Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191801175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-01
- Tag1918-01-17
- Monat1918-01
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1918
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-...,,— .-. 4 ' ^ '. Tounenarhalt In den australischen »««assern durch tret, bende Minen vernichtet wurden. In grwisseu Teilen der auftralischm Gewässer sollen Treibminen, welche angeblich von neutralen Schiffen gelegt wiiren, sehr zahlreich sein. Lte L«ke t» R»tzla»tz. Eine «ttmttnt «i» LMt». Die vetrr«burger Tele- graphen-Naentur meldet; Al« Lenin am Montagrine Ab« reilvna sopaNftischer roter Garde.die »urNront abging, dealettet hatte und im Automobil zurückkehrte. wurden aus diese« vier RevolveMUsse ohne Erfolg abaefeuert. Die «erzte und Lehrer sind in Petersburg in den Streik getreten. , Die A,ßeleterchett L«Ul«»x. Di- französische Kammer erörterte die Jntervellation de« fozialtftifchen Abgeordneten Lafout über die Maßnahme, welche die Regierung zu treffen gedenke, um den Rechts grundsätzen in der vngeleaenbeit zur Untersuchung im Falle Caillaux Achtung zu verschaffen. Lafont wie» darauf bin, das» gewiff« Untersuchungen in Italien nicht in Ueberein- Munnung mit dem geltenden Recht stattoesunden hätten. Eine Formalität wurde unbeachtet gelassen. nämlich die Anwesenheit de» Angeklagten. Dieser könne darum die Echtheit de« aufgefundenen Schriftstücke» bestreiten. Unter» staatSsekretär Jgnaee erklärte, al» man vor einigen Tagen von dem Vorhandensein «ine» dem Angeklagten gehörigen Seldschranke» erfuhr, bat der Untersuchungsrichter di, Be hörden um die Ernennung eine» Untersuchungsausschusses, der sich an die italienische Regierung zu wenden hätte. Bon diesem Augenblick ab stand den Justizbehörden des fremden Lande« die Oeffnung de» GeldschraukeS zu. Dies aeschah in aller Ordnung und auf loyale Weise. Die äu ßerste Linke erhob Einspruch, die Mehrheit der Kammer blieb ruhig. Elemeneeau antwortete von seinem Platze aus, er könne Lafont dasselbe antworten, was Jgnaee ihm sagte, nämlich, daß die französische Justiz nur auf franzö- fischen; Gebiet souverän sei. Clemenceau sagte weiter: Wir haben einen Ausschuß an di« italienische Regierung abaeordnet. Diese ist «ine ekrenhafte Regierung. Wir haben kein Recht, zu den italienischen Beamten kein Der- trauen zu haben und nicht zu glauben, daß die italienische Regierung nicht nach dem Gesetz verfahren sei. Und wenn sie es täte, wären wir nicht dafür verantwortlich. Die ein fache, von der Regierung vorgeschlagene Tagesordnung wurde mit 269 gegen 105 Stimmen angenommen. Da- politische Programm Caillaux. Eine Stefaniemeldung «uS Rom lautet: „Giornale d'Ztalia" schreibt: Da» Geheimfach, das Caillaux seit 1914 in Florenz unter dem Namen Madame Reouard, dem Namen seiner Frau, besaß, ist letzte Woche geöffnet worden. ES enthielt 1. Schmucksachen im Werte von ungefähr »/, Million,- 2. russische, englische und por tugiesische StaatSpapiere in« Werte von 1i/r Millionen Smd 3. drei politische Aktenmappen. Die erste Mappe enthält unter dem Titel „Meine Ablehnung" Briefe, die zwischen Caillaux und einigen Züricher Persönlichkeiten ge wechselt sind, die ihn dringend um Geld und Pässe bitten, nm nach Frankreich gehen zu können. Caillaux lehnt be ständig ab. Die zweite Aktenmappe enthält Briese meh rerer französischer ZeitnnaSschriststeller, besonders Alme- rehdas. In allen diesen Papieren befindet sich keine An spielung auf italienische Politiker oder Tagesschriftsteller oder italienische Angelegenheiten. Die dritte Aktenmappe ist die umfangreichste, wichtigste und eindrucksvollste. Sie ist in zwei Teile geschieden und enthält ein ausführ liches und merkwürdiges politisches Pro gramm, das von Caillaux ausgezeichnet und unterschrie ben ist, und das in Frankreich verwirklicht wer den sollte, wenn er, wie behauptet, zum Ministerpräsidenten ernannt worden wäre. Diese? Programm würde in Wirk lichkeit ein Attentat gegen den Staat dargestellt !haben. ES wäre eine wirkliche Umwälzung der franzö sischen politischen Einrichtungen, eine Umstürzung und Um- tzestaltung der öffentliche» Gewalten gewesen. Caillaux gibt die Namen der Deputierten, Senatoren und Generale an, die er als seine Mitarbeiter zur Verwirklichung seines Vorhabens in sein Ministerium berufen haben würde. Caillaux würde die Verhaftung PoincaröS und al ler derjenigen, die die öffentlichen Angelegenheiten Frank reichs in dieser ernsten Zeit leiteten, mit Einschluß Uever fernen Meeren. Romqn von E. v. Winterfeld-Warnow. 18. Fortsetzung. Nur nicht denken, nicht grübeln! Denn dann »er- arübclte sie sich nur »en Kopf, wie es möglich gewesen, baß sie sich zu dieser Reise entschlossen hatte. „Wie gefällt Ihnen die Gegend in Hellem Tageslicht?" klang die frische Stimme des Holländers hinter ihr. „Ent mutigt eS Sie, daß Südafrika so kahl und öde ist? Zum Anstimmen von deutschen Waldliedern ist «S nicht geeig net." Nun lachte Mir«. „Nein, Herr von Zuhnen! Kennen Sie unser Herr- liches Lied: „Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut f» hoch da droben?" Da» paßt allerdings nicht hier her!" „Aber da» Land ist doch so eigenartig, daß Sie bald die Oede nicht mehr als einen Mangel an Schönheit emp finden werden." „DaS ist da»?" rief sie plötzlich lebhaft, als eine ganze Herde rehartiaer anmutiger Tiere vorbeihuschten. „Gibt es hier Rehe?" „DaS sind Gpringböcke, eine Antilopenart, die ge schossen wird. DaS Fleisch ähnelt dem deS ReheS!" er klärte der Holländer. — So sauste der Zug noch einen Tag und eine Nacht und wieder einen halben Lag durch daS südafrikanische Hochland. Nur manchmal gab'S eine Haltestelle, wo eine Stunde Aufenthalt war. Endlich hatten sie die Bahnreise beendet, an die sich nun noch eine dreistündige Wagenfahrt anschließen sollte. Von dem Bahnhof au» sahen sie die malerischen For men der mächtigen Gebirgskette, die den Weg bezeich nete, den der größte südafrikanische Strom, der Orange fluß, an ihrem Fuße entlang nimmt. Zwei Neger in europäischer Tracht empfingen beim Einlaufen deS ZugeS die Ankommenden mit höflicher Ver neigung, und breitem, freudigen Lachen. Doktor Steinberg begrüßte seine alten Diener, fast herzlich. „Hallo, da seid ihr! Ist alle» in Ordnung daheim? Können wir gleich abfahren?" „Ja, Herr", sagte der Kleinere, ein klug auSseherrder Bursche. „Mr sind mit beiden Karren hier". Doktor Steinberg nahm den einen, van Zupnen den anderen Karren. Sie bestiegen die hohen, zweirädrigen Gefährte und fuhren gleich ab. Sie wollten Rourville noch vor Sonnenuntergang, mit den, sogleich die Dunkelheit hereinbricht, erreichen. Die kleinen, flinicu Pferde eilten uiuuter vorwärts, unbekümmert um den staubigen, unebenen Weg. Mal ging ö über Anhöhen, dann durch Triften, danach «ine Strecke auf hartem Steinboden, dann wieder durch tiefen Sand. Briaud» angeo^dnet haben. Diese» Programm sah die Schaffung neuer Staatsorgane vor. wobei der gesamte mi litärische Oberbefehl an der Front dem General Sarrail anvertraut und nach Paris zwei Tonderregimenter, aus korsischen Soldaten gebildet, berufen werden sollten mit ihren Generälen, die Caillaux als seine ergebenen Freunde betrachtete. Er l)ättc dann durch die Kammer das Projekt genehmigen lassen, das Caillaux den Rubican nannte und da» ihm absolute Gewalt gab. ES handelte sich um einen wirklichen Staatsstreich. Kammer und Senat würden aufgelöst worden sein. Gleichzeitig hätte Frankreich die äußerste Anstrengung zu machen gehabt, um irgend einen Sieg an der Front und einen diploma tischen Sieg davonzutragen, utn im Glanze dieses Siege einer Volksabstimmung den Fricdensvor- schlag und den Friedensvertrag unterbreiten zu können. Die neue Regierungsform in Frankreich wäre im wesentlichen von der gegenwärtigen RegierungS- form verschieden gewesen, wenn auch dir republikanische Staatsform gewahrt worden wäre. Die neue Regierungs form hätte den Senat mehr beschränkt als gegenwärtig und die Kammer noch mehr in ihren Befugnissen einge schränkt. Im übrigen wäre der Staat beibebalten worden mit Machtbefugnissen, die von dem gegenwärtigen sehr ver schieden wären. Dieser fantastische Plan Caillaux war voll von Einzelheiten über die Zusammensetzung des neuen Ministeriums, über die Militärregierung von Pa ri», besonder» während de» Regierungswechsels und über die diplomatischen Vertreter Frankreichs im Ausland«, die sämtlich gewechselt worden wären. Der frühere Minister Leygue» wäre zum Botschafter in Rom ernannt wor den. Die Nachforschungen sind im Auftrage der Unter- suchungSkommission der französischen Justizbehörde allein durch die italienischen Behörden vorgenommen worden. * Weitere SrteqSnachrichte«. Strenge- Vorgeben gegen kriegsuulustige Arbeiter. ..Allaemeen Handelsblad" erfährt aus London: Die britische Regierung beabsichtigt streng« Maßregeln gegen Arbeiter gruppen, welche die Herstellung von Munition, Schiffen und Flugzeugen erschweren. Ueber di« Lage der Deutsche« im Uruguay schreibt di« „Nordd. Allg. Ztg.": Der mit der Vertretung der deut schen Interessen in Uruguay beauftragte schweizerische Ge sandte in Buenos Anres bat der Regierung der argen tinischen Republik in Montevideo auf eine Anfrage mitge teilt, daß die im dortigen Staatsgebiete lebenden Deut schen keinerlei Belästigungen zu befürchten haben, sich viel mehr hinsichtlich ihrer Person und ihres Eigentums der vollen verfassungsmäßig gewährleisteten Sicherheit erfreuen, wie alle anderen Einwohner des Landes. Sie hat hinzu gefügt, daß die an verschiedenen Unterrichtsanstalten be- schäftigten deutschen Lehrer auf ihrem Posten in der Bor- auSsetzung belassen wurden, daß sie nicht durch ein dem Landesinteresse zuwiderlaufendeS Verhalten zu anderen Maßregeln Anlaß geben. Sächsischer Landtag. wsl. Dresden, 16. Januar. Zweite Kammer. Am ReaierungStische StaatSminifter v. Seydewitz. Be ginn der Sitzung 12 Uhr. Zur Schlutzberatung steht das Kgl. Dekret betr. den Haushaltsplan deS staatliche« Elektrizität-Unternehmen- auf die Jahre 1918 und 1919 und die Aufnahme einer Staatsanleihe für dieses Unter nehmen. Abg. Wlei-berg (Natl.) beantragt als Berichter statter der Finanzdeputation B. zum ordentlichen Haus haltsplan des staatlichen ElektrizitätSunternehmenS, die Einnahmen in Tit. 1—8 mit 3517375 Mark zu genehmigen und die Ausgaben in derselben Höhe zu bewilligen, ferner zum außerordentlichen Haushaltsplan die Einstellungen mit insgesamt 40291550 Mark zu bewilligen. Die Depu tation beantragt ferner den Gesetzentwurf über den HauS- haltplan und die Aufnahme einer Staatsanleihe unver- ändert nach der Vorlage anzunehmen. Abg. Schanz (Kons.) hält seine in der Vorberatung geäußerten grundsätzlichen Bedenken gegen den Ankauf einzelner Elektrizitätswerke aufrecht. Die Elektrizitätsversorgung des Landes sollte großzügig durchgeführt werden durch Errichtung einer großen Ost- und einer Westzentrale. Dem Ankauf der Endlich lag, ww aus einer Spielzeugschachtel aufge baut, der kleine Ort von ihnen. In der Mitte die kleine Kirche mit einem einfachen, schmucklosen Turm. Um sie geschart weiße und rote Häuser, deren Eisendächer von den Strahlen der untergehenden Sonne rot gefärbt wur den. Im Hintergrund ragt die Gebirgskette empor, starr und geheimnisvoll. Davor kein Baum, kein Wasser, auch sonst kein Zeichen deS Lebens. Und wieder griff ein Gefühl unsäglicher Angst Alice vnS Herz. Ein Gefühl des Verlassenseins. War'S nicht ein Lebendigbegrabensein? „Warum so schweigsam, Alice?" fragte Doktor Stein berg. „Da raucht ja kein einziger Schornstein. Ist der Ort denn auSgestorben?" „Das ist'S, was Sie stört?" lachte der Doktor. „So still ist es nur nach Sonnenuntergang. Den Tag über ist'» lebhaft genug. Und daß kem Schornstein raucht, kommt daher, daß wir abends nur kaltes Abendbrot haben können. Unsere schwarzen dienstbaren Geister gehen mit Sonnenuntergang nach Hause." „Und wenn abends noch etwas zu tun ist?" „Besorgt es die Hausfrau selbst!" „Äh, das ist ja menschlicher gedacht als sogar bei uns in Deutschland, wo die Mädchen doch wahrlich jetzt schon genug Vorrechte haben." Unser Wille und unsere Absichten sind daran weniger schuld, als die Unabhängigkeit der Schwarzen von Geld und Lghn! Sie sind so bedürfnislos, daß sie uns weniger gebrauchen als wir sie. Wenn sie keine Kleider besitzen, bekleiden Sie sich mit einer wolleneu Decke und sind fertig ungezogen. Wenn sie kein Fleisch haben, sind sie mit Mai» zufrieden! Deshalb brauchen sie auch nicht zu ar beiten, wenn sie nicht wollen. Sie können un» ihre Be dingungen vorschreiben. Ich lasse aber trotzdem nichts auf sie kommen. Wenn man sie gütig und gerecht behan delt, sind sie brauchbare und gewandte, ja ost kluge Ar beiter. > Doch da sehe ich Schwester Marions weiße Schürze leuchten. Und da ist auch Else mit den Kleinen." Steinberg sprang ab, noch ehe der Karren hielt. Vor dem Hause, dessen Veranda mit grünen Schling pflanzen überzogen war, standen alle Familienmitglieder und erwarteten den Doktor. Ein Jubelruf, und dann hielt er sein junges Weib in den Armen. Und darauf die Kinder, eins nach dem an dern. Alice war vom Karren herabgeklettert und stand einen Augenblick allein und vergessen. Da trat eine ältere Dame in der Tracht der Kranken schwestern zu ihr und begrüßte sie herzlich. Ein freund liche», feine» Antlitz lächelte Alice an. Und von diesem Augenblick an suhlte sje sich nicht mehr einsam und ver lassen. Elbtalzentralc werde er trotz früher geäußerter Bedenken znftimmen, weil die augenblickliche Lage den Staat zu dem Ankauf zwinge und der Brei» nicht zu hoch sei. Abg. Günther (F. Vp.) warnt vor einem überstürzten Au«bau de» Unternehmen», da man noch nicht vorau-seben könne, wie si» die Friedenswirtschaft gestalten werde. Löss. Schnabel (Natl ): Die Slbzentrale könne al» ein genügen^ de» Reseroewerk für Hirschfeld« nicht angesehen und werde wahrscheinlich bald vergrößert «erden Abg. Mittig (Kons.) tritt die Bedenken seine« genossen vr Echan» nicht und erklärt, daß di« Ist, seiner politischen Freund« mit den Erwerb d«r Elb trale einverstanden set. Abg. Easta» (Toz.) wü baldige Errichtung eine» großen staatlichen Kra auch im Westen de» Lande«. Sein« Freund, würden der Borlaa« zuftimmen. Jinanzminiftee ». Seydewitz erklärt, daß die Regierung an dem Plane der Errichtung «ine» großen Weftwerkr» feftbatte. Ort und Leit seien allerding« noch nicht bestimmt. Weiter plane die Regierung die Per» sorgung möglichst aller Teile de» Lande» mit auSreichrn- dem billigen Strom. Der großzügige Plan der Regierung werde durch den Ankauf der Elbtalzentrale nicht gehemmt. Nach einen, kurzen Schlußwort de« Berichterstatter« finden hie Anträge der Finanzdeputation B gegen S konservative Stimmen Annahme. An die öffentliche Sitzung schließt fich eine vertrauliche Besprechung. Nächst« Sitzung Donner»- tag den 17. Januar mittag« IS Uhr. Etatkapitel und Beratung über di« Vorlage bett, bte Besteuerung der Teuerungszulagen. Schluß gegen Uhu. Doch auch der Doktor dachte nun an seine Schutzbe fohlene. Er trat zu ihr und Schwester Marion heran. „Recht so, Schwester Marion, nehmen Sie sie in Ihrem Herzen auf. Seien Sie ihr eine so gütige Freundin, wie Sie cs uns allen sind. Alice wollte ihr die Hand reichen. Da zog ^ie Schwester sie in ihre Arme, küßte sie auf beide Wangen und >agrc: „Gott segne "Sie, Kind! Ich hoffe. Sie wer den hier glücklich sein!" Da besann sich Else auf ihre HauSfrauenpflichten und rief: „Hallo, Schwester, da- geht aber nicht! Erst bin ich dran! Alice, Mädel, komm her! Sei nicht böS, daß ich erst den da begrüßte. Aber wenn man einen so groß«,, bösen Mann mehr al- vier Monate nicht gesehen hat, dann bildet man sich manchmal ein, daß man ihn sieb hätte. Ist aber gar nicht wahr!" lachte sie. „Und nun, Schwester Marion, nehmen Sie ihn in ferne Apotheke und zu seinen Mix turen! Ich führe derweil Alice in ihr Zrmmerchen und zeige ihr das Hau- und die Kinder. Ach so", un ¬ terbrach sie sich, „die gibt der Vater noch nicht Herl" Es war ein Gegenstück zu dem Pärchen ihrer Schwester Manon, das Alice nun bewundern mußte. Nur daß der Mabe hier der ältere war und das Mädelchen noch nicht laufen konnte. Der Knabe mit seinen langen, blonden Locken, den aroßen. fragenden Kinderaugen, dem Schelmen lächeln um den Mund gewann gleich ihr ganze- Her». Die Kleine war lange nicht so hübsch. Sie sollte erst noch ein Mensch werden, wie sich die Mutter selbst auS- drückte. Alice aber wurde eS leicht und frei um- Her». Der furchtbare Druck, die Angst der letzten Zeit siel von ihr ab. Schwester Marion und die Kinder, die würden ihr bald dazu verhelfen, hier heimisch zu werden. Ja, Schwester Marion! Die hübsch sie auSsah in dem schwarzen Meid«, dem schneeweißen Kragen, den kleinen, weißen Ueberklavpstulpen und der blendend weißen Schür»«. DaS weiße Häubchen rahmte da» Helle, freundliche Gesicht mit den blonden, glatten Scheiteln ein. Sie strahlte über da» Lob de» Doktor», der all sein« Gläser und Flaschen, Instrumente und Geräte blitzend sau ber und in schönster Ordnung fand. Schwester Marion lebte seit Jahren in seinem Hause. Sie war ihm eine lieb«, tapfere Gefährtin gewesen bei vielen Operationen und bei schweren Krankheitsfällen. Sie hielt seine Apotheke in Ordnung und besorgte da» Mischen der Arzneien, die er seinen Kranken meisten- «nicht nur verschreiben, sondern auch liefern mußte. So Ivie er auch oft in Fällen, wo die richtige Pflege für einen Kranken mangelte, diesen in sein Hau» aufnahm. Und immer war es dann Schwester Marion, die ihm die Kranken versorgte, die sie in ihrer stillen, freundlichen Art pflegte und erheiterte. -miim, m zilyei«tikHyki eil» Mn- Un Ma-ßate. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am k. Januar ISIS über die Gewährung von Zulagen an Empfänger edier Invaliden-, Witwen- oder Witwerrente au« der Invaliden versicherung Beschluß gefaßt. Der wesentliche Inhalt der Verordnung ist folgender: Wer au- der Arbeiterversicherung «in« Invalidenrente oder ein« Krankenrente bezieht, also auf der Post «in« Ren tenquittung mit dem Buchstaben l (hellgrüne» Papier) oder L (hellgelbe» Papier) vorzeiaen muß, erhält vom 1. Februar 1918 ab monatlich acht Mark Zulage. Personen, welche eine Witwen- oder Witwerrente erhalten, die beim Empfang ihrer Rente also eine Quittung mit dem Buchstaben (dunkelgelbes Papier) oder (grünes Papier) vorweisen müssen, erhalten ebenfalls vom 1. Februar 1918 ab eine monatliche Zulage von vier Mark. Empfänger von Alter«- und Waisenrenten erhalten keine Zulage. Die Zulage wird ohne besondere Anweisung der Lande«- Versicherungsanstalt oder der Kaffe, von der er seine Rente bezieht, durch die Poft ausgezahlt. Der Empfänger mutz sich nur rechtzeitig «ine besondere Quittung besorgen, die er bei der Stelle, die ihm die Bescheinigungen auf der Renten quittung erteilt, erhalten kann. Auch die Poftanftalt wird Quittungsmuster bereit hatten. Di« Beglaubigung der von dem berechtigten Empfänger auSgefüllten und unterschrie benen Quittungen geschieht in einfacher Weise durch Auf drücken eines öffentlichen Siegels. Die Zulage ist gleichzeitig mit der Rente zu erheben; die Zulage kann aber auch nachträglich gezahlt werden, je doch werden nach dem 30. Juni 1919 gestellte Anträge auf Zahlung der Zulage für Monate des Jahres 1918 nicht mehr berücksichtigt. Die Zulage wird nur für voll« Monate gewährt. Beginnt zum Beispiel die Rente am 3. April 1918, io beginnt die Zahlung der Zulage erst mit dem 1. Mai 1918. Ist dagegen ein berechtigter Rentenempfänger am 2. März 1918 gestorben, so erhalten die Hinterbliebenen, denen die Rente des Verstorbenen miSgezahlt wird, die Zulage für den Monat März im vollen Betrage. Vorläufig ist die Zahlung von Zulagen nur für di« elf Monate des Jahres 1918 (vom I.Feornar bis 31. Dezember) in Aussicht genommen, doch ist zu erwarten, datz den Em pfängern von Invaliden-, Witwen- oder Witwerrenten auch nach dem 31. Dezember 1918 Zulagen zu ihren Renten, vielleicht in etwas geringerer Höbe, von den gesetzgebenden Körperschaften bereit gestellt werden. Für die Empfänger einer Unfallrente, deren Erwerbs fähigkeit in gleicher Weise wie die der Jnvalidenrenten- emofänger beschränkt ist, wird demnächst eine ähnliche er- wetterte Fürsorge getroffen werden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite