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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.11.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001107018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900110701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900110701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-11
- Tag1900-11-07
- Monat1900-11
- Jahr1900
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.11.1900
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am 8l Oktober abgehobene BüraervereinS-Versammirnia deichlob jedoch, die Fortsetzung der Unterhandlungen wegen des Verkaufs de« Vorwerks Sorg a» den Ratk der Stabt Leipzig zu verlange». - Im Druck von Friedrich Marschuer. Dresden. nt ein Adreß buch der Städte Kamenz und Elstra aus ISOI/NXS erschienen. Das Buch ist nach amtlichen Quellen bearbeitet und von Herr» Robert Hellriegel, hier. Neubertstrabe. herausgegeben worden. Es zcichlict sich durch große Uebcrsichtllchkeit aus. Preis l,50 Mk. -Landgericht. Durch Nachlässigkeit in seinem Dienste verschuldete der 184ü i» Kleindorshain bei Freibcra geborene Ucberaairgswärter Carl August Herrman» in der Frühe des M. Juli eine» folgenschweren Elsenbahu-Unsall. H. steht seit 85 Jahren im Eisenvahnbienst und wurde am 1. Oktober 1880 in Tharandt als Streckenarbeiter in Pflicht genommen. Dann wurde er auf der Strecke rwitcken Denken und HairiSberg als Ueber- ganaswärter anacslellt. An dem Punkte pflege» sich um 6 Uhr 40 Min. stirb ein Dresdner und ei» Freibcrger Zug zu kreuzen. Gewöhnlich sammelt sich um diese Zeit aber vor der geschlossenen Bahnschranke eine große Anzahl zur Arbeit gehender Personen, die nach des Angeklagten eigener Angabe sich wegen des ge zwungenen Auseiithalts recht roh und grob gegen den Beamten benahmen. Auch an jenem Morgen herrschte an der Bahnlchruiike wieder starker Verkehr. H. war nun der Meinung, beide Züge seien schon vorüber und öffnete die Barriere. In demselben Augenblick kam aber der Dresdner Zug heranaebraust und erfaßte die eben das Gleis überschreitende 38iährige ArberterSfrau Krause und den von dieser geschobenen Kinderwagen, in der» sich ihre beiden Kinder, ein einiähriges Mädchen und ein zweirähriger Knabe, befanden. Mutter und Töchterchen wurden sofort ge sichtet und der schwerverletzte Knabe erlag später seinen Wunden. In ärgster Bestürzung über bas geschehene Unglück begab sich Hermann in seine Wärlcrbude und verübte i» seiner Verzweiflung eine» Selbstmordversuch, erreichte aber seinen Zweck nicht, sondern konnte nach dreiwöchentlicher Behandlung im hiesigen Stadt- kmnkcnhause als geheilt entlassen werden. H. gicbt ui der Ver handlung an. daß er infolge des großen Trubels, der immer an seiner Dienststelle geherrscht habe, und durch die Unbvtmäßigkeit des Publikums damals vollständig den Kopf verloren gehabt habe, er habe jedesmal nur mit Augst seinen Dienst angetreten. Auch macht Serrmann zu seiner Entschuldigung geltend, er habe früher an einem Kopfübel gelitten, das ihn zwar an der Aus übung seines früheren leichteren Dienstes nicht gehindert, aber seine ruhige Ueberlegung doch beeinträchtigt habe. Ter Gerichtshof kann ei» Verschulden des Angeklagten nicht bezweifeln und er kennt wegen der schweren Folgen der Nachlässigkeit des An geklagten ans 2 Jahre Gefängnis;: davon gilt ein Monat als ver büßt. — Wegen Unterschlagung von !>2 Ml. Kranlenlassen- und Invaliditäts-Beiträgen wird der aus Neicbenbach bei Glauchau gebürtige Miährige Bauunternehinec und Maurer Franz Eduard Hcinig zu einer Woche Gefängnis! vcrurtheilt. — Den Eindruck einer Geistesgestörten macht die Plätterin Aurelie Klara Führer, die sich vor der 3. Strafkammer wegen Rückiallsdiebslalfls verant worten soll. Da cs sich als »vthwendig erweist, die Angeklagte auf ihren Geisteszustand genauer untersuchen zu lassen, wird die Verhandlung vertagt. — Dasselbe Schicksal hat die Verhandlung gegen de» säst Ittjährigen Fleischerlehrling Paul Fritz Halanl, der des Diebstahls angellagt ist. Es macht sich die nochmalige Lad ung eines Zeugen »otlnvcndig. — In der Nestanralioir einer hiesigen Markthalle verübte der setzt hier wohnende Handelsmann Carl August Jähnicbeu Hausfriedensbruch und leistete im stark betrunkenen Zustande einem ci»schreile»beir Sicberhcitsbeamteii derartigen Widerstand, daß ec schließlich von vier Manu nach Nummer Sicher gebracht werden mußte. Nicht genug damit, lärmte I. nach seiner Einlieferung im Äewahriai». indem er mit Händen und Füßen au die Thür der Zelte donnerte. Am 2. Juli wurde Jährlichen vom Schöffengericht zu 3 Wochen 1 Tag Ge- sängniß und 1 Woche Haft vcrurtheilt. Die vom Angeklagten eingelegte Berufung hat teincn Erfolg. — Mit Vertagung endet die Bernssverhandlniig gegen den in Westpreuße» 1878 geborenen, setzt in Lvclwitz wohnhaften Arbeiter Paul 'Albert Bariich und seinen ArbeilSgenvsscn, den 1865 in Ebersdors bei Löbau ge borenen Ernst Nöthig. Elfterer ist wegen vernichten Betrugs. Lctzerer wegen Beleidigung eines VvllstreckuugSbeaiulcii und Widerslands angeklagt — Bor dem Berufungs» gerächt erscheinen: der Baunnternekmer Emil Heinrich Händler, der Bauinaterialicn-Hnndler Friedrich Hermann Hnselbach. der Privatus Johann Ernst Koppatich und der Tischler Ernst Richard Nicdel. scimmtlich in Blaiemitz wohnhaft. Die Genannten waren vom hiesigen Schöffengericht am 23. August der gemei»>amen Körperverletzung inner Ailwendnng gefährlicher Werk zeuge für ichnldia befunden und Händler zu 75. Hwelbach zu 20 und Koppalsch und Riedel zu je 30 Mt. Geldstrafe vernrlhcilt worden. Hasclbach geriet!; am lv. Avril im Tanwiichiss-Rcilarlrarrt zu Vlascwitz mit dem Baugewerken Vogel aus Slrieien in Streit und hierbei sielen Schläge von beiden Seilen. Händler mischte sich dazwischen und schlug gleichfalls ans Vogel ein. Daß sich Kovpak'ch und Riedel an der Mißhandlung Vogel'S betheiligi haben, ist nicht nachweisbar. Das Bcrns»»gsgericht bestätigt die gegen Händler ausgeworsene Strafe, erklärt Haselbach sür straffrei und erkennt gegen Koppatich und Riedel aus Freisprechung. TnrzcSqcschichte. Deutsche- Ncich. Zu dem Kapitel .. W e lt p o l i t i k" macht die „Deutsche TgSztg." folgende Ausführungen: „Ein preußi scher Minister hat kürzlich in einem Trinlspruche seinem Bedauern darüber Ansdruck gegeben, daß man in Deutschland der letzt iu- scenirten Weltpolitik nicht mit voller Begeisterung folge: solcher Wcltpolitik gegenüber sollten alle Interessengruppe» das Trennende vergessen, da sie im letzte» Grunde alle», sowohl der Industrie als auch der Landwirthschait, nütze. Wir pflegen sonst Trinksprüche nicht unter eine besonders starke kritische Lupe zu nehme». Dies mal möchte» wir eine Ausnahme machen, weil der Minister, der den Trinkipruch auSgcbracht hat, ein gewisses Recht darauf bat. immer ernst genommen zu werden. Wenn er durchblicken ließ, daß die Weltpolitrk in vielen Kreist» noch keine Begeisterung entfacht habe, so hat er mit dieser Beobachtung unzweiselhast recht. Es ist wahr und läßt sich nicht verhüllen, daß tüchtige und bc- geisterungstädige Kreise unseres Volkes dem. was mau heute Welt- politik nennt, zweifelnd und bedenklich gegeriüherstehen. Gewiß, es ging ein Hauch von Begeisterung durch das Reich, als wir nach der frcvethaslen Berletzung des Völkerrechts uns kräftig aufrasftcn. um Sühne zu suchen. Es schien damals, als hätten wir uns auf die alten, großen und kraftvollen Ueberlieferungcn einer hinter uns liegenden Zeit wieder besonnen. Aber wie liegen die Dinge jetzt? Scheint es nicht beinahe so, als ob wir trotz der Divisionen, die wir hinübersandten.,trotz der Hunderte von Millionen, die wir opfern müssen, in China von einige» der sogenannten verbündeten Mächte und von den Chinesen selbst an der Nast nmhergesührt würden ? Wir gebe» gern zu, daß die diplomatische Lage äußerst schwierig ist. und daß die Lösung der ganzen Frage sich nicht über's Knie brechen laßt: aber andererseits wird man dock, wenn man ehrlich sein will, uns zrigeben müssen, daß die ganze Entwickelung der chincsiiche» Dinge zur Begeisterung für uniere Wellpviitik leinen Anlaß giebt. Diplomatische Eiiitagsersolge. zu denen man vielleicht das deutich-cngliicbe Abkommen rechnen kann, sind nicht geeignet, über den trüb selige» Geianmueindruck auch nur einigermaßen hinwcgznhclscn. Es scheint, als versiebe ma» hier und da unter Wcltpvlitrk eine Allerwellspolstik, die überall, wo etwas lvS. aber nichts zu holen ist. mit ciirgreisc» will, lediglich zu dem Zwecke, auch dabei zu sei». Diese Art oder vielmehr Abart von Weltpolitik kann leine Be geisterung wecken, weil sie nicht groß ist. Wie sich im gewöhn lichen Leben in der Beschränkung die Größe zeigt, so auch auf dem Gebiete der Politik und der Wellpolitik. Aber noch ein anderes Mißverständnis; wallet vielfach vb —. ein Mißverständlich, das noch bedenklicher ist als das eben besprochene. Es giebt viele Leute, die unler Weltpolitik weiter nichts verstehen als Welt- handelsvolitik. Wer davon überzeugt ist. daß das Gedeihen unseres Volkes aus dem Gedeihen seiner schassenden Arbeit beruht. ^ - —- Weltpolitik und Welihandelspvlitik sind wir keine Gegner der sind sür die Jloltenverstärk- u»g eingetrelen. Wir werden daiür eiulretcn. daß die Kosten der chinesischen Unternehmung nachträglich bewilligt werden; wir sind dafür, daß wir nicht aus China weichen, ehe uns eine ent sprechende Sühne bewilligt worden ist. Wir haben nichts dagegen, daß Deutschland über's Meer geht, daß cs seine» Einfluß geltend macht, wo es notbwendia und nützlich erscheint, daß es die Ehre seiner Flagge überall auf der Erde und auf dem Meere wahrt. Es wäre vielleicht besser für unser Volk, wenn eS sich ganz in sich selbst zurückziehen mrd wenn es sich aus eine nationale Politik be Ich» DaL ist aber, wie die Düige liegen, unmöglich. i Wir müssen Weltpolitik treiben. Nur dagegen müssen und werden, wir uns erklären, daß man Wcltpolitik identisizire mit Allerwelts- § Politik oder Äelthandel-politik. und das müssen wir den maß-! gebende» Männern immer wieder in'S Gedächtniß znrückrusen, daß > eine Weltpolitik, die nicht in einer kraftvollen nationalen! Hcimathspolltik wurzelt, de» Todeskeim in sich trägt." Die vereinigte» Ausschüsse des BundeSralhs sür Rech nungswesen und für Handel und Verkehr, die vereiniglen Aus schüsse sür Rechnungswesen und sür Zoll- und Sterrerwesen. iowie die vereiniglen Ausschüsse für Rechnungswesen und sür Jusliz- wcsen Hielien Sitzungen ab. Die Indem» ttätSvvrlage wird nach den.,Mittheil ungen sür die Vcclraueusinänncr der nationalliberalen Partei" der erste Gefetzeniwnrs sein, den der Reichstag vorsinden wird Die „Mittheilrnigen" glaube», daß die Jndemnitätsvorlage dem Reichs tag „anheimgicbt", für die Verausgabung außeretatsmäßiger Mittel Indemnität zu crtheilen. Von einem „Anbeimgeben" kann aber doch wohl gegenüber der dringenden Nvtbwendigkeit. »in Indemnität zu ersuchen, nicht die Rede fern. Zur Begründung der Judeiimitätsvorlagc fordern auch die nationalliberalen „Mit- tbeiliuigen" den „überzeugenden" Nachweis, „das; unler dem zwingende» Einfluß äußerer Ereignisse" das Aufgebot deutscher Strcitkräfte zu Wasser und Lande unverzüglich geboten war. und das; wir nolhwcndig in dem Umfang an der ostasialiiche» Unter nehmung uns betheiligcn mußte», in welchem es thatsächlich ge schehen ist. Das unglaubliche 'Verhallen der Centrumsleitung, welche im ReichStagswahlklcis Meieritz Bomst eine» sanaliich deutschfeindlichen pvsnii ch e n Advokaten gegen einen Geistlichen uulcrstützt, der auch von polnischer Abstammung, aber gut deutsch gesinnt ist, setzt selbst nicht leicht zu verblüffende Eentrnmsblätter wegen der Vertlicidignug in einige Verlegenheit. So sübrl die „Köln. Bolksztg." auS, Propst v. Krzesinski sei nicht Eenlrnms- kandidat. er sei nur „ausgestellt von einige» katholische» Herren, die sich lheilweise zur Ecntrnmspartei rechnen"; er selbst habe sich bis jetzt in der Poiilik »nr bei BiSmarckverfammlnugen und ähn lichen Gelegenheiten hcrvorgelhan. Das Beste ist. daß dabei die „Köln. Vvllsztg." schon das Singen des Liedes „Tenlschiand, Dentschland. über Alles" in der Wählerversammlnng Krzesinski's mißbilligt, sie schreib!: „Offensichtlich handelt es sich hier mehr um eine antivvlnische Kanipskandidatur; das Singen des Liedes „Denlschland über 'Alles" gewinnt unter den obwaltenden Um ständen einen gegen die Polen gerichteten demonstrativen Charakter" Wenige Tage vor der Bersaimnlnng hatte die Ecntrnmspressc be hauptet. durch den Brief des Dr. Stephan sei jedem Katboliken der Weg Vvrgezeichnct. Darnach dürfte man erwarte», daß »na die trotzdem gegen den RechiSnmvalt v. Ebrzanowski und für den Propst p Krzesinski stimmende» deutschen Katholiken nicht nur der 'Angehörigkeit der Eenkrnmspartei. sonder» auch ihrer Eigenschaft als Katholiken verlustig erklärt werden. Sehr mit Recht hat in der Versammlung der Berliner Ortsgruppe des Ostmarkenvereins der Bvrsitzendc. Herr Gesandter z. D. Raichdan. nnsgeführk. man müsse well zurückgehen in den Ereignissen der Jahre, um einem ähnlichen Beweis nndenlschen Empfindens zu begegnen, wie ihn das in der Presse vcrösscnilichte Schreiben des NeichStagSabgevrd- nete» Tr. Slcpban. Mitgliedes deSEentrnms. an den Bocsitzende» des polnischen Wablkomilces des Kreises Meieritz, Propst Sobe-sli, liefere. Redner sagte darüber, man brauche nur irgend eine Zeitung des agitatorischen Pvlenthnms einzmehcn, um die Größe der Gciabren zu erkennen, welche dem Reiche und Preußen von dieser Seite her drohten. Und trotzdem rach ein „Deutscher" seinen Landsleuten arr. sich mit den „braven, polnischen Katholiken" zu verbünden gegenüber „nnstren voütstchen und rcligröreri Gegnern", mit welcher Bezeichnung der Brieffchieiber wirre Larrdslcntc beehrt. Wem falle hier nicht das häßliche Wort aus umercr varerlandslosen Zeit ein: Wenn der Herrgott die Deutschen verderben will, so wählt er sich Tenische dazu! Ter württe m bergische Landtag ist geschlosse n worden. Jnterestant ist r.uS der Zusammenstellung, die der Präsident gab. besonders Eins: Während in anderen Parlamenten die Petitionen zu Dutzenden und Hunderten bei Tdorich'.nß unter den Trick; fallen, hat der setzt geendete würticmbergiiche Landtag von 269 261 erledigt und auch die restlichen fünf nur deshalb nicht, weil sie erst in den letzten Tagen eingegangen waren. Dies ist augen scheinlich nicht zufällig, denn der demokratnche Präsident bvb es in wirrer Schlußaniprache als ein besonderes Verdienst dieses Land tages bervvr. daß er dieieS Pelitionsrecht des Volkes „hochgehalten und zu Ehren gebrach! habe". Bei der Beralhnrig der UnfallversicheuliigSgesetze hat der 'Reichslag den Beichlnß geiaht, den Bcruisgenostenichaste» die Er- müchiignng zu crtheilen. ihre Geldbcstäirde in solchen ans den Jn- hnbcr lauter,den P s a n d b c i c se n dcmticher Hppoibeien-Atlien- Panken anstckcgen. weiche die Reichsbank in Klasse l beleiht. Dieser Beschluß wurde von den Berlretcur der Regierung und von den Abgeordneten der Rechte» v Stand». Freiherr» b. Stumm und Dr. Oertel lebhist bekämpft, von den Abgeordneten v. Tiede- mairn und Tr. Lehr sehr warm beinrwvrket: der» Letzteren gelang es sogar, die von der Kvinmnsion beschlossene Einschränkung, da» diese 'Anlage »nr ans Beschluß der Genosseirschailsveriarirmlniig erfolgen dürfe. im Pwnnm z» beseitigen Vergebens verruchte noch bei der dritten Lesung der Abg. Tr. Ocricl. tue Mel»heil umzu- slimnic», indem er daraus hinwies, daß gar keine Veranlassung vorliegc. die Bestände der Berussgenossemchaileri irr anderen als in mnndclsrchcre» Papieren anzrrlegcn. daß im Gegentheil die Zweckbestimmung dieser Bestände die Mnndeisicherheit der 'Anlage papiere unbedingt fordere. Der'Reichstag ging über diese Bedenken »ist voller Seelenruhe hinweg. Wie nir». wenn ttialiäckflich eine BeiufSgenvsscnschasl arrs Grund dieses RcichStagsbeschlniws ihre Bestände in Ptandbriesen der Preußischen Hyvvlliekcrr.'A'lrcn- Bank angelegt hätte, die bisher von der Reichsbanl in Klasse 1 besiehe» wirrten ? Sie würde, wen» der Kurs sich nicht wieder hebt, h? bis '/6 ihres Besitzes verloren habe». Wird inan rinn im Reichstag cinschcn, das; derartige Psarrdbriew keine Aalagepaviere sür die Bestände der Bcrnssgenossenschailen sind, und daß die Beleihung in Klasse I keine genügende SicherheirSgewähr bietet? Znm Prozeß Sternborg schreibt die „Post": „Es war seither der Stolz des Deutschen Reiches, daß allenthalben der Glaube an die Unbestechlichkeit und Unparteilichkeit der Beamten herrschte. Dieser Glaube ist durch de» Gang der 'Verhandlungen in Moabit erschüttert, und das Bollsgewissen verlangt eine volle Aufklärung über die Zustände bei der Berliner Kriminaivolizei. wie sie hier gestreift worden sind. Wir enthalten uns natürlich jedes umgreifenden Unheils über die etwaige kriminelle Verant wortlichkeit der einzelnen Beamten. Aus dielen Purrkl wird zniück- zukommen Win. wen» der ganze Sachverhalt klargestellt ist. Aber das Ergebnis; der seitherigen 'Verhandlung bietet schon Anlaß genug zu höchster Beunrrihignng. denn das 'Vertrauen in die Polizei, in der sich die Siaalsautvrilät gewissermaßen verkörpert, gerät!; ins Wanken. Alle Welt spricht heule über die in der vor gestrigen Verhandlung velannt gewordenen pekuniären und per- lönlrchen Beziehungen, die zwischen dem Direktor der Kriminal- polizei v. Meericheidl-Hüllessem und dem Angeklagten Stern becg gepflogen worden sind. Man sollte »»nehmen, daß Sternbcrg schon seit langer Zeit bei der Polizei in einem üblen Rufe gestanden hat. trotzdem aber unterhielt dieser hohe Polizei- beamtc frenndschaflliche Beziehungen z» ihm. verkehrie als Eiast in seinem Hanic und bediente sich in Fällen siuanziellcr Be dürfnisse des Kredits, den er bei Siernberg