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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030804018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903080401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903080401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-04
- Monat1903-08
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Anzeigeu-Pret- die 6 gespaltene Petüzetle LS H» Reklamen unter dem Redaktion«strich (-gespalten) 78 vor de» Familtrunach» richte» (Sgespattru) 80 Dabellarischer und Ziffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen uud Offrrtruaaaahm« 88 (exel. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt^ au» mtt oe, Moraea-AuZaab», oha« Postbefärdernn, ^4 SO.—, mit Postbefärderuug ^4 70.—» Anuahmeschluß fLr Anzeige«: Lbend-Au-gab«: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittag» 1 Uhr. Anzeigen stad stet» au di« Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag» uauuterbroche, geöffnet von früh 8 bi« abeud« 7 Uhr. Druck und Verlag voa L. Pol» in Leipzig. Nr. 381. Dienstag den 4. August 1903. 97. Jahrgang. Llsmarckworte über Papst und Papsttum. v. L. X. Angesichts der Papskwahl dürste eS nicht ohne Wert sein, sich daran zu erinnern, wie sich BiSmarck hierüber geäußert hat. Es ist eine Ironie der Weltgeschichte, -aß der Papst sich manchmal besser aus die protestantischen als auf die katholischen Mächte verlassen konnte. Hierüber führte Bismarck am 10. März 1873 im preußischen Herren- Hause aus: „Friedrich der Große lebte vollständig in Frieden mit der römischen Kirche, während der damalige Kaiser des überwiegend katholischen Staates im heftigsten Kampfe mit der katholischen Kirche begriffen war. Also die Frage ist ziemlich unabhängig von der konfessionellen. — Es war wesentlich der durch und durch streng evangelische, man darf fast sagen, in seinem Glauben antikatholtsche König Friedrich Wilhelm III., der im Wiener Kongreß auf die Herstellung der weltlichen Herrschaft deS Papstes drang und sie durchsetzte; nichts destoweniger ist er im Kampfe mit der katholischen Kirche auS dieser Welt geschieden." Ueber den Kampf -wischen Kaiser und Papst hat sich Bismarck öfter geäußert; so sagte er am gleichen Tage im Herrenhause: „Der Kampf des Priestertums mit dem Königtum, der Kamps in diesem Falle deS Papstes mit dem deutschen Kaiser, wie wir schon im Mittelalter gesehen haben, ist -u beurteilen wie jeder andere Kampf; er hat seine Bünd nisse, er hat seine Friedensschlüsse, er hat seine Haltepunkte, er hat seine Waffenstillstände. Es hat friedliche Päpste gegeben, es hat kämpfende und werbende gegeben." In den „Gedanken und Erinnerungen" heißt eS lll, 1851.): „Der uralte Kampf zwischen Priestern und Königen wirb nicht heute zum Abschluß gelangen, namentlich nicht in Deutschland. Bet jedem moäm vivenäi wirb Rom eine evangelische Dynastie und Kirche als eine Unregelmäßig keit und Krankheit betrachten, deren Heilung die Aufgabe seiner Kirche sei. Ein ewiger Friede mit der Kurie liegt nach den gegebenen Lobensbedtngungen ebenso außerhalb der Möglichkeit, wie ein solcher -wischen Frankreich und -essen Nachbarn." Aehnlich sprach er sich am 12. April 1881 im Herrenhause aus: „Der Friede -wischen König und Priester wird immer die Zirkclquadratur bleiben, der man nahe kommt, die man aber nicht vollständig erreichen kann." Ueber die Schwierigkeiten bet der Herstellung geregelter Verhältnisse zwischen Staat und römtscherKirche lesen wir in den „Gedanken und Erinnerungen" (II, 125): „Die therapeutische Behandlung der katholischen Kirche in einem weltlichen Staate ist dadurch erschwert, daß die katho lische Geistlichkeit,wenn sie ihren theoretisthxnBeruf voll er füllen will, über das kirchliche Gebiet hinaus den An- fpruch auf Beteiligung an weltlicher Herrschaft zu erheben hat, unter kirchlichen Formen eine politische Institution ist und auf ihre Mitarbeiter die eigene Ueberzeugung überträgt, daß ihre Freiheit in der Herrschaft besteht, und daß die Kirche überall, wo sie nicht herrscht, berechtigt ist, über -tokletianische Verfolgung zu klagen." Noch schärfer hat sich BiSmarck über die politische Seite des Papsttums am 10. März 1873 ausgesprochen: „ES ist eine Fälschung der Politik und der Geschichte, wenn man den Papst ausschließlich als den Hohenpriester einer Kon fession oder die katholische Kirche alS Vertreter des Ktrchen- tums überhaupt betrachtet. Das Papsttum ist eine poli tische Macht jederzeit gewesen, die mit der größten Entschiedenheit und dem größten Erfolge in die Verhält- nisse dieser Welt eingegriffen hat, die diese Eingriffe er strebt und zu ihrem Programm gemacht hat. Die Pro- gramme find bekannt. DaS Ziel, welches der päpstlichen Gewalt, wie den Franzosen die Nhetngrenze, ununter brochen vorschwebte, bas Programm, daS zur Zeit der mittelalterlichen Kaiser seiner Verwirklichung nahe wax, ist die Unterwerfung der weltlichen Gewalt unter die geist liche, ein eminent politischer Zweck." Und zwei Fahre später, am 14. April 1875, erklärte er an derselben Stelle mit nicht geringerer Deutlichkeit: „Der Papst ist auch nicht in dem Sinne, wie der Graf Brühl anbeutete, der Nach- folger Petri. Petrus war nicht unfehlbar, er sün digte, er bereute seine Sünde und weinte bitterlich Uber sie; von dem Papst, glaube ich, dürfen wir da» nicht erwarten." — Wenn der Papst je zur Macht gelangt, daß er tun kann, was er will, und sein Wille das Gesetz der Erde ist, so sind wir alle doch bekannt genug mit dem Syllabus und seinen Thesen und Forderungen, um zu wissen, daß bann auch dieses Herrenhaus nicht mehr möglich ist, weil eine konsti tutionelle Verfassung nicht zulässig ist, daß Preßfreiheit etwa» Verwerfliche» ist, daß der Ketzer auSgerottet werden muß. Die katholische Herrschaft hat noch ganz andere Mittel: sie konfisziert sein Vermögen, sie sieht es nicht gls strafbar an, wenn er gelegentlich meuchlings erstochen wird; — die jesuitischen Glaubenssätze sind öffentlich be- kannt, in bekannten Schriften verteidigt. Der päpstliche Kodex geht noch weiter: »Hetzer, wenn man sie nicht anders vertilgen kann, ergreift man, martert sie, ver brennt st«, ihre ganze Existenz ist «in u«ck—Ein liberaler Papst ist einfach unmöglich. („Gedanken und Erinne. rungen", II, 127): ,^von Rußland hat man gesagt: gouvsrnomont nbsolu lempärö par 1s rögioiäs. Ist ein Papst, der in der Nichtachtung der in der Kirchenpolitik konkurrierenden Organe zu weit ginge, vor kirchlichen „Nihilisten" sicherer al» der Zar?" Von der Macht deSPapsteS gab BiSmarck dem preußischen Abgeorbnetenhause am 16. April 1876 folgende Schilderung: „Der Papst hat in Preußen feine offiziöse Presse bester bedient, wie die des Staates, wohlfeiler, aus gedehnter, zugänglicher; er hat in dieser offiziösen Presse sie Möglichkeit, seine Dekrete amtlich, wenigsten» mit amt- sicher Glaubwürdigkeit, zu verkünden, und die Gesetze unseres Staates für null und nichtig zu erklären; er hat außerdem auf unserm Boden ein Heer von Geistlichen, er zieht Steuern ein, er hat unS mit einem Netz von Ver einen und Kongregationen übersponnen, deren Einfluß ehr wirksam ist — kurz, es gibt kaum, seitdem wir ver- assungsmäßig sind, jemanden, der in Preußen persönlich und autokratisch so mächtig wäre, wie dieser hohe italienische Prälat, mit seinem Rat de» italienischen Klerus umgeben; so mächtig, wie er mit jenem Apparat, kann kaum eine andere Persönlichkeit auf unsere preußischen Verhältnisse etnwirken." Aehnlich spricht sich BiSmarck in seinem Erlaß über die Papstwahl vom 14. Mat 1872 au», an besten Schluß es heißt: „Die Bischöfe sind den Regierungen gegenüber Beamte eines fremden Souveräns geworben, und -war eines Souveräns, der vermöge seiner Unfehlbarkeit ein vollkommen absoluter ist — mehr als irgend ein absoluter Monarch in der Wett." Deutsche- Reich. * Leipzig, 3. August. Da» kouservative „Vater land" bolt in seiner letzten Nummer em „Versäumnis" nach; r» schreibt: „Wir haben in unsrer letzten Nummer einen Artikel der „Anti- Sozialdemokratischen Korrespondenz" gebracht, der „die sächsische Regierung und ihre Politik" behandelt und zweifellos von einer Persönlichkeit geschrieben ist, welche die Verhältnisse unsre« Lande« genau kennt. Wenn wir auch mit allen Einzelheiten de« Aufsätze« nicht ganz einverstanden sind — die prriöulichen Angriffe gegen den auch von uu« verehrten Letter unserer inneren Politik haben wir al« unstatthaft gestrichen — so hielten wir seine Veröffentlichung doch für zeitgemäß, weil er un« ziemlich zutreffend die Stimmung wiedrrzugebea schien, die gegenwärtig infolge de» unerwarteten Anschnetdeu« der Wahlrechtsfrage durch die königliche StaatSregierung bei einem großen Teile der gebildeten Bevölkerung Sachsens herrscht. Durch ein Versehen, da« wir bedauern, unterblieb allerdings die Mit teilung, daß der Artikel nicht von der Redaktion dieses Blatte« herrührt, sondern daß er von der „A. S. K." übernommen wurde. Wir holen hiermit da« Versäumnis nach." Danu ist daS Blatt befremdet, daß man au« dem Artikel eine Aenderung seiner Haltung der Wahlrechtsreform gegen über abgeleitet habe (andere Leute befremdet wieder dies Befremden), und pracistert schließlich seine» Standpunkt dayin: „Wir betonten de« öftern schon, daß wir di« Bast« für ein gerechte» Wahlsystem einzig und allein aur in der berufsstän- digeu Vertretung der EtaatsangehSrtgen zu erkennen ver mögen. Diese« System allein ermöglicht e«, daß neben dem In dustriellen der Landwirt, neben dem Kaufmann der Hand werker, neben dem Gelehrten der Handarbeiter, neben dem Beamten, Geistlichen und Lehrer, der Rentner, Dienstmanu und Knecht seine geordnete Bertretuog tu der Volkskammer findet. Ein solches Wahlsystem itnzosahrrn müssru uach unserer Ueber- zeugung all« diejenigen sich angelegen sein lasten, denen da« Wohl unsere« Volke« wahrhaft am tzerzen liegt. Diese« Ideal zu erreichen, ist wahrlich de« Schweiße» der Edelsten wert. Nur wenn allen Berufsständen die Möglichkeit gegeben wird, Vertreter auS ihrer Mitte in den Landtag zu bringen, ist da« Prinzip der Gerechtigkeit gewahrt. Daß solche Vorschläge freilich nicht nach dem Geschmacke der Sozial demokraten sind, wisten wir; ebenso, daß e» schwierig seiu wird, sie tn der Praxis zu verwirklichen. Da« schreckt un« nicht. Wir halten unerschütterlich fest an dem alten konservativen Grund- satz, daß nur der in die Vertretung de« Volke» gehört, der ohne Falsch noch Hintergedanken die Grundlagen unsere« monarchischen Staate« bereitwillig anerkennt, nicht aber Leute, die au Stelle der Monarchie dir Republik, au Stelle der Ordnung da« politische »ad wirtschaftliche Chao« setzen wollen. Die eutgegenstehrnden Schwierig keiten werden sich bei allseitigem gutem Willen schließlich überwinden lasse». Soviel für heute." Damit sind die Konservativ«» wieder zu ihrer Taktik vom l8. Juli zurückgekehrt. — Ein« andere beachtenswerte Kundgebung in der Wahlrrchtsreformaugrlegenheit wüßten wir nicht zu verzeichnen. * Berlin, 8. August. (Der Fall Wagner.) Der bisherige Oberpostsekretär Richard Wagner bleib gegenüber dem offiziösen Dementi dabei, daß er allerdings wegen seiner sozialen Satire „Das Evangelium der Ver achtung" von jeder Beförderungausgeschlossen worden fei, und daß ihm das Reichspostamt tn derselben Verfügung die Nichterhöhun« seines Geyaltes angedroht habe. Er habe auf baldige Zurücknahme dieser Maß- regelung gerechnet, zumal als er für sein Buch „Aethcr und Wille" von allen Seiten, u. a. von Ernst Häckel tn Jena, Professor F. G. Bogt tn Leipzig und sogar von feinem früheren Chef, Postdirettor a. D. Möller in Darm stadt, anerkennende uwd aufmunternde Zuschriften erhalten >abe. An Stelle einer Zurücknahme der Maßregelung edoch, um die er daraufhin bet dem Kasseler Oberpost- sirektor vorstellig geworden sei, habe ihm dieser vielmehr nahe gelegt, um seit,« Versetzung einzuko-mmen. Sein später erfolgter Uebertrttt zur Sozialdemokratie — so erklärt ^)err Wagner — sei jedoch wicht die Kolse einer perfön- ichen Verstimmuma Uber jene bureaukratische Maß nahme, sondern einer allmählich in ihm erwachsenen wirtschaftspolitischen Ueberzeugung gewesen. — Ueber die Art, wie der Oberpoftdirektions- ekretär Richard Wagner sich öffentlich zur So zialdemokratie bekannt hat, berichtet der „Franks. Gen.- Anzeiger": Es war am Abend des 16. Funi, dem Tage der Reichstaaswahl. Wie überall, fo waren auch in Hanau sie Gemüter in Anbetracht der vorausgegangenen regen Agitation und der Anstrengungen, die gemacht wurden, >em seitherigen sozialdemokratischen Vertreter Las Mandat zu entreißen, auf das höchste erregt. Die Wirt- chaft „Zum Saalbau" war überfüllt, und unter den aus Sozialdemokraten bestehenden Anwesenden befand sich auch Wagner, der hier die Bekanntgabe des Waylresultats abwartete. Als das Resultat bekannt war, begab sich Wagner mit einer Anzahl Sozialdemokraten nach der Wirtschaft „Zum Nordend", woselbst sich noch eine Menge von Gästen befand, die -um größten Teil auS Beamten und Lehrern bestand, unter denen das Wahlresultat lebhaft diskutiert ward. Inmitten dieser Debatten nun stand Wagner, der noch seinen Dienst bei der Kaiserlichen Post versah, plötzlich auf und rief laut in die Wirtschaft hinein: „Nieder mit dem Bürgertum, hoch die internationale revolutionäre Sozial demokratie!" War vorher schon daS Benehmen Wagners auffallend, fo wirkte dieser AuSruf eines höheren Staatsbeamten auf die Anwesenden geradezu verblüffend, und es war denn auch für den Augenblick Totenstille in der Wirtschaft, bis zuerst die Sozialdemokraten sich von ihrem Staunen erholten und in «in befriedigtes Bravo auS- brachen. Dieser Vorgang kam schon in kürzester Frist zur Kennnis der vorgesetzten Behörde Wagners und darauf hin wurde natürlich seine sofortige Suspendierung vom Dienste verfügt. — Die Srnnpathie, die man Mit Wagner bi» -» feinem Streiche am Wahltage haben kann, muß nach diesem als völlig unangebracht erscheinen. * Berlin, 8. August. (Die Fideikommisse in Preußen.) Nach der „Statist. Korr." war in Preußen am Schluffe des Fabres 1901 eine Fideikommitz- fläche von 2 192 445,4 Hektar oder 6,29 v. H. des Ge- samtumfangeS deS Staates vorhanden, darunter ein Wald best and von 1005949,7 Hektar, d. i. 2,89 v. H. der Staatsfläche, 12,16 v. H. der ganzen Waldfläche im Staate und 45,88 v. H. der gesamten Fideikommißfläche. Der Grundsteuerreinertrag der Fideikommisse belief sich auf 26 887 940,94 oder 6,01 v. H. desjenigen der gesamten StaatSfläch«. Von Ende 1895, dem ersten Er- hebungSjahre, bis Ende 1901 hat die Fideikommißfläche um 90 420,5 Hektar oder 4,8 v. H., ihre Waldfläch« um 33 691 Hektar oder 3,47 v. H., und der Grunbsteuerreincrtrag um 1231881,51 oder 4,8 v. H. zugenommen. Bet einem Vergleich der Fideikommißfläche und ihres Waldbestandes mit der Gesamtfläche der einzelnen Provinzen Preußens und deren Waldfläche zeigen sich große Verschiedenheiten. Am ausgedehntesten ist der Fideikommißbesttz in Schle sien und tn Hohen-oll ern. In Schlesien waren 14,59 v. H. der Gesamtfläche tzideikommißbesitz und in Hohenzollern sogar 16,50 v. H., während die Waldfläche der Fideikommisse in Schlesien 28,37 v. H. und in Hohen- -ollern 87,20 v. H. der Gesamtwaldfläche betrug. In Hannover entfielen dagegen auf die Fideikommisse nur 2,0 v. H. der Gesamtfläche der Provinz und auf ihre Waldfläche 4,92 v. H. der Gesamtwaldfläche. Fn der Pro vinz Brandenburg betrug der Prozentsatz der Fidei- kommißfläche 7,91 uud der ihrer Waldungen 11,95. Neue Fideikommisse sind im Berichtsjahre 12 gründet worden, 42 ältere wurden erweitert, 1 aufgelöst. Ihre Gesamtzahl belief sich am Gude des Berichtsjahres auf 1113. * Berlin» 3. August. (Telegramm.) Der „NeichS- anzeiger" schreibt in seinem nichtamtlichen Teile: Der Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg blickt am heutigen Tage auf eine füufzigjährigeRegierung zurück. Mit den Bewohnern des unter seinem weisen Scepter blühenden altenburgischen Lande« nimmt da« Gesamtvaterland herzlichen Anteil an diesem Gedenk- tage, der dem Leben-Werk de« ehrwürdiyeu deutschen Bundes fürsten gewidmet ist. Gern erinnern wir un« heute der Ver- dieuste,die derHerzog in den großen Jahren derReich«- gründung durch seine Haltung al- Landesfürst» wie im Felde um die nationale Sache sich erworben bat. Wir begrüßen den hoben Jubilar mit ehrerbietigem Glück wünsche und in der Hoffnung, daß er noch viele Jahre der Liebe seines Volke- und der Ehre der deutschen Patrioten erhalten bleiben werde. D Berlin, 3. August. (Telegramm.) Der bayerische Kriegerbund hat für die gefchüdigten schlesischen Kame rad«« 1800 der württembergische Kriegerbund 200 und der Hamburger Krieaerverbaud 1000 ^4 bewilligt. Ferner bat ein warmer Freund deS Krieger- verrinSwesen« dem Vorstände de- preußischen LandeS-Krieger- verbande» 1000 für die Schlesier gespendet. Im ganzen sind au- Mitteln der Zentralsond- der Kriegerverbände bereits nahe an 14 000 -ck »ach Schlesien gesandt wordeu. Für ihre durch da« Hochwasser in den Provinzen Westpreußen, Posen und Brandenburg geschädigten Kameraden werden die Vorstände de« Deutschen Kriegerbunde« und de« Preußischen LandeS-Kriegerverbande- noch in dieser Woche größere Sum- men abgehen lasten. Hierunter wird sich eine weitere Spende de« oben erwähnten Patrioten im Betrage von 2000 ^4 befinden. — Bezüglich der Studierenden ber römisch, katholischen Theologie im Sinne des Reichs gesetzes vom 8. Februar 1890 wird vom preußischen Krieg-Ministerium im Einverständnis mit dem Reichskanzler bestimmt: 1) Als „Studierende der römisch- katholischen Theologie" wüsten von den Ersatzkommis. sionen diejenigen Personen anerkannt werben, welche auf inländischen Universitäten oder auf inländischen ktrch- ichen Lehranstalten, die den Universitäten gleichgestellt ind, theologischen Studien obliegen. 2) In den übrigen Hüllen, insbesondere auch bet der Ausbildung in inländis chen oder ausländischen Ordensschulen oder in anderen Lehranstalten, ist unsere Entscheidung jedesmal etnzuholen. 8) Die Befugnis der Zurückstellung solcher Mtlitärpflich- igen, welche die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst besitzen, auf Grund -eS 8 29, 4o und 7 Absatz 2 letzter Satz der Wehrordnung, wird hierdurch nicht berührt. — Ein paar politische Hofanekdoten streut >er „Hamb. Korresp." in einen größeren Artikel ein; er erzählt: ES wird neuerdings viel darauf hingowiesen und der amerikanische Botschafter in Berlin hat es kürzlich mit enthusiastischen Worten ausgesprochen, daß der Kaiser im Grunde eine demokratische Natur fei. Warum sollte er also das Entgegenkommen, wenn es ihm in der schuldigen Form gezeigt wird, zurückweisen? Es ist keineswegs aus- gemacht, daß der Kaiser -en Empfang eines sozialdemokra tischen Vizepräsidenten ablehnen würde. Wilhelm H. hat chon manche Unterhaltung mit recht wett links stehenden Parlamentariern geführt. ,Mtte, reden Sie ruhig weiter, dann komme ich dran", hat er nach der „Franks. Ztg." ein mal einem freffinnigen Herrn gesagt, der sehr lebhaft ge- worden war. Das entspricht nicht der Vorstellung, daß die Begegnungen des Kaisers mit den Vertretern des Parla ments sich nur nach der Schablone der Hofettkette ab- pielten. Das Wort: „Sie sind ein märkischer Dickkopf!" entspricht ja wohl nicht den gewöhnlichen Anschauungen über den Hofton; die Replik: „Eure Majestät sind ja wohl auch ein Märker"" wird manchen überraschen. Der Kaiser hat sie ruhig und lachend ausgenommen, und sie hat seine Schätzung des Mannes nicht vermindert, der nebenbei be- merkt, sogar eine Uniform trug. — Ein Werkmeisterhetm beabsichtigt der Deutsche Werk- mristrr-Berband im Wege einer Genossenschaft mit beschränkter Haftung inS Leben zu rufen. Es sollen Anteilscheine zu je LOO ^4 ausgeqeben und ein Garantirfond« von 200000 ^4 gebildet werden. Die Genossenschaft soll al« gemeinnütziges Unternehmen gelten und von dem Ueberschuß nicht mehr al« 4 Prozent Dividende gewähre». Da« Werkmeisterhrim. da« im Rirsengebirge errichtet werden soll, ist als Alters». Erholung«-, Genesung«- und Touristenheim für die Mitglieder de« Deutschen Werkmeister-Berbande- und deren Familien geplant. * AuS der Ostmark erhalt die „Nat.-Ztg." eine Zuschrift, in der eS heißt: „Die AnsiedelungSkommission wird sehr mit Unrecht wegen ihrer größeren Ankäufe von deutschen Lati fundien in der Provinz Posen angegriffen. Für jeden Kenner der Verhältnisse waren diese Ankäufe eine nationale und volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Nach jahrzehntelanger Er fahrung und Beobachtung sind diese großen Komplexe ein außer- ordentlich lästiger Hemmschuh für eine erfolgreiche Germanisation, wie dies auch kürzlich vr. Leo Wegener in seiner Schrift: „Der wirtschaftlich« Kampf der Deutschen mit den Polen um die Provinz Posen'" treffend nachgrwiesen hat. Diese im fürstlichen Besitz oder im Eigentum voa außerhalb wohnenden Magnaten befindlichen Herrschaften werden von Verwaltungen ge leitet, die für deutichnationale Pflichten und höhere volkswirtschaftliche Aufgaben weder Verständnis noch Neigung besitzen. Die Begriffe und Unterschiede von „Deutsch" uud „Polnisch" sind diesen Leuten vollkommen gleichgültig. Di« Maste der Gutsinsassen ist polnisch, nur einzelne Beamte sind deutsch. Die ganze Dienst sprache ist polnisch. Bei Vergebung von Aufträgen werden die deutschen Gewerbetreibenden nicht berücksichtigt. Ebenso wenig wird für den deutschen Schulunterricht gesorgt. Dem Einfluß deS polnischen Kleru« und seiner verhetzen den Propaganda wird in keiner Weise gesteuert. Di« natürliche Folge ist, daß auf diesen Latifundien in deutschem Besitz« nur polnische Stimmen abgegeben wrrdeu. Dieser Großgrundbesitz fördert also geradezu das Polentum, zum mindesten konserviert er es in unverfälschter Reinheit. Je eher er verschwindet, um so bester!" Wegen dieser Latifundienaukaufe ist in erster Linie nicht die Ansiedelungskommission, sondern sind die Verkäufer oder ibre Bevollmächtigten angegriffen worden und, wie auch au« dieser Zuschrift hervorgeht, mit Recht. Man sollte freilich meinen, daß e« Mittel und Wege genug gäbe, um diese Auchdeutschen an ibre Pflichten zu erinnern, ohne zum Ankauf ihrer Güler schreiten zu müssen. Denn an Polen zu verkaufen, hätten die Besitzer denn doch nicht gewagt. —r. Gera» 3. August. Oberbofmarichall Excellenz Freiherr von Maysenbug wird, wie die „Ger. Ztg." erfährt, am 1. Oktober d. I. in den Ruhestand treten. Zu seinem Nach folger ist der Kammerherr Vr. jur. Freiherr vou der Heyden- Ry ns ch auserseheu. Oesterreich - Ungarn. Der „Pefter Llatzd" un» die »rutsche Sprache. v. 3ob.-V. Die deutsche Sprache in Ungarn ist bekanntlich ein vielversolgte« und gebaßteS Ding. Der magyarische Chauvini-mu- hat sich ihre Ausrottung zu einem seiner vornehmsten Ziele gesetzt. Merkwürdiger weise gehören, wie man weiß, trotzdem Blätter deutscher Sprache zu den Sprachrobreu diese» Ehau- viniSmu«. Dem bekanntesten unter diesen, dem „Pesier Lloyd", ist r- nun passiert, daß ihm selber ein Ge ständnis de» Widersinn- entschlüpft, der io seiner Haltung liegt. Da- Blatt ruft nach Erkaltung der deutschen Sprache, ein Ruf, der also alle- verlangt, was die zu Gunsten ve- MagvareutumS vom „Pesier Lloyd" sonst so geschmähten Deutschen einzig »»streben. In einem Artikel „Zur Reform der höheren Handelsschulen" führt der „Lloyd" Klage über die ungarischen Handelsschulen und schreibt dabei u. a.: „Die deutsche Sprache, die heute für deu un garischen Kaufmann eine unvergleichlich größere Wichtigkeit hat, al- dir französische Sprache, wird in so geringem Maß« gelehrt, daß der Abiturieut nicht
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