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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191811292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19181129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19181129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Letzte und vorletzte Seite im Druck vertauscht
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-11
- Tag1918-11-29
- Monat1918-11
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1918
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y«sa»»! S^Iäte Hag Necht für da« MIniste- n wird. Di« Ent- «ftragten an de» AmtShauptmannschaft ««bildeten A.» und S.-NateS auSzu- 8. Ebenso haben all« Eingriff« in die bestehend« Ord nung von Kirch« und Schule so lange zu unterbleibe«;, als die Neuordnung der Verhältnisse. die vorbereitet wirb und «. a. di« Trennung der Kirche vom Staat britigen soll. M»t gesetztich durchgesührt ist. Insbesondere haben die A^ und S.-Rät« kein« Befug- ui« tur Entsetzung vvn Richtern. Lehrern und Beamten. Beschwerden gegen solche Personen werden dl« volksbeauf. tragt«» nnverzüalich und unter Vorbehalt der Entschlie ßung über »orlanfige AmtSentfeßung prüfen. Gefamtmiutsteriu«. An die Arbeiter» mW GelbetenrSte Sachse«». Di« Entwickelung der Revolution, die Gegenftrbmnng und die Not der Stunde gebietet di« Berufung eine» provisorischen Landeerate« der Arbeiter» und Soldaten- rät« Sachsen« für DtenStag, de« ». Dezember, vormittags 11 Uhr nach, dem Saal« der ehemaligen Ersten Stände» kammer im LandtagSgebSude »u Dresden. Die am 19. November abgehaltene erst« Sitzung de« Landesrate« billigte einstimmig, daß der LandeSrat au« ««».Arbeiter, und SoldatenrLten der Kreisbauptmann» schokinn gewählt werden soll. Es sollen entfallen auf die Keetthamrtmannschasten: Bautzen 4, Chemnitz 8. LreS» den lO, Leipzig 10, Zwickau S Vertreter. . Der Provisorisch« LandeSrat soll nur die dringendsten Aufgaben erledigen, die die Regierung für notwendig halt. Den Kreisen Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau steht da«.Recht tu, di« seitherigen Vertreter zu entsenden. Dem Kreis« Bautzen wird überlasten, nach eigenem Ermessen Vertreter zu delegieren. > Di« Tagesordnung der LandeSratSkitzuna umfaßt: 1. .Bericht der Regierung. 2. Die Reichskonferenz der Arbeiter» und Soldatenrate. S. Die Aufgaben drr örtlichen Arbeiter» und Soldatenräte. Wir ersuchen um Beschickung der LandeSratSfltzung. Dresden, den 28. November 1918. Die Bolk-beauftragte«. vnck, Meißner, Seyer. Sradnauer, Lipinski, Schwär,. OertNche« im» Siichslsches. Riesa, d«» 29. November 1918. ' —* Versorgung mit Fischen. Einer hie- slgen Ftschhandliing wurde von der Krieg'-Deesischerei« aesellschast für die Nordsee mitgeteilt, daß an iveitere Belieferungen nicht zu denken sei, da durch die uns vom Feinde auserlegten Waffenstillstandsbedingunaen dir Blockade nicht aufgehoben worden sei. Die dieSbezüg- lichen Verhandlungen mit der WaffensttllstandSkommission seien etngeleitet und die Gesellschaft hofse, in den näch sten Tagen einen günstigen Bescheid zu erhalten, so daß die Schiffe wieder in See gehen könnten. — Reue Teuerungszulage. Di« don zu- ständiger Seite mitgeteilt wird, beabsichtigt die sächsische Negierung, den Beamten, Diätariern, RuhegehaltSemp- iAngern und Bcamtenhinterbliebenen, entsprechend dem Vorgehen des Reiches und Preußens, eine nochmalige ein- ,malige Teuerungszulage und zwar im wesentlichen nach den gleicher: Grundsätzen und Betrügen zu gewähren, wie st« der außerordentlichen KriegSzulage vom September die se« Jahres zu Grunde gelegt worden sind. Auch die stän- dischen Staatsarbeiter sollen in gleicher Weise wie im Herbst eine Teueruugszulnge erhalten. —* Fahrplanänderung. Der Abendpersonen- WO von Berlin nach Dresden, der jetzt 6.01 in Berlin Anh. Bf. abgcht. wird vom 1. Dezember ab später gelegt. 'Er verkehrst künftig wie folgt: ab Berlin Anh. Bs. abend« 6 52, in MsterweÄa B.-D.»Bs.l0.13 bis 10.22, in Großen hain 10 5-), in DrcSden-N. 11.50, in Dresden Hbf. 12.04 «acht«. Jin Verbindung hiermit verkehrt auch der jetzt atzend« 9.4» von Elsterwerda abgehende Personen»»- nach Mesa später und zwar: ab Elsterwerda B -D.-Bf. 10.25 in Riesa 11.12. Die Züge halten auch künftig an den gleichen Unterwegsstationen wie bisher. Die «»«nitze. F Nomon von Ludwig Rohmann. /! ^stnlitz?an°'lS. Sebruar 1818. Sybille! Lieber, großer Kindskopf, Du! Als» nun bin ich die Pfarrfrau Lotte Semper. Bin» bi« höchlichst zufrieden. Lieber Gott, wie schön ist die Welt, wie schön das Leben, das uns armen, dummen Menschenkindern geschenkt ist! Davon will ich Dir nun aber gar nichts vorerzählen; ich hab eigentlich auch gar kein« Zeit zu« Sreibän. Dos Glück, weißt Du, will sicherst einmal genug tun. Aber wenigstens ein paar Zellen mutzt Du beut bekommen. Herrgott, wie bin ich erschrocken, al» ich Deinen Mief gelesen batte. Das Du mir da sagst vom Säbel und Deiner resoluten Abwehr — l Als wir armen Mädel» — das heißt, ich bin ja nun kein Mädel mehr — Also: als ob wir uns überhaupt mit einiger Aussicht auf Erfolg wehren könnten, wenn so «in rechter Mann kommt, uns sein Herz bringt und mit fei ner sieghafte« Kraft anlacht: Du da, Mägdelein, mein bist du, und stünden Himmel und Hölle zwischen un«! Da» einem da gar ein alter Gäbel helfen soll, kann ich schon gar nicht einsehen und kapitulieren ist da wirklich schon da» Gescheiteste. " " ' ' '' ' mit, und Dem Gäbe Schuldigkeit getan. Aber red' Dich : Unsinn von Entsagen foluten Abwehr —I Al» wir armen Mädel» — das heißt, ich bin ja nun kein Mädel mehr — Also: als ob wir uns überhaupt mit einiger Aussicht auf Erfolg wehren könnten, wenn so «in rechter Mann kommt, uns sein Herz bringt und mit fei ner sieghafte« Kraft anlacht: Du da, Mägdelein, mein bist du, und stünden Himmel und Hölle zwischen un«! . Ra, für«"erste war» ja nicht« da- rl hat ausnahmsweise einmal seine nm HimmelSwMen nicht in solchen hinein! Und nun, gar der Schatz, den Du still mit in Deine Einsamkeit nehmen nullst. Ein Schatz ist eine rechte Lieb« doch nur, wenn man sie teilen und recht viel Stück daraus spenden kann; oder allen falls auch, wenn man mit so einer großen Liebe ein Grab schmücken mutz. Sonst aber bleibt da nur der Weg, den ich jetzt gegangen bin: »um Altar. Der Herr Kon rad von Röcknitz, wie ich ihn kenne, wiich Dich nicht auf fressen, wenn Du kommst: und wird Dick lieb baden heut wie damals. Und deshalb schreib ich Dir: daß Du nun nicht wieder stolz am unrechten Platze bist and alle» ver- dirbst! Latz den Stolz zum Teufel fabrcck -nein, daß ist «in unchristlicher Wunsch, der , für eine junge Pfarrsrau nicht passend ist, obschon er mir recht von Herzen kommt Also sperr ihn ein, in Deine tiese Seele, den Stolz, und stell Deine Liebe al» Wache davor -- das übrige wird dann schon ganz allein geschehen. Du belügst Dich nämlich, den« Du bist selbst gar nicht -um Entsagen gemacht. Ra, «L. U.",LL Gemeindetw letzten drei al» Liebesgaben auf Bai gleichen ist au,' zu Demobilma abreichung allo «« solchen gw« terlagt. S 4. sühruna dieser dürfnisseS und Sse recht»«, »umachungs- iuwiderhand- straft. ß 6. Die Verordnung tritt mit dem Tage der Bekanntgabe in Kraft. Dresden, den 12. November 1918. Ministerium d«S Innern. * Weida. Bericht über die öffentlich« Gemeinde- vatSsitzuna zu Weida, am 25. November 1918. Bor Ein tritt in die Tagesordnung schistert der Vorsitzende Herr 'Schönfeld in kurzen Worten di« in den vor sich gegangene Umwälzung de» 1. Kenntnisnahme von der erfolgten .... ...ma des Expedienten Krause. 