genoß. Man kann hierbei die Frage unerörleri lassen, vb der Beamte oder die Privatperson dielen Kredit genoß. Geradezu unbegreiflich aber bleibt die Thatiache. daß eine H»potl;ek von 18.600 Mt., die Sternberg seinem „Freunde" gewährt hatte, erst gelaicht wurde, als er schon längst in Haft war. Ein hiesiges Blatt meldet wenigstens, daß nach eurer 'Angabe Sternbcrgs die Htzpolhek erst im Laufe dieses Jahres gelöscht wurde, und ein linksstehendes Blatt bemerkt dazu vielsagend: „Gelöscht" heißt noch nicht ..zurückbezahlt" Man sieht, wie sich die Perspektive sofort erweitert. Geradezu ungeheuerlich ist die Art der Verkehrs der einzelnen Beamten- kategorieu untereinander. Wie sich aus der Episode Stierskädter- Thiel ergab, besieht zwischen oben und unten eine Juliinität, die jedes SubordiuationSverhältniß aufliebt und die Machtbefugnisse der Unterbeamten in einer wahrhaft beunruhigenden Weise er weitert. Ein Schutzmann wird ja geradezu ein Diktator, wenn ihn nur die Uniform, nicht aber seine Subordinationspflichteu von dem Vorgesetzten unterichridcn. Das sind durchaus unhaltbare Zuftände. Mehr als der Prozeß Leckert-Lützow erweist diele Ver handlung die Unerläßlichkeit einer baldigen und gründlichen Reform." — Um übrigens die Orieirtiruu-r über die der zeitigen Einrichtungen der gelammten Berliner Polizei zu erleichtern, sei darauf bingcwiesen. daß die Berliner Kriminalpolizei der vierten soa. Kriminolabtheilung des Polizeipräsidiums unterstellt ist. Der GcschttftSkrciS der Kriminal» abtheilung umfaßt die Ermittelung und Verfolgung strafbarer Handlungen, die Stellung unter PolizeiauisW und Ueberwachurrg der Oblervate», sowie anderer gemcingefährlkcher Perionen und der von ihnen besuchten Lokale. Unterbringung van Geisteskranken und verwahrlosten Kruder», Zwaiigserziehuna und Konlubinalsiachen, Transporte, Polizeigewahrsam, Sitlenpolizcli. Feststellung der Leichen von Verunglückle» und Selbstmördern und Redaktion des Ecnlrnlpolizeidlattes. Diese Kciminaiablheilung ist dem RcgierungS- rath Dielerici unterstellt, der mit Erlanbniß deS Gerichtshofes an den Prozeßvechaiidlrriige» gegen Steruberg theilnimmt. Die drei Unierabiheilnugeii der Krrminalabtheilung bilden die Kriminal polizei, die allgemeine Sicherheitspolizei und die Sittenpolizei. Ehes der Krimi»alpvli;ci ist der im Prozeß Sternberg mehrfach ge uairnle Poltzeidirektvr v. Meeischeidl Hülled'em. Außer ernein Polizeirall; gehöre» noch sechs Krimiual-Jnspoktoren der Kriminal polizei an. Betreffs des Prinzen Prosper-A ren berg erfährt der „Schwäb. Merkur", daß der Prinz kriegsgerichtlich zum Tode ver- urlheilt. vom Kaiser icdoch zu Itziahrigem ZuchrhauS unter Ent sernnng aus dem Heere begnadigt wurde, und daß die Znchtbaus- sirase durch eine» werteren kaiserliche» Gnadenakt in Gefänguik- strase umgcwaudclt worden sei. 'Rach einer vorläufigen Angabe hat der beendete große Hamburger W e rs t a r b e i t e r - A u s st a n d der Organisation der Metallarbeiter etwa 200.000 Mk gekostet. Die Unterssiitzungsgelder erreichen 'Alles in 'Allem die Höbe von kaum 27,000 Mk. Davon sind von den auswärtigen Verwaltungsstellen des Meiallarbeitcr- verbandcs l5.000 Mk. ldaruntcr Berlin 2000; aufgebracht. Durch Sammlrurge» unter Hamburger Arbeitern sind etwa 1800 Mk. ein- gekoinmcn, und andere Organisationen sandten rund >6.000 Mk. Unter den letzteren sind auch die englischen Maschinenbauer mit 100 Mk nnsgefnhrt. Frankreich. Der „Ravvel" verzeichnet ein in varlanientarischen Kreisen verbreitetes Gerücht, »ach weichem der Kricgsnrinister ge neigt sei. in der Kainmer einen Gesetze» trvurs betressend die Ein fnhrnng der zweijährigen Dienstzeit eriiWlbringen. Ter» „Radical" zniolge wird der sozialistische Handelsminister Millerand einen Gesetzentwurf cinbungen. durch den die Schied s- ge richte sür alte zwischen Arbeitgebern und 'Arbeitern ans gebrochenen Streitigkeiten flir obligatorisch ersiärt weiden. Der Minister will durch diese Reform die Arbeitgeber zwingen, stets die Forderungen ihrer Arbeiter zu erörtern, so das; die Schieds gerichte „in voller Kenntnis; der Sachlage" ihre Entscheidung treffe» können. Svanic». Die Regierung erklärt den carlistischen Anschlag sür völlig vereitelt. I» Eatnlonicn gicbt es jetzt zehn- bis zwölstaniend Mann, die alle klwa ansianchenden Banden er drücken tonnte» Tie 'Vciliastnngcn in großem Maßstab danern sort. viele Geistliche sind festgenvnunen, wogegen einige Bischöfe protestirt haben sollen. Ter Krirgsmusister erklärt, die vorhandenen 18.000 Gcnbarinen und 75.060 Man» Truppen genügten, ui» allen Eventnalitäic» porznberrgen. Tie Einberufung weiterer Streit kraite sei überflüssig. Verschiedene Kriegsschiffe werden jedoch eilig zur Knstenbcwachnng crnsgcrnslek. Serbien. Da der Defraudant Jlitich von der Nativnalbank unter. Lern Verdacht steht, sinnnzielle Beziehungen zu dem Unter kaisiccr Nrcositich von der M c> n o p o l v e r w a I t u n g unter halten zu haben, ließ die Moi:opolverw.:lknng die Siegel an alle Kassen legen und nahm sogleich eine Revision vor. Dabei wurde festgestellk. daß sich die Kassen der Monvpvlvenvaltnng vollkommen in Ordnung befinden. 'Afrika. Tic neue P p l iz e i t cu p p e. die bereits seit Wochen i» Pretoria in der Bildung begriffen ist und die fernere „Pazisikatiorr" in den otlripirlen Landestbeiten rwrnelunen toll, wird unter Umstände» und Bedingungen ausgestellt, die bezeich nend sind sür die geicibrsiche Ausgabe, die dreier Polizisten Kohorte wartet. Die Gehälter für O'trff.ece und Mannichatten sind derartig hoch, wie sic woh! noch niemals irgend einer Mrlitcicluippe gezahlt worden sind: der Obers! erhält 25 000 Mk.. der Oberstleutnant 20.«t60. der Major 15 000. der Hanptincinii 12.000 Mk. vro Jahr, während der Oberleutnant 25 Mk., der Unterleutnant 20 und der Jnsveklor 15 Alk. vro Tag erhält Tie Löluiring des Sergeanten beträgt 10 Alk., des Kvrvorcrls 7>/s Alk., des Gefreiten 7 Alk. und des Gemeiner, 6 Alt. pro Tag, wobei noch in Betracht kommt, daß Unteroffiziere und Mannschaften natürlich Uniformen und LebenSnriterhait geliefert bekomme», die Offiziere den letzteren natürlich ebenfalls. Das wird eine kostbare Polizei. Der Krieg in Eliina. Freifrau v. Kettelcr. die Witiwe des in Peking ermordeten deutschen Gesandten, ist. wie bereits gemeldet, am 22. Oktober irr Detroit IM Harne ihres Vaters, des Enenbahnvrcrsidenten Ledoard, eingclrosscn. Sie war noch zu leidend, nr» sich von den Reportern, die sich arrs jeder Haiteslaliv» an sie ticranzudrängen suchten, sprechen zrr lassen. Ihr Bruder, der sic in Aotohama abgchott hatte, theilte der Presse mit, daß keine Schweiler mich ihm bisher nur wenig s mitzuihcilen i»r Stande gewesen sei. Tie hat nur wiederholt die' Ueberrengnng geäußert, daß ihr Gälte einen Heldentod gestorben sei. Ihrer Mrllhcitnng znsotge halte Herr v. Kettelcr einige Tage vor seiner Ermordung die arideren Gelaridtcn vor verrätherrsche» Plänen der cburesöche» Negierung gewarnt. 'Als darr» die chine sische 'Regierung den Gesandten und ihre» Familien anbot, sic unter inititäii'chcnr Schatz nach Tierrtsin ziehe» zu lassen, schöpfte »ran Verdacht. Tie Getandten Icbnten das Anerbieten ab. Herr v. Kettelcr begab sich am nächste» Tage nach dem Tffrng-li-Vmncn mit der alte» Gesandten airgeküiidigten Absicht, die chinesische Regierung ans die Probe zu stellen. Er sagte, daß sei» Gang ihm wahrscheinlich de» Tod eiirbrirrge» würde, dock ans dem Erfolg oder Mißersolg seiner freiwillig übernommenen Bliffion würden die Geiandten erleben törinc», ob die chinesische Regierung Verrat!; im Schilde sichre oder nicht. L i - H u n g - T; ch a n g suchte privatim einige Gesandte zu bewege», ihren Einfluß beim Graien Waldertee geltend zu machen, damit dieser die Vollstreckung der Todesurtbeile an den Beamten in Paolingffi anlichtebe. — Ter k a i s e r l i ch e H a f kann nicht vor dem nächsten Frühling »ach Peking zurücklchrerr — In der Nähe von Singcrnffr soll ein die Sicherheit des Thrones ge fährdender mnhamedanischer Ausstand auSgcbroche» sein. Ter russische Admiral Alexejew forderte in einer Mittheil- ung an Li-Hnng-T'chang China nuf, die Verwaltung der Mandichurei unter den. Schutze Rußlands wieder zu übernehmen. Sinnst nnd Wissenschuft. P Die König!. Hosovcr giebt heute „Fidel io". Im König!. Schausprelhanse gehl das Lustspiel „Krieg im Frieden" in Scene. Die Vorstellungen beginnen halb 8 Uhr. f Im Königi. Horovcrnhause ist für nächsten Diens tag eine interessante Premiere in Aussicht gestellt, die Aufführung der großen Oper „Samson und Delila" von Saint Saöns. Die Besetzung ist vorzüglich: Dekorationen und Kostüme sind nach der Darstellung der Pariser Grvr.en Over, wo das Werk bereits mehr als 100 Aufführungen erfahren, ansgefühtt. V Der I. Henri P ct r i - K a m m e r m u s i k - A b e n d ver mittelte die Bckanniichait eines O-uinlous sür Klavier. Violine, Klarinelte, Horn »nd Cello (in; Mannstrivlf von W. v Baußnern. 'Nach dem zu schließe», was v. Baußnern bisher an kompositorischen Arbeiten vorgejührt und veröffentlicht hak. war in dem Quimctt eine iorgiältigc. gediegene 'Arbeit von vorhinein zu erwarten, und diese Erwartung ist voll erfüllt worden: sichere Beherrschung der Kompositions-Technik, noble Slrnttnr, geistreiche 'Arbeit, Streben nach Selbstständigkeit lassen sich keinen Moment verkenne», so daß nach dieser Seite hin dem Werk die Achtung gesichert ist. Nicht ganz so günstig, mindestens nicht gteichwcrtbig günstig waren die Eindrücke und Wirkungen des Inhalts. Der moderne freie Jn- strumcntaiilil. der alle stimmen zur 'Mitwirkung an der Tbemen- bildung hcranznziehcn sucht, ist in mancher Hinsicht gewiß kein Fehler, in der Kammermusik angcwcndet, muß er aber doch seine Grenzen finde», wenn das. was iin-Z als Kammermusilstil und Kammcrmusikform bcilig geworden ist, nicht gänzlich in Verfall kommen soll. In diesen 'Reuerungen thut v. Baußnern aber ent schieden zu viel. Er verfährt und verliert sich in der Form und von Stil ist in dem neuen Quartett überhaupt nicht mehr die Rede. Aber es ist nicht nur stillos, es ist auch nicht organisch, nicht einheitlich im Inhalt. Während der erste, in mäßiger Be wegung gehaltene Latz in seinen Hauptthemen und der hervor ragend fleißigen Arbeit etwas verspricht, zum Theil auch von guter Klangwirkung ist. sticht das Scherzo, in seinem mehr trivialen als vornehmen Inhalt, in dem zu absichtlich nach Effekt strebende» Rhvlhmus io auffallend ab. bah es keiud dem einleitenden Lb»rl° argenübcrstcht. Aehnllch befremdend wmt da- Andante >e»e» das Dvesoirev riachvichtHLs. 307. Seite 3. M» Mittwoch, 7. November 1000
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