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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.02.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260224014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926022401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926022401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-02
- Tag1926-02-24
- Monat1926-02
- Jahr1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.02.1926
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Buhkag. Wenn ein «türm durch die NatM braust, pflegt sich «ach ihm «in« Still« etnzustellen, in der W alle-, wie aufatmrnd, «oll neuer und frischer Kraft-entsafte^ und am meisten dort, wo Faules. Morsches, Hemmende- von jenem htnweggrfegt wurde. Nach dem Sturme des Weltkriege- ist e« ander- gegangen. Noch heute lässt sich nicht übersehen, wa- alle- er bis in dt« Grundfesten erschüttert und, Schranken zersplitternd, Ruhen- de» in Bewegung setzend. Gute» und Heilsame- vergiftend, dem Tode geweiht hat, um die Zukunft auf unmeßbare Zeit zu einer barten und heillosen zu machen. Dem Kriege mjt den stählernen Waffen ist ein solcher in Form d«S Wortes gefolgt. Auf die verschiedenste Weise — in Zeitungen. Versammlungen, Büchern und Parlamenten, ernst und lästerlich, erwogen und unreif, wird eS laut und umbrandct es uns im betäubenden Stimmengewirr, das viele ratlos macht, wo sie hin hören sollen? Schon eine vorlaute Jugend drängt sich in den Streit. Unverantwortliches wird in die Massen geschleudert. Zahllose wissen gar nicht, ivas sie reden. Je ungereimter, aufreizender, verbissener, desto lockerer sitzt es ihnen auf der Zunge oder in der Feder. Nur der alles zur Harmonie, zur Wahrhaftigkeit stimmende Ton ist nirgends herauSzuhüren. Doch Menschen hatten in der Geschichte noch niemals das entscheidende und letzt« Wort. Immer wieder redete einer mit, wenn oft auch nach langem Schweigem Bon dem es auf dem ersten Blatte der Bibel heißt: «Gott sprach!" der wtrd übcr allen Wahn und alle Hoffart der Menschen hinweg doch zur Geltung bringen, rvas dt« Welt im Innersten zusammen- hält. Und die Menschen werden cs hören müssen! Er hat sie selbst durch den Propheten gefragt: „ I st m e t n W o r t n i ch t wieetn Feuer.und wie ein Hammer,der Felsen zerschmeißt?" (Irr. 28. 20.) Dieses Feuer aber verzehrt, was dürr und saftlos und giftig ist. Und für diesen Hammer war nie etwas zu hart und zu fest, als daß er nicht Trümmer daraus machen konnte, wenn es sich Gott als etivaS Hinderliches in den Weg stellte. Mit der Bibel in der Hand führte Luther die neue Zeit herauf, die uns vor völliger geistiger und geistlicher Ver- armung schützte. Und wenn wir das Vertrauen aus Gottes Wort wiedergewöiinen, das auch im Weltkrieg« seine Rolle ge- spielt hat, und die heilige Kunst, es als unsre beste Waffe zu brauchen, dann ließe sich gewiß noch wieder gut machen, was ein andrer Geist zum Verderben gewendet. Dazu heißt eS, beim Herzen, bei jedem einzelnen Herzen ansangen. Und wie das wieder zu geschehen hat, lesen wir aus dem Morte des Hebräerbriefes heraus: „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert, und dringt durch, bis daß es scheide t S eel« und Gei st, auch Mark und Bein, und ist ein Richter derGe- Lanken und Sinne des Herzens." lEbr. 4. 