2. Der Herr Vorsitzende schildert die in der Angelegenheit, Lin derung der Wvhnung-not, bereits unternommenen Schritte und gibt den ergangenen Schriftwechsel bekannt. Der Gemeinderat beauftragt den Bauausfchuß mit der wei teren Bearbeitung de» vorliegenden Material» und «mp- ftehlt ihm die Errichtung von Notwohnungen (Keller-, Dachwohnungen piw.). 3. Der ArbeitSlosenauSschutz wirk «u» folgenden Herren gebildet: Fabrikbesitzer Josef Klose, Bäckermeister Emil Schön«, Gutsbesitzer Robert Meissner, 1. Semeindeältester Jäger, Fabrikarbeiter Paul Engelbrecht, Eisenwerksarbeiter Gustav Neidert, Maurer Gustav Gchönert und Zimmerer Ernst Hofmann. 4. Koh- lenversorgung. Der Herr Vorsitzende trägt die in die ser Angelegenheit bereits unternommenen Schritte we gen event. Gestellung eines Lastkraftwagen» mit, und «mV- stehlt dem Kollegium, einen Lastkraftwagen zu leiben. Rach lebhafter Aussprache beschließt der Gemeinderat mit 9 gegen 1 Stimme einen Lastkraftwagen zu mieten, utn direkt vom Werke Briketts herbeischaffen zu können. Hierauf nichtöffentliche Sitzung. Dresden. Das Jeldarttllerie-Reaiment 248 ist au« dem Felde eingetroffen und in Schirgiswalde, WebrSdorf und Sohland unterarbracht worden, wo «» demobilisiert wird. — Aus Nikolajew ist in Dresden folgender Funk- spruch eingeaanaen: „Das Befinden der sächsischen Truppen in der Gvdnrraine ist gut. Post ist unterwegs. Gouverne ment Nikolajew". Bautzen. Orkanartige Stürme snchen die Stadt heim und richten beträchtlichen Schaden an, Fahnenstangen und Lelevbonmakten find umgelegt, Fahnen abgerissen und fort gewebt worden ü. a. m. Chemnitz. Ein« hiesige Krkrgerwitw« wurde vor» gestern abend nach sieben Uhr in ihrer Wohnuna auf der Terraffenstratze im Vorort Hilbersdorf von einem unbekann ten, etwa SV jährigen Manne überfallen und durch Hammer schläge auf den Kopf schwer verletzt. Die Verwun dete konnte Uv« um Hilf« rufen, worauf der Verbrecher die Flucht «rgr-iff. Meerane. Dieser Tage versuchten Mitglieder eine auswärtigen. der Grupp« der unabbängiaen Sozialdemo- kratrn angehörigen S.-Rat«S, die auf einer Lokomotive hier „«langten, den Vorsitzenden des hiesige» S.»Rates, Stadtv. Schleicher, sowie den -esamten Gtadtrat zu ver- hasten. Der Versuch wurde vereitelt. Grimma. Die Farbenwerke Friede, u. Carl Hessel in Neramu gewähren ihren ans dem Felde »urückkedrenden Werksangehörigen eine besonder« Zuwrisuna in Höhe von 100 Mk. für Verheiratete und von SO Mk. für Unverheira tete. Gleichzeitig hat die Firma ihren Beamten nnd Ar beitern «ine neue außerordentliche Teuerungszulage in Hohe von einem MonatSverdienlt bewilligt. Leipzig. DK Leipziger Volkszeitung berichtet, daß 1500 Studenten entschloßen feien, eine Gard« zu bilden, die sich gegen dl« Revolution wenden wolle. Praktisch lief« das auf die Organisation des Bürgerkrieges hinaus. Porten geböriaen chung von alko- lcher Transport« >ten. S 3. In- rten an Orte», wo Truppen untergebracht sind, die ver- Snk« an Personen, die zuUxn acht«, Tntvpen gehöre«, un- ...-^.lizeibehörben find »ur Durch verbot« nach Maßgabe deS örtlichen Be au« Ueberwachung der gefährdeten Siel- Organ^vervstichtet, während sie von den tig« MÜteKung über dä* tranSvorte« zu «wärst lunaen gegen diese ver» SMMS*!WMWW»»!IM»MaW»>S«W>W!ISW»«W»!WNW«S«»SS Nchkeit, wird ein Misantrop und Misogyn — kurz ein Mensch, der sich selbst und der Welt nicht gut ist. Wie denn etliche Exemplare von dieser unerfreulichen Men- fchensort« schon zu viel auf der Welt Herumlaufen. 'Weil Du das alles bedenken sollst, drum schrieb ich Dir diesen herzhaften, wenn auch ein wenig konfusen Brief. Und nun muß ich schließen. Mein Eheherr hat schon dreimal «rufen. Wenn ich jetzt nicht komm«, holt er mich» und darauf will ichS Neber doch nicht ankommen lassen. Ein gute» Eheweib soll sich fleißig im Gehorsam üben, und mein dumme-, hüpfende- seliges Her» fließt von Gehorsam über. Ich lüsse Dlch. Deine Lotte. vreSlau, am 18. Februar 1818. Soeben bekomme ich^e^ Billett von Herrn von Mar schall. Konrad van Röcknitz liegt in einem Dorfe bet OelS, Svahlttz aenannt. Er war auf Irgend einer Kom mission, ist mit Franzosen irgendwie »usammengeraten und soll schwer verwundet sein. Herr von Marschall hat Nach- richten, daß wenig Hoffnung sein soll. Lieber, großer Gott, nur dos nicht! Meine Hä^»e »Utern so, daß ich kaum schreiben kann. In zwei Stunden reisen wir. * . « - Sybille. Sybille hatte in der -rotzen Elle, mit der die Reise «ngetreten werben mußte, alle Vorsorge getrosten, Pie ihr rötlich schien. Die größte Gefahr für den verwun deten mutzt- in dem Mangel an Pfte« und sorgfältiger ärztlicher Behandlung liegen, und dieser Gefahr war sie nach Kräften begegnet. Die Hörskle standen nun säst -an ker, und ein junger, schwedischer Arzt, der in Breslau ein paar Sollegie« noch hörte, Dollar SSrensen. ließ sich gerne bestimmen, di« Relle mit seinem Diener mitzumachen und ausschließlich »ar Verfügung de» Patienten »u blei ben. Christian mw die Jungfer fuhren gleichfalls mit, weil sie immerhin von Nutzen sein konnten. Arzneien, Salben, Verbandzeug — kurz alles, wa» notwendig und nützlich sein, konnte, hatte der Arzt besorgt, und so zog beim der große Reisewagen am frühen Nachmittag znm Dore hinaus. ES gab eine beschwerliche Reise. Die Straße war entsetzlich auSgefahren und steinhart gefroren und der Wa- gen konnte meist nur im Schritt fahren, um nicht umzu werfen. Rach langen »wölf Stunden endlich, in denen Sy bille Folterqualen ausgestanden hatte, kam man mitten in der Nacht in Spahlitz an. Dir JSSeapozroae k bracher». 1104 PrrlMieA LMe« Des»«»»,. ausführlichen' chrKn Mitar- m« in Lem- lu Lemberg 3 miter- n Stun ¬ de»» pol- ' nur gutgeheitze«, sondern sogar >. Denn «S wurde offensichtlich - S «» Mittag" bringt Bericht ihres soeben au» Lemberg zu »etterS Aar Reiner über die Sud« ... den nach dem Einzug der Polen am 21. November be gannen im jüdischen viertel Lemberg- die Plünderungen. Die Geschäfte wurden von den Legionären erbrochen und «»geraubt. Aber nicht nur Juden, sondern auch deutsch österreichische Offiziere und Zivilisten, kurz jedermann, der nach einem Deutschen aussah, oder deutsch sprach^ wurde anf offener Straße auSgeraubt. Di« Plünderungen nah men einen immer gewalttätigeren Charakter an, ko daß vom polnischen Kv:..i..c.»do eingefchrttten wurde. Do den Plünderern Widerstand geleistet wurde, «achten sie von ihren Waffe« schonungslosen Gebrauch. E» ist vsfenkun- dia, daß die Plünderungen und Pogrome von dem pol nischen Kommando nicht nur gutgeheitze«, sondern sogar organisiert worden sind. Denn eS wurde offensichtlich die Parole befolgt, datz kein ukrainisches Geschäft geplün dert. kein Ukrainer mißhandelt werden dürfe. Umso bestialischer benahmen sich die Legionäre gegen die wehr und waffenlose jüdische Bevölkerung. Di« jüdisch« Miliz war sofort nach ihrem Einzuge von de» Polen «ntwais- net und Mn Teil erschlagen worden. Polnische Patrouil len und Offiziere der polnischen Legion drangen in Pri vatwohnungen ein und raubten unter Todesdrohungen Geld und Wertsachen. Die Ausschreitungen wurden immer wil der. Die Plünderer hatten Weinkeller erbrochen, sich be- trunken und wurden in diesem Zustand« immer blut dürstiger. Am 23. November begann das massenhafte Morden im Judenviertel. Zunächst vergnügten kcch pol nische Legionäre damit, in den Straßen de» Judenvier tels einzelne durch di« Straßen gehend« Juden nieder- Zuschlägen. Später begannen sie damit, die Juden zu- sammenzutreiben und in den Häusern familienweise kun- zuschlachten. Einige hundert Juden stürzte» in ihrer To desangst in die Synagoge und verbarrikadierten sich dort. Tie polnischen Legionäre umzingelten da» alte Gebets- hau» nnd letzten Feuer an. Ein Teil des BethauseS brannte ab. Zahlreiche Juden versuchten aus den Fenstern deS Gotteshauses zu springen. Aber wer sich au» dem Fen ster schwingen wollte, wurde von den unten wartenden Legionären niedergeschossen. Ta» Bethau» brannte voll ständig nieder. In ihm verkohlten mehr als 100 Juden. Diese» Vorgehen wurde von den Pole» dann im großen wiederholt. Tas ganze Judenviertel wurde von oen pol nischen Legionären umzingelt, sämtliche Straßen wurden abgesperrt und systematisch Haus für HauS in Brand ge setzt. Au» den brennenden Häusern stürzten jammernd und um Gnade flehend. Männer, Frauen und Kinder auf die Straßen. Sie wurden von den Leaionären durch Kol benhiebe. Bajonettstiche und Getvehrschüll« getötet od'r in die brennenden Häuser zurückgejagt. Am 23. November nachmittags lag der größte Teil deS Judenviertels be reits in Trümmern. Etwa 1100 Personen dürften bei diesen Pogrome« umgekvmmen sei». Die polnische Be- völkernntz LembergS hat den Pogrom mit nnvechoblc- ner Befriedigung ausgenommen und begrüßt. Nachdrück lich mutz darauf hingewiese» werden, daß die Plünderungen und Mordtaten auSschlietzlich von Angehörigen der Pol- Konrad lag im Pfarrhause, dem besten Hause im Dorfe. Der Pfarrer, ein alter Mann, und seine Frau hatten sich des Verwundeten angenommen und ihm eine Kammer zu ebener Erde eingeräumt. Ein Arzt Ivar da- gewesen, einer au» OelS, und der hatte einen Verband angelegt und ein paar Verhaltungsmaßregeln gegeben. Aber er hatte auch erklärt, datz keine Hoffnung mehr sei und daß er nicht weiter Helsen könne. Sybille fühlte ihr Herz bis zum Halse hinaufschla gen, als sie die reinliche Stube betrat, und sie mutzte alle Willenskraft aufbieten, um nicht umzu sinken. Denn er starb, dann hatte sie ihn getötet. Sie allein hatte ihn ja hknauSgetrieben, und waS ihm seitdem Schlimmes be gegnet war, alles, was er gelitten hatte, fiel auf sie; und die Last wollte sie nun zu Boden drücken. Dann umfing sie ihn mit einem Iämmerblicke: das Gesicht blutleer und doch fieberheiß, die Augen cingc- funken und die Lippen fast schwarz und verdorrt in der Glut des Fiebers. Die Brust hob sich in hastigen Atem zügen und auf der linken Brustseit« krampfte sich die Hand de» verwundeten über dem Verbände. Tr. Sörensen hatte Sybille scharf beobachtet, und al» er sah, daß sie schwankte, sprang er schnell hinzu. - „DaS ist nicht» für Sie, meine Gnädigste", sagte er bestimmt. „Erlauben Vie mir, daß ich Sie hinausführe und gönnen sich vor allem einmal Ruhe. Sie wer den, wenn Sc« hier di« Pflege mit übernehmen wollen, Ihre ganze Kraft notwendig haben, und unter keinen UmstäiLen dürfen Sie selbst mir »usammenbrechen. Die Simstände sind nicht danach, datz man sich hier noch einen «weiten Patienten wünschen möchte. Wir haben übrigens keine Zett zu verlieren und je «her Sie mir die Mög lichkeit geben, mich ganz dem verwundeten zu widmen, desto besser wird eS sein." DaS half. Sybille richtete sich auf und trat von Sö rensen zurück. .„Lassen Sie mich! — ich werde stark sein. Aber ich muß hier bleiben — ich will Ihnen »ur Hand fein —" „DaS geht nicht. Mein Diener weiß Bescheid und er versteht mich ohne viel Worte, und hier ist jeder Augen- blick kostbar. Die Untersuchung wird sehr schmerzhaft und für Ihre Nerven zuviel sein, und ich muß nneder- holen, daß S,e sich gesund erhalten müssen. Gehen Sie also." . Nach einem langen, webvollen AbschtedSbltck ging Sybille längs»» htn«S. Dann folgte eine entsetzlich
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