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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191802267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-02
- Tag1918-02-26
- Monat1918-02
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1918
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eilage zum „Riesaer T«gevlatt". M^Eanabru» und Berka«: La«a«r C »interkiE ««es» «eschöftSsteSe: «aettiesiraßr 5». BerantwortNch für «rdaMonr «rthur Hähnel, Riesa; für Anzeigenteilr Milhelm »iftrlch, «es» ^8.Dienstag, 2«. Februar 1S18, »beubS. 71. Jahrg. MW IHIÜ Ml Wl »WM WM W WM WM Die deutsche« Friedensbediugungen von Russland angenommen. Latz wir dazu bereit seren. Wir yaeen di« FriedcnSbedingungen in Form eines Ultimatums dort hingefckfickt, die russischen Dele- gierten sind auch bereits abgercist, unsere Friedens« vedtngungen sind im Prinzip von der russi sch e n R e g i e r u n g a n g e n o m m e n. (Hört, hört und Bravo!) Unsere Delegierten sind gestern Abend nach Brest-Litvwskabgereist. Das ist die neue grosse freudige Mitteilung, die ich Ihnen zu machen in der Lage bin. (Leb haftes Bravo!) Me hat ein altes Wort, ein Wort Aristoteles', daß wir uns zum Kriege entschließen mußten, um des Friedens willen, eine Bestätigung gefunden, glänzender als je zuvor, in der Geschichte. Um uns die Früchte des Friedens mit der Ukraine zu sichern, Hai unsere Heeresverwaltung nochmals da» Schwert gezogen, und der Frieden mit Rußland Wird demnächst vaS glückliche Ergebnis sein. (Beifall,) Me Frkedensvevhandlungen mit Rumänien haben Mir SS. Februar begonnen. Tie Verhandlungen sind schwierig, »veil wir hiev nicht allein stehen, sondern die Pflicht haben, für die berechtigten Interessen unserer Irenen Ver bündeten, Oesterreich-Ungarn, Bulgarien und die Türkei einzu treten. Hier also werden wir auSeinandergchendo völkische be rechtigte Gegensätze auszugleichcn haben, die Verhandlungen werden nicht so leicht vor sich gehen, und cs werden mancherlei Schwierigkeiten überwunden werden müssen. Scher ich gebe mich der Hoffnung hin, daß bei allseitigem guten Willen auch diese Schwierigkitxn, cm befriedigendes Ergebnis haben werde». Don Polen ein kurzes Wort, Und zwar deswegen weil sich neuttdliM die Entente und auch Herr Wilson ganz besonders für Polen zu interessieren scheint. Di- Herren wissen ja, daß durch die ver einigten Kräfte Deutschlands nud Oesterreich-IlngarnS Polen uns der drückenden Abhängigkeit des zaristischen Rußlands befreit wurde in der Msicht, aus den vom Zarismus abhängigen polnischen Landestciken einen selbständigen Staat zu begründen, der in ungehemmter Entfaltung feiner nationalen Kultur zu gleich ein Pfeiler d:S europäischen Friedens sein solle. Da» staatsrechtliche Problem im engeren Sinne, die Frage, welche Verfassung der neue Staat haben solle, konnte selbstverständlich nicht sofort gelöst werden. Auch jetzt ist diese Frage, die mit anderen schwierigen Fragen wirtschaftlicher Art verbunden ist, nicht über das Stadium eingehender Unterhandlungen inner halb der drei beteiligten Mächte Deutschland, Oesterreich- Ungarn und Polen lstuauSgekomlneu. Zn den Schwierigkeiten, die schon vorhanden waren und die namentlich auf wirtschaft lichem Gebiete liegen, ist durch den Zusammenbruch des alten DtußlundS eine neue Schwierigkeit hinzngetreten: die Frage der Abgrenzung des neuen polnischen Staates gegen die den ach« barten russischen Gebietsteile. Es ist daher nicht wunderbar, daß das Bekanntiverden des Friedens mit der Ukraine in Polen zuerst eins sehr große Beunruhigung herbeigerufen hat. Ich darf nnch wohl der Hoffnung hiugeben, daß