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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.10.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19241016015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924101601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924101601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-16
- Monat1924-10
- Jahr1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.10.1924
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Nr. 125 5eike 2 — Dresdner Nachrichten — Allgemach freundete sich auch die Wissenschaft mit dem Gs bilde der Rentenmark au; eS kann heute für ausgemacht aeiteu, das« sie im Zeichen einer »verseiuerten Quantität» nieorie und eine» ..»elsetuerlen 'Nouiinalisinns" de» Sieg neiinniln ie Turch die Üientenmark ist der Beweis erbracht, dan bet genügender Beachtung der anS Gittererzengung, Güte, menge und llmlaniegeschivtndigkeit der e.ahlnngsmtttkl ab.-. leueten Ki.me eine Gold- vder Golödevisenwährung uu- anaer Lurn.- isl: eS ist nicht notwendig, einen ungcniitzten airat an ,öc>Id oder Devisen als sogenannte Deckung zu „alle»: die Renieninart bat gezeigt, daß die noldlose a v r u n g eben dieselben Dienste tut und dabei den Vor» , ig geniestt, ni >>t toie Betriebsmittel in unwirtschastltcher, ta wirtschastswidriger Weise zu sesseln. Dies ist für die aNrnnaSaeirbitlsle aller Zeiten bedeutsam. An dieser Erkenntnis ändert auch die Tatsache nichts, dast ni, Frühjaln N'2l die einen Smiivtouie einer neuen Inflation aiiftanchteii, ste batten i>>re» Grund einmal in dem allzu be- üblennialc» Hiiieiiipiimven der stientenmarkkredite in die Wirtschaft, nnd zum zweiten darin zu suchen, dast die Rcichs- bank »ebenlier nocli lnstig weiter Pgpiermark druckte, wodurch e.ne kaum n» Sinne der :>>entenbankverordnnng gelegene AnSwennna des ^iablnngoiniUelninlauies geschassen wurde, Ser slbUenlich nnr durch die an sich wirlschastsschädliche Kredit- oeichneidung begegnet weiden konnte. Eben dieie Znslaiionsn-innloine bildeten dann den Anlast en den> inelvencbcetc'n Borslog deS Kieler BolksivirtschastlerS Prvfennr Tr. La r ms gegen die Rentenniark. Dieser Angriff nab leider in der breiteren Qessentlichkcit mistverständlichcr Auslegung Ranin nicln die :l!enteni»ark war ja an jenem .instand einer leise einietzendcn neuen Inflation schuld, son dern dt« Nicht ganz tadelfreien Begleitumstände, unter denen sie in den Berkel,r gelangte: in, übrigen wurde die Gesahr dank der Wachsamkeit der Kritik so rechtzeitig erkannt, dast ernstere Folge» vermieden werden konnten. Dast Harms nicht die Rentenmark an sich treffen wollte, mag aus einem Briese geschloffen werden, den er tu Verfolg seiner sehr Verben Beurteilung der WübrungSlage an den Verfasser dieser Zeile» richtete, und worin «s u. a. heißt: »Mit Ihnen stehe ich aus dem Boden der bereinigte» OuantilätStveortc.. Allerdings meint Harm», die Autorität des Staates sei im heutigen Deutschland nicht stark genug, um die ver- nünstigtc Handhabung der geldlosen Währung gewährleisten »u können, — etue Anschauung, die von der oben zum Aus» druck gekommenen Darlegung kaum wesentlich abweicht. Jedenfalls wird man am ersten Geburtstag der Renten- mark nicht ohne Wehmut und Bitterkeit der Tatsache ge denken, dast Deutschland nun, obwohl eö aus dem besten An satz zur goldlosen Währung war, unter Einwirkung von austen die sclbstgeschassene Nentciimarkwährung zugunsten einer sogenannten »internationalen Währung" anszugeben ge nötigt war. Tröstlich aber wird dabei doch die Ueberzeugung sein dürfen, dast das deutsche Volk auch durch die Nentenmark sich selbst und anderen Völkern bewies, dast in ihm der alte üpscrtsche Geist, die alte Tatkraft trotz aller Ungunst äußerer :rhältntsse nicht zum Erlösche» gebracht werde» konnte. Man hat dem deutschen Volke für eine gewisse Zeitspanne die ändere Macht nehme» können: aber schließlich wird — und nicht nnr in Dingen der Währung — immer wieder der Geist Besieger der Materie bleiben. Man mag dem Adler die Schwingen beschneiden, er bleibt doch ein Adler. An -er Schwelle einer neuen Zeit. „Vossi'schen nd die Be diele» Flug ein Neues zugekvmmen. Es kommt von Deutsch- land. Dieses gefesselte, gefolterte, verleumdete, vom Hasse zer tretene Deutschland schenkt l»erstörten entstellten Kulturwelten nach Jahren des Mordend und der Vernichtung, noch unter die Füße rasender Je in de getreten, die erste Tat, das erste Werk, ein neues Wunder. England wo ist deine Scham, Welt, 100 ist dein Gewissen! Der Empfang, heißt eS ln der Zeitung", ist üaS glückhafte für heute. Der Respekt und wunderung für den.sche Leistung lverden in Parallele zu dem technische» Erfolg stehen, der erzwungen wurde, und damit wird zwischen dem deulschen und dem amerikanische» Volk wieder ein Stück von der Wand eingerissen, die der Irrsinn des Krieges aufgerichtet hat. Die Beteiligung Amerikas am .oelNwItt.schen L^c ^öiGers'kr^ Schicksal, d.« gestern in höchst materieller Folg« in der Auflegung der Anleihe geschah, daS snmbolische Datum deS Zcppelinaufstiegs am Jahrestag der Entdeckung Amerikas und nun der Jubel der Millionen, die dem deut- schen Schiss ihre Begeisterung entgcgeiirufen. sind Vorzeichen, Der Kamps um die Zeppelinwersl. Deuischnacivnale -lusrage im Reichstag. 7 k .1 >1 ! IN e l d II n a I, I! i r e r Berliner L ch r i s I l e l t II n g.l Berlin, 1'. Qkt. Die d e u t s ch n a t i v n a l e Reichsiags- . .Ili on bat folgende Kleine Anfrage eingcbracht: Nack -b cessedarsteilunge» soll Frau l reich. auf nberholtcn Vertrags bestimmungen fußend, die Zerstörung der Friedrichs- bakener e p p e I i n w e r f t, der Schuppen nnd der ">del!e verlangen. Tie Erfüllung der französischen Forde- lng nnrdc nicht nnr eins der gewaltigsten Kulliirwerke ii und zwecklos vernichten, sie wäre auch gleichbedeutend n:,i einer.Kapital und Matcriolzerschlagung, deren Sinnlvsig teil in der gegenwärtigen rvortrüi Zeppeline könne» im jetzigen Stadium deS Groß- iiug.engbaiie» nicht mehr als Kriegsjahrzenge angesehen werde». Sie dienen de» großen Interessen von Verkehr und Wirtschaft. DaS Zeitalter des WeltluflverkehrS hak begonnen ,d laiin weder der EisindnngSkrafl deutscher Ingenieure, >ch der Qualitätsarbeit deutscher Arbeiter entbehre». Was cedcntk die ReichSregiening zu tun. um Deutschland die eovelinwerfl zu erhalt.» nnd zugleich eine Milderung der engherzigen interalliierten Luftverlehrsbestimmungeii zu er- i eichen? Der G.'anzslug im Spiegel -er Berliner Preise. Berlin, lä. Ski. Die Wunderlcistnng deutschen technischen KonnenS, die die letzt beendete Amerikafahrt deS „Z. N. III" 'gestellt. hat wie in der gesamten Berliner Qeffentllchkcit, so auch in der Presse alles andere — die Kläglichkeit deS deutschen Parlamciitgri-.'MnS eingeschlossen — völlig in den Schalten gestellt. In Arükeln. die getragen sind von dem berechtigten Stolze auf diese Leistung deutschen Geistes, finden sich die i.iist in der 'Bahn des Parteistreites sich bewegenden Ber liner 'Blätter darin zusammen, dast mit den« Fluge des ,.Z. :>t. III" wieder ein beispielloser Sieg der deutschen Kraft cu oerzcichnen ist. — ein Sieg, dessen Bedeninng um so gröster sei, weil eS ein Sieg des Friedens sei. Den Rekord, schreibt das „Berliner Tageblatt", den der Zevpeün iel.it auigestcllt hat, hat keiner zu träumen gewagt. Die kühnste Phantasie ist durch den Sieg des epoelin weit übertrofscn worden. Morgen wird man in Stunden von Spanien nach Südamerika, übermorgen von vondon nach Indien fahren, und dann werden sich sehr rasch auch noch alle diejenige» Gebiete in Asien, Südamerika und i» Australien der menschlichen Zivilisation und Kultur cr- ichlicstcn, die heule weit abseits von jeder Gemeinschaft ge- i gen dahindämmern und nur darauf warten, dast auch sie eines Tages dem menschlichen Knllnrkreis völlig erschlossen »erden. Auch der Nordpol, um dessen Entdeckung viele Jahrzehnte lang die verwegensten Forscher sich bemüht haben, wird über lnrz oder lang dem menschlichen Auge anstehcn. So künder stch nach dem Siegeslauf des Zeppelin im Geiste eine neue Zeit an. Uralter MenschheitSIranm ist erfüllt, schreibt der Ber liner „Lok. 'Anz.", kübner erfüllt, als mnthenbildend« Kraft der Völker, kühner als loderndste Phantasie deS Dichters. Der Menschheit, den Erdteilen, den Jahrtausenden ist durch Vounrrvka-. 16. vkla-e» 1^4 Die Degeiskerung in Frieürlchshafen. Friebrlchshafen. 15. Qkt. Die Melduna von be« glück- cchen Landung des ,.Z. R. lll« hat Frtedrtchsbasen i« inen wahre» Freudentaumel versetzt. Diese Begeisterung ist verständlich, wenn man bedenkt, daß das ianze Städtchen mit de», Werke des unvergeßlichen Grafen ins da» engste verbunden ist. und daß dt« Bevölkerung viele angc Jahre hindurch gewöhnt war. Zeppellnkreuzer auf dem Bodensee dahinztehen zu schen und da» Dröhnen der schweren Motoren von der Werft und den Manbach-Motvrenwerke» >er zu vernehmen. I» wentgen Minuten waren die Häuser mit Jahnen tn den Lande», und Retchsfarben geschmückt. Au» Fenstern und von vielen Ballone» grüßten bunte Wimpel, die im Hafen legende» Segelboote setzten ebenfalls Flaggen. Bet Bekannt- oerden der Nachricht ließen auch die tm Hafen liegenden Bodensee dam pser ihre Sirenen minutenlang ertönen. Von der Landespoltzei wurde au» Böllern etn Frcudensalut von t1>8 Schuß ibgeseuert. Zu eben solchen Freudenkundgebungen kam es nich tn der der Luflschisswerst benachdartcn. auö Mitteln der Zeppelin-Spende erdauten Werftarbeltersiedlung Zeppelin- >vrf. Spontan nnirde unter der Arbeiterschaft und den Beamten der Werft der Beschluß gefaßt, den Erbauern des Z. R. >U". Direktor Dr. Dürr nnd Chefkonstrukteur Dr. Arnstein, eine Huldigung tn Gestalt eines Fackelzuaes zu bereiten. )er sich dann in den Abendstunden zu den Woh nungen der Genannten bewegte. Die Gemeindevertretungen der Friedrichshofen gegenüberliegenden Schweizer Boden- seestädte haben auf die Nachricht von der Landnng hi» als bald in wärmsten Worten gehaltene Glückwunschtelegramme an die Lnftschtffwerft gerichtet. Äderen Zusammenirefsen Hoffnungen für eine ' engere Völkergemeinschaft erstellen lasten. Der deutsche Industrie-- und Kandelstag veröffentlicht aus Anlaß der Lanbuna deS „Z. R. III" auf amerikanischem Boden folgenden Ausruf: Ter Vorstand des deutschen Industrie- und Handelstages aibt seiner Freude »nd stolze» Genuatuuna darüber Ausdruck, dast es deutschem Willen und deutscher Talkraft aclungcn ist. in dem neuen Zeppelin „Z. st!. III" ein Werk höchster rech Die österreichische Presse zur Fahr! -es ..Z. R. HI". Wie». 15. Qkt. DaS „A ch t. N h r - B l a t t" schreibt zur Amerikafahrt des »Z. R. >>>": „Auö dem Völkerbund- verwirrenden Geist der Reparationen und Ltrassanlttvnen ae- öoren. nähert sich »Z. Sk. M" al» Friedensbote der Küste Amerikas. ES ist wohl eine jener tnkvnsegnenlen Launen der Weltgeschichte, dast gerade jene Erfindung deS deutschen Geistes, welche mit an der krtegSerzcngenden Furcht vor Deutschland teil hatte, dazu auSersehen ist. der Welt den Be- ginn einer gliictverheistcnden Aera deö Frieden» zu ver» künden. Der ,'ieppclin bring« den wahre« Geist sciue» Er» sindcrs zum AuSdrnck: den Verkehr der Wellen untereinander zu vermitteln, war sein Lebciwziel. Gegen den Triumph deö Augenblicks, wo der »Z. R. Hl" vor Mi060 Amerikanern lliederschwebe» wird ans freier amerikanischer Erde und der Führer des Luftschiffs die Botschaft des deutschen Reichs präsidenten a» das amerikanische Volk dem General Allen nisclicr Volleuduna hcrzustellen und daS Luftschiff glücklich aus amerikanischem Boten landen zu lasten. Der -Vorstand spricht die Erwartnna anS. dast die Werkstätten, in de en eine solche bahnbreäwnde Ta« vollendet wurde, nicht der Zerstörung au- heimsallc», sondern auch in Znkunsl dem Zwecke diene» mögen, durch Vervollkommnung dieses neuen Verkehrsmittels den Gedanken der friedliche,, Vereinigt»»« der Völker und der ge meinsamen Arbeit am Wiederaufbau Europas und damit der Weltwirtschaft zu verwirklichen. Die Gesellschasl sür Luslschiffahrl. Berlin, 15. Qkt. Die Wissenschaftliche Gesellschaft f ü r L u f t f a h r t in Berlin hat an die Lustschisfbangesellschaft Zeppelin folgendes Telegramm gesandt: Tie Wissenschaftliche Gesellschaft für Luftfahrt spricht dem zukünftige ^ überreichen wird, will das Verbot weiterer Luftschiffe auf deutschem Boden »ichtö besagen, da die Wett dem Erfinder deutschen Geistes die Fesseln zerreiben wird, die mau setnem Höchst,,g legt." Die »Neue IreIe Presse" geht näher auf die Abiicht der Franzose» ein. die FrtedrichShafener Liiftschiffhalle doch ntcderlcgen zu lassen, und meint, überall, wo Resovuevsteit wohne, stoße man aus die Ansicht, daß dieser Gewaltakt »icht verübt werden dürfe, und dast di« Sieger von gestern sich nicht eine moralische Niederlage, wie ihn dieser Kampf gegen den Geist nnd das Werk Zeppelins bedeuten würbe, znfügen dürsten. Glücklicherweise aber liege die Entscheidung beim Ministerpräsidenten Hcrriot. Die Vernunft sträube sich dagegen, daß jetzt, »ach der Londoner Konferenz, «ine andere Entscheidung in Betracht käme, als die Verfügung, daß dieser Akt der Barbarei nicht geschehen dürfe, und dast man nicht, gestützt ans daS Recht, daS mit Gerechtigkeit nichts z» tun habe, daS schmählichste Unrecht begehe. DaS Budapester Blatt „P e st i Rapl o" bespricht die Be deutung des Ozeaiifliigs des Zeppelin, und schreibt: ES ist ein grandioses Schauspiel, das sich der gauzeu Welt bietet, zn sehen, wie dank des Fleißes eines nlcdcrgetretencn Volkes dieses herrliche Luftschiff sich in die Lüste erhebt, und, ^ wohin es fliegt, überall verkündet daS Knattern seiner LufMittbau Zepml^ und! Motoren lauter als Kundert Versailler Verträge, daß Deutsch- der Besatzung des stolzen Lustschisfes „Z. R. III" ihre herz lichsten Glückwünsche zn dem glänzendsten Erfolge aus. Ein Meisterwerk deutscher Technik nnd Arbeitskraft trägt mit dem Luftschiff die Ehre des deutschen Namens in die Welt hin aus. Möge sich die Welt würdig erweisen der Manen des Grasen Zeppelin, möge sie ihm ihre Dankbarkeit für diese Kulturial in ehrfürchtigster Erinnerung dadurch bezeugen, dast sie wieder freie Bahn gibt denen, die sein großes Werk heute zu so glänzendem Gipfelpunkte geführt haben. Die Parteien zum Jeppelt slug. lDrahtmeldung unsrer Berliner Schrlstleilung.» Berlin, 15. Qkt. Die deutschnationale Neichstagsfraktion Hai an die Zeppeiinivcrst in Friedrichshafen anläßlich der glücklichen Ueberfahrt des „Z. R. III" nach Amerika ein warm- gchaltencs Glückwunschtelegramm gerichtet. Gleiche Telegramme haben auch das Zentrum und die demokratische Fraktion abgejandt. land lebt, dast cs weder mit dem Schwerte noch mit dem Frieden getötet werben konnte. Wir entbieten ihm unsere Segenswünsche und den Ausdruck unserer Bcwnnderuug. "tk. Der Tanz um -ie Deranlworlmig. Der Sland der inneren Krise Berlin. IS. Qkt. Die K a b i n e t t s b e s p r c ch u n g c v iin Reichcttaac dauerten von 12 bis 2 Uhr nachmittags. Die innenpolitische Lage wurde eingehend erörtert. Beschlüsse wurden jedoch »och nicht gefaßt, da die Haltung der Demo kraten und des Zentrnms noch nicht geklärt ist. Für i,3li Uhr waren die R c i ch s m i n i st c r wiederum nach dem Reichstag bestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt dürste die Entscheidung des .Zentrums vvrliegcn, die wiederum von der Fraktions- deratnng der Demokraten wesentlich beeinflußt werden wird. Allgemeine Abneigung gegen Neuwahlen. Berlin, 15. Qkt. 'Nun hat auch der heutige Tag noch keine Entscheidung in der Frage einer eventuellen Regierungsinnbildung oder Reichstagsansiösung gebracht. Das rührt vor allem dnhcr, daß man auf allen Seiten der ReichstagSanflösung ans dem Wege gehen möchte. So kam euch heute in einer Besprechung des RcichskabinettS die Mei nung zum Ausdruck, daß die Auflösung kaum geeignet wäre, Ge Dinge endgültig zu kläre», da die Wahl kaum eine große 'Berschiebung bringen dürfte und sich die Parteien dann ichiiestiich in der gleichen Lage befänden wie hetzt. Man war daher der Ansicht, daß die noch nicht gnsgeschövsten Möglich keiten erst zu prüfen seien, bevor man zur Auflösung schreite. Was aber jetzt an Möglichkeiten noch übrig geblieben ist, ist herzlich wenig. Das Zentrum will ohne die Demokraten keine Rechtskvalikio», die Demokraten wollen aber nicht mit- machen nnd der Gedanke einer Koalition aus Dentschnationalen, Volkspartci nnd Zcntrnin hat wenig für sich, denn die Ltnlsgruppe des Zentrums würde sich nicht lange bet der Stange hatten lassen. Im Grunde genommen stellen jetzt die Frattionsvcrhandlungen nichts weiter dar, als den Tanz um d i e V e r a n t w o r t u n g. Hatte gestern bas Zentrum die Verantwortung den Demokraten zugcworfen, so werfen diese sie heute dem Zentrum wieder zurück. Das Zen trum trat demgemäß auch zu einer Sitzung zusammen, ging aber ohne Beschlußfassung wieder anseinander, um seine Beratungen am Donnerstag vormittag imeder aufzu- nehmen. Infolgedessen wurden auch die Besprechungen der Führer der Koalittonsparteien mit dem Reichskanzler, die für heute abend angesetzt waren, auf Donnerstag vormittag ver schoben. Gegen abend waren heute auch die Teutschnatio- nalen znsaunncngctretcn, in deren Sitzung zum Ausdruck kam. daß die Fraktion keine Veranlassung hätte, ihre Haltung zu ändern. Sie müsse abwarten, welchen Entschluß die ande ren Fraktionen faßten. Sie habe keine Veranlassung zu einer erneuten Beschlußfassung. Man darf nun gespannt sein, mann der Reichskanzler endlich das Signal zum Abbruch des wenig schönen Spiels geben wirü^ Demokratische Mehrheit für die sehige Regierung. Eine fraktionelle Minderheit sür Beteilig»«»« der Dentschnationalen. Berlin, >5. Qkt. Die demokratische Fraktion hat in ihrer heutigen Sitzung folgende Entschließung gefaßt: „Tie demokratische Fraktion hält daran fest, daß die gegenwärtige Krise ohne Not herausbcschworen ist und daß schwerwiegende Gründe der Außenpolitik ein Bcibehalten der jetzigen Regierung erfordern. Die Regierung hat die Pflicht, sich vom Reichstag die Zustimmung für die Fortführung der bisherigen Außen- und Innenpolitik geben zu lasten, und darf erst dann abtretcn, falls wider Erwarten der Reichstag sie dazu zwingt. Entsprechend den bisherigen Beschlüsse» »er. mag die Fraktion eine ei n s e i t i ge Erweiterung der Regierung nach rechts nicht mit ihrer Veraniwortnng zu decken." Wie zu diesem Beschluß der Demokraten noch mttgeteilt wird, ergab cs sich das, in der Fraktionüsitzung wider Er warten zahlreiche Stimmen laut wurden, die ans die schweren Gcsahr n einer ständigen Ausschaltung der Dentschnationalen al» der stärksten Partei des Reichstages HInwicscn nnd ver langten. daß man die Deutschnatconalen an der Regier,,«« beteilige und das, die Demokraten einer solchen Negierung sich nicht versagten. Diese Stimmen blieben aber in der Minderheit. Die Mehrheit war für die Ablehnuna des Ein tritts der Teutschncttionalen. Ste verlanate, daß der Reichs tag zunächst einmal an dem vom Aeliestenrat fcstaesetzten Termin zusammentritt, ferner, daß die Regierung die Ab stimmung über die voraussichtlichen Mißtrauensvoten ab wartet, ehe sie zur Auflösung des Reichstages schreitet, damit die demokratische Fraktion nicht in den fatalen Geruch käme, an der Auflükuug des Reichstages schuld z« sei». Gegen die hohen Gütertarife. Frankfurt a. M., 15. Qkt. Das Präsidium des Hansa- Bundes hat anläßlich der Hansa-Bund-Tagung in Frank furt a. M eine Entschließung an den BerwaltungSrat und an die Generakdirektion der DeutschcnReichSbahn A.-G. gerichtet, in der betont wird, daß die ungesunde der dentichen Gütertarife die Produktionskosten wie die Preise der Waren am VcrbranchSorte ko ungeheuer verteuere, daß der Absatz dadurch auf das empfindlichste eingeschränkt, die Lebenshaltung bedenklich hcrabgedrückt und die Arbeitslosig keit gewaltig gesteigert werde. Die Herabsetzung der Güter- frachtcn um nur 10 Prozent sei völlig außrrstande, die deutsche Wirtschaft wieder zu beleben. Dazu sei vielmehr die Rückkehr zu der Frachthühe der Vorkriegszeit eine unbedingte Notwendigkeit. Ohne sic müsse das deutsche Wirtschaftsleben weiter bahlnsicchen. lW. T. V.j Der Zwischenfall von Llowrro. Königsberg, 15. Qkt. Die Untersuchung des Vorfalles, der sich tn der Nacht vom 27. zum 28. v. M. vor dem Gebäude der deutschen Gesandtsclmft in Kowno zugetragen hat, hat erwiesen, daß eS sich um einen EinbruchSversuch tn das Ge sandtschaftsgebäude handelte. Insbesondere steht fest, daß der Vorfall keinerlei politischen Charakter hat. Bürgerliche Wahiabmachungen in England. London, 15. Qkt. Zwischen den Sonservati»«» «»d den Liberalen find weitere Vereinbarungen zweck» Ver meidung dreieckiger Wahlen geirossen worden, doch zeigt die vollständige Liste der tn Aussicht genommenen Kandidaten, daß diese Vereinbarungen sich nur auf sorgfältig au»- gewählte Bezirke beziehen. In allen Wahlkreisen, t» denen auch nur die geringste Möglichkeit deS Erfolge» für alle drei Parteien besteht, werden Sonberkandidaten ausgestellt werden. — In Abcravon, dem Kreis« des Premierministers, ist vereinbart worden, dM der Kampf zwischen den Liberalen und der A r b e i t c r p a r t e t ge führt wird. Die Kviiservcitlvcn haben sich entschlossen, keinen Kandidaten aufzustcllcn, »nd sic werde», wie verlautet, dem liberalen Kandidaten invfstztcll Unterstützung gewähren. Lloyd George wird nnr einem Arbciterkandldaten gegen überstellen, da die Konservativen Ihre Kandidatur tn diesem Wahlkreise zurückgezogen haben. sW. T. BZ Dranling mit -er Aablneltsbit-ung beauftragt Stockholm, l5. Qkt. Branting wurde vom König beauftragt, das neue Kabinett zu bilde». Er hat den Austrag angenommen. l 'W.T . B Z Neue ttaiientsche Partei. Rom, 15. Qkt. In einer heute abgchaltenen Versamm lung beschloß der rechte Flügel der Liberalen Partei, die jetzige nationale Negierung weiter zu unterstützen und zu diesem Zwecke eine besondere Partei zu bilden, die sich Liberal.Nationale Partei nennen wirb. An der Versammlung nahmen I!1 Senatoren und 32 Abgeordnete «eil. iW.T.BZ Der Beginn -er römischen Parlamenlsiagun-. Rom. 15. Okt. Der Mintstcrrat faßte den Beschluß, die Kammer am 12. November -usammenzurufen.
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