Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191902272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19190227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19190227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-02
- Tag1919-02-27
- Monat1919-02
- Jahr1919
-
-
-
-
-
-
-
-
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1919
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Riesaer G Tageblatt TounerStag. 27. Februar ISIS, abends 72. Jahr« Der Gemeindevorftand. Das Schulgeld für die mittlere und höhere Schule, sowie für die Fortbildnngs- fchule auf das 1. Vierteljahr 1S19 wird am 1. Mär» fällig und ist binnen 14 Tagen an unsere Stenerkasse abznführen. Nach Ablauf dieser Frist erfolgt die zwangsweise Beitreibung. Gröba (Elbe), am 26. Februar 1919. Postschalter vierteljährlich d.W Mmck, monatli^ . . , „ da« Erscheine» an bestimmte» Lag« und Plätze» wird nicht übernommen. Preis für dir 43 mm breit« (Srun «rechend höher. Nachweisung«» und vermittelunoSaebühr SO Pf. Fest, Laris«. Bewilligter Rabatt erlischt, «vnkurS gerat. Zahlung«, und Erfüllungsort: Riesa. vierzehntLgrge Unterhaltungsbeilage „Erzähler an de> Betriebe« der ' Rotationsdruck Wir haben einen Poften dänisch« Seefische bezogen, die morgen Freitag in der Fischhandlung von Clemens Bürger zum Berkaus gelangen und zwar vormittags 8—10 Uhr auf die Nr. 6801-7500 und „ 10—12 „ „ „ „ 7501-8495 der rote« Lebensmittelkarte. Nachlieferung findet nicht statt. Einschlagpapier und Wechselgeld mitbrinaen. Der Rat der Stadt Riesa, den 27. Februar 1919. Der Generalstreik iu Leipzig und Mittelveittschlanv. I« einer gefter« Nachmittag iu Leipzig ftattgesnndene« Sitzung der Ardeiterräte wurde mit 4V VW gegen 8VW Stim me« der Generalstreik, der von heute früh an in Wirksam keit trete« soll, beschlösse«. Die Beteilig««» am Streik soll durchaus freiwillig sei« u«L es soll keinerlei Zwang aus, geübt werde«. Archer de« Arbeiter« der gröbere« Fabrik betriebe habe« die Eisenbahner einstimmig, die GaS» «ab Elektrizitätsarbeiter mit grober Mehrheit, seiner die Straberrbahner ««L die Poftunterbeamte« die Teilnahme am Streik beschlösse«. Dieser erstreckt sich jedoch «icht a«s Le bensmittelbetriebe sBLckereie«, Fleischereien und Schlacht böses, die Lazarette, Sra«ke«hänser und Wasserwerke. A«f die Arbeiter der bürgerliche« Zeit««««« soll eingewirkt wer de«, die Arbeit nicderz«leg«n. Seit gestern ab««d ruht der Eisenbahnverkehr vollständig. Lei« Z«g verläbt de« Bah«, Hof «nd die »ach Leipzig «ms der Fahrt befindliche« Züge «er de« unterwegs angehalt««. — Am Bornaer «ud Mensel, witzer Kohlenrevier habe« gestern die Belegschaften be schlösse«, heute i« de« Streik ei«z«trcten. Am Bornaer R«, vier handelt es sich «« 2V Werke mit ca. 1V VW Arbeiter«. Im mitteldeutsche« Braunkohlesrevier r«ht die Arbeit a«s sämtliche« Grube«, eb««so i« Anhalt. Der Eise»bah«erftreik erstreckt sich vo« Rordhause« über Halle bis «ach Torgau. Halle ist völlig abgesperrt, Bitterfeld ««L Delitzsch ebeusalls. A« der chemischen Industrie liege« alle grobe« Betriebe still, so die Leuna-Werke, die Reichsstickftoffwerke und seit gefter« Mittag die grob«« Aluminiumwerke i« Bitterfeld. Die Neber» laudkraftwerke Colbe, Bitterfeld u«d Schoruewitz habe« de« Betrieb eingestellt. — Wie der Leipziger A^ ««d S.»Rat mit teilt, ist der G««eralstreik für ganz Thüringe« erklärt. Bis, her haben sich A Städte angeschlosse«. Der Erfurter Ge, «eralstreik wurde vo« alle« drei Parteirichtung««, Rechts sozialifte«, Unabhängige« ««d Kommunist«« beschlösse«. — Wie aus Zeitz gemeldet wird, ist das dortige Bürgertum i« de« Abwehrstreik eingttrete«. I« Weitze«felS ist die gleiche Mab«ahme geplant. — Wie wir indirekt a«s Halle erfahre«, Lnrchzoge« gefter« grobe Me«sche»me«ge« die Strahe« -er Stadt. Z« gröbere« Ruhestörung«« ist es aber i« «auze« Streikgebiete bis i« die Nachmittagsftnude« «icht gekommen. Heute früh lagen uns ferner noch folgende Meldungen vor: Vom Ministerium für Militärwesen wird uns mitge teilt, Laß bas in Leipzig und Umgebung aufgetauchte Ge rücht, es befänden sich preußische Regierungstruppen auf dem Anmarsch nach Leipzig, jeder Begründung entbehre. — Ent gegen der auf Mitteilungen des Leipziger ArbetterratS be ruhenden Meldung, wonach auch die Postunterbeamten sich dem Generalstreik angeschloffen hätten, wir- von beteiligter Seite mitgeteilt, daß die Postbeamten in einer gestern abend im Hofe deS Hauptpostamtes abgehaltenen Versammlung, an der Postbeamte, Unterbeamte, Beamtinnen, KrtegSauS- htlfen und Telegrammbesteller, tm ganzen ca. 8000 Personen, tctlnahmen, gegen nur 3 Stimmen die Teilnahme am Streik abzulehnen und den Beschluß gefaßt haben, nur der Gewalt zu weichen. An die Reichsregierung in Weimar wurde ein Sympathie- und ErgebenhettStelearamm gerichtet. Die Po- lizetbeamten haben beschlossen, sich tm Interesse von Ruhe und Ordnung neutral zu verhalten «nd sich nur am Streik zu beteiligen, wenn sie gewaltsam dazu gezwungen würden. — Nach Mitteilungen von zuständiger Stelle sollen in Chem nitz, Plauen i. V. und Zwickau öffentliche Gebäude, Post, Te- legraph und die Bahnhöfe sowie die Zeitungen von den Spar takisten besetzt sein. Die Zeitungen dürfen zwar noch er- scheinen, jedoch wird keine Garantie hierfür übernommen. Die heutige Svartakistenbewegung steht unter -er Parole: »Hetze gegen alle Offizierei'. Nach weiteren Meldungen von privater Seite hätten Regierungstruppen in Plauen die Ka- fernen besetzt, der Bahnhof dagegen wirb von den Sparta kisten besetzt gehalten. In Ehemnitz herrsche nahezu noch Ruhe. Die Mehrhettssoztaliften hätten gestern einen Demon- strationSzug durch die Stadt veranstaltet, während sich an der Peripherie der Stadt die Spartakisten befänden, und eS werde befürchtet, -ab dieselben versuchen würde«, in das Stabtinnere etnzubrechen. — Der Fernsprechverkehr zwischen Leipzig und Halle ist infolge de» Streiks unterbrochen. Die Stadt Halle ist von der «ubenwelt so gnt wie abgeschnitten. Zum Protest gegen Len spartakifttschen «isenbahnerstreik ha- den in Halle die Telegraphen- und Fernsprechämter, die «brt- gen Behörden und auch die Aerzte ihre Tätigkeit eingestellt. Die Hauptstraßen -er Stadt werde« von großen Menschen- massen durchzogen. — Seit gestern Morgen herrscht in Erfurt Generalstreik. Die Stadt, ist ohne elektrisch«« Licht. Die Straßenbahnen verkehre« nicht. Di« Arbeiter fordern 1. so fortige Einsetzung von Betriebsräten mit Kontroll- «nd Mit- befttmmungSrecht durch Regierungsverordnung, 2. sofortige Sozialisier««« der Bergwerke »«d Moaopolbetriebe, 8. Zn- Blinder Alarm. Z« durchsichtigem Zwecke ist wo« «nbeka«nter Seite das Gerücht i« Umlaus gesetzt worden, i« Ries« sei«« SW Spartakiste« ausgeladeu word«n. Die Borniertheit dieses Falles kau« ma« ««r verftehe«, wenn ma« sich e«t«eder di« Angst ober die W«t der J«teresseitte« »« eine« «acht, d««e« die ««fterhäfte Durchführung aller vo« hier a«S »«gesetzte« «nd geleitete« Bera«ftalt««ge» «icht i« ihr Programm paßt. « . und S-Rat Riesa. rücknahme des Erlasses über die Wiedereinführung der Kvm- mandogewalt, 4. restlose Anerkennung der A.- und S.-Näte. — Wie die „Tribüne" weiter mitteilt, find die Regierungs truppen vorgestern abend aus Gotha abgerüüt. Zu Gunsten der Arbeiter im mitteldeutschen Kohlenrevier wird jedoch der Generalstreik in Gotha trotzdem fortgesetzt. Erfurt ist ruhig. — Die „Vossische Zeitung" meldet aus Weimar: Der Streik im mitteldeutschen Braunkohlenrevter hat an Ausdehnung gewonnen. In Halle herrscht Ausruhr. Die Eiscnbahnstrecke Berlin—Halle—Weimar ist schwer beschädigt, sodaß der Bahn verkehr völlig ruht. Bon Halle aus soll versucht werden, auch die Verbindung über Leipzig nach Berlin durch Auf reißen von Schienen zu unterbrechen. In Naumburg und Merseburg hat die Bürgerschaft zum Gegcnstreik gegriffen. Laut einer Meldung -es „Berl. Tagebl." aus Halle ist der Kurier der Negierung, der Berlin vorgestern abend verlasse» hat, noch nicht in Weimar eingetroffen. Der Parlamentszug nach Weimar ist in Leipzig fcstgehalten worden. » * Die Beisetzung Kurt Eisners. Gestern vormittag fand in München unter großer Betei ligung die Beisetzung des ermordeten Ministerpräsidenten EiSner statt. Schon in den ersten Vormittagsstunden hatten sich tausende von Teilnehmern auf -er Theresienwiese zum Traucrzuge eingefunden, der sich gegen v Uhr durch die rot- und schwarz-beflaggteN Straßen in Bewegung setzte. 'Als der Zug den Ostfriebhof erreicht hatte, begann Las Traucrgeläut von allen Kirchen. In der Aussegnungshalle hielt Landauer die Gedächtn'srede. Nach ihm sprachen u. a. die Minister Jaffe und Unterleitner sowie die Abgeordneten Haase und KautSky. Matrosen trugen den Sarg alsdann zum Ver brennungsofen, wohin nur die nächsten Verwandten und Freunde des Toten folgten. Damit hatte die Feier ihr Ende erreicht. Bor der Aussegnungshalle sangen Chöre den Ge sang an die Völker und das Lied „Ein Sohn des Volkes will ich sein". Der „Fränkische Kurier" meldet aus Bamberg: Nach einer gestern vormittag anläßlich der Einäscherung Eisners von 5000 Personen besuchten Trauerkundgebung kam es trotz -er Aufforderung, ruhig sich nach Hause zu begeben, zu schwe ren Ausschreitungen jugendlicher Feldgrauer und halbwüch siger Burschen. Diese zogen nach der St. Martinskirche, um gegen die Verweigerung des angeordneten Glockengeläuts zu protestieren. Die Kirche wurde gewaltsam geöffnet und schwer beschädigt, wobei auch einige Schüsse gegen die Wohnung des Küsters abgefeuert wurden. Mehrere Soldaten begaben sich in das Innere -er Kirche und setzten die Glocken in Bewe gung. Inzwischen hatten Abteilungen des 2. Fußartl.-Neg. mit zwei Maschinengewehren das Rathaus, das erstürmt wer den sollte, besetzt. Die Menge zog dann nach dem Dom, dem erzbischöflichen Palast und der Klosterkirche St. Jakob. Die versperrten Kirchenttiren wurden mit Beilen und Stemmeisen gewaltsam gesprengt und schwer beschädigt. Soldaten und Zivilisten drangen in die Kirche ein und setzten auch hier die Glocken gewaltsam in Bewegung. Der Dompfarrcr Geiger wurde schwer am Leben bedroht, ebenso Erzbischof Dr. von Hauck, der sich in der dortigen Kirche aufhielt und beruhigend auf die Demonstranten einzuwtrken versuchte. Herbei gerufene Artillerieabteilungen mit Maschinengewehr und Schutzmannschaften stellten die Ordnung wieder her. Der in einzelnen Kirchen angerichtete Schaden ist bedeutend. 13 der Hauptschuldigen wurden verhaftet. Dienstag nachmittag tagte im Landtage in München der Kongreß der Landes-Arbeiter-, Bauern- und Soldatcnräte, um zu den politischen Ereignissen Stellung zu nehmen. Etwa 200 Delegierte waren anwesend. Arbeiterrat Cröpelin be richtete, daß die festgesetzten Geiseln dafür bürgen sollten, daß die Studenten von ihrer Putschtätigkeit abließen. Der Be lagerungszustand werbe aufrechterhalten. Der Soldatenrat forderte, -aß anstelle des Heeres die Arbeiterwehr trete. Soldatenrat Lewin meinte, daß man bürgerliche Zeitungen überhaupt nicht brauche. Eine tm Hause erschienene Abord nung berichtete, -aß eine Versammlung von 8000 Arbeitern u. a. gefordert habe, daß die Räterepublik sofort ausgerufen werbe, und -aß der Landtag nie wieder zusammentrete. Die Abordnung verlangte die Absetzung verschiedener Persönlich keiten, die Besetzung wichtiger Punkte in der Stadt, die sofortige Verbindung mit Rußland und die Besetzung der russischen Gesandtschaft durch Vertreter der Sowjetrevubttk. außerdem Anullterung der Staatsschulden und Absetzung des Münchener Stadtkommandanten. Der Präsident erklärte hierauf, er werde zu diesen Forderungen Stellung nehmen. Sodann wurde die Wetterberatung auf Donnerstag vormit tag vertagt. Im Hinblick auf die von allen Münchener Zeitungen an Preußen veröffentlichte Drohung, sich nicht in die bayeri schen Verhältnisse einzumischen, steht die Reichsregierung auf dem Standpunkt, daß eS einer solchen Einmischung gar nicht bedürfe: sie hegt vielmehr -le feste Hoffnung, -aß sich die besonnenen Elemente Münchens und ganz Bayerns in kur zer Zett aufraffen ünd selbst eine Klärung der augenblicklich LurchauS verworrenen-Läge herbetführen würden. Sächsische Volkskammer. B.S.Z. Dresden, den 26. Februar. Beginn der Sitzung vormittags 11^15 Uhr. An den Tischen für die Staatsregierung: die Minister Dr. Grad nauer, Harnisch, Schwarz und Heldt. Präsident Fräßdorf eröffnet die Sitzung um 11.16 Ubr und teilt die Eingänge aus der Registrande rmt. Em- lvaS Riesaer Tageblatt erschefitt jM«« Ps» süttcks 'L7 Uhr mit Ausnahme der Sonn- «nd Festtag«. Vtt»S<t>rei», gegen Vorauszahlung, durch unsere Träger frei Hau» ober bet Abholung am Postschalter vierteljährltch ö.W Mach monarltch l.20 Mark. Unzet»«« für di» Nummer de» Ausgabetage» sind bis lü Uhr vormittag» aufzugeben und tm voraus zu bezahlen; eine Gewähr für . . ... - - """ breit« Ärundschrift-Zeile (7 Gilben) SV Pf.. Ortsprei» 25 Pf.; zeitraubender und tabellarischer Satz ent» ..... ltttelunaSaebühr 20 Pf. Fest« Tarif«. Bewilligt« Rabatt erlischt, wenn brr Betrag verfällt, durch Klag» «ingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Zahlung»- und Erfüllungsort: Ri«sa. vierzehntägrge UntrrhaltungSbeilag« „Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de» Druckerei, der Lieferanten oder der veförderung»etnrichtung«n — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreise«, kund Verlag: Lana « rt Winterlich, Riesa. GeschäftSftel«: Goethettratze LV, Verantwortlich für Redaktion: Arthur Hähnel. Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. > i ! S!ü!ii'!Ii^ gegangen sind eine Reihe von Interpellationen über Le bensmittelversorgung, Kohleuversorg,ung, Notlage der säch sischen Industrie, Aufhebung der Blockade, Rückgabe d->r Kriegsgefangenen und die Wenden- und Tschecheufcage.. Die Interpellationen sollen auf die Tagesordnung einer der nächsten Sitzungen gesetzt werden. Zu Punkt 1 der Tagesordnung, allgemeine Vorbera tung über die Vorlage Nr. 1, den Entwurf eines vor läufigen Grundgesetzes für den Freistaat Sachsen betreffend, trägt Dr. Gradnauer n. a. fol gendes vor: Es erscheine der Zeitpunkt gekommen, um politische Tatsachen neu zu gestalten nnd eine neue Staats und Rechtsordnung zu schaffen. Erst wenn die Reichs verfassung fertiggestellt sei, könne ein endgültiges Dcrfas- snngsgesetz für Sachsen ausgearbeitet tverden. Jetzt sei cs verfrüht. ' Aber wiederum möchte der Entwurf auch keinen Aufschub erleiden. Es kämen drei Probleme in Be tracht: es müsse eine aktionsfähige Regierung geschaffen werden, das Verhältnis zwischen Volkskammer und Ne gierung müsse geregelt, nnd der Gang der Gesetzgebung festgelcgt werden. Es handele sich also um eine Art Not gesetz. Da bei der endgültigen Verfassung des Gesetzes nicht übereilt gehandelt werden dürfe, müsse daher auch die Lebensdauer der Volkskammer für eine längere Zeit in Aussicht genommen tverden. Zu den drei Hauptab schnitten deS Entwurfes Volkskammer, Staatspräsident und Gesamtministerium führte er aus, daß die ganze Staats gewalt beim Volke liege und bei der vom Volke gewähl ten Kammer. Die Errungenschaften der Revolution würden durch diesen Entwurf im ganzen Umfange fcstgehalten wer den. Von Wichtigkeit aus diesem Gesetzentwurf >cr "ferner die Einführung des einjährigen Staatshaushalt-Planes. Zu der Einset-nng eines Staatspräsidenten, sagte er, daß eigent lich im Ministerium des Innern bei Ausarbeitung deS Entwurfes eines vorläufigen Grundgesetzes kein Staatsprä sident in Aussicht genommen werden sollte. Hätten wir aber keinen Staatspräsidenten, dann könne nur die reine Ministerialverfassung in Frage kommen. Es sei über wich tig für die Verfassung des Landes, wenn eine Persönlich keit auf eine längere Zeitdauer vorhanden sei, die wirt schaftliche Pläne ausarbeite und zur Durchführung bringe. Die süddeutschen Staaten hätten keinen Staatspräsiden ten eingesetzt, aber für Preußen sei ein solcher in Aus sicht genommen. Es gäbe Gründe, die für und wider die Einsetzung eines Staatspräsidenten sprechen. Ueber das Gcsamtministerium, führte der Minister ans, daß die sem die Vollziehende Gewalt im Staate zukommcn solle. Die Politik des Gesamtministcriums müsse einheitlich und geschlossen geführt werden, nnd dazu sei ein Ministerprä sident vorgesehen. Die vorläufige Regierung sei der Uebcr- seugnng, daß sie durch die Vorlegung dieses Gesetzent wurfes den durch die Revolution geschaffenen Tatsachen gerecht geworden sei. Die. Regierung hoffe, daß wer Ent wurf geeignet sei, klare nnd eindeutige Rechtsverhältnisse zu schaffen und unseren Staat wieder auf festen Boden zu stellen. Die Regierung ersuche die Volkskammer, den Ent wurf e,incr Prüfung zu unterziehen und möglichst bald zur Verabschiedung zu bringen. Möge dieses Werk zum Wohle des sächsischen Volkes gereichen! Justizminister Harnisch machte im Anschluß an die allgemeinen Ausführungen des Ministers Dr. Gradnaucr noch eingehende Ausführungen, durch die er hoffte, die Debatte wesentlich zu erleichtern und den Abgeordneten die Möglichkeit zu geben, in die staatsrechtliche Struktur des Gesetzes noch tiefer einzudringen. Die ausführlichen Mitteilungen des Ministers sanden lebhaften Beifall. Abg. Sindermann (Toz.) erklärt im Namen sei ner Parteifreunde, daß längere Ausführungen bei der Ge neraldebatte unterbleiben könnten. Seine Partei erkenne die demokratischen Grundlagen der Vorlage an bis auf die Bestimmungen über den Staatspräsidenten. Einen solchen zu wühlen, lehne seine Parier ab. Abg. N itzschke-Leutzsch (Dem.) sieht ebenfalls die Notwendigkeit einer schnellen Verabschiedung der Vorlage ein, da geordnete Verhältnisse bald wieder cingeführt wer den müßten, und Sachsen ganz besonders schwer unter dem Kriege gelitten und gehungert habe. Die Regierungsvor lage beruhe auf demokratischen Grundlagen; dagegen sei der Gedanke, einen Staatspräsidenten zu wählen, nicht im Laude populär. Ferner gibt Redner zu einigen Paragraphen, ins besondere zu den 88 7 und 12 der Vorlage noch besondere Anregungen. Abg. Fleiß ner (Unabh.) vertritt mit seiner Par tei die Meinung, daß es sich bei einer Verfassung für Sach sen nur um eine vorübergehende Erscheinung handeln könne, bis cs zu einer deutschen EinhcitSrepublik gekommen sei. Er habe die schwersten Bedenken gegen die letzt vom Reiche gemachten Ausführungen, da sie aus keinen Fall sozialde mokratisch zu nennen seien. (Bravo bei den klnabh.) Er und seine Partei lege großen Wert darauf, die geographi schen LandeSgrenzcn bei der EinhcitSrepublik in Wegfall kommen zu lassen. Die Bundesräte der einzelnen Vundcs- staalen dürften nicht weiter bestehen bleiben. Die Grund lage des kommenden gesellschaftlichen Lebens müsse di? Ge meinde sein. (Zuruf von rcchls: Leipzig.) D»c Arbeiter- räte dürften auk keinen Falk äbgcschasft, sondern müßten verfassungsmäßig verankert werden. (Zustimmung bei den Unabhängigen, Widerspruch rechts.) Zur Frage über die Einführung eines Staatspräsidenten führt er aus, daß em, Präsident mit Machtbefugnissen in einem wirklichen sozialdemokratischen Staate eine Unmöglichkeit sei. Räume «Nd An-St-rr (Eldedlatt mir MMger). D»>«ökatt Ntesa. ck* Postscheckkonto; Leipzig SlSVL Sstrnrns Rr. SO. «trokass» Riesa Nr. L2. für die Amtshauptmannschaft Großenhain, das Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba. H8
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht