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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191805305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-05
- Tag1918-05-30
- Monat1918-05
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1918
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laxen Lao«, in die es gebracht wurde. Ts bleibe für fein« Freund« und früheren Verbündeten Wicht, bei der schließ- lichen Friedenskonferenz ihr äußerste» zu tun, um eine Re- Vision der auferleaten harten Bedinaunaen durchzusetzen. Die Gesandten der Alliierten in Jassy hätten Rumänien offiziell mitgeteilt, daß ihr« Regierungen offiziell den Standpunkt elnnehmen mühten, daß diese Bedingungen nicht anzurrkennrn seien, da sie di« Rechte und Interessen der alliierten Mächte und die Grundsätze, für di« sie kämpften, verletzten. Bestimmtere Proteste und Vorbehalte seien gemacht worden im Hinblicke auf die Abschaffung der europäischen Donaukommission, die durch einen internatio nalen Vertrag eingesetzt worden sei. 8» »Mick -ir Zum 81. Mai. von Vizeadmiral D. Kirchhosf. Kum »weitenmal jährt sich der Tag, an dem am 81. Mai ISIS der Ruf der „unüberwindlichen Armada Albion» starb, an dem die neudeutsche Flott« ihrrm über mächtigen britischen Gegner eine schwere Schlappe, ein« ernste Niederlage bereitet«, wie sie England nie zuvor auch unr annähernd so groß erlitten batte. In England herrschte — die Nachricht wurde etwa« zurückgehalten — schweres Entsetzen. Aber, obwohl einzelne Engländer sofort di« Be deutung dieses Kampfes «insahen und offen anerkannt wurde, so setzte dann doch sofort eine wahre Legion von Falsch meldungen ein, und in alle Welt hinaus wurde laut «m .Sieg" verkündet. Bereits am 2. Juni ISIS hatte die .Daily News" aber schon geschrieben: „Es liegt nicht im Charakter der bri tischen Marine und des britischen Volkes, den Versuch zu machen, klare Tatsachen durch Redekünste zu vernichten. Wie bitter da» Eingeständnis auch sei, wir müssen zugeben, dah di« Engländer in der Schlacht bei Jütland eine Nieder lage erlitten haben." . Ein derartiges Zugeständnis von englischer Seite war als etwas ganz Außerordentliches zu bezeichnen. Aber wie gesagt, es währte nur wenige Tage, bis der üble Ein- druck der ersten wahren Meldungen durch di« dann unab- lässig folgenden amtlichen und privaten Lügen zu ver wischen versucht wurde. Dah dies schließlich nicht gelang, ging aus vielerlei Einzelheiten klar hervor. Am meisten trat e« in die Er scheinung, dah des schlimmen HimmelfahrtStageS ISIS nach Jahresfrist in nur sehr wenigen Blättern gedacht worden ist. Man kann ruhig sagen, dah die Engländer sich darüber so gut wie in Stillschweigen hüllten. Nur an einigen Orten fanden Gelegenheits-Gedenk-Gottesdienst« für ote Gefallenen statt. Das mar alles. Es kann kaum etwas Bezeichnenderes geben als dieses Zurückhatten der öffent lichen Meinung des ganzen Volkes »n seiner Presse. Darin liegt das vollkommene Zugeständnis, daß der Skagerrak- Lag kein Erfolg gewesen ist; darin liegt die Einsicht be kundet , dah England an jenem Tage eine schwere Einbuhe de» Nimbus seiner bisherigen, so gut wie uneingeschränkten Allmacht zur See erlitten hat. Wie anders bei uns. Die Zahl der freudigen und dankbaren Anerkennungen für die von unserer Hochseeflotte bewtesene Tatkraft, des Lobes ihres glänzenden, mit so großem Erfolge gekrönten Verhaltens, war außerordentlich. Kaum eine einzige Zeitung von nationalem Gepräge stand hierbei zurück. So wollen wir auch diesmal aus stolzem H< Angehörigen unserer Hochseeflotte gedenken und ... fallenen uns voll Dankbarkeit erinnern. Unsere Kriegs mannen zur See harrten auch im zweiten Jahre nach ihrem siegreichen Vorgehen weiter voller Geduld und Entsagung aus, ob sich ein neuer Skagerrak-Tag ihnen bieten wurde. Sie heftete» inzwischen weiteren Ruhm an ihre Flaggen, iu der Nordsee, an Englands Küsten und in der Ostsee, während alle englischen, mehr oder minder abenteuerlichen, wenn auch kühnen Vorstöße mit vollen Mißerfolgen ende ten und die vielgepriesene Große Flotte sich hinter Sperren llcherte. Nur in der Bergewaltigunader kleinen nentralen See- Kasten, da blieb das stolze Großbritannien groß, sei es durch Seeraub von Schiffen und Gütern, durch Verletzung der fremden SeehoheitSgebiete, reichliches hinterlistiges Ausstreuen von Minen, rohes Auftreten im Kleinkrieg zur See u. dergl. m. Aber die Unser», sie wirken weiter mit gutem Erfolge überall; sei es mit Teilen der Hochseeflotte, sei e» mit den wackeren Ubooten, denen gerade durch die siegreichen Ergeb nisse der Skagerrak-Schlacht di« Hochseeflotte den so unbe dingt nötigen Rückhalt in vollendeter Form verschafft hat verdänken Englands Niedergang beidenV besonder« nach der freudigen und unserer Hochseeflotte glänzenden, mit so ' M. . stand »erzen der der Ge- mann.en zur See harrten auch im zweiten Jahre nach ihrem au«, ob sich ein neuer Skaaerrak-Täg ihnen bieten würde! St« hefteten inzwischen weiteren Ruhm an ihre Flaggen, iu der Nordsee, an Englands Küsten und in der Ostsee, während alle englischen, mehr oder minder abenteuerlichen, wenn auch kühnen Vorstöße mit vollen Mißerfolgen ende ten und die vielgepriesene Große Flotte sich hinter Sperren stcherte. Nur in der Bergewaltigunader kleinen nentralen See- floaten, da blieb das stolze Großbritannien groß, sei es durch Seeraub von Schiffen und Gütern, durch Berletzung der fremden SeehoheitSgebiete, reichliches hinterlistiges Ausstreuen von Minen, rohes Auftreten im Kleinkrieg zur überall; sei es mit Teilen der Hochseeflotte, sei ei« mit den «ackeren Ubooten, denen gerade durch die siegreichen Ergeb niss« der Skagerrak-Schlacht die Hochseeflotte den so unbe dingt nötigen Rückhalt in vollendeter Form verschafft hat. Ubootkrieg, Hochseeschlacht, sie sind untrennbar. Wir o«rdanken Englands Niedergang beiden, besonder« nach de« Steg« vor dem Skagerrak. „Morning Poft" sagte: L)ie britische Seemacht existiert nicht mehr, wie sie vor dem Kriege bestand I" * TageSgeschichte. Deutsches Reich. Ungarisches Getreide für Deutschland. Im Sinne «stltr von den maßgebenden Stellen abgemachten Verein- barung wird Ungarn im Lauf« des Juli seine ersten lieber- schüfst an Getreide an Oesterreich und Deutschland abaeben, ««gründet wird diese Maßnahme damit, daß nach den Ber- «inbarungeu jenes Land, daß zuerst erntet, di« Verpflichtung übernommen bat, seine Urberschüsse den später erntenden Ländern zuzuführrn. Gin« Gedächtnisfeier für den verstorbenen Reichs- taovrüsidenten. Gestern vormittag 11 Uhr fand in der großul Wandelhalle des Reichstages eine Gedächtnisfeier « Ehren des verstorbene» Präsidenten der Reichstage» Dr. Johannes Kaempf vor zahlreichem geladenen Publi kum statt. Der Sarg, der inmitten eines Blumenhatn«, mnkränzt von zahlreichen Lichtern, in der Wandelhalle aus- «bahrt war, verschwand fast in einem Meer von Blumen. Unter den Erschienenen bemerkt« man außer der nächsten Familie de» Entschlafenen Oberhofmarschall Graf Eulen- bur» al» Vertreter de« Kaisers, sowie den Reichskanzler, de» Staatssekretär Kühlmann, flkntü»« Minister, ferner Vertreter de» diplomatischen KorvS und hervor ragend« Vertreter der deutschen Wissenschaft, de» Handels und der Industrie. Ein stimmungsvoller Gesang des Königlichen Hofchors, von der Königlichen Kapelle unter, Leituug Bro- feffor Rädels begleitet, leitet« di« Feier «in. Es folgt« dann eine Gedächtnisrede de» Königlich«» Hosprediaer» Lie. Döring, der in warmempfundenen Watten die Person- lichkeit de« Entschlafenen ihrem hohen inneren Werte nach schilderte und «» den nachfolgenden Rednern überließ, ein Bild der st» mannigfachen Leistungen de« Entschlafenen auf den verschiedensten Gebieten seiner Tätigkeit zu entwerfen. E« sprachen dann weiter für den Reichstag Biz«»räsident Dove, für dir Stadt Berlin Oberbürgermeister Wermuth, für den deutschen Industrie- und HandelStaa Vizepräsident grentzel, für di« Nettesten der Kaufmannschaft Geheimer Kommerzienrat Frenkel und für den ersten Reichstags- Wahlkreis Verlin Justizrat Landau. Sin Gesang de« Dom- chor» (Requiem von Brahms) beschloß die stimmungsvolle Feier. — Der Lrauerzug mit der Leich, d«S Verstorbenen lanate gegen S Uhr auf dem Mllitärkirchhose an. Der kaiserliche Kranz wurde dem vierspännigen Leichenwagen vorauSaetraacn. Mit den Mitgliedern der Familie hatten Vizepräsident Dove uud - Vertreter aller Partei«» des Reichstage» ihrem Präsidenten da» letzte Geleit gegeben. Unter dem Choral „Jesu» meine Zuversicht", gesungen von Mitgliedern de» Kgl. Opernchors, wurd« der Sarg in die Familiengruft gesenkt. Hofprediger Lie. Döring sprach Gebet und Segen. Da» Lied ,E« ist bestimmt in Gotte« Rat" schloß di« Feier, «ährend die zahlreichen Kränze sich rings um die Gruft häuften. BundesratSbeschlüfse. In der gestrigen Sitzung des Bundesrat« wurden angenommen 1. der Entwurf eine» Gesetzes zur Ergänzung de» .KapttalabflndungSaesetzeS, 2. der Entwurf eine« KapttalabfindungSgesetzeS für Offiziere, 8. der Entwurf einer Verordnung über die Einschätzung im Jahre 1V18, 4. der Entwurf einer RelchSgetreideordnung für die Ernt« 1S18. Meistbegünstigung und Zöllbündnis. Eine Berliner Korrespondenz schreibt: Nachdem durch den Krieg eine große Zahl der von Deutschland abgeschlossenen Han delsverträge aufgehoben war, trat die schon in den letz ten Jahren vor Kriegsausbruch viel erörterte Frage der Beibehaltung der Meistbegünstigung als Grundlage un serer künftigen.Handelspolitik erneut in den Vordergrund des Interesse». Die Drohung unserer Gegner mit d«m Handelskrieg hat auch den Kreisen, die früher grundsätzlich Bedenken gegen das Prinzip der Meistbegünstigung batten, Anlaß geboten, sich darüber klar zu werden, welche Bedeu tung die Meistbegünstigung für Deutschlands Außenhan del bisher gehabt hat. Ganz überwiegend führten diese Rückblicke zu der Ueberzeuaung, daß Deutschland nach yrie- denSschluß unter keinen Umständen auf die Meistbegünsti gung verzichten kann, wenn es in der Lage sein soll, seine Ausfuhr wieder auf die frühere Höhe zu bringen. Der Wirtsck-aftSvertrag mit Rumänien hat erneut zum Aus druck gebracht, daß die ReichSrcgierung auch in Zukunft an der Meistbegünstigung fcstzuhalten entschlossen ist. Der Handelsvertrag mit Rumänien vom Jahre 1893 mit dem Zusatzvertrag vom Jahre 1904 ist wieder in Kraft ge setzt, und ferne Geltung ist bis zum Jahre 1930 ausge dehnt. Hiermit ist die im Handelsverkehr zwischen Deutsch land und Rumänien früher geltende Meistbegünstigung aus rechterhalten. Sie hat nur eine Einschränkung erfahren: Rumänien erhebt keinen Anspruch aus Begünstigungen, welche Deutschland an Oesterreich-Ungarn oder an ein an dere« mit ihm durch ein ZollbundmS verbundene» Land gewährt, das an Deutschland unmittelbar oder durch ein anderes mit ihm oder Oesterreich-Ungarn zollverbünoeteS Land mittelbar anarenzt. Dabei werden die Kolonien dem Mutterland gleichgestellt. Dieselbe Einschränkung hat die von Rumänien an Deutschland gewährte Meistbegünsti gung erfahren. Die Meistbegünstigung besteht also in Zu kunft zwischen Deutschland und Rumänien unter allen Um ständen weiter. Der vereinbarte Vorbehalt in bezug auf zollverbündete Länder sichert zunächst Deutschland lediglich die Möglichkeit, mit Oesterrerch-Ungarn, der Ukraine und seinen Balkan-Verbündeten -Handelsabkommen zu schließen, in denen gegenseitige Zollbevorzugungen gewährt werden. Ob es aber zu derartigen Zollbcvorzungen kommen wird, steht einstweilen noch keineswegs fest. ES wäre deshalb unzutreffend, wenn man aus der Einschränkung der Meist begünstigung in bezug auf Bevorzugungen gegenüber »oll- vereinten mittelbar oder unmittelbar angrenzenden Län dern bereits den Schluß ziehen wollte, daß zwischen Deutsch land und seinen Verbündeten bereits Vereinbarungen über eine gegenseitige Begünstigung im Warenaustausch getrof fen sind. Zunächst ist durch die Friedensschlüsse im Osten nur die Möglichkeit dazu offen gelassen. Ob eS dazu kom men wird, hängt unter anderem auch von der Gestaltung unserer Wirtschaftsverträge beim FriedenSschlutz mit un seren westlichen Gegnern ab. Daß Deutschland keinen Frie den schließen wird, der seiner Einfuhr nicht den freien Wettbewerb in allen uns jetzt feindlichen Ländern sichert, ist nach wiederholten amtlichen Verlautbarungen als sicher anzunehmen. Aollbevorzugungen mit verbündeten und be nachbarten Ländern können mithin nur in Betracht kom men, soweit sie der Meistbegünstigung, die Deutschland für den Handelsverkehr mit allen Ländern fordern muß, nicht entgegenstehen. Sommerliche HWene. So herrlich uns der prangende Sommer erscheint: ganz ohne gesundheitliche Gefahren ist auch er nicht. Sie zu vermeiden und zu verhüten, gebürt zu den Aufgaben der Hausfrau ebenso wie die leibliche Fürsorge für ihre Fa milie, wie die gefüllten Einmachgläser. Namentlich ist in der Kriegszeit den gesundheitlichen Störungen große Auf- merksamleil zu schenken, da der weniaer gut genährt« Kör per infektiösen Einwirkungen zugänglicher und widerstands unfähiger ist. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung hat sich seit dem vorigen Sommer gebessert mrd zeigt eine gegen das KriegSjahr 1916/17 niedrigere SterblichkeitSkurve. Im ganzen blieben wir von Infektionskrankheiten so ziem lich verschont, was angesichts der Kriegözeit geradezu Be wunderung erregen muß. Der Jmpfschlch hat sich beim Heer gut bewährt gegen Ruhr, Typhus, Pocken und Cho lera, und für die Zivilbevölkerung ist die Pockenimpfung die Waffe des Staats gegen diese böse Krankheit. Daß sie sich bewährt hat, bewies der vorige Sommer. Deshalb sollten, falls es wieder nötig werden würde, behördliche Mahnungen nicht achtlos beiseite geschoben werden. Denn nur die persönliche Mitwirkung jedes Einzelnen kann das Dolksganze vor schtverer Schädigung bewahren. Auch in dieser Hinsicht trägt jetzt die Frau zum guten Teil die Verantwortung. Im täglichen häuslichen Leben gilt es, die gesundheit lichen Vorteile des Sommers: Lust, Wasser und Sonny richiig zu benutzen, um in ihnen die Helfer gegen feine Schädlichkeit, eben die JnfcktionSkranrbe.ten, zu gelvinnen. Ein sehr wichtiges Kapitel ist der Schlaf. Allzuletcht ge wöhnt man sich daran, verleitet durch die Hellen Abende und schwüle Luft, spät zu Bett zu gehen. Hat nun der Körper zu wenig Nachtruhe, fällt das Aufstehen schwer. Wer eine bis in die späten Vormittagsstunden auSge- ' dehnte Bettruhe bringt keine Erquickung, sondern im Ge- aeuteil Erschlaffung und Unlust. Wichtig ist «» daher, die gleich« und frühe Stunde de» Aufstehens beizubehal- ten- Ist Im Anfang auch vielleicht Schläfrigkeit und Mir- diakeit vorhanden, sind die Aussichten, daß man abends bald muh Ruhe verlangt und eine» -ulen Schlaf ge winnt, umso größer. « Ohne zu übergroßer Aengstlichkeit raten z« wollen, muß wart jetzt doch davor warnen, Magen- und Darmer krankungen und Fiebe ran fälle al» Erscheinungen anznsehen, die von selbst wieder verschwinden. S«d solche Er krankungen ohnehtn schon der Beweis einer Infektion, so ist heutzutage ein unterernährter Körper nur allzu schnell geschwächt. Anfällige Personen und kleine Kinder sollten nur ge kochte» Obst essen. Die Restevorwertung soll stet» am gleichen Tag vor genommen werden. Er ist besser, zweimal am gleich«» Tag dieselben Speisen aufzutragen, al» sie einen warmen Tag und eine schwüle Nacht hindurch aufzubewahren. Die Seifennot sollte dazu führen, jeden Sonnenstrahl zur Desinfektion der Betten, der Wäsche und der Wohnung zu benützen. Namentlich sollten die Schranktüren offen bleiben, um der Sonne und der Luft Einlaß zu gewäh ren. So finden sich viele kleine Mittelchen zusammen, um im Haushalt sommerlich« Hygiene zu üben, die emvsind- liche Personen jede» Alter« gegen die Gefahren der Som merhitze widerstandsfähig macht. Sonne, Lust, Wasser sind die besten Helfer im Kampf gegen sie. kl? in »MM in StziiMi, Die gärtnerischen Anlagen in den Städten, die die Lungen im Organi-mnS unserer großen Läusermassen barstellen, sind in unserer Zeit al» hygienisch« Notwendig keiten erkannt. In seinen Anfängen aber ist der Gatten naturgemäß mit dem Dorf verknüpft, und die Stadtan- lagen früherer Zetten kennen ihn nicht. Die wenig der antike Mensch in der Stadt di« Natur anzutreffen gewohnt war, geht au« dem Wort d«S Sokrates hervor: „Ich setze nie meinen Fuß außerhalb der Stadtmauern, denn ich lieb« e», jeden Augenblick etwa» zu lernen, aber Bännn. und Felder können mich nichts lehren." Dennoch entstan den im Anschluß cm di« von Hainen umgebenen Tempel anlagen allmählich Gärten in der griechischen Stadt. Selbst in Sparta wurden die SvortübungSplätz« rings mit Bäu men umpflanzt, und überall erhielten die Gymnasien gärt nerische Anlagen. Der Privatgarten de» Städters »st je doch erst von dem Philosophen-Epikur, dem Prediger eine» behaglichen LebenSglücke», etngcführt worben. Er legte bei feinem Haus einen Garten an, in dem er seine Vorle sungen hielt. „Bis dahin", sagt Plinius, „war es nicht Sitte gewesen, in der Stadt wie auf dem Lande zu woh nen." Die Großstadt Rom erhält dann besonders in der Kaiserzeit geivaltiae gärtnerische Anlagen. Aber auch schon m der republikanischen Zett schätzte der Römer ein scha^ tigeS Fleckchen an seinem Stadthaus, wie eine hübsche, von Plinius erzählte Geschichte beweist. Als der reiche Eras- suL im Jahre 98 v. Ehr. das Zensoramt bekleidet«, warf ihm ein Kollege vor, er gebe als öffentlicher Sittenrichter ein schlechtes Beispiel, Werl er viel zu teuer wohne; Cras- suS bestritt die Tatsache, worauf ihm DomitiuS sofort eine Million Mark für sein Haus bst. ,^öut, ich schlage ein", sagt« ErassuS. „Nur die sechs LotoSbaume will ich be halten, die ein schattiges Dach vor meinem Hause bilden." Als nun DomitiuS erklärte, ohne die Bäume gebe er nicht einen Denar für das ganze Haus, schloß CrassuS: „Gebe ich also wirklich meinen Mitbürgern so großen Anstoß, weil ich behaglich in einem Haus wohne, das mir durch Erb schaft »ugefallen. während Du drei Paar Wume auf eine Million taxierst?'" Wie heute in der Großstadt war schon im kaiserlichen Rom der Wunsch nach etwas Blühendem so stark in der großen Stemwüste, daß arme Leute, die sich keinen Garten anlegen konnte«, Blumen vor- Fenster setz te«. Mit der Sturmflut der Völkerwanderung gmg auch die Herrlichkeit der antiken Gärten zu Grunde, und ganz langsam wieder mußte sich mit dem Heranbtühen einer neuen Kultur und dem Entstehen größerer Städte die Sehn sucht nach Stadtgärten entwickeln. In den Liedern der Minnegängerzeit Höven wir bereits viel von Bauerngär- ten und prächtigen Anlagen an den Burgen. Ei» Garten in der Stadt war eine Seltenheit, die sich höchsten» reiche Herren leisten konnten. Zunächst gab e» nur Nutzgärten, die vor den Mauern der Städte lagen und deren Erträge auf den Stadtmärkten verkauft wurden. Im Innern der Städte traf man znnächst nur bei den vornehmsten Häu sern kleine Gärten an, die bei der Enge der Straßen, müh sam vom Baugrund abgespart werden mußten. Doch wird «S mit dem Aufblühen der Renaissance, die eine neue Natuv- freudigkeit in die Menschenherzen meßt, in Italien d«S 13. Jahrhunderts häufiger, daß die StÄfte zu allgemeinem Nutzen und zu aller Lust größere öffentliche Gattenanlagen schaffen. Ern Statut von 1290 verfügt in Florenz den Ankauf und das Niederreißen einer größeren Menge von Häusern zur Anlage eine- „pratum commune", ein?r Ge- meidewiese. Ihr Siene wird 1309 eine solche von schat tigen Baumalleen durchzogene Wesenfläche geschaffen., auf der Jahrmärkte, Musterungen und die Sttuftfeste abgehalten werden konnten. Sowohl der Wiener Prater wie der Madrider Prado sind, worauf Marie Luise Gothein in ihrer Geschichte der Gartenkunst hinweist, lebendige Erinnerungen daran, daß hier im Mittelalter die städtischen BolkSbe- lustigungSplätze lagen. Noch bis in die Neuzeit hinein blieben Stadtgärten ein LuruS, den sich nur Reiche und Mächtige leisten konnten. Die wissenschaftliche BZchäfti- aung mit der Botanik brachte einige Gelehrte dazu, größere Gärten mit seltenen Pflanzen anzulegen, die dann al« wahre Weltwunder weit und breit bestaunt wurden. Ein solches Wunder war z. B. im letzten Drittel des 16. Jahr hunderts der Gart«» de- Breslauer Arzte« Laurentius Scholz, vpn dem wir eine ausführliche Beschreibung be sitzen. Auch Nürnberg, Frankfurt a. M., Augsburg rühm ten sich ihrer schönen Gartcn. Der Jdealzustand, daß säst jeder Bürger an seinem Stadthaus auch ein Gärtchen be sitzt, ist aber erst in dem Holland des 17. Jahrhunderts «rrncht worden, wo die Gartenkunst und die Älumcnlust wie «me heftige Leidenschaft das ganze Voll anzogen und wo das ganze Land in ttn bunte« Labyrinth von Gärten verwandelt wurde. Seitdem hat sich der S.adtgarten sei» Recht in unserer modernen Kultur erobert, und besonders die modern« Dtädtebaukunst läßt eS sich angelegen sein, in unseren Häusermeeren di« Gartenan agen nach gesundheit lichen und ästhetischen Gesichtspunkten reich und richtig zu verteilen. M MW MM WM Wk, W M AM! «M W W Skllk!
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