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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191802252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-02
- Tag1918-02-25
- Monat1918-02
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1918
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Beilage zum „Riesaer Tageilatt". ««rttmev'mck'm» Verla«: Sangar » vtnterli«, «las«. Geschäft««^!«. «aattzestraS» S». BarantmortNch für Nedaltio«: «rthur HSHsal. Mas«; für «nzeiganNil: «rryakn» »»tlriH. Mleka 47. Montag, SS. Februar 1918, «benbS. 71. Jahr«. Deutscher Reichstag. «s. StzMlg. Sonnabend, den SS. Februar, vorn«, u Uhr. X Vizepräsident De. Paasch« eröffnet dte Sitzung. Einige Rechnungssachen werden erledigt. Das Gesetz zur Aenderung de» »rtegsstener« ««setze» wird auf Antrag des Adg. Dr. Lüdekum (So--) von dos Tagesordnung ab-esetzt. MUitLrtsch««. k^' Für Verhandlung steht dann der Beröcht de» yanpt» ttNSzchusses über militärische Angelegenheiten. Ein An trag Dr. Mül le--Meiningen (Forts cyr. vp.). Sehren- dach (Z), Dr. Streseman« (m.j. Stückle» tSo»^«- iucht den Reichskanzler, dafür Sorge zu tragen, ») die Ent lassung der Jahrgänge 1869 und 187V aus dem Heeresdienst, d) Zurückziehung derjenigen Rtannschasten des Landsturms, dr« leit Kriegsbeginn unausgesetzt im Felde stehen. Der HauptauSjchuß fordert weiter die Beseitigung oder wenigstens die Milderung zur Straf« des strengen Arrestes. «Auch sollen alle Mannschaften ein Recht auf Urlaub haben. Di« unabhängigen Sozialdemokraten verlangen enre Denkschrift über die Strafrechtspflege in Heer und Marine während des Krieges. Mg. Stückle« (So»,): Die Entlassung der ältesten lJahrgäng« muß nun endlich erfolgen. 'Die Militärverwaltung hat bisher die Beschlüsse des Reichstages nicht beachtet. Diele von den Leuten sind schon SV Jahre <ut und für die Berteidr- «nng absolut nicht mehr zu brauchen, sie liegen nur in Laza retten und losten viel Geld. Vielfach werden diese Mannschaften auch unnötig venoendet, z. B. um die Grenze nach Oesterreich- Ungarn Hennetisch abzuschließen. ES könnten leicht Hundert- tausende von älteren Leuten freigemacht werden. Leider gibt eS noch immer Leute, die jahrelang keinen Urlaub erhalten -haben, die Offiziersburschen fahren dagegen mehrmals im Jahre «ach Hause, um der Frau Hauptmann Lebensmittel zu über dringen. . —. - . Äbg. Dr. Müller-Meiningen (Fortfchr. Dp.): Di« Jahr gänge 1869 und 7V müssen unbedingt zurückgezogen werden. Bayer» hat bis 1872 alle Jahrgänge in die Heimat zurück«- liomtkken. In Preußen ist im Februar erklärt worden, daß nur noch etwa tausend Ntann 47- und 48jährige Landstürmer an der Front stünden, das ist eine direkt falsche Angabe^ Breie Offiziere behandeln die Soldaten immer noch nicht alS Staats bürger, sondern als Söldner. Viele Verordnungen des Kriegs- mimsteriurns werden an der Front gar nicht beachtet. Am meisten leidet der Mittelstand. Das OsfizierlorpS wird rmmer jünger. Die Urlaubsklagen sind berechtigt. Auch darf der Urlaub nicht zu Hamsterfahrten mißbraucht werden. Ein ge meingefährliches Treiben ist es, die Volksvertretung ünd,die Oberste Heeresleitung.gegeneinander auszuspielen. General v. Wrisüerg: Man sollte nicht Hoffnungen er- wecken, die nicht erfüllt werden. Die Entlassung der Jahrgänge 1869 bis 1870 hängt doch lediglich von der militärischen Lage ab. Das'gleiche gilt von der Zurückziehung aus der vordersten Linie. Die Leute von 89 Jahren^ dis bei Beginn des Krieges als Landsturm eingezogen sind, sind jetzt 42 Jahre alt und -sollen nach der Verfügung des KriegLininisteriumS von derFront zurückgezogen werden. (Widerspruch des Abg. Dr. Müller- Meiningen.) Die 45jährigen werden schon jetzt zurückge zogen, und allmählich geht man herunter mit den Jahrgängen. Wie kann man da behaupten, es wäre nichrS geschehen? Tie Anträge sind hinfällig, weil die Maßnahmen schon eingeleitct Lind. (Abg. Stückten, Soz.: An Erlassen fehlt cs nicht!) Der Oeneral spricht dann noch über die Urlaubsgewährung. General v. Langermann: Eine Statistik über die Straf- Rechtspflege im Heere während des Krieges können wir nicht »orlegen, weil sie eine zu große Belastung mit Arbeit zur Folge haben würde. Der strenge Arrest kau» nicht abgeschafst werden. Er tritt oft an die Stelle eines gerichtlichen Ber- jährens. Es wird aber auch jetzt Lis Verhängung milderer Strafen erwogen. , , . Abg. .Prinz Schoenaich-Earolath (ul.) sprach seine Befriedigung aus über die Erklärungen des Generals v. Wris- berg hinsichtlich der Urlaubsgewährung. Abg. Graefe (kons.): Der RcsolutionsbazilluS grassiert bei uns. Damit wird der Sache kein Gefallen getan.. In den Kriegsgefellschaften sitzen noch immer viele Leute, die einge- zogen werden könnten, die, mit Brillanten geschmückt, die Abteile erster Klasse bevölkern. Sie sollten es lieber emmal Lm Schützengraben versuchen. Die entlassenen Leute sollte man ihrem Beruf wieder zuführen, besonders die Landwirte. Diese werden durchaus nicht bei der Urlaubserteilung bevor« «ugt, aber eine gewisse Rücksicht muß genommen werden wegen der Bolksernährung. Abg. Werner-Gießen (Tische. Fr.): Wenn Väter und Söhne in der Front stehen, dann muß unbedingt der Vater zurückgezogen werden; auch sollten Leute, die vier- bis fünf mal verwundet worden sind, nicht mehr hinausgeschickt werden. Abg. Ryssel (U. Soz.) fordert Auskunft über die Ergeb nisse der Strafrechtspflege im Heere. Redner bringt dann noch, zahlreiche Beschwerden vor über die Behandlung der Soldaten im Felde und über den Schleichhcurdel mit Lebensmitteln durch, dis Offiziere. General Scheuch: AuS politischen Gründen finden WÜ > beveinziehungen nicht statt. (Lachen bei den U. Soz.) Aber wi ziehen solche Leute ein, die reklamiert sind, aber sich daun alp Hetzer Herausstellen. (Lärmen der U. Soz.) Es ist im Kriege ab;olut unzulässig, andere von der Arbeit abzuhaltsn. (Beif.) Kür die Landwirtschaft haben wir alles, was möglich war, getan, um ihr die nötigen Arbeitskräfte zuzuführen. Bei der Werschiebung der Kriegsgefangenen verfahren wir mit der größten Vorsicht. Wir müssen di« verschiedenen Interessen gegenein- Eder abwägcn. Aus den Bureaus der Krieasgesellschastcn können wir nicht mehr viel Mannschaften herauszrehcn, die Zahl der k. V.-Persönlichkeiten beträgt höchsten drei Prozent. Sächsischer Oberstleutnant Schultz betont, daß bi« An gaben des sächsischen jAnegsministeriums sich vollständig mit den Anschauungen der preußischen Militärverwaltung decken, wie ßie General von Wrisberg hier vorgetragen hat. Abg. Frommer (kons.): Nach solcher Hetzrede, wie die »es Abg. Ryssel, muß man sich fragen, ob man überhaupt im Deutschen Reichstag ist. Wir such empört über solche vater- tzandslosen Ausführungen. Es ist ein Gift, das hier auSgespritzt Wird, um die Disziplin unserer braven Soldaten zu untergraben. Abg. Haegy (Els.) wendet sich gegen Ausnahmebehandlnng von Elsaß-Lothringer» bei Urlaubserteilung und bei der Ent lassung. Abg. Wirth (Z.) bringt eine Anzahl von Beschwerden aus Süddeutschland vor. Die Anregung auf Revision der badisch preußischen Militärkonvcntion ist hervorgegaugcn aus