spannkraft des Menschen ab nimmt, ist im allgemeinen nicht zu leugnen. Dennoch haben viele der bedeutendsten Männer ihre größten Werke erst im höheren Lebensalter geschaffen. Ja, selbst Jahre, in denen der Mensch gewöhnlich das Bedürfnis fühlt, aus- zuruhcn non den Strapazen eines langen Lebens, sind für einzelne Auserwählte diejenigen ihrer höchsten Schaffens kraft. HandnS Meisterwerk, „Die Schöpfung", entstand, als er bereits das 04. Lebensjahr zurückgelegt hatte, Händel komponierte sein berühmtestes Oratorium, „Messias", im 67. Jahre, und Meyerbcer vollendete seine letzte große Oper, „Die Afrikanerin", erst kurz vor seinem im 78. Lebens jahre erfolgten Tode. Die fünfziger Jahre zählen noch zu denen der vollsten Manneskraft» und es ließen sich viele Werke ausühren, die erst nach diesem Lebensalter ent standen sind. Bekannt ist die Frische und Elastizität, die den greisen Schlnchtdenker Moltke, der im Oktober 1880 sein KV. Lebensjahr vollendete, auszeichnete. Der große eng lische Dichter Milton zählte bereits 60 Jahre, als sein Hauptwerk, „Das verlorene Paradies", entstand: Goethes nie ermüdender Geist schuf noch im 70. Lebensjahre den ..Westösilichcn Divan" und vollendete im 82. den tiefsinnig sten Teil des „Faust". In demselben Alter stand der größte Naturforscher der Neuzeit, Alexander v. Humboldt, als er leinen in aller Welt berühmten „Kosmos" schrieb. Michel angelo, der ausgezeichnete italienische Maler. Dichter und Baumeister, der Schöpfer eines der bedeutendsten architek tonischen Werke der Welt, der Petersktrche tn Nom, deren sühne Niescnkuppcl von ihm herrührt, leitete dieses groß artige Unternehmen mit vollster geistiger Klarheit und Snergic bis zu seinem im 00. Lebensjahre erfolgten Tode. Nclc Gelehrte und Forscher standen erst im späten Greifen- aller auf der Höhe ihres Wirkens, und so manche von ihnen haben selbst dann kaum eine Abnahme ihrer Geisteskraft verspürt, als die Schwäche des Alters bereits den Körper zwang, den Dienst zu versagen. * Berühmte Kriegskinder. Wir nennen heute eine ganz bestimmte Art von Kindern Kriegskinder. Nicht jedes Kind, das während des Krieges geboren wird, nennt der Bolksgcbrauch so, sondern nur das ist ein Kriegskind, das zur Welt kam, mährend der Vater im Felde steht. Die Be zeichnung ist während der Befreiungskriege entstanden, als zum erstenmal der Mann sich aus dem Kreise der Familie losriß, und der Unterschieb von Bürger und Soldat sich durch die allgemeine Wehrpflicht verwischt hatte. Vorher gab cs eben nur Soldatenkindcr, und man machte keinen Unterschied zwischen den Soldatenktnöern, die während des Friedens zur Welt kamen oder zu einer Zeit, als der Vater im Felde stand. Schiller war nach dem heutigen Lpracl,gebrauch ein Kriegskind. Der Vater Johann Caspar Schiller stand gegen Friedrich den Großen im Felde, als er geboren wurde. Damals hätte man, wenn man überhaupt die Bezeichnung Kricgskind gekannt hätte, sie allenfalls demjenigen Kinde beigelegt, das inmitten der Krtegswirren im Felde selbst znr Welt kam, denn damals zogen mit dem Troß des Heeres zahlreiche Soldatenfrauen mit in den Krieg. Solch ein KriagSkind im eigentlichsten Sinne war chiiciicnau, der 1760 auf einem Bagagewagen in dem Städtchen Schilda als Sohn eines Würzburger Artillcrie- leutmints zur Welt kam: wenige Tage nach der Geburt kam es ganz in der Nähe, bei der Stadt Torgau, zur Schlacht zwischen Preußen und Oesterreichern: diese wurden geschla gen und zn schleunigem Rückzug gezwungen. Als das Kind während der Flucht den Armen der Mutter entglitt und ans dem Troßwagen fiel, starb die unglückliche Frau vor Schreck. Das konnte man wohl ein Kricgskind nennen. * Die Zwangslage. Im deutsch-französischen Kriege waren ungeheuer viele Knaben mit deutschen Heeren »ach Frankreich entlaufen. Man war damals gegen diese patriotischen Jungen gutmütiger als in diesem Kriege, weil auch die Zurücksendung damals noch mit größeren Schmie rigkeiten verknüpft war. So ließ man cs sich gefallen, baß sic mitliese» und den Soldaten allerlei Dienste verrichteten, isin zwölfjähriger Knabe aus Breslau, Hermann Weitzen burg, war mit einem Breslauer Infanterie-Regiment mit marschiert. Später nahm ihn bas Rheinische Jäger-Bataillon Nr. 8 auf, und er leistete dort allerlei Dienste. Ueber eine drollige Heldentat dieses Jungen nun erzählt General von soeben in einem Briefe an seine Gemahlin: Nun will ich aber noch etwas erzählen. Ich habe mir bas Jäger-Ba- Igillon iRheinisches Nr. 8) und zwei rettende Batterien zu meiner persönlichen Disposition genommen und heute hier- her disloziert. Der Jägerkommandeur. Major v. Broni- lowöki, aß bei mir und erzählte mir: DaS Bataillon hat cinen zwölfjährigen Jungen bet sich, wie eS viele gibt, dem eine Jäneruntsorm gegeben und der zu allem möglichen ge braucht wird. Ein braver Junge übrigens, der im Gefecht immer bet den Schützen ist. Der kommt bei der Verfolgung am 25. Dezember mit einem großen Säbel tn der Hand zum Oberstleutnant: „Ich melde mich mit einem Gefangenen!" und er bringt einen Offizier! Der Oberstleutnant sagt zum Offizier: Aber wie haben Sie sich von dem Jungen könne» gefangen nehmen lasten? und der antwortet sehr beschämt: Ja, ich befand mich in einer Zwangslage, tch war ausgetreten, hatte den Säbel abaeschnallt und die Hosen abgezogen: da stürzt er herzu, zieht meinen Säbel aus der Scheide und nimmt mich gefangen." » Der Zar und »er russische Bauer. Die russische Bauernsrage wird in der „N. G. E." folgendermaßen beur teilt: Für die innerpolittsche Entwicklung Rußlands wird es allem Anschein nach von ausschlaggebender Bedeutung sein, wie sich in Zukunft daS Verhältnis der weit über wiegenden Bauernbevölkerung zur Krone ge staltet. Bisher sind alle revolutionären Erhebungen letzten Mehlabgabe. Im Bezirk de» Kommunaloerbandes Dresden und Umgebung sind nach 8 1 Absatz 8 der Bekanntmachung vom 13. März 1915 außer den bisher betannigegebrnen Stetten noch: 1. Voltdvil in Schandau a./E.. 2. k'liitaeidk« in Bühlau bei Dresden, Bautzner Straße 26, 3. LioII dlltisvl»«, Mühle,»besitz», ln Lob-dorf (S.Schweiz), 4. Carl «vlolivlt in Dresden, Ntkolaistraße 12, 6. stlax Aol»in1«1t in Dresden, Bamberger Straße 22, 6. »I«l»ar«1 «, oav Soliaru in Potschappel, Loschützer Straße 16, 7 HValtor Drepte in Pirna, 8 «loliurel Coiuinotnuvl» IV«vI»1. in Dresden, Sebnitzer Straße 11, ermächtigt worden, Mehl an Inhaber von Mehlbezugsscheinen in den Verkehr zu bringen. Dresden, am 9. August 19IS. Dcc 8»«»ml«ndNli Dttsiien M »«cdm«. ^MlMhtWillI«Ltzli<>l8 <Bez. Schlesien). Die Jagdnutzung des 2. und 3. Jagdbezirks der Gemeinde Mittel-Laugenols mit einem Flächeninhalt von etwa 1249 und 572 Morgen soll Montag den 16. August nachmittags 6 Uhr in Jescher Gasthaus daselbst öffentlich meistbietend auf die Dauer von 6 Jahren vom 1. Oktober ab verpachtet werden. Mein Gut mit einem Flächeninhalt von 160 Morgen liegt ungefähr Mitten ini Jagdrevier und würde ich dem Jagdpächler gute Wohnung und Kost bei mir billigst berechnen. <4. 4»«oI»u«, Gms- und Gasthossbesitzer. Ansichtskarte liegt bei der Erved. d. BI. aus. § Küirstler-KlerHer Ver «dielt» vom Vege äer vor>e»cdrledenen blocke wonckern will, wer eigenem Oe»cdm«ckr unck lcan»tleri»ckien Xnnckouunßen steckmung trogen mücdte — kür cken »Inck unrere von b1e1»terkonck entworfenen llünrtler-stlelcker ckle wirklich Ickcole-tlalle. IVir werckcn gern mit Iknen beraten unck tlir Sie »ckollen / / klgene VerIc»tStten im klou»e / / kloLlekaus Kenner Orercken ältmorkt Kartoffeln, Zwiebeln, Kraut, Mohrrüben liefern in Vr und '/> Waggonladungen billigst iMlMlsMil-vkM-WiÄ PSIlllA L Vll.. (Süterbalmliofstrasie 2. l . Fernipr. 18851. Telegr.-Adr.: pauklsror», vrssöen. Pillnitzer Str. 14. Tel.13102. Alannstrake 4, - 22287. Bismarckplatz IS» - I4I62. Eingang Lindcnaustr. Pfotenhauerstr.24» » 13970. Zöllnerstrasie 12, - 22806. Bienertstraffe 11, - 14871. Warthaer Str. 14, - 14080. Wettiner-Str. 17. Tel.21635- Rosenstrasie 4S. - 21735 -Sechtstrasie 27, » 14596- Torgauer Str. 10. - 21539- Tromveterstr. 6, - 22967- KesselSdors. Str. 1«.. 14114. Kontore.Lagereien,»Versand: Wölfnitzstrasie 1. Tei. 21634. Freitag vorm, wieder in bester Eispackung eintreffende billige Melis Lvvüsvdv. Besonders ist zu empfehlen: „Helg.", m Portioiisgrößc.Psd. 2ös KlllllbMen, feinste, feile, zarte Drittel- pfundige .... Pfund »Helg.", 1-3pfündiger . Pfund 32 4 LedeNkised, 4^ "Helg.". prachtvolle, große TSlTSll^ ausgeweidete . . . Psund »Hel«.", von 2—4 Pfund, Pracht- dT»«KKdvII», volle blütenweste Fische . . Pfund IksVialsi»« Helg.«, ohne Kopf, in ff. großen derben Eremplaren.... Pfund Lajelsebellklreh. S'-LLL 48» °bne Kopf, nur Fleisch, in ausge. Lsd dvvIlvPKKl, zeichnet.» delikat, groß. Fischen, Pfd. TSV-) Nusfiihrliche gedruckte Kochrezepte gratis. 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Weil der Zar in seinen Augen den besten Willen verkörpert, der sich nur aus dem Grunde nicht betätigen kann, weil der Träger der Krone von seiner Umgebung über die wahre Lage seiner getreuesten Untertanen schändlich belogen und htntcr- gangen wird. Diese Auffassung kommt in zahllosen volks tümlichen Sprichwörtern und Liedern zum deutlichsten Ausdruck. Man hat unbedingtes Vertrauen zu dem „kleinen weißen Vater", Ist dagegen von tiefstem Miß trauen gegen die erfüllt, die berufen sind, seinen erhabene» wohlmeinenden Willen auszuführen. So kommt es, daß bäuerliche Gemeinde», die sich von den Behörden oder ihren Herren gegen alles Recht und Gesetz ausgebeutet glauben, zuweilen den Beschluß fassen, ohne deren Kenntnis, also ganz im geheimen, sogenannte „Fußboten" nach Petersburg zu senden, um durch sie unmittelbar vor den Stufen des Thrones ihre Beschwerden niederlegen zu lassen. In den allerseltensten Fällen erreichen diese ländlichen Sendboten, die zuweilen Hunderte von Meilen zurückzulegen haben, ihren Bestimmungsort: fast immer werden sie unterwegs als verdächtig aufgegrifsen, ins Gefängnis gesperrt, oder nach Sibirien verbannt. Und kommt wirklich einmal einer dank einem glücklichen Zufall am Endziel an, dann stellen sich ihm hier