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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.02.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260224014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926022401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926022401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-02
- Tag1926-02-24
- Monat1926-02
- Jahr1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.02.1926
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Mittwoch. 24. Aebruor 1S2S — .Dresdner Nachrichten" —. Landwirtschaft und Industrie in gleicher Front. Tagung der Lan-maschinen-Induslrie. Reichsbank und Agrarkrise. Uerli«, 28. Febr. Der Verband der Lan-maschinen- Jnbustrie tagte heute im Sitzungssaale deS Reichswlrt. schasisratS. Staatssekretär Hagedorn vom NetchSernäh- rungSministerium tiberbrachte der Versammlung die Wünsche -er Neichsregieruitg und betonte bi« dringende Notivendigkeit einer Nationalisierung der Wirtschaft. Die landwirtschaftlichc Maschinentndustlie konnte durch Nvrmisiernng und Tnpisie- ru»g vieles aus diesem Gebiete leisten. — Der Vizepräsident der Reichsbank, Dr. Uaussmann, ging t» seiner Vcgrüßnngs. «»spräche auf de» gegenivürtigen Stand der Landwirt schaft s k r t s e ein. Die ^hl der Erwerbslosen ist auf über 2 Millionen, die der Konkurse tm Januar auf 2088 gestiegen. Darunter waren nur 8t2 nach l»lv gegründete Firmen. Es zeigt sich also, dass zu den Opfern -er Krise in, groben Umfange auch solide alte Firmen gehörten. Es schein«, als ob gegen wärtig ein Stillstand in der Krise eiugetreten sei. Von einem Ausstieg sei allerdings noch nicht dir Siede. Einige sichtbare Erichen seien vorhanden, das, man ansaug«, ernstlich die Vc- triebe zu rationalisieren. Der Geldmarkt sei außerordent- ltch flüssig geworden, besonders in kurzfristigen Kredite». Die Zinssätze seien erheblich znrtickgegangen. Wieweit die Reichsbank zu einer weiteren Herabsetzung des Diskonts schreiten könne, sei eine Frage, über die sich das Kuratorium zurzeit noch nicht schlüssig sei. Die Kreditansprüche der Landwirtschaft könne die Reichsbank nicht erfülle», weil sie den notwendigen langsristigcn Kredit nicht geben könne. Diese Kredite könnten gar nicht untergebracht werden, weil man das Grundbuch nicht schnell genug für die Unterbringung bereinigen könne. Die mit der Auswertung verbundenen Regulierungen hätten de» Grundbnchämter» so viel Arbeit ge bracht, das, sie kaum weiter käme». Der Redner versicherte, die Reichsbank wolle alle Kraft auswcudcn, um an ihrem Teil der Landwirtschaft und damit auch den von ihr abhängige» Indu strien zu Helsen. Nach einem Vortrag über die Landlnaschineniudustrie Uetz sich der Präsident des RrichslandbundcS, - ReichötagSabgeorduetcr Hevv über landwirtschaftliche und industrielle Gemeinschaftsarbeit aus. Der Redner beleuchtet eingehend den außerordentlich starken Anteil der Landwirtschaft an der industriellen und newerblichen Erzeugung, und ist der Aussassuna. das, in der Landwirtschaft noch ein erhebliches Rias, von Maschinen und Geräten bei fortschreitender Mechanisierung der Betriebe aus- gciwmmen werden kan», wenn als Voraussetzung hierfür eine entsprechende Kaufkraft sich wieder zeige. Die gesteigerte Kaufkraft sei die Voraussetzung für die Wicderherstellnng der Rentabilität. DaS Interesse au einer möglichst schnellen Beseitigung der augenblicklichen Agrarkrise sei ein vollkommen gemeinsames, denn die Verkäufer können n^cht existieren, wenn keine Käufer vorhanden sind. Niemand wird unserer Erportindustrie die Hilfe versagen, die ilir das Wteder- erschclnen deutscher Ware aus dem Weltmarkt erleichtert. Anderseits aber ist die Wirtschaftspolitik bestimmt salsch. die etwa diesem Ziel die Lebenogrundlaqc anderer vrwerböstäude opfert. Die Exportmöglichkeiten sind deshalb zurttckgegangen, weil eine Minderung der deutsche» Konkurrenzfähigkeit in folge der Belastung der deutschen Wirtschaft zu verzeichnen ist und das Ausland infolge eigener Entwicklung gewillt ist. seine Wsttschaft durch Zollniatzuahmen z» schütze». Als Vor aussetzung für die Wtederansrichtung der Rentabilität gilt eS. daS Preiögleichgewicht wieder herzustellcn, d. h.. die Preis- schere zu schlief,e». Auf der Lieserseite dagegen, d. h. auf fetten der Industrie, wird eS notwendig sei», so billig wie möglich de« Üäuser zu beliefern. Aus der andere» Seite wird die Notwendigkeit gegeben sein, durch Korrektur der landwirt schaftlichen Produktionspreise im Sinne einer steten Preis entwicklung ebenfalls zum Schlichen der Schere bcizutragen. Redner setzt sich' weiter für de» gegenseitigen Austausch von Landwirten und Technikern ein. Das Interesse für die Notn>endigkcit der Rationalisierung und Technisierung der Landwirtschast müsse auch bei der Schule geweckt werde». Beim ReichSerughrungSmiuisleriu», sei ein besonderes Dezernat für Technik und Landwirtschaft zu schaffen. Die Ausführungen fanden lebhafte» Beifall. AIS letzter Referent erörterte Pros. Dr, Hollack die techirt- schcn Ausgaben der Landmaschiueninduitrie. Karloffelbau und Zollpolitik. Im Rahmen der Grünen Woche behandelte» weiterhin Dir. Dr. Knhn, Stettin, und Domänenpächter Ehlcrmann, Luhne, das Thema „Wie ist der Kartossclba n unter de» heutigen Verhältnissen noch rentabler zu gestalten?" Die Ant wort sei dahin zu präzisieren: Wxnn und soweit der Kartosfel- bau in den einzelnen Betrieben nach sorgfältiger Vvraus- kalkulation die Unkosten deckt, denn die Erzielung einer Ernte, eines Gewinnes sei unter den heutigen Umständen un möglich. lieber Arbeitöinethobcn und Arbeitsaufwand beim Kar- tofselbau berichtete Oekonvmierat Dr. Lothar Me»er auö Dahlem. Die Maschinenverwendung beim Bestellen und Pflügen der Kartoffelfelder hat Fortschritte gemacht. Zn einer wünschenswerten vollkommenen Erntemaschine sind wir aber nicht gelangt, obwohl seit 40 Jahre» daran gearbeitet wird. DaS letzte Referat hielt HauptgeschästSführer Iany, Berlin, über mirtscbastSpvlitische Zeit- und Streitfragen mit Bezug aus den Kartosselbau. Bei den Handelsverträgen, beson ders mit Italien, seien die Interessen der deutschen Wirtschaft und deS deutschen Kartosselbaucs preiSgegcben worden. DaS mitten in Europa neu entstandene Kartoffclbanland Polen »msassc jetzt die früher besten dentschcik Kartossclgebietc. Da müsse man heute der Rcichsregicrung sagen: Wenn du uns nicht die absolute Garantie der Einführung von Balnta- Kartosfelzöllen gibst, die uns vor der Gefahr der Einfuhr polnischer Kartoffeln schützen, dann kann niemand dem deuischen Landwirt den Anbau von Kartoffeln empfehlen. lLebhastcr Beifall.s Unsere Politik fei aber seit November 1ll18 nichts anderes gewesen als eine fortwährende drückende Bettelei beim Ausland. Die Polizeiverhandlungen mit Frankreich. Keine deutsche Mitschuld an den Frankensälschunaen. Berlin, 23. Februar. Der Ebcf der Berliner Kriminal polizei. RegierungSdircktor Tr. Weis,, ist am Montag von Brüssel, wohin er sich in der vorigen Woche von Paris aus beheben batte, nach Äcrlin zurückgckehrt. Sowohl in Paris wie in Brüssel galt sein Besuch bei den dortigen Leitern der Polizei neben der Erledigung bestimmter Dienstgcschäste vor allem -er Wiederanknüpsung der seit dem Kriege zerrissenen Faden zwischen den Kriminalpolizeien der drei Länder. Darüber hinaus hatte RcglcrnngSdircktor Dr. Weis, bekannt lich in Paris Besprechungen in der Angelegenheit der ungarischen Franken falscher. Aus den Mitteilungen, die französischerseitS über den Stand der Untersuchung in dieser Angclegcnheitz gemacht wurden, ist besonders von Interesse, das, man in Paris bisher keinerlei Unterlagen für die gerade in einem Teil der sran,ösischcn Presse ausgestellte Behauptung besitzt, wonach Prinz Windisch- grätz in der Frage der Frankensälschnnge» Beziehungen zu politischen Kreisen Deutschlands gehabt habe. Im übrigen scheint auch d:c französische Kriminalpolizei hinsichilich des Arthur Schulz der Ansicht des Berliner Polizeipräsidiums zu,,,neigen, das, SchnlzcS Tätigkeit in dieser Affäre bestenfalls lediglich in vorbereitenden Handlungen bestanden haben könne. InBrüssel beschäftigte sich Tr. Weis, auch mit dem Fall des dort verhafteten Russen Michael Holzmann. Mit der Entscheidung des belgischen Gerichtes über den von deutscher Seite gestellten AnSliefcrungsantrag ist bereits für heute zu rechnen. Der Pariser Konslikl zwischen Kammer un- Senat. (Durch Funkspruch.f Paris, 28. Febr. Die Morgenpresie bestätigt, das, die Ver handlungen, die der Vorsitzende des Finanzausschusses der Kammer, Abgeordneter Malvy, und der Berichterstatter dieses Ausschusses. Abg. Lamourcux, gestern abend mit Briand geführt haben, der Frage gewidmet waren, wie man ans der Lage heranSkommen könne, die durch daS Vor gehen deS Finanzausschusses deö Senats — der SenatSauSschus, hat außer de» l.gMtlltardeStcucrbewtiliguugen der Kammer »och für 8,3 Milliarden neue tndirekte Steuern bewilligt — geschaffen wurde. Er werde den Vorschlag der beiden radikalen Abgeordneten heute dem Ministsrrat unter, breiten. Im übrigen gehen VriaudS Bestrebungen dahin, die Beratung über die Steucrgeiehc so zu beschleunigen, das, die Beratung in Kammer und Senat am Bormittag deS 1. März zu Ende sei. Der ExekutivauSichuft der Radikalen Partei soll übrigens am Donnerstag abend unter dem Borsitz von Hcrriot zusammentrcien, um Stellung zu der durch das Vor gehen deS Senats geschaffenen Lage zu nehmen. Der Senat wird am Mittwoch zur Eröffnung der Finanz, -cbatte znsammciitretcn Man hofft die Debatte bereits am Freitag beenden zu können. Nach Eindrücken aus den Wandclgängc» des Senats zu schlichen, wird das von der Finanzkommission des Senats angenommene Projekt eine große Mehrheit finden. Das große Fragezeichen bildet zur zeit die Haltung der Kammer. Ein Teil der Abgeordneten vertritt den Standpunkt, daß der Senat kein Recht habe, die von der Kammer verworfenen Bestimmungen erneut anszn- nehmcn. Den Stein des Anstoßes bildet nach wie vor die B c r ka «s S st c n c r. Es scheint fraglich, ob sich in der Kammer auch unter dem Eindruck eines MclirheitsvotnmS des Senats in diesem Punkte ein« hinreichende Mehrheit finden wird. ^ Paris, 28. Februar. In dem Bericht, kken der General- berichterstattcr des F > » a n za n s s ch n s s e ö deS Senats, Senator Eher»», über die Finanzgesetzc erstattet hat. heißt eS nach Aiftnhrnng der von der Regierung ursprünglich vor- gesehenen Steucrgesetze und deö von der Kammer angcnom- mene» StciicrgesctzrS, Briand und Dvumcr hätten von dem Finanzausschuß deö Senats gefordert, eine gewlssc Anzahl von Steuern, die die Regierung der Kammer vvrgelegt habe, die diese aber abgelchnt habe, zu bewilligen. Der Finanz ausschuß habe zur Grundlage der DiSknssion den von der Kammer angenommenen Entwurf gewählt, ergänzt durch die Forderungen der Regierung. Der Ausschuß schlage vor, sämtliche Stenern anznnchmcn, die von der Regierung an- gesordert seien, nachdem sie zunächst der Kammer unterbreitet seien. Der Ausschuß verkenne nicht, baß dadurch ans die Steuerzahler eine gewaltige Last gelegt werde, aber jetzt müsse man entschlossen handeln. Es handle sich darum, die Währung zu rette» und mit einer gesunden Währung die Bedingungen für ein normales Leben wieder herzustcllmi. Die Annahme der vorliegenden Entwürfe würde ein Ausgleich des Budgets, die Sanierung des Schatz amtes und die Amortisicrung der schwebenden Schul den bedeuten. Die Inhaber von Schatz- und anderen BonS, die sicher seien, das, der Staat seine Verpslichlungen erfülle, betrachteten eS als ihre patriotische Pflicht, zu verhindern, daß daS Schatz amt unbesonnenen Anträgen aus Rückzablung n-^omme. Jeder Bllraer könne aus seine Art zur Sanieruna der Finan- zen beitragen. Frankreicb, daS die tragiscbste ^-ülnng sieg reich bestanden habe, werde nicht an einer finanziellen Krise sterben. Die Nation fordere von ihren Vertretern im Parla ment, aus der schon solange andauernden Periode des Zögerns und der Unsicherheit herauszukommen. Sie werde sich bei ihrem gesunden Menschenverstand und bei ihrem FreiheitS- efühl nicht darüber beschweren, daft ihre parlamentarischen Vertreter das so ernste Problem der Finanzen eingehend diskutiert hätte», aber sie verlange, daß man zu etncm Er gebnis komme. <W. T. B.j Tschechische Sprachkurse slir reichs-euksche Eisenbahner! Die tschechischen Zeitungen verkünden freudestrahlend, daß sich der Schriftverkehr zwischen den nahe der Grenze aelegenen reichSdentschcn Eiscnbalmverwaltnngen und den tschechischen Aemtern in tschechischer Svrachc ab- wickle. Die Eisenbabnvcrivaltuna BreSlau bat nach tschechischen Mitteilungen für ihre Beamten und Nnterbeamten tschechische Sprachkurse eingeführt. Die tschechische Sprache marschiert also mit Unterstützung rcichsöentscher Re- bchörden auch in Deutschland! 280 -eulsche EtsenbahnarbeNer enttasfen. Eger, 28. Febr. Das tchechische Eisenbabnministcrium hat am Sonnabend 2 00 deutsche Oberbanarbeiter entlassen, die znm Teil seit mehr als 13 Jahren im Falkcnaucr Bezirk der Vuschtichrader Eisenbabn beschäftigt »varcn. Die Erregung über diesen »»erhörten Gcivaltakt ist im ganzen Egcrlande sehr groß. Amerikanische Finanzkonkrolle über Polen? Warschau, 28 Febr. Ans zuverlässiger Quelle verlautet, daß die Bankers Trust Eompanv, die seit Monaten mit der polnischen Negierung in Anlethcvcrhandlungen steht, der polnischen Regierung nunmehr mitgeteilt hat, daß sie eine Anleihe an Polen nicht geben könne. Dagegen ist sie bereit, die ganze finanzielle Verwaltung Polens zu über nehmen. Von gut informierter Quelle wird mitgeteilt, daß die polnische Regiernna der Bankers Trust Eompanv erklärt habe, sie müsse sich Bedenkzeit auöbitten, «m die polnische Ocsfentlichkeit a» einen solchen Plan langsam zu gewöhnen. Attgebliche TSIlgkell deutscher Lhrmiker in Lhina. London, 28. Februar. Im Unterhaus«: fragte ein Mitglied, ob der Kriegsminister Mitteilung darüber besitze, daß deutsche Ehcmiker von de» chinesischen Mili taristen zur Herstellung von Giftgas herangezogen werden, wie er im Juli erklärt habe. Der Kriegsminister erwiderte: Die deutsche Regierung habe dcmenttert, daß deutsche Ehciiiikcr im Dienst chinesischer Militaristen stehen und er nehme dieses Dementi vorbehaltlos an (Beifall). irr. 82 Seile A Sozialisierung aus kallem Wege. Gegen den sächsischen StaatSsozialismuS. In einer Versammlung des Ausschusses für In. - u st r i e un- Handel der D e n t s ch n a l i v n a le n Vvlkspartei, OrisgrupPe Dresden, hielt Landtags- abgrordnetcr Berg iLeipzigj einen mit großem Beifall aus- genommcnen, sehr beachtlichen Vortrag über „Staatskapitalis mus und Sächsische Werke". Es ivar ein trübes Bild, das der Redner im Rahmen seines Vvrtragsthcnias von der Entwick luiig der sächsischen StaaiSsinanzcn zeichnete, und besonders eindrucksvoll dadurch, daß er durch eine fortlaufend« Kette von Beweisen die innere Berechtigung der scharfen Kritik nachwies, die er an der univiitscstnftliclxn und uniausinän »ischen Finanzgebarung des bisherigen sächsischen Finanz- Ministers Dr. Re in hold übte. Schon der Vergleich der Etatsanfstellung i» -er Vorkriegszeit mit der deS jetzigen Reichsstiianzministcrs v mußte schwerste Bedenken erwecken. Der sächsische Etat für >926 balanciert mit 8lti Millionen Mk., davon sind die Einnalmieposten von 107 Millionen Mark, die durch Steuern tn Sachsen ausgebracht, und IM Millionen, die vom Reiche hcransgeholt werden sollen, mehr ccks unsicher. Ob unter an-erem die von Dr. Reinhvld vorgesehene große Erhöhung der Gewerbesteuer, die von der linken Mehrheit sicher angenommen werden dürste, die erhoffte Höhe erreicht, ist wohl noch ebenso zweifelhaft, wie der erhoffte Goldzuslnß vom Reiche. Unter den Ausgaben stehen an erster Stelle mit 222 Mil lionen Mark, oder 80 Prozent, die persönlichen Ausgaben für Gehälter usw. Eine derartige Höhe der Verwaliungsaus-.- gaben kann aber ei» produktives Unternehmen, das doch auch die StaatSwirtschast sein soll, nicht tragen. Hier muß gespart werden durch Abbau des allzu großen Apparates, was um so leichter möglich ist, als Sachsens Ausgaben lediglich aus intim rellem Gebiet liege». Erspariiisniögltchkeiten bietet unter anderem der Abbau der Zahl der Landtagsabgevrdnclen, eine Forderung, die vom Redner und der Dentschnntionalen Irak, tivn schon seit Jahren erhoben worden ist. Als fehlerhaft wirkt sich dagegen das falsche Sparspstem beim Venmtcnabbau aus, für den sich weniger ausschlaggebend die Rücksicht aus die Leistungen der Beamten als der Besitz des richtigen Partei buches erwiesen hat. Der Redner kommt zu dem Schluß, daß die Abkehr von all den Einrichlnngcn aus dem Jahre 1M8 und lOlg nvtivcndig ist, die wir im Interesse unseres Wirtschaftslebens entbehren könne». Ein typisches Beispiel hierfür bieten die Sächsischen Werke. Als der Sächsische Landtag mit Einschluß der Dcnischnntionalcn für diese 40 Millionen Mart Aktienkapital bewilligte, geschah das tn ber^Absicht, daß die werbenden Unternehmungen deS sächsischen Staates, losgelöst vom bureautratischen Vcrival- lungSapparat, znsaminengcfaßt werden sollten. Daß sick daraus aber ein derartiger industrieller Wasserkopf mit 45 Tochtergesellschaften entwickeln würde, hat damals niemand gedacht. Zn dem Stammkapital wurde der amerikanische l5 - Millionen - Dollar - Kredit ausgenommen, so daß dem 40-Millivnen-Kapital 00 Millionen Schulden gegennberstchen. Das ist ein überaus ungesundes Verhältnis. Tie Vielseitig keit der Sächsischen Werke hat sich rapid entwickelt. Heute gibt cs kaum einen indnstricllcn Zweig, von der Fabrikation von Kochtöpfen angesangen bis zum Betrieb von Kohlcnwcrkcn und Kohlenhandel, in dem sic nicht der Privatindnstric Kon kurrenz machen. Um die Vertreterprovision zn sparen, wurden selbst zum Ankäufe des Oclcs und Fettes und der Autoreifen für die in den Staatsbetrieben verwendeten Automobile Tochtergesellschaften gegründet. Wenn die Entwicklung so wcitergeht, werden mir in fünf Jahren kaum noch selbständige Privatbetriebe haben. Alles ist daun Tochtergesellschaft der Sächsischen Werke. Hier haben mir nichts anderes als die Sozialisierung aus kaltem Wege, gegen die entschieden Stellung genommen werden muß. Eine besondere Gefahr für die sächsischen Siaatssinanzen liegt darin, daß die Sächsischen Werke, die zwar einzelne sehr rentable Betriebe nufweiscn, auf dem Wege über den außer ordentlichen Etat fortgesetzt große Zuschüsse fordern, die sich bis setzt auf 220 Millionen Marl belaufen. Einmal wird der Zeitpunkt kommen, wo das ganze bewegliche sächsische Staats- vcrmögcn von ihnen aufgesrcsscn sein wird und der Staat nichts mehr hincinstecken kan». Die >0 Prozent Zinsen, die angeblich für das Jahr 1925 ausgeschütict werden konnten, sind bereits durch neue Nachschüssc im außerordentlichen Etat für 1926 neu bewilligt worden. Dieser ganze Geschäftsbetrieb, der kcinerles Uebersicht über den Stand des großen Konzerns gestattet, ist vollkommen unkausmännisch. Hierzu kommt, daß im Etat als Zftiscn- crtrag der Sächsischen Werke nur 2 Millionen anfgcführt werden, während doch bei einer zchnprozeirtigcn Verzinsung 4 Millionen Mark Hütten gebracht werden müssen. DaS ist also nur eine fünsprozcntige Verzinsung. Der Redner for derte, daß endlich einmal dem Volke die Angen geöffnet werden müßten. Vor allem müßte auch gesagt werden, daß vielleicht einmal unsere Nachkommen Vorteile ans den Sächsischen Werken haben würden, nicht aber das jetzige Ge schlecht. Obwohl die Sächsischen Werke schon längst kein staatsnot wendiger Betrieb mehr sind, genießen sic auch jetzt noch mit allen Tochtergesellschaften vollkommene Stenersreiheit, wäh rend nach kaufmännischer Berechnung jährlich allein minde stens 866 Millionen Umlaufkapital nmsatzstcucrpslichtig wären. Diese Stenern werden der StaatSwirtschast entzogen. Den Privatbetrieben aber ist es unmöglich, gegen eine derartige Stcucrbevorzngung ansznkommen. Die Folge ist: sic müssen zugrunde gehen, der Staat erhält von ihnen keine Steuern mehr, die Angestellten und Arbeiter werden erwerbslos und fallen der öffentlichen Unterstützung zur Last. Die Allgemeinheit wird also doppelt gcscbädigt. Die in Aussicht gestellte Verbilligung von Kohle lind Elektrizität ist ebenfalls anSgeblteben, vielleicht erhalten die Strom- verteiler billigeren Strom, die einzelnen Konsu menten haben aber bisher keinerlei Vorteile gehabt. Sollen weitere Schäden vermieden werden, so wird eS not wendig sein, den Abbau der Tochtergesellschaften der Säch sischen Werke in Angriff zu nehmen, che cS zn spät ist. Im Aiftcblnß an den Vortrag beschäftigte sich die Ver sammlung noch mit der Behebung der allgemeinen wirtschaft lichen Not. Fabrikbesitzer Lnschcr warnte vor der Ausnahme langsristigcr Kredite bei der Sächsischen Staatsbank, die bei dem überaus hohen Zinssnße einer Nebercigiiimg des eigenen Betriebes an den Kreditgeber gleich käme. Nur kurzfristige Darlehen zu mäßigen Zinsen könnten der Wirtschaft Helsen. Abgeordneter Berg, selbst Vorstandsmitglied eines großen Industrieunternehmens, stimmte dem zn und bezeichnet«: cS durchanS möglich und im Interesse der Allgemeinheit liegend, wenn eine Staatsbank mit einem Kapital von 100 Millionen Mark gegründet würde, zwecks Ausleihung kurzfristiger Kredite zu 4 Prozent an die Industrie. Dadurch würden neue ProdilktionSmöalichkciten eröffnet und infolgedessen die Zahl der Erwerbslosen verringert werden. Schließlich berichtete Fabrikbesitzer Lnschcr noch über den Erfolg der in der letzten Sitzung beschlossenen Beschwerde wegen der Neberachnng der sächsischen Industrie bei der Ver gebung von NcichS» und StaatSansträgen. Der Verband Sächsischer Industrieller babc die Angelegenheit weiter ver folgt. eine Besserung sei zn erwarten. Die passenäe Krille exakte /iugennntersnktzung. Knelker »Iler 8y,teme veil, Diplom-Optiker 4kk«r Sir. <», zegenüd. klen Ksmmer-l.icktt5pielei>.
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