zahlreichen Klagen badischer Staatsangehöriger, die in preußischen Regi mentern gedient haben. Du: Militärs sollten sich nrcht zu sehr Ärgern, wenn die Soldaten sich an Abgeordnete wenden, General v. Wrisberg: Wir haben »u»S bemüht, den badischen Beschwerden abzuhelfen. Der Unfug des Bezahlens des Urlaubs wird rücksichtslos auSgcrottet werden. In einem Millionen Heer können natürlich Mißstände Vorkommen. Die Rede des Abgeordneten Ryssel war aber eine Beleidigung für Wiser Offizierkorps, die ich mit alter Entschiedenheit zurück weisen muß. Der.Versuch, einen Gegensatz zwischen Offizieren und Mannschaften hervorzuruscn, wird scheitern. Im Heer« Herrscht die alte deutsche Dienstfreudigkeit. (Benall) Aba. Dr. Vaasch« (ul.) kommt auf eure Beschwerde deS Abgeordneten Wirth zurück, daß hier al» nichtamtliche Druck sache eine Schrift verteilt sei, in der der Reichstag anaegxissen werd«. Di« Arbeitskraft des Präsidenten reicht »sicht aus, um all« Druckschriften durchzulesen. l Abg. Schöpflin (Soz.): Da auch de« begründeten Le- schwerden nicht-abgeholfe» wird, bleibt uns schließlich nur dio öffentlich« Kritik hier' im'Reichstag übrig. General Scheuch weist verschiedene Angriffe de» Bor- redncrs Zurück und .erläutert,, was er unten dem LluSdruck! „Hetzer" versteht. > Vizepräsident Paasch« bemerkt, er iverde sich baS Steno gramm der Rede des Abgeordneten Schöpflin. kommen. lassen und dann evtl. Remedur schaffen. Abg. Dr. Müller-Meiningen (Fortschr. vp.): Die Er bitterung in» Heere ist in der Tat groß und wächst von Stunde zu Stunde. Denr Abgeordneten Nysscl war er nur darum zu tlrn, das Ausland gegen uns aufzuhetzen. (Wider- spruch bei de» U. Soz.) Redner wandte sich dann gegen den Abgeordneten v. Graefe. Vizepräsident Paasch« ruft den Abgeordneten Schöpflin wegen seiner Aeußerung über General v. Kessel zur Ordnung. General Scheuch bestreitet nochmals, daß in den militäri schen Bureaus noch unendlich viele k. v.-Leute sitzen. Aba. Ledebvur (U. Soz.) verteidigt den Abg. Mssel namentlich gegenüber dem Abg- Dr. Müller. General Scheuch macht Mitteilungen über Regelung des ersparten Lohnes bn Kriegsuntcrnedmern. > Tie Anträge des Ausschusses werben angenommen. ' Das Haus vertagt sich. Nächste Sitzung: Montag, nachmittags, 3 Uhr: Erst« Lesung beS NelchshaushaltsplaneS. ' Schluß gegen 6 Uhr. Ein Blick auf die Gesamttage. Von einenr militärischen Mitarbeiter wird uns ge schrieben: Fangen wir mit dem Osten an, so herrscht in Me sopotamien noch immer Ruhe, während die Englän der sich in Persien nach dem Abzüge der Russen fester cin- uisten. Aus Armenien liegen seit der Wiederbcsetzung von Ersindian durch die Türken keine neueren Nachrichten vor, dagegen hat General Allenby sich nach langer Pause in Palästina erneut in Bewegung gesetzt, und seinen Stoß hauptsächlich nach Osten hin gerichtet. In mehr tägigen Kümpfen Hai er die Türken zurückgedrängt uni» am 20. Februar Jericho am Jordan besetzt. Diese Be wegung erweckt den Anschein, als ob sie gegen die wich tige Bahnlinie Damaskus—Medina ziele. Glücklicherweise erlaubten die Wegcveryältnisse, die Schwierigkeiten der Verpflegung und des durch unsere U-Boote gestörten Nach schubes den Engländern offenbar nur ein ruckweises Bor gehen in längeren Zwischenräumen. In Mazedonien liegen die Verhältnisse seit Mo naten unverändert so, daß der Gegner ungeachtet des Bc- sehlswechscls kein ernstes Vorgehen wägt. Die griechische Armee zu mobilisieren und auf die Schlachtbank zu schlep pen, ist in größeren Massen immer noch nicht gegluckt. Im Gegenteil scheinen an den verschiedensten Teilen Aus stände auszubrechcn, während Athen nur durch fremde Truppen in Unterwürfigkeit gehalten wird. Inzwischen geht unser Rettungswerk im Osten mit der tatkräftigen Schnelligkeit vor sich, die unsere oberste Heeresleitung überall bewiesen Hai und die während die ser ganzen lsi/e Jahre eine der Grundlagen unserer Er folge war. Unsere vordersten Abteilungen.in Ostrow stehen nur noch 50 Kilometer südlich Pskow, nur 300 Ki lometer südlich Petersburg; wir nähern uns Reval und haben Borisow, an der Beresina, beseht. So bringen »vir dein unglücklichen Lande Rettung vor den Mordbrenner banden der Bolschewiki. Desgleichen geht unser Unter nehmen zur Unterstützung der Ukraine »nunter vorwärts; wir erbeuten ungeheures Material, sehen die Bahnen in Stand und tun unser Möglichstes, nicht nur zn unseren Gunsten oder auch für unsere Bundesgenossen, die Wie deraufnahme des Handelsverkehrs zu ermöglichen. Natür lich ist auch das eine Tat von hoher militärischer Bedeu tung, wie alles, »vor unser Durchharrcn erleichtert und sichert. Wirtschaftliche und militärische Dinge lassen sich in dem gegenwärtigen Zustande des Krieges nicht mehr von einander trennen. , Im Westen gehen die Erkundungsstöße der Geg ner rnit starkem Krüftecinsatz weiter. Immer wieder mel den sich Stimmen, die eine englisch-französische Offen sive, irr nahe Aussicht stellen . Der Gedanke hat nichts Wiedersinniges an sich, so daß wir alle Aenßerungen und alle Unternehmungen der Gegner sehr aufmerksam dar aufhin prüfe»» müssen. Auch die offenbar in» Gange be findliche oder schon vollendete Bereitstellung starker Re serven zur Verfügung des obersten Kriegsrates in Ver sailles vder seines'Vorsitzenden, des General Fach, braucht durchaus nicht nur im Sinne des Verteidigungsverfahrens gedeutet zu werden. * * * Wolffs Telcgr.-Bnrcau verbreitet untcrm '24. Fe bruar aus Berlin folgende Meldungen: Der Vormarsch in Estland und Livland gegen die R'änberhorden der Roten Garde geht weiter. In Walk hat sich nachträglich der ganze Stab der 110. russischen Division ergeben. Die russischen Offiziere und Soldaten wünschen in geordnete Verhältnisse zu kommen und der Willkür der Roten Garde entzogen zu 'sein. Jetzt zeigen sich in dein zum Teil schwer darniedcrliegenden Land die Früchte der strapazierten Leistungen der deutschen Divi sionen, die Planmäßig mit kampskräftigen Vorhuten und dichtauffolgenden starken Gros und Reserven die Straßen entlang vorwärts drängen, wahre Rekordleistungen im Marschieren erzielen. Verpflegung in dein von Natur Leichen, von den Bolschewisten verheerten Lande ist in großen, von der Roten Garde angchänftcn Raubdcpvts ai» mehreren Stellen erbeutet, da ein rechtzeitiger Ab transport ans der kopflose»» Flucht nicht mehr möglich war. Dadurch »st das Vorwärtskommen unserer Trup pen erleichtert. Eile ist dringend geboten, da jede Stunde früherer Ankunft in einem livländischen Landstädtchen Hun derten von Einwohnern Leben und Freiheit rettet. Die Bevölkerung aller Nationalitäten wünscht dringend Frie de»» und Ordnung, sic hat übergenug von den bisherigen grausamen Zuständen. Uebcral. hört man die gleiche Frage: Werdet Ihr uns nicht in» Stiche lassen und un sere verschleppte»» Lieben befreien? Die Deutschen sind in diesem Kriege in Städte cin- Nezogen, in denen die Bevölkerung zähneknirschend »nit geballte»» Fäusten dem Einzug der fremden Sieger zn- sah, und in andere, wo ihnen Jubel und Hurra, Blumen und Küsse entgegcnflogcn. Der Einmarsch in die Ukraine zeigt ein neues Bild: Die Einwohner nehmen den Ein- r',ug der Deutschen ruhig entgegen, gleichmütig, in das Schicksal ergeben. Nur die schlimmsten Bolschewisten, die- sich ein allzu großes Schuldkonto aufgrladen haben, find geflohen, alles andere ist geblieben, Ukrainer, Grobrus sen, Polen und Juden. Die Ukrainer und Grobrussen, »auch die besitzenden Klassen, sehen in den Deutschen die Retter vor den zuchtlosen Räuber- und Mörderbanden. Ebe»» sie breche»» nicht in lauten Jubel aus. Zuviel lyit dies Land in :>>/- Jahren Krieg und fast I Jahr Revolution Ldurchge,nacht. Zu toechselvolle Schicksale l-aben die Land striche zwischen Styr und Stochod, die schon einmal, zwi schen 1915 und 16 den Vormarsch und Rückzug der Oester reicher sahen, erduldet. Aber jetzt sind die Deutschen da, Gott sei Dank, man atmet ans, die Deutschen, das heißt Wiederkehr zu Zucht und Ordnung. Und auch die Ele mente, die bisher von den anarchistischen Zustüudcn pro fitierten, fügen sich znm Besseren, in die neuen Verhält nisse. So ergibt sich das absonderliche Bild, das; die Deut schen, »vie bei dem Einzug in Luzk, in Städte ivmmcn, welche voll find von russischen Truppen. Die erste Nacht verbringen die Deutschen in Alarmbereitschaft; vor den Quartiere»» stehe»» Doppelposten, die Straßenkreuzungen sichern Maschinengewehre. Aber am nächste»» Morgen kom men die Russen der Auffordcrnng znr Abliefcrnng der Waffe»» nach und gehen freiwillig in Kriegsgefangenschaft. Die Ukrainer gehen nach rückwärts in die Ausstellungs bezirke der neuen ukrainisclKn Divisionen oder sic glie dern sich den deutsche»» TruMen an, dcncn sic vor allein das technische Personal alMben, Eyauffcnrc, Telegra phisten, Eisenbahntruppen, die auch als Dolmetscher wert volle Hilfe leisten. Aber auch die großrussischen Kriegs gefangenen dürfen sich in bestimmten Bezirken frei be wegen. Den Offizieren hat man sämtlich die Waffen ge lassen, sie haben sich durchweg vorbehaltlos auf die deutsche Seite gestellt. Sie habe»» zn 'ticf> unter der Revolution igelitten, um in der» Deutschen etwas anderes zu sehen als die Retter und Befreier an? höchster Not. Es sind Obersten und Generale darunter, die den Deutsche»» in den Karpathen, am San und Bug, am Stochod und vor Tarnopol als Gegner gegenüber standen. Die Deutschen ha ben sie aus den Gefänginssen befreit, in dcncn sie ihre Hin- mordnng erwarteten, denn die Bolschewiki planten in der Ukraine «inen allgemeinen Offiziersmord. Mancher von ihnen hatte Tränen der Rührung in den Angcn, als er aus deutscher Hand Dege»» und OffizierScpauletten zurück erhielt. Zwei Tage nach dem Einzug der Deutschen war das Bild von Luzk von Grund ans geändert. Waren vor dem Straßen und Plätze beherrscht von den schmutzigen Gestalter» einer beschäftigungslosen Soldateska, zogen vor dem auch Zivilisten der» Soldatcnrock, »md zwar einer» möglichst abgerissener» an, denn nur dieser gewährleistete vinigerniaßen Sicherheit, so zeigt sich jetzt erwachendes bürgerliches Leben. Die Organe der Rada bedurften nur des geringsten Plus der deutschen Hilfe, nm die Negie rung wieder in die .Hand zu nehmen. Es ist nicht mehr eine Schande und eine Gefahr, einen guten Rock zu tra gen., Man sicht wieder elegante Damen nud russische Offiziere in gut sitzenden neuen Uniformen. Die rus sischen Soldaten fangen wieder an, ihre Vorgesetzten zn «grüßen und alles erwacht wie aus einein bösen, wilden Traum. Aus der Orgie von Blut und Anarchie, in welche die junge Freiheit nur allzubald ausartctc, wir ein Symbol einer neue»» Zeit, durchwandern nachts die deutschen Patrouillen die nunmehr menschenleeren Stra ßen der Stadt, in dcncn jetzt jeder Bürger wieder unbe sorgt vor Willkür und Gewalttat unter dem Schutze deS deutsche»» Militarismus ruhig schlafen kann. Ter Eindruck in Rußland. Die Petersburger Telegrapyen-Agentnc meldet: Nach denr Bericht des GeneralstabSchcfS des Feldheeres ergibt sich, daß der Feind in Gruppen von 100 und 200 Mann von verschiedenen Regimentern vorrückk. In einer Ver sammlung der Garnison Pskow die ans etwa 2000 Mann bestand, wurde der Aufruf des Kommissars zur Verteidigung der Revolution mit Begeisterung ansgcnoinnien. Die Deut schen rücken sehr vorsichtig vor. Die Stadt Regischa ist vom Feind besetzt. Zunächst zog eine Antamobilabteilnng, dann eine Abteilung Infanterie ein. Am 21. Febrnar »vnrdc Minsk von den Deutschen besetzt. Jir den Abschnitten voir Magilew und Zlonin Ruhe. Die deutsche Weiße Garde führt ihren Vormarsch in drei Gruppen ans: 1. in Rich tung Walk; 2. in Richtung Regischa und 3. zwischen diesen beiden Richtungen. Von der Südfront keine Nachrichten. Wie .Aorriere della Sera" aus Petersburg »neidet, ver» schliinmert sich die Lage angesichts des Vormarsches fehl« Die Gefahr einer Besetzung von Petersburg besteht dies mal ernstlich. In Petersburg geht das Gerücht nm, Trotzkp werde zurücktreten. Die Ententebotschaster haben eiligst eine Beratung zur Prüfung der Lage anberaumt. — „TempS" »neldet aus Petersburg: Die Absicht der Verteidigung Petersburg wurde aufgegeben, da die Befestigungen in sehr schlechtem Zustande und die wesentlichen Teile der Ge schütze gestohlen oder beschädigt seien. Die Räumung Re vals sei beendet. Der letzte Zug aus Reval sei in Peters burg eingetroffen. — Den „Times" wird ans Petersburg vom 21. telegraphiert: Die noch in der Hauptstadt an wesenden Mitglieder der britischen Kolonie sind jetzt, wo man »nit Sicherheit annimint, daß die Deutschen den Dor marsch bis Petersburg fortsetzen werden, in großer Sorge und Angst. Das britische Konsulat wird von Engländer»» bestürmt, die so rasch »vie möglich das Land zu verlassen wünschen. Alle britischen Untertanen militärischen Alters, die bisher aus verschiedenen Gründen vom Dienst befreit »varen, haben den Auftrag erhalten, sich binnen sechs Stun den zur Abreise bereit zu machen. Dci» anderen britischen Untertanen wurde empfohlen, Rußland nnverznglich zg verlassen. Ein außerordentlicher Genera lstab für den Bezirk Petersburg. Die Petersburger Telegraphen-Agentur meldet: Nach einem Befehl des KriegskommissariatcS vom 21. Februar über die Derteidignng der Revolution ist ein außerordent licher Generalstab für den Bezirk Petersburg eingesetzt, der auf Grund des Belagerungszustandes die augenblickliche Unterdrückung der verbrecherischen Versuche gegen revolutio näre Elemente, Ausschreitungen anzustiften, anordnet. Gleichzeitig wird die sofortige Beschlagnahme aller in Pri vatbesitz befindlichen Explosivstoffe befohlen. Es werden Maßregeln zur Bestandsaufnahme und Verteilung der Lebensmittel getroffen, und die gesamte Bevölkerung für Verteidigungsarbcitcn mobilisiert und zur Verfügung der Militärbehörden gestellt. Außerdem wurden alle Jm»no- bilien, die zur Verteidigung notwendig sind, beschlagnahmt. Was geschieht mit dor russischen Flotte? Nach einer Meldung des „Algemcencn HändclsbladS" aus London fragt man sich in englischen Marinckreisen, was »nit der russischen Flotte geschehen werde. „Daily Graphic" behauptet, daß sie in die Hände der Deutschen fallen wird. In der Ostsee befinden sich 4 rnssische Schlacht-
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