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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050705019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905070501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905070501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-05
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- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1905
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VerugrgeMr: ««»» »«»»«> bet tt>«n» raa«»a bnrch unkre nnb »»V«. an n»d Moxiaa«» nur etnmav »o»s.. dir» au»n>»rria«Som. »«E» , Ml. d« » Mk »0 «. «et et»«ali^r Kniulluna durch di» lohne Beiultarlw. un«ub- lanb «>t «nlivrechendem Zulchlaae. ««»druck allrrArtikel u. Ortainal- «ur «U deutlicher Anreizen, can'f. «nnabme von «nkündtaunren di» »achmittaa« s Uhr Eon», und «etertaa« nur Marlenltrake » Vau » di« V.l Udr Die l ivaltuik Grund- «ile <ra. » Silbe») « Pi«.. Än- liiudiamiaen aul der Vrivaite-te Zeile LL Pia : die rivaltiae Zeile aus Terl- ieiie so Pia . al« Einaeiaudt Zeile «o Pia In Nummern na«. So»», und Aeierta,e« l ivallioe Grundcnle OueUenanaadet.Dresd.Nachr. 1 4 d'E ailätlia. Nachträgliche bauarar- a«Wrackte bleibe« »„derückNLvoN - - nnberlcwat« ManMIrivlc werde-, nicht autdeivadn. »el,«ra«m.«breite: ck «»ch»»cht«M »rackda«. ^ I ckL t ck» n<>cu«c-»»»i«> Sr. a« «aut«, »a>> s«>K««». Lisnalnsrllnuk »*«,«1«», ^itwarlrt 2. ^ M W W W wl>al»ae Zeile au! 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Vor einiger Zeit bereits wurde an dieser Stelle nachdrücklich darauf hingewiesen, wie sehr Deutschland an den Wirren und Erschütterungen der habsburgischcn Donaumonarchie interessiert ist, deren Bestand je länger je mehr auf das schwerste bedroht erscheint. Von welchen, Standpunkte aus man auch die österrei chisch-ungarische Frage in ihrer Bedeutung für das Deutsche Reich betrachten mag. immer kommt man zu den, Ergebnis, daß sowohl vom politischen wie vom militärischen Gesichtspunkte aus Oester- reichs Erhaltung — Deutschlands Selbsterhal tung ist. In diesem Sinne äußert sich soeben ei» hochbedeut samer Artikel der in Stuttgart erscheinenden „Deutschen Revue", der ebenfalls — in Uebereinstimmiing mit der hier früher betonten Anschauung — die Ueberzeugung vertritt, daß für das heutige Deutschland die Erhaltung Oesterreich-Ungarns ein Gebot der Selbstechaltung ist, und zur Bekräftigung dieses Gedankens wert volles Material bcibringt. Nach einigen geschichtlichen Ausführungen wird dabei mit Genugtuung fcstgcstellt, daß die Bismarcksche Tradition, die in dem Worte, „wenn Oesterreich nicht vorhanden wäre, müßte man es schaffen" ihre deutlichste Prägung erhielt, heute in Deutschland voch unverändert lebendig ist und auch durch die Feindseligkeiten nicht berührt werden konnte, mit denen Polen und Tschechen uns unausgesetzt beehren. Krakau, Lemberg und Prag sind längst Zentren und Ausgangspunkte von politischen Schwierigkeiten aller Art für Preußen und Deutschland geworden, aber Deutschland konnte derartige Anomalien, wie sie ihm aus dem österreichischen Polen- und Tschechcnlager geboten wurden, bisher ruhig in den Kans nehmen, weil und solange cs die Ucberzcngung hat, daß die amtliche österreichische Politik davon unberührt bleibt. Wenn ungeachtet aller Feindschaft, die wir von Polen und Tschechen erfahren, Deutschland dem Bündnis mit Oesterreich unwandelbar ergeben geblieben und seitens der deutschen Politik nicht das Geringste getan worden ist, was einer Spekulation auf Teile Oesterreichs gleichkommen könnte, im Gegenteil die beglaubigte Aeußcrung eines der angesehensten deutschen Bundesfürsten vor liegt : „Es könne sehr wohl geschehen, daß Deutsch land angesichts der inneren Lage Oesterreich- Ungarns einmal unter die Waffen treten müsse, aber nicht um Oesterreich zu zerstückeln, sondern um es zu erhalten" — ist es um so verwunderlicher, wenn in der französischen und englischen Presse die Loyalität Deutschlands in bezug auf seinen Bundesgenossen immer wieder in Frage gestellt und Oesterreich vor dein angeblich „unersättlichen" Deutschland gewarnt und mißtrauisch gemacht wird. Aus dem Umstand, daß in einigen alldeutschen Kundgebungen Triest als das „Hamburg am Adriatischen Meere" bezeichnet wird, auf das Deutschland nicht verzichten könne, wird der Beweis her- gcleitet, daß das Deutsche Reich darauf ausgsbe, sich Triest an zueignen undt demgemäß dann auch die dazwischenliegenden Landes- teile Oesterreichs. Deutschfeindliche Intrigen im Auslande, denen wir in allen Hauptstädten Europas begegnen, scheuen sich nicht, die sllatwcndigkcit eines englisch-französischen Zusammen gehens mit der Pflicht der Mächte zu begründen, das von Deutschland durch dessen Spekulation auf Teile Oesterreichs bedrohte europäische Gleichgewicht zu schützen. Als seinerzeit das deutsch-österreichische Bündnis abge schlossen wurde, ist es von amtlicher englischer Stelle aus im Londoner Unterhaus als «ine Heilsbotschaft, als eine Botschaft von hoher Freude begrüßt worden. Das war später noch einmal der Fall, als Italien dem Bündnis beigesellt wurde, Oester- reich dadurch für seine gesamt« Wafsenmacht die Arme frei bekam und Italien die Integrität seines Besitzstandes durch Deutschland und Oesterreich gedeckt sah. Solange König Umberto lebte, waren alle Bemühungen aussichtslos, dieses BundeSverchältnis zu stören oder durch andere Anknüpfungen Italien» seinem Wesen nach illusorisch zu machen. In neuerer Zeit scheint aber die Auffassung, die ehedem in England in bezug auf den Dreibund bestand, einer anderen Beurteilung Platz gemacht zu haben: Man sieht dort in dem Dreibünde ein Fun dament der deutschen Machtstellung, obwohl Deutschland in diesem Bündnis weit mehr der gebende als der empfangende Teil ist, und gegen dieses Fundament wird mit allen Mitteln gewirkt, um die so ersehnte IsolierungDeutschlands her beizuführen. Auf Italien wird durch „Mittelmeer-Jnteressen" ein gewirkt, bei denen es freilich regelmäßig zu kurz kommt, die öffentliche Meinung des Landes wird bearbeitet durch die immer wiederkehrende Ausstreuung der untvahren Behauptung, daß der Dreibund Italien unerschwingliche militärische Lasten ous- erlege. Ganz im Gegenteil sieht Italien sich seit seiner An näherung an Frankreich zu einer erhcPichen Erweiterung seine» Flottenprogramms genötigt, und die '.Entlastung" seiner Westgrenze gegen Frankreich hat zu militärischen Anstrengungen an der „Ostgrenze", das heißt gegen Oesterreich geführt, die sich mitten im Bündnisverhältnis seltsam genug ausnehmen. Trotz alledem aber scheint Italien bis jetzt keineswegs daran zu denken, sich von dem deutsch-österreichischen Bündnis zu trennen, La» ihm mehr als zwanzig Jahre hindurch «in Bürge seiner nationalen Sicherheit und seines Friedens gewesen ist. Möglich, ja wahrscheinlich ist, daß Italien sich auf den Augen blick einrichtct, mit dem nach dem dereinstigcn Ableben des Kaisers Franz Joseph die inneren Schwierigkeiten Oesterreichs eine für den Bestand dieser Monarchie unmittelbar bedrohliche Gestalt annehmen könnten. Die leitenden Kreise Italiens sind aber sicherlich in voller Kenntnis des Entschlusses Deutschlands, einen Zerfall Oesterreichs mit allen Mitteln ihintanzuhalten. Denn Deutschland wird sich nicht etwa mit Italien ver bünden, um Oesterreich zu zerteilen, sondern es wird im Gegen teil von Italien und allen sonst etwa interessierten Nachbarn Oesterreichs verlangen, mit dem Deutschen Reiche für die Erhal tung des österreichischen Besitzstandes einzustehen. Nur böser Wille kann annehmen, daß, nachdem wir Jahrzehnte hindurch im Bündnis mit Oesterreich für die Erhaltung seiner und unserer Integrität gestanden, wir ihm untreu zu werden vermöchten in dem Augenblick, in dem diese Integrität von innen heraus bedroht wäre. Leider fehlt es nicht an Beweisen, daß es deutschfeindlichen Intrigen gelungen ist, mit derartigen Aus streuungen im Auslande erfolgreich zu operieren. Ganz ab gesehen von der Notwendigkeit, Oesterreich als einen Faktor des europäischen Gleichgewichts zu erhalten, wird die deutsche Politik niemals auf die Gewinnung von Gebietsteilen Oester reichs ousgchen, weil damit die heute schon so bedeutende Stellung des Zentrums im deutschen Reichstage zu einer geradezu überwältigenden werden und zugleich der katholische Süden des Reiches eine Stärke gewinnen würde, die ihn zu einer keineswegs aussichtslosen Rivalität mit dem protestan tischen Norden nicht nur befähigen, sondern nach dem auch im Völkerleben geltenden Gesetz der Schwere auch veranlassen müßte. Eine Vergrößerung des Deutschen Rcichsverbandcs um österreichische Gebietsteile wäre der erste Schritt zur Auf lösung des heutigen Deutschen Reiches unter der Führung Preußens und der Hohenzollern. Für das heutige Deutschland ist somit die Erhaltung Oesterreichs ein Gebot der Selbst- erhaltung. Neueste Drahtmeldnunen vom 4. Juli. Marokko. Berlin. sPriv.-Tel.j Wie verlautet, wird in den nächsten Tagen die Verständigung zwischen Frankreich und Deutsch- ! land hinsichtlich Marokkos in offizieller Weise kundgegeben werden. Zu diesem Zwecke wird sowohl in Berlin, als auch in Paris zu gleicher Zeit eine amtliche Note veröffentlicht, in der eine genaue Darstellung der Verhandlungen und des Er gebnisses erfolgen soll. Der Beitritt Frankreichs zur Kon ferenz geschieht nunmehr auf Grund der Versicherungen, daß die Gültigkeit seiner Verträge mit England und Spanien durch die Konserenzbeschlüsse in keiner Weise beeinträchtigt werden soll. Selbstverständlich ist auch die Teilnahme Englands und Spaniens an der Konferenz gesichert. Nnwcttcrnachrichtcn. Breslau. sPriv.-Tel.) Aus vielen Teilen Schlesiens laufen wieder Meldungen über große Schäden ein, die das gestrige Unwetter ungerichtet bat. Zahlreiche Gebäude wur de» durch Blitzschlag vernichtet. In Sora» wurde infolge Blitz schlags die große Leinensabrik von Benedix u. Comp, cingc- äfchcrt. In Niedcrbielau schlug der Blitz in das Wohnhaus des Besitzers Leupelt, tötete Frau Leupelt und lähmte Herrn Leupclt und dessen sechs Kinder. Im ganzen wurden nach bis jetzt vorliegenden Meldungen in Schlesien neun Menschen vom Blitz erschlagen. Dortmund. <Priv.-Tel.s Auf Zeche „Victor" erlagen ein Lokomotivführer und ein Monteur Hihschlägen. Strocmstad ^Schweden). Gestern abend wurde hier in der Umgebung eine heftige Erders chütterung ver spürt, der IV2 Minuten später eine zweite weniger heftige folgte. Bern. jPriv.-Tel.I Vom Fleischhorn ging gestern beim Dorfe Sipeln ein ungeheurer Bergsturz aus die Simplon- straße und den Alpenfee nieder, dessen Wasser zu Tale stürzten. Das Tal und die Straße sind stark verschüttet, so daß die Post- Verbindung unterbrochen ist. Der russisch-japanische Krieg. Petersburg. General Linewitsch telegraphiert unten» 3 d. M.. daß der Feind am 30. Juni in der Gegend von Hailunchen bis zum Dorse Liucbuahedzy, sowie im etwa 10 Werst nördlich von Aulangtse liegende» Engpaß und den« Dorfe Gangutse vorrückte, sodann zurückgcschlagen wurde und sich auf seine höhe ren Stellungen ziirückzva, wobei er von der russischen Kavallerie verfolgt wurde. Am 1. Juli untcmahmen russische Truppen eine» Angriff gegen den Feind, der eine Stellung bei dein Dorfe San- vaitse, etwa 16 Werst südlich von Liaiischmipen inne hatte. Um 7 Udr abends wurden die befestigten Positionen »ach einem vor bereitenden Artilleriekampfe im Sturme genommen. Die Russen verfolgten de» Feind drei Werst lang und vernichteten ein Bataillon japanische Infanterie. Tokio. sÄmtliche Meldung.) Eine russische Kavallerie- abteilung in Stärke von 400 Mann wurde am 2. Juli sechs Meilen nördlich von Uuschong in Korea unter schweren Verlusten zurückgeworfen. Die japanische Abteilung machte eine weitausholende Umgehung, griff die Russen nochmals auf de», Rückzuge an und zersprengte sie. Am Morgen des 1. Juli wurde eine Abteilung von 600 Mann russischer Reiterei in der Näh« von Pinnulho, 13 Meilen nordöstlich von Kangpin in der Mandschurei zurückgeworsen. Eine andere aus Kavallerie, In fanterie und 18 Geschützen zusammengesetzte russische Streitmacht wurde in gleicher Weise acht Meilen nordöstlich von Pinnulho angegriffen. DoS Gefecht dauerte bis zum Anbruch des MorgeriS. Die Russen wurden zurückgeschlagen: ihre Verluste belaufen sich auf über 400, die japanischen aus 90 Mann. London. Heute lief auf der Werst von Barrowa der Panzer „Katori", das größte der bisher erbauten japanischen Schlacht schiffe, in Gegenwart der Prinzessin Arisugnwa vom Stapel. Berlin. Im Gegensatz zu der in London verbreiteten Annahme verlautet hier, daß bei der bevorstehenden neuen japanischen Anleihe diesmal eine direkte Beteiligung der deutschen Bankwelt in Frage kommen dürste. Es soll sich um eine Anleihe handeln, die zu dem gleichen Betrage und zu ähnlichen 'Bedingungen wie die letzte große japanische Anleihe emittiert werden dürste. Die Anleihe würde 4Vo Prozent Zinsen tragen, 30 Millionen Pfund Sterling umfassen und einen Emissionskurs von 90 Prozent erhalten. Die deutschen Banken, die eventuell in Frage kommen, werden wieder, wie bei der letzten Anleihe, einen Betrag von einem Drittel der ganzen An leihe für sich verlangen, während die restlichen zwei Drittel sich auf England und Nordamerika verteilen dürsten. 9t ewyv r k. (Pnv.-Tel.) Mau ist hier von der bevorstehen den Emission von 100 Millionen Dollars japanischer An leihe, die durch das Tabakmonopol gesichert werden soll, einiger maßen überrascht, nachdem früher angekündigt worden war, daß Japan in diesem Jahre keine neue Anleihe ausnehmen wolle. Man glaubt hier, daß die Anleihe jetzt deshalb ausgenommen wird, um ihren Betrag noch in die Kriegslasten einznbezichen, deren Ersatz man von Rußland fordern will. Die Newyorker Börse ist bereit, die Hälfte der neuen Anleihe zu den gleichen Bedingungen wie die letzte Emission zu übernehmen. Znr Lage in Rustland. Petersburg. (Priv.-Tel.) Hier heißt cs, cS sollen Matrosen von der in Petersburg stehenden Gardeabteilung zur Bemannung der Schiffe der Schwarzen Mecrflotte entsandt werden. Zugleich sei Befehl erteilt, die wichtigen Maschinenteile aus allen in den russischen Häsen liegenden Kriegsschiffen zu entfernen und die Marincmunilionsvorräte an Land unter die Aufsicht der Militärbezirkskommandeure zu stellen. Petersburg. lPrio.-Tel.) Aus Odessa werden hier her noch folgende Einzelheiten von letzten Vorgängen ge meldet: Das Militär sah vollkommen machtlos dem wüsten Treiben im Hasen zu. Ter verhältnismäßig schwache Militär kordon konnte gegenüber 30 OM Menschen, die im Hafen ange- saiiiiiielt waren, nichts machen. Der Mob raubte und plünderte nach Herzenslust: nur der Onarantäne-Hase» und die Zollämter blieben verschont, weil dort starker Militärschutz aufgeboteil war. Alles Geraubte wurde gleich zu Schleuderpreisen verkauft: ein Pfund Tee konnte tür 10 Kopeken, ein Stück kostbarer Seide für 50 Kopeken erstände» werden. Das Militär griff wieder holt zum Bajonett. Tie Kosaken ließen die Kirnten schonungs los medersauseit. Alles hals nichts, die Massen plünderten weiter. Währenddessen taten die Brandstifter an allen Enden des Hafens ihr Werk. Das Militär schoß aas diese, »nd aus die Plünderer, kurz nur alle, die in de» Bereich seiner Waffen kamen. Die Zahl der Getöteten ist enorm, die Verwundeten zählen^nach Tausenden: neun Dampfer .sind verbrannt, ebenso 50 Segel schiffe. Die Tampfergesellschasten haben sämtlich geschlossen, jeder Verkehr ist unterbrochen. Odessa. (Priv.-Tel.) Es ist hier wieder ruhiger geworden. Der Verkehr im Hafen ruht zwar noch, eine teilweise Aufnahme der Geschäfte und Arbeiten wird jedoch noch im Laufe dieses Tages erwartet. Acht Tage lang haben Handel und Wandel völlig darnieder gelegen. Tic Opfer des Ansruhrs werden jetzt auf 6000 beziffert. — Freitag vormittag, als die Schwarzmcer- flolte sich Odessa näherte, wurde den Admirälen »nd Offizieren durch Zettel, die an verschiedenen Stellen der Schiffe angebracht waren, kundgctan, daß, falls der Besatzung des „Fürst Potemkin" Gewalt angetan oder der Besch! zum Schießen gegeben würde, sämtliche Vorgesetzten sofort niedergcmetzclt oder über Bord geworfen würden. Ta blieb Admiral Krieger nichts anderes übrig, als zu signalisieren, daß er nach Scbastopol zurückkehre und dann die Offiziere wie Mannschaften beurlaube. Odessa. sPriv.-Tel.) Die von Nikolajew hier einge- trofsene Jacht „Criklik" brachte 17 Offiziere des „Pob- jedonoszew mit sich, die, als sich die Mannschaft des „Pobjedonoszew" mit der des „Fürst Potemkin" vereinigte, nach Dofinowka transportiert worden waren, von wo sie sich nach Nikolajew begeben hatten. Es geht das Gerücht, daß sich einer der in Dofinowka gelandeten Offiziere erschossen habe. Der Torpedobootszcrstörcr „Stremitclny" hielt aus hoher See in der Nähe'von Odessa den englischen Dampfer „Granlcy" an und brachte ihn nach Odessa, man argwöhnt hier, daß dos Schiff an der Meuterei aus dem „Fürst Potemkin" beteiligt sei. Man sagt, daß Mitglieder der revolutionären Partei, die sich auf dem Panzerschiff befanden, auf de» „Grantcy" übergcsetzt worden seien. Odessa. sPriv.-Tcl.) Unter den Truppe» wurde ein A u f r u f folgenden Inhalts verbreitet: „Wir wenden uns an Heer und Marine mit der Bitte, sie mögen sich uns anschlicßen zur Erlangung der Freiheit. Falls wir aus Widerstand stoßen, werden wir die friedlichen Bürger auffordern, die Stadt zu ver lassen, da wir diese dann zerstören werden. Es lebe die Frci- hect! Nieder mit der Monarchie! Gezeichnet: Die Besatzung des „Fürst Potemkin." — Der Panzer „Pobjedonoszew" wurde ab ge rüstet. Die Manrychaft wurde entlassen und nur 40 Rädelsführer in Haft behalten. Bukarest. sPriv.-Tel.) Der,,F ü r st Potcmki n" hat die rumänischen Gewässer nunmehr desinitw verlassen, lieber die Vorgänge bei seiner Abreise wird noch berichtet: Die Matrosen hielten abends eine längere Besprechung ab. um über die ihnen gestellten Bedingungen zu beraten. Sie lehnten cs ab, das Schiss zu verlassen und ersuchte» die rumänischen Be hörden nochmals um iieberlassung von Kohlen und Proviant, was ihnen jedoch entschieden verweigert wurde. Sie hinter ließen Briese an die Konsuln, in denen sie erklärten, sie wollten keine Schiffe angreifeu, sondern abfahren, um gegen Rußland
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