Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191802152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-02
- Tag1918-02-15
- Monat1918-02
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1918
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
von Medessen In solcher Lage, bei solchen Massenstim- mungen einen unmittelbaren Zwang »u einem Frieden be deuten wttrde, wie er für die Zukunft Deutschland« nötig ist. Die Gewalt großer Wafsenentscheibunaen wirkt eben nicht nur körperlich, sondern in höherem Matze noch see lisch ans den Besiegten ein. E» ist im Kriege noch nie darauf angekommen, die Körper, sondern vielmehr den Willen zu vernichten. „ Die Lage im Westen verschärft sich allmählich; die AusklLrung»unternehmungen beider Seiten, besonder« aber die der Gegner, werden häufiger, und gewaltsamer. In den letzten Tagen beteiligten sich auch die Franzosen leb hafter an den Vorstössen, die früher hauptsächlich von den Engländern «»»gingen. Man hat doch den Eindruck datz die ganze Westfront langsam in grötzere Unruhe gerät. Sn einer rckschen Klärung drängen die Verhältnisse im Osten. Das gewagte Spiel de» Herrn Trotzki wird schlietzlich wie der gordische Knoten zerhauen werden müs sen. Mitten im Waffenstillstand hat er seine Leute an gewiesen, unsere Soldaten zur Ermordung ihrer Offi ziere anzupiften; seinen DemobilisierungSbefehl hat er nach vier Stunden bereits widerrufen; keine Haltung wird im mer eindeutiger . Mit Blut und Brand und Mord sucht er das Selbstbestimmungörecht der Randvölker, seinen pa thetischen Erklärungen zum Dohne, zu unterdrücken. Gegen die Ukraine, gegen Finnland jagt er seine Banden vor wärts. Wir haben jetzt mit beiden freien und selbstän digen Staaten gemeinsame Bestrebungen gegen die Bol schewik!. Wir können unmöglich zusehen, daß die Ukraine, die mit uns Frieden geschlossen hat, wieder in die Gewalt der Bolscl^wiki fällt, sondern werden zu raschen Entschei dungen gedrängt werben und dürfen mit Vertrauen die Beschlüsse der Heeresleitung erwarten, di« mit der doli- tischen Leituna in ihren,Zielen völlig überein stimmt. Die Sage der russischen Deutschen und «fttzen. Wie dem Berliner „Lokalanzeiger" au« Riga berichtet wird, eilt di« Lag« der von Deutschland ihre Rettung erhoffenden Deutschen und Sfthen in Livland und Ssthland der Kata- itrophe zu, wenn nickt Rettung in letzter Stunde kommt. In Reval sind von den Maximalisten 8000 Deutsche und Esthen verhaftet worden. Die Frauen befinden sich getrennt von ihren Kindern im Schlosse, die Männer in Kino». In Dorpat wurden etwa 280 Männer verhaftet. Weitere Ver haftungen wurden au» Fellin gemeldet. Die Besprechungen im Grasten Hauptquartier. Wie die Berliner Abendblätter melden, haben di« Besprechungen im Groben Hauptquartier zu einer völligen Uebereinstimmung der Auffassung zwischen den militärischen Stellen und der politischen Leitung geführt. Ein endgültiger Beschluss liegt noch nicht vor. Das formulierte Ergebnis soll erst in einigen Tagen bekanntgegeben werden. Die deutschen Gefannenen i« Petersburg Die rus- fische Regierung hatte die Absicht, alle in Petersburg be findlichen deutschen Krieg»- und Zivtlgefangenen, ausge nommen die Invalide», angeblich wegen der Ernährungs schwierigkeiten sofort nach dem Totzki-Lager im Gonverne- ment Orenbnrg abznschieben. Da die Ausführung dieser Massregel bei der in Russland herrschenden allgemeinen Desorganisation eine ausserordentlich gross« Gefahr für die Gefangenen mit sich gebrockt hätte, hat di« in Petersburg befindliche deutsche Kommission gegen die Transportierung der Gefangenen nach Orenburg den schärfsten Protest erhoben. Französischer -Heeresbericht vom-18. Februar abends. In der Champagne führten wir nach kurzer Artillerievor bereitung einen starken Handstreich in der Gegend südwest lich der Butte du MeSnil durch. Ans einer Front von un gefähr 1200 Metern drangen unsere Truppen bis zur drit ten Linie in die deutschen Stellungen ein. Sie beschädigten die feindlichen Verteidigungsanlagen und zerstörten viele Unterstände. Die Zahl der von uiis gemachten Gefangenen übersteigt 100. Neue Kreditänsprüche an Amerika. Reuter meldet aus London: Der interalliierte Rat für die Führung des Krieges und der Finanzen beendete seine Februarsitznna. Die Programme für die Erfordernisse im Februar und März wurden von den Regierungen von Grvhbritannien, Frankreich nud Italien vorgelegt und vom Rate erörtert. Diese Programme umfassen Kreditansprüche an das Schatz amt der Bereinigte» Staaten in einem Umfange von unge fähr einer Milliarde Dollars. Wettere Kriegsuachrichteu. Auflösung des britischen Parlaments? Der „Neuen Züricher Zeitung" wird von ihrem Londoner Korrejpon- denten gemeldet, dass sich in England neuerdings in wachsen dem Masse Anzeichen dafür bemerkbar macken, die eine Auflösung des britischen Parlaments möglich erscheinen lassen. Verurteilung eines englischen Pazifisten. Der eng lische Mathematiker und Philosoph Professor Rnsscl wurde zu sechs Monate» Gefängnis verurteilt, weil er in der pazifistischen Zeitschrift „Tribunal" die verhängnisvollen Folgen einer Verlängerung eines europäischen Krieges aus- einandersetzte und dabei Betrachtungen über die zukünftige amerikanische Hegemonie anstrllte, die in England wie in Amerika unliebsam empfunden wurden. Ausweisuug der Bolschewisten aus Schwede«. Der „Matin" berichtet aus Stockholm, dass dort 200 Bolsche wisten von der schwedischen Regierung ausgewiescn wurden. Die russische Abordnung unter Kamenew wurde ausgefor dert, ihren Aufenthalt abzukürzen und Schweden baldmög lichst zu verlassen. Sächsischer Landtag. wsl. Dresden, 14. Februar. 1. Kammer. Am ReqiernngStische Staatsministcr Dr. Beck, v. Seyde- witz und Dr. Nagel. Beginn der Sitzung 117« Uhr. Es wird zunächst als stellvertretendes ständiges Mitglied in den Verwattilngsausschuss für die Gebäudeversicherung der LandsbrandvcrsicherungSanstalt anstelle des zum ordent lichen Mitglied«: aufnerückten Kammerberrn von Carlowitz Standcsherrfchastsbefitzer Dr. Naumann gewählt. Zur Verhandlung stehen die Kapitel 32 und 38, Gesamtmini- sterium und Staatsrat sowie Kabinettskanzlei betr. Beide Kapitel werden in Uebereinstimmung mit der u. Kammer erledigt. Zum RrchensckastSbericht über den Staatshaushalt 1914,15 den Geschäftsbereich des Kultus ministeriums betr. bemerkt Oberhofprediger Dr. Dibelius, dass von den 3835 Glocken der evangelischen Kirchen Sachsens auf militärische Anforderung bisher 1V20 abge liefert wurden. 522 feien mit einem Zeugnis ihres wissen schaftlichen, geschichtlichen oder künstlerischen Wertes ver sehen. Von den übrigen werde wohl noch manche abge liefert werden müssen. Er warne die Gemeinden vor vor eiliger Beschaffung mindcrwärtiger Ersatzglocken und bitte die Regierung, dafür zu sorgen, dass den Kirchgemeinden nach dem Kriege wieder vollwertiges Material für die Glocken zur Verfügung gestellt werde. Kultusminister Dr. veckr Dte Regierung werde an ihrem Teile dazu beitragen, nach Fricdensscklnss wieder vollwertiges Ersatzmaterial für die Glocken zu beschaffen. Die Ueberfchreitungen der beiden Kapitel werden sodann nachträglich genehmigt. Weiter steht zur Beratung der Gesetzentwurf zur Abänderung de» «iukommenfteurrgefetzrs. Nach kurzer Aussprache wird der Entwurf in Uebereinstimmung mit der U. Kammer an genommen. Di« Titel 24 und 81 des ausserordentlichen Staatshanöbaltplanes betr. Erweiterung des Bahnhofes Lobstädt und den zweigleisigen Ausbau der Strecke Stein- Hartenstein—Wiesenburg werden ohne Aussprache nack der Vorlage erledigt, desgleichen Titel 10 des ausserordentlichen und Kapitel 60 des ordentlicken Staatshaushaltsplanes. Den Antrag des Abgeordneten Castan und Genossen betr. Erhöhung der Kartofselration für Verbraucher uud bessere Versorgung Sachsen» init Fettstoffe« nimmt da» Haus nach kurzer Berichterstattung durch Domherrn Dr. v. Hübel in Uebereinstimmnna mit den Beschlüssen der zweiten Kammer an. Die Kapitel 62 und 63 » des ordent- licben Staatshaushaltsplanes (Botanischer Garten und Pflanzenpdvsiologische Versuchsstation zu Dresden sowie Landeswetterwarte betreffend) werden nach der Vorlage angenommen. Endlich stehen zur Beratung die Kapitel 38 bi» 41 de» ordentlicken Staatshaushaltvlanrs betr. den Geschäftsbereich des Justizministeriums. Den Bericht er stattet Oberbürgermeister Dr. Roth-Leipzig und beantragt, die Einnahmen und Ausgaben dieser Kapitel in Ueberein- stimmung mit der zweiten Kammer und nach d«x Vorlage zu genehmigen b^w. zu bewilligen. Weiter wünscht Red ner namens der Deputation, dass die Haftpflicht der Richter auf den Staat übernommen und dass dte Gebühren der Rechtsanwälte erhöbt werden, sowie dass eine Verkürzung der VorbcrcitnngSzeit sür Referendare stattfindet. Justiz minister Dr. Nagel spricht den während des Krieges in den staatlichen Justizdienst «ingetretenen Rechtsanwälten sür ihr« Leistungen seine Anerkennung aus. Die Gebühren ordnung für Rechtsanwälte bedürfe einer Aenderung. Be züglich der KriegSreferendare habe er sich entschlossen, die Notprüsungen mit Ende des Kriege« nicht für abgeschlossen gelten zu lassen, er beabsichtige, sie noch 6 Monate danach abzuhaltrn. Die Justizverwaltung beabsichtige, für alle Herren, die im Kriege eine längere Zeit tätig gewesen seien, die landesrcchtlich bestehende Vorbereitungsfrist von 4 Jahren unter gewissen Bedingungen auf drei Jahre herab zusetzen. Wirkt. Geb. Rat Prof. Dr. Wach spricht sich für eine angemessene Erhöhung der Gebühren der Rechtsan wälte aus und wünscht, dass das sächsische GefänantSwcsen nur einem Ministerium unterstellt werde. Jnstizminister Dr. Nagel erklärt, zwischen dem Ministerium des Innern und dem Justizministerium seien bereits Vorbesprechungen eiiigeleitet die zu Erwägungen führen sollen, in welcher Richtung eine Vereinheitlichung der Strafvollstreckung in Sachsen durchgeslihrt werden kann. Da« Hans nimmt hierauf die Kapitel antragsgemäss an. Nächste Sitzung Freitag mittag 7,12 Uhr: Etatkapitel, Verlängerung des Kobletisverrgesetzes nnd staatliches ElektrizitätSwesen. Zweite Kammer. Am RegierungStiscke Staatsminister Gras Bitzthum v. Eckstädt. Beginn der Sitzung um 12 Uhr. Als erster Punkt steht auf der Tagesordnung der Gesetzentwurf betr. Aufhe bung der Gebührentare für Verrichtungen von Tierärzten in gerichtlichen sowie m polizeilichen nnd sonstigen Vermal- tungsangeiegenheiten. Aba. Gleisberg (natl.) erklärt sich namens seiner Freunde mit dem Entwurf« einverstanden. Zn erwägen wäre eine Aenderung der Priveltaxen, um eine Einheitlichkeit zu erzielen. Nbg. Born (kons.) erklärt na- mens seiner Partei deren Einverständnis. Abg. Brodaus (F. Vv ). Tic Gebühren dürften nicht ohne vorherige Be- nchmung mit den Ständen festgesetzt werden. Die Vorlage geht an die GcsetzgebungSdeputatio». Es folgt die allge meine Vorberatung über den Antrag Böhme und Gen« betr. den weiteren Ausbau der auswärtigen Vertretungen Sach- scnS. Abg. Böhme (kous.) begründet seinen Antray, die Negie rung möge weitere Mittel einstellen, um di-'auswärtigen Ver tretungen namentlich mit Rücksicht auf die steigende Bedeu tung der sächsischen Wirtschaft sowohl hinsichtlich deS Per sonals als auch der Auswahl der Staaten anSzubauen. Die Gesandtschaften müssten mit Rücksicht auf den bevor- stehenden WirtschaftSkampf leistungsfähig gemacht und er halten werden. So seien neue Gesandtschaften in Aussicht zu nehme» sür die Schweiz, Dänemark, die Ukraine, Polen und die russischen Nandftaaten. Staatsminifier Gras Vitz thum v. Eckstädt bearttht namens der Regierung den vor liegende» Antrag. Nach Regelung der Handelsbeziehungen Deutschlands zum Auslände durch dgS Reich werde eS die Aufgabe der bundesstaatlichen Gesandtschaften sein, die durch den Krieg gestörten wirtschaftlichen Beziehungen wieder herzustellen. Abg. Steche (natl.) erklärt sich gegen die Er richtung weiterer Gesandschaften. Dte einzelstaatlichen Ge sandten würden im Auslande nur als Wettbewerber geaen- einander auftreten. Zweckmässig sei es, den Gesandtschaften des Reiches wirtschaftliche Beträte der Einzelstaaten »n geben. Abg. Koch (K. Bp.) erklärt sich namens seiner Freunde gleichfalls gegen weiteren Ausbau der Gesandtschaften, jedoch für den Vorschlag dec Zuweisung sächsischer Beiräte an die Gesandtschaften des Reiches. Staatsminifier Graf Vitzthum v. Eckstädt: Er halte die Errichtung von wirtschaftlichen Beiräten bet den deutschen Gesandtschaften nach der Reichs- verfassnna für unmöglich. Abg. Singer (natl.) warnt davor, bei Anknüpfung neuer Handelsbeziehungen die HandelSspio- nage wieder gross zu ziehen. AbalSindermann (Soz.): Die Vertretung der wirtschaftlichen Interessen im Auslande sei Oachs des Reiches. Sachsen sollte nur seinen Einfluss im Bundesrate geltend machen, wodurch den sächsischen Inter essen am besten gedient würde. Der Antrag Böhme wird hierauf der Finanzdeputation 4. überwiesen. Weiter steht zur Beratung der Antrag Brodaus und Gen. (F. Bp) betr. die Erhebung von Grundsteuern und Befttzwechselab- gaben durkh die israelitischen Religionsgemeinden. Nach kurzer Aussprache beschlicht da» Haus, Vie Regierung um eine Vorlage noch während des gegenwärtigen Landtage» zu ersuchen, wodurch die betreffenden Bestimmungen de» Ktrchengesetzes dahin authentisch interpretiert werden. dass Nm, ligioi » da» NKbt jeder einzelne» leinschaft angehörenden Te- »wechselangaben und Grund» ! po» durch münd« zur Mnführung von Besttzweckselangaben und Grund steuern für Kultuszweck« nicht berührt wird, sowie die po litischen Gemeinden angewiesen «erden, diese Abgaben ge- einer Anzahl von Petitionen tritt Beringung ein. vtacyne Sitzung Montag nachmittag 4 Uhr. Anträge Araber lkons.) betr. Förderung de» Obstbaues und Gisenbaynfachen. Schluss »«gen 4 Uhr. Soeben ist ber Bericht der yirianedeputation 4 der Zweiten Kammer über Kap. 76 de» ordentlichen StaatS- hausbaltsolanes, Oorffakademie m, Tharandt erschienen. E» wird beantragt, dte Gtaatsregieruna unter den gegen- wärtigen dazu besonder» günstigen Verhältnissen spätesten» bi» zum nächsten Landtag um da« Ergebni« der Erörte- runa zu ersuchen, ob im Interesse der yorstentwtckelung der sächsischen Forstwirtschaft der Fortbestand der Forst- akademte zu Tharandt ihre Aufhebung oder ihr« Angliede rung an «in« sächsisch« Hochschule »weckmässig ist und wie im Falle de« Fortfälle«, der Forstakademie in Tharandt die dortigen Institut« »u einer grosszügigen forstlichen Ver suchsanstalt für Sachsen «»»gebaut werden können. Freut und Hriuutt. Al« Teilnehmer einer tzklj« an die Westfront beschreibt Sauptschristleitör Alfred Bobnagen da« Schlachtfeld von Lagarde und einen Gasangriff der Franzosen. D. Gchriftl. Dir viert« Sachseuretse. «io. Kur, nach Mittag kamen wir in G. an. Die ganze Strasse entlang hatten wir in den Gräben. auf freiem Felde, unter Bäumen und auf Anhöhen schlichte weisse Kreuze sich erheben sehen, die Stätte» dort gefallener und begrabener braver Soldaten. Das hatte uns sehr er- schütter», aber ganz zweifellos erschütterte e« un» noch mehr, als wir nachmittag« dar Schlachtfeld von Lagarde besich tigten und die Aufschriften auf den Kreuzen lasen; alles brave Bayern mit Sachsen untermischt und Deutsche und Franzosen in Massengräbern friedlich beieinander. Die Gräber sind sämtlich gut gepflegt, das mag alle diejenigen beruhigen, die einen Angehörigen draussen ruhen haben. Ob die Franzosen unsre jenseits Gefallenen so ehren wie wir, das darf sehr fraglich fein. Aber eben deswegen muss es sehr energisch gesagt werden, dass da« Land, der lothrin gische Grund und Boden, ans dem so viel« Deutsche ge- fallen und begraben sind, nie in französische Hände kommen darf! DaS Schlachtfeld von Lagarde bat ein« traurige Be- rühmtheit. Am 11. August 1914 wurden di« eingtdrunge- nen Franzosen von deutschen Truppen auf ihren besetzte» Höhen angegriffen. Ein Reitertrupp bayrischer Cheveaur- legerS geriet dabei in flankierendes Feuer und erlitt durch vier französische Maschinengewehre an der Mauer des Fried hofes von Ä. erhebliche Verluste. Die vier ausgehackten Löcher in der Friedhofsmauer sind noch heute vulverver- raucbt vorhanden, der Mauerschutt liegt noch beiderseits der Maueröffnungen und er mag lange ein tieftrauriges Wahrzeichen sein, wie die angeblich so hock kultivierten Franzosen Friedhöfe entheiligte». Aber die Maueröffnun- aen mögen auch Erinnerungszeichen sein allen denjenigen, die die ersten Schlachten und die Franktireurstätigkeit von 1914 in Belgien und Frankreich vergessen haben. Die Schlacht bei Lagarde dauerte vom 11. bis 18. Au- aust und endigte nach der Gefangennahme von über 1000 Franzosen und der Vernichtung zweier französischer Regimenter mit dem deutschen Siege. Man erzählt. dass die Ziehtochter (Pflegekind) des Bürgermeisters von G. den deutschen Soldaten aufopfernde Hilfe habe angedeihe» lassen und ihnen zum B. in glühender Sonnenhitze Trinkwasser zu getragen habe. Man erzählt auch, sie habe kürzlich einen deutschen Offizier geheiratet. Die Geschichte klingt sehr hübsch, aber sie ist in Wirklichkeit ganz anders, wie ich aus meinen eigenen Aufzeichnungen festste»«» konnte. Die Gc- schichte ist in Arracour nördlich Luneville passitert. Dori blieb ein Mädchen namens Madeleine, als ihre Pflegeeltern nach Nancy flüchteten, in der Obhut des französischen Maire und entfernte sich in geeigneter Stunde zu einer bayrischen Reiterpatrouille, die sich wunderte, ein deutsch sprechendes Mädchen hier zu finden. Sie erzählte, aus Saarburg zu stammen und nur zu Besuch hier anwesend zu sein. Sie er zählte auch, dass der Maire die Bewohner von Arracourt zum Widerstand angefeuert und sie bewaffnet habe. Kurz danach, als deutsches Militär einrückte und alles das be stätigt fand, wurde das Mädchen aus Rache vom Maire wegen des Verrats erschossen. Bei unsrer Ankunft in G. jagten sich hock über durch sichtigen Wolken vier Flugzeuge. Bei der Rückkehr vom Friedhöfe fuhren auf einem Wägelchen zwei deutsche Flie ger vorbei und nun erfuhren wir, dass ihr Flugzeug von drei Franzosen angegriffen worden war. Bereits sei der deutsche Führer, ein. Gefreiter, von fünf Schüssen durch einen Arm verletzt gewesen, aber der Brave habe dennoch den Kampf fortsetzen wollen; da sei wie ein Habicht ein Franzose auf ihn herabgestossen, nm ihn zu rammen, habe ihm dabei da» RichtunaSstener angestossen und dadurch sei er leider genötigt gewesen, den Kampf abzubrechen. Er ist in gutem Gleitfluae glatt in unfern Linien niedergeganaen, von wo da» im übrigen herzlich wrntg beschädigte Flug zeug zur Reparatur hereingeholt wurde. Der Tag, der erst« an der Front, war recht ereignisreich. Kur» nach dem Abendessen lockte un» ein wahnsinniges Schiessen aus geringer Entfernung ins Freie. Leuchtkugeln und bunte Signalraketen stiegen in kurzer Reihenfolge wie Quecksilbrrlampen riesiger Dimensionen zum Himmel auf, Helle Kanonenschläge und lautes Maschinengewehrgeknatter ertönte zu uns herüber. Dazwischen tackten langsam und etwa« tieferen Tones französische Maschinengewehre und zu weilen hörte man auch die Detonation eines leichten Mi- nenwerferS in vorderster Stellung. 'Die Franzosen schienen den Plan einer Unternehmung ausführen zu wollen. Nach 9 Uhr abends kam der Bericht, dass die Franzosen mit Gas bomben schössen und zugleich Ga» „abgeblasen" hätten. ES wurde daher die deutsche Front entlang Gasalarm ver kündet und sehr bald wurden wir sogar in höchste Gasbe reitschaft gesetzt. Die Sache war also ernst, zumal der Wind auf uns zustand. Ein Höhenzug leitete das Gas aber durch eine benachbarte Lalsenkung und wir blieben verschont. Indessen wurde das Geschützfeuer heftiger nnd spät in der Stacht wurde von beiden Seiten Sperneuer gegeben, ein Trommelfeuer, das einem nie endenden Donnergrollen ähn lich ist. Bis gegen 7,2 Uhr nachts dauerte das beider- seitige Schiessen und wir merkten die Erschütterung der Lust noch von unseren Soldatrnbetten aus. Im Heeresbe richt« vom 20. Januar klinat es trotzdem sehr nüchtern, „Feuersteiaerung trat zeitweilig im Maasgebiet, sowie nörd lich und südlich des Rhein-Marne-KanalS ein". Ich weiss es jetzt zu schätzen, wa» „Ruhe im Westen" ist. Praktische Wi«ke. Gelbe Schutze schwär» färben. Nachdem die Schuhe einige Zeit am Ösen gestanden haben, damit da» Leder warm ist, werden sie mit einer geschälten rohen Kartoffel gründlich abgerieben und nach dem Lrockenwerden mit sschwarzer Schuhcreme behandelt. Sie' balten dann gut die Farbe.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite