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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191812167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19181216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19181216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-12
- Tag1918-12-16
- Monat1918-12
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1918
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Beilage zum „Riesaer Tageblatt". MckNMmodnn» ond V«,«,» Langer L Winterlich. Nies» «e4E»«Mo: GoeMeEooM--. ««-»»oorNtch Kr »GGRonr «»ttz»r »--» > *t»s«r M «u^MeM ««hek» Dtttrich, «eka ASS. Monla«, I« Dezemver 1»18 abeezs.71. Jahr«. Wils»« in Frankreich. Der P»pf««a Wtls»S i« Brest. Associated Preß meldet au» Brest: Am 18. Dezember, 12,48 Uhr nachmittags, ist der amerikanische Dampfer George Washington mit dem Präsidenten Wilson und seiner Begleitung an Bord unter dem Jubel der Ein wohnerschaft in den Hafen von Brest etngeiauken, voraus ein starkes Geschwader von alliierten Panzerschiffen, Kreu zern und Zerstörern. Die schweren Geschütze der französi schen Forts kündeten al« erste mit Salutschüssen die An- tunst an. Al? das Schiff de« Präsidenten die doppelte Reihe der wartenden AriegSschiffe passierte, schossen diese gleichfalls Salut. Die Straßen der Stadt waren mit Truppen, Einwohnern und vielen Götten aus den alliierten Ländern dicht besetzt. Die Häuser waren mit Fahnen der Bereinigten Staaten und Frankreichs geschmückt. Die Zu schauer trugen kleine amerikanische Flaggen am Rock. Auf den den Hasen überragenden Höhen standen gewaltige Menschenmaffen, die mit Winken und Rufen ihre Begrü ßung darbrachten. Eine bemerkenswerte Einzelheit war da« Interesse, welches die deutsche» Kriegsgefangenen in Brest an de» Tag legten. Ihre Anteilnahme an dem Be suche des Präsidenten war offenbar nicht minder groß, als die der Einwohner. Doch hielten die Behörden die Deut schen mehr im Hintergründe. Der Präsident wmde be grüßt durch die französischen Minister Pichon, Tardieu und LeygncS, den Bürgermeister von Brest, HerbeStal, und den amerikanischen Botschafter, in dessen Begleitung sich House, General Pershing nnd General Bliß befanden. Als sich Wilson zum Zug begab, erneuerten fick die Aeußerun- gen der allgemeinen Begeisterung. Gleich nach seinem Ein steigen fuhr der Zug nach Baris ab. Bei der Begrüßung durch die GtadtSeKövden dankte Wllsou für den herzlichen Empfang und schloß mit den Wor ten: Es ist für mich sehr erfreulich, baß ich meine Ratschläge mit denen Ihrer Staatsmänner vereinen kann, für die Wie derherstellung eines Friedens, der dem Ideal Frankreichs und -er Bereinigten Staaten entspricht. Die Äuknust Wilsons in Paris. Wilson ist unter dem Jubel der Bevölkerung und von GeschützsalveNxbegrüßt in Paris angekommen. Wie Havas meldet, fand der Einzug Wilsons in Paris unter größter Begeisterung der Bevölkerung statt. Die Stabt war beflaggt, die meisten Geschäfte und Werkstätten hatten geschlossen. Am Bahnhof wurde Wilson von Potn- cars und Clewenceau begrüßt und unter den Hochrufen der die Straßen füllenden Menschenmenge in den Palast des Prinzen Murat geleitet, wo Wilson Wohnung nimmt. Bor dem Palast wiederholten stch die Huldigungen für Wilson. Auch Poincare und Clemcnceau wurden bei -er Abfahrt leb haft begrüßt. Der Pariser Korrespondent -es „Telegraaf" meldet, daß -ie Sozialisten und der Gewerkschaftsbnnd von Paris eine große Kundgebung zu Ehren WilsonS planten. AIS sie sich an Clemcnceau um die Erlaubnis dazu wandten, antwortete dieser, -aß sie sich auf drahtlosem Wege an Wilson wenden müßten. Wege» dieser reservierten Haltung der Regierung haben die Organisatoren Len Plan wufgegcben, um jeden Konflikt zu vermeiden. Auß Anlaß des Eintreffens Wilsons in Paris sind die große» Boulevardblätter besonders sensationell ausgemacht. „Matin" bringt eine» Begrüßungsartikcl aus der Feder Joffres, „Petit Journal" einen solchen Bivianis, „Petit Pa risten" einen lange» Aufsatz von Leon Bourgeois, der nach drücklich auf -en Gedanken des Völkerbundes hinweist und dem Wunsche Ausdruck gibt, baß Wilson, der jrcht zur Ver wirklichung seiner Absicht nach Europa gekommen sei, das Werk des Völkerbundes ins Leben rufen möge. Seltsamer weise fehlt im „Echo Le Paris", dem nationalistischsten der Pariser republikanischen Blätter jeder Hinweis auf die An kunft Wilsons. Die nationalistische» Pariser Blätter lassen in ihren Wilson gewidmeten Artikeln ihre Ansichten und Hoffnungen ungeschminkt zum Ausdruck kommen. So führt ,TempS" aus, Wllson liebe die Wahrheit. Man könne also offenen Herzens mit ihm reden. Einen französischen Impe rialismus gebe cs nicht. Sollte es aber zu neuen Kriegen kommen, so wäre Frankreich den neuen Gefahren mehr aus gefetzt als irgendein anderes Land. Frankreich glaube, wie Wilson, an eine pazifistische Zukunft. Die EtNheitFraukreiHS und Amerikas sei heute notwendiger denn je. Deutschland selbst bringe Las jetzt in Erinnerung, denn Ebert erkenne Deutschland nicht als geschlagen an. Auf welcher Moral sich das neue Deutschland aufbaue, wisse man nicht. Bon Reue als einzigen Weg zur Rehabilitierung wolle man in Berlin immer noch nichts wissen. Die Parteien schätzten ihre Stärke nach Maschinengewehren ein. Die Regierung verherrliche die Armee» damit sie ihr die Spartakusgruppe meistern helfe. Gehe die Armee darauf ein, so werde Ebert ein Gefangener der Generale sein. Die angeblichen Friedensgarantien und die sittliche Wiedergeburt Deutschlands lösten sich in Rauch auf. Wllson wolle nun den Völkerbund gründen. Die Er eignisse in Deutschland trieben zur Verwirklichung dieses Gedankens, denn je unverbesserlicher Deutschland stch zeige, umso notwendiger würde zur Vermeidung aller Konflikte eine derartige Einrichtung sein. Die Deutschen könnten es fertig bringen, daß der Völkerbund eine Utopie werde. Sie täten ihr Möglichstes dazu. In diesem Zusammenhänge werde eine Liga der freien Nationen eine Notwendigkeit. Eine Ansprache WilsonS. Havas meldet aus Paris: Wilson fuhr unter dem stür mischen Jubel großer Menschenmassen mit Poincarö ins Hotel Murat und zu dem darausfolgenden Frühstück im Elyss, wo Poincars in seiner Ansprache an Wilson ans die geschehenen Verwüstungen hinwies und Wilson die hierauf bezüglichen Instruktionen LeS deutsche« Generalstabes zu übermitteln versprach. Wir haben jetzt, sagte Potncars, zu sammen den Grund zu einem Frieden zu legen, der den Wiederaufbau einer Organisation zu EroberungS- und Un- terdrückungSzwecken verhindert. Der Friede muß all« er- Lenklichen Bedingungen der Gerechtigkeit und Möglichkeit der Dauer in sich schließen. Frankreich ist bereit, mit festem Ver trauen zusammen mit Ihnen zu diesem Zwecke zu arbeiten. Präsident Wllson erwiderte u. a.: Bon Anfang an war -er Gedanke des Volkes der Vereinigten Staaten auf etwas mehr gerichtet, als bloß den Krieg zu gewinnen, Er richtete sich auf die Aufrichtung -er ewigen Grundsätze des Rechts und der Gerechtigkeit. Ich weiß, mit welchem Eifer und Jubel die Soldaten unü Seeleute der Bereinigten Staaten ihr Be stes zur Erlösung von dem Kriege hergegeben haben. Sic halten ihre Ideale für geeignet, um durch sie überall die Bill- ker zu befreie», und sind froh über ihre Anteilnahme an allen Verwirklichungen dieser Ideale in Gemeinschaft mit dem Heere der Alliierten. Die Bande, die Frankreich und die Bereinigten Staaten mit einander verbinden, sind er freulich eng. Ich wüßte nicht, in welcher Gesellschaft wir mit größerem Eifer oder Begeisterung hätte kämpfen können. Es wird mir wirklich eine Freude sein, mit den Staatsmännern Frankreichs und der Alliierten -ei der Festsetzung der Maß- nahmen in Beratung zu stehen, mit denen wir den Fort bestand dieser erfreuliche» Beziehung, der Freundschaft uud de» Zusammenwirken» unü für die ganze Menschheit die Sicherheit und Freiheit de- Leben» sichern können, wie es nur durch beständig« Berbtndung und Zusammenarbeit von Freunde« geschehen kau«. Eine Adresse WUs»»S an bi« Gazialtste». Die gestrige Adresse Wllson» a« die sozialistische Dele gation lautet: Mein« Herren i Ich empfang« mit großem Interesse die Entschließung, die St« mir soeben vorgelesen haben. Der Krieg, den wir gerade durchgemacht haben, hat m einer unvergeßlichen Weise die außerorüentttchen liebel veleuchtet, di« durch eine unumschränkte und unverantwort lich« Gewalt hervorgerufen werden können. ES ist nicht möglich, da» Glück und Gedeihe« der Bölter in der Wett zu sichern, oder den dauernden Friede» zu schaffen, wenn nicht die Wiederholung solcher Uebel unmöglich gemacht ist. Ta tst wtrkl'ch ein Bölkerkrieg gewesen. Er ist gegen Absolutis mus und Militarismus geführt worden, und diese Feinde der Freiheit müssen von jetzt ab außerstande gesetzt werden, ihren grausamen Willen ans -le Mer4Hheit we'ter auSzu- üben. Nach metuem Urteil genügt es nicht, dieses Prinzip aufzustellen, «S ist notwendig, baß eS von einem Zusam menwirken der Nationen gestützt wird, welches auf bestimmte und klare Ueberetnkommen gegründet ist, unü durch -aS Werkzeug cineL Bölkerbundes eine ausübende Machtstellung erhält. Ich glaube, dies ist die Ueberzeugung aller einsich tigen uud liberalen Menschen. Ich habe Las Vertraue», daß die» der Gedanke derer ist, die ihre eigenen große» Nationen leiten, und ich sehe mit besonderem Vergnügen dem Zusam menarbeiten mit ihnen entgegen, um die Bürgschaft eines ewigen Friedens der Gercchttgkeit und Rechte sicher »u stel len, welcher die Opfer dieses Krieges rechtfertigt und die Menschen dazu anbalten soll, auf diese Opfer als auf den dramatischen Schlußakt ihrer Befreiung zurttckzubkicken. Wllsou uud seine 14 Punkt«. Der Berichterstatter der Preß-Assoziation in Brest hatte eine Unterredung mit Wilson, der eS ablehnte, eine Mit teilung über seine Politik auf der Friedenskonferenz zu machen, mit der Bemerkung, jegliche Erklärung darüber müsse sorgfältig erwogen werden. Der Berichterstatter hat indessen den Eindruck gewonnen, daß Wilson, falls es nötig wäre, für seine 14 Punkte kämpfen wolle, ferner daß Wilson für das dreijährige Marineprogramm der Bereinigte» Staa ten eintrete. Hinsichtlich der Freiheit der Meere sei Wilson der Ansicht, daß dies lieber von der ganzen Welt als von irgend einer einzigen Gruppe von Völkern gesichert wer den solle. Die Reichsversammlmrg der Arbeiter- nnd Soldatenräte. Wenn auch das Verbot Fochs, den Arbeiter- und Sol- ratenräten in besetzten Gebieten die Teilnahme an der Neichstagung Wohl unmöglich machen wird, so wird diele doch ein wesentlich anderes Bild zeigen, als die bisherigen Rätesitzungen im Deutschen Reichstag. Ganz abgesehen von dem Ucbergewicht, das die Gemäßigten auf Grund der Wahlen fast überall erhalten haben, sind sie nun mehr auch in Berlin durchgedrungen, und eine bedeutende. Mehrheit im Sinne der Regierung, der der bisherige Voll zugsausschuß das Leben sehr erschwert hat, ist zweifellos geworden. Die Tagung wird, wie wir hören, bis zum Mittwoch, voraussichtlich auch noch länger dauern. Die Negierung setzt auf sie nicht geringe Hoffnungen. Sie erwartet vor allem zweierlei: einen durchaus neuen Voll zugsausschuß, in dem endlich auch die verschiedenen Reichs gebiete entsprechende Vertretung finden und so als Kon trollorgane gebührenden Einfluß auf dis Leitung der Reichsgoschäste erhalten werden. Die der Einwirkung des Radikalismus sehr zugänglichen Berliner Räte hatten aus ihrer Mitte einen sehr einseitig gerichteten Vollzugsaus schuß gewählt, dessen unsichere Haltung und mannigfachen Ucbergriffe dem Rat der Bolksbcauftragten eine kräftige Exekutive, die zur Schaffung einer festeren Ordnung un entbehrlich ist, fast unmöglich gemacht hat. Das wird sich jetzt hoffentlich gründlich ändern. Der Bolksbetmstragto Scheidemann wird den Reichsräten eine Reihe von Bei spielen krasser Ueberschreitungen ihrer Machtbefugnis durch örtliche Räte vorführen und Vorschläge machen, durch die solche gefährlich« Extratouren, namentlich die gewalttäti gen Störungen der von der Regierung verkündeten unein geschränkten Pressefreiheit, abgeschafft tverden sollen. Der Volksbeaustragte Ebert wird die Räte begrüßen und Haase den Rechenschaftsbericht der Regierung über ihre bisherige Arbeiten erstatten. Besonders wichtig aber ist, daß die Neichsräte den viel zu weit hinausgeschobenen Wahltag für die Nationalversammlung früher verlegen. Man rechnet mit Bestimmtheit damit, daß auf Grund der bevorstehenden Beschlüsse in der Versammlung schon am 16. Januar, also binnen vier Wochen, die die Parteien weidlich nutzen müssen, um ihre Kandidaten durchzubringen, die Wahl stattfinden wird. 3«r Lage. Abbruch der diplomatische« Beziehttrrze« zwischen Pole« u«d De»tschlaud. Di« polnische Telegrapben-Union meldet au» Warschau: Sonntag um 10 Uhr 20 Minuten vormittags überreichte der Vorstand der politischen Abteilung de» Ministeriums des Aeutzeren, Dr. Carl Rader, in Begleitung des Referenten für deutsche Angelegenheiten, Cajetan MoraSki, im Namen der polnischen Regierung dem Grafen Keßler eine Note, in weicher unter Hinweis auf die Zustände in Oberost, wo di« deutschen Behörden den polnischen Staatsinteressen zuwider laufende Handlungen begehen und gemeinsam mit den Bolschewisten vorgehen, die polnische Regierung die Ueber zeugung ausdrückt, daß weitere Verhandlungen mit der deutschen Regierung zwecklos, ja sogar für die innere Ord nung in Polen sowie für die künftigen gegenseitigen Be- ziehungen schädlich wären. Aus diesen Gründen sähe sich die polnische Regierung genötigt, die diplomatische» Be ziehungen mit der deutschen Republik abzubrechen und er suche den deutschen Vertreter, unver-üattch samt dem ge samten Personal der Gesandtschaft dle Republik Polen zu verlassen. Graf Keßler erklärte, er werde in der nächsten Richtung die Grenze des Staates verlassen. Kiew i« -er Hanv der Revolutionäre. Kiew ist am Sonnabend nachmittag von Truppen des Direktoriums besetzt worden. Schwere Gtraßenkämpf« wur den vermieden und die Regterungstrnppen entwaffnet. Der Hetman dankte ab, da« Kabinett ist -urückgetreten. Die Macht ist an das Direktorium übergegangcn, bestehend au» Winnitschento, Pettjura, Schwetz, AndrejewSky. Einzelne Ressorts werden bis zum Eintreffen des Direktorin»:- und bis zur endgültigen Bildung der Regierung von Kommis saren verwaltet. In der Stadt herrscht vollkommen Ruhe und Ordnung, ausrechterhalte»: durch Truppen des Direk toriums und deutschen Truppen. . «« die Arbeiter: Die Errungenschaften der sozialistischen Revolution sind in Gesatzr, die drohende Katastrophe zeichnet sich täglich deut licher ab. Vergebt nicht, wie wir stehen: Der Krieg hat'Un arm gemacht, die Niederlage noch ärmer, nnser Boden ist vernachlässigt und auSgesogen, unser Vieh abgeschlachtet, un sere Verkehrsmittel sind heruntergekommen, die Produk- tionSanlagen für dte Herstellung von FrtedenSgütern abge nutzt, teilweise ruiniert, die wichtigsten Rohstoffe mangel«. Drückende WafsenstillstandSbedtnäungen lähmen unsere 8c- wegunaSfrciheit. Ungeheuerlich sind die Lasten, die der steg reiche Feind unS ausbürdet. Arbeiter! In Eurer, nur in Eurer Hand liegt «», da» Verhängnis abzuwendeu Ihr müßt unsere zusammen-«- brochenc Wirtschaft wieder aufrichten, Ihr müßt dafür sor» gen, daß uns Hunger und Bürgerkrieg erspart bleiben und das, was unweigerlich aus Hungerkrteg folgt, die Ver wüstung aller Errungenschaften der Revolution, Eurer Re volution. Ihr müßt arbeite», -er Sozialismus verlangt Ar beit, er kann nur bestehen auf Grundlage der Arbeit. Wer feiern muß, soll Unterstützung bekommen, aber wer feiert, obwohl er arbeite» könnte, macht sich nnd die andern ärmer, versüillsigt sich an seinem Volle und dessen sozialistischer Zu kunft, hilft Len Zusammenbruch bereiten, der schlictzlich auch ihn selbst verschlingt. Arbeiter! bleibt nicht in -en Großstädten -usammenge- drängt, wo dte Industrie Euch nicht genug Arbeit verschaffen kann, well es an Kvhlc und andern Betriebsstoffen fehlt uud wo Ihr schließlich Hunger leiden müßt, weil die Lebensmittel nicht herangebracht werde» können. Geht hinaus auf üa- Laud, in die Städte -er Provinz. Die Kräfte, die in Berlin und andern Großstädten brachliegeu, werden dort dringen gebraucht. Geht zu den Arbeitsnachweisen, die werden Euch sagen, wo ihr lohnende Arbeit findet, die Euch nährt und das Volk retten will. Keiner darf sich darauf versteifen, in dem Orte zu bleiben, in den er während des Krieges ge kommen ist. An Ser Vernunft, an der sozialistischen Di sziplin jedes einzelnen hängt das Dasein, die Freiheit und Zukunft unserer sozialististlschen Republik. Arbeiter! Schützt Eure Revolution vor Len Angriffe« jeglicher Reaktion, rettet sic auch vor dem Ruin durch Hun ger und wirtschaftliche Auflösung. Der Rat der Bollsbeauftragteu. Ebert. Haase. Scheidemann. Dittman». LandSberg. Barth. Gesetz zur Vilduv- einer freiwillige« Boikswehr. 1. Zur Aufrechterhaltung der öffentligen Ordnung und S:cherbeit ist eine freiwillige VolkSwehr zu bilden. 2. Die Vollmachten zur Aufstellung der Abteilungen dieser Volks wehr erteilt schließlich der Rat der Volksbeanftragteu, der nuch die Zahl uud Stärle der Abteilungen festsetzt. 3. Die VolkSwehr untersteht ausschließlich dem Rat der VolkSbe- auftragten. Sie verpflichtet sich der sozialistisch-demokrati- scheu Republik durch Handschlag. 4. In die VolkSwehr werden nur Freiwillig« ausgenommen. Sie werden außer halb des Rahmens des Heeres stehen. Gerichtliche und disziplinäre Verhältnisse werden noch geregelt. L Die Frei willigen wählen ihre Führer selbst nnd Dar etwa 100 Freiwillige (Hundertschaft) einen Führer und drei Zugführer. Mehrere Hundertschaften bilden eine Abteilung und wähle» den AbteilungSsührer und einen Stab. Ihm steht ein Vertrauensrat von 5 Freiwilligen beratend zur Seite. 6. Jeder Freiwillige ist im Dienste zum Gehorsam gegenüber seinen selbftgewählten Führer» verpflichtet. 7. Für die Annahme der Freiwilligen ist Vorbedingung -) in der Regel Zurücklegung des 24. Lebensjahres, dl körperliche Rüstigkeit, «) lännerer einwandfreier Front dienst. 8. Die Freiwilligen haben zunächst eine Probezeit von 21 Tagen zu leisten. Wird eine Geeignetheit festge stellt, so sind sie zunächst auf 6 Monate zu verpflichten. Die Verpflichtung kann nach Ablauf dieser Zeit von drei zu drei Monaten verlängert werden. Frühere Lösung de» Dienstverhältnisses ist bei schwerer Verletzung der durch dasselbe begründeten Pflichten zulässig. Sie erfolgt durch die AbteilungSsührer und Zustimmung des Vertrauensrates. S. Die Freiwilligen sind wie Mannschaften des Soldaten standes zu bekleide«, auSzurüften, zu bewaffnen und unter zubringen. Wegen besonderer Bekleidung und Abzeichen bleibt Bestimmung Vorbehalten. Gebührnisse und Ber- sorgungsansprüche werden noch festgesetzt. Früher erworben« Bersorgungsaysprüche bleiben bestehen. 10. Das preußisch« K. M. hat mit Zustimmung des Rates der Bolksbeauftrag- ten die erforderlichen AnSführungsbestimmungen zu erlassen. Der Rat der Volksbeaustragten Ebert, Haase, Scheidemann, Dittman», Landsberg, Barth. Eine Entschließung der Fronttrnppe» Berlin-. Eine von Delegierten aller Fronttruppen Berlins und Umgebung besuchte Versammlung im Zirkus Busch nahm einmütig folgende Entschließung an: Wir stellen uns ge schloffen hinter «ine feste sozialistische Regierung. Wir sind ernstlich gewillt, die Ordnung und die Einheit de» Reiches aufrechtzuerhalten. Wir dulden keine neuen Ein- griffe in die Gewalt der Volksbeaustragten. Wir verlangen Entwaffnung derjenigen, welche sich unrechtmäßig in Waffenbesitz gesetzt haben. Wir verlangen die Nebertragung der Vollzugsgewalt durch einen Ausschuß des Zentralrat» vom 16. Dezember 1918. Wir werden jeden Versuch, das alte Regime wieder aufzurichten, zerschmettern. Frei und stark wollen wir sein, aufbauen und nicht zerstören wollen wir. Nur die beschleunigte Einberufung der National versammlung kann die freie deutsche sozialistische Republik auf sichere Grundlage stellen, den: deutschen Volte die ver diente Ruhe uud den Frieden mit der ganzen Welt geben. Auf einmütigen Beschluß der Versammlung wurde mit der Persönlichen Ileberreichuna der Eutschießung an die Volks beauftragten Suppe, Müller und Jurth beauftragt. Sozialdemokratische Massenversammlungen in Berlin. Berlin, 15. Dezember. Die sozialdemokratische Par tei hatte am gestrigen Sonntag außer einer Reihe kleiner Versammlungen drei große Kundgebungen in: Zirkus Busch, im Palasttheater und im Hofjäger in der König- grätzer Straße veranstaltet. Im Hofjäger sprach Scheide mann, im Zirkus Busch Ebert und im Palasttbeater Dr. Landsberger über die Ziele und Aufgaben der Revolution. Außerdem sanden in fünf anderen Sälen Versammlungen statt, in denen bekannte Redner sprachen. Die größte der drei demokratischen Massenversammlungen sand im Zirkus Busch Natt. Volksbeauftragtcr Ebert, bei Erscheinen ans der Rednertribüne demonstrativ mit stürmischen langanhai- tendem Beifall begrüßt, erklärt es für die Ausgabe dec ReichSkonserenz der Arbeiter- und Soldatenräte, die Er folge der Revolution sichcrzustellen. Es sei begreiflich, daß in den ersten Tagen der Revolution mancherlei Nebergrisfe und Mißgriffe vorkamen. Unsere wirtschaftliche und poli tische Lage ist so überaus ernst, daß wir alles daransetzcn müssen, um schnellstens, diese Kinderkrankheiten zu über-
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