12.) Was drmn draußen geredet wird, was so viele unsicher, verzagt, dem Frommen und Guten abwendig macht — im Kampfe des Wortes, der die Zeit durchtobt, kann doch nur Gottes Wort Heil. Segen und Sieg verbürgen, und so gut im kleinen alltäglichen, wie im großen weltgeschichtlichen G« schehen, wenn wir es im alten Vuthcrgeiste bewahren: „Das Wort sie sollen lassen st ahn!" ad. — B.-U.-Woche. eine Woche für Belehrung und Unter haltung vom 21. bis 27. März 1026. Unter die zugesagten kostenlosen Besichtigungen gehört mich diejenige der Staat!. Porzellan Manufaktur in Meißen. Ihre Schau balle und nach Möglichkeit auch das ganze hochinteressante Werk sollen den Inhabern des B.-U.-Wocbenheftes zugäng lich gemacht werden. An den Bcsichtigungstaacn wird ihnen auch die Eisenbaünfahrt nach Meißen, ebenso wie dielenige nach Tharandt zu den Darbietungen der Forsthochschule wesentlich verbilligt werden. — Die N c t ch s e i s e n b a h n- direktion wird weiter ihren höchst instruktiven Verkehrs- silm und ihr Eiscnbahumuseum zur Verfügung stellen. — Tie O b e rvo std i r c k t i o n kommt den allgemeinen Wünschen in ganz hervorragendem Maße entgegen. — DaS Telegraphenamt, das Fernsprechamt, die Radio- sunkftation und voraussichtlich auch die Bries- obfertigungs stelle sollen zum Gegenstand der Be sichtigung gemacht werden. — Wettere Darbietungen, ins besondere seitens der großen industriellen Unternehmungen, sind in der Bearbeitung. Angesichts des immer wieder ge brachten dringenden Wunsches nach Veranstaltung einer Tombola sei hiermit gebeten, durch Gewährung wertvoller Gaben oder freundlicher Spenden einen besonderen Anreiz für die Teilnahme an der B.-U.-Wvche mit schaffen zu wollen. — Eine Mitteilung von derartigen Unterstützungen wird bis zum 27. b. M. auf die Geschäftsstelle der B.-U.-Woche, Bankhaus Gebr. Arnholb, Waisenhausstraße, erbeten. — Der Fr««e»»ereiu der versvhaunzsaemeind« hielt kürzlich wieder einen Teeabend ab. Die Vorsitzende Frau Professor Entz konnte ein« «rohe Anzahl Mitglieder und Gäste begrüßen. Frau Tr. Sieber-Pilling sprach über Behandlung mit Sonnenstrahlen. Herr und Frau Kantor Stier erfreuten durch Gesang- und Klavier, vorträge. Zum Schlüge folgten noch einige lustige Gesangsstücke durch Krau Mtlly Teike-Roth. Sächsischer Landtag. 171. Sitz«««. Dresden, den 28. Febr. ISRi. Die heutige VanbtagSsttzung beginnt mit der Abgabe von SrNIrnNge« der dentfchnatiouar«« ««d der demokratische« Fraktion. A-bg. Hofma«« (D.-N.) nimmt Bezug auf einen Zwischen- fall des Abg. ClanS <Dem.) in der Sitzung vom 1ü. Dezember 1025. mit dem er behauptet hatte, daß der Abg. Berg <D.-N.) früher Sozialdemokrat gewesen sei. Da die demokratische Fraktion trotz Aufforderung weder einen Beweis hierfür er bracht noch den Namen dcS Gewährsmannes genannt habe, stelle bi« deutschnationale Fraktion nunmehr sest, baß der Abg. Claus ein« leichtfertige Verdächtigung aus gesprochen habe, ohne dafür den geringste» Beweis zu er- bringen. Abg. Dr. Seysert sDem.) weist namens seiner Fraktion dies« Vorwürfe zurück. Ter Abg. Berg habe sich in Briefen aus dem Felde so geäußert, daß der Ausdruck „Sozial demokrat" als Bezeichnung seiner damaligen politischen Anschauung berechtigt sei. Förderung des Wohnungsbaues bezweckt ein Antrag, der voll dem Abg. Börner (D.-N.) begründet wird. Von der Answer- tungSsteuer tMietziuSstcUeri seien im Rechnungsjahre 1025/20 10 Prozent zugunsten des Wohnungsbaues verwendet worden. Nachdem Reichsgesetz über Aenderungen des Finanzausgleichs zwischen bleich. Ländern und Gemeinden vom 10. August 1025, Art. 2, 8 11. seien für daS Rechnungsjahr 1020/27 15 bis 20 Prozent dieser Steuer für denselben Zweck vorzusehen. Es fehle hierzu aber noch die landcsgcsctzliche Regelung. Der Redner beantragt, die Staaksregierung zu ersuchen, schleunigst einen Gesetzentwurf vvrzulegen. Fina«zminist«r Dr. Dehne teilt mit, es sei «ine seiner ersten Aufgaben gewesen, dem Kabinett einen entsprechenden Entwurf etnzuretchen. Dieser werde dom Landtag in den nächsten Tagen zugehen. Abg. Nöllig <D. Bp.) empfiehlt der Regierung, den (Ge meinden Zwischenkrcdite zur Verfügung zu stellen, damit der Wohnungsbau recht bald ln Angriff genommen werden könne und nicht wertvolle Zeit verloren gehe. Nach den Erklärungen des Finanzministers zieht Abg. Börner seinen Antrag zurück. Segen bas Ninberzuchlgesetz richtet sich ein -cutschnationalcr Antrag, -essen Begründung von dem Abg. Schreiber gegeben wird. In dem Anträge wird die Negierung ersucht, das Inkrafttreten des Rinberzuchtgcsetzes vom 10. Juli 1025 bis auf weiteres, mindestens aber um ein hr, hinauszuschieben. Dieses neue Zwangsgesetz für die ndw-irtschaft babe eine ungeheure Erbitterung hervor gerufen und den Durchführung des Stesetzes würde schärfster Widerstand entgegengesetzt. DaS sei durchaus berechtigt un begreiflich. Keinem anderen Lande würde man solche Zwangs maßnahmen znmutcn. Seine Fraktion habe versucht, im Aus schüsse und bei der Schlußbcratung die Ablehnung -es Gesetzes zu erreichen. Leider vergeblich. Die landwirtschaftlichen Fragen würden von politischen Gesichtspunkten aus behandelt. Es würde eingelvendet, daß -er LandcskultNrrat dem Gesetze z»gestimmt habe. Der Entwurf habe aber dem Landeskultur rat bereits Anfang des Jahres 1024 Vorgelegen, also zu einer Zeit, wo die katastrophale Entwicklung der Landwirtschaft sich nicht habe voranssehen lassen. Der Landesknlturrat habe auch eine Unmenge von Abänderungsvorschlägen gemacht, die aber nicht beachtet worden seien. Besonders den kleinen und mitt leren Landwirten würden wieder^ neue Lasten aufgobürdet, die man auf 8 bis 4 Millionen Mark berechnet habe. Und das in einer Zeit, wo -er Bauer nicht ivisse, woher er das Geld nehmen solle. Auch im Hinblick auf den Arbeiiermangel müsse das Gesetz abgelchnt werden. ES sei kein Personal für die Sammelkörungen vorhanden. Seine Fraktion werde nichts unversucht lasten, das ganze Gesetz zu Fall zu briügen. Die bisherigen Bestimmungen hätten vollständig genügt. ES seien damit Glanzleistungen auf tierzüchterischem Gebiete erreicht worden. Ministerialdirektor Dr. Klier» erklärt, baß das Wirt schaftsministerium nicht in der Lage sei, das Inkrafttreten deS Gesetzes hinauszuschieben, da dann zu befürchten sei, daß die Durchführung des Gesetzes überhaupt scheitere. Alle Vor arbeiten, die bereits geleistet seien, würden vergeblich gewesen sei» und man müsse nach einigen Fahren wieder von vorne anfangen. Anfangs hätten sich der Durchführung des Ge setzes keine Schwierigkeiten entgcgengestellt, später aber sei daS Gesetz politisch-agttatorisch ausgenützt worden und man habe von verschiedenen Setten grobe Entstellungen und Uu- Wahrheiten über das Gesetz verbreitet. Der Redner »sendet sich gegen solche Behauptungen. Den Geftichstellcrn komme eS nicht darauf an. dt« Einführung deS Gesetzes hinauszuschieben, vielmehr das Gesetz zu beseitigen. Sämtliche Wünsch« der Landwirtschaft seien in dem Gesetz berücksichtigt. (Widerspruch rechts.) DaS Gesetz set ganz unpolitisch. Das Wirtschaft-, Ministerium »erde die Dnrchstthruug des Gesetzes mit allen Mittel« erleichtern, daS Inkrafttreten hinauszuschieben iet aber unmöglich. Abg. Renner sKomm.) äußert namens seiner Fraktion, daß diese ihre frühere Haltung gegenüber dem Gesetz geändert habe. Sie habe eingesehen, daß das Gesetz für den Kleinbauer eine schipere Schädigung bedeute. Der Redner beantragt, die Bestimmungen des Gesetzes anfzuheben. Abg. Donath sD. Bp.i erklärt namens seiner Fraktion, daß diese nicht in der Lage sei, dem Anträge zuzustimmen. sNa nu! rechts.) Wenn auch zugegeben werden müsse, daß der jetzige Zeitpunkt keineswegs besonders geeignet sei. das Gesetz vom 1. April zur Einführung zu bringe», so müsse doch in Betracht gezogen werde», daß wir heule nicht beurteilen könnten, ob bessere wirtschaftliche Verhältnisse herrschten, wenn da- Inkrasttreten um ein Jahr hinausgcschoben werde. Abg. Claus «Dem.) ist der Meinung, daß das Gesetz in der beschlossenen Form nicht durchgcfnhrt iverdcn könne. Seine Fraktion werde der Vertagung zustimmen, aber bis zum l. Juli 1027, wolle jedoch gleichzeitig mehrere Abändcrungs- antrügc stellen. DaS Gesetz zwinge die Bauern in die Zucht- genosseirschastcn hinein. Diese seien aber überholt. Die Praxis habe den Weg der E i g e n h a l t u n g gewiesen. Hierin liege der Widerstand der Landwirtschaft. Es habe keine Dringlichkeit für das Gesetz Vorgelegen. Das Schlimmste sei. daß dem Landwirte die Freude an der Viehzucht verdorben werde. Abg. Scheinbar (So-z.) führt aus, der Widerstand gegen das Ninderzuchtgrsetz erinnere an die Opposition gegen das Kör- gesctz, das sich aber dann als segensreich erwiesen Hab«. Es sei eine Uebcrlreibung, wenn gelagt werde, daß die Aufwen dungen für das Gesetz einen Ruin der Landwirtschaft bedeut«. Der Redner stimmt der Erklärung des Abg. Donath zu. Er- leichterungcn werde man zustimmen, sei aber im Prinzip für Beibehaltung des Gesetzes. . Der Antrag der Kommamisten und der Demokraten, soweit er eine -Hinausschiebung des Inkrafttretens des Gesetzes be zweckt, wird abgelehnt. I» namentlicher Abstimmung wird sodann der dentsch- nationale Antrag mit 51 gegen 88 Stimmen abgelehnt. Auch die demokratischen Aüänd erungsan träge finden keine Mehrheit. Der Nechtsausschuß hat sich mit dem Entwürfe eines Gesetzes über Lanbkrantzenküssen beschäftigt. Abg. Strnbe (Soz.) schlägt als Berichterstatter vor, die Vorlage unverändert anzunchmen. Danach dürfen ln Sachsen neben den allgemeinen Ortskrankenkassen keine Landkranken kassen errichtet werden. Der Bestand der in Sachsen vor handenen 33 Landkrankenkassen wird nicht berührt. Abg.^Dr. Troll (Dn.) spricht gegen daS Gesetz, durch das eine Maßnahme der Selbsthilfe unmöglich gemacht werde. Vielleicht würde die Einführung dieses Gesetzes noch einmal bereut werden. Es bedinge eine Steigerung der Lasten für die Landwirtschaft, ohne daß die Leistungen erhöht würden. Abg. Dr. Schminck« (Komm.) hält das Gesetz für un bedingt nötig im Interesse der Landarbeiter. Die Vorlage wird gegen die Stimmen der Dentschnatio- neüeu verabschiedet. Die GesundhettsschSbltzungen -er Glasbläser betrifft ein Antrag, den die Kommunisten cingebracht haben. Abg. Dr. Schmincke (Komm.) gibt die Begründung, in der er insbesondere anf die gesundheitlichen Gefahren hin- wcist, die durch die von Mund zu Mund gehende Glasmacher pfeife entsteht. Er macht verschiedene Vorschläge, die sich u.a. beziehen auf die Verwendung der pneumatischen Patent pfeife, die BelüftuM der Arbeitsstelle und die Einrichtung von Bädern. Die Unternehmer seien gegen die Einführung dieser bewährten Patcntpfeife. Das Bürgertum sei - arbeiter feindlich. Die Pfeife werde auch von den Gewerkschaften und den Aerzten gefordert. Landesgewerbearzt Dr. Thiele erklärt, -aß die Regie- rung keineswegs die schwere Arbeit deS Glasmachers und die Möglichkeit schwerer Gesundheitsschäbigungen verkenne. Di« entschieden das Beste ist: ferner der Tonbcrg mit der geologischen Eigentümlichkeit, Laß man bergab dahin geht, endlich Gohlis mit seiner berühmten Gose — einem Zeuge, das ungefähr so schmeckt, wie die Miste, die wir den Scharwächtcrn vorsetzten. Das ist, auf cerevis, alles, schlechthin alles Interessante in der nächsten Umgebung." ES ist ihm unmög sich, „in diesem Krämcrloch mit seinen verfluchten staubigen Pappel-Alleen frische Luft zu schöpfen". ,LSie es sich unter den Sandhosen der Pappelchausecn lustwandelt, das bedarf nicht der Schilderung." Bittere Worte noch werden über Leipzig gesprochen, bis er endlich über „bas ewige Jammern über Leipzigs Scheußlichkeit" hinaus ist. Allmählich gelingt es ihm. der „Knlturwüste" manche schlicht« Schönheit in der Elsteraue abseits -er großen Straßen abzugcwtnnen. Die Urteile Trcitschkes über das Sachscnland gehören fast ausschließlich der Frühperiob« seines Wirkens an, der Zeit also, da er noch nicht wußte, ob er zum Dichter oder Ge- lehrten.geboren war. 1855 glaubte er, seinen Beruf zur Poesie erkannt zu haben, und im folgenden Jahre schrieb er dem Vater tm Anschluß an „das Dilemma zwischen Poesie und Wtssensckmft": „Eine der Haupteigcnschaften eines Künstlers glaube ich sicher zu besitzen: die rege Lust am Leben, daS offene Auge für seine Erscheinungen und die Neigung, nicht durch Theorie ihre Gesetzmäßigkeit zu begreifen, sondern jede Erscheinung in ihrer Lebendigkeit, in ihrer Schönheit zu er faßen." So ist cs verständlich, -aß in den Betrachtungen über das sächsische Land die ästhetische Einstellung überwiegt. Die landschaftlich begnadeten Gegenden üben einen tiefen Eindruck auf ihn aus. während er bebautem Lande, Kulturlandschaften, keine Reize abzugewinnen versteht. Darum drückt das prosaische Leipzig den Poeten nieder, als er nach einem tngcndfrohcn rheinischen Burschcnlebcn in Bonn hier seinen Einzug hielt: denn „es ist undenkbar, daß an der Pleiße ein frohes Lied ge- schrieben werden kann". „Leipzig verhält sich zu Bonn wie Prosa zur Poesie." Zn diesem ästhetischen Gru»xdton tritt noch ein stark subjektives Moment hinzu, das dem sunaen Treitschke eigen ist. »nd das sich gelegentlich in impusiven Urteilen von ttberschwellcnder Anerkennung einerseits und in vernichten- der, giftiger Kritik anderseits äußert. Besonders das letzter« Ist scharf ausgeprägt: er spritzt sich nach seinen eigenen Worten manchmal gehörig seine Galle a«S. Allmählich findet ein innerer Ausgleich statt. Wissenschaftliche Arbeiten laßen ihm nicht Zeit und Ruhe zur Entfaltung seiner dichterischen Nei gungen. Treitschke wird Gelehrter. Sein Urteil über Land und Leute wirb damit objektiver. Jetzt heißt es bei ihm: „Die Natur ist überall schön für ein Auge, daß st« versiebt." Der Schlüffe! -mn Verständnis ist ihm die Geschichte. Im blühenden Leben der Gegenwart sucht und deutet er die Spuren der Vergangenheit. Manche Briefstelle über die säch sischen Landschaften laßen diese historische Einstellung schon leicht erkennen. Selbst „die Leipziger Steppe" findet er jetzt nur politisch ein Preuße." schrieb er 180«, „menschlich fühle ich erträglich, ja, sie wird ihm, wie cs 1804 heißt, der liebste Fleck der Welt. Das reizlose Leipzig ist ihm in den letzten Jahren so lieb geworden, -aß er sich nur mit schwerem Herzen davon trennen bann. Weite Reisen führten Treitschke weiterhin alljährlich Lurch die deutschen Lande: die Liebe zur sächsischen Heimat aber klingt immer wieder in seinen Briefen durch. ,Zch bin ja mich in Süd- und Mitteldeutschland heimischer als tm Norden Kunst un- Wissenschaft. s Dresdner Theaterspiclpla« für heute. Opernhaus: „Tosca" sK8). Schauspielhaus: „Die Hermannsschlacht (X8). Alberttheater: „Moral" (X8). Residenz- theater: „In Waldmännleins Reich" (A4). „Das Strumpf, band der Herzogin" (A8). NeuesThcater: .„DaS Kaffee Hans" sX8). Zentralthcater: „Uschi" (8). t Mitteilung der StaatStheater. Schauspielhaus. Da die vorige Morgenfeier „Deutscher Humor" so frühzeitig aiisverkauft war, daß zahlreichen Nachfragen nach Eintritts- karten nkcht mehr entsprochen werden konnte, findet am Sonn- tag, dem 28. Februar. A12 Uhr. eine einmalige Wiederholung statt. Das Programm bleibt unverändert. Ende 1 Uhr. t veraaftaftu»««». Heute )4S Uhr: tm Gewerbehau« Volk«- bahuen-Konzerl: in der Sophienkirche BuhtagS-Konzert; tm Harmoniesaal Vortragsabend Bernstein: in der kleinen Kaufmann- schuft Vortragsabend Enking (Gesellschaft sllr Literatur und Kunst): im Palmengarten Klavierabend Goodson. -f Orgelvesper in der DreikünigSkirche. Sonnabend, 0 uvr: Dr. Schnorr v. Cnrol»selb (vielt Orgelwerke von Bach und A. Sandmann. f rjeateranssühr«»« für Schüler. Heul« nachm. S Uhr tm Neu städter Kasino: „Minna v. Barnhelm." -f Neue Kauft FideS. Heute. Mittwoch, mittag« X12 Uhr. Sr- bffnung der neuen Räume Struveftraße « mit einer Tonderau«- stellung neuester Werke von Lvonel Fetninger. Einleitender Bor trag: Dr. Mot» Scharbt, Berlin. -s- Der Reichspräsident als Protektor einer Wiener Aus stellung. Reichspräsident v. Htndenburg empfing den öster reichischen Gesandten Dr. Frank, der ihm die Bitte der öfter, reichlichen Regierung überbrachte, gemeinsam mit dem öfter» reichlichen BundeSprästdentc» das Protektorat über die An- fang März tn Wien zu eröffnende „Ausstellung füh. render Meister der deutschen Kunst dev IN. Jahrhundert»" zu übernehmen. Reichspräsident von Htndenburg erklärte sich hierzu geru bereit. s* Altdeutsche Mtunelieder 1» neuer Brrtonnng. Ur aufführung in Oldenburg. Otto StraubS (eine» Meisterschülers Hans Pfitzners) „Altdeutsche Minnelieder" Hinterlieben bei ihrer Uraufführung tiefe Eindrücke. Text- unterläge ist eine Blütenlese mittelalterlicher Romantik, die schönsten LiebeSgcsänge von Walther von der Vogelweide, Dietmar von Atst, Der von Kürenberg. Reinmar der Alte, Der von Wcldenje, Heinrich von Morungen, Ulrich von Lichtenstetn. Durch orchestrale Zwischenspiele wirb daS Werk, ein Zyklus für Sopran, Bariton und acht Instrumente, OpuS 7, verbun den und verkettet. Das Orchester setzt sich aus Violine, Bratsche, Cello. Klavier, Harfe, Flöte, Klarinette und Horn zusammen. Den HandlungShintergrund bildet die lyrische Brautfahrt eines Minnesängers mit Trennung und Hochgezeit, eine einzig gewaltige naturgesättigte Ballade von großem, leidenschaft- lichem Ausdruck. Thematisch und motivisch prächtig durch» gearbeitet, offenbart der blühende Fluß von StraubS Er- finbungskraft einen kernhasten Stil und Natursinn, der un- mittelbar ergreift. Werner Ladwig hatte sich mit inbrünstiger Liebe in die Partitur versenkt, malte die Stimmungen im reichen Farbenstil aus und führte so daS sich unaufhaltsam steigernde Werk zum beseligenden Abschluß. Emmy Land, Hamburg, und Karl HummelShetm sangen die Partien mit warmer Empfindung und schlichtem, wirkungSstarkem Bor- trag. Die unverbildete volkstümliche Tonsprache der Minne- lieber wirkte sich tn lebhaftestem Beifall der Zubörer aus. ssr. Vl/. N. in Frage kommenden Bühnen eine rationelle Thcaterplan- wirtschast zu ermöglichen. Bereits die ersten Sondierungen haben jedoch ergeben, daß an dem ParttkulariSmuS der Groß, tädte das Zustandekommen dieser kulturellen Arbeitsgemein schaft als gescheitert zu betrachten ist. f Verpachtung deS Harzer BcrgtheaterS. Der bekannte Weimarer Schriftsteller Dr. Wächter hat daS Harzer Berg- theater, dessen Schöpfer er ist und an dem er seit dem Grün- bungSjahre 1008 als Leiter gewirkt hat, an den Harzer Fest, 'pielbund verpachtet. s Gehcimrat Friß Brandt, der ehemalige Maschinerie- Direktor der König!. Hoftheater tn Berlin, kann am 25. d. M. seinen 80. Geburtstag feiern. Brandt leitete über 40 Jahre lang den technischen Betrieb der Berliner Hof- theater. Sr schuf die «lihnenanlagen vieler Theater, so tn Chemnitz, Hannover, Essen, Stettin. Eoventgardcn London und die technischen Einrichiu»»gen für da- Opernhaus Chor- lottrnburg. Die glänzenden und phantastevoll au-gestattetcs
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