auch hier, wenn eingehende Besprechungen über die versclstedenen ein schlägigen Interessen gepflogen worden sind, unter billiger Berücksichtigung der völkischen Verhältnisse bei allseitig be kundetem guten Willen auch hier sich ain Ausgleich erreiche» lassen wird, und bereits dis ernstlich ausgesprochene Absicht, diesen Ausgleich zu suchen, hat schon, wie wir mit Befriedigung sehen können, in Pole,: eine gewiße Beruhigung herbcigeführt. Sie werden ans meinen Darlegungen entnommen haben, daß wir jetzt vor der Aussicht stehen, daß auf der ganzen Ost- I front, von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer, Friede herrschen wird. (Beifall.) Tie Völler Europas, die alle unter der Last I des Krieges seufzen, haben sich in fieberhafter Spannung dir ,die Frage vorgelcgt, ob wir vielleicht dadurch zum «((.gemeine« Weltfrieden gelangen sterben. Wer was aus den Ententclänbern zu uns her übertönt, was in England, Frcmircich nud Italien laut wird, läßt diese Hoffnung als ziemlich gering erscheinen. (Zustimmung.) Im Gegensatz zu unseren Kriegszielcn, die, wie ich immer wieder nachdrücklich hervorheve« rein defensiv gewesen sind, sind die Kricgszicle der Entente nach wie vor agrcssiv aus Eroberungen gerichtet. (Sehr richtig!) Die Entente kämpft um Rückgabe Elsaß-Lothriugcns an Frankreich. Ich brauche darüber dem, was früher gesagt ist, nichts hinznzufügen. (Beifall.) Es gibt keine elsaß-lothringische Frage — (Beifall), wenn cS eine, elsaß-lothringische Frage gibt, so Ist cS lediglich eine deutsche Frage (Lebhafter Beifall.) Dis Entente kämpft um den Erwerb von Lanocstcilcn Oesterreich- IlngarnS zugunsten Italiens. In Italien hat man dafür den schönen Namen vom „heiligen Egoismus" gefunden. Nnch der schöne Name kann die anucriouislischcn Abzeichen nicht verdecken. Die Entente kämpft um die'Äbtretung türkischer Gebiete, für dir Loslösung Syriens und Arabiens vom türkischen Reich. Gerade' auf diese türkischen Gebiete hat England neuerdings sein Augen merk gerichtet. England hat plötzlich ein Herz für die Araber entdeckt und erstrebt vielleicht, einen neuen Schutzstaat unter englischer Oberhoheit zu schaffen, der das englische Wachtgcbiet ganz wesentlich erweitern würde (Sehr richtig!) und daß die Kolonialzicle Englands auSgehcn auf Erweiterung, — genannt Abrundung — schon ungeheuren Besitzes Englands an Kolonien, zumal in Afrika, das haben die englischen Staacs- männcr ja selbst wiederholt ausgesprochen. Und. angesichts dieser durchaus aggressi.edu, nur auf Eroberung!» gerichteten Politik, wagen es die Staatsmänner der Entente noch immer von dem. imperialistischen, militaristischen und autokratischen Deutschland zu sprechen, das der Störenfried in Europa sei und in di- engsten Schranke» verwiesen, wenn nicht vernichtet werden müsse. Neuerdings wird da noch ein ganz besonderer Zug in dem System der Hetze, der Lüge uno der Verleumdungen, die schon immer gegen Deutschland getrieben! wurden, unternommen; es wird das Schreckgespenst hinzugefügt, daß wir beabsichtigen oder daß die Gefahr besteht, daß wir bis Neutralität der neutralen Staaten verletzen könnten. Gegen über einem neuerdings in der Schweiz wieder begoimencn! Intrigenspiel dieser Art ergreife ich die Gelegenheit, mit allem Nachdruck zu erklären, daß wir nie auch nur ciucn Augenblick daran gedacht haben nud nie daran denken, die schweize rische Neutralität anzutnsten. (Sehr wahr!) Wir Und! der Schweiz nicht nur durch die Grundsätze des Völkerrechts, sondern auch durch jahrhuudertlangc freundschaftliche Beziehun gen cng verbunden, wir sind ihr zum Dank verpflichtet. (Beifall.) Der Schweiz und den übrigen neutrale» Staaten, Holland, den skandinavischen Ländern, dem durch seine geographische Lage besonderen Schwierigkeiten ausgesetzten Spanien, auch den außer europäischen, noch nicht in den Krieg eingetretenen neutral« Ländern zollen wir Hochachtung und Dank für die mannhafte Tatkraft, mit der sie allen Anfechtungen und Bedrückungen, zu«r Trotz bisher an Ker Neutralität seß gehalten habe». (Beifall.) Die Welt sehnt sich nach Frieden. (Sehr richtig!) Sie hat keinen anderen Wunsch- als oag die furchtbaren Serben de» Kriege» endlich zu Ende gehen möchten. Aber es scheint nicht, daß dieses ticsc Sehnen irgendwie bei der Entente Gehör fände. Nach immer verstehen sie es, - leine» Buches über den Staat zeigt, die staatsrechtliche Struktur be» Deutschen Reiches; er weiß, daß cS bei uns keine Autokratie gibt; er weiß, daß bei uns Fürsten und Negierungen nur die obersten Organe eines im Staaie znsammeugcfaßtcn VolkS- vrganiSmuS, die höcUwn Organe, aber immerhin unr die Organe d-S Ganzen sind De halb sind d e Entscheidungen, die in ihre Hand gelegt sind, »m Interesse des großen Ganzen. Wenn Herr Wihon sagt, daß das Spiel mit dem Gleich gewicht der Kräfte für immer diskreditiert sei, so werden wir das nur freudig begrüßen. TuS System vom Gleich gewicht der ikräste war bekanntlich eine englische Er findung (Sehr richtig!), die nur dann Anwendung sand, wenn eine Kraft auf dem europäischen Kontinent den eng lischen Nachbarn zu »nächtig zu werde» drohte (Sehr richtig!). Wir sind also ganz damit einverstanden, wen» dieses System endgültig aufgcgeben wird (Beifall). Deutscher Reichstag. 133. Sitzung, Montag, den SS. Februar ISIS. Am Tische de» Bundesrats: Reichskanzler Graf Hertking, ». Payer, Graf Roedern, Dr. Friedberg, Wallraf, v. Capelle, Freiherr von Stern, Waldow, Drew», ». »raufe, Rüblin. Da» Hau» und die Tribünen sind stark besetzt. Vizepräsident Lr. .Paasche eröffnet die Sitzung «m S vhr IS Minuten und gedenkt das Ablebens des GroßherzogS von Mecklenburg-Strelitz. Der Vizepräsident hat den nächsten Anverwandten und der Grobherzoglichen StaatS- regierung dn herzliche Anteilnahme Les Reichstag» ailS- geiprochen. Der Vizepräsident fährt dann fort: Der König den Württemberg vollendet heute sein 70. Lebensjahr. MU dem treuen würtrembergischen Volke nimmt auch der Deutsche Reichstag lebhafte Anteilnahme an diesem Festtag. Ich hab« dem König telegraphisch die Glückwünsche dec deutschen Volks vertretung ausgesprochen. (Lebhastec Beifall.) Eine ganz besonder» freudige Mitteilung, di« alke Patrioten «uf das lebhafteste bewegen muß, ist die von der Rückkehr S- M. Schiss „Wo ls". Nach fünfzehnmonatlichen un unterbrochenen Kämpfen mit den Wellen des Meeres und den feindlichen Gewalten. (Lebhafter Beifall.) Auf allen feindlichen Meeren hat da» SA ff unter Führung des Fregattenkapitäns Nerger sich allen Verfolgungen zu entziehen gewußt und in zahlreichen Kämpfen reiche Beute erworben. Wir alle und das ganze deutsche Volk snck> stolz auf das, was Führer, Offiziere und dir brave Mannschaft des SclüfseS geleistet haben, und banken für Liese unvergleichliche Leistungsfähigkeit. (Lebhafter fSeisall.) CMe Lesung be» SkekchshauShaK-PkaneSv Di« Beratung wird verbunden mit dem Gesetzentwurf zur Äenderung des KricgsstcuergcsützeS. Reichskanzler Graf Herttirrg: Das hohe HauS hat berechtigten Anspruch darauf, im Aus schuß und hier über die innerpolitische Lage und dis von der Meichslettung dazu eingenommene Stellung unterrichtet zu werden, obwohl ich andererseits gewisse Zweifel an dem Nutzen und Erfolg der von den Ministern und Staatsmännern der kriegführenden Mächte vor der Oeffentlichkeit gehaltenen Zwie gesprächs habe. (Sehr richtig!) Ein liberales Mitglied des eng lischen Unterhauses, der frühere Minister Runciman, hat kürz lich zugegeben, daß es uns dem Frieden weit näher bringe» tvürds, wenn statt dessen , Gespräche 1« kleinerem Kreis« zwischen berufenen und bevorrechtigt?» verantwortlichen Ver tretern Ker kriegführenden Mächte stattfinden würden. Ich kann mich zu dieser Anregung nur zustimmend erklären. (Sehr gut!) Zn einer Aussprache würden zweifellos auch unsere Gegner die Nötigung finden, unsere Worte so zu nehmen, wie sie gemeint find, und auch ihrerseits rücksichtslos mit der Sprache herauszurücken. (Zustimmung.) Ich kann nicht finden, daß die Worte, die ich bisher zweimal hier gesprochen habe, im feind lichen Auslande eins objektive Würdigung gefunden hätten. Eine Besprechung im engeren Kreise würde zudem den Vorteil haben, daß alle die Einzelheiten, die bei der Lösung großer ikonfltkbe zur Sprache kommen müssen, daß über alle diese einzelnen Fragen ein« Verständigung erzielt werden könnte. Dabei denke ich ganz besonders an Belgien. Unsere Stellung zu Belgien ist zu wiederholten Malen kn diesem Hause besprochen worden und zu wiederholten Malen ist von dieser Stelle aus erklärt worden, daß wir nicht daran denken, Belgien zu behalten, daß wir aber gegen die Gefahr geschützt sein müssen, daß der Staat, mit dem wir nach dem Kriege in Flieden und Freundschaft leben wollen, nicht zum Aufmarschgebiete feindlicher Machenschaften gemachtwürde, wie das auch in der Papstnote vom 1. August ausgeführt wurde. Die Mittel und Wege, die zu einer solchen Lösung führen würden, die Mittel uno Wege, die einerseits jein friedliches Verhältnis nach dem Kriege wicderhcrstellen, «andererseits auch jene Gefahr feindlicher Machenschaften be seitigen sollen, die Mittel und Wege, die dazu führen könnten, würden zweifellos am besten in einer solchen engeren tzleinein- fchaft besprochen werden. Wenn also von der Gegenseite, etwa von der Negierung in Le Havre, eine dahingehend« Anregung kommen sollte, so würden wir uns nicht von vornherein ab lehnend verhalten. Selbstverständlich könnten derartige Be sprechungen zunächst nur einen unverbindlichen Charakter haben. Aber, meine Herren, bis jetzt sieht es nicht danach aus, als Vb diese Anregung Nuncimans greifbare Gestalt gewinnen würde, und so muß ick; einstweilen noch die Methode der Dialoge fort setzen. Wenn ich mich nun sogleich zu der Botschaft de« Präsidenten vvm 11. d. Mts- wende, so gebe ich zu, daß klstckt vielleicht kn dieser Botschaft eine kleine Annäherung finde» kann. In dieser Annahme will ich alle vorauSgeßhickten Erklärungen übergehen und mich fofdrt zu den vier Sätzen wenden, in denen die Ausführungen des Präsidenten Wilson gipfeln, und von denen er annimmt, daß sie die Grundlagen des allgemeinen Friedens bilden könnten. Der erste dieser Sätze besagt, daß jeder Teil einer endgültige» Vereinbarung im wesentlichen aus der Gerechtigkeit uird im bestimmten Fall auf einem solchen Ausgleich aufgebaut sein muß, von dem es am wahr scheinlichsten ist, daß er einen Frieden, der dauernd ist, hcroei- führcn kann. Wer wollte dem widersprechen? (Sehr richtig!) Der Satz, den der große Kirchenvater Augustin»» vor andert halb Jahrtausenden ausgesprochen hat, ' »^surfitia kauäLmentom regnornm" aklt noch heute, denn nur der Frieden wird Bestand halfen, der tn allen seinen Teilen von de» Grundsätzen der Gerechtigkeit getragen ist. Der andere Satz verlangt, daß Völker und Pro vinzen nicht von einer StaatSoberhohett in eine andere herum geschoben werden, als ob es sicy lediglich um Gegenstände vder Steine in einem Spiels handelte, wenn auch in dem «vtzen Spiel des Gleichgewichts der Kräfte, das nun für alle Zeiten diskreditiert ist. Las ist ein Satz, dem man zustimmen konnte. Man muß sich eigentlich wundern, daß der Präsident der vereinigten Staaten es für nötig befunden hat, diesen Satz besonders einzuschärsen. Er lautet fast wie eine Polennk gegen längst verschwundene Zustände und Anschauungen, gegen Kabinett politik und Kabinettskriege früherer Zeilen, gegen Verbindung von Staatsgauzcn und Priya teigen tum der Fürsten. Tas alles gehört längst der Vergangenheit an. Wenn man sich erinnert, wa» in gewissen Ausführungen des Präsidenten Wilson in früheren Zeiten gesagt worden ist, so köimte man immer wieder aus die Vermutung komme», als lebte Präsident Wilson 1« dem Wahn, daß in Deutschland ein Gegensatz bestehe zwischen auwkratischer Regierung und einer rechtlosen Volksmasse. Prä sident Wilson kamt obre, wie wenigstens die deutsche Ausgabe Ter dritte Satz Wilson S, wonach jede Losung eurer Gebietsfrage, die durch diesen Krieg aufgeworfen wurde, im Interesse und zugunsten dec darin wohnenden Bevölkerung und nicht als Teil eines großen Ausgleichs u:rd Kompromisse» von ihre Ansprüche realisierenden Staaten getroffen werden muß, ist doch nur eure weitere Ausführung des zuvor erwähnten Satzes nach einer bestimmten Richtung hm und auch eine Kon sequenz aus dem zweite» Satz. Er kann also ohne weiteres in die Laz» erteilte Zustimmung mit cingeschlvsscn werden. Endlich der vierte Satz. Er verlangt, daß alle klar umschriebenen nationalen Ansprüche die weitestgehende Befriedigung finden sollen, die ihnen zuteil werden kann, ohne neue vder die Verewigung alter Elemente von Zwist und Gegner schaft, die de» Frieden Europas und damit der ganzen Welt, wahrscheinlich bald wieder störe» würden, aufznnehmcn. Auch diesem Satze stimme ich grundsätzlich zu. Ich erkläre also mit dem Präsidenten Mlson, baß ich einverstanden bin, daßdievonihm aufge st eilten Sätze die Grundlage einer Vereinbarung über den Weltfrieden bilden können (Lcbh. Beifall). Nur ein Vorbehalt wäre zu machen. Diese vier Grund sätze müßten nicht nur von dein Präsidenten der Bereinigten Staaten vorgesck,lagen sein, sondern sie müßten auch von alten Staaten und Nationen tatsächlich vorgeschlagen sein. (Sehr richtig!) Herr Wilson, der den deutschen Reichs kanzler gelegentlich Rückständigkeit vorwirft, scheint in seinem Gcdcmkcngang der bestehenden Wirklichkeit sehr weit vorausgeeilt zu sein. Gewiß, meine Herren, ein Völkerbund, der auf Ge rechtigkeit und Wahrung des Friedens, auf selbstloser gegen seitiger Anerkennung ausgebaut wäre, ein Zustand der Mensch heit, in dem alle Reste früherer Barbarei, auch der Krieg, voll kommen verschwinden würden, wo es keine blutigen Opfer mehr gäbe, keine Selbstzerfleischung der Völker, keine Zerstörung müh sam erarbeiteter Kulturwerte, — es wäre ein Ziel, aufs innigste zu wünschen. Aber von diesem Ziel sind wir leider noch sehr weit entfernt, und noch besteht auch das objektive, von alle» Nationen errichtete Schiedsgericht, das über etwaige Streitigkeiten unparteiisch urteilen könnte, nicht. Wen» daher Herr Wilson an einer anderen Stelle sagt, der deutsche Reichs kanzler stehe vor dem Gerichte der ganzen Welt- so muß ich, wie die Dinge heute liegen, im Namen deS Deutschen Reiches und tm Namen unserer Verbündeten diesen Gerichtshof als be fangen ablehnen. (Lcbh. Zustimmung.) Immerhin würde ich mich natürlich freuen, wenn ein solches objektives, von alle» Staaten und Nationen anerkanntes Schiedsgericht bestäube. Selbstverständlich würde ich mich glücklich fühlen, zu der Herbei führung eines solchen ideale» Zustandes beitragen zu können. Aber von ähnlichen Gesinnungen finde-ich bei den Ver tretern der Entente weiß Gott noch keine Spur. (Sehr richtig!) - - Die KriegSziele Englands, wie sie in den letzten Reden Lloyd Georges immer wieder zu tage getreten sind, sind immer noch rein imperialistischer Natur. Sie verlangen noch immer, daß der Friede Europas nach dem Willen Englands gestaltet werben müsse, und wenn Eng land von dem Selb stüestimmun g§recht der Völ- kerspricht, svdenktesnicbtdaran, diesenGrund- fatzetwaauchaufIrland, Aegypten usw. anzuwenden. (Sehr richtig!) Unser« Kricgsziele sind bekanntlich von Anfang an die Verteidigung des Vaterlandes, di« Aufrechterhaltung seiner territorialen Integrität, die Erhaltung der Freiheit unserer wirtschaftlichen Entwicklung nach allen Richtungen hin. Das war von Anfang an unser Ziel, und auch unsere Kriegführung ist, wenn sie auch aggressiv vorgehen mußte, in ihren letzten Zielen defensiv gerichtet. Ich betone das in diesem Augen blick mit besonderem Nachdruck, um etwaige Mißverständnisse bezüglich unserer militärischen Operationen tm Osten zu besertigen. Nachdem, wie Sie wissen, durch Trotzki die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk am 10. vorigen Monats abgebrochen wurden, hatte» wir Rußland gegenüber freie Hand. Unser Vormarsch in der Ukraine war beüiinmt, die Früchte des Friedens mit der Ukraine zu sichern, die die Machinationen der Bolschewisten gefährdeten. Die Einheimsung der Früchte des ^Friedens mit der Ukraine zu sickern, war der Zweck unseres Vormarsches. Und der Erfolg ist bereits «ingetrcten. Unser Vormarsch fand eine weitere Unterstützung dadurch, daß von Seiten der Ukraine dringende Hilferufe an uns kamen, sie in der Ordnung und Sicherheit ihres neuent- wickelten Staatswesens zu unterstützen gegen die feindlichen Störungen der Bolschewisten. We.nn auch auf anderen Gebieten militärische Operationen sich ange« schlossen haben, so liegen auch diesen Erobe rungsabsichten schlechterdings fern. (Bravo!) ES sind diese militärischen Operationen iarmer nur vorgenommen worden auf Grund der eindringlichen Bitten und Vorstellungen der Bevölkerung, sie zu "schützen gegen die Greuel der Anarchie, sie zu schützen gegen oke herunisteeifcnde» Banden. Also ledig lich als im Sinne der Menschlichkeit getroffene Maßnahmen sind diese Aktionen zu verstehen; das ist ihre Aufgabe. Ich betone, daß wir gar nicht daran denken, uns in Livland oder Estlauderwa jestzusctzeu, (Bravo!) was wir wünschen, ist nur, mit den dort sich entwickelnden unabhängigen StaatSgebilden demnächst in Frieden und Freund schaft zu leben. (Bravo!) Lediglich auf Wunsch der dortigen Bevölkerung haben wir unsere militärischen Operationen be gonnen Es gilt jetzt, den Völkerschaften dort die Organe der Selbstverwaltung und Selbstbestimmung zu schaffe» oder die tm Aufbau begriffenen zu stützen. Ter weiteren Entwicklung sehr» Wir in Ruhe entgegen. Mer, meine Herren, die militärischen Operationen, welche wir in friedlicher Absicht unternommen halten, haben doch einen weit über das ursprünglich gesteckte Ziel hiuauSgcheudcn Erfolg bavongetragen. Tis .Herren wissen ja bereits durch die Mit teilungen deS Herr» Staatssekretärs von Kuhlmann von deut Fvnkspruch Trotzkis, der demnächst auch schriftliche Bestätigung fand, und die Mit teilung brociue, die russische Telegen ton wolle die abgebrochenen Fricdcnsverhandlungcn wieder ausnchmcn. Unsere Antwort war.
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