unüberwindliche Schranken entgegen, um zu dem zu gelangen, auf den, allen bitteren Enttäuschungen und seiner Unnahbarkeit zum Trotz, immer von neuem trügerische Hoffnung gesetzt wird. Man darf sich daher nicht wundern, daß das Sprichwort: „Es ist eine große Höhe zu Gott und ein langer Weg zum Zaren", jedem russischen Bauern vertraut ist. Bei der Aufhebung der Leibeigen schaft war die bäuerliche Bevölkerung in vielen Gouverne ments davon überzeugt, daß „Väterchen" es ganz anders gemeint habe, als durch das Manifest vom Jahre 1861 ver kündet wurde. Die Adeligen hätten die „goldene Urkunde" des Zaren, die den Bauern volle Freiheit und genügend Land als Eigentum habe geben wollen, gestohlen und ge fälscht, um sic zu betrüge». Auch die Agitatoren, die im Tturmjahr 1905 auf dem Lande die Nevolutivnssahnc ent falteten, hatten selten Glück, wenn sie in ihren Brandreden das Ansehen der Krone zu untergraben suchten. Häufig wurden sie dann durch den Zuruf unterbrochen: „Sprich, wovon du willst, aber laß unseren „kleinen Vater" aus dem Spiel." Und doch sind alle unbefangenen Kenner der russischen Verhältnisse sich darin einig, daß sich seit der revolutionären Bewegung jenes Jahres im Verhältnis der Bauern zum Kaiser eine gewisse Umwandlung voll zogen hat. Früher pflegten sie Gott und dcst Zaren in einem Atemzuge zu nennen und nicht immer war es der Zar, der an zweiter Stelle stand. Als eine mächtige, ge waltige Persönlichkeit erwähnte man ihn nur mit tiefer Scheu. Heute aber ist cs anders: der Bauer fängt schon an, an seinem Tu» nnd Treiben Kritik zn übe». Mag diese auch noch ziemlich milde und untertänig sein, so unter scheidet sie sich doch bedeutend von dem Ton, in welchem vor der tiefen politischen und sozialen Erschütterung des Jahres 1905 auf dem flachen Lande von „Väterchen" ge sprochen wurde. Bisher hat der russische Kaiserthron an der K Bauernbevölkerung seine festeste Stütze gebabt. Ein gründ ^ lichcr Wandel in ihrer Ergebenheit könnte ihn leicht zn Fall * bringen. * Jnlcs Favres Siegel ans dem Friedensoertrag von A Frankfurt. Der „Figaro" meint, daß der Franksurter dS Friedensvcrtrag, der dem deutsch-französischen Kriege von 1870/71 ein Ende machte, bald als wertlose historische Ur kunde in den Archiven liegen werde. Es sei daher ange-A bracht, über das auf dieser Urkunde befindliche Siegel 8 »q Jules Favres etwas zu sagen. Favre hatte in den letzten Jahren des zweiten Kaiserreiches für den Thronvratenden-« Z, ten Naundorsf. der sich bekanntlich für Ludwig XVII. nus-^v gab, und auf dessen „Echtheit" der ionst io gescheite Rechts--«T anwalt und Diplomat schwur, cinen Prvzeß geführt. Da ' " Naundorfs zu arm war. um das Auwaltshouvrar zu zah-K L len, fragte er Favre, vb er anstatt des Honorars als Ge-§ » schenk einen „Familicuring der Bourbonen" annehmen««' würde. Favre erklärte sich damit einverstanden und trug ^ Naundvrffs Ring bis zum Tode. Als nun der Frank- furtcr Vertrag aufgesetzt war und Favre unter die Urkunde nicht nur seine Unterschrift, sondern auch sein Siegel setze» rn » sollte, zögerte er einen Augenblick, denn er besaß kein Siegel. Bismarck aber sagte jovial: „Das schadet nichts, Sic haben da ja einen hübschen Ring, dessen Kasten Sic A ganz gut als Siegel benutzen können!" So kommt es, daß ^ sich aus der zwiefach — für Berlin und für Paris — aus- 7»! gefertigten Fricdensvertrngsurkunde der Wachsabdruck des Ningkastens des Nanüdorfssthen Ringes als sranzvsischcs »» Siegel befindet. Nach dem Tode Favres schcnlte dessen Neffe den Ring dem Museum des Ministeriums des Ac»- ßcrcn. Der Ningkastcn ist ein Granatstein, in den eine den Bogen svannendc Diana cingeschnittcn ist. . . . * Sisowath von Kambodscha gegen die dcittichcn Bar baren. Wenn demnächst auch aus dem fernen Kambodscha ein stammender Protest gegen die Zerstörung der Käthe dralc von Reims in die Welt hinausgehen sollte, wird man sich darüber nicht wundern dürfen, denn S. M. Sisowath, der ulkige König des Landes, der vor einigen Jahren mit seinen Hoftänzcrinncn eine vergnügliche Reise nach Franl- rcich machte und dort unterschiedliche tolle Streiche ver übte, hat dieser Tage bereits, wie cs vor ilnn ein paar- würdige Ncgcrfürsten aus dem hintersten Afrika getan haben, sein ihm von den Franzosen eingebläutcS Sprüch lein über die deutschen Barbaren hergcsagt. In seinem „mit Mosaiken und Teppichen geschmückten Palast von Marmor und Gold" empfing der königliche Ballettmeister den Gcncralgouverneur von Jndochina, der ihm im Namen der Kultur seinen Gruß entbot, worauf Sisowath folgen des zu sagen hatte: „Wir, König und Vater des Volkes von Kambodscha, begrüßen dich, o erwählter Vertreter der französischen Nation, der du von deiner Residenz Saigon zu uns gekommen bist. Mögen die Geister des Guten, des Sieges und der Freiheit Frankreich, das gegen die wilden Barbaren des Nordens ins Feld gezogen ist, bc schützen. Möge die Sonne der Freiheit und der Frucht barkeit die Häuser, die Aeckcr, die Geschöpfe segnen. Die Herzen unserer Untertanen schlagen im Einklang mit de» französischen Herzen. Wir alle wünschen in vollem Ver trauen Frankreich, das uns beschützt und uns Hilst, den Sieg der Waffen." Nach dieser Rede zündete der .König Weihrauch an, um aus Frankreichs Waffen de» Sieg hcrab- zubeten: und dann stieg er vom Throne, der eitel Gold und Silber ist, um in schlichter Weise, wie ein ganz ge wöhnlicher Sterblicher, mit dem Gcncralgouverneur und -essen Gefolge zu plaudern. Das Augurenlächeln der beiden hätten wir sehen mögen! . . . * Das Rebhuhn «nb seine Spur. Im „Manch. Guar dian" regt ein bekannter Sportsmann die Frage an. ob bei den Wildhühncrn iRcbhühncrn, Grousc usw.) eine „Spur" vorhanden ist, solange sic aus dem Nest sitzen. Alle, die ge wohnt sind, mit Jagdhunden auszugehen, wissen ganz gut, daß eS Tage gibt, an denen der Vorstehhund unsicher ist und so gut wie keine Witterung hat. während er zu an deren Zetten nicht den geringsten Fehler macht. Besonders tritt diese Unsicherheit oder geradezu der vollständige Mangel an Witterung zutage, wenn es sich um sitzende Hühner handelt. Der erwähnte Sportsmann erzählt einen Fall, in dem er mit einem Freund aus ein brütendes Huhn stieß. Die beiden Jäger sahen cs ganz deutlich, der Hund war so nahe daran, daß er unter gewöhnlichen Umständen e» schon lange vorher hätte wittern müssen, aber er ahnte nichts von seiner Gegenwart. Da sie es nicht aiifstörcn wollten, konnten sie nicht erfahren, ob cs Eier oder Junge hatte. Die Frage, vb die Natur dem brütenden Tiere zu Hilfe kommt, indem sie es während dieser kritischen Zeit ohne Geruch läßt, ist nicht zum erstenmal aufgeworfen Fortsetzung stehe nächste